Star Trek - The Next Generation: Verhöhnter Zorn - Pamela Sargent - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Verhöhnter Zorn E-Book

Pamela Sargent

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Beschreibung

Wie rettet man einen ganzen Planeten?

Die Sonne des Planeten Epictetus III entwickelt sich plötzlich zur Nova, keiner der 20 Millionen Bewohner wird die Explosion überleben. Das einzige Schiff in der Nähe ist die Enterprise, doch auch sie kann bestenfalls ein paar Tausend Epicteter evakuieren. Während die Bevölkerung in Panik und Verzweiflung zu versinken droht, entwickelt der Androide Data einen tollkühnen Plan, um zumindest einen Großteil der Leben retten zu können. Doch wenn er fehlschlägt, wird die Enterprise im Inferno der Novaexplosion verglühen.

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Die Sonne des Planeten Epictetus III entwickelt sich plötzlich zur Nova. Keiner der 20 Millionen Bewohner wird die Explosion überleben. Und nur die Enterprise befindet sich in der Nähe des abgelegenen Epictetus-Systems.

Captain Picard und seine Crew wollen jede mögliche Hilfe leisten, doch auch die Enterprise kann bestenfalls ein paar tausend Epicteter evakuieren. Und wer soll die wenigen auswählen, die überleben dürfen?

Während Epictetus in einem Chaos aus Panik und Verzweiflung zu versinken droht, entwickelt der Androide Data einen tollkühnen Plan, um zumindest dem größten Teil der Bevölkerung das Leben zu retten. Doch wenn dieser Plan scheitert, wird auch die Enterprise

PAMELA SARGENT & GEORGE ZEBROWSKI

VERHÖHNTER ZORN

Star Trek™

The Next Generation

Kapitel 1

Während Captain Jean-Luc Picard in seinem Bereitschaftsraum wartete, stellte sich ihm die Frage, was genau Starfleet eigentlich von ihm wollte. Der Föderationsrat hatte Starfleet Command keine Anweisungen gegeben und schien sich über das weitere Vorgehen im Unklaren zu sein. Picard vermutete, dass der Rat abwartete, bis seine Berater mit einem Plan aufwarteten. In der Zwischenzeit war der Captain mit einem Dilemma konfrontiert, das vermutlich unlösbar war und sehr wahrscheinlich tragisch enden würde.

Nein, gebot er sich. Es lohnte sich nicht, auch nur einen Gedanken an einen tragischen Ausgang zu verschwenden; er würde alles nur Mögliche tun, um ihn zu verhindern. Aber was konnten bloße Sterbliche, auch wenn es sich dabei um die hervorragend ausgebildete Mannschaft eines Raumschiffs handelte, gegen eine Nova unternehmen, die eine Welt mit zwanzig Millionen Bewohnern bedrohte? Wie konnte die Enterprise Hilfe leisten, wenn es nur noch wenige Tage dauerte, bis Epictetus III von seiner Sonne verschlungen wurde?

Während der kurzen Zeit, die den Bewohnern von Epictetus III noch verblieb, wollte der Föderationsrat sich, falls es ihm möglich war, auf jeden Fall hilfreich und barmherzig zeigen. Falls die Föderation tatsächlich nichts tun konnte, würde sie den Planeten jedenfalls nicht seinem Schicksal überlassen, ohne wenigstens ihre Besorgnis zu demonstrieren und eine Hilfsaktion einzuleiten. Jemand musste vor Ort sein, damit diese Bürger der Föderation wussten, dass sie nicht einfach aufgegeben und vergessen wurden. Er fragte sich, wie viel Trost das dieser stolzen und blühenden Koloniewelt zu geben vermochte, und kam zum Schluss, dass er das Gesamtbild des Problems noch nicht kannte. Es musste noch weit mehr dahinterstecken, und das gesamte Geschick und aller Einfallsreichtum seiner Mannschaft würden nötig sein, um eine Lösung zu finden – oder um zumindest sicherzustellen, dass es keine Lösung gab.

Picard berührte die Schaltfläche vor ihm. »Logbuch des Captains, Sternzeit 46300.6.« Er beugte sich vor und ließ die Arme auf der Tischplatte ruhen. »Wir haben Epictetus III erreicht und erwarten weitere Anweisungen von Starfleet. Die für den Zeitpunkt unseres Eintreffens anberaumte Besprechung mit Admiral Barbieri beginnt in fünf Minuten.« Er verspürte den Drang, noch einige Worte über sein erhofftes Zusammentreffen mit Samas Rychi hinzuzufügen, dessen Arbeit er seit langem bewunderte, aber ein persönlicher Kommentar dieser Art erschien ihm gegenwärtig nicht angemessen.

Samas Rychi zählte zu den bedeutendsten Archäologen von Epictetus III und hatte als erster eine Stätte freigelegt, die die Existenz einer weit fortgeschritten humanoiden Urzivilisation belegte. Seine weiteren Ausgrabungen, bei denen zahlreiche Stätten mit Hunderten von monumentalen und majestätischen Gebäuden freigelegt worden waren, hatten aufgezeigt, dass diese Frühkultur ganz plötzlich verschwunden war. War sie ebenso rasch zusammengebrochen wie die Zivilisation der Mayas auf der Erde? Oder hatte dieses Volk Verbindung mit einer noch weiter fortgeschritteneren Zivilisation aufgenommen und nach einer geologischen Katastrophe seinen Heimatplaneten aufgegeben, was einige vor kurzem entdeckte, beschriftete Metallplatten nahelegten? Rychi würde das nie erfahren, dachte Picard. Die Sonne, die seine Welt erhellte, würde jeden Beweis dafür vernichten, dass dieses uralte Volk überhaupt existiert hatte.

Ironischerweise war Rychi auch noch eben jener Archäologe, der vor kurzem Hinweise auf die wahre Macht der früheren Bewohner seiner Welt gefunden hatte, bevor ihre Kultur so plötzlich verschwunden war. Die Zivilisation jener Humanoiden hätte vielleicht einen Weg aus diesem Dilemma gefunden. Nun sah Samas Rychi dem Tod seiner Arbeit, dem Tod seiner Welt und sehr wahrscheinlich auch seinem eigenen Tod entgegen.

Picard stand eine Handlungsmöglichkeit offen, die allerdings mit schmerzlichen und vermutlich sogar unethischen Entscheidungen einherging. Die Enterprise konnte vielleicht ein paar tausend Menschen und einige der wichtigsten kulturellen Artefakte von Epictetus III retten. Waren Starfleet Command und der Föderationsrat bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Lage hoffnungslos war, und hatte man ihn in eine Zwickmühle hineinmanövriert, in der er gezwungen sein würde, nur eine Minimalhilfe zu leisten, weil dies die einzige Möglichkeit war?

Nein, sagte Picard sich. Weder dem Rat noch Starfleet sah es ähnlich, sich so vage, so … unsicher zu verhalten. Sie erwarteten von der Enterprise mehr als nur eine obligatorische Geste. Irgendwo in den Informationen, die gerade vom Rat, seinen eigenen Wissenschaftsoffizieren und seiner Mannschaft untersucht wurden, befanden sich bereits die Teile einer Lösung, die nur darauf warteten, dass sie zusammengesetzt würden. Lösungen präsentierten sich häufig auf diese Weise: Neue Entdeckungen waren eigentlich nicht nötig, es genügte vielmehr, bereits vorhandenes Wissen unter der Drohung einer überwältigenden Gefahr auf neuartige Weise zusammenzufügen.

Aber als er sich erhob, um die Brücke aufzusuchen, fest entschlossen, alles zu tun, was in seiner Kraft stand, sagte ihm ein Gefühl tief in seinem Inneren, er müsse sich vielleicht der Schlussfolgerung stellen, dass es keine gute Lösung für das Problem der Rettung der Bewohner von Epictetus III gab, weil sie nicht mehr genug Zeit hatten, ihnen zu helfen. Einen Großteil dieser Zeit hatte die Enterprise auf dem Weg hierher verbraucht, und jetzt konnte man die Lebenserwartung des Planeten schon nach Tagen messen. Er hoffte, dass die angesetzte Besprechung mit Admiral Barbieri sich nicht als sinnlos herausstellen würde und die Anwesenheit der Enterprise in diesem System keine falschen Hoffnungen schürte, die sich dann doch zerschlugen.

Während die Brückenmannschaft erneut Admiral Barbieris Schilderung der grimmigen Tatsachen über die bevorstehende Nova lauschte, dachte Lieutenant Commander Data über das Problem nach, das der instabile Stern präsentierte. Dies war kein Stern, der zu den klassischen Ausbruchsnovae gehörte. Ganz sicher war er kein Kandidat für eine Supernova. Er hatte einfach nicht genug Masse, um einen dieser beiden Zustände erreichen zu können. Es handelte sich um eine Sonne wie die der Erde – mit der Ausnahme, dass irgend etwas diese plötzliche Instabilität hervorgerufen hatte. Dieser Stern stellte ein ausgesprochen verwirrendes Problem dar, aber sein Verstand suchte bereits nach Erklärungen und einer Lösung.

Der Föderationsrat sah insgeheim die Rettung der Bevölkerung von Epictetus III als unmöglich an. Data musste sich eingestehen, dass es vielleicht keine Möglichkeit gab, dieses spezielle Problem zu lösen, und zwanzig Millionen Menschen zu einem sengendheißen Tod verdammt waren. Es konnte sich nur noch um Tage, vielleicht um eine Woche handeln, bis dieser gewaltsame Tod eintrat. Und während er über die Fakten nachdachte, die Admiral Barbieri einmal mehr vortrug, wurde ihm immer klarer, dass eine Warnung zu einem früheren Zeitpunkt nicht möglich gewesen war.

Er rief sich den Umstand ins Gedächtnis, dass die Enterprise selbst sich in Gefahr befand. Die instabile Sonne konnte sehr wohl fast ohne jede Vorwarnung zu einer Nova erblühen, und jede Funktionsstörung, die den Abflug der Enterprise verzögerte, konnte möglicherweise den Untergang des Raumschiffs bedeuten. Ein solches Ereignis war nicht wahrscheinlich, aber das Risiko durfte nicht außer acht gelassen werden.

»… und daher hat es nun den Anschein«, sagte Admiral Barbieri, »dass die Verlockungen dieses Systems zu schön waren, um wahr zu sein. Dank Samas Rychi wissen wir jetzt, dass der Stern Epictetus nur aufgrund eines zuvor nicht entdeckten Aggregates stabil war, das in seinem Subraumkern von der humanoiden Urzivilisation hinterlassen wurde, die einst auf dem Planeten gelebt hatte. Professor Rychi entdeckte vor kurzem eine Stätte, bei der es sich offenbar um eine Station handelt, die mit dem Stabilisierungsaggregat der Sonne in Verbindung steht, ebenso einige visuelle Darstellungen, die wahrscheinlich das Gerät selbst zeigen, und wie es dorthin versetzt wurde. Wir sind mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass diese hochentwickelte Technik offenbar nun versagt, weil die Emissionen der Sonne sämtliche klassischen Anzeichen von Instabilität aufweisen.«

Der Admiral hielt inne, griff nach einer Schalttafel vor ihm und drehte dann seine erhebliche Masse in der Null-G-Umgebung, die seit nunmehr dreißig Jahren sein Zuhause war und von der aus er regelmäßig mit dem Föderationsrat konferierte. Für einen Menschen war diese gewaltige Masse ungewöhnlich, aber der Admiral hatte Berichten zufolge sowohl eine seltene chaotische metabolische Störung als auch große Freude am Essen. Er war ein bemerkenswerter Mann, dachte Data, als er aufrief, was er über Pietro Barbieri in den Aufzeichnungen gelesen hatte: Der Admiral hatte als Fünfzehnjähriger seinen Abschluss in Astrophysik gemacht, hatte sich danach als einer der brillantesten Studenten der Starfleet-Akademie erwiesen und zwanzig Jahre als Captain eines Sternenschiffes gedient, bis sein unheilbares metabolisches Leiden und seine zunehmende Fettleibigkeit ihm das Leben als Schiffsoffizier im aktiven Dienst unmöglich gemacht hatten. Nach dem, was Data über Admiral Barbieri wusste, verbrachte er fast seine gesamte Zeit mit Nachdenken, aber offensichtlich hatte der Admiral nicht viel Zeit gehabt, um über diese Nova nachzudenken.

»Die Enterprise«, fuhr Barbieri fort, »war das einzige Schiff, das sich nahe genug an Epic III befand, um den Planeten innerhalb von einer Woche zu erreichen. Es ist ausgeschlossen, dass andere Starfleet-Schiffe rechtzeitig zu Ihrer Unterstützung eintreffen können.« Ein unbehaglicher Ausdruck huschte über sein rundes Gesicht, als empfinde er tatsächlich so etwas wie Scham. Vielleicht war es ihm tatsächlich peinlich, dass er nur so schwache Hilfe zu bieten vermochte. Starfleet und der Rat verließen sich auf den Admiral, als handelte es sich bei ihm um eine natürliche Ressource. Wenn ein Problem unlösbar erschien, hieß es, man solle sich an Pietro Barbieri wenden. Er war zu gewaltigen intuitiven Sprüngen fähig, von denen viele natürlich unlogisch erschienen. Meistens lieferten sie jedoch interessante hypothetische Vorschläge, die sich später oft als richtig erwiesen. Man sagte, Barbieri sei sehr stolz darauf, allein durch seine Intuition und seinen Intellekt dem Föderationsrat bei der Entscheidungsfindung behilflich sein zu können. Allerdings hegte Data den Verdacht, dass diese weitverbreitete Annahme nicht der Wahrheit entsprach. Schließlich war der Admiral nur ein einzelner Mensch. Viele andere standen dem Rat in beratender Funktion zur Seite, und vielleicht hatte der Admiral lediglich die Verdienste für die gedanklichen Leistungen vieler eingeheimst.

»Aber da wir nun einmal hier sind«, fragte Picard hinter Data, »was genau können wir tun?« Data schaute sich kurz um und sah, dass der Captain sich leicht in seinem Sessel vorbeugte. »Es ist unmöglich, zwanzig Millionen Epicteter in dieser kurzen Zeit umzusiedeln. Innerhalb einer Woche könnten wir nicht einmal unsere Transporter darauf einstellen, diese Menschenmengen hinaufzubeamen und zeitweilig zu speichern. Selbst wenn uns die Zeit zur Verfügung stünde, ist ein solches Verfahren noch niemals in dieser Größenordnung versucht worden. Die Fehlerquote wäre gewaltig.«

Data wusste, dass dies zutraf. Mit einem Blick über die Schulter konnte er Lieutenant Commander Geordi LaForge ausmachen, der an der technischen Station saß und Transporterchef Miles O'Brien hinter der Einsatzkontrolle bestätigend zunickte. Zwar war es interessant, über eine solche Transporterleistung zu spekulieren, aber sie lag doch weit jenseits dessen, was zuverlässig innerhalb einer Woche bewerkstelligt werden konnte. Diese Anzahl von Wesen sicher im Musterpuffer des Transporters zu speichern – immer vorausgesetzt, dass die erforderlichen umfangreichen Modifikationen rasch genug vorgenommen werden konnten –, bedeutete zwangsläufig, dass ein Transporterstrahl monatelang Tag und Nacht in Betrieb sein würde. Fehler auf Quantenebene würden zwangsweise zu einem schrecklichen Verlust der Biodaten führen. Selbst wenn man diese Verluste hinnahm, standen weder die Energie noch ein ausreichend detailliertes Programm zur Verfügung, ganz abgesehen von dem Problem, wo man eine solch gewaltige Menge an Bioinformationen rechtzeitig rematerialisieren konnte, bevor der Verfallsprozess einsetzte.

»Ganz recht, Captain.« Barbieris Hängebacken erbebten, als er den Kopf schüttelte. »Es gibt keinen Ausweg. Wenn es so weit ist, werden Sie sich darauf beschränken müssen, die wenigen Personen aufzunehmen, die Sie aufnehmen können, und vielleicht noch zwei oder drei Kulturschätze. Sie werden die Lage persönlich einschätzen müssen und dann die Entscheidungen für die entsprechenden Maßnahmen treffen. Das ist alles, was ich Ihnen dazu sagen kann. Wir können diese Welt nicht ihrem Schicksal überlassen, ohne gezeigt zu haben, dass wir uns um sie kümmern und Hilfsanstrengungen unternehmen, so vergeblich diese auch sein mögen.« Der Admiral verzog das Gesicht. »Die Föderation muss hier Präsenz zeigen, damit ihre anderen Welten erfahren, dass wir es versucht haben und die Bewohner von Epictetus III nicht ganz und gar aufgegeben wurden.«

Data kam zu dem Schluss, dass Admiral Barbieri nach allem, was sie bisher wussten, recht hatte; die Lage schien verzwickt, vielleicht sogar wirklich hoffnungslos zu sein. Data kam aber auch zu dem Schluss, dass noch niemand über sämtliche Fakten hinsichtlich der Bedrohung für Epictetus III verfügte. Und wo sowohl an Tatsachen als auch an Hypothesen Mangel herrschte, mochten sich durchaus Alternativen auftun.

Lieutenant Commander Deanna Troi sah kurz nach rechts zu Captain Picard und dann wieder auf den Frontschirm. Die Besorgnis des Captains war offensichtlich. Jean-Luc Picard würde tun, was er konnte, selbst wenn er wusste, dass seine Anstrengungen vergeblich waren, aber sie spürte die Spannung in ihm und den Zorn, den er angesichts seiner Machtlosigkeit empfand. Admiral Barbieris schwerlidrige braune Augen deuteten auf seine eigene unterdrückte Wut hin. Er musste sie auch weiterhin unterdrücken, denn es gab nichts, worauf er sie richten konnte.

Es war die Kobayashi Maru-Situation – das Szenario, das man nicht gewinnen konnte. Zwei- oder dreitausend Leben von all den Millionen zu retten – das war fast gleichbedeutend damit, gar nichts zu tun, wie wertvoll jedes einzelne Leben auch sein mochte. Wenige retten, viele zurücklassen und das Ganze dann einen Erfolg nennen …

Dieser Einsatz war unmöglich, sein Erfolgskriterium war zu eng gefasst; ganz sicher würde das zu einer schweren Beanspruchung der Offiziere und sämtlicher Besatzungsmitglieder führen. Zu viele Leben standen auf dem Spiel, zu viele würden ausgelöscht werden, als ob sie und ihre Welt niemals existiert hätten. Troi hatte sich noch nie, nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen, einer solch überwältigenden Herausforderung gegenübergesehen. Sie konnte fast spüren, wie das Innenleben der dem Tode geweihten Millionen auf sie eindrang, als ob sie eine Zufluchtsstätte wäre, in die sie sich flüchten konnten.

Plötzlich begehrte alles in ihr gegen ihre Ausbildung, ihre Pflicht, diesen Einsatz auf. Niemand, nicht einmal die organisierte Intelligenz einer Raumschiffcrew, sollte die Verantwortung übernehmen müssen, solch erschreckende und unmögliche Entscheidungen zu treffen. Selbst bei den wilden Tieren auf ihrer Welt Betazed und bei einigen Erdenspezies blieben Partner oder Geschwister in der Nähe eines sterbenden Angehörigen, um ihm in seinen letzten Stunden nah zu sein. Vernunftbegabte Wesen konnten nicht weniger tun.

Captain Picard machte nunmehr einen ruhigeren Eindruck, und ihre Überzeugung, dass er seine Fassung nicht verlieren würde, verstärkte sich. Aber ein anderes Mitglied der Brückenbesatzung barg Gefühle in sich, die sich zu qualvollen Knoten verschlungen hatten. Troi richtete die Aufmerksamkeit auf Fähnrich Ganesa Mehta, die am Kontrollpult neben Data saß. Der Rücken der jungen Frau war versteift und verriet ihre Anspannung. Ganesa Mehta war auf ihrem Posten geblieben und hatte darum gebeten, nicht abgelöst zu werden, und Commander Riker hatte diesem Gesuch entsprochen. Allmählich gelangte Troi jedoch zur Auffassung, dass er sie doch besser durch einen anderen Offizier abgelöst hätte.

Ganesa Mehta, dachte Troi traurig, war nach Hause gekommen, nur um ihre Heimatwelt Epictetus III sterben zu sehen.

Fähnrich Mehta schien – bislang – durchzuhalten. Commander William Riker hatte sie zuerst nicht an ihrer Station ausharren lassen wollen, aber sie war eine außerordentlich vielversprechende Offizierin, und er hatte ihr vertraut, als sie ihm versichert hatte, ihre Pflichten erfüllen zu können. »Ich muss tun, was ich kann«, hatte sie gesagt. »Nur herumzusitzen und zu warten, das wäre noch schlimmer.«

Admiral Barbieri sprach jetzt von dem geringen Risiko, das dieser Einsatz für die Enterprise darstellte. Riker gefiel die Vorstellung nicht, das Raumschiff so dicht an eine Nova heranzuführen, auch wenn es genug Vorwarnungen geben würde, um das Schiff rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu bringen. Reichlich Zeit, so ermahnte er sich, falls nichts schiefging, sich keine unvorhergesehenen Funktionsstörungen ergaben. Er hatte häufig genug Poker gespielt, um zu wissen, dass ein Spieler auch mit einem guten Blatt verlieren konnte, und diesmal würde der Einsatz das Leben der gesamten Besatzung der Enterprise beinhalten. Leider konnte er dieses Blatt nicht abwerfen, sondern musste es ausspielen. Aber sein Pokerinstinkt warnte ihn davor, dass es nicht klug war, mit einer Sonne zu spielen, die bald zur Nova werden würde, wenn irgendein nicht in Betracht gezogener Umstand der Enterprise eine todbringende Verzögerung bescheren konnte.

Während Riker Admiral Barbieri zuhörte, versuchte er, seine irrationale Furcht zu verscheuchen. Wenn sie weiter anhielt, würde er mit Deanna Troi darüber reden müssen. Er verlagerte seine Sitzhaltung und schaute dann an Captain Picard vorbei zu Counselor Troi. Sie saß vollkommen reglos da, und fast konnte er den Zweifel in ihr spüren, den sie niemals auf ihrem wunderschönen Gesicht zeigen würde. Und er wusste, dass auch er seine Pflicht tun würde, und wenn es ihn das Leben kostete.

Als Admiral Barbieri das Gespräch beendete, verharrten die Crewmitglieder auf der Brücke in Schweigen. Dann zeigte der Frontschirm die Sonne, aus der bald eine Gewalt hervorbrechen würde, die den üblichen brodelnden Hexenkessel eines Sterns bei weitem übertraf. Von außen betrachtet verriet der Stern nichts von der Anwesenheit der Furie, die sich nach ihrer äonenlangen Gefangenschaft anschickte, alles Leben vom dritten Planeten dieses Systems hinwegzufegen. Riker wusste, dass die Instrumente der Enterprise mittlerweile genügend Informationen aufgezeichnet hatten, um das bevorstehende Höllenfeuer mit Gewissheit vorhersagen zu können.

Dann bemerkte er noch etwas und beugte sich vor, um das Anzeigefeld vor seinem Platz zu mustern. Die Sensoren der Enterprise hatten zwanzig unterlichtschnelle Raumschiffe aufgespürt, die zum Rand dieses Sonnensystems flogen. Sie hatten offenbar schon eine ganze Weile Schub gegeben, um so weit gekommen zu sein, und konnten nur von Epictetus III gestartet sein.

»Zwanzig Unterlichtschiffe verlassen gerade das System«, sagte Lieutenant Worf von seinem Platz hinter Troi.

»Computer«, sagte Picard, »Sicht in Heckrichtung.« Der Schirm zeigte die winzigen Flecken der Unterlichtschiffe. Er wandte sich Riker zu. »Wohin wollen die denn fliegen?«

Die Frage war rein rhetorisch. Picard war sich der Tatsache bewusst, dass mit der üblichen Sublichtbeschleunigung die Schiffe bestenfalls den interstellaren Raum erreichen konnten. Wenn sie erst einmal draußen waren, hatten sie eine gewisse Chance, den Schock durch die Nova zu überstehen, aber sie hatten kein Ziel, es gab keinen Hafen, den sie in einer einigermaßen vernünftigen Zeitspanne hätten anlaufen können.

Kapitel 2

Als der blaugrüne Globus von Epictetus III auf dem Hauptschirm der Brücke erschien, spülte eine Welle ängstlicher Anspannung über Deanna Troi hinweg. Die Empfindung erschütterte sie so stark, dass sie sich auf ihrem Platz zurücklehnte. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Selbstbeherrschung zurückerlangte.

Sie wusste, dass Epictetus III in dem Ruf stand, eine schöne Welt zu sein, und ihre Bewohner waren für ihre künstlerischen Errungenschaften und ihre Aufgeschlossenheit allen Künsten gegenüber bekannt. Bilder von den Städten des Planeten hatten anmutige Gebäude gezeigt, umgeben von blühenden Gärten. Die meisten Epicteter lebten an den Ost-, Süd- und Westküsten von Themis, einem Kontinent, der etwa so groß war wie das irdische Australien und in der Äquatorregion von Epictetus III lag; allerdings lebten etwa zweihunderttausend Menschen in der Stadt Boreas auf dem weitaus kleineren Nordkontinent Metis.

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