Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 15. Die Ruinen von Coruscant - Sean Williams - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 15. Die Ruinen von Coruscant E-Book

Sean Williams

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Beschreibung

Der Krieg der Sterne geht weiter!

Der Ansturm der Yuuzhan Vong und die politischen Querelen im Inneren haben die Neue Republik untergehen lassen. Doch der Widerstand lebt. Während Han Solo und Leia neue Pakte schmieden, tritt Luke Skywalker eine Mission ins Unbekannte an: Irgendwo in den Weiten der Galaxis gibt es den Planeten Zonama Sekot – mit eigenem Bewusstsein! Er soll einst einen Angriff der Yuuzhan Vong erfolgreich zurückgeschlagen haben. Wenn es Luke gelingt, den Planeten zu finden und seine Hilfe zu erlangen, könnten die Invasoren vielleicht doch noch besiegt werden …

Die alten Favoriten der Fans, Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia, unterwegs zu neuen Abenteuern!

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Seitenzahl: 589

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Inhaltsverzeichnis

WidmungDanksagungenDramatis PersonaePrologTeil Eins - KreuzwegTeil Zwei - ZielTeil Drei - EingreifenTeil Vier - VerpflichtungEpilogCopyright

Für Nydia und Kirsty

Danksagungen

Wir möchten gerne folgenden Personen für ihre Hilfe in vielen unterschiedlichen Bereichen danken: Greg Bear, Ginjer Buchanan, Chris Cerasi, Leland Chee, Richard Curtis, Sam Dix, Jeff Harris, Nick Hess, Greg Keyes, Jim Luceno, Midge »McCool« McCall, Christopher McElroy, Ryan Pope, Michael Potts, Sue Rostoni, Shelly Shapiro, Walter Jon Williams und Lucy Wilson. Die Mount Lawley Mafia und das SA Writers’ Centre haben, wie immer, wertvolle Unterstützung geleistet. Was wir den vorangegangenen Autoren der Serie verdanken – und jedem, dessen Kreativität jemals sowohl die Erbe-der-Jedi-Ritter-Serie als auch das Star-Wars™-Universum bereichert hat –, lässt sich in Worten nicht ausdrücken. Der herzliche Empfang, der uns beim Eintritt ins Team zuteil wurde, zeigt deutlich die Lebendigkeit der Gemeinschaft, die um diese Geschichten herum gewachsen ist. Besonders möchten wir uns bei George Lucas bedanken, der diese Geschichte begonnen hat, und bei den Fans, die die herausfordernde Aufgabe, sie fortzusetzen, wenn schon nicht einfacher, so doch unendlich angenehmer machen.

Dramatis Personae

Arien Yage, Captain der Widowmaker

Cal Omas, Staatschef der Galaktischen Föderation Freier Allianzen

Cilghal, Jedi-Meisterin, Mon Calamari

Danni Quee, Wissenschaftlerin

Gilad Pellaeon, Imperialer Großadmiral

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Jacen Solo, Jedi-Ritter

Jagged Fel, Führer der Chiss-Staffel

Jaina Solo, Jedi-Ritter, Führerin der Zwillingssonnen-Staffel

B’shith Vorrik, Kommandant der Yuuzhan Vong

Kunra, ehemaliger Krieger der Yuuzhan Vong

Kyp Durron, Jedi-Meister

Leia Organa Solo, ehemalige Diplomatin der Neuen Republik

Luke Skywalker, Jedi-Meister

Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin

Nom Anor, ehemaliger Exekutor der Yuuzhan Vong

Todra Mayn, Captain der Pride of Selonia

Saba Sebatyne, Jedi-Ritter, Barabel

Shoon-mi Esh, Beschämter der Yuuzhan Vong

Tahiri Veila, Jedi-Ritter

Tekli, Jedi-Ritter, Chadra-Fan

Thrum, Stellvertretender Primas der Fia

Vuurok I’pan, Beschämter der Yuuzhan Vong

Es gibt drei Wege, einen Feind zu besiegen. Der erste und offensichtlichste besteht darin, ihn bei einer Kraftprobe niederzuwerfen. Der beste Weg ist, dafür zu sorgen, dass er sich selbst zerstört … Der mittlere Weg vernichtet den Feind von innen her. Eine wohl überlegte Anwendung des mittleren Wegs wird die Schläge umso wirkungsvoller machen, wenn man sich später für den Weg der Kraft entscheidet. Und vom mittleren Weg aus ist es auch möglich, den Feind auf den Pfad zur Selbstzerstörung zu drängen.

UUEG TCHING von Kitel Phard, vierundfünfzigster Kaiser von Atrisia

Prolog

Als Saba Sebatyne aus dem Hyperraum kam, wusste sie sofort, dass Barab I brannte. Normalerweise zeigte der Planet ein wolkiges, graues Gesicht, beleuchtet von seiner Sonne, einem mürrischen Roten Zwerg, aber nun nahmen Sabas infrarotsensible Augen ein Inferno wahr. Rauch stieg hoch in die Atmosphäre des Planeten, und seine Oberfläche brodelte vor Empörung über die ihr kürzlich zugefügten Wunden.

Saba wollte unbedingt das schlechte Vorgefühl, das sich ihr aufdrängte, unterdrücken, wollte leugnen, was sie sah, und raste mit ihrem X-Flügler im Sturzflug auf die Oberfläche zu, um besser sehen zu können, was geschehen war.

Es war einfach unmöglich, sagte sie sich. Es musste dort drunten doch noch jemand am Leben sein!

Aber ihre Schirme blieben leer. Es gab keine Schiffe im Orbit, keine Kommunikationsquellen, keine Lebenszeichen.

»Hier spricht Saba Sebatyne«, sagte sie ins Kom. »Wenn jemand mich hören kann, antwortet bitte. Antwortet!«

Schweigen war alles, was sie vernahm, durchzogen von Statik.

Sie schüttelte den flachen, ledrigen Kopf und hoffte vergeblich, diesen Anblick, diese Gedanken, diese Wahrheit abschütteln zu können. So viele Planeten waren gefallen, seit die Yuuzhan Vong in die Galaxis eingedrungen waren – aber nicht Barab I. Ein Teil von ihr hatte immer gewusst, dass die Möglichkeit bestand, aber sie hatte sich nie vorstellen können, dass dies ihrem Heimatplaneten tatsächlich zustoßen würde.

Sie versuchte es noch einmal mit dem Kom, nicht, weil sie ernsthaft eine Antwort erwartete, sondern weil es offenbar nichts anderes gab, was sie tun konnte.

»Reswa?« Ihre Stimme brach bei dem Gedanken, dass ihre Brutgefährtin in diesen grausamen Feuern umgekommen sein könnte. Wegen Reswa war sie zu ihrem Heimatplaneten zurückgekehrt. Ihre Brutgefährtin hatte sich auf die rituelle Jagd nach einem Shenbit-Knochenbrecher begeben wollen, die Teil ihres Übergangs ins Erwachsenenleben war, und sie hatte Saba gebeten, dabei Zeugin zu sein. Es war eine Ehre, um so etwas gebeten zu werden, und eine Ablehnung der Einladung wäre als schwere Beleidigung aufgefasst worden – besonders wenn die Person, die sie gebeten hatte, ein Familienmitglied war.

Familie … das Wort hatte nie einen so leeren Klang gehabt wie jetzt. Freunde, Verwandte – sie waren alle tot. Nichts hätte die Flammen überleben können, die nun Sabas Heimatplaneten verwüsteten. Und je näher sie der Planetenoberfläche kam, desto Entsetzlicheres sah sie. Der Raumhafen von Alater-ka war ein schwelender Krater, die Shenbit-Reservate nichts als brodelnde Lavaebenen, die Shaka-ka-Gedenkstätte glitt unaufhaltsam in ein dampfendes Meer …

Sie lenkte ihren X-Flügler durch die oberen Schichten der Atmosphäre, und das Schiff wurde von den heißen Gasen, die aus den rauchenden Ruinen ihres Heimatplaneten aufstiegen, wild hin und her geschleudert.

»Diese hier hätte da sein sollen«, flüsterte sie. Sie wusste, das war ein dummer Gedanke. Selbst wenn sie da gewesen wäre, hätte sie nichts daran ändern können, dass …

Alle Gedanken setzten aus.

Sie sah sie.

Über dem Horizont des Planeten näherte sich ein kleines Kontingent von Korallenskippern – insgesamt vier –, die aus einer niedrigen Umlaufbahn kamen, wo Sabas Scanner sie zuvor nicht erfasst hatten. Sie eskortierten ein Schiff von einer Art, wie Saba es noch nie zuvor gesehen hatte: eine riesige, vage eiförmige Masse, die schwerfällig gegen die Anziehung des Planeten anmanövrierte. Es erinnerte die Barabel an einen aufgeblasenen Ballon, der kurz vor dem Platzen stand.

Was immer dieses Schiff darstellen mochte, es und seine Eskorte waren alles, was nach dem Angriff, der Sabas Welt zerstört hatte, im System geblieben war. Vielleicht eine Aufräumeinheit. Was auch immer. Es war egal. Selbst wenn hundert Kampfkreuzer der Yuuzhan Vong dort draußen gewesen wären, hätte das nichts an ihrer Reaktion geändert …

Sie ließ zu, dass ihre Trauer ungehindert aufstieg, und spürte, wie sie zu einem Zorn wuchs, der sich sehr angenehm anfühlte und sofort ihren emotionalen Schmerz linderte. Und sie wusste, dass sie noch mehr Linderung erfahren würde, wenn sie jetzt handelte.

Sie biss die rasiermesserscharfen Zähne zusammen und brachte ihr Schiff auf einen Abfangkurs zu den Korallenskippern. Zunächst bemerkten die feindlichen Piloten sie nicht – sie gingen zweifellos davon aus, dass aller Widerstand erstickt war. Erst als Saba sich praktisch vor ihnen befand, brachen die Skips aus der Formation; drei lösten sich und gingen auf Abfangkurs. Für das Skip, das dem ballonartigen Schiff am nächsten war, war es bereits zu spät: Saba beschoss es mit ihren Lasern und schrie dabei vor Wut. Sie erwartete nicht wirklich, dass ein solch grobschlächtiger Angriff etwas erreichen würde, außer ihr die Aufmerksamkeit der Feinde zu sichern, also war sie überrascht, als der Korallenskipper in einem rot glühenden Blitz explodierte.

Die Explosion hatte die unerwartete Auswirkung, dass Sabas Kopf klarer wurde. Der Dovin Basal des Skips musste im Kampf mit den Barabels bereits beschädigt worden sein. Solch ein schlichter Sieg so früh im Kampf verblüffte die Barabel. Vielleicht, dachte sie, gab es auch noch einen anderen Grund, weshalb sie nicht mit einem Sieg gerechnet hatte. Sie war einfach in den Kampf geflogen und hatte erwartet zu sterben – nein, sie hatte sterben wollen. Ihr Volk war vernichtet, und daher war sie tief drinnen zu dem Schluss gekommen, dass sie ebenfalls tot sein sollte.

Nun steckte sie in einem Dilemma – und in einem, dem sie sich vielleicht nicht entziehen konnte. Zwei der verbliebenen Skips näherten sich von hinten und schleuderten Ströme von glühendem Plasma nach ihr. Ihr Todeswunsch war verschwunden, und sie reagierte entsprechend. Sie vermied das Schicksal der anderen Barabels, indem sie den X-Flügler nach unten kippte. Etwas von dem Plasma erreichte trotzdem sein Ziel und schwächte sofort ihre Schilde.

Sie hatte keine Zeit zu überprüfen, ob das Skip hinter ihr geblieben war. Ihre R2-Einheit pfiff eine dringliche Warnung: Ein weiterer feindlicher Jäger kam rasch an Backbord näher. Sie riss ihr Schiff nach oben, und ihr Cockpit erbebte, als Plasmakugeln dicht vorbeirasten. Sie verzog das Gesicht. Das letzte Geschoss musste nur Millimeter an ihrem Flügel vorbeigegangen sein.

Es blieb kaum Zeit, dem Droiden für die Warnung zu danken, bevor die ersten beiden Skips zu einem weiteren Angriff zurückkehrten. Es waren zu viele, das wusste sie; wenn sie weiterhin defensiv bliebe, würden sie sie früher oder später erwischen – und deckungslos, wie sie war, blieb ihr nichts anderes übrig, als defensiv zu sein.

Mit diesem Gedanken brachte sie ihren X-Flügler näher an das größere Yuuzhan-Vong-Schiff heran. Sie flog präzise, kam dicht unter den massiven, knollenartigen Rumpf und spürte, wie Dovin Basale an ihren Schilden zogen. Sie schienen allerdings nicht so wirkungsvoll zu sein wie die Dovin Basale anderer Schiffe, denen sie schon gegenübergestanden hatte. Diese Geschöpfe dienten offenbar einem anderen Zweck; Saba wusste nur nicht, welchem.

Sie schoss unter dem Bauch des Dings durch, überzeugt, jetzt zumindest von einer Seite gedeckt zu sein, und verfolgte das Skip, dessen Flügelmann sie bereits erwischt hatte. Es versuchte sie abzuschütteln, aber sie konnte lange genug hinter ihm bleiben, um seinen Dovin Basal ins Visier zu nehmen. Als die Zielvorrichtung aufleuchtete, schoss Saba einen ihrer Torpedos ab. Sie hatte so etwas oft genug getan, um zu spüren, wann es ein guter Schuss war, und sobald ihr Finger den Abzug berührte, wusste sie, dass sie das Schiff treffen würde. Der Torpedo explodierte im Ziel und überflutete die Verteidigung des Skips, was es Saba erlaubte, ihm mit einer Lasersalve ein Ende zu machen. Sie stieß einen erfreuten Ruf aus, als der Korallenskipper von mehreren Explosionen zerrissen wurde.

Dieses Gefühl des Triumphs verschwand allerdings schnell wieder, als sie den X-Flügler herumzog und erneut ihren Planeten brennen sah. Nein, an diesem Tag konnte es keine Freude geben, erinnerte sie sich.

Eine neue Warnung des Droiden erklang. Diesmal überprüfte sie nicht einmal, woher der Angriff kam, sondern rollte den X-Flügler einfach auf das Hauptschiff zu. Die Oberfläche des Dings schien sich auf seltsame, kaum wahrnehmbare Art zu wellen, als Saba vorbeikam, beinahe wie ein mit Wasser gefüllter Beutel, obwohl sie immer noch so rau aussah wie das Äußere der Korallenskipper. Sie bemerkte auch noch etwas anderes: riesige Tentakel, die vom Heck des Schiffs ausgingen und herumfuchtelten, als wollten sie nach Sabas Schiff greifen.

»Was ist daz?«, sagte sie laut und erwartete eigentlich keine Antwort. Dennoch begann die R2-Einheit hinter ihr zu pfeifen. Sie brauchte die Übersetzung nicht zu bemühen, um zu wissen, dass der Droide nicht über genügend Informationen verfügte, um ihr eine befriedigende Antwort zu geben.

Sie blieb weiterhin dicht an dem großen Schiff, zog den Jäger aber immer wieder zur Seite, um den Tentakeln zu entgehen. Erneut flog sie unter dem Schiff hindurch, als eines der Skips ihr zu nahe kam und ein paar schlecht gezielte Geschosse auf sie abfeuerte. Es fiel ihr nicht schwer, dem Angriff auszuweichen, und das Plasma verteilte sich im Raum. Die Skips würden nicht schießen, wenn sie sich zwischen ihnen und ihrem Schutzbefohlenen befand.

Aber was ist dieses Ding?, fragte sie sich erneut. Und warum waren die Skips in seiner Nähe so vorsichtig? Es schien keine Verteidigung zu haben, wenn man von dieser kleinen Eskorte von Korallenskippern einmal absah, und seine einzige Waffe waren offenbar diese Tentakel, die ununterbrochen nach ihr schlugen. Wenn es noch andere Verteidigungsmöglichkeiten gab, warum setzten sie sie dann nicht ein?

Es war jedoch unmöglich, weiter darüber nachzudenken. Ihre Zeit wurde knapp. Sie konnte nicht unendlich lange defensiv bleiben. Andere Angehörige der Yuuzhan-Vong-Flotte würden bald eintreffen, um ihren Kameraden zu helfen, da war sie sicher.

Wieder beschleunigte sie den X-Flügler und riss ihn hin und her, um den Tentakeln zu entgehen, während sie gleichzeitig eins der näher kommenden Skips mit Laserfeuer überzog. Die Schüsse wurden von dem Schwarzen Loch des Dovin Basals absorbiert, aber es genügte, um den Piloten zu einem Ausweichmanöver zu veranlassen. Das verschaffte Saba ein paar wertvolle Sekunden, um in eine bessere Position zu gelangen. Sie zog ihren Jäger in einen Rückwärtslooping, flog um die Oberseite des großen beutelartigen Schiffs und von oben auf das Skip zu. Sie wartete nicht, bis sie den Dovin Basal im Visier hatte, sie schoss einfach. Der Torpedo detonierte zu früh, um von Nutzen zu sein. Saba verfluchte diesen übereilten Schuss; ein verschwendeter Torpedo!

Aber sie hatte keine Zeit, ihr Pech zu beklagen. Rasch zog sie ihren Jäger wieder herum und begann erneut, das Skip zu verfolgen. Es feuerte glühendes Plasma aus seinen Seitengeschützen ab. Eine Hand voll davon traf Sabas vordere Schilde. Der Jäger erbebte bei dem Aufprall, und Saba fauchte, als ihre R2-Einheit einen weiteren zwölfprozentigen Energieabfall bei den Schilden meldete.

Entschlossen folgte sie dem Skip und blieb störrisch an ihm kleben, rings um das große Schiff herum, wobei sie seinen Dovin Basal ununterbrochen mit der Zielvorrichtung anpeilte. Endlich hatte sie ihn im Visier und setzte dazu an, den Torpedo abzuschießen, aber in diesem Augenblick kam das zweite Skip um das Hauptschiff herum und feuerte eine Plasmasalve ab. Saba riss den X-Flügler scharf herum, direkt auf das sich nähernde Skip zu; ihre vorderen Schilde fingen den größten Teil des heißen Plasmas ab und wurden dadurch noch weiter geschwächt.

Ein Tentakel peitschte hinter ihr her, schlängelte sich durch den Raum, wollte zuschlagen. Instinktiv zog sie die Nase ihres Jägers nach unten, was den Korallenskipper hinter ihr direkt mit dem zuckenden Anhängsel des Hauptschiffs kollidieren ließ. Der Schlag des Tentakels riss die Hälfte der Außenhaut von dem Korallenskipper ab. Saba folgte dem unkontrolliert weitertrudelnden feindlichen Jäger und beschoss ihn mit ihren Lasern, bis er sich in eine Dampfwolke verwandelte.

Der Freudenschrei blieb ihr jedoch in der Kehle stecken, als sie einen Sekundenbruchteil später sah, wie das verbliebene Skip aus dem Dampf seines explodierten Kameraden hervorschoss. Saba konnte ihm gerade noch ausweichen; es verfehlte sie um etwa fünf Meter. Sie riss den X-Flügler geschickt herum und spürte, wie die Selbstsicherheit zurückkehrte, die ihr seit Beginn des Kampfs gefehlt hatte. Nun, da sie die Verhältnisse ein wenig ausgeglichen hatte, war ihre Chance zu überleben erheblich größer. Sie musste sich einfach nur weiterhin konzentrieren – und auf diese Tentakel achten!

Das Skip versuchte, sie vom Hauptschiff wegzulocken. Das war ihr jetzt gleich. Da sie es nur noch mit einem einzigen feindlichen Jäger zu tun hatte, hatte sie keine Angst mehr, nicht mit der Situation fertigzuwerden.

Sie jagte das Skip mehrere tausend Kilometer von dem Tentakelschiff weg und wartete auf die Gelegenheit zu einem guten Schuss. Das Skip feuerte ständig, füllte den Raum hinter sich mit Strömen glühenden Plasmas, die auf Sabas X-Flügler niederregneten.

Ihre R2-Einheit pfiff eine Warnung: Die Schilde waren vollkommen zusammengebrochen. Das war gleich; Saba musste an ihrem Ziel bleiben, bis sie eine Gelegenheit erhielt. Als das geschah, beschoss sie den Dovin Basal mit Stotterfeuer und setzte dann einen einzelnen Torpedo ab. Ein perfektes Manöver, das wusste sie einfach – und ihr Instinkt wurde einen Augenblick später bestätigt, als der Dovin Basal überladen und das Skip damit schutzlos war. Der Pilot versuchte verzweifelt, der Verfolgung zu entgehen, aber es half ihm nichts. Saba setzte noch einmal die Laser ein und sah zufrieden zu, wie das Feuer sich ins Heck des feindlichen Jägers bohrte und dieser in einem gleißend hellen Blitz explodierte.

Angesichts dieses Siegs hätte sie gerne ein lautes Lachen ausgestoßen. Aber es war eine freudlose Reaktion, geboren aus Bitterkeit und Trauer. Was half ein Sieg, wenn ihr Planet brennend hinter ihr im Raum hing und ihr Volk tot war?

Mit lautem Zischen zog sie ihren X-Flügler herum, um das letzte Yuuzhan-Vong-Schiff anzugreifen. Es hing vor ihr wie ein lebender Mond – ein Ziel, das man unmöglich verfehlen konnte. Saba setzte nicht einmal den Zielcomputer ein; sie zielte einfach und feuerte ihre verbliebenen drei Torpedos mit grimmiger Genugtuung auf das riesige Schiff.

Sie sanken problemlos in die Hülle des Schiffs. Drei Explosionen ereigneten sich in schneller Folge, tief im Bauch des Raumers. Ein Riss brach an der Seite auf, umrandet von Flammen. Die Tentakel zuckten hektisch wie vor Schmerz.

»Für die Barabels«, flüsterte sie. »Und für unsere Heimat.«

Sie brachte ihren Jäger in Schräglage, um erneut Kurs auf das feindliche Schiff zu nehmen, und nun, da die Vollendung ihrer Rache so unmittelbar bevorstand, begann ihr Herz zu rasen. Sie wusste, an den kommenden Augenblick würde sie noch viele Jahre voller Freude denken, so sehr sie auch um jene trauerte, die sie verloren hatte.

Laserschüsse trafen die Seite des Schiffs, verbreiterten den Riss und schufen unzählige neue. Zu Sabas Überraschung und Enttäuschung explodierte das Schiff allerdings nicht. Stattdessen riss der Beutel von oben nach unten auf und verzog sich wie ein Stück Obst, das zu lange in der Sonne gelegen hatte. Aus dem Riss ergoss sich ein seltsames, durchscheinendes Gel, gefolgt von etwas, das aussah wie sechszackige Sterne.

Sterne? Sie lockerte den Griff am Lasergeschützauslöser. Wie war das möglich? Tausende von ihnen fielen in den Raum und glitzerten im infraroten Sternenlicht. Es konnten keine Waffen sein, denn sonst hätte das seltsame Schiff sie schon zuvor eingesetzt. Es war auch sicher keine Beute, denn nichts auf Barab, das irgendwie von Wert gewesen war, hatte eine solch seltsame Form …

Sie reduzierte die Geschwindigkeit und näherte sich vorsichtig, um genauer hinsehen zu können. Ihre R2-Einheit wählte einen Stern aus der wirren Masse und zeigte ihn ihr auf dem Display. Eisige Kälte breitete sich in Sabas Eingeweiden aus, als sie erkannte, was die Zacken dieser »Sterne« waren.

Zwei Arme, zwei Beine, ein Kopf und ein Schwanz.

Nichts, das irgendwie von Wert gewesen wäre …

Der Gedanke hallte in ihrem Kopf wider, als sie entsetzt begriff, was geschehen war. Die Yuuzhan Vong interessierten sich nicht für Metalle oder Edelsteine. Ihre Biowissenschaften hatten keine Verwendung für die Reichtümer von Barab I. Aber sie machten Gefangene, und die mussten sie irgendwie transportieren.

Mein Volk!

Saba sah hilflos zu, wie das Schiff weiterhin seinen Inhalt in das kalte Vakuum des Raums entlud. Ihr ganzes Wesen wurde von einer Trauer erfasst, die heftiger brannte als die Feuer, die unter ihr auf dem Planeten tosten. Ihr letzter Gedanke, bevor Tränen ihren Blick verschleierten, war ein verzweifelter, herzzerreißender Schrei:

Was habe ich getan?

Teil Eins

Kreuzweg

Drei Monate später

»Ich sage, wir kämpfen weiter!«

Die Stimme hallte durch die riesige Kuppelhalle, die als Ersatz für die Große Versammlungshalle auf Coruscant diente, in der der Senat zuvor getagt hatte. Da sich Coruscant derzeit in den Händen der Yuuzhan Vong befand, hatte man Mon Calamari zum vorübergehenden Regierungsplaneten der Galaktischen Allianz erklärt. Daher war es nun der Gastgeber ihrer politischen Vertreter – eine erheblich kleinere Gruppe, als sich vor der Invasion durch die Yuuzhan Vong bei einer Vollversammlung des Senats zusammengefunden hätte, aber immer noch mehrere hundert Personen.

Die Senatoren reagierten auf den Aufruf zum Kampf in der Weise, die ihre jeweilige Spezies bevorzugte. Es gab Pfiffe, Grunzen, Kreischen und Ultraschall-Grollen. Einige fuchtelten mit Fortsätzen, andere stampften mit Füßen. Und wieder andere, darunter Leia Organa Solo, blieben ruhig. Sie stand vollkommen reglos da und öffnete sich langsam der Macht, um zu spüren, wie ihre Umgebung aufgrund der widerstrebenden Emotionen knisterte und flackerte.

Der Sprecher, ein säuerlich aussehender Sullustaner namens Niuk Niuv, schritt mit einer Energie auf dem Podium hin und her, die nicht so recht zu seiner Größe passen wollte. Eindeutig verärgert über die plötzliche Unruhe, hob er eine Hand ans Ohr, um sein Unbehagen anzuzeigen, während er mit der anderen eine abwehrende Geste machte, die die Menge zum Schweigen bringen sollte. Er trug akustische Dämpfer, aber der Lärmpegel in der Halle tat seinen empfindlichen Ohren immer noch weh.

»Wir haben sie in die Defensive getrieben«, sagte er und wandte die großen schwarzen Augen wieder den Versammelten zu. »Sie haben sich zu weit ausgebreitet und sind schlecht darauf vorbereitet, sich zu verteidigen. Sie haben nicht erwartet, sich in der Spätphase des Krieges noch verteidigen zu müssen – und genau aus diesem Grund müssen wir unseren Vorteil nutzen! Eine solche Gelegenheit zu ignorieren wäre, als legten wir unseren kollektiven Kopf erneut auf den Richtblock!«

»Und wer hat ihn von diesem Richtblock geholt?« Der Ruf kam von der anderen Seite des Saals. Leia erkannte die Stimme sofort als die von Thuv Shinev von der Tion-Hegemonie.

Niuk Niuv verzog das Gesicht zu einem fleischigen Zähnefletschen. »Das ist irrelevant!«, erklärte er gereizt.

»Tatsächlich?«, brüllte Shinev. »Das denke ich nicht. Die Jedi wurden von vielen viel zu lange mit Verachtung und Misstrauen behandelt. Wenn wir nun endlich eine Chance haben, die Yuuzhan Vong zurückzudrängen, sollten wir zumindest ihre Ansichten zu diesem Thema hören!«

»Wenn Sie es für notwendig halten, bleibt es Ihnen unbenommen, den Jedi zu danken«, erwiderte der Sullustaner. »Ich behaupte nicht, dass sie es nicht verdient hätten. Aber nicht sofort gegen die Yuuzhan Vong zurückzuschlagen, wäre Wahnsinn, ganz gleich, was die Jedi sagen! Wir müssen den Vong beweisen, dass man uns nicht unterwerfen kann und dass wir ihr Joch abschütteln werden! Sie haben genug Schaden angerichtet. Es wird Zeit, dass wir ihnen zeigen, wem diese Galaxis wirklich gehört! Wir müssen gnadenlos zurückschlagen, und zwar sofort!«

Unter den Senatoren erhob sich vereinzelter Jubel. Er war laut, aber nicht so ohrenbetäubend, wie Leia befürchtet hatte. Nach so vielen mörderischen Niederlagen waren die meisten Politiker nicht sicher, ob man die Yuuzhan Vong wirklich so leicht vertreiben konnte, wie Niuk Niuv behauptete. Aber ihr Wille, es zu versuchen, ließ sich nicht leugnen.

Als Leia den Blick über die Menge schweifen ließ, entdeckte sie das schmale Gesicht von Kenth Hamner auf der anderen Seite des Raums. Sie schloss aus seiner finsteren Miene, dass er vorhatte, Niuk Niuv zu widersprechen. Aber es war eine andere, die ihre Bedenken vortrug.

»Was, wenn Sie Recht haben?« Leia erkannte Releqy A’Kla, Tochter des Camaasi-Senators Elegos A’Kla, der in den frühen Tagen des Krieges von dem Yuuzhan-Vong-Kommandanten Shedao Shai in einem Ritual ermordet worden war. Da sie ihn schon öfter in seiner Abwesenheit vertreten hatte, hatte Releqys Volk sie für die Dauer der Krise zur Nachfolgerin ihres Vaters gewählt. »Was, wenn wir sie tatsächlich schlagen können?«

»Dann werden wir siegen!« Niuk Niuvs große runde Augen strahlten beim Gedanken an den bevorstehenden Ruhm.

»Und zu welchem Preis?« A’Klas feine goldene Daunen bebten, so erschüttert war sie. »Die Yuuzhan Vong kämpfen bis zum Tod, Senator. Admiral Ackbar hat diese Tatsache bei Ebaq 9 gegen sie ausgenutzt. Ich glaube nicht, dass Ihnen wirklich klar ist, was das bedeutet.«

»Es ist mir durchaus klar«, sagte der Sullustaner. »Aber ich weiß auch, dass das nicht unsere Verantwortung ist. Wäre die Situation umgekehrt, würden sie uns zweifellos das Gleiche antun.«

»Es tut mir leid, aber mein Volk kann solchen Völkermord unter keinen Umständen unterstützen«, sagte sie. Sie hob ihre lange dreifingrige Hand an die Brust. »Wir sind Pazifisten, Senator. Wir wollen unser Gewissen nicht mit etwas so Entsetzlichem belasten.«

»Ich achte die Ethik Ihres Volks«, erwiderte Niuk Niuv. Er wandte sich leicht von ihr ab, um alle Versammelten anzusprechen, und fuhr fort: »Wenn es eine Alternative gäbe, würde ich sie in Erwägung ziehen. Aber ohne eine solche Alternative bin ich nicht bereit, einfach abzuwarten, bis die Yuuzhan Vong erneut zuschlagen!«

Weiterer Jubel erklang. »Es ist gut und schön für Pazifisten, über Mitgefühl und Zurückhaltung zu sprechen, aber sie sind es, die den Vorteil aus dem Frieden beziehen werden, den wir mit unseren Taten herbeiführen werden!« Niuv schaute Releqy A’Kla noch einmal an. »Was nützt Ihnen Ihr Pazifismus, wenn Sie tot sind, Senatorin?«

Releqy A’Kla ließ sich wieder nieder und blinzelte verzweifelt.

»Wir werden die Yuuzhan Vong zerschmettern«, fuhr Niuk Niuv fort, erneut an sämtliche Vertreter der Galaktischen Allianz gewandt, und stieß die Faust in die Luft. »Und dann schicken wir ihre Überreste dorthin zurück, wo sie hergekommen sind!«

Diesmal war der Jubel lauter. Staatschef Cal Omas, Alderaaner wie Leia selbst, schwieg. Es wäre in diesem Augenblick, in dem die Mehrheit so eindeutig hinter Niuk Niuv stand, sinnlos gewesen, noch etwas einzuwenden.

Leia sah, dass Hamner auf der anderen Seite noch finsterer dreinschaute, bevor er den Kopf schüttelte und leise aus der riesigen Halle schlüpfte.

»Endlich müssen sie einsehen, dass wir Recht hatten.«

Die Versammlung der Jedi, die in einem Raum nicht weit von der Kuppelhalle stattfand, in der sich die Senatoren trafen, war der Anzahl nach ähnlich reduziert, aber auch ähnlich leidenschaftlich. Jedi-Meister Luke Skywalker hatte dieses Treffen einberufen, um über Strategien für die nächsten Stadien des Kriegs gegen die Yuuzhan Vong zu sprechen. Waxarn Kel, der derzeit das Wort hatte, ging vor den Versammelten auf und ab wie ein Tier im Käfig. Sein Gesicht und der haarlose Kopf waren von frischen Narben bedeckt, was zeigte, dass er beinahe ein weiteres Opfer der Anti-Jedi-Vendetta der Yuuzhan Vong geworden wäre.

»Kannst du das näher erläutern?«, fragte Luke. Er saß auf dem Podium vorn im Raum, ein Knie hochgezogen, um seinen rechten Arm zu stützen, dessen Hand wiederum sein Kinn stützte. Die unnatürliche Kälte der künstlichen Haut seiner Hand half ihm ein wenig, einen kühlen Kopf zu bewahren. Kel blickte stirnrunzelnd zu ihm auf. »Muss ich das wirklich?«, fragte er mit einer Mischung aus Gereiztheit und Überraschung. Dann wandte er sich wieder dem Rest der Jedi zu und sagte: »Man hat uns quer durch die Galaxis verleumdet, gejagt und niedergemetzelt. Wir sind zum Sündenbock für alles geworden, das sich die Neue Republik durch ihre Selbstgefälligkeit und Unfähigkeit zu reagieren selbst eingehandelt hat. Wir haben ihnen Dinge gesagt, die sie nicht hören wollten, und worin bestand unsere Belohnung? Man hat uns verteufelt! Aber nun wird klar, dass wir die ganze Zeit Recht hatten. Die Falle auf Ebaq 9 und die Niederlage der Yuuzhan Vong haben gezeigt, dass man mit uns rechnen muss. Vergeres Opfer wird nicht vergeblich sein!«

»Mir war nicht klar, dass wir gegen die Überlebenden der Neuen Republik kämpfen«, warf Kyp Durron ein, der eine Pilotenuniform trug und sich an eine der gerillten Wände des Raums gelehnt hatte, die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich dachte, wir kämpfen gegen die Yuuzhan Vong.«

»So ist es auch.« Kel betrachtete Kyp verärgert. »Die Yuuzhan Vong sind unser Feind – nicht nur der eines jeden friedlichen Bürgers der Galaxis, sondern vor allem der der Jedi. Das war das Frustrierende an diesem Krieg. Die Neue Republik hat selbst unsere Versuche vereitelt, uns zu verteidigen. Selbst wenn wir gerade nicht von Friedensbrigadisten in Fallen gelockt und an den Feind verkauft wurden, gab es immer noch Idioten wie Borsk Fey’lya, die uns zurückhielten. Aber jetzt sind wir frei zu handeln, und wir können ihnen zeigen, wozu wir imstande sind!«

»Ich nehme an, du hast etwas Bestimmtes im Sinn.« Kyps Miene war neutral, aber Luke spürte vorsichtiges Interesse dahinter – das Interesse von jemandem, der mit einem Stock in ein Insektennest stochert, um zu sehen, was herauskommen wird.

»Selbstverständlich«, sagte Kel. »Wir schlagen zu, und zwar mit aller Kraft.«

»Gegen die Yuuzhan Vong?«

»Selbstverständlich gegen die Yuuzhan Vong!« Kels Augen blitzten zornig. »Wir müssen handeln, um dafür zu sorgen, dass sich die öffentliche Meinung nicht wieder gegen uns wendet.«

»Wieso sollte es dazu kommen, Waxarn?«, fragte Luke.

Kel schaute wieder zu Luke hinauf. Der Meister konnte spüren, wie der junge Jedi-Ritter mit den vielen Narben seine Gefühle bewusst wieder unter Kontrolle brachte.

»Ich fürchte, es könnte nur zu leicht geschehen, Meister«, sagte er und deutete eine Verbeugung an. »Solange wir nicht handeln, um unsere Nützlichkeit und unsere Verständigungsbereitschaft zu demonstrieren und zu beweisen, dass der Krieg nur mit unserer Hilfe gewonnen werden kann, laufen wir Gefahr, schwach zu wirken. Oder noch schlimmer: Es wird so aussehen, als sei unsere Loyalität gegenüber der Galaktischen Allianz geschwunden.«

Luke lächelte weise. »Unsere Loyalität gilt doch sicher dem Frieden.«

»Das zuallererst, ja, Meister«, sagte Kel rasch. »Aber man muss stark sein, um den Frieden vor denen schützen zu können, die ihn zerstören wollen. Manchmal ist es notwendig zu kämpfen, um dem Kämpfen ein Ende zu machen. Ist das nicht der Weg der Jedi?«

Ist es der Weg der Jedi? Luke dachte über die Worte des jungen Mannes nach, der da vor ihm stand. Er selbst hatte mehr als einmal entsprechend der Philosophie gehandelt, die Waxarn Kel und andere nun vertraten. Diese Haltung hatten während des Krieges gegen die Yuuzhan Vong viele eingenommen, vor allem jene, die versucht waren, eher den scheinbar leichten Weg zur Dunklen Seite zu nehmen, als die Vieldeutigkeit der Macht zu ertragen.

Luke glaubte jedoch nicht, dass Kel zur Dunklen Seite übergegangen war. Der junge Mann hatte nichts von dem Zorn und dem Hass in sich, die Luke in einer Hand voll anderer spüren konnte, die ihn im Augenblick umgaben. Diese Jedi hielten sich zurück und gestatteten Kel für sie zu sprechen. Aber es fiel Luke nicht schwer, ihre Gefühle zu deuten. So viele waren von den Yuuzhan Vong und der Friedensbrigade verwundet worden, dass der Wunsch nach Vergeltung vielleicht nur natürlich war. Natürlich bedeutete aber nicht unbedingt richtig, und ein Teil von Lukes Arbeit bestand darin, dafür zu sorgen, dass seine Schutzbefohlenen nicht fehlgeleitet wurden.

Noch war keiner der Jedi in diesem Raum der Dunklen Seite zum Opfer gefallen, und dafür war Luke dankbar. Einige hatten hier und da eine falsche Wendung genommen, und einige waren jetzt versucht, das zu tun. Aber Luke glaubte an sie alle – selbst an jene, die seinen eigenen Ansichten heftig widersprachen. Er war sicher, dass die vereinte Weisheit der Jedi und ihr starker Glaube an die heilenden, stützenden Energien der Macht schließlich die Trauer lindern könnten, die sie alle um jene verspürten, die im Krieg umgekommen waren.

Luke richtete sich auf und sprang von der Bühne, um Waxarn Kel gegenüberzutreten. Der junge Mann hatte einmal gut ausgesehen, aber nun war er bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, und Luke spürte, dass viele von Kels Gefühlen auf diese Tatsache zurückzuführen waren. Jedes Mal, wenn der junge Jedi in den Spiegel sah, wurde er daran erinnert, was der Krieg ihm und denen, die er liebte, angetan hatte, und sein Zorn und sein Hass wuchsen.

Die Dunkle Seite kann uns aus so vielen Gründen verlocken, dachte Luke.

»Wenn wir jetzt zuschlagen«, sagte Kel, den es offenbar nicht störte, dem großen Jedi-Meister Auge in Auge gegenüberzustehen, »können wir den größten Schaden anrichten. Aber wenn wir zu lange warten, werden unsere Feinde Zeit haben, sich zu erholen und …«

»Glaubst du, dass wir deshalb so lange überlebt haben?«, unterbrach Luke ihn ruhig. »Weil unsere Feinde schwach sind? Sind jene unter uns, die im Kampf gefallen sind, etwa tot, weil sie schwach waren?«

Kel blinzelte, und ein Ausdruck der Unsicherheit zuckte über sein Gesicht. »Meister, das würde ich niemals denken …«

»Selbstverständlich nicht«, fuhr Luke ruhig fort. »Die Yuuzhan Vong sind eine mächtige Spezies, und sie haben unsere Schwächen gegen uns ausgenutzt, so, wie wir jetzt lernen, die ihren zu nutzen. Keine Spezies ist vollkommen, und kein Krieg wird nur durch Kraft gewonnen. Es gibt viele andere Faktoren, die bedacht werden müssen.«

Kel nickte und senkte den Blick. »Ja, Meister.«

Luke zuckte innerlich zusammen. Kel sprach ihn an wie ein Droide seinen Herrn.

»Unter meiner Führung«, sagte Luke, »haben wir gesehen, wie Sondereinheiten, die von Jedi ausgebildet und geführt wurden, im Kampf einen entscheidenden Beitrag leisteten, und dennoch habe ich mich geweigert, einem Jedi zu erlauben, sich um ein politisches Amt zu bewerben. Hältst du mich deshalb für schwach?«

Der junge Jedi war schockiert über diese Idee. »Meister, das wollte ich nicht …«

Luke versuchte es noch einmal. »Ich habe einen neuen Jedi-Rat geschaffen und Nicht-Jedi dazu eingeladen«, sagte er. »Ist das die Tat eines schwachen Individuums?«

»Nein, Meister.«

Bevor Luke weitersprechen konnte, wurde er von einem leisen Lachen von Kyp Durron unterbrochen. Er drehte sich zu ihm um und verschränkte die Hände auf dem Rücken.

»Ja, Kyp?«, fragte er.

»Meister, ich weiß, dass du schwach bist.« Durron verbeugte sich aus der Taille – aber respektvoll, nicht sarkastisch. »Ebenso, wie ich es bin.« Er machte eine Geste, die den Raum umfasste. »Und wie jeder andere hier schwach ist. Aber ich bin stolz auf meine Schwäche, denn sie macht mich zu dem, was ich bin. Seine eigene Schwäche zu vergessen ist ein sicherer Weg in die Katastrophe.«

Die Tür zum Raum ging auf, und als Luke sich umdrehte, sah er Kenth Hamner hereinkommen. Luke nickte ihm zu und verbarg seine Enttäuschung darüber, dass es nicht Jaina war. Seine Nichte war spät dran, und er machte sich unwillkürlich Sorgen. Der Tod von Anakin, Jainas jüngerem Bruder, hatte jenen Teil von ihm, der nur zu menschlich war, tief getroffen – den Teil, der sich von Meister Yodas Lehren abgewandt hatte, um seine Freunde zu retten, den Teil des Jedi-Meisters, der seine Frau Mara und seinen Sohn Ben mehr liebte als alles andere in der Galaxis, den Teil von ihm, der vollkommen verstand, wieso jemand gegen einen Feind zurückschlagen wollte, der seinen Lieben wehgetan hatte. Er würde sich nicht vorwerfen, dass er liebte, und er würde es nicht Schwäche nennen, aber er würde es sich übel nehmen, wenn er seine Pflicht vernachlässigen würde. Nicht nur Jaina fehlte bei diesem Treffen, sondern auch zu viele andere Jedi waren abwesend: Tam Azur-Jamin, Octa Ramis, Kyle Katarn, Tenel Ka, Tahiri Veila … Wenn ihnen etwas zugestoßen war, würde er das Gefühl haben, jeden Einzelnen von ihnen im Stich gelassen zu haben.

Waxarn Kel war unter seinen Narben rot angelaufen. Luke wusste nicht, ob der junge Jedi Kyp Durrons Argument – genau das, was Luke selbst hatte anführen wollen – schließlich doch verstanden hatte oder ob es ihm einfach peinlich war, vor seinen Kollegen ein wenig dumm dazustehen. Und einige dieser Kollegen wurden wieder ruhelos: Die allgemeine Spannung war deutlich zu spüren. Obwohl sich die Situation der Jedi vor kurzem geändert hatte, gab es eindeutig immer noch einige, die Luke für einen schlechten Anführer hielten.

»Danke, Kyp«, sagte Luke und erwiderte die Verbeugung. »Es braucht mehr, um diesen Krieg zu gewinnen, als militärische Macht. Wenn ihr das nicht vergesst, können wir vielleicht auf eine Weise siegen, die uns auch vor uns selbst rettet.«

Er zog sich wieder in seine sitzende Position auf der Bühne hoch, und dabei fiel sein Blick auf Jacen. Sein Neffe stand ein Stück von den anderen entfernt im hinteren Teil des Raums, nickte ihm nun kaum merklich zu und richtete dann seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn, als Waxarn Kel sich hinsetzte und der nächste Jedi sich zu Wort meldete.

»Das gleiche Fleisch, ein anderer Bantha.«

Cal Omas schnaubte, als er Kenth Hamners Worte hörte. Obwohl der Jedi ihn körperlich überragte und er seine säuerliche Miene nie so recht deuten konnte, hatte der Staatschef der Galaktischen Allianz in den letzten Wochen so etwas wie Sympathie für Hamner entwickelt. Anders als die meisten Politiker hatte Omas etwas für offene Worte übrig.

»Auf Alderaan gab es keine Banthas.« Er stand an dem riesigen gewölbten Fenster seines Büros und schaute hinaus. Unter ihm verschwanden die Terrassen der treibenden Stadt in dem Nebel, der aus den berghohen Wellen aufstieg. Hinter diesem Nebel schließlich erstreckte sich das aufgewühlte Meer bis zum Horizont. Cal Omas hatte viel Zeit an diesem Fenster verbracht und gehofft, einmal einen der legendären Krakana zu sehen. Häufig jedoch war er so in Gedanken versunken gewesen, dass er ihn vermutlich nicht einmal bemerkt hätte.

Er warf einen Blick über die Schulter zu Kenth Hamner und sagte: »Aber ich weiß, was Sie meinen.«

Zustimmendes Gemurmel erklang von der kleinen Gruppe von Personen, die sich in Omas’ Büro versammelt hatte.

Seit den Sitzungen des Senats und der Jedi waren zwei Stunden vergangen, und Omas hatte in dieser Zeit eine ausgewählte Gruppe zusammengerufen, um über die Ergebnisse beider Versammlungen zu sprechen: Außer Hamner waren noch die Skywalkers, Leia Organa Solo, Releqy A’Kla und Sien Sovv anwesend, der Oberbefehlshaber der sich langsam wieder zusammenfindenden Streitkräfte der Galaktischen Allianz. In anderen Worten, der Staatschef war umgeben von Personen, denen er vertraute.

»Ich habe Sie hierher gerufen, um Ihre Hilfe zu erbitten.« Er sah alle nacheinander an. »Denn ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich genug vom Kämpfen habe.«

»Gegen die Yuuzhan Vong?«, fragte Mara Jade Skywalker. Sie saß an dem lang gezogenen ovalen Transparistahltisch, und ihr Mann stand neben ihr.

Omas zuckte unverbindlich die Schultern. »Borsk Fey’lya war schlimm genug. Man musste ihn auf jedem Schritt des Wegs bekämpfen, und manchmal hätte ich einfach heulen können. Die Verluste, die wir wegen seiner Dummheit hinnehmen mussten …« Er schüttelte den Kopf, als könnte er dadurch die Erinnerung loswerden. »Aber er ist jetzt tot, und ich war kurzfristig dumm genug zu glauben, das würde die Dinge irgendwie ändern. Aber ich habe mich geirrt. Sein Tod hat die Bothans zu diesem verrückten Ar’krai-Krieg veranlasst, und einer meiner Admirale spricht sich für einen Vorstoß mit allen Mitteln aus, um die Yuuzhan Vong ein für alle Mal auszulöschen. Ich trage das Problem dem Senat vor, und alles, was ich daraufhin zu hören bekomme, ist mehr davon. Selbst die Jedi …«

»Nicht alle.« Luke Skywalker verzog das Gesicht, als fühlte er sich persönlich getroffen.

Omas nickte dem Jedi-Meister und Releqy A’Kla, die sich steif aufgerichtet hatte, respektvoll zu. »Verzeihen Sie mir«, sagte er. »Nein, nicht alle Jedi denken so, und auch nicht alle Senatoren. Aber es gibt zu viel Verrücktheit da draußen, um wirkliche Entscheidungen treffen zu können.«

»Können wir also davon ausgehen«, fragte Leia, »dass Sie sich nicht für einen letzten Vorstoß mit aller Kraft absprechen?«

»Fragen Sie einen Politiker, ob er sich dem Willen der Öffentlichkeit beugt?« Omas lachte leise und humorlos, als er wieder zu seinem Platz zurückkehrte. Seufzend setzte er sich hin. »Die Wahrheit ist, ich würde unseren Streitkräften im Augenblick keinen Angriff befehlen, ob ich es nun wollte oder nicht. Wir haben einen gewissen Fortschritt gegen die Yuuzhan Vong erzielt, ja, und wir können uns im Moment offenbar halten, aber wenn wir es übertreiben, werden wir bald in der gleichen Position sein, wie der Feind es gerade ist. Bis wir genügend Reserven haben, um uns verteidigen zu können, falls ein solcher Vorstoß schiefginge, werde ich nichts Dramatisches erlauben. Sonst laufen wir Gefahr, die kleinen Vorteile, die wir erreicht haben, gleich wieder zu verlieren, und danach vielleicht noch schlimmer dran zu sein als zuvor. Wir müssen erst konsolidieren, dann zurückschlagen.«

»Ich frage mich, wieso Traest nicht hier war«, sagte Hamner. »Er wird mit dieser Entscheidung nicht einverstanden sein, oder?«

»Er wird damit leben müssen. Kre’fey ist ein guter Stratege, und er hat zu uns gehalten, als wir ihn brauchten, aber er ist nicht mein Oberbefehlshaber. Ich habe in dieser Sache vollkommenes Vertrauen zu Sien.«

Sien Sovv nickte blinzelnd. »Konsolidierung ist der Schlüssel. Ich werde mich nicht vorwagen, ehe ich sicher bin, dass ich eine größere Vibroaxt habe als die Vong.«

»Vorsicht ist besser als Nachsicht«, sagte Mara.

»Mag sein. Aber wenn mir die Macht zur Verfügung stünde, würde ich das vielleicht anders sehen.« Sovv zuckte die Achseln.

Skywalker nickte. »Ich verstehe. Am Ende läuft es also auf eine moralische Auseinandersetzung hinaus. Wenn wir mit der Absicht angreifen, den Feind zu vernichten, sind wir dann noch besser als die Yuuzhan Vong?«

Schweigen breitete sich aus. Omas sah alle nacheinander an. Skywalker wirkte besorgt, und seine Frau schaute ihn forschend an. Seine Schwester Leia blickte auf eine Weise angespannt und reserviert drein, die vermuten ließ, dass sie sorgfältig über alles nachdachte, was sich rings um sie her ereignete. Kenth Hamner und Sien Sovv waren vor allem Soldaten und daran gewöhnt, in Begriffen von Ressourcen und Zielen zu sprechen; aber wenn es darum ging, deutlich zu zeigen, wie sie empfanden, ließen sie Unsicherheit erkennen. Senatorin A’Kla hatte damit keine Probleme. Die Camaasi sträubte vor Aufregung ihr goldfarbenes Fell.

»Ja, Releqy?« Omas wusste, was sie sagen würde, bevor sie auch nur den Mund öffnete. Tatsächlich hatte er sie genau aus diesem Grund zu dieser Besprechung eingeladen.

»Ich hoffe, dass ich für alle von uns spreche«, sagte sie, »wenn ich erkläre, dass unser Endziel Friede ist. Nicht nur ein Ende des Kriegs.«

Wieder erklang überall zustimmendes Gemurmel. Nur Prinzessin Leia widersprach.

»Friede um jeden Preis«, sagte sie, »ist kein Friede.«

Mara kam ihr zu Hilfe. »Es wäre bestenfalls ein kurzfristiger Waffenstillstand.«

»Wir brauchen ein dauerhafteres Fundament für diese neue Galaktische Allianz als den Sieg über einen Feind«, fuhr die Prinzessin fort. »Außer einer soliden Infrastruktur und garantiertem Nachschub, Schiffen, die jene ersetzen, die zerstört wurden, und offenen Hyperraumrouten brauchen wir Sicherheit und Ordnung und …«

»Was wir brauchen«, warf Sien Sovv ein, »ist Coruscant. Es ist ein Symbol unserer Autorität, und ohne Coruscant wird alles, was wir tun, keinen rechten Wert haben.«

»Das sind alles wichtige Punkte«, sagte Omas und nickte seinem Oberbefehlshaber kurz zu. »Aber wir sollten lieber nicht gleich nach den Sternen greifen, nachdem es uns gerade erst gelungen ist, aus der Gosse zu klettern. Alles zusammenzuhalten – nicht zu reden vom Wiederaufbau dessen, was wir verloren haben –, ist im Moment meine dringendste Sorge. Die Subraum-Netze und das HoloNetz sind ein einziges Durcheinander. Haben Sie eine Ahnung, wie schwierig es sein wird, die Einzelteile wieder zusammenzubringen, wenn wir nicht einmal wissen, was die einzelnen Teile tun? Die Hälfte der Fragmente der Neuen Republik kann nicht einmal mehr miteinander reden.«

»Es ist nicht so, als hätte niemand versucht, sich um diese Dinge zu kümmern«, begann Leia.

»Ich weiß, ich weiß«, sagte er. »Sie und Han haben viel getan, ebenso wie Mara. Auch Marrab tut sein Bestes …«

»Gron Marrab?«, unterbrach Mara. »Es muss doch sicher einen Besseren für diese Aufgabe geben.«

»Nun, er ist ein Mon Cal, also ist er hier ansässig«, sagte Omas, der sich ein wenig in die Defensive gedrängt fühlte. »Und außerdem kann ich mir meine Mitarbeiter nicht unbedingt frei aussuchen. Der Geheimdienst wurde beim Fall von Coruscant genauso durcheinander gewirbelt wie der Senat. An der Stelle einer stringenten Organisation haben wir nun viele gute Anstrengungen, aber nichts Koordiniertes. Es gibt da draußen mindestens sechs Weisungslinien, die alle mittels unterschiedlicher Medien über unterschiedliche Personen verlaufen. Sie reden nicht miteinander, und ich wäre überrascht, wenn es nicht noch mehr gäbe, die nicht mit mir reden.

Und selbst sich darüber zu beschweren setzt voraus, dass sie überhaupt miteinander reden können«, fuhr er fort. »Aber von riesigen Bereichen dieser Galaxis haben wir seit Monaten keine Nachrichten erhalten. Wir wissen nicht, ob diese Stille selbst gewählt oder auf einen Zusammenbruch der Infrastruktur zurückzuführen ist. Wir wissen nicht, ob es an einem technischen Problem oder an bewusster Sabotage liegt. Klar ist eigentlich nur eins: Die Kommunikation, die wir einmal für selbstverständlich hielten, ist vollkommen zusammengebrochen, genau wie alles andere.«

»Und dieser Mangel an Kommunikation«, warf Luke ein, »leistet dem Aufruhr Vorschub.«

»Genau«, sagte Omas. »Es ist sinnlos, einen Krieg zu gewinnen, nur um hinterher zusehen zu müssen, wie die Galaktische Allianz zerfällt.«

»Was wollen Sie also genau?«, fragte Mara. »Ich nehme an, es hat etwas mit uns zu tun, denn sonst wären wir nicht hier.«

»Ich brauche eine Gruppe von Leuten, die entschlossen sind, die Fragmente wieder zusammenzubringen«, erklärte Omas eindringlich. »Eine mobile Einsatzgruppe, die von einem Ort zum anderen ziehen kann, um sozusagen die Punkte wieder miteinander zu verbinden. Vertraute, vertrauenswürdige Gesichter, Symbole für Frieden und Wohlstand. Dabei dachte ich selbstverständlich gleich an Meister Skywalker. Und auch an Leia. Eine solche Präsenz der Neuen Republik wäre sicher ausgesprochen hilfreich.«

»Es heißt jetzt ›Galaktische Allianz‹, Cal«, sagte Leia.

»Ja, selbstverständlich. Es wird einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe.« Er fuhr fort: »Diese Einsatzgruppe braucht keine besondere technische Erfahrung, um die Netze zu reparieren; für solche Dinge können Sie fachkundige Helfer herbeirufen, wenn Sie erst festgestellt haben, dass es sich um ein technisches Problem handelt. Für den Fall, dass es militärische Probleme geben sollte, könnte ich Ihnen eine oder zwei Staffeln zu Ihrem Schutz zur Verfügung stellen – mehr als das sollten Sie nicht brauchen. Sie suchen diese Systeme schließlich nicht auf, um irgendjemanden einzuschüchtern, sondern um die Kommunikation wiederherzustellen. Öffnen Sie uns die schwarzen Bereiche, was immer es kostet, und bringen Sie sie zurück in den Schoß der Allianz. Oder lassen Sie sie zumindest wissen, dass wir aufmerksam sind.«

Er hielt inne, um den anderen Gelegenheit zu einer Bemerkung zu geben. Als niemand etwas sagte, fragte er: »Nun, was halten Sie davon?«

Leia war die Erste, die reagierte, indem sie bedächtig nickte. »Im Prinzip halte ich das für eine gute Idee«, sagte sie. »Und ich bin sicher, Han wird ebenfalls zustimmen.«

Omas bedankte sich mit einem kleinen anerkennenden Lächeln. »Das hatte ich gehofft«, sagte er. »Der Falke ist für diese Aufgabe hervorragend geeignet.«

»Und Sie können wirklich nicht viele Schiffe entbehren«, sagte Leia. »Ich verstehe.«

Omas warf einen Blick zu Luke und war überrascht, die unwillige Miene des Jedi-Meisters zu sehen. Das verstörte den Staatschef einen Moment. Was war so schlecht an seinem Plan? Er gab den Jedi die Gelegenheit, ihre Rolle als Friedenshüter in der Galaxis wieder zu etablieren und sich gleichzeitig fester an die Galaktische Allianz zu binden. Wenn die Mission erfolgreich war – und Omas sah keinen Grund, wieso das nicht der Fall sein sollte – , würde niemand im Senat mehr an der Wichtigkeit der Jedi zweifeln können.

»Luke?«, fragte Mara, die die Miene ihres Mannes ebenfalls bemerkt hatte.

Der Jedi-Meister schwieg eine Weile, als dächte er genauestens über alles nach, was Omas gerade gesagt hatte. Als er sprach, tat er es langsam und wählte jedes Wort sorgfältig.

»Das würde nur das halbe Problem lösen«, sagte er. »Ganz gleich, wie gute Arbeit wir leisten, wir müssten immer noch mit den Yuuzhan Vong fertigwerden. Dieses Problem wird nicht einfach verschwinden, selbst wenn es Ihnen gelingt, die extremen Kriegstreiber zum Schweigen zu bringen. Aber was, wenn ich Ihnen sagte, ich könnte Ihr militärisches und das moralische Problem mit einer einzigen Operation lösen?«

»Ich wäre selbstverständlich interessiert«, sagte Omas, dann zog er die schmalen Schultern hoch und breitete die Arme zu einer flehenden Geste aus. »Aber wie wollen Sie das machen?«

»Die Imperialen Restwelten«, antwortete Sovv an Stelle des Jedi-Meisters.

Luke sah den Oberbefehlshaber an und nickte. »Das Imperium.«

»Sie haben uns abgewiesen«, wandte Leia ein. »Pellaeon hat kein Interesse, sich mit uns zusammenzutun. Sie glauben, sie können sich allein gegen die Yuuzhan Vong halten.«

»Was wir zu dem Zeitpunkt, als wir miteinander sprachen, nicht konnten«, sagte Luke. »Aber jetzt, da wir anfangen zurückzuschlagen, überlegen sie es sich vielleicht anders.«

»Nun, das würde zweifellos das militärische Problem lösen«, sagte Omas. »Es würde auch den Namen unseres neuen Zusammenschlusses rechtfertigen.«

»Die Galaktische Föderation freier Allianzen«, sagte A’Kla.

»Genau. Der Begriff wird irgendwie bedeutungslos bleiben, solange sich uns große Teile der Galaxis nicht anschließen.«

Omas verschränkte die Finger und wandte sich wieder Luke zu. »Sie schlagen eine diplomatische Mission vor, Meister Skywalker?«

»Zu den Imperialen Restwelten – und auch zu den Chiss«, antwortete Luke. »Sie haben das Toxin, das Scaurs Wissenschaftler entwickelt hatten, verfeinert – bis hin zu der Alpha-Rot-Biowaffe. Dieses Projekt schwebt immer noch drohend im Raum. Das dürfen wir nicht vergessen.«

»Oh, Admiral Kre’fey lässt nicht zu, dass ich es vergesse.«

»Ich dachte, das Projekt wäre auf Eis gelegt«, sagte A’Kla, und das purpurfarbene Fell über ihren Augen bewegte sich ein wenig zu ihrer Art von Stirnrunzeln.

»›Auf Eis gelegt‹ bedeutet in militärischen Begriffen einfach, dass man den Blaster auf Lähmung eingestellt hat«, sagte der Oberbefehlshaber. »Er ist jedoch weiterhin aktiviert und auf das Ziel gerichtet.«

»Oder könnte es zumindest innerhalb von ein paar Wochen Entwicklungszeit wieder sein.« Omas selbst war zutiefst gespalten, was die von den Chiss entwickelte Möglichkeit anging, biologische Waffen gegen die Yuuzhan Vong einzusetzen. Einerseits verstand er, dass es militärisch gesehen sinnvoll war, den Feind mit einem einzigen Schlag auszulöschen – einem Schlag, der keinerlei Truppen- oder Flottenressourcen kosten würde. Aber es schmeckte zu sehr danach, die Yuuzhan Vong mit ihren eigenen Taktiken zu bekämpfen. Sie hatten auf vielen Planeten biologische Kriegsführung angewandt – unter anderem auf Ithor, dem Planeten, dessen Bafforrbäume ironischerweise die Grundlage des Alpha-Red-Toxins bildeten – und dabei ganze Biosphären zerstört. Es war eine schmutzige, erniedrigende Taktik, und sie konnte leicht gegen den, der sie benutzte, gewendet werden. In seinen Albträumen sah Omas System um System Opfer einer grausamen Seuche werden, während die Yuuzhan Vong zur gleichen Zeit von der Biowaffe der Chiss vernichtet wurden. Das Endergebnis würde eine leblose, sterile Galaxis sein.

Er wollte nicht, dass man seine Amtszeit einmal wegen solcher Katastrophen in Erinnerung behalten würde – nicht einmal, wenn keiner mehr übrig war, der sich erinnern konnte.

»Die Forschungsarbeit selbst zu zerstören«, sagte Sovv, »würde bei einigen Personen unter meinem Kommando auf heftigsten Widerstand stoßen. Ich kann nicht garantieren, dass diese Leute nicht versuchen würden, Sie aufzuhalten.«

Luke nickte. »Dessen bin ich mir bewusst, Commander. Deshalb möchte ich auch nicht zu den Chiss gehen, um so etwas vorzuschlagen oder es selbst zu versuchen. Es ist ihre Entscheidung, und ich werde sie ihnen überlassen. Ich möchte nur die Hand zu einem Friedensangebot ausstrecken.«

»Man wird automatisch vermuten, dass Sie verdeckte Absichten haben.« Sovv wandte sich an Omas. »Wenn Sie das erlauben, Cal, dann würde ich raten, dieses Unternehmen als inoffizielle Mission zu deklarieren. Inoffiziell sanktioniert, streng geheim – wie immer Sie es nennen wollen. Je weniger Leute davon wissen, desto besser.«

»Wenn es nicht offiziell ist«, sagte Omas, »weiß ich nicht, wie viel Unterstützung ich Meister Skywalker geben kann.«

»Das ist schon in Ordnung«, sagte Luke. »Wir haben die Jadeschatten und meinen X-Flügler, und wir können darüber hinaus vielleicht um ein paar Gefallen bitten. Ich brauche eigentlich nur Ihre Versicherung, dass Sie nicht versuchen werden, uns aufzuhalten, und dass Sie die Kriegstreiber im Zaum halten, solange wir weg sind.«

»Das sollte kein Problem sein«, sagte Omas. »Es gibt genug zu tun, um sie zu beschäftigen.« Er lehnte sich zurück. Offenbar spürte er, dass Lukes Bitte mehr beinhaltete, als auf den ersten Blick deutlich wurde. »Ich bezweifle allerdings, dass die Yuuzhan Vong es uns so leicht machen werden, wie Senator Niuv uns glauben machen will.«

»Es ist ein weiter Weg«, stellte Sovv fest. »Ich bin Ihnen, Luke, dankbar, dass Sie solche Anstrengungen unternehmen, um das Imperium in die Allianz einzubinden, aber ich denke einfach, dass Sie hier mehr gebraucht werden. Gibt es nicht jemanden, den Sie schicken können? Kenth hier zum Beispiel wäre vollkommen geeignet. Dank seines Hintergrunds würden das Imperium und die Chiss ihm großen Respekt entgegenbringen.«

»Das ist ein gutes Argument, Sien.« Luke wechselte kurz einen Blick mit Mara und Leia, den Omas nicht deuten konnte. »Aber genau diese Eigenschaften qualifizieren ihn auch hervorragend für die Aufgabe, hier für Ruhe zu sorgen. Weder das Imperium noch die Chiss werden das Yuuzhan-Vong-Problem allein lösen können, nicht einmal im militärischen Sinn. Aber um ehrlich zu sein, sowohl das Imperium als auch die Chiss sind für mich nur zweitrangige Ziele. Der eigentliche Grund, mich auf den Weg zu machen, ist ein anderer.«

»Ah.« Omas beugte sich vor. »Das Imperium und die Chiss – beide liegen in oder nahe den Unbekannten Regionen.«

Ein dünnes Lächeln umspielte Lukes Mundwinkel. »Stimmt.«

»Was haben Sie dort vor, Meister Skywalker?«

»Wenn ich Ihnen das sagte, würden Sie mir nicht glauben.«

»Die moralische Lösung dieses Kriegs?«

»Mag sein. Zumindest eine Alternative.«

Luke hob die Hand, als Omas zu einer anderen Frage ansetzte.

Der Staatschef lehnte sich mit einem ironischen Lächeln wieder zurück. »Ich kann Sie nicht zwingen, es mir zu sagen«, seufzte er. Er warf einen Blick zu Sovv. Es war offensichtlich, dass sein Oberbefehlshaber ebenso wenig über Skywalkers Pläne wusste wie er selbst. »Sie bieten mir bereits genug, um meine persönliche Versicherung zu erhalten, dass ich nichts unternehmen werde, um Sie zu hindern. Das Imperium und die Chiss auf unserer Seite zu haben wird die Sicherheit der Galaktischen Allianz vielleicht nicht garantieren, aber es würde allemal helfen. Wenn Sie glauben, dass Sie außerdem etwas tun können, um den Krieg langfristig auf friedlichem Weg zu beenden, werde ich Ihnen helfen, so gut ich kann.«

Der Jedi-Meister wahrte seine ruhige Miene, aber die Art, wie Mara seinen Arm berührte, legte nahe, dass sie mit dem Ergebnis der Besprechung sehr zufrieden war. Wie bei ihrem Mann verriet ihr Gesicht jedoch nichts.

»Was ist mit Ihnen, Leia?«, fragte Omas. »Werden Sie immer noch tun, worum ich Sie gebeten habe?«

Sie nickte. »Selbstverständlich«, sagte sie. »Sie können sich darauf verlassen, dass sowohl Han als auch ich nach Kräften helfen werden.«

Der Staatschef nickte. »Dafür danke ich Ihnen«, sagte er. »Vereinbaren Sie einen Termin mit Sien, um über die Logistik zu sprechen. Wir werden sehen, was die Sondereinsatzleute Ihnen zur Verfügung stellen können. Ich weiß, dass Sie dort Beziehungen haben.« Lächelnd stand er auf, denn er wusste, dass sehr wahrscheinlich Jaina Solos Zwillingssonnen-Staffel die Mission begleiten würde – und wenn sie dabei war, würde Jag Fel nicht zurückbleiben wollen. Zusammen könnten sie die militärische Seite der Mission übernehmen, und vielleicht mehr als das: Er war sicher, dass Sien Sovv nichts dagegen hatte, ein wenig Druck auf die unruhigeren Sektoren der Galaxis auszuüben.

»Und wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würden – es gibt eine Reihe von Personen, die mit mir sprechen möchten.«

»Danke, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben«, sagte Luke und nahm die Hand seiner Frau. »Und für Ihre Mitarbeit. Möge die Macht uns alle leiten.«

»Zum Frieden«, schloss sich Releqy A’Kla an, die mit den anderen aufgestanden war.

»Zum Frieden«, wiederholte Omas aus ganzem Herzen, als sie nacheinander das Zimmer verließen. Er wusste, dass nur die Zeit die Zähne der Sandpanther im Senat, bei den Streitkräften und unter den Jedi abschleifen würde. Was immer Luke Skywalker im Ärmel hatte, Omas hoffte, ihm genug Zeit verschaffen zu können, damit er sein Ziel erreichte, bevor sich diese Sandpanther vor seinem Büro versammelten und nach seinem Blut brüllten.

Vom Weltraum aus gesehen leuchtete die Meereswelt Mon Calamari in einem intensiven Blau. Unter einem Himmel, der wie Eis glitzerte, bildeten gewundene Wolkenmuster Worte, die nur die Sterne verstanden. Ausschließlich die schärfsten Augen Korallenvorsprünge, das sumpfige Binnenland und die treibenden Städte wahrnehmen, die über die turbulenten Meere des Planeten verstreut waren. Aber es gab sie. Die provisorische Hauptstadt der neu gebildeten Galaktischen Allianz und der Geburtsort zweier intelligenter Spezies war das Zuhause von mehr als siebenundzwanzig Milliarden, darunter auch des legendären Admirals Ackbar und der Jedi-Meisterin Cilghal. Von hoch oben war es unmöglich, sich vorzustellen, wie schwer Mon Calamari unter dem wiederauferstandenen Klon von Imperator Palpatine und der abtrünnigen Admiralin Daala gelitten hatte – schwere Zeiten, wie sie die Bewohner des Planeten vielleicht wieder erleben würden, bevor dieser Krieg mit den Yuuzhan Vong vorüber war.

Das ist das Schöne an einer Meereswelt, dachte Jaina Solo, als sie ihren X-Flügler zur Hafenstadt Hikahi lenkte. Man sieht die Narben nicht.

»XJ-Drei-Zwanzig-Drei, Sie haben Andockerlaubnis«, erklang die deutliche Mon-Calamari-Stimme. »Begeben Sie sich zu Bucht DA-Vierzig-Zwei.«

Sie biss die Zähne zusammen, als eine Bö den Rumpf ihres X-Flüglers traf und ihn heftig durchschüttelte, was ihre R2-Einheit erschrocken quäken ließ.

Augenblicke später, als der X-Flügler auf die Andockbuchten zuglitt, gab der Droide eine kurze Reihe von Piep-und Zwitscherlauten von sich. Jaina warf einen Blick auf die Übersetzung und lächelte.

»Ja, ich fürchte ebenfalls, dass der hohe Salzgehalt hier nicht gut für deine Elektronik ist«, sagte sie. »Aber das sollte kein großes Problem sein, Cappie. Ich habe dich nicht zum Schwimmen hergebracht.«

Kyp Durron kam Jaina entgegen, als sie landete. Ihr ehemaliger Staffelführer wirkte müde, abgehärmt und viel älter als vor ein paar Wochen, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte.

»Schön, dich zu sehen, Colonel«, sagte er.

»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, sagte sie, nahm den Helm ab und klemmte ihn unter den Arm. »Es dauerte einige Zeit, bis die Zwillingssonnen angemessen untergebracht waren. Habe ich die Besprechung verpasst?«

»Ja, leider«, sagte er, als sie zusammen die Andockbucht verließen. »Aber das ist schon in Ordnung. Ich habe das Gefühl, dass ohnehin alles hinter den Kulissen entschieden wird. Uns zu versammeln war nur eine Formsache – ein Versuch, uns daran zu erinnern, dass es noch umfassendere Perspektiven gibt. Du weißt schon.«

Jaina nickte zerstreut und hörte nur halb zu.

»Ist Tahiri hier?«, fragte sie nach ein paar Schritten.

Kyp sah sie stirnrunzelnd an. »Nein. Warum?«

Sie zuckte die Achseln, während sie weiterging, ohne seinen Blick zu erwidern. Sie wollte ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich sorgte. »Es ist wahrscheinlich nichts weiter«, log sie. »Sie hat eine Nachricht für mich hinterlassen, die ich beim Andocken an die Ralroost erhielt. Sie sagte, sie wolle mit mir sprechen, sobald ich zurück sei. Sie klang …«

Kyp wartete darauf, dass sie fortfuhr, aber als sie das nicht tat, bohrte er nach: »Was ist, Jaina? Wie klang sie?«

Jaina versuchte, sich zu erinnern, wie sich Tahiri angehört hatte. »Ich weiß nicht, Kyp«, sagte sie. »Es war wirklich nicht das, was sie sagte, sondern die Art, wie sie es tat. Es klang irgendwie, als wäre etwas nicht in Ordnung.«

»Nun, ich weiß nicht, ob sie hier auf Mon Cal ist«, sagte er. »Zu der Besprechung ist sie jedenfalls nicht gekommen.«

Jaina spürte ein Aufwallen von Sorge um das Mädchen – nein, die junge Frau, verbesserte sie sich; Tahiri war jetzt ein Jedi-Ritter. Tahiri hatte Anakin so nahe gestanden. Wenn es für sie auch nur halb so schwer gewesen war wie für Jaina selbst, mit seinem Tod fertigzuwerden, war die seltsame Spur von Trauer, die in ihrer Stimme gelegen hatte, sehr verständlich. Aber warum gerade jetzt? Und warum wollte Tahiri ausgerechnet mit ihr sprechen?

»Jag ist hier«, sagte Kyp, und das Gefühl, das diese schlichten Worte bewirkten, überraschte sie.

»Tatsächlich? Wo?« Sie richtete den Blick weiter geradeaus, während sie durch den Irrgarten von Fluren gingen, und hoffte, das würde genügen, damit er nicht bemerkte, wie sie bei der Erwähnung von Jags Namen errötet war.

»Im Augenblick trifft er sich gerade mit deinen Eltern«, sagte Kyp. »Sie hecken irgendeinen Plan aus.« Er blieb abrupt stehen und wandte sich ihr zu. »Es gibt Gerede über einen Sieg, Jaina«, sagte er. »Viel Gerede, beinahe schon hysterisch. Vor Ebaq 9 waren wir so gut wie erledigt; jetzt könnte man glauben, wir hätten die Yuuzhan Vong bereits in die Flucht geschlagen.«

Jaina nickte. Sie verstand vollkommen, was er versuchte, ihr zu sagen, und warum. Die Politiker hatten keine wirkliche Ahnung davon, wie es auf dem Schlachtfeld zuging. Sie waren isoliert durch die vielen Schichten der Kommandostruktur und nahmen nicht wahr, was tatsächlich geschah. Bei allen Verlusten, die sie erlitten hatten, hatte Jaina immer versucht, sich so etwas wie Optimismus zu bewahren, aber bei allen Fortschritten in der letzten Zeit wusste sie doch, dass noch ein weiter Weg vor ihnen lag. Es gab keine Garantien. Die gab es in einem Krieg nie.

Sie konnte jedoch verstehen, wieso die Politiker unbedingt glauben wollten, dass ein Sieg unmittelbar bevorstand. Dieser Krieg war für alle schwer gewesen. Jahre der Niederlagen, der unaufhaltsamen Vorstöße des Feinds, der Verluste auf allen Ebenen hatten ihren Preis gefordert. Sie konnte es in Kyps Augen erkennen – und daran, dass er so gealtert wirkte. Und sie spürte es auch in sich selbst: die immer noch intensive Trauer um Chewbacca und Anakin, ihr Abstieg zur Dunklen Seite, der nur so schmerzlich kurze Zeit zurücklag …

»Ich werde vorsichtig sein«, sagte sie und schob die Erinnerungen mit einem entschlossenen Nicken zur Seite. Überall in dieser Behelfshauptstadt würden die Leute Positionen beziehen. Jaina nahm sich vor, sich keiner Seite anzuschließen, bevor sie mehr darüber wusste, was »hinter den Kulissen«, wie Kyp es ausgedrückt hatte, vorging.

Kyp bewegte sich selbstsicher durch den Irrgarten von Gängen. Er war offensichtlich lange genug auf Mon Cal gewesen, um mit der Stadt vertraut zu werden. Je tiefer sie nach innen kamen, desto voller wurden die Flure, und desto hektischer waren die Aktivitäten. Jaina sah Personen unterschiedlicher Spezies, Geschlechter und Größen, die allen möglichen Tätigkeiten nachgingen. Techniker waren hier ebenso unterwegs wie Bürokraten, bewaffnete Soldaten standen neben Verwaltungsbeamten, und überall wimmelte es von Droiden. Es herrschte eine Atmosphäre von Fleiß und Zielbewusstsein, und das war für Jaina nach der Enge ihres X-Flüglers und der langen Zeit mit nur ihrer R2-Einheit als Gesellschaft beinahe ein bisschen zu viel.

»Es tut mir leid«, sagte Kyp, der erkannte, wie unbehaglich sie sich fühlte. »Vielleicht hätten wir ein Tunneltaxi nehmen sollen. Ich dachte nur, du hättest genug davon, in einem engen Raum zu hocken.«

»Schon in Ordnung«, sagte sie. »Ich musste mir wirklich die Beine ein wenig vertreten.«