Star Wars:  Die Hohe Republik - Die Suche nach der verborgenen Stadt - George Mann - E-Book

Star Wars: Die Hohe Republik - Die Suche nach der verborgenen Stadt E-Book

George Mann

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Beschreibung

Die New York Times-Bestsellerserie geht in die nächste Runde und präsentiert einen weiteren Jugendroman aus der Zeit der Hohen Republik, 150 Jahre vor den Geschehnissen der Kino-Saga. Die Jedi-Ritter sehen sich als Hüter von Freiheit und Frieden in der Galaxis mit unerwarteten Bedrohungen konfrontiert.

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AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH

Star Wars: Die Hohe Republik – Die Bewährungsprobe

Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-3944-1

Star Wars: Die Hohe Republik – Kampf um Valo

Daniel José Older – ISBN 978-3-8332-4084-3

Star Wars: Die Hohe Republik – Mission ins Verderben

Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-4194-9

Star Wars: Die Hohe Republik – In die Dunkelheit

Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3943-4

Star Wars: Die Hohe Republik – Aus den Schatten

Justina Ireland – ISBN 978-3-8332-4083-6

Star Wars: Die Hohe Republik – Mitternachtshorizont

Daniel José Older – ISBN 978-3-8332-4193-2

Star Wars: Ahsoka

E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3450-7

Star Wars: Bürde der Königin

E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3941-0

Star Wars: Schatten der Königin

E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3636-5

Star Wars: Leia, Prinzessin von Alderaan

Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3569-6

Star Wars: Poe Dameron – Freier Fall

Alex Segura – ISBN 978-3-8332-3942-7

Star Wars: Meistgesucht

Rae Carson – ISBN 978-3-8332-3637-2

Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninibooks.de

DIE SUCHE NACH DER VERBORGENEN STADT

ROMAN

Von George Mann

Mit Illustrationen von Nilah Magruder

Ins Deutsche übertragen von Tobias Toneguzzo

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The High Republic – The Quest for the Hidden City“ by George Mann and Nilah Magruder, published by Lucasfilm Press, an imprint of Buena Vista Books Inc., November 2022.

© & TM 2023 LUCASFILM LTD. All Rights Reserved.

Design by Soyoung Kim and Scott Piehl

Deutsche Ausgabe 2023 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,

70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Tobias Toneguzzo

Lektorat: Karin Weidlich

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWHRJ004E

ISBN 978-3-7367-9818-2

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, Februar2023,

ISBN 978-3-8332-4253-3

Findet uns im Netz:

www.starwars.com

www.paninibooks.de

PaniniComicsDE

Für Ems. Bleib dir treu, Kleine. Dad steht immer hinter dir.

Es ist eine Zeit der großen Erkundung. Im Streben, die Galaxis zu vereinen, haben die Kanzler der Republik in enger Zusammenarbeit mit den mutigen und weisen Jedi Dutzende von AUFKLÄRERTEAMS in die entlegensten Winkel des Äußeren Rands entsandt.

Doch es ist auch eine Zeit großer Unsicherheit. Die Kommunikation ist unzuverlässig, und man erzählt sich von mysteriösen Planeten und monströsen Kreaturen. Prospektoren und Piraten tummeln sich an der Grenze, und die Welten Eiram und E’ronoh sind in einem EWIGEN KRIEG miteinander verfangen.

Derweil erhebt sich auf dem fernen Planeten DALNA eine neue Bedrohung für die Galaxis …

1. KAPITEL

Der Droide trieb seit Tagen dahin.

Rings um ihn erstreckte sich die schwarze Leere des Alls, kalt und dunkel. Leer.

Falls er einmal ein Ziel gehabt hatte, so konnte er sich nicht länger daran erinnern. Ebenso wenig wusste er, was der Zweck seiner Reise war, oder auch nur, ob er sich noch in die richtige Richtung bewegte. Diese Informationen waren alle verloren gegangen, fortgewischt von demselben Asteroidensturm, der auch die Düsen seines Schiffes beschädigt hatte. Die verbliebenen Erinnerungen waren voller Fehler, eine chaotische Sequenz von Bildern – Momentaufnahmen anderer Welten in einer anderen Zeit.

Er war allein, und er war verloren.

Während seines langen, schwierigen Fluges hatte er viele Dinge gesehen: einen sterbenden Stern, der zu einem roten Riesen erblühte und die Planeten in seinem Orbit wie ein wütender Feuerball auffraß; einen Schwarm von Purrgil, die anmutig durch das Chaos auseinanderbrechender Monde hindurchglitten; das helle Strahlen künstlicher Lichter auf einer bewohnten Wasserwelt.

Und Monster.

Er hatte Monster gesehen.

Oder vielleicht war das schon früher gewesen, als Meister Rok und die anderen ihre Expedition nach Gloam durchgeführt hatten. Vor seiner langen Odyssee zwischen den Sternen.

War das nach der Explosion des Schiffes gewesen?

Der Droide war nicht sicher. Alles war durcheinander. Verwischt. Und nichts schien Sinn zu ergeben.

Während er so dahintrieb, spürte er, irgendwo tief drinnen in seinen defekten Schaltkreisen, dass er einst vielleicht ein Ziel gehabt hatte, und eine Nachricht, die er übermitteln sollte.

Vielleicht.

Dazz Leffbruk hatte nie das gehabt, was die meisten ein normales Leben nennen würden. Keine Heimstatt auf dem Land, kein Apartment in der Stadt, keine Ausbildung auf einer Farm oder in einer Fabrik, keine Schule, keine Gemeinschaft, keine Freunde – abgesehen höchstens von den Kindern anderer Hyperraumprospektoren, die er hin und wieder auf Raumstationen traf, aber soweit es ihn anging, zählten die nicht wirklich.

Seit er alt genug gewesen war, dass er bei seinem Vater auf dem Knie wippen konnte, hatte er ein nomadisches Leben zwischen den Sternen geführt – seine Mutter hatte Dazz bei einem Shuttleunfall verloren, als er noch ein Baby gewesen war. Sie waren stets auf der Reise von einem Punkt zum nächsten, von Stadt zu Stadt, Welt zu Welt. Nur er und sein Vater, an Bord ihres zuverlässigen alten Schiffes, der Silverstreak. Sie hatten nie mehr als ein paar Nächte am selben Ort geschlafen, während sie in den Grenzregionen nach neuen, unerschlossenen Hyperraumrouten suchten und ihren Teil dazu beitrugen, die Galaxis ein wenig kleiner zu machen.

In vielerlei Hinsicht war es ein glückliches Leben, und Dazz hatte schon vor langer Zeit gelernt, zufrieden damit zu sein. Für ihn waren die Sterne seine Freunde. Es gab kaum etwas, was er mehr liebte, als in einer kalten, klaren Nacht unter ihnen zu stehen, umgeben von nichts als Wildnis, und zu wissen, dass er und sein Vater die einzigen Leute auf dem gesamten Planeten waren.

So etwas rückte alles in ein neues Licht, und man erkannte, wie glücklich man sich eigentlich schätzen sollte. Während seiner zwölf kurzen Lebensjahre hatte er schon viel gesehen: Eisschollen, die in Meeren aus rosafarbenem Wasser trieben; Feuerstürme, die den Horizont erhellten wie das Glühen eines neuen Morgens; Welten, überwuchert von giftigen Pflanzen, die ihn fressen wollten; uralte, vergessene Schreine auf lange verlassenen Monden; Dschungel; Wüsten; wellige Tundra, in der es von tierischem Leben nur so wimmelte. So viele Spezies. Oh, und das Paradies natürlich. Er hatte das Paradies gesehen.

Und jetzt war er hier.

Dazz seufzte schwer. Wie hatte es nur so weit kommen können? Er war gestrandet.

Er wusste nicht einmal, wie der Planet überhaupt hieß; er wusste nur, dass er es hier hasste. Es gab nichts. Nichts außer einer endlosen Landschaft aus dunklem, gezacktem Fels, in dessen Kuhlen sich Pfützen aus saurem Wasser sammelten und dessen Tiefen von kilometerlangen Tunneln durchzogen waren – ausgehöhlt und bewohnt von großen, hässlichen Kreaturen, denen nichts besser zu schmecken schien als menschliches Fleisch. Und dann gab es noch die Stürme. Endlose Gewitter, deren Blitze den Himmel erhellten und deren Donner so brutal grollten wie ein ferner Krieg.

Wie der Krieg, der auf den Planeten Eiram und E’ronoh tobte und im gesamten Sektor für Spannungen sorgte. Hyperraumrouten waren gesperrt, Nahrungsmittel und Vorräte rationiert worden. Zwischen den Sternen trieben die Trümmer grausamer Weltraumschlachten dahin. Dazz und sein Vater waren sogar in eine Blockade hineingeraten, und sogenannte Sicherheitstruppen hatten sie mehrere Tage an Bord eines Schlachtschiffes festgehalten und ihnen endlos viele Fragen gestellt. Wenig später hatten sie vor einer Bande von Piraten fliehen müssen, die die Unruhe ausgenutzt hatten, um an sich friedliche Systeme zu plündern.

Warum konnten die Leute sich nicht einfach vertragen?

Dazz hob den Kopf. Es war eine alte Gewohnheit, immer zu den Sternen zu blicken, wenn er nach einer Antwort suchte. Aber jetzt konnte Dazz keine entdecken; da war nur eine dicke Schicht aus Nebel, die wie eine wogende Decke über dem Himmel lag.

Ja, er hasste es hier.

Und zwar schon bevor er gewusst hatte, wer hier nachts sein Unwesen trieb.

Die Monster.

Aber er wollte nicht an sie denken.

Jetzt gerade konzentrierte er sich ganz darauf, sein Abendessen zu fangen. Dazz war ein richtiger Experte darin geworden, die kleinen, echsenartigen Kreaturen aufzuspüren, die in den Ritzen zwischen den Felsen umherhuschten. Heute war er nur dreimal gebissen worden.

Sein Vater, Spence, war in ihrem behelfsmäßigen Lager geblieben, um an dem Sender zu arbeiten, den sie gemeinsam zusammenbastelten. Vor ein paar Tagen hatte er sich während einer Expedition zu einem der alten, zerstörten Bergbauschiffe sein Bein verletzt – mehrere dieser Kähne waren in der Gegend verstreut, und Dazz und sein Vater suchten dort regelmäßig nach Teilen. Spence war gestürzt, während er versucht hatte, die Überreste einer Hüllenplatte loszureißen, und seitdem war er gezwungenermaßen in der Nähe des Lagers geblieben, nur für den Fall, dass …

Dazz schüttelte den Kopf. Er spürte Furcht in sich hochsteigen, einen kalten Druck, der sich auf seine Brust legte.

Denk nicht an die Monster. Konzentrier dich auf die Krabbler.

Er atmete tief durch, dann stach er mit seinem Speer – einem langen Ast, den er spitz zugeschnitzt hatte – in die Spalte zwischen zwei Felsen. Er hörte, wie die Krabbler kreischten, aber sie waren zu schnell und gewöhnten sich außerdem allmählich an seine Tricks. Dazz würde weiterziehen und nach einer anderen Kolonie suchen müssen. Mit jedem Tag musste er sich weiter vom Lager fortwagen, um etwas zu essen zu finden. Weiter fort von seinem Vater.

Er blickte auf, als er eine Bewegung spürte. Sein Körper verspannte sich, während seine Augen den Horizont absuchten, aber es war nur der Wind gewesen, der seine Mähne lockigen Haares zerzauste.

Nur der Wind.

Einen Moment später heulte etwas in der Düsternis, ein lang gezogener, klagender Laut. Dazz spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken sträubten, und er schloss seine Hände so fest um den Speer, dass die Knöchel weiß hervortraten.

War das auch nur der Wind, der durch die Spalten zwischen den Felsen pfiff?

Oder waren es … sie?

Dazz wollte kein Risiko eingehen, also drehte er sich um und rannte los. Sie waren da draußen, diese Dinger. Sie verbargen sich in den Schatten. Beobachteten. Warteten.

Seine Schritte trommelten über die Felsen, während er zum Lager zurückeilte.

Dort würde er sicher sein.

Nur, wie lange noch?

2. KAPITEL

„Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, Amos. Ich bin sprachlos“, sagte Kam, wobei er auf irritierende Weise mit seinem Fuß über das metallene Bodengitter schabte. „Ich meine, mir fehlen die Worte.“

„Klingt ganz danach“, brummte Amos mit verdrehten Augen. Er hätte schwören können, dass seine Hörner juckten – ein sicheres Zeichen, dass etwas an der Sache faul war.

Die beiden Kommunikationstechniker standen nebeneinander im Frachtraum ihres kleinen Shuttles und spähten auf die Überreste des Droiden hinab, den sie gerade mit einer ihrer ferngesteuerten Verladedrohnen an Bord geholt hatten. Kam – ein rutianischer Twi’lek mit fahlblauer Haut und langen Kopfschwänzen, die über seine Schultern hinabhingen – verschränkte die Arme vor der Brust, sein Gesicht in einem nachdenklichen Ausdruck zerknautscht. Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, überlegte es sich dann jedoch offenbar anders und klappte den Kiefer wieder zu.

Amos grummelte einen leisen Fluch in seiner Muttersprache, Theelin. Anschließend ging er in die Hocke und betrachtete den Droiden aus der Nähe.

Es handelte sich dabei um eines der unverwüstlichen kleinen EX-Modelle, die man in der Regel einsetzte, um die Kommunikation in den Grenzregionen zu gewährleisten. Wenn neue Handelsrouten abgesteckt wurden, trugen sie Nachrichten zu wartenden Komteams oder forderten Relaisbojen an, damit mehr und mehr Welten mit der Republik Kontakt halten konnten. Außerdem begleiteten die Droiden Aufklärer-Delegationen, wenn diese die Grenzwelten besuchten und Kontakt mit bislang unbekannten Spezies herstellten oder Hilfegesuchen von Kolonisten nachkamen.

Doch egal, ob dieser Droide nun zu einem Aufklärerteam gehörte oder einem anderen Schiff eine Nachricht überbringen sollte … er sollte auf jeden Fall nicht hier sein.

Und, Junge, er war in einem erbärmlichen Zustand.

„Es ist aber nicht der Droide, auf den wir warten, oder?“, fragte Kam. „Neunbee soll doch erst in ein paar Monaten zurückkehren.“

EX-9B war die EX-Einheit des Aufklärerteams, mit dem Kam und Amos normalerweise zusammenarbeiteten. Es bestand aus zwei Jedi – Meisterin Silandra Sho und Padawan Rooper Nitani – sowie einer Pilotin und einem Sanitäter. Aber Kam hatte recht. EX-9Bs Team war gerade erst zu seiner neuen Mission aufgebrochen.

„Und falls Silandra und Rooper ihn nicht hergeschickt haben …“

„Wer dann?“, murmelte Kam. Dass der eine die Sätze des anderen beenden konnte, bedeutete vermutlich, dass sie zu viel Zeit auf zu engem Raum verbrachten, trotzdem gefiel es Amos irgendwie. Hier draußen an der Grenze konnte es verdammt einsam werden. Da war es kein Wunder, dass ein so enges Band zwischen ihnen entstanden war.

„Mal sehen, ob wir es rausfinden können.“ Amos hob auf, was von dem Droiden übrig war. Zwei seiner Beine fehlten, und seine Augenlinse war von Rissen überzogen. Außerdem waren seine Düsen irreparabel beschädigt, und pockennarbige Dellen verunstalteten seine Außenhülle. „Sieht aus, als hätte er da draußen ein wenig Ärger gehabt.“

„Ein wenig?“

Kam folgte Amos zu der Reparaturstation in einem der Nebenbereiche des Frachtraums. Die Nische war nicht wirklich klein, aber sie fühlte sich so an, weil zahllose übereinandergestapelte Ersatzteile, verstreute Werkzeuge und halb zusammengesetzte Kombojen den Großteil des verfügbaren Raums beanspruchten.

Kam wischte mit dem Arm über die Werkbank, um Platz zu schaffen. Seine Kopfschwänze wogten, während ein Durcheinander aus Komponenten auf dem Boden landete.

Amos legte den beschädigten Droiden behutsam auf die Werkbank. „Hier ist ein Loch in seiner Hülle.“ Er zeigte Kam den gezackten Riss in der metallenen Außenhaut des EX. „Könnte sein, dass der Speicher und die Navigationsschaltkreise beschädigt wurden. Trotzdem, diese EX-Modelle sind zähe kleine Kerlchen. Die wenigsten Droiden hätten es so weit geschafft, vor allem ohne Antriebskapsel.“

„Versuch, ihn zu aktivieren“, schlug Kam vor.

Amos öffnete die Klappe an der Rückseite des scheibenförmigen Hauptkörpers, schob den Finger hinein und legte einen Schalter um. Hinter der Augenlinse des Droiden flackerte Licht auf; es sah aus wie ein weit entfernter Blitz. Kurz erbebte die gesamte Außenhülle, und das verbliebene Bein zuckte, aber dann schaltete die Maschine sich mit einem dumpfen, surrenden Geräusch wieder ab. Amos blickte zu Kam hinüber. „Glaubst du, wir können es riskieren, ihn an die Schiffssysteme anzuschließen?“

„Ich fürchte, wir haben keine Wahl“, erwiderte der Twi’lek. Er zog ein dünnes Kabel unter der Werkbank hervor und hielt Amos ein Ende hin. Das andere stöpselte er unterhalb mehrerer Bildschirme an der Wand ein, während Amos den Droiden anschloss.

„Bii-dii-bibbie-bupp!“ Sobald seine Schaltkreise zu knisterndem Leben erwachten, begann der Droide, schrille, aufgeregte Piepslaute von sich zu geben. „Bipp-bipp-bibbie-wiii.“

„Ist ja schon gut“, murmelte Amos. Er legte weitere Schalter hinter der Klappe des Droiden um. „Ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt.“

„Ich glaube, er weiß selbst nicht, was er sagt“, vermutete Kam. „Das klingt vollkommen verzerrt.“

„Ich hole seinen Speicher auf den Schirm. Vielleicht ergibt das ja mehr Sinn.“ Amos drückte einen Knopf an der Wand, und die Monitore füllten sich mit flackernden Textzeilen.

„Oh-oh“, machte Kam, nachdem er die Anzeige einen Moment lang überflogen hatte. „Nicht gut. Das ist Achttse. Er gehört zu Expedition Zwo-Fünf-Zwo.“

„Meister Burans Aufklärerteam“, brummte Amos. „Aber sollten die nicht …“

„Den Planeten Aubadas im nächsten Sektor besuchen.“ Kam betrachtete kurz die Hülle von EX-8C, ehe er sich wieder dem Monitor zuwandte. „Nach dem zu urteilen, was hier steht, muss irgendetwas schiefgelaufen sein. Da ist die Rede von einer Explosion und Monstern und … warte!“ Er hielt ruckartig inne. „Da ist ein Teil einer Botschaft. Schau! Eine Sequenz, die sich wiederholt. Gib mir einen Moment.“ Seine Finger tanzten über die abgenutzten Tasten des Bedienfeldes an der Wand. „Jetzt sollten wir …“ Er drückte eine letzte Taste, und die Lautsprecher des Shuttles knacksten.

Erst war da nur das Rauschen von Statik, dann: „… Sabotage. Wir wurden … Hinterhalt gelockt … Maliq und die anderen sind … jetzt bin ich hier gefangen … Gloam. Da ist etwas – etwas Gefährliches. Ich schicke … Euch erreichen. Möge die Macht …“

Kam blickte zu Amos hoch. „Das war Rok.“

Der Moment zog sich in die Länge, während sie beide über die verstümmelte Botschaft nachdachten.

Ein Hinterhalt. Sabotage. Etwas Gefährliches. Und wo war bitte Gloam? Sollten sie nicht auf Aubadas sein?

Noch beunruhigender war die Frage, was mit Maliq – Roks Padawan – und dem Rest des Teams geschehen war. Die galaktische Grenze hatte freilich so ihre Tücken, aber das? Das klang ganz und gar nicht gut. Rok war einer der erfahrensten Jedi-Meister am Äußeren Rand. Er hatte hier draußen schon etliche neue Welten besucht und Kontakt mit neuen Völkern hergestellt. Er schien es regelrecht zu genießen, dass man an der Grenze nie wusste, was einen am nächsten Tag erwartete. Wenn jemand wie er in ernsten Schwierigkeiten steckte …

Amos rieb mit dem Daumen über die kurzen Hörner, die, wie bei allen Theelin üblich, aus seinen Schläfen hervorwuchsen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, und keiner davon war sonderlich angenehm. „Wir müssen Silandra und die anderen zurückrufen, oder?“

Kam nickte langsam. „Sie sind uns am nächsten. Sonst ist niemand in diesem Sektor, der uns helfen könnte. Wir wissen ja nicht mal, wann Rok diese Botschaft aufgezeichnet hat.“ Kam zog den Stecker aus EX-8Cs Anschluss, woraufhin das zuckende Bein des Droiden erschlaffte und der Text auf den Monitoren verblasste. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

„Ich schalte das Langstreckenkom an“, sagte Amos. „Und du …“

„Ich programmiere einen Kurs nach Aubadas ein“, erwiderte Kam mit einem Nicken, bevor er sich umdrehte und aus dem Frachtraum eilte.

Amos blickte ihm nach und wandte sich dann wieder dem reglosen Droiden auf der Werkbank zu. „Ich hoffe nur, es ist noch nicht zu spät.“

3. KAPITEL

Meister Shos Aufklärerteam hatte nicht mal einen Tag gebraucht, um sein Ziel zu erreichen.

„Zwei Planeten?“

Jedi-Padawan Rooper Nitani starrte durch das vordere Aussichtsfenster der Umberfall auf die Welten unter ihr hinab. Ihre Reflexion auf dem Transparistahl schien ihren Blick mit großen, staunenden Augen zu erwidern. Eine Strähne ihres langen dunklen Haars hatte sich gelöst und hing in Roopers schmales Gesicht herab. Das Mädchen versuchte, sie beiseitezublasen, aber ohne Erfolg.

Die Zwillingsplaneten waren von vergleichbarer Größe – nicht, dass sie groß waren; nach galaktischen Maßstäben erinnerte ihr Radius mehr an den eines Mondes –, aber aus dem Orbit wirkten sie dennoch grundverschieden. Einer war mit weiten blauen Ozeanen bedeckt, und seine Landmassen strahlten vor smaragdgrüner Vegetation. Der andere sah aus, als würde er unter einer dicken schwarzen Rauchdecke ersticken. Die Verschmutzung, die bis in die oberen Atmosphärenschichten emporbrodelte, blockierte die Sicht auf das Land darunter, und dort, wo Rooper doch einen Blick auf die Oberfläche erhaschte, sah sie nur nackten Fels. Der Anblick erfüllte sie mit einem mulmigen Gefühl – keine Frage, dieser Ort hatte etwas Unheilvolles an sich.

„Ja“, sagte Dietrix, die links von Rooper auf dem Pilotensessel saß. „So was ist ziemlich selten. Laut Neunbee umkreisen die Planeten gleichzeitig einander und ihre Sonne. Es ist wie ein komplexer Tanz … oder die verflochtenen Haarsträhnen in deinem Padawanzopf.“ Dietrix grinste, während sie mit den Händen kreisende Bewegungen beschrieb, und Rooper erwiderte das Lächeln.

Die Pilotin war das, was man als ewig enthusiastisch bezeichnen würde. Sie fand in allem Neuen etwas, worüber sie sich freuen konnte, vor allem, wenn es um Schiffe, Schiffsantriebe oder Reparaturarbeiten ging. Obwohl sie die Umberfall flog, war sie nur sechs Jahre älter als Rooper – und Rooper war gerade erst vierzehn. Außerdem war die Pilotin für sie auch zu einer Freundin geworden. Nicht zu vergessen, dass sie die schnittigste Frisur zur Schau trug, die Rooper je gesehen hatte: ein Streifen regenbogenbunt gefärbten Haares, der wie ein Banner von der Mitte ihres ansonsten kahl geschorenen Schädels herabhing. Einfach nur in ihrer Nähe zu sein, ließ Rooper lächeln. Manchmal wünschte sie, sie hätte den Mut, sich ebenso selbstsicher zu präsentieren wie Dietrix. Nicht, dass sie wüsste, wie das überhaupt aussehen sollte. Auf ihrer Heimatwelt Rohm benutzten die Leute manchmal bunte Tinte, um komplexe Muster auf ihre Wangen zu tätowieren, doch Rooper hatte ihre hellbraune Haut lieber frei von solchen Verzierungen gehalten. Aber ihr Haar …

Vielleicht würde sie es nach dieser Mission wirklich färben. Und zwar knallrot. Was Meisterin Sho wohl davon halten würde?

„Und welcher ist Aubadas?“, fragte Rooper, nachdem sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Planeten gerichtet hatte.

„Ich schätze mal, der, der aussieht, als hätte er eine atembare Atmosphäre“, erwiderte Dietrix. „Obwohl in der Einsatzbesprechung nicht von Zwillingswelten die Rede war.“

„Die Einsatzbesprechung war generell ziemlich vage“, kommentierte Rooper. „Es hieß nur, dass Rok Burans Team nach Aubadas geschickt wurde, weil die Katikoot um Unterstützung gebeten hatten. Danach hat niemand mehr von ihnen gehört … bis ihr Droide einen halben Sektor entfernt mit einem zerhackten Hilferuf auftauchte. Alles, was uns bleibt, ist also, zu ihrem letzten bekannten Aufenthaltsort zu fliegen – nach Aubadas – und Nachforschungen anzustellen.“

Dietrix rutschte auf ihrem Pilotensessel nach hinten. „Darüber habe ich schon nachgedacht“, sagte sie. „Da unten könnte uns alles Mögliche erwarten. Eine diplomatische Krise. Eine Geiselnahme. Ein Unfall.“

Rooper versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken. Sie hoffte natürlich, dass niemand aus Roks Team zu Schaden gekommen war, aber die Aussicht auf ein Abenteuer war herrlich aufregend. Endlich würde sie etwas Spannendes erleben. Darum ging es doch bei ihrer Mission in den entlegensten Gebieten des Äußeren Randes, oder? Neue, unbekannte Welten zu besuchen, denen zu helfen, die Unterstützung brauchten, Krisen zu entschärfen, das Unbekannte zu erforschen.

Bislang schien Meisterin Silandra Sho jedoch allein an Lichtschwertübungen, Meditation und diplomatischem Training interessiert zu sein, und jede Welt, die sie besucht hatten, war ein leerer Felsbrocken oder ein winziger Außenposten gewesen, wo die seltsamen Früchte, die auf dem Markt verkauft wurden, noch das Interessanteste waren. Rooper hatte großen Respekt vor ihrer Meisterin – vermutlich sogar mehr als vor irgendeiner anderen Person, der sie je begegnet war –, aber sie wünschte sich, dass Silandra manchmal nicht gar so ernst wäre und ihnen ein wenig Spaß gönnen würde. Ja, Jedi hatten eine Verpflichtung. Eine Verantwortung. Rooper wusste und verstand das. Aber das bedeutete doch nicht, dass alles immer so langweilig sein musste. Welchen Sinn hatte es, hier draußen zu sein, wenn sie nicht zumindest versuchten, es zu genießen?

Aber nun, so schien es, könnte sich das endlich ändern.

„Vielleicht ist es eine Falle“, sagte Rooper ein wenig zu heiter. „Alles ist möglich.“

„Genau deswegen sollten wir die Spekulation bleiben lassen und uns auf die Fakten konzentrieren“, ertönte eine tadelnde Stimme hinter ihr. Rooper drehte sich um, als Silandra Sho das Cockpit betrat.

Silandra war eine hochgewachsene, schlanke Menschenfrau mit langem braunem Haar, das hinter ihren Schultern zusammengebunden war – direkt über dem scheibenförmigen Schild, den sie sich auf den Rücken geschnallt hatte. Der Schild – ein überaus ungewöhnliches Hilfsmittel für einen Jedi – hatte einen silbernen Metallrand und eine breite Platte in der Mitte, an der ein Handgriff befestigt war. Die Lücken über und unter dieser Platte füllten sich mit surrendem Plasma, sobald der Schild aktiviert wurde, aber Silandra benutzte ihn nur selten, wenn sie mit Rooper trainierte. Es sprach für ihren tiefgehenden Glauben an den Jedi-Kodex, dass sie nur zur Waffe greifen wollte, um sich oder andere zu verteidigen: Mehr als einmal hatte sie Rooper erklärt, dass sie lieber ein Schild als ein Schwert wäre; dass sie sich lieber vor andere stellen und sie beschützen wollte, als zu kämpfen. Das hieß natürlich nicht, dass sie nie zum Lichtschwert griff – tatsächlich war sie eine der besten Kämpferinnen, die Rooper je gesehen hatte. Nein, es war nur so, dass ihr der Schild lieber war, solange noch Hoffnung auf eine gewaltlose Lösung bestand.

Silandra war ruhig und nachdenklich, und sie strahlte eine stille Entschlossenheit aus, die Rooper eines Tages selbst beherrschen wollte. Außerdem schien die Jedi immer zu wissen, was ihr Padawan dachte, manchmal sogar, bevor der Gedanke in Roopers Kopf überhaupt konkrete Form annahm.

„Meisterin Sho“, begann sie. „Wir haben nur …“

Silandra winkte ab. „Ich verstehe schon. Du freust dich darauf, deine Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Aber wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Wir müssen Kontakt mit Meister Buran und seinem Team herstellen. Dann werden wir ihnen helfen, ihre ursprüngliche Mission zu erfüllen, und die einheimische Bevölkerung unterstützen, wo wir nur können.“ Sie legte eine Hand auf Roopers Schulter. „Egal, wie die Umstände auch aussehen mögen.“ Ihre Miene gab keine Emotionen preis, aber Rooper wusste, dass Silandra und Rok alte Freunde waren; sie war sicher, dass ihre Meisterin das andere Aufklärerteam schnellstmöglich finden wollte.

Rooper war Rok noch nie begegnet, doch er stand in dem Ruf, beinahe ebenso unverwüstlich zu sein wie die EX-Droiden. Was immer dort unten auch geschehen sein mochte, sie war zuversichtlich, dass er unversehrt war. Hoffentlich galt dasselbe auch für Maliq, seinen Padawan. Sie hatten sich während ihrer gemeinsamen Zeit im Tempel nie wirklich nahegestanden, aber Rooper kannte und respektierte ihn, so wie die meisten Padawane in ihrem Alter. Er war jemand, der immer ein Lächeln auf den Lippen zu haben schien.

„Haben Sie es schon mit den Koms versucht?“, fragte Silandra mit einem Blick in Dietrix’ Richtung.

Die Pilotin nickte. „Keine Antwort, weder von Roks Team noch von den Katikoot. Ich habe die Nachricht in Dauerschleife geschaltet, aber noch hat sich nichts getan. Entweder sie ignorieren das Signal, oder etwas stimmt nicht mit ihren Koms.“

Silandra nickte. „Dann haben wir alles getan, was wir können, um unsere Ankunft anzukündigen. Bringen Sie uns runter.“

Dietrix legte eine Reihe von Schaltern um, dann griff sie mit beiden Händen nach dem Steuerbügel des Schiffes, und die Welt vor dem Aussichtsfenster legte sich auf die Seite. Rooper versuchte, nicht auf das unheilvolle Prickeln zu achten, das sie überkam, wann immer sie auf Aubadas und seine ungleiche Zwillingswelt hinabsah. Es war, als würde sich bei dem Anblick eine tintige, wogende Wolke in ihrem Kopf zusammenballen.

Langsam trat die Umberfall ihren Sinkflug ins Unbekannte an.

4. KAPITEL

„Wo, im Namen der blauen Sonne, ist sie?“

Dietrix runzelte die Stirn, während sie sich über die Kontrollen beugte und zwischen den Computeranzeigen und dem Cockpitfenster hin- und herblickte. Sie befanden sich inzwischen tief in der Atmosphäre von Aubadas und glitten über den welligen Mooren und Sümpfen in der Tiefe dahin. Auf Rooper wirkte die Welt ungezähmt, eingehüllt in einen hübschen Schleier aus fasrigem Nebel. Regen trommelte auf die Schiffshülle. Aber von der Hauptstadt der Katikoot fehlte jede Spur.

„Bist du sicher, dass wir bei den richtigen Koordinaten sind?“, fragte Obik von der Tür. Der Sanitäter des Teams war ein extrem hochgewachsener, grünhäutiger Mirialaner mit einem komplexen Muster geometrischer Tätowierungen auf den Wangen und dem Nasenrücken – sie repräsentierten vergangene Leistungen in seinem Leben. Gekleidet war er in eine weiß-blaue Uniform, wie sie alle Aufklärer trugen, die nicht zum Jedi-Orden gehörten. EX-9B, ihr EX-Droide, schwebte über Obiks linker Schulter.

„Es sind dieselben Koordinaten, die das letzte Team angegeben hat“, erklärte Dietrix. „Aber, wie du sehen kannst“ – sie deutete aus dem Fenster –, „ist hier nichts.“

„Vielleicht war es tatsächlich eine Falle“, murmelte Rooper. „Wir sollten vorsichtig sein.“

„Bee-buu-ditt“, kommentierte EX-9B in einem nervös klingenden, piepsenden Tonfall.

„Keine Sorge, Nubs“, sagte Obik. „Wir haben alles im Griff.“

„Wuuu“, erwiderte der Droide. Er klang nicht überzeugt.

„Ich wende, dann überfliegen wir das Gebiet noch einmal“, entschied Dietrix, während sie bereits den Steuerbügel nach hinten zog. Die Umberfall richtete sich ruckartig auf, kippte dann seitlich in eine Wende und flog mit röhrenden Antrieben in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Roopers Magen stülpte sich um, und sie musste nach der Konsole greifen, um nicht aus ihrem Sessel zu kippen. „Diesmal gehe ich ein wenig tiefer, nur für den Fall, dass wir etwas übersehen haben“, schob Dietrix nach.

Nach einem Augenblick ging das Schiff in einen gleichmäßigen Sinkflug über, der es dichter an die wogende Landschaft herantrug. Jetzt konnte Rooper ein Netzwerk aus Kanälen und Rinnen erkennen, das sich zwischen den Hügeln dahinzog, aber nichts, das nach einer Stadt aussah. Das Land war nicht mal bewirtschaftet. Wenn sie ehrlich sein sollte, sah dieser Ort genauso unbewohnt aus wie die meisten anderen Welten, die sie im Lauf der letzten Monate besucht hatten.

„Langsamer, Dietrix“, sagte Silandra. Sie saß auf dem Platz hinter Rooper, und sie war so leise gewesen, dass die Padawan sie beinahe vergessen hatte.

Das Schiff bremste ab, als Dietrix die Antriebe drosselte. Silandra trat nach vorn und ging neben Rooper in die Hocke, sodass sie ihrer Schülerin in die Augen blicken konnte. „Rooper. Greif in die Macht hinaus. Sag mir, was du fühlst.“

„Ja, Meisterin.“ Rooper nickte. Sie war schon immer gut darin gewesen, die Gegenwart von Lebewesen in der Macht zu spüren, aber in letzter Zeit hatte sie mit Silandra geübt, wie sie ihre Wahrnehmung ausdehnen und sich von allen Ablenkungen befreien konnte, um sich weit über ihre unmittelbare Umgebung hinaus vorzutasten.

„Denk an dein Training. Du kannst das“, flüsterte Silandra in aufmunterndem Ton.

Rooper kaute kurz auf ihrer Unterlippe, dann lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück, schloss die Augen und atmete ruhig ein und aus, während sie ihre Sinne ausstreckte. Erst war da nur das rhythmische Klopfen ihres Herzens, dann das enge Cockpit, in dem sie die anderen Mitglieder des Teams als schillernde Lichtmuster wahrnahm. Dann die gesamte Umberfall. Und schließlich spürte sie auch die von Leben erstrahlende Landschaft unter ihr.

Rooper hatte die lebendige Macht stets als Schmelztiegel aus schimmernden Farben wahrgenommen. Jede Lebensform, ganz gleich wie klein oder groß, trug zu diesen prächtigen, glühenden Mustern bei, zu diesem Netz, das sich durch die gesamte Galaxis erstreckte und alles Leben miteinander verband. Jetzt gerade sah sie Rosa und Violett, Grün und Rot, Gelb und Ocker. Die Oberfläche von Aubadas flimmerte förmlich vor Leben. Und dort, in der Ferne, zwischen den Kanälen und Tälern, tief in den Hügeln … eine Masse aus Farben, so hell, dass es einen fast blendete. Eine gewaltige Konzentration von Leben.

„Da.“ Sie hob den Arm und deutete auf die Quelle des Lichts, ihre Augen noch immer geschlossen. „In den Kanälen.“

Silandras Hand legte sich auf ihre Schulter. „Gut gemacht, Rooper.“

Sie öffnete die Augen und atmete tief durch. Die Landschaft unter ihr sah wieder so aus wie zuvor, eine wellige Fläche aus Grün und sumpfigem Braun. Silandra neben ihr lächelte.

„Bringen Sie uns möglichst nahe ran, Dietrix“, forderte sie die Pilotin auf. „Den Rest des Weges gehen wir dann zu Fuß.“

„In Ordnung“, bestätigte Dietrix. „Der Felsvorsprung da vorne sieht nach einem perfekten Landeplatz aus.“

„Ich hole meine Tasche“, erklärte Obik. „Könnte ja sein, dass die anderen medizinische Hilfe brauchen, wenn wir sie finden. Komm, Nubs!“

Rooper starrte immer noch das Geflecht von Kanälen an, das sich durch die Landschaft vor ihnen zog. Hatten die Katikoot dort unten, zwischen den Spalten im Grundgestein, wirklich eine ganze Stadt errichtet?

Nun, so wie es aussah, würden sie es bald herausfinden.

Rooper schlitterte einen geröllübersäten Hang hinab und zog dabei eine kleine Lawine aus losem Kies hinter sich her.

„Ruhig, Padawan“, hörte sie Silandras sanft tadelnde Stimme hinter sich.