Star Wars. Wächter der Macht 9. Sieg - Troy Denning - E-Book

Star Wars. Wächter der Macht 9. Sieg E-Book

Troy Denning

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Allein gegen Darth Vaders Erbe

Jaina Solo bereitet sich auf den größten Kampf ihres Lebens vor – gegen ihren eigenen Bruder Jacen, der mittlerweile als Sith-Lord Darth Caedus die Galaxis beherrscht. Wird es ihr gelingen, Darth Caedus wieder zur lichten Seite der Macht zu führen, oder wird Jaina ihren eigenen Bruder töten müssen? Kann sie das überhaupt …?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 562

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Troy Denning

SIEG

Wächter der Macht 9

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Legacy of the Force 9. Invincible«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Juli 2010

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2010 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Jason Felix

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07839-3

www.blanvalet.de

Für meine Eltern,

Robert und Jane Denning,

und die Rettungshunde

der Longears Ranch

Dramatis Personae

BEN SKYWALKER; Jedi-Ritter (Mensch)

BOBA FETT; Mandalorianischer Kopfgeldjäger, Mand’alor (Mensch)

DARTH CAEDUS (ehemals JACEN SOLO); Sith-Lord (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JAGGED FEL; Pilot auf Seiten der Jedi (Mensch)

JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

LON SHEVU; Captain der Garde der Galaktischen Allianz (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)

MIRTA GEV; Mandalorianische Kopfgeldjägerin (Mensch)

PRINZ ISOLDER; Vater der hapanischen Königinmutter (Mensch)

SABA SEBATYNE; Jedi-Meisterin (Barabel)

TAHIRI VEILA; Sith-Schülerin (Mensch)

TARYN ZEL; Agentin der Hapanischen Sicherheit (Mensch)

TENEL KA; Hapanische Königinmutter (Mensch)

TRISTA ZEL; Agentin der Hapanischen Sicherheit (Mensch)

ZEKK; Jedi-Ritter (Mensch)

Prolog

ES WAR EINMAL VOR LANGER ZEIT …

Jaina Solo sitzt allein in der Kälte, die Knie dicht an ihre Brust gezogen und die Arme um ihre Beine geschlungen, um die Körperwärme zu bewahren. Sie ist vierzehn und hat seit Tagen nicht geschlafen, weil die, die sie gefangen halten, ihre Zelle in sonderbaren Abständen in schroffem, grellem Licht baden. Sie war noch nie so hungrig, und ihr Leib schmerzt von den täglichen Schlägen, die ihre Peiniger »Ausbildung« nennen. Sie weiß, was sie ihr zu nehmen versuchen, und sie weigert sich, es herzugeben. Aber sie ist allein und verängstigt und leidet größere Schmerzen, als sie jemals zuvor ertragen musste; ihr Wille gleicht einem Strang Spinnenseide, an dem ein Kristallkronleuchter hängt. Noch eine Tracht Prügel mehr, noch eine Ruheperiode ohne Schlaf, noch eine einzige Stunde zitternd auf einer nackten Durastahlpritsche, und sie lässt diesen Kronleuchter womöglich fallen. Und das macht ihr mehr Angst, als zu sterben, weil es bedeutet, sich ihrer Furcht zu ergeben, ihre Wut willkommen zu heißen … weil es bedeutet, sich der Dunklen Seite zuzuwenden.

Dann beginnt der Fleck in ihrem Herzen, der ihrem Bruder gehört, wärmer zu werden, und sie weiß, dass Jacen an sie denkt. Sie stellt ihn sich vor, wie er in einem anderen Bereich der Raumstation in seiner eigenen Zelle sitzt, das braune Haar wellig und zerzaust, die Zähne fest zusammengebissen, und der warme Fleck in ihrem Innern fängt an zu wachsen. Sie hört auf zu zittern, ihr Hunger schwindet, und ihre Furcht wandelt sich in Entschlossenheit.

Das ist das Geschenk ihres Zwillingsbandes: dass weder Jaina noch Jacen je wirklich allein sind. Sie eint eine Verbindung durch die Macht, die ihnen stets Kraft schenkt. Wird einer von ihnen schwach, gewinnt der andere an Stärke. Leidet einer von ihnen Schmerzen, lindert der andere seine Pein. Dieses Band zwischen ihnen kann von keiner Macht in der Galaxis durchtrennt werden, da es ein ebenso bedeutender Teil von ihnen ist wie die Macht selbst.

Also schiebt Jaina ihre Verzweiflung beiseite und wendet ihre Gedanken der Flucht zu, denn wenn sie und Jacen zusammenarbeiten, ist alles möglich. Sie befinden sich auf einer Raumstation, was bedeutet, dass sie ein Raumschiff stehlen müssen. Sie müssen einen Weg finden, das Schutzfeld des Hangars zu deaktivieren, vielleicht durch Sabotage oder indem sie eine Starterlaubnis fälschen. Und das wiederum heißt, dass sie etwas Zeit brauchen, bevor den Wachen bewusst wird, dass sie fort sind – besonders, weil sie ihren Freund Lowbacca befreien müssen, bevor sie fliehen.

Die einzige Möglichkeit, in der Zelle die Zeit zu messen, besteht darin, Herzschläge zu zählen, und dazu ist Jaina zu sehr mit Planen beschäftigt. Als Jacens Platz in ihrem Herzen also größer zu werden beginnt und immer voller wird, hat sie keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist. Allerdings hat sie dieses Gefühl schon tausende Male zuvor gehabt, und sie weiß, was es bedeutet: Ihr Bruder kommt.

Jainas Puls fängt vor Aufregung an zu hämmern, und bald kann sie spüren, dass Jacens Puls im selben Rhythmus pocht. Er ist jetzt ganz nahe, kommt den Korridor draußen vor ihrer Zelle entlang – und sie kann keine anderen Präsenzen wahrnehmen, die ihn begleiten. Sie will nicht, dass er weiß, wie sehr sie sich gefürchtet hat – oder wie dicht sie davor war zu zerbrechen –, darum bedient sie sich einer Jedi-Atemübung, um sich zu beruhigen.

Dann fühlt sie, wie er zwei Zellen entfernt stehen bleibt.

Nicht da, Dummkopf, denkt Jaina. Geh weiter!

Jainas Herz flattert, als Jacens Verwirrung wächst, und sie sorgt sich, dass ihr Bruder drauf und dran ist, die falsche Zelle zu öffnen, um ihre Flucht damit zu vereiteln. Sie greift in der Macht nach ihm, versucht, ihn physisch auf sich zu zu ziehen, und kurz darauf vernimmt sie das Klicken der Kontrolltafel draußen an ihrer Zellentür.

Jaina stößt ein erleichtertes Seufzen aus, dann verschränkt sie die Arme vor der Brust und lehnt sich gegen die Wand zurück. Sie weiß, dass die Sache eine Weile dauern wird, weil sich Jacen mit Mechanik wirklich schwertut.

Irgendwie jedoch gelingt es ihm, den Alarm lahmzulegen, bevor er die Zelle entriegelt, dann schafft er es, die Zelle zu öffnen, ohne dass die Direktverbindung zum Kontrollzentrum aktiviert wird. Schließlich gleitet die Tür mit einem Zischen auf, und Jaina sieht ihren Zwillingsbruder draußen stehen, der sie mit einer Nachahmung des berühmten schiefen Grinsens ihres Vaters bedenkt.

»Hi, Jaina«, sagt er. »Ich nehme nicht an, du würdest gern …«

»Was hat dich so lange aufgehalten?«, will Jaina wissen und fährt ihrem Bruder damit in die Parade. Er versucht ständig, Scherze und witzige Bemerkungen zu machen, und sie sind immer lahm. »Ich habe auf dich gewartet.«

Sie gleitet von ihrer Pritsche und tritt an ihm vorbei durch die Tür, ehe sie den Korridor in beide Richtungen hinabblickt, auf der Suche nach Wachen oder anderen Anzeichen von Ärger. Im Planen ist Jacen nicht besser als beim Reparieren von Maschinen, daher besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Wachen ihm bereits auf den Fersen sind – wie auch immer es ihm gelungen ist, so weit zu kommen.

Gleichwohl, das berühmte Solo-Glück scheint heute auf seiner Seite zu sein, und Jaina sieht nichts als die geschlossenen Türen der anderen Zellen. Sie würde gern die anderen Gefangenen befreien, doch sie ist klug genug, es gar nicht erst zu versuchen. Ihr Wille wurde bereits gebrochen, und einer von ihnen würde mit Sicherheit die Wachen alarmieren. Also schließt Jaina einfach bloß ihre eigene Tür und beugt sich dichter zu Jacen.

»Was jetzt?«, fragt sie. »Hast du herausbekommen, wo Lowbacca steckt?«

Jacen errötet, ehe er den Blick zu Boden senkt. »Noch nicht«, gibt er zu. »Irgendwie hatte ich gehofft, dass du vielleicht einen Plan hast.«

Jaina lächelt. »Natürlich habe ich den«, erwidert sie. »Sagte ich nicht, dass ich auf dich gewartet habe?«

1. Kapitel

Wie nennt man jemanden, der einem Rancor das Abendessen bringt? Einen Appetithappen!

– Jacen Solo, 14 Jahre, Jedi-Akademie auf Yavin 4

Der Tunnel, der ins Transportlabyrinth von Nickel Eins hinabführte, war typisch verpinisch: quadratisch, gerade und von so vielen Schläuchen, Rohren und Leitungen durchzogen, dass es unmöglich war, natürlichen Fels auszumachen. Außerdem war er aberwitzig sauber auf eine Vielleicht-hat-die-Schwarmmutter-einen-Putzfimmel-Weise, mit einem makellosen, rauchblauen Boden und schimmernden, aquamarinfarbenen Rohrleitungen, die dafür sorgten, dass dieser Gang nahezu identisch mit den anderen war, die Jaina zu Gesicht bekommen hatte, während sie eine nach der anderen die Verteidigungsanlagen des Asteroiden überprüfte. Selbst mit ihren Macht-Fähigkeiten war es ihr nicht möglich, genau zu bestimmen, wo im Innern der Insektenkolonie Boba Fett und sie sich befanden … und ob sie die geringste Chance hatten, sich wieder den mandalorianischen Garnisonskommandos anzuschließen, bevor Sturmtruppen zu landen begannen.

Drei Wochen waren seit der Schlacht von Fondor vergangen, und als Reaktion auf eine Reihe von Drohungen und Annäherungsversuchen von allen der am galaktischen Bürgerkrieg beteiligten Fraktionen hatten die Verpinen die Mandalorianer gebeten, auf Nickel Eins einen Stützpunkt zu errichten, um jeden abzuschrecken, der vielleicht auf den Gedanken kam, eine Entscheidung bezüglich ihrer Kooperationsabsichten erzwingen zu wollen. Offensichtlich verfehlte dieses Abschreckungsmittel allerdings seine Wirkung. Kaum eine Standardstunde zuvor waren Jaina und Fett gerade damit beschäftigt gewesen, die Verteidigungssysteme des Asteroiden zu inspizieren, als unerwartet eine Flottille der Imperialen Restwelten den Hyperraum verlassen und einen Scheinangriff auf die Hauptverladedocks geführt hatte. Eine halbe Stunde später war eine komplette planetare Invasionsflotte eingetroffen, die die Oberflächenverteidigung von Nickel Eins zu Schlacke und Staub reduziert hatte. In Kürze würde der eigentliche Truppenabwurf beginnen, und selbst die Verpinen hegten keine Hoffnungen, die Attacke zurückschlagen zu können. Die einzige Frage war, wo die Imperialen als Erstes landen würden.

Weiter vorn ertönte ein dringliches Dröhnen, und der bittere Geruch von verpinischen Warnpheromonen schwängerte die feuchtwarme Luft im Tunnel. Ihr Führer – ein dickgliedriges Insekt mit dem stachelbewehrten chitinartigen Carapanzer und den kräftigen Mandibeln der Kriegerkaste – schritt allmählich schneller voran, und Jaina sorgte sich langsam, dass ein Schwarm überspannter Krieger fälschlicherweise sie und Fett für den Feind halten könnte. Als Fetts Hand auf seinen Blaster im Halfter zuglitt, wusste sie, dass sie sich darüber nicht als Einzige Gedanken machte.

Dennoch wagte sie es nicht, ihren Führer zu bitten, seine Verpinenfreunde weiter vorn daran zu erinnern, dass sie und Fett auf der Seite des Schwarms waren. Sie wusste, wie Fett einer so offensichtlichen Vorsichtsmaßnahme gegenüberstand – und vielleicht hatte er recht damit. Vielleicht war jeder Anschein von Schwäche tatsächlich eine Schwäche.

Jaina war mittlerweile kaum mehr als einen Standardmonat lang von dem legendären Kopfgeldjäger ausgebildet worden, doch in dieser Zeit hatte sie ihn recht gut kennengelernt. Zuweilen konnte sie beinahe seine Gedanken lesen. Während des Scheinangriffs der Restwelten-Flottille auf die Verladedocks, hatte sie angenommen, dass er so tun würde, als fielen sie auf die List herein … und wurde Zeugin, wie er eine Staffel Bes’uliike aussandte, um den Feind »zu verscheuchen«. Als dann die eigentliche Invasionsflotte eintraf, hatte sie gemutmaßt, dass Fett hart zurückschlagen würde. Tatsächlich hatte er die Hohe Koordinatorin von Nickel Eins dazu veranlasst, mit ihrer gesamten Sternenjägerstreitmacht das Flaggschiff der Restwelten, die Dominion, zu attackieren, woraufhin der Supersternenzerstörer rasch zu einem lodernden Wrack wurde.

Jetzt, wo die Einnahme des Asteroiden praktisch Gewissheit war, wusste Jaina, dass Fett den Invasoren nicht auf der Oberfläche die Stirn bieten würde. Er würde sich für eine wesentlich blutigere Strategie entscheiden, nämlich, sie in den schmalen Zugangstunneln zu attackieren, die von den Luftschleusen hinabführten, um sie jeden Meter, den sie vorrückten, mit Leben bezahlen zu lassen.

Und Jaina wusste, dass ihre Ausbildung soeben zum Abschluss gekommen war, weil Boba Fett sie – das Werkzeug seiner Rache am Mörder seiner Tochter – nicht in eine Schlacht schicken würde, die er nicht gewinnen konnte. Sobald sie an einem Hangar vorbeikamen, in dem noch ein einsatzfähiger Sternenjäger stand, würde er Jaina von der Kette lassen und ihr auftragen, Jagd auf ihren Zwillingsbruder zu machen.

Jaina wusste allerdings nicht, ob sie dem gewachsen war. Auf Keldabe konnte sie gegen drei x-beliebige Männer gleichzeitig kämpfen und war am Ende die Einzige, die noch auf den Beinen stand. Sie konnte Fett mit einer Farbkugel an jeder beliebigen Stelle seiner Rüstung treffen, die sie wollte. Sie war allen Piloten von Mandalore überlegen, ganz gleich, für welches Schiff sie sich entschieden, und in Elitekampfsimulationen gelang es ihr, eine ganze Jägerstaffel abzuschießen.

Nichts davon bedeutete, dass sie gut genug war, einen Sith-Lord zur Strecke zu bringen.

Doch das musste sie sein. Wenn die Verwandlung ihres Bruders Mara genügend Angst eingejagt hatte, dass sie versucht hatte, ihn zu töten, dann war es an Jaina, die Sache zu Ende zu bringen. Jacen – oder Darth Caedus, wie er sich selbst jetzt nannte – musste aufgehalten werden – um Maras, Bens und Lukes willen, für ihre Eltern, Tenel Ka und Allana, für Kashyyyk und Fondor und den Rest der Galaxis.

Aber war sie dem gewachsen?

Nach einigen Sekunden des Abstiegs wurden die Warnpheromone so dicht, dass Jainas Augen plötzlich tränten, und die Macht brodelte von der Anspannung und Aggression Tausender Insektoider. Das Dröhnen voraus schwoll zu einem dumpfen Brüllen an, und dann öffnete sich der Tunnel zum schlimmsten Durcheinander, das man sich nur vorstellen konnte. Schwärme dickgliedriger Verpinen mit stacheligen Carapanzern und ryyk-großen Mandibeln strömten ins Haupttransportdepot, kletterten übereinander hinweg oder setzten ihre Splittergewehre wie Pflugscharen ein, als sie aus einem Dutzend verschiedener Richtungen in die Höhle drängten.

Jainas und Fetts Begleiter wagte sich in die wirbelnde Masse und wurde unverzüglich erst in die eine und dann in die andere Richtung geschoben. Bald war er inmitten der übrigen Verpinen-Meute kaum noch auszumachen – nicht einmal für Jaina, die die Insekten als ehemalige Killik-Neunisterin wesentlich besser unterscheiden konnte als die meisten Menschen. Sie packte den Munitionsgürtel ihres Führers und hielt sich daran fest, während sie die Macht einsetzte, um sämtliche Krieger beiseitezustoßen, die sich zwischen sie zu drängen versuchten.

Als sie nach fünfzehn Sekunden keinen nennenswerten Fortschritt verzeichnen konnten, kämpfte Fett sich mit Gewalt zur Seite ihres Führers durch. »Bei diesem Tempo sind die Imperialen drin, bevor ich auch nur meine Männer in Stellung bringen kann. Gibt es noch einen anderen Weg zum Kommandobunker?«

Der Führer wiegte nachdenklich seinen röhrenförmigen Schädel, eher er mit seinen kugelrunden Augen blinzelte. »Unter Umständen könnten wir die Oberfläche überqueren …«

»Vergiss es«, entgegnete Fett.

Es gab keinen Anlass, seinen Widerwillen bezüglich dieser Möglichkeit näher zu erklären – zumindest nicht für Jaina. Angesichts einer Invasionsflotte, die Nickel Eins bombardierte, und einer Armada von Angriffsschiffen, die drauf und dran waren, zur Oberfläche hinunterzufliegen, war es alles andere als ein Spaziergang, den Versuch zu unternehmen, in einer Staubraupe fünfzig Kilometer auf dem Asteroiden zurückzulegen – und Fett ging stets auf Nummer sicher, besonders, wenn es galt, sein Leben zu riskieren.

»Du hast die Freigabe der Hohen Koordinatorin«, meinte Fett. »Sag ihnen, dass sie uns Platz machen sollen.«

»Die habe ich«, erwiderte der Führer. Für ein Geschöpf von der annähernden Größe eines Wookiees klang seine Stimme überraschend dünn und näselnd, höchstwahrscheinlich weil sie so selten zum Einsatz kam. Normalerweise »sprachen« Verpinen über von ihnen selbst erzeugte Funkwellen miteinander; das Äußern von Lauten beschränkten sie auf die Kommunikation mit anderen Spezies. »Allerdings hat der Feind bereits seinen ersten Schwarm Angriffsshuttles gestartet, und tausend andere Kampfleiter und mehrere Schlachtkoordinatoren verlangen ebenfalls, dass man ihnen den Vortritt lässt. Wir alle haben eine Prioritätsfreigabe Ihrer Mütterlichkeit.«

»Und ich dachte, ihr seid so ungeheuer gut organisiert«, knurrte Fett. Er deutete quer durch das Gewölbe zu einem Ladebereich hinüber, den Jaina durch den Schwarm großer Insekten voraus kaum erkennen konnte. »Ist das unsere Röhre?«

»Ja – AbwärtsGelb-Express FünfzigSitz«, sagte der Führer. »Allerdings gehen uns allmählich die Passagierkapseln aus, sodass wir möglicherweise gezwungen sind, zu …«

»Erst müssen wir da mal hingelangen«, grollte Fett.

Er breitete die Schultern aus und drängte sich nach vorn. Zumindest hatte er das vor, aber Jaina hatte mit seiner Ungeduld gerechnet und nutzte bereits die Macht, um ihn zurückzuhalten. »Ladies first«, meinte sie und glitt an ihm vorbei. »Jetzt, wo du Staatsoberhaupt bist, solltest du dir vielleicht ein paar Manieren zulegen.«

Sie konzentrierte sich darauf, mithilfe der Macht einen Pfad freizumachen, und ihre Hand bewegte sich beinahe unmerklich vor und zurück, wodurch sie die Verpinen-Krieger beiseitewanken oder unvermittelt zum Stehen kommen ließ. Fett schnaubte und folgte ihr dicht auf den Fersen, derweil ihr Führer – Osos Niskooen – ihnen verwundert über die Schultern blickte.

Einige Rippenprellungen später spie sie der Schwarm auf eine gelbe Verladeplattform, die zwei Meter über einer Transportröhre schwebte. An deren Boden konnte Jaina durchscheinende Energiewellen ausmachen, die auf einem erhöhten Repulsorschienenstrang entlangzischten und bei Geschwindigkeiten von mehr als zweihundert Stundenkilometern einen steten Strom von Staub, Stein und Unrat mit sich trugen.

Die Verpinen hinter ihnen drängten weiterhin nach vorn, sodass Jaina jetzt gezwungen war, den Schwarm mittels der Macht zurückzuhalten, als eine längliche Durastahlkapsel aus dem angrenzenden Tunnel schoss und vor dem Verladebereich schwungvoll zum Stillstand kam. Die Kapsel öffnete sich auf voller Länge, und das gesamte obere Viertel glitt nach oben. Jaina erhaschte einen flüchtigen Blick auf zwei Reihen nach innen gerichteter Sitze, ehe sich Verpinen-Soldaten förmlich in die Kapsel ergossen.

»Komm schon, Jedi.«

Fett packte sie, sprang in die wimmelnde Menge und bahnte sich mit Ellbogen und Tritten den Weg durch die übrigen Passagiere, als er um einen Platz kämpfte. Jaina nutzte die Macht, um einen kleinen Bereich rings um sie herum frei zu halten, bis über ihren Köpfen ein lautes Zischen ertönte und sich die Einstiegstür schloss. Einen Moment später schoss die Kapsel die Transportröhre hinunter, und die gesamte Gruppe von Fahrgästen wurde zum hinteren Ende des Passagierabteils geworfen.

Als die Kapsel ihre Maximalgeschwindigkeit erreichte, versuchten die Verpinen rasch, sich zu entwirren. Ungeachtet des Durcheinanders beim Einstieg schien jeder einen Sitzplatz zu haben. Jaina und Fett saßen einem Soldaten gegenüber, den sie als ihren Führer zu erkennen glaubten.

»Niskooen?«, fragte sie.

»Korrekt«, erwiderte das Insekt. »Die meisten Menschen haben ebensolche Schwierigkeiten damit, unsere Duftstoffe zu unterscheiden, wie wir eure.«

»Darin hat sie Übung«, kommentierte Fett und wandte Niskooen seinen Helm zu. »Also, wie ist die Lage oben?«

Niskooen schwieg einen Moment, als er mit den anderen Verpinen in Verbindung trat. Dann antwortete er: »Unsere Oberflächengeschütze wurden schwer beschädigt, und die ersten Angriffsshuttles des Feindes setzen zur Landung an. Ihre Weißpanzer fangen an, von Bord zu gehen.«

»Das war mir schon klar«, grummelte Fett. »Ich meinte, wo? Bei welchen Luftschleusen?«

Niskooen verstummte eine Sekunde lang, ehe er berichtete: »Bei keinen Luftschleusen. Die erste Angriffswelle nähert sich FelsHochebene ZwanzigKilometer-Links.«

Fett wandte sich an Jaina. »Erinnere mich daran, meinen eigenen Kommunikationsoffizier mitzubringen, wenn wir das nächste Mal einen Stützpunkt inspizieren – oder, noch besser, daran, gar nicht erst in einen Überraschungsangriff zu geraten.«

»Als würdest du auf eine Jedi hören«, entgegnete Jaina. Sie wandte sich an Niskooen. »Befindet sich diese Landezone nicht in der Nähe der Abluftöffnungen eures Fusionskraftwerks? Zwanzig Kilometer die linke Seite des Asteroiden hinunter?«

»Korrekt«, bestätigte Niskooen. »Wir nehmen an, dass sie beabsichtigen, auf diesem Wege ins Nest einzudringen.«

Mit einem Mal wurde Fetts Beunruhigung in der Macht so durchdringend wie die Pheromone der Verpinen in der Luft. »Sie werden nicht eindringen.«

Niskooens Fühler richteten sich auf. »Denken Sie, sie hoffen darauf, unsere Hauptenergieversorgung sabotieren zu können?«

»Als bloße Hoffnung würde ich das nicht bezeichnen«, meinte Fett. Er murmelte etwas ins Mikrofon seines Helms, versuchte, der Kommandoeinheit, die er als Zeichen der mandalorianischen Einhaltung des Beistandsabkommens mit den Verpinen auf Nickel Eins stationiert hatte, unmittelbar Anweisungen zu geben. Nach einer Minute gab er den Versuch auf, ein direktes Signal zu bekommen, und wandte sich wieder an Niskooen. »Kannst du eine Nachricht an Moburi weiterleiten?«

»Ich kann mittels meiner Nestgefährten Verbindung zu Kommandosoldat Moburi aufnehmen«, erwiderte Niskooen. »Hinter uns kommen immer noch weitere Kapseln.«

»Sag Moburi, dass er das Kommando hat, bis ich eintreffe«, bat ihn Fett. »Und dass das noch eine Weile dauern könnte, weil das Energienetz dabei ist, in die Luft zu fliegen.«

Fetts Ankündigung sandte eine Woge der Bestürzung durch die Kapsel, doch keiner der Verpinen stellte seine Aussage infrage. Erstens, weil sein Ruf unübertroffen war, wenn es um Töten und Kämpfen ging. Zweitens, weil die Insekten der Kriegerkaste zu diszipliniert waren, um die Vorhersage eines Ranghöheren anzuzweifeln – selbst wenn es sich dabei um einen Ranghöheren von einem anderen Schwarm handelte. Und vermutlich wussten sie ohnehin, dass er recht hatte. Das Kraftwerk außer Gefecht zu setzen, würde das Transportsystem von Nickel Eins schlagartig zum Stillstand bringen; und die Bewegungsfähigkeit des Feindes einzuschränken, war immer eine gute Idee.

Fett wandte sich an Jaina. »Was verraten dir deine Jedi-Instinkte über diesen Angriff?«

»Dass irgendjemand die Waffenindustrie der Verpinen für sich selbst haben will«, entgegnete Jaina. »Aber um das zu wissen, braucht man keine Jedi-Instinkte. Die Produktion der Verpinen ist nahezu unabhängig, was sie zu einem verlockenden Ziel macht. Seit dem ersten Tag des Krieges versorgen die Verpinen alle Fraktionen, was sie zu jedermanns Gegner macht; und da sie sich mit keiner Seite verbündet haben, sind sie nun reif.«

»Sie haben sich mit uns verbündet!« In Fetts Stimme lag eine gewisse Gereiztheit, aber in der Macht konnte Jaina spüren, dass da keine echte Verärgerung war – er wusste ebenso gut wie sie, dass Mandalore mit einem Mal in einer Liga spielte, die mindestens eine Nummer zu groß war. »Aber wer ist dieser Jemand? Die Moffs, die ich bislang noch nicht getötet habe? Oder hat dein Bruder die geschickt?«

Jaina dachte eine Minute lang nach, dann zuckte sie die Schultern. »Mein Gefühl sagt mir, dass es zu früh für Jacen ist, die Moffs schon unter Kontrolle zu haben – andererseits steckt er voller Überraschungen.«

Fetts Helm blieb auf Jaina gerichtet. »Nicht für dich, hoffe ich«, sagte er. »Nicht mehr.«

»Die einzige Überraschung wäre, wenn es keine Überraschungen gäbe«, erwiderte sie. »Aber mittlerweile habe ich selbst auch ein paar in petto.«

»Gute Antwort.«

Dann blickte er beiseite, und Jaina konnte spüren, wie er sich die Worte zurechtlegte, um seine Entscheidung zu erklären. Dann war es so weit.

»Hör zu, Solo«, begann Fett. »Dies ist nicht dein Kampf. Sobald wir zum Kommandobunker kommen, will ich, dass du dir einen Bessie schnappst und von hier verschwindest.«

»Und wohin?«, fragte Jaina, die vorgab, überrascht zu sein. »Nach Mandalore, um Beviin auf den neuesten Stand zu bringen?«

Fetts Helm schwang wieder zurück zu Jaina. »Beviin weiß, was los ist – oder zumindest wird er es wissen, bis du dort eintriffst.«

»Dann … oh«, sagte Jaina, die noch immer schauspielerte. Lass sie niemals wissen, was du weißt, besonders dann nicht, wenn sie eines Tages dein Feind sein könnten. Sie zögerte einen Moment lang, bevor sie fragte: »Bin ich so weit?«

»Warum fragst du mich das?«

»Du hast mehr Jedi getötet als ich.«

Drei Sekunden vergingen, ehe Fett antwortete. »Aber keinen wie deinen Bruder. Keinen, der so stark war.« Sein Visier glitt von Jaina zurück zu Niskooen. »Was treiben die Weißpanzer?«

»Sie haben unsere Stellungen rings um die Abluftöffnungen durchbrochen und …«

Die Antwort des Verpinen brach ab, als es in der Kapsel dunkel wurde, sie auf den Tunnelboden krachte und plötzlich rumpelte, immer wieder abprallte und vibrierte, während sie den Korridor hinunterschepperte. Jaina spürte, wie es sie nach vorn zog, und sie setzte die Macht ein, um sich an Ort und Stelle zu halten – um das unverzüglich zu bereuen, als große, stachelige Insektenkörper gegen ihren Rücken zu krachen begannen.

Drei Meter entfernt flammte Fetts Armlampe auf. Sie wirbelte und blinkte, als er mit den anderen Passagieren nach vorn taumelte. Jaina zog die Beine an die Brust und drückte ihr Kinn nach unten, um sich selbst kleinzumachen, und fühlte einen harten Schlag, als irgendetwas die Durastahlwand hinter ihr streifte. Im Vorderteil der Kabine ertönte ein schreckliches Kreischen, gefolgt von einem Stoß nasskalter Luft und einem gewaltigen Krachen von der Decke im hinteren Bereich der Kapsel.

Dann verstummte der Lärm, und rollende Wogen der Pein wühlten die Macht auf. Jaina zog einen Glühstab von ihrem Gürtel und leuchtete damit zur Vorderseite des Passagierabteils, wo sie den Schein von Fetts Armlampe ausmachen konnte, begraben unter zwei Metern verkrümmter Insektenbeine und zersplitterter Brustkörbe. Dort, wo der vordere Rumpf weggerissen worden war, klaffte die Kapsel weit offen, und der Eisengeruch von Insektenblut erfüllte die Luft.

»Fett?« Jaina arbeitete sich mühevoll vor – und schaffte es etwa halb zur Vorderseite der Kabine, ehe sie von einem undurchdringlichen Gewirr um sich schlagender Insektengliedmaßen aufgehalten wurde. »Bist du verletzt?«

Das Licht am Grund des Haufens blieb, wo es war.

»Fett?« Als immer noch keine Antwort erfolgte, kletterte sie über das Gewirr der Insekten hinweg. Ohne auf ihre schmerzerfüllten, schrillen Schreie zu achten, wich sie ihren wütend zuschnappenden Mandibeln aus und rief ihn mit seinem Kosenamen – den, soweit sie wusste, ausschließlich Goran Beviin zu benutzen wagte. »Bob’ika?«

Mit einem Mal schwang das Licht in ihre Richtung. »Du musst mich für tot gehalten haben«, meinte Fett. »Deshalb werde ich darüber hinwegsehen – dieses eine Mal.«

»Tut mir leid.« Jaina lachte, ehe sie unverzüglich Schuldgefühle überkamen. Die verletzten Krieger rings um sie her waren Insekten, aber sie fühlten echten Schmerz – als ehemalige Killik-Neunisterin verstand sie das besser als die meisten anderen. »Wollte bloß sichergehen.«

»Los.« Fetts Lichtstrahl fiel auf den Frontbereich der Kapsel und bewegte sich schließlich auf den klaffenden Riss zu. Im atmosphärischen Schein der Lampe sah sie, dass der separate Schutzanzug unter seiner Rüstung an einem halben Dutzend Stellen zerfetzt war; ein großer Lappen baumelte unter dem Rand seines Helms hervor. »Wir müssen weiter.«

»Stimmt.« Jaina machte sich nicht die Mühe, ihn darum zu bitten, zunächst die Verwundeten versorgen zu dürfen. Mitgefühl war eine Schwäche, und sie war klug genug, vor Boba Fett keine Schwäche zu zeigen – besonders keine jetiise-Schwäche. »Wir sehen uns draußen.«

Sie glitt von dem Leiberhaufen, ehe sie ihr Lichtschwert aktivierte und die Seite der Kapsel zu durchtrennen begann. Als sie damit fertig war, stand Fett ein paar Meter den Tunnel hinab und versammelte die Verpinen um sich, die noch kämpfen konnten.

Zehn der fünfzig Krieger, die sich vorhin noch in der Kapsel befanden, standen jetzt bei ihm. Dieselbe Anzahl war tot oder noch immer im Innern der Kapsel, und die übrigen kauerten zusammengesunken oder eingerollt entlang der Tunnelwände; zwei Soldaten kümmerten sich um die, die zwar noch alle Gliedmaßen beisammen hatten, jedoch zu stark humpelten, um zu marschieren.

»Niskooen?«, fragte sie.

Fett ließ den Blick über die Krieger schweifen, die sich um ihn versammelt hatten. »Ist einer von euch Niskooen?«

»Niskooens Brustkorb ist aufgeplatzt«, entgegnete einer der Soldaten, die bei Fett standen. »Er ist nicht mehr.«

Fett räusperte sich zum Zeichen, dass er die Neuigkeit zur Kenntnis genommen hatte, und legte dann den Helm in den Nacken, um zum Gesicht des Sprechers aufzuschauen. »Wie lautet dein Name, Soldat?«

»Ss’ess«, erwiderte der Verpine. »Kampfleiter Ss’ess.«

»Nun, Kampfleiter Ss’ess, du gehörst jetzt zu uns.« Fett deutete auf den Rest der einsatzfähigen Soldaten. »Genau wie die. Verstanden?«

Ss’ess klackte mit seinen Mandibeln.

»Gut.« Fett drehte sich um und setzte zum Marsch durch den Tunnel an, ohne sich die Mühe zu machen, sich vor der Repulsorschiene in Acht zu nehmen. Die stellte offensichtlich für niemanden mehr eine Gefahr dar. »Wie weit ist es von hier zum Kommandobunker?«

»Wir sind fast da«, antwortete Ss’ess, der ihm folgte. »Es sind bloß noch zehn Kilometer.«

»Zehn Kilometer? Klasse.« Fett verfiel in einen lockeren Lauf, und Jaina bemerkte, dass er ein Humpeln zu verbergen versuchte. »Ich hatte schon befürchtet, meine tägliche Fitnessübung zu versäumen.«

»Wünschen Sie keinen Lagebericht?«, fragte Ss’ess, der hinter ihm hereilte.

»Wir kennen die Lage«, erwiderte Jaina. Die Repulsorschiene war zu schmal, um mehr als einem Läufer nach dem anderen Platz zu bieten, und die Tunnelwände wölbten sich einen steilen Hang empor, sodass sie gezwungen war, sich hinter Ss’ess zurückfallen zu lassen. »Die Imps haben euer Kraftwerk hochgejagt, und überall landen feindliche Angriffsshuttles. Dummerweise verfügt eure künstliche Schwerkraft über eine eigene Energieversorgung, sodass uns ein langer Marsch dahin bevorsteht, wo auch immer die Schlacht beginnt.«

Ss’ess sah sich zu ihr um, die Fühler vor Erstaunen aufgerichtet. »Kann man das in der Macht sehen?«

»Ja – Jedi sehen alles«, sagte Fett. »Genau das macht sie zu einer solchen Plage. Lass mich wissen, wenn die Weißpanzer anfangen, Luftschleusen zu sprengen.«

Fett verstummte und führte die Gruppe weiterhin durch die Tunnel an, wobei er es vorzog, unter seinem Helm zu keuchen, anstatt ihn abzunehmen und irgendwen sehen zu lassen, wie viel Anstrengung ihn das Ganze kostete. Jaina malte sich aus, dass er sich wünschte, den Raketenrucksack nicht an Bord seines Schiffs zurückgelassen zu haben, und lächelte. Er mochte vielleicht ihr Mentor sein – für den Augenblick –, aber er hatte ihren in Karbonit eingefrorenen Vater Jabba dem Hutt überlassen, sodass es schön war, ihn ein wenig leiden zu sehen. Abgesehen davon nahm sie an, Fett würde angesichts der Tatsache, dass es ihr Bruder gewesen war, der seine Tochter zu Tode gefoltert hatte, so ziemlich dasselbe über sie denken.

Sie liefen seit beinahe einer Stunde, als sich der Tunnel schließlich verzweigte und Schächte auf- und abwärts führten. Fett blieb stehen und gab vor, seine Möglichkeiten zu erwägen, während er wieder zu Atem kam, ehe er sich umwandte und Ss’ess mit seiner Lampe ins Gesicht leuchtete. »Welchen Weg?«

»Einen von beiden. Wenn wir nach oben gehen, passieren wir die Lang-Krater-Staubsee-Dreißig-Kilometer-Hoch-Luftschleuse.« Ss’ess blickte die abwärts führende Röhre hinunter, vermutlich mehr um Fetts Lampe aus den Augen zu bekommen, als in die entsprechende Richtung zu weisen. »Auf diesem Weg kommen wir durch Kundenhangar Zwei, in dem Ihre Bes’uliike …«

Ss’ess wurde vom Rumpeln von Gestein unterbrochen, als der obere Gang zusammenbrach. Sämtliche Verpinen machten einen Satz und schwangen ihre langen Hälse in Richtung des Lärms, doch Fett drehte sich nur beiläufig um, um den Tunnel hinaufzuschauen, zweifellos, um ihn mit den eingebauten Sensoren seines Helms zu überprüfen.

Jaina streckte bloß ihre Machtsinne aus und versuchte, einen Eindruck davon zu gewinnen, wer und wie zahlreich diejenigen waren, die den Durchgang zum Einsturz gebracht hatten. Sie spürte nichts, abgesehen von einer vagen Gefahr, formlos und schwer fassbar.

Ohne den Blick vom Tunnel abzuwenden, fragte Fett: »Ss’ess, sagte ich nicht, dass du mich wissen lassen sollst, wenn die Sturmtruppen anfangen, Luftschleusen hochzujagen?«

»Und dem werde ich nachkommen«, entgegnete Ss’ess. »Wenn es so weit ist.«

Jetzt schwang Fetts Helm zu ihm herum. »Die haben keine Luftschleusen in die Luft gesprengt?«, wollte er wissen. »Nicht eine einzige?«

»Nicht eine«, bestätigte Ss’ess. »Sie sagten, ich solle Sie informieren, wenn die Weißpanzer damit beginnen. Anfangen würde es mit einer. Dann hätte ich Sie darüber unterrichtet.«

Jaina spürte, wie Verbitterung von Fett ausging wie eine Dampfwolke. »Di’kut!«, hörte sie ihn eines der wenigen mandalorianischen Wörter benutzen, die er zu kennen schien, ohne dass Mirta ihm soufflierte. »Bevor du und deine Käferfreunde abkratzen, musst du eine Nachricht an Moburi weiterleiten.«

»Wir werden sterben?« Ss’ess klang eher überrascht als verängstigt. »Woher wissen Sie das?«

»Habe ich irgendwas gesagt, das dich glauben lässt, wir hätten Zeit für Erklärungen?«, verlangte Fett zu wissen. »Konzentrier dich, Ss’ess. Dir bleibt nicht viel Zeit.«

Jaina verstand. Wenn die Sturmtruppen die Luftschleusen nicht sprengten, dann nur, weil sie das Belüftungssystem des Asteroiden nicht beschädigen wollten – und das konnte bloß eins bedeuten.

»Gas!«

»Tu nicht so überrascht, Jedi. Das lässt dich schlecht aussehen.« Fett zog eine Notfall-Atemmaske vom Ausrüstungsgürtel, ehe er sich wieder an Ss’ess wandte. »Sag Moburi, dass er sich mit allen, die es bis dahin schaffen, zum Kundenhangar Zwei zurückfallen lassen soll.«

»Sie brechen unser Abkommen?«, keuchte Ss’ess. »Sie, Boba Fett?«

»Nein.« Fett hob seinen Helm hoch genug, um die Atemmaske durch seinen zerfetzten Schutzanzug und nach oben unter sein Visier zu schieben. »Uns läuft die Zeit davon, Ss’ess.«

Als Ss’ess’ Fühler flach an seinen Wangen verharrten, erklärte Jaina: »Im Hangar gibt es Luftwäscher und Schutzanzüge. Er versucht bloß, dafür zu sorgen, dass seine Männer am Leben bleiben, um einen Gegenangriff zu führen.«

»Ein paar von euch Burschen könnte ich ebenfalls gebrauchen«, sagte Fett zu Ss’ess. »Zu schade, dass ihr nicht die Chance eines Photons in einem Schwarzen Loch habt, bis dahin durchzuhalten. Wirst du diese Nachricht weiterleiten, bevor du stirbst?«

»Ja.« Ss’ess Fühler schwangen von seinen Wangen fort. »Vielen Dank für Ihre Offenheit.«

Ein leises, flüsterndes Zischen drang aus dem Tunnel, in dem das Poltern ertönt war.

Fett blickte in Richtung des Geräuschs, ehe er sich wieder umdrehte und auf Jainas Gürtel deutete. »Schätze, du warst doch keine so gute Schülerin«, meinte er. »Keine Atemmaske?«

»Natürlich habe ich eine bei mir«, entgegnete Jaina. »Ich brauche sie nur nicht.«

Fett neigte den Helm zur Seite. »Das will ich sehen.«

»Nur zu.«

Jaina wäre es lieber gewesen, diesen speziellen Trick keinem Mandalorianer zu zeigen – und besonders nicht Boba Fett –, aber die einzige Möglichkeit, die Technik geheim zu halten, bestand darin, die Verpinen sterben zu lassen. Sie wusste, was ein Mandalorianer getan hätte – aber sie war immer noch eine Jedi, und das wollte sie auch bleiben.

Das Zischen wurde lauter. Jaina leuchtete mit ihrem Glühstab den Tunnel hinauf und sah eine funkelnde Dampfwolke den Gang entlangtreiben – nein, entlangdrängen. Sie hob ihre Handfläche und hielt mit der Macht dagegen, um die feuchte Luft die Transportröhre hinaufzuschieben. Das Geräusch verstärkte sich zu einem hohen Summen; dann verharrte die Wolke, ohne noch weiter vorzurücken, und glänzte noch heller.

Jainas Magen drehte sich vor Verwunderung. Sie spürte Fetts Blicke auf sich und glättete ihre Stirn – zu spät, um ihn zum Narren zu halten, das wusste sie, aber zumindest würde sich die Standpauke darüber, Geheimnisse preiszugeben, in Grenzen halten. Sie konzentrierte sich stärker auf die Macht, kanalisierte sie schneller und drängte mehr Luft in den Tunnel. Das Summen vertiefte sich zu einem Dröhnen, und im Zentrum der Wolke bildete sich ein perlmuttfarbenes Glühen.

»Das habe ich noch nie gesehen.« Die Bemerkung wurde von Fetts Atemmaske gedämpft, jedoch nicht annähernd genug, um die Belustigung in seiner Stimme zu verbergen. »Also, was genau treibst du da eigentlich?«

Jaina verkniff sich eine scharfe Erwiderung und schob noch fester, um so viel Luft in den Gang zu zwingen, dass ihre Gewänder in der Bö zu flattern begannen. Die Tonhöhe des Dröhnens stieg rasant an, um dann unvermittelt zu verstummen, als die Wolke von einem gleißenden Blitz auseinandergerissen wurde.

Ein Moment verblüfften Schweigens folgte, in dem Jaina und die anderen die blendende Helligkeit wegzublinzeln versuchten. Dann, gerade als sich ihr Blick langsam wieder klärte, ertönte das Zischen von Neuem, leiser als zuvor, aber irgendwie auch eindringlicher. Sie leuchtete mit dem Glühstab den Gang hinauf und sah, dass die Eruption die glitzernde Wolke in Form einer dünnen, silbernen Schicht auf den Boden und an die Wände gespritzt hatte – aber nicht an die Decke.

Und diese Schmierschicht glitt jetzt auf den Tunnel zu, kam schnell näher und bildete ein Dutzend schimmernder Pfeile, von denen jeder auf eins der Wesen von Fetts behelfsmäßigem Kampftrupp zeigte.

Fett zog die Atemmaske unter dem Visier hervor. »Hübscher Trick.« Er nahm das T-21, das er sich aus der Waffenkammer von Nickel Eins besorgt hatte – er hatte sein EE-3 an Bord des Schiffs gelassen, in der Annahme, dass er es auf einer Inspektionstour nicht brauchen würde –, von seinem Rücken und entsicherte den Abzug. »Aber ich glaube, du hast dieses Ding gerade richtig sauer gemacht.«

Fett eröffnete mit dem Repetierblaster das Feuer, und die Verpinen folgten seinem Beispiel mit ihren Splittergewehren; alle schossen auf die Pfeile, die auf sie zukamen. Wie sich zeigte, waren die Magnetgeschosse allerdings genauso wirkungsvoll wie die Blasterladungen und schlugen einfach so lange in die Masse ein, bis der Pfeil die Form einer Gabel, eines Dreizacks oder eines halben Dutzends dicker Tropfen annahm und weiter vorrückte.

Jaina hatte keine Ahnung, was das für ein Zeug war – und es näherte sich zu schnell, um Zeit damit zu vergeuden, darüber nachzugrübeln. Als ihr keine Machttechnik einfiel, die effektiver gewesen wäre als das, was Fett und die Verpinen da taten, aktivierte sie einfach ihr Lichtschwert und hockte sich hin. Sie legte die Klinge so flach auf den Boden, wie sie konnte, und setzte das Schwert wie einen Kehrbesen ein, um das Zeug zu verbrennen und von sich fernzuhalten.

Der Schmierfilm teilte sich und bewegte sich um sie herum, blieb außer Reichweite, bis er sie vollkommen eingeschlossen hatte. Dann strömte das Zeug von allen Seiten auf sie zu. Sie katapultierte sich mit einem Machtsalto in Sicherheit und flog in hohem Bogen über Fetts Kopf in den Tunnel, der hinunter zu Kundenhangar Zwei führte. Sie landete mit dem Rücken zum Durchgang.

Fetts Stiefel und Beinschienen waren bereits mit mattem, kriechendem Silber überzogen, und Jaina sah, dass etwas davon durch einen Riss im Knöchelsaum geschlüpft war. Hinter ihm waren Ss’ess und seine Soldaten schließlich doch in Panik geraten und drehten sich um, um den Tunnel hinunterzuschnellen, aber der Schmierfilm glitt ihnen nach, und es war offenkundig, dass es ihnen nicht gelingen würde, davor zu fliehen.

Jaina deutete auf Fetts Füße. »Boba, du hast da …«

»Du auch.« Fett wies auf ihre Lichtschwerthand. »Dein Arm.«

Jaina blickte nach unten und sah einen silbernen Fleck, der sich ihren Ärmel hinunter ausbreitete und Handgelenk und Hand bedeckte. Sie deaktivierte ihre Klinge und ließ ihren Arm nach unten schnellen, aber es war, als würde man versuchen, eine Tätowierung abzuschütteln.

»Fierfek!« Jaina spürte, wie sie wütend wurde; sie hatte nicht die letzten fünf Standardwochen damit zugebracht, mit dem berüchtigtsten Killer der Galaxis Blutergüsse auszutauschen, damit es hier zu Ende ging. Sie musste lange genug überleben, um Jagd auf ihren Bruder zu machen. »Irgendeine Idee, was das ist?«

»Was macht das schon für einen Unterschied?«, fragte Fett. »Wahrscheinlich wird das Zeug uns töten – ich spüre bereits, wie es anfängt zu brennen.«

»Dann ist es Säure.« Jaina zog einen kleinen Behälter mit Neutralisator aus ihrem Ausrüstungsgürtel und ließ die Kappe aufschnappen, ehe sie fühlte, wie ihre eigene Hand zu kribbeln begann – nicht zu brennen. Sie sah zu Fett hinüber, um festzustellen, dass er einen grünen Stimulans-Hypoinjektor in der Hand hielt, jedoch nichts tat, als auf seine Füße zu blicken. »Du hast gesagt, es brennt!«

»Vielleicht hätte ich stechen sagen sollen.« Fett betrachtete weiterhin seine Füße. »Was spielt das für eine Rolle?«

Jaina setzte an, ihm den Unterschied zu erklären, den es machte, ob man einen Neutralisator oder ein Gegengift einsetzte – und dass ein Stimulans in dieser Situation in jedem Fall das Falsche war –, doch dann wurde ihr bewusst, dass sich Fetts Erwiderung auf etwas vollkommen anderes bezogen hatte. Der silberne Film auf seinen Beinschienen und Stiefeln löste sich auf und sickerte zu Boden.

Dann verschwand auch das Kribbeln in Jainas Hand und ihrem Handgelenk. Der silberne Fleck zerfiel zu schmutzigem Pulver und hinterließ ihr Fleisch leicht gerötet, aber ansonsten unverletzt. Sie nutzte die Macht, um ihre Aufmerksamkeit auf diesen Bereich ihres Körpers zu konzentrieren und nach irgendwelchen verborgenen Verletzungen zu suchen, doch abgesehen davon, dass es sich anfühlte, als habe sie einen leichten Sonnenbrand, fehlte ihr nichts.

Den Verpinen erging es weniger gut. Sie hatten es lediglich ein paar Meter den Tunnel hinunter geschafft, bevor der Schmierfilm sie eingeholt hatte, und nun war der Gang von stakkatoartigem Geklacker und dem verklingenden Kreischen der sterbenden Insekten erfüllt.

Jaina sah Fett an. »Wie fühlst du dich?«

Er leuchtete mit seiner Armlampe in den Gang. Ss’ess und die übrigen Verpinen lagen unter pulverartigen grauen Schichten am Boden. Die meisten krümmten sich in den letzten Zuckungen ihrer Todeskrämpfe, aber einige rührten sich schon nicht mehr; dunkles Blut sickerte aus ihren Augen und den Thorax-Atemlöchern.

»Glück gehabt«, meinte Fett. »Manchmal passiert so was.«

Er wandte sich von Ss’ess und den anderen ab, eilte an ihnen vorbei und wieder den Tunnel hinab. Ohne dem indirekten Befehl nachzukommen, ihm zu folgen, zog Jaina ihr Medipack aus dem Gürtel und kauerte neben Ss’ess nieder, um detaillierte Machteindrücke seiner Symptome in ihre Erinnerung zu brennen. Fett brauchte weitere zehn Schritte, bevor er sich schließlich entschloss, stehen zu bleiben und sich umzudrehen.

»Du versuchst doch nicht, ihn zu retten, oder?«, fragte er. »Sag mir, dass wir dir mehr beigebracht haben, als …«

»Ich versuche bloß rauszufinden, ob deine Nachricht an Moburi durchgekommen ist.« Als Jaina das sagte, gewahrte sie ein schwaches Gefühl von Schuld und Versagen unter Ss’ess’ Qual. »Ist sie nicht.«

Fett zuckte die Schultern. »Er wird trotzdem dort sein.«

»Wenn du das sagst.« Jaina gab sich keine Mühe, ihre Zweifel zu verbergen. Es würde auch so schon schwierig genug für sie und Fett werden, den Hangar vor den Imperialen zu erreichen, und die hatten sicherlich auch keinerlei Anweisungen, erst noch eine solide Gegenwehr zu errichten. »Aber wenn es überall so ist wie hier, würde ich mich nicht darauf verlassen.«

Sie benutzte einen Tupfer, um etwas Pulver und Blut von Ss’ess’ Körper einzusammeln, bevor sie ihm einmal die Schulter tätschelte, aufstand und eine Machtsuggestion einsetzte, um ihn einschlafen zu lassen.

»Ich kann dir sagen, was das für Zeug ist«, sagte Fett und wartete, bis sie den Tupfer in einer Probenröhre verstaut hatte. »Nano.«

»Es kann nicht schaden, ein paar Tests durchzuführen«, erwiderte Jaina und schloss sich ihm an. »Besser, wir gehen auf Nummer sicher.«

»Ich bin mir sicher.« Fett lief wieder weiter. »Das ist ganz genau der Stil der Imperialen – vermutlich hat sie das Zeug auf diese Idee gebracht, das dein Dad auf Woteba gefunden hat, damals, als du damit beschäftigt warst, mit Käfern zu knutschen.«

»Das waren keine Käfer!«, rief Jaina und unterdrückte das Verlangen, ihm einen Machtklaps gegen den Kopf zu verpassen. »Killiks sind …«

»Dann hast du also mit ihnen geknutscht?«, fragte Fett. »Ich dachte immer, dieser Teil der Geschichte wäre bloß …«

Jaina rammte ihn mit einem Machtstoß gegen die Wand – fest –, ehe sie ihn im Laufschritt den Tunnel entlangschubste. »Du solltest deinen Atem nicht vergeuden, alter Mann«, sagte sie. »Du musst einen Vertrag einhalten.«

Fett lachte und rannte schneller. »Zorn ist eine Schwäche, Jedi«, sagte er. »Und versuch mitzuhalten. Wir haben immer noch fünf Kilometer vor uns.«

Im Laufe der nächsten dreißig Minuten kamen sie mindestens an zweihundert toten Verpinen vorbei. Einige befanden sich in der Nähe zerschmetterter Transportkapseln, grässlich zerfleischt, aber von ihren Begleitern, die sie hier zurückgelassen hatten, zu friedlichen kleinen Kugeln zusammengerollt. Die meisten anderen lagen mit ausgebreiteten Gliedmaßen da, wo sie zu Boden gegangen waren, zu gequält wirkenden Formen verzerrt und mit demselben grauen Pulver bedeckt, das auch auf Ss’ess und den anderen übriggeblieben war, nachdem die silberne Schicht sie eingeholt hatte.

Einige der verstreuten Leichen – die alle der Techniker- und Arbeiterkaste entstammten – schienen allerdings an typischeren Verletzungen gestorben zu sein, größtenteils durch Blasterwunden und Granatendetonationen. Keine von ihnen wies irgendwelche Spuren des grauen Pulvers auf, das die toten Soldaten überzog. Jaina machte sich nicht die Mühe, Fett auf die Schlussfolgerung hinzuweisen, die sich daraus ergab; sie war sich sicher, dass sie sich ihm ebenso deutlich erschloss wie ihr – und er sie genauso beunruhigend fand wie sie.

Wenn die Restwelten eine Waffe kreiert hatten, die bloß die Kriegerkaste der Verpinen tötete, hatten sie eindeutig die Absicht, die Waffenanlagen in Kürze wieder in Betrieb zu nehmen. Innerhalb weniger Tage würde die gesamte Militärindustrie des Roche-Systems die Restwelten – und damit Jacen – mit einigen der besten Waffen in der Galaxis versorgen.

Jaina war immer noch damit beschäftigt, diese unerfreuliche Erkenntnis zu verdauen, als Furcht und Zorn eines Gefechts irgendwo nicht allzu weit vor ihnen die Macht erschütterten. Sämtliche Präsenzen fühlten sich für sie menschlich an, und eine oder zwei von ihnen waren ihr sogar vage vertraut. Sie hatten Fetts Mandalorianer gefunden – mitten in einen Kampf verwickelt. Mithilfe der Macht brachte sie Fett zum Stehen und benutzte dann Handzeichen, um ihm mitzuteilen, was sie spürte.

Fett nickte und nahm sich einige Sekunden Zeit, sein gesamtes Waffenarsenal scharfzumachen. Dann schalteten sie ihre Lampen aus und pirschten sich zu beiden Seiten des Tunnels heran; während Fett auf die Infrarotsensoren seines Helms zurückgriff, um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, verließ Jaina sich allein auf die Macht. Sie waren noch nicht weit gekommen, als das Gefecht auch schon förmlich in ihre Nasenlöcher drang. Das hier war nicht der typische Geruch von blasterversengtem Fleisch und herausströmenden Eingeweiden, sondern die Art von Odeur, das austrat, wenn eine Reparaturmannschaft die Luken eines Kampfschiffs aufriss, das gerade ein hässliches Turbolaser-Sperrfeuer überlebt hatte – der beißende Gestank von in Sekundenschnelle geschmolzenem Metall und verbrannten Leichen.

Nachdem sie in zwei Minuten vorsichtig nur zwanzig Meter vorgerückt waren, spürte Jaina, wie sich der Tunnel vor ihnen öffnete, zweifellos zur Verladeplattform von Kundenhangar Zwei. Etwa dreißig Meter voraus konnte sie ein Dutzend wütender Mandalorianer wahrnehmen, die in der Transportröhre am gegenüberliegenden Ende der Plattform kauerten. Auf einer Seite verteilt nahm sie ungefähr zwei Dutzend disziplinierte Präsenzen wahr, die sich etwa im Halbkreis auf der gewaltigen Fläche verteilt hatten, bei der es sich um den Eingangsbereich des Hangars handeln musste – wenn nicht gar um den Hangar selbst. Sturmtruppen, nahm sie an.

Fett murmelte etwas in sein Helmmikrofon … dann duckte er sich, als ein bunter Blitz aus der Dunkelheit zischte und einen kopfgroßen Krater in die Tunnelwand riss. Sofort erwiderte er das Feuer, schickte einen Blasterhagel in Richtung des unsichtbaren Angreifers, und die Verladeplattform wurde vom Schein hin und her zuckender Lichtstreifen erhellt. Im gleißenden Flackern erhaschte Jaina einen flüchtigen Blick auf ein halbes Dutzend Mandalorianerleichen weiter vorne, die unter der Verladeplattform am Boden der Transportröhre lagen. Ihre Beskar’gam schienen mehr oder minder intakt zu sein, waren jedoch so übel verfärbt und verformt, dass es aussah, als wären sie von Laserkanonensalven geradewegs in ihre Brustplatten getroffen worden.

Fett rief etwas, das sie durch das Heulen so vieler Blastergewehre nicht verstehen konnte, dann duckte er sich und stürmte in die Transportröhre, hielt seinen Waffenarm über den Rand der Verladeplattform und erwiderte das Feuer. Ein Blasterschuss erwischte das Kühlmodul von Fetts T-21 und sprengte die Waffe auseinander, sodass die Einzelteile in drei verschiedene Richtungen davonflogen. Ein zweiter Schuss prallte von der Innenseite der Armschiene ab und schleuderte den Arm direkt nach oben, über die Kante der Plattform, wo sich ein dritter Schuss durch die Handfläche brannte und die Oberseite seines Handschuhs wegriss, ihn herumwirbelte und neben der toten Repulsorschiene flach zu Boden warf.

Das waren nicht die Sturmtruppen aus den Tagen ihrer Mutter, wurde Jaina klar. Diese Kerle hier konnten schießen. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und stürmte hinter Fett her, während sie gleichzeitig Blasterladungen zu ihren Angreifern zurückschickte und die Macht einsetzte, um Fett an der Schiene entlangzustoßen, damit er nicht zu einem stationären Ziel wurde.

Dann richteten sich die Härchen in ihrem Nacken auf, und sie bekam das Gefühl, dass sich jemand sehr Gefährliches auf sie konzentrierte. Eine Sekunde lang dachte sie, dass es vielleicht ihr Bruder war – doch dann wurde ihr klar, dass sie in dem Moment, in dem sie seine Blicke spüren würde, bereits tot wäre. Sie warf sich nach vorn auf die Repulsorschiene und erwischte Fett geradewegs im Rücken, als er just in diesem Augenblick mit einem BlasTech S330 hochkam, das er einem seiner toten Söldner abgenommen hatte.

Sie krachten bäuchlings zu Boden. Fett fluchte unter dem Helm und versuchte, sie abzuwerfen, aber Jaina nutzte die Macht, um sie unten zu halten, bis das, was auch immer sie da gerade gespürt hatte …

… gegen die Wand hinter ihnen donnerte und die Transportröhre mit der blendenden Helligkeit eines neugeborenen Sterns überflutete. Die Explosion versengte die linke Seite ihres Gesichts und füllte ihre Nase mit dem schwefeligen Geruch geschmolzenen Gesteins, verbrannten Stoffs und angesengten Haaren. Jaina warf einen Blick über die Schulter und sah eine Kugel von knisterndem, brodelndem Weiß und einem halben Meter Durchmesser, die sich noch immer in die Tunnelwand grub; verflüssigter Stein floss in einem hellen Strom aus dem Loch.

Schließlich wand Fett sich unter ihr hervor und wirbelte auf dem Knie herum, noch immer fluchend und ohne auf das daumengroße Loch zu achten, das sich durch seine Hand gebrannt hatte. Falls er bemerkte, dass er jetzt auf der verbogenen Brustplatte eines helmlosen Söldners kniete oder dass das Antlitz des Mannes so rot und aufgequollen war wie das von jemandem, der bei lebendigem Leib gekocht worden war, ließ er es sich nicht anmerken.

»Nicht unbedingt das, was ich im Sinn hatte, Jedi.« Er musste beinahe brüllen, um sich über das Geschrei und Getöse des Gefechts Gehör zu verschaffen. »Als ich sagte, du sollst mich decken, meinte ich mit einem Blaster.«

»Mein Fehler«, entgegnete Jaina ironisch.

Sie wollte gerade hinzufügen, dass das nicht noch einmal vorkommen würde, als ein Dutzend Mandalorianer vom anderen Ende der Verladeplattform auf sie zugelaufen kam. Der Anführer, ein großer, breitschultriger Bursche in einer rot-schwarzen Rüstung, duckte sich tief nach unten und behielt sorgsam das Chrono im Auge, das er in der Hand hielt. Alle anderen erwiderten das Feuer der Imperialen, während sie sich Deckung suchend halb hinter die Plattform kauerten und darauf verließen, dass ihre Beskar’gam den feindlichen Beschuss auffingen, während sie die Sturmtruppler aus dem Verkehr zogen.

Der Anführer sank neben Fett auf ein Knie. »Schön, dich zu sehen, Boss.« Er zeigte ihm das Chrono, auf dem ein Sekundencountdown ablief. »Uns bleiben noch neun Sekunden, bis die uns wieder eine verpassen.«

»Auch gut, dich zu sehen, Moburi.« Fetts Helm schwang in Jainas Richtung, um ihr einen Blick zuzuwerfen, von dem sie ziemlich sicher war, dass er selbstgefällig war – wäre sie imstande gewesen, unter sein Visier zu sehen. Dann wandte er sich wieder Moburi zu. »Plasmakanonen?«

»Nur eine einzige«, korrigierte Moburi. »Das ist der Grund, warum …«

»Wo?« Jaina reckte ihren Kopf empor, doch das Gestöber von Blasterschüssen blendete sie so sehr, dass sie niemanden genau ausmachen konnte – ganz zu schweigen vom Standort der Plasmakanone. »Bloß eine?«

»Eine genügt«, meinte Moburi.

Jaina warf einen Blick auf das Chrono in seiner Hand und sah, dass es bloß noch sechs Sekunden anzeigte. Ihr blieb keine Zeit zu erklären, was sie vorhatte – nicht, wenn sie diese Kanone ausschalten wollte, bevor sie erneut feuerte.

»Wo?«

Moburi sah Fett an, der wiederum Jaina anschaute und den Kopf schüttelte. »Keine Chance. Ich habe nicht vor …«

»Du sollst es auch nicht tun.« Jaina wusste, was Fett sagen wollte, nämlich, dass er nicht die Absicht hatte, das Werkzeug seiner Vergeltung an ihrem Bruder aufs Spiel zu setzen – und sie verstand warum. Attentäter wurden nicht so alt wie Fett, indem sie sich Risiken aussetzten, die sie vermeiden konnten. Doch Jaina wusste auch, dass sie eine Menge Risiken eingehen müssen würde, um Jacen zur Strecke zu bringen – dass sie sich von dem Moment an, in dem sie mit ihrer Jagd begann, wesentlich größeren Gefahren gegenübersehen würde als ein paar Dutzend wild um sich ballernder Sturmtruppsoldaten. »Gebt mir Deckung!«

Jaina schaltete ihr Lichtschwert wieder ein, ehe sie mit einem Machtsprung aus der Röhre hechtete und in einen Ausweichsalto überging.

Hinter ihr brüllte Fett: »Fierfek!« Dann: »Los, los, los!«

Als sie wieder landete, hatte sie die Verladeplattform halb überquert, und ein Dutzend Mandalorianer stürmte aus der Dunkelheit hinter ihr. Sie befand sich jetzt in einem beinahe tranceartigen Zustand, ihr Puls raste vom Rausch der Schlacht, ihr Lichtschwert wirbelte instinktiv umher, ihr Verstand konzentrierte sich darauf, den Standort der Plasmakanonenschützen ausfindig zu machen. Es war unmöglich, in der Schwärze jenseits des flackernden Halbkreises aus Licht, der die Schützenlinie der Sturmtruppen markierte, irgendetwas zu erkennen. Dennoch wusste Jaina, dass ihr Ziel dort sein würde, um den Rest der Gruppe zu verteidigen – hinter irgendeiner soliden Deckung verschanzt, sodass nichts weiter zu sehen war als die Mündung und das Scharfschützenvisier.

Und der Schütze war mit Sicherheit hoch oben. Die Plasmakugel war auf Gesichtshöhe gewesen, als sie sich am Boden der Transportröhre befand, was bedeutete, dass der Scharfschütze auf sie heruntergeschossen hatte.

Hinter ihr schnaubte ein Mando vor Schmerz, als ein Glückstreffer eine Nahtstelle in dessen Rüstung fand; weiter rechts von ihr detonierte eine Erschütterungsgranate und ließ weiße Panzerungsteile in alle Richtungen fliegen. Jaina spürte, wie ihr Lichtschwert drei durchschlagkräftige Schüsse abwehrte, ehe sie die feurigen Blitze zurückzucken sah, um einen Sturmtruppler und seinen G-8-Energieblaster in entgegengesetzte Richtungen segeln zu lassen. Sie sprang durch die daraus resultierende Lücke in der feindlichen Verteidigungslinie, tänzelte nach links, dann nach rechts, um eine weiß gepanzerte Schulter zu zerschlitzen und einen kastenförmigen Helm samt Inhalt davonkullern zu lassen.

Das war der Moment, in dem sie spürte, wie sich der Plasmaschütze wieder auf sein Ziel konzentrierte. Diesmal war das Gefühl nicht so stark wie beim ersten Mal, vermutlich, weil er auf jemand anderen zielte, und vermutlich hätte sie es überhaupt nicht bemerkt, wenn sie nicht danach gesucht hätte. Gleichwohl konnte sie fühlen, wie sich der Schütze bereit machte, von Neuem zu feuern, irgendwo weiter vorn, weiter oben … und weiter rechts.

Jaina lächelte, mehr aus Zufriedenheit denn aus Blutdurst, und stürmte in die Dunkelheit. Sie dehnte ihr Machtbewusstsein über Wand und Decke des Verladegewölbes aus und gewahrte eine menschliche Präsenz. Zwei Präsenzen – der Scharfschütze und sein Späher, die sich auf einem Beobachtungspunkt hoch über der Schlacht verschanzt hatten. Sie griff nicht nach einem Blaster oder einem Glühstab und versuchte auch nicht, hoch zu ihrem Versteck zu springen. Sie packte einfach mithilfe der Macht zu und riss die beiden nach vorn.

Mit ziemlicher Sicherheit brüllten der Schütze und sein Partner oder schrien auf, als sie aus ihrem Schützennest flogen, doch das Geräusch wurde vom dröhnenden Krachen einer Plasmaentladung übertönt. Eine silbern strahlende Kugel schoss von ihrer Position in steilem Bogen in die Tiefe, gefolgt von zwei dunkel gepanzerten Gestalten und ihrer Kanone. Dann donnerte der Energieball in einen umgekippten Verladewagen und erzeugte eine gewaltige Detonation, die das gesamte Gewölbe volle zwei Sekunden lang erhellte.

Jaina erhaschte einen Blick auf Sturmtruppler, die vor der Explosion davontaumelten, wegrannten oder sich wegrollten. Dann hatten die Mandalorianer die Schützenlinie erreicht und brachten die Gegner mit Blastern, Stiefeln und Klingen zu Fall. Sie spürte Gefahr, drehte sich nach links und sah im flackernden Schein ihres Lichtschwerts einen rückwärts torkelnden Soldaten, der zwar zitterte, mit seinem E-18 aber immer noch in ihre Richtung zielte. Sie vollführte mit der freien Hand eine Geste, um ihn mit der Macht nach vorne und in ihr Lichtschwert zu reißen, bevor er das Feuer eröffnen könnte.

Die Klinge brannte ein drei Zentimeter großes Loch in seine Brustplatte und sank hindurch. Ein gequältes Gurgeln drang aus seinem Helm-Kom, das Blastergewehr glitt ihm aus der Hand und landete auf Jainas Stiefeln. Sie deaktivierte ihr Lichtschwert, dann hörte sie Schritte hinter sich und wirbelte herum, um das Schwert im selben Moment wieder einzuschalten und zuzuschlagen.

Der Hieb traf, richtete jedoch keinen Schaden an; die Klinge kratzte über einen Beskar-Halsschutz und hinterließ eine dunkle Furche in Fetts grüner Rüstung. Jaina keuchte überrascht, schaffte es jedoch, die Entschuldigung zu unterdrücken – Bedauern ist eine Schwäche –, die ihr automatisch über die Lippen kommen wollte.

»Lass dir das eine Lehre sein«, sagte sie stattdessen. »Schleich dich nie an einen Jedi an.«

»Ich wusste nicht, dass man sich überhaupt an einen Jedi heranschleichen kann«, entgegnete Fett. »Danke für den Tipp.«

Jaina deaktivierte ihr Lichtschwert und war sich mehr darüber im Klaren, dass sie nicht wirklich scherzten, als Fett bewusst war. Es gab eine Menge Dinge, die er nicht über Jedi zu wissen schien; eins davon war, dass Jedi nicht bloß gute Ohren hatten, sondern die besten. Als Admiralin Daala – selbst keine Freundin der Jedi – bei Fondor an Bord der Blutflosse gekommen war und darum gebeten hatte, Fett zu sehen, hatte Jaina ein Deck tiefer Stellung bezogen, wo sie die Macht benutzen konnte, um mit anzuhören, was die beiden Jedi-Hasser miteinander besprachen. Es war keine große Überraschung gewesen, sie von dem Tag träumen zu hören, an dem die Galaxis von Sith und Jedi gleichermaßen befreit wäre – und dazu gehörte auch Jaina. Diesbezüglich gab sie sich keinen Illusionen hin.

Gleichwohl, Jaina begnügte sich damit, Fett im Glauben zu lassen, dass sie nicht wüsste, wie verdammt ernst es ihm damit war; dass sie ihm die väterliche Zuneigung, die er zuweilen für sie an den Tag legte, tatsächlich abkaufte. Sie dehnte ihr Machtbewusstsein noch weiter aus, um den gesamten Verladebereich zu erfassen, bemerkte das abklingende Blasterfeuer und den schwächer werdenden Kampflärm und gelangte zu dem Schluss, dass es jetzt sicher war, ihren Glühstab einzuschalten.

»Sieht so aus, als wäre alles unter Kontrolle«, meinte sie und ging auf das ausgeschaltete Schützenteam und deren Plasmakanone zu. »Manchmal ist die Jedi-Methode eben doch besser.«

»Jedenfalls schneller.« Fett kniete nieder, um das Scharfschützenteam zu überprüfen, und als er feststellte, dass der Aufklärer noch atmete, jagte er dem Kerl eine Blasterladung durch den Kopf. »Nicht notwendigerweise besser.«

Die kaltblütige Eliminierung des verwundeten Sturmtrupplers ließ Jaina zurückschrecken, doch dann erinnerte sie sich an die Mandalorianer, die sie zuvor röcheln gehört hatte, und wusste, dass Fett nur an seine eigenen Verluste dachte, nicht an die seines Feindes. Sie wollte sich danach erkundigen, wie viele Männer er bei dem Vorstoß verloren hatte, doch sie war klug genug, ihr diesbezügliches Interesse nicht kundzutun.

Fett erhob sich und ging voran, während er Jaina bedeutete, ihm zu folgen. Als sie zu einem großen Torbogen gelangten, der in die Tiefen von Kundenhangar Zwei führte, deutete er in die Dunkelheit.

»Da drin sollten immer noch ein paar voll ausgerüstete Bessies sein, voll aufgetankt und startklar«, sagte er. »Einer davon gehört dir. Ich setze ihn mit auf deine Rechnung.«

Jaina blieb neben ihm stehen. »Dann war’s das jetzt also.«

»Ich schätze schon«, erwiderte Fett. »Ich habe dich fliegen gesehen. Es sollte dir keine Schwierigkeiten bereiten, von hier zu verschwinden.«

Jaina zögerte. »Was ist mit dir? Du weißt, dass du die Invasion nicht aufhalten kannst.«

Sie spürte, wie Fett in seinem Helm lächelte. »Machst du dir Sorgen um mich, Jedi?«

»Eigentlich nicht«, behauptete Jaina. »Aber ich will auf dem Laufenden bleiben, wie es um dich bestellt ist.«

Fett schnaubte. »Wir wissen beide, dass du dafür zu beschäftigt sein wirst«, meinte er. »Ich komme schon klar. Da drin ist auch ein Tra’kad. Wir müssen bloß noch einige Vorkehrungen für unsere Rückkehr treffen.«

Jaina zog eine Augenbraue hoch. »Ihr kommt hierher zurück?«

»Natürlich«, sagte Fett. »Ich habe ihnen mein Wort gegeben.«

»Wenn das so ist, dann möge die Macht mit dir sein«, entgegnete Jaina. »Du wirst sie brauchen.«

»Nicht so sehr wie du.« Fett legte den Kopf schief, hörte sich einen Bericht an und sagte dann: »Zeit, dass ich mich auf den Weg mache. Viel Glück, Mädchen!«

Einen Moment lang schwieg Jaina. Genau so etwas hätte wohl auch ihr Vater, Han Solo, gesagt.

Schließlich fragte sie: »Was glaubst du, wie viel ich brauchen werde? Glück, meine ich?«

Fett gab sich ratlos und tat so, als wolle er über seine Schulter blicken; dann schoss seine verwundete Hand vor – genau wie Jaina es vorhergesehen hatte. Sie blockte sie ab, durchbrach seine Deckung, rammte ihn mit der Schulter nach hinten und fegte ihm die Beine unter dem Körper weg.

Fett landete begleitet vom Krachen der Rüstung und einigen Flüchen auf dem Boden, doch unter dem Helm lachte er zufrieden in sich hinein. »Nun, ich habe dir alles beigebracht, was du wissen musst.«

»Aber nicht alles, was du weißt«, mutmaßte Jaina.

Fett schaute einen Moment lang zu ihr auf, dann sagte er: »So viel Zeit hast du nicht.« Er streckte Jaina eine Hand entgegen, damit sie ihm aufhalf. »Außerdem besteht dazu keine Notwendigkeit.«

Jaina ignorierte die Hand und trat zurück, ehe sie fragte: »Keine Notwendigkeit für dich?«

»Genau.« Fett seufzte und ließ die Hand sinken. »So oder so, ich bekomme meine Rache.«

»So oder so?« Jaina kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, bevor ihr klar wurde, was er da sagte. Sie war nicht überrascht darüber, aber es verletzte sie – vielleicht bloß ein bisschen, aber es verletzte sie. »Wenn ich meinen Bruder nicht töte …«

»Dann tötet dein Bruder dich.« Fett sprang so behände auf die Füße wie ein ungepanzerter Jedi-Schüler, ehe er hinzufügte: »Manche Dinge sind schlimmer als der Tod. Ich weiß das besser als jeder andere, vielleicht mit Ausnahme von Sintas – und Han Solo. Bestell deinem Vater mein herzliches Beileid.«

Jaina musterte Fett einen Augenblick lang und versuchte, sich daran zu erinnern, dass sie zu ihm gekommen war, dass er ihr genau das gegeben hatte, worum sie ihn gebeten hatte – und dennoch ertappte sie sich dabei, dass sie wütend wurde.

Schließlich sagte sie: »Dad hat recht mit dem, was er über dich sagt. Die Kaminoaner haben Rancorsabber benutzt, um deine Adern zu füllen.«

Fett lachte. »Ein kluger Barve, dein Dad.« Er wirbelte auf dem Absatz herum und trabte den Zugangskorridor hinunter. »Kein Wunder, dass er so schwierig zu töten ist.«

2. Kapitel

He, Jaina – weißt du, warum TIE-Jäger im Weltraum so fürchterlich kreischen? Weil sie ihr Mutterschiff vermissen!

– Jacen Solo, 14 Jahre, Jedi-Akademie auf Yavin 4