Stardust 9: Das Seuchenschiff - Dennis Mathiak - E-Book

Stardust 9: Das Seuchenschiff E-Book

Dennis Mathiak

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Beschreibung

Die FUNKENREGEN unter Quarantäne - und Tondesis Kampf auf dem Amöbenraumer Eigentlich will Perry Rhodan im Mai 1513 Neuer Galaktischer Zeitrechnung nur eine diplomatische Reise unternehmen: Über das Polyport-System begibt er sich in die ferne Galaxis Anthuresta. Dort leben die Nachkommen jener Menschen, die einst in das Stardust-System ausgewandert sind. Sie haben in Anthuresta bereits ein kleines Sternenreich aufgebaut. Ihre Raumschiffe erforschen die nähere Umgebung, ihre Abgesandten treten in Kontakt zu außerirdischen Völkern. In schier unglaublicher Ferne entwickelt sich eine neue Menschheit mit eigenen Visionen und Träumen. Doch während Rhodans Routine-Mission beginnen die Komplikationen - ohne dass der Terraner selbst etwas dafür kann. Eine mysteriöse Macht aus der Vergangenheit erwacht und macht mobil. Sie schickt die sogenannten Amöbenraumer, und diese greifen Welten an, auf denen Menschen siedeln. Bei einer Zeitreise, die ihn 180.000 Jahre in die Vergangenheit führt, erfahren Rhodan und seine Begleiter mehr über die Hegemonie von Pahl. Ihre Hinterlassenschaften erwachen in der aktuellen Zeit zu neuem, unheilvollem Leben - dazu zählt auch eine furchtbare Krankheit, gegen die es kein Heilmittel gibt. Perry Rhodan muss erkennen, dass er mitten im Geschehen steckt - sein Aufenthaltsort ist ausgerechnet DAS SEUCHENSCHIFF ...

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Nr. 9

Das Seuchenschiff

Die FUNKENREGEN unter Quarantäne – und Tondesis Kampf auf dem Amöbenraumer

Dennis Mathiak

Eigentlich will Perry Rhodan im Mai 1513 Neuer Galaktischer Zeitrechnung nur eine diplomatische Reise unternehmen: Über das Polyport-System begibt er sich in die ferne Galaxis Anthuresta. Dort leben die Nachkommen jener Menschen, die einst in das Stardust-System ausgewandert sind.

Sie haben in Anthuresta bereits ein kleines Sternenreich aufgebaut. Ihre Raumschiffe erforschen die nähere Umgebung, ihre Abgesandten treten in Kontakt zu außerirdischen Völkern. In schier unglaublicher Ferne entwickelt sich eine neue Menschheit mit eigenen Visionen und Träumen.

Doch während Rhodans Routine-Mission beginnen die Komplikationen – ohne dass der Terraner selbst etwas dafür kann. Eine mysteriöse Macht aus der Vergangenheit erwacht und macht mobil. Sie schickt die sogenannten Amöbenraumer, und diese greifen Welten an, auf denen Menschen siedeln.

Bei einer Zeitreise, die ihn 180.000 Jahre in die Vergangenheit führt, erfahren Rhodan und seine Begleiter mehr über die Hegemonie von Pahl. Ihre Hinterlassenschaften erwachen in der aktuellen Zeit zu neuem, unheilvollem Leben – dazu zählt auch eine furchtbare Krankheit, gegen die es kein Heilmittel gibt.

Perry Rhodan muss erkennen, dass er mitten im Geschehen steckt – sein Aufenthaltsort ist ausgerechnet DAS SEUCHENSCHIFF ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner wird mit einer schrecklichen Bedrohung konfrontiert.

Eritrea Kush – Die Admiralin scheint zum ersten Opfer einer Seuche zu werden.

Patrick Dirmio – Der Captain ist unversehens Kommandant über ein Seuchenschiff.

Mehul Tondesi – Der junge Pilot kämpft verzweifelt um sein Leben.

Varrim-Ga

1.

An Bord der FUNKENREGEN

11. Juni 1513 NGZ

Perry Rhodan reagierte gedankenschnell. Eritrea Kush brach zusammen. Ehe sie auf dem Boden aufschlug, ging der Terraner in die Knie und fing sie auf. Sie war leicht, hatte in den letzten, nervenaufreibenden Tagen abgenommen.

Eritreas Lider flatterten. Aus dem Akustikfeld zwischen ihnen drang noch immer Captain Dirmios Stimme. Eritreas gehauchte Worte gingen darin unter. Sie schnappte nach Luft, krallte eine Hand in Rhodans Hemd.

»Wir brauchen Hilfe!« Rhodan war bewusst, dass die Überwachungssysteme Eritreas Zusammenbruch registriert hatten und sofort reagieren würden. Dennoch wiederholte er leise: »Wir brauchen Hilfe.« Während er noch sprach, legte er ihren Körper in die stabile Seitenlage.

Jemand packte Rhodan an der Schulter, kniete sich neben ihn und schob eine Hand unter Eritrea. »Schon gut, ich übernehme.« Dr. Mendell, der Bordarzt der FUNKENREGEN, drückte ihn beiseite.

Rhodan übergab Eritrea dem athletisch gebauten Mediker mit den stark behaarten Armen und dem fast schwarzen Schnauzbart, der wie sein Haar von silbernen Strähnen durchzogen war. Mendell aktivierte ein Antigravfeld und ließ Eritrea auf optimale Behandlungshöhe emporschweben. Ein diskusförmiger Medoroboter schwebte hinzu. Lilafarbene Leuchtbänder signalisierten, dass er mit dem Scan von Eritreas Biodaten begann.

Rhodan erhob sich aus der Hocke, verlor das Gleichgewicht und prallte auf den Boden. Die wegen des Quarantänealarms blassrot leuchtende Decke des Raumes, die holografischen Diagramme und Aufnahmen von Organen, Bakterienkulturen und Viren kreisten um ihn, vermengten sich zu einem grellen Farbenschauer.

»Hey!« Posimons Quäken sprengte ihm beinahe den Kopf. »Du wirst doch wohl nicht ebenfalls schlappmachen! Das gehört sich nicht für eine Biokomponente!«

»Halt die Klappe!« Rhodan schloss die Augen, presste die Hände auf die Ohren und holte tief Luft. Um seinen Kreislauf in den Griff zu bekommen, konzentrierte er sich auf seine Atmung, machte meditative Dagortechniken. Blinzelnd beobachtete er durch Tränenschleier, wie Mendell Eritrea auf dem Antigravfeld zu einer Behandlungsliege bugsierte.

Der Mediker warf ihm einen besorgten Blick zu. Als er sah, dass Rhodan noch bei Bewusstsein war, widmete er sich wieder Eritrea.

»Patientin ist kollabiert«, gab er zu Protokoll. »Die Atmung setzt aus.«

Der Medoroboter fuhr einen hauchdünnen Tentakel aus und klebte Eritrea eine Folie auf Nase und Mund, die sich sofort wölbte. Kurz darauf hob sich Eritreas Brustkorb. Noch mehr Mediker und Roboter kamen hinzu. Dann verschwand die Gruppe hinter einem milchigen Energievorhang.

»Wie geht es dir?«, fragte ein weiterer Medoroboter. Rhodan griff nach dem Wasserglas, das er ihm entgegenhielt, und trank. Mit der anderen Hand betastete er sein Ohr.

So sehr die Konstrukteure sich auch bemühten – für Rhodans Geschmack gelang es ihnen selten, den Maschinen eine überzeugende Intonation zu geben. Meistens war sie zu rein, zu perfekt. Ebenso wie die Behandlungszimmer und Ruheräume. Eine Sterilität, die sich durch die Jahrtausende zog. Aber die Stimme dieses Exemplars klang unerträglich schrill.

»Mir ging es schon einmal besser.« Rhodan griff nach dem Tentakel und zog sich daran hoch. Er folgte der Maschine zu einer Liege und streckte sich darauf aus. Rhodan wusste Eritrea bei Mendell in guten Händen.

Unter dem linken Schlüsselbein spürte er seinen Zellaktivator heftig pochen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Virus, mit dem sie sich beide infiziert hatten, sogar ihn gefährdete. Wie musste es Eritrea ohne den Schutz eines der lebenspendenden und vor Krankheiten schützenden Geräte gehen? Rhodan horchte in sich hinein. Ihm war, als hätte der Zellaktivator selten zuvor so vehement gegen einen Erreger gekämpft.

»Wie lauten deine Beschwerden?«, fragte der Medoroboter.

»Na!«, quäkte Posimon, der von Rhodans Arm glitt und sich neben ihm aufrichtete. »Das ist doch offensichtlich, du Blechkasten!«

Rhodan blinzelte in die Helligkeit der Deckenbeleuchtung. Sofort wurde sie gedimmt. Milchige Energiefelder entstanden um den Behandlungsbereich. Schallschluckende Felder tauchten ihn in gnädige Stille, die hoffentlich auch von Posimon respektiert wurde.

»Wenn die Systeme der FUNKENREGEN nicht deutlich schlechter moduliert sind als auf anderen Raumschiffen der Stardust-Flotte, reagiere ich wohl überempfindlich auf Licht und Geräusche.« Rhodan schluckte schwer. Dann strich er sich über den Arm. Die Berührung schmerzte. »Ich korrigiere mich: Insgesamt scheint mein Körper überempfindlich zu reagieren. Als leide ich unter einer Grippe.«

»Laut deiner Gesundheitsakte sollte der Zellaktivator eine Grippe rasch bekämpfen können«, sagte der Medoroboter, »sodass es nicht zu solchen Symptomen kommt.«

Rhodan versuchte zu lachen. Ein Hustenanfall unterbrach ihn. Er reizte die Bronchien, brannte in der Brust und jagte stechenden Schmerz durch die Stirn. »Ich leide wohl ebenfalls unter den ersten Symptomen des HMI-Virus.«

»Ich notiere deinen Verdacht, dass auch du von dem Heimatschutz-Metamorphosen-Induktor-Virus infiziert bist«, gab der Medoroboter zu Protokoll. »Dr. Mendell hoffte, der Zellaktivator würde die Infektion trotz der leichten Beschwerden rasch und erfolgreich bekämpfen.«

»Hat er augenscheinlich nicht.«

Rhodan verfluchte Anthur in Gedanken. Der vorgebliche Bote TALINS, der sich als Helfer des größenwahnsinnigen Generex entpuppt hatte, hatte die Phiole mit dem Virus auf dem Planeten Jaroca aus dem Heiligtum der Jaroc gestohlen. Offensichtlich hatte er ihn anschließend auf der Depotwelt des Generex namens Tark, dem dritten Planeten dieses Sonnensystem, aufbereitet. Die Inkubationszeit des Virus betrug laut den Aufzeichnungen des Generex, in die sie auf einer Reise in die Vergangenheit Far Aways Einsicht gewonnen hatten, vierundzwanzig Stunden.

Anthur musste das Virus auf Horatio eingesetzt haben. Wie und wo sonst konnten Eritrea und Rhodan sich angesteckt haben?

Einige Augenblicke lang gönnte sich Rhodan Ruhe. Sogar Posimon sparte mit unqualifizierten Kommentaren. Der Terraner versenkte sich in einen meditativen Zustand, um seine Konzentrationsfähigkeit wiederherzustellen. Er öffnete die Augen, als ein Mann an die Behandlungsliege trat.

»Dr. Mendell«, begrüßte Rhodan den Mediker. Er hustete trocken und unter Schmerzen. »Wie geht es Eritrea?«

»Pah!« Posimon, der sich neben Rhodan gelegt hatte, sprang auf, reckte den etwa einen Meter langen metallischen Schlangenleib wieder in die Höhe. »Viel wichtiger ist, was ist mit meiner Biokomponente, Doc? Mangels besserer Alternativen bin ich auf den Kerl angewiesen!«

Mendell runzelte die faltige Stirn und verzog die Lippen zu einem traurigen Lächeln. »Admiralin Kush geht es schlecht. Der Zusammenbruch war die Folge der Anstrengung und Aufregung, der ihr Organismus wegen des Wirkens des HMI-Virus nicht standhalten konnte. Ich habe Kush ein Aufbaupräparat injiziert und sie aus der Ohnmacht in einen Regenerierungsschlaf versetzt. Je stärker ihre Abwehrkräfte sind, desto mehr Zeit bleibt, uns um ein Antiserum zu bemühen.«

»Danke, Doktor. Siehst du tatsächlich keine Möglichkeit, den Wirkstoff der Sporen zu extrahieren, die die Blume namens Tagaris ausstößt, die wir aus der Vergangenheit mitgebracht haben?«

»Wie ich bereits sagte, entzieht sich der immunisierende Wirkstoff einer genaueren Untersuchung, da die Proteine auf eine uns unbekannte Art und Weise eingekapselt sind.«

»Stümper!«, krächzte Posimon.

»Dann müssen wir die Tagarisblumen schnellstmöglich nach Aveda schaffen.« Rhodan setzte sich auf und schwang die Beine über den Rand der Liege.

»Langsam, junger Mann!« Mendell grinste schräg, als ihm bewusst wurde, dass Rhodan zwar jünger aussah als er, jedoch weit älter war. »Tut mir leid. Die Gewohnheit.«

»Schmeichel mir ruhig.«

»Bevor du dich wieder an neue Aufgaben machst, möchte ich dich untersuchen. Schließlich zeigst du trotz deines Zellaktivators Symptome. Das ist ungewöhnlich.«

Rhodan seufzte. »Du hast recht. Also von mir aus ...«

*

»Du hast dir deinen Geburtstag sicher anders vorgestellt.« Captain Patrick Dirmio stand von seinem Pneumosessel auf, stieg die Stufen des COMMAND-Levels hinab und kam auf Perry Rhodan zu. »Herzlichen Glückwunsch trotzdem. Wie geht es dir jetzt?«

Der Kommandant der FUNKENREGEN war schlank, hatte eine Glatze und feine Gesichtszüge, aus deren Mitte hellblaue Augen hervorstachen.

»Bescheiden!«, quäkte Posimon. »Sieht man das nicht?«

Perry Rhodan schlug an den Kugelkopf des mobilen positronischen Datenverarbeitungssystems, wie Posimon sich selbst bezeichnete, und ergriff die ausgestreckte Hand Dirmios. Der feste Händedruck tat ihm weh. Er musste das Gesicht vor Schmerz verzogen haben, denn Dirmio ließ rasch los und murmelte eine Entschuldigung.

»Schon gut, Captain.« Rhodan winkte ab. »Ich bin nur etwas überempfindlich geworden.«

»Ich hätte mir einen Haluter als Biokomponente suchen sollen«, klagte Posimon.

Dr. Mendell, der Rhodan in die Hauptzentrale begleitet hatte, räusperte sich. »Hypersensitivität der sensorischen Rezeptoren, Fieber, Hypertonie, Krämpfe, schwache innere Blutungen ... Bei allem Respekt, Perry, du solltest die Symptome nicht auf die leichte Schulter nehmen.«

»Mein Reden!«, quäkte Posimon.

Rhodan zuckte mit den Achseln. »Uns bleibt keine Zeit, die Wunden zu lecken. Ich bin infiziert und zumindest bisher ist es dem Zellaktivator misslungen, das HMI-Virus zu besiegen. Ich werde mich jedoch nicht zurücklehnen und auf meinen oder Eritreas Tod warten.«

»Das hat niemand verlangt.« Mendell hob eine Augenbraue.

»Nein. Entschuldigung, Doktor. Ich bin ...«

»Überempfindlich?«

Rhodan schmunzelte.

Posimon wollte wieder etwas von sich geben, doch dieses Mal reagierte Rhodan schneller. »Halt endlich die Klappe, wenn du nichts Sinnvolles beizutragen hast. Sonst lass ich dich in den Konverter werfen!«

Mit beleidigtem Gemurmel ringelte sich Posimon fester um Rhodans Bizeps, was diesen aufgrund seiner Hypersensitivität schmerzte, ihm aber lieber war als das Gequäke der Metallschlange.

»Folgt mir bitte.« Dirmio ging voran durchs Halbrund der Zentrale, in dem eine angespannte Stimmung herrschte, die Rhodan trotz oder gerade wegen seiner überreizten Sinne nicht entging. Sie stiegen die drei Stufen zum COMMAND-Level hinauf und an Dirmios nochmals erhöhtem Kommandosessel vorbei.

Sie blieben vor dem Hologlobus stehen, der mittig zwischen Dirmios Platz und den am inneren Ring liegenden Stationen schwebte. Die Pilotin Carola Exashan, eine kräftige, dunkelhaarige Frau, sowie der Funker und Orter Tippatz, ein graziler Ara mit rosafarbenen Iriden und für sein Volk untypisch sanft gebräunter Haut, grüßten Perry Rhodan.

Momentan stellte der Globus das Umfeld des Planeten Horatio dar. Zahlen und Buchstaben säumten verschiedenfarbige Linien, die die Bewegungsvektoren der Amöbenraumer visualisierten. Die Feindschiffe wurden ihrem Aussehen gemäß dargestellt, aber rot gekennzeichnet.

Rhodan wandte sich an den Captain. »Weshalb wurde die Quarantäne aufgehoben?«

»Ich habe es mit meinen ranghöchsten Offizieren besprochen.« Dirmio aktivierte ein schallschluckendes und optisch verzerrendes Feld, das sie vom Rest der Zentrale abschirmte und kein Wort der Unterhaltung nach außen dringen ließ. Er war etwas blass um die Nase, schien aber gefasst zu sein.

»Wenn du und Admiralin Kush infiziert wurdet, ist auch die Besatzung befallen«, sagte Dirmio. »Ein solch hochentwickeltes, heimtückisches Virus, wie ihr es beschrieben habt, wird sich in Sekundenschnelle ausgebreitet haben, nachdem ihr an Bord gekommen seid.«

»Das ist nur eine Vermutung«, sagte Rhodan.

»Keine Vermutung«, widersprach Mendell. »Es gibt mittlerweile Meldungen von Besatzungsmitgliedern, die unter ähnlichen Symptomen leiden wie die Admiralin und du. Ich habe umgehend strengere Hygienevorgaben umgesetzt, damit das Virus so wenige Übertragungswege wie möglich finden kann. Aber das wird die Ausbreitung nur geringfügig verzögern.«

Rhodan aktivierte mit dem Zusammenkneifen der Augen die DataLenses, die ihm ausgehändigt wurden, als er an Bord gekommen war. Mittlerweile hatte er sich an den Umgang mit den Kontaktlinsen gewöhnt, auf die alle Daten projiziert werden konnten, die er sich normalerweise vom Holoprojektor seines Multifunktionsarmbands zeigen ließ.

Laut der Zeitanzeige war es kurz vor Mitternacht. Eritrea und er hatten vor etwa vierundzwanzig Stunden die FUNKENREGEN betreten.

»Verdammt!«

»Ihr konntet es nicht wissen«, beruhigte ihn Dirmio.

Rhodan atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Entschuldige. Ich bin ein Vorbild. Die Leute richten sich an mir auf. Ich darf mich nicht so gehen lassen.«

»Wie dem auch sei«, fuhr Dirmio fort. »Aufgrund der Neuinfektionen und Dr. Mendells Einschätzung hielten wir die Quarantäne für überflüssig. Das Virus ist längst im Umlauf. Vielleicht ist schon jeder von uns infiziert.«

Mendell holte Luft, desaktivierte das Feld und atmete seufzend aus. »Hiermit erkläre ich es offiziell: Die FUNKENREGEN ist ein Seuchenschiff. Die üblichen Bestimmungen treten ab sofort in Kraft.«

*

»Der Status ›Seuchenschiff‹ gilt wahrscheinlich für alle Raumer, die Flüchtlinge von Horatio oder anderen angegriffenen Kolonialplaneten aufgenommen haben«, sagte Perry Rhodan.

Die Schiffsführung und er hatten sich auf die Besuchersessel an der Stirnwand der Zentrale gesetzt, um zu beraten. Rhodan nippte an einer Tasse Mirkastee, einer Kräutermischung von Aveda, mit dem Geschmack nach Fenchel, Minze und Zitronenmelisse, gefärbt mit einer Spur Kakao. Das hatte zumindest der Servo behauptet, der ihm das Getränk gereicht hatte. Rhodan schmeckte nur heißes Wasser und einen Hauch von Heu. Das Virus beeinträchtigte seine Sinne, obwohl der Zellaktivator unter seinem Schlüsselbein heftig pochte und pulsierte.

»Bist du dir sicher?« Captain Dirmio schien nach Rhodans Eröffnung noch eine Spur blasser zu sein. »Was die Schiffe angeht, die Flüchtlinge von Horatio aufgenommen haben, stimme ich dir zu. Ich habe die Kommandanten bereits darüber informiert. Aber glaubst du tatsächlich, das Virus sei auch auf anderen Planeten der Stardust-Union verbreitet worden?«

»Horatio ist nicht die einzige Welt, die von den Amöbenraumern angegriffen wurde«, meinte Carola Exashan, die Pilotin der FUNKENREGEN.

Der Ara Tippatz warnte: »Die übrigen Schiffbesatzungen wissen nichts von dem Virus. Sie werden glauben, dass die Flüchtlinge eine Krankheit eingeschleppt haben, die man mit den herkömmlichen Medikamenten besiegen kann.«

Dirmio nickte.

»Ich schlage vor«, sagte Rhodan, »dass wir umgehend die Flotte benachrichtigen. Alle Schiffe, die zu Rettungsmissionen aufbrachen und Kontakt mit den Flüchtlingen hatten, sind als infiziert und damit als ›Seuchenschiffe‹ zu betrachten. Sie fallen aus den einsetzbaren Flottenteilen. Du solltest dir den Befehl von Admiralin Kush bestätigen lassen, sobald sie erwacht ist.«

»Wird sie denn wieder erwachen?« Dirmio biss sich auf die Lippe, sah Rhodan entschuldigend, dann Mendell beinahe flehentlich an.

»Davon gehe ich aus«, beruhigte ihn der Mediker. »Noch ist der Befall der lebenswichtigen Organe nicht so weit fortgeschritten, dass es Admiralin Kush dauerhaft außer Gefecht setzt.«

Dirmio nickte Tippatz zu. Der Funker und Orter sprang auf und rannte zu seiner Arbeitsstation. Er hätte die Nachricht an den Rest der Flotte von jeder beliebigen Stelle der Zentrale aus formulieren können. Doch Rhodan verstand, dass er lieber am gewohnten Platz die notwendige Konzentration aufbringen wollte.

Mendell stand ebenfalls auf. »Ich werde Tippatz bei der Formulierung der Nachricht behilflich sein. Den medizinischen Part kann ich besser erläutern.«

»Wer tut so etwas Schreckliches?«

Carola Exashan hatte bisher geschwiegen, nun brach es aus ihr heraus. Sie war mindestens genauso blass wie ihr Vorgesetzter und starrte Rhodan aus wässrigen Augen an. »Das ist ein ... Genozid!«

Rhodan rieb die Narbe auf seinem Nasenflügel. »In erster Linie ist es bis hierher ein perfider Angriff auf die Verteidigung der Stardust-Union. Uns liegen zwar keine Zahlen vor, doch Anthur dürfte mit dieser Aktion bereits ein Viertel der Flotte ausgeschaltet haben.«