Starting Six: Sienna und Ridley - Kim Valentine - E-Book

Starting Six: Sienna und Ridley E-Book

Kim Valentine

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Während die Spieler der Boston Razors ihren Sommer genießen, werden im Hintergrund bereits die Fäden für die nächste Saison gesponnen. Für den Organisationsstab, zu dem auch Sienna Coleman zählt, bedeutet das Stress pur. Der jungen Frau ist dieser Job jedoch wie auf den Leib geschneidert, denn die Arbeit lenkt sie von ihren privaten Problemen ab. Eine Ablenkung, die sie allerdings absolut nicht brauchen kann, stellt der unverschämt attraktive Neuzugang Ridley Wilde dar, der bei den Razors in der kommenden Spielzeit für Torgefahr sorgen soll. Dieser macht von Anfang an kein Geheimnis aus seinem Interesse, doch Sienna blockt seine offensiven Flirts rigoros ab. Ridley war in den letzten Jahren nicht nur aufgrund seiner Torjägerqualitäten, sondern auch wegen zahlloser Frauengeschichten in den Schlagzeilen. Was Sienna braucht, ist Sicherheit und Verlässlichkeit. Beides Dinge, von denen sie glaubt, sie bei Ridley vergebens zu suchen. Aber ist wirklich immer alles, wie es auf den ersten Blick scheint? Während der sexy Eishockey-Spieler hartnäckig ihre Nähe sucht, muss Sienna feststellen, dass sich manchmal ein zweiter Blick durchaus lohnt und der erste Eindruck nicht automatisch richtig ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Nachwort

Kim Valentine

Starting Six: Sienna und Ridley

© 2018 Written Dreams Verlag

Herzogweg 21

31275 Lehrte

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.weebly.com)

ISBN ebook: 978-3-96204-324-7

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlags weitergegeben werden.

Widmung

Für alle Hockey-Moms & Dads

Vorwort

Die ‚Boston Razors‘ sind ein fiktives Team, das in einer fiktiven Liga gegen fiktive Gegner um einen fiktiven Pokal spielt.

Kapitel 1

Ich starrte auf die E-Mail, die vor zwei Minuten in meinem Postfach gelandet war. Inzwischen hatte ich sie mehrfach gelesen, konnte jedoch noch immer nicht fassen, was dort stand. Erneut begann ich, zu lesen.

„Was ist los, Sienna? Hast du ein Dick-Pic bekommen?“, scherzte Audrey, die Assistentin von Laurence Smith, dem General Manager der Razors.

Der war wieder einmal gereizt, weil ein Anwalt eine Klausel im Entwurf für die Vertragsverlängerung eines Spielers nicht akzeptieren wollte. Laurence hasste so etwas, was sich dementsprechend negativ auf seine Stimmung niederschlug. Audrey arbeitete seit fünfzehn Jahren bei den Razors und wusste mittlerweile mit den Launen ihres Bosses umzugehen. Oftmals flüchtete sie dann zu mir in mein bescheidenes zehn Quadratmeter großes Büro, bis Laurence sich ein wenig abreagiert hatte.

„Nein, Auds! Ridley Wilde, der neue Stürmer, landet bereits morgen in Boston!“

Wer hatte denn das eingetütet? Für gewöhnlich reisten unsere Neuzugänge im August an, bevor die ersten Trainingseinheiten auf dem Programm standen.

„Und er hat dir eine Liste zukommen lassen, wie du sein bestes Stück zu nennen hast?“ Audrey gluckste und hielt sich die Hand vor den Mund, als sie von einem Lachanfall erfasst wurde.

Ich liebte Auds für ihren Humor. Anders konnte man Smith auch kaum ertragen, doch nun wäre mir ein ernster Ratschlag lieber gewesen. Ich verdrehte die Augen. „Audrey“, mahnte ich sie und überflog ein drittes Mal Wildes Flugdaten.

„Schon gut, ich benehme mich“, versprach sie, kicherte jedoch weiter vor sich hin.

„Wie soll ich es bitte schaffen, die Wohnung, die wir für ihn vorgesehen haben, bis dann bewohnbar zu machen?“, dachte ich stirnrunzelnd laut vor mich hin.

„Was muss denn alles ausgebessert werden?“, wollte sie wissen, woraufhin ich den aktuellen Stand im Kopf durchging.

Die Böden waren fertig, der defekte Herd ausgetauscht und selbst das Fenster, das bei Yasin Malakovs Abschiedsparty zu Bruch gegangen war, war zwischenzeitlich erneuert worden. Malakov hatte seine Karriere mit dem Ablauf der letzten Spielzeit beendet und war bereits in sein Heimatland zurückgekehrt. Glück für Wilde, mit dem niemand so früh gerechnet hatte, sonst wären die Renovierungsarbeiten nach wie vor Zukunftsmusik gewesen! Die Maler hatten sich für Anfang der Woche angekündigt. Heute war Freitag, aber ich hatte bislang keine Zeit gefunden, den Beginn der Renovierungsmaßnahmen oder ihren Fortschritt zu kontrollieren. Im schlimmsten Fall hatten sie mit ihrer Arbeit noch gar nicht begonnen!

Ich hatte gedacht, dass für die Renovierung ausreichend Zeit blieb und der Firma deshalb keinen Druck gemacht. Nach wie vor kam es mir wie gestern vor, als wir Angestellten auf Zehenspitzen durch das Gebäude geschlichen waren, da die angespannte Atmosphäre, die zu der Zeit von Wildes Vertragsverhandlungen herrschte, alles gelähmt hatte.

Die Anwältin unseres Neuzuganges hatte mit ihrer Unnachgiebigkeit Smith einige schlaflose Nächte beschert, was sich natürlich wenig förderlich auf seine Stimmung ausgewirkt hatte. Audrey hatte während der drei Tage, in denen die Vertragsbedingungen ausgefochten worden waren, mein Büro kaum verlassen, weil sich die Vorstandbüros und der danebenliegende Konferenzraum als Minenfeld entpuppt hatten. Die Razors hätten den vielversprechenden Mittelstürmer lieber langfristig an sich gebunden, doch Wildes Rechtsbeistand hatte auf einer einjährigen Vertragslaufzeit bestanden. Irgendwann hatte man sich darauf eingelassen, denn Smith zog es vor, Ridley zumindest eine Spielzeit lang in seinen eigenen Reihen zu haben, als überhaupt nicht. Vermutlich hoffte der Führungsstab, dass Wilde sich nach einem Jahr zu einer längerfristigen Zusammenarbeit bewegen ließ.

In der vergangenen Saison war es eindeutig die Chancenverwertung gewesen, die für ein frühes Aus der Razors in den Play-Offs gesorgt hatte. Ridley Wilde galt als extrem torgefährlich und das Team setzte enorme Hoffnungen in ihn, wie ich über den Flurfunk erfahren hatte. Als die beiden Parteien den Vertrag endlich unter Dach und Fach gebracht hatten, war die Erleichterung entsprechend groß gewesen.

Audrey bediente sich an der Bonbonschale, die auf der Ecke meines Schreibtisches stand, während ich zum Telefon griff. „Wen rufst du an?“, fragte sie und schob sich das Bonbon in den Mund.

„Die Maler. Schließlich muss ich wissen, wie weit sie sind. Falls die Arbeiten nicht abgeschlossen sind, bin ich gezwungen, Wilde in einem Hotel einzuquartieren.“

„Das wird Mick gar nicht gefallen“, unkte sie finster.

Mick war unser Schatzmeister, der für sämtliche finanziellen Belange verantwortlich war. Er überwachte die Einhaltung der Budgets äußerst streng und reagierte allergisch auf jegliche Forderungen, seine Grenzen ein wenig auszudehnen.

„Was soll ich tun, Auds? Eine der anderen Wohnungen kommt nicht infrage, da alle bis Ende Juli vergeben sind“, warf ich ein und lauschte dem Rufton, der das leise Rauschen in der Leitung in regelmäßigen Abständen durchbrach.

„Es ist erst Mai! Warum reist er denn bereits jetzt an?“, fragte Audrey, ohne mir den erhofften Ratschlag zu geben.

Da mein Anruf an die Mailbox des Malerunternehmens weitergeleitet wurde, antwortete ich nicht, sondern sprach meinen Namen, mein Anliegen und meine Telefonnummer auf das Band. Ein großer Teil des Teambetreuer-Jobs bestand darin, herumzutelefonieren, deswegen war ich entsprechend geübt.

„Um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung“, gab ich zurück, nachdem ich aufgelegt hatte.

Obwohl es möglich war, dass die Malerarbeiten inzwischen abgeschlossen waren und ich mir umsonst den Kopf zerbrach, tat ich genau das: Ich überlegte fieberhaft, wie ich Mick klarmachen konnte, dass wir Wilde in ein Hotel einquartieren mussten.

„Er kommt aus Florida, korrekt? Der Typ muss ganz schön verkorkst sein, wenn er einen Sommer im Sunshine State dem in Boston vorzieht“, unterbrach Audrey meine Überlegungen, was ich unkommentiert ließ.

Der Vorteil von Wildes früher Ankunft war, dass ich im Juli und August, sobald es richtig stressig wurde, eine Person weniger zu betreuen hatte. Wilde würde sich bis dahin bestimmt ohne Hilfe zurechtfinden. Die Erfahrung der letzten beiden Jahre hatte gezeigt, dass die Spieler besonders in den ersten Wochen allerhand Auskünfte brauchten.

„Warum kümmern die sich eigentlich nicht selbst um ihre Wohnungen?“, hakte Audrey nach und nahm sich ein weiteres Bonbon.

Sie begutachtete das gelbe Metallicpapier und die Aufschrift, legte es zurück und tauschte es gegen ein dunkelrotes. „Die Typen sind allesamt Millionäre!“

„Die Rookies nicht“, widersprach ich, wobei bereits den Liga-Neulingen ein sechsstelliges Jahresgehalt bezahlt wurde. „Der Club hat sich verpflichtet, den Spielern im ersten Jahr eine möblierte Unterkunft zu stellen. Das soll ihnen die Zeit geben, sich einzuleben, damit sie sich im Folgejahr eigenständig eine Bleibe suchen, die ihnen gefällt. Mensch Auds, du tippst diese Verträge!“

Sie winkte ab. „Richtig, Sienna. Ich tippe. Das bedeutet nicht, dass ich es lese“, antwortete Audrey und stand auf. „Ruf doch mal diese Maklerin an, die derzeit die Lokalsender mit ihrem blödsinnigen Werbeslogan überschwemmt“, schlug sie vor und ich wusste sofort, wen sie meinte.

„Donna Jefferson besorgt eine Wohnung dir, ob du achtzehn bist oder hundertvier?“, zitierte ich den Jingle, der ganz Boston seit Wochen nervte.

„Genau die!“

Ich verzog das Gesicht. „Mal sehen“, wich ich aus, denn ich hatte nicht ernsthaft vor, diese Jefferson anzurufen.

Um das zu tun, bedurfte es weitaus größerer Verzweiflung. Zudem besaßen wir ja eine Wohnung, die für Wilde vorgesehen war. Es galt nur zu klären, ob in vierundzwanzig Stunden dort jemand einziehen konnte. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die Arbeiten zügig vorangekommen waren.

„Wenn einer in der Lage ist, dafür zu sorgen, dass diese Bude bis morgen bezugsfertig ist, dann du“, bestärkte sie mich, was ich ihr mit einem Lächeln dankte.

„Und falls nicht? Überredest du Mick, etwas vom Reisebudget zur Verfügung zu stellen, sodass ich Wilde in ein Hotel einbuchen kann?“, bat ich Audrey, die sofort die Brauen in die Höhe zog.

„Mick soll dir mehr Budget zur Verfügung stellen?“, fasste sie meine Bitte mit schriller Stimme zusammen. „Schätzchen, du weißt, dass sich das beißt? Überfordere den Mann nicht!“

Ich ließ die Stirn auf die Tischplatte sinken und atmete tief durch. „Manchmal hasse ich meinen Job“, jammerte ich, woraufhin ich Audreys Hand auf meiner Schulter fühlte.

„Sienna, ich kenne niemanden, der seinen Job mehr liebt als du. Ohne dich würden die meisten unserer Spieler wie die Lemminge in Boston umherirren.“

Ich hob den Kopf und blickte zu Audrey, die inzwischen auf dem Rollcontainer Platz genommen hatte, der neben meinem Schreibtisch stand. „Natürlich mag ich meine Arbeit! Aber trotzdem werde ich froh sein, wenn alle untergebracht sind und die Saison beginnt.“

Auds schielte auf meinen Kalender. „Na, bis dahin sind es ja nur noch dreieinhalb Monate“, warf sie ein. Als mein Telefon läutete, erhob sie sich, winkte mir wortlos zu und verschwand durch die Tür. Vermutlich wollte sie Smiths Geduld nicht überstrapazieren und begab sich deshalb lieber wieder in die Höhle des Löwen.

Ich räusperte mich und nahm das Telefongespräch entgegen. „Boston Razors, Sienna Coleman am Apparat“, meldete ich mich.

„Ms. Coleman!“, begrüßte mich Blaine Hopkins, der im Lauf der vergangenen Spielzeit von den Denver Crashers zu uns gekommen war.

„Mr. Hopkins! Was kann ich für Sie tun?“

Ich mochte Hopkins. Er war ein unkomplizierter Kandidat und bat wirklich nur um Hilfe, wenn er selbst nicht mehr weiterwusste.

„In meiner Wohnung befinden sich Unmengen von Ameisen. Meine Versuche, sie loszuwerden, halfen nicht und ich wollte nicht irgendeinen Kammerjäger anrufen, weil ich dachte, dass Sie gewiss jemanden auf Ihrer Liste haben.“

Ich lächelte. Schlaues Kerlchen.

„Richtig Mr. Hopkins. Ich kümmere mich darum, dass Mr. Davis so schnell wie möglich zu Ihnen kommt.“

„Danke, Ms. Coleman“, erwiderte er und legte auf.

Als ich die Telefonnummer unseres Kammerjägers wählte, fiel mein Blick erneut auf die nach wie vor geöffnete E-Mail mit Ridley Wildes Flugdaten. Ein ungutes Gefühl, dass sich die Zusammenarbeit mit ihm nicht so leicht gestalten würde, breitete sich in mir aus. Ich war durchaus in der Lage, Dinge optimistisch zu sehen, aber dieser Wilde machte seinem Namen vermutlich alle Ehre.

Nachdem ich den Schädlingsbekämpfer verständigt hatte, versuchte ich es ein weiteres Mal bei dem Malerbetrieb und hoffte, dass sie mir gleich sagten, dass die Arbeiten abgeschlossen waren. So würde Ridley Wilde erst gar nicht groß zu meinem Problem werden.

Kapitel 2

Nach einem halben Dutzend Versuchen hatte ich endlich einen Verantwortlichen der Malerfirma an die Strippe bekommen. Dieser hatte mit einem Lachen reagiert, als ich nachgefragt hatte, wie die Chancen standen, dass morgen jemand in die Wohnung ziehen konnte. Zuerst hatte ich es mit Druck probiert. Dann mit der Aussicht auf weitere Aufträge, um ihn und seine Leute zu einer Nachtschicht zu überreden. Der erhoffte Erfolg war ausgeblieben, sodass das für Wilde vorgesehene Appartement morgen nicht bezugsbereit sein würde.

Nun blieb mir nur noch die Möglichkeit, unser neues Stürmertalent in ein Hotel einzubuchen, und dass nicht nur für eine oder zwei Nächte, sondern vermutlich für eine ganze Woche. Die Malerfirma hatte gesagt, dass es einige Tage dauern würde, bis sie die Räumlichkeiten freigaben. Einer der Arbeiter hatte zu allem Überfluss einen Schimmelfleck im Schlafzimmer entdeckt, der die Dienste eines Spezialisten erforderte.

Einen Moment saß ich einfach nur da und starrte an die gegenüberliegende Wand, die von einem riesigen Clublogo verziert wurde. Dann griff ich in die Bonbonschale, aus der sich Audrey schon reichlich bedient hatte, und nahm mir eine der zuckerhaltigen Kalorienbomben. Statt das Bonbon zu öffnen, blickte ich grübelnd auf die bunte Metallicfolie.

Ridley Wilde galt als einer der vielversprechendsten Stürmer auf der Position des Centers, wie der Mittelstürmer im Eishockey genannt wurde. Ich hatte Laurence Smith sagen hören, dass die Razors sich glücklich schätzen konnten, dass er sich nicht für ein anderes Team entschieden hatte. Angeblich waren auch die San Francisco Comets an ihm interessiert gewesen. Die hatten es bis ins Silver-Cup Finale geschafft, unterlagen dort jedoch den New York Sabertooths. Die Comets zählten zu den finanzstärksten Clubs der Hockey League. Ihnen standen pro Saison etwa fünfundsiebzig Millionen Dollar für Gehälter und den laufenden Betrieb zur Verfügung. Die Razors mussten mit vierzig Millionen auskommen. Das war zwar eine Menge Geld, aber mit diesen vierzig Millionen rangierten die Razors nur im unteren Mittelfeld.

Gott, was tat ich eigentlich hier?

Ich wusste, dass ich nur so sehr über Wildes Verpflichtung und Finanzbudgets nachdachte, weil ich das Gespräch mit Mick hinauszögern wollte, das mir nun bevorstand. Ihn um ein Budget zu bitten, um unseren Neuzugang in ein Hotel einzubuchen, würde nicht einfach werden. Allerdings blieb mir keine andere Möglichkeit, wenn ich vermeiden wollte, dass mir jemand vorwarf, ich hätte meinen Job nicht erledigt. Seufzend erhob ich mich und machte mich auf den Weg ins Büro unseres Schatzmeisters.

Beim Öffnen seiner Tür war mir klar, dass ich ihn im Moment auf einem ganz schlechten Fuß erwischte. Unzählige Blätter türmten sich auf seinem Schreibtisch und sein dunkles Haar, das sonst ordentlich gekämmt war, stand in alle Himmelsrichtungen. Er malträtierte die Rechenmaschine, die sich vor ihm befand, derart heftig, dass ich befürchtete, dass sie jeden Augenblick die Schreibtischplatte durchschlug.

„Hey, Mick“, grüßte ich ihn freundlich. Anhand des finsteren Blickes, den er mir zuwarf, erkannte ich jedoch, dass er mich bereits durchschaut hatte.

„Hey, Sienna. Was brauchst du?“, fragte er mich und seufzte schwer.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihn mit Smalltalk über seine Angelleidenschaft weichzukochen, ehe ich mein tatsächliches Anliegen auf den Tisch brachte. Aber da er schon so direkt danach fragte, schenkte ich mir das Vorgeplänkel.

„Ridley Wilde kommt morgen Nachmittag an und seine Wohnung wird bis dahin nicht fertig“, begann ich und ließ eine bedeutungsschwangere Pause folgen.

Insgeheim hoffte ich, dass Mick von allein verstand, was ich von ihm brauchte. Doch er lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich an. Nervosität stieg in mir auf.

„Die Maler benötigen mindestens eine Woche länger. Es traten unerwartete Probleme auf. Ein Schimmelbefall, von dem niemand wusste“, faselte ich weiter.

Mick rieb sich mit einer Hand über das Kinn, auf dem ein Bartschatten lag, und schloss die Lider. „Ridley Wilde“, brummte er. „Wie oft soll ich den Namen heute noch hören?“ Ich stutzte und zog fragend die Augenbrauen in die Höhe, was Mick gar nicht sehen konnte, weil er nach wie vor die Augen geschlossen hielt. Dennoch sagte er: „Laurence wies mich an, keine Kosten und Mühen für unser Goldkind zu scheuen.“

Oh. Das war bestimmt Audreys Werk. Micks Blick wirkte müde, als er mich wieder ansah.

„Er will mit allen Mitteln, dass Wilde seinen Vertrag bei uns verlängert. Ich habe etwas von fünf Jahren gehört. Eine längere Bindung an das Team hat nur Coltrane“, erklärte er mir, während er eine Schublade öffnete und mir eine Kreditkarte über den Tisch hinweg reichte.

Jason Coltrane war der Captain des Teams, der sich vor wenigen Wochen vorzeitig für weitere sieben Jahre an die Razors gebunden hatte.

„Ein normales Zimmer im Boston Harbour Hotel. Mehr nicht. Verstanden? Kein Mandarin. Kein Four Seasons. Kein Ritz-Carlton. Keine Suite. Keine Extras.“

Verwundert blinzelte ich einige Male, ehe ich in der Lage war, mir ein langgezogenes „Okaaay“ abzuringen.

„Zimmerservice und dergleichen geht auf seine Rechnung. Mach ihm das klar!“, unterstrich Mick nochmal und beugte sich dann erneut über seine Rechenmaschine.

„Ihr bringt mich noch ins Grab“, hörte ich ihn brummen, als ich das Büro verließ, um im Boston Harbour Hotel wegen der Reservierung anzurufen.

Nachdem ich wie mit unserem Schatzmeister besprochen ein normales Zimmer für unseren Neuzugang gebucht hatte, konzentrierte ich mich auf das übliche Tagesgeschäft und schob Ridley Wilde erst einmal in den hintersten Winkel meines Verstands. Mein ungutes Bauchgefühl, dass er Ärger bedeutete, wurde ich jedoch nicht so einfach los.

Kapitel 3

Mit der Verantwortung auf den Schultern, Mick weitere graue Haare beschert zu haben, stand ich anderentags am Ankunftsterminal des Logan International Airport und wartete auf Ridley Wilde. Sein Flug war vor dreißig Minuten gelandet und ich sah zum wiederholten Male auf das Schild mit der Aufschrift Mr. Marshall hinab, das an meinem Bein lehnte.

Da wir verhindern wollten, dass unsere Spieler von Fans überrannt wurden, wenn sie ankamen, hatten wir uns auf diesen Decknamen geeinigt. Wilde war mit einer E-Mail darüber informiert worden, dass er nach diesem Namen Ausschau halten musste. Für gewöhnlich schickten wir einen der Fahrer hierher, um die jeweiligen Spieler abzuholen. Weil es jedoch galt, Wilde zu verklickern, dass die versprochene Wohnung noch nicht bezugsbereit war, war ich selbst gekommen. Auf dem Weg zum Hotel konnte ich unserem Neuzugang gleich ein wenig die Stadt zeigen, was ihm möglicherweise die Eingewöhnungsphase erleichterte. Ich hoffte, dass ihm die Verzögerung aufgrund der Renovierungsarbeiten nichts ausmachte, doch ich rechnete mit allem. Hockeyspieler mochten harte Kerle sein, aber ich war in meinen zwei Jahren bereits auf so manche Diva getroffen, die mir den letzten Nerv geraubt hatte. Glücklicherweise war das die Ausnahme.

Die ersten Passagiere kamen aus dem Terminal und ich reckte den Hals, um über die Köpfe der umstehenden Leute hinwegsehen zu können.

Und dort stand er plötzlich.

Ridley Wilde.

Der so hochgelobte Mittelstürmer, der ab sofort zum Kader der Razors gehörte.

Bevor ich bei den Boston Razors zu arbeiten anfing, hatte ich mich nicht groß für Eishockey oder Sport generell interessiert. An den Job war ich ohnehin nur gekommen, da mein inzwischen verstorbener Vater beinahe drei Jahrzehnte als Eismeister in der Trainingshalle des Teams tätig gewesen war. Nach einem weiteren Schicksalsschlag war es Smith höchstpersönlich gewesen, der mir auf die Beine helfen wollte, indem er mir den Job als Teambetreuerin anbot. Mittlerweile ging ich in meine dritte Saison mit dem Club und die Euphorie und die Liebe, die dem Team von den Einwohnern der Stadt entgegengebracht wurde, hatte mich regelrecht infiziert. Bei jedem Spiel fieberte ich so sehr mit, dass ich manchmal gar nicht in der Lage war, hinzusehen, weil ich befürchtete, mein Herz könne stehenbleiben. Trotzdem war es mein oberstes Gebot, in meinem Beruf professionell zu blieben.

Mein Fangirlherz interessierte meine eiserne Regel nicht die Bohne, denn es geriet für einen Augenblick ins Stolpern, als ich Wilde erblickte. Das Foto, das ich von ihm hatte, damit ich ihn identifizieren konnte, war offenbar die miserabelste Aufnahme, die von ihm existierte. Es hatte mich nicht einmal ansatzweise darauf vorbereitet, wie gut dieser Typ aussah!

Es dauerte einen Moment, ehe ich mich wieder im Griff hatte und das Schild hochhielt.

Wilde trug eine schwarze Sonnenbrille mit blau verspiegelten Gläsern im Wayfarer-Stil, die verhinderte, dass ich erkannte, ob er mich gesehen hatte. Sein Blick glitt ein ums andere Mal über mich hinweg und ich streckte meine Arme, so hoch es mir möglich war. Ein Anflug von Panik kam in mir auf, als Ridley mit den Schultern zuckte, seinen Koffer nahm und in Richtung Ausgang marschierte.

„Mist“, fluchte ich und rannte los. Glücklicherweise war die Maschine aus Florida nicht voll besetzt gewesen, sodass ich mich nicht durch eine Menschenmenge quälen musste und Wilde rasch einholte.

„Mr. Marshall“, sagte ich, als ich noch zirka zwei Meter von ihm entfernt war. Er reagierte nicht.

„Mr. Marshall“, versuchte ich es lauter, doch erneut beachtete unser neuer Stürmer mich nicht. So schnell es meine Pumps zuließen, eilte ich ihm hinterher, und legte eine Hand auf seine Schulter.

In dem Moment, in dem ich ihn berührte, spürte ich einen leichten Stromschlag, woraufhin ich meine Finger augenblicklich wieder zurückzog. Wilde war abrupt stehengeblieben und wandte sich zu mir um. Erst jetzt sah ich, dass er In-Ear-Kopfhörer trug. Es waren welche dieser winzigen, kabellosen Dinger, die ich vermutlich eine Stunde nach dem Kauf bereits verloren hätte. Er hatte mich also gar nicht hören können.

„Mr. Marshall“, begann ich, ein wenig außer Atem. „Mein Name ist Sienna Coleman. Ich bin gekommen, um Sie abzuholen“, sagte ich, um ihm zu erklären, weshalb ich ihn angefasst hatte.

Wilde zog sich langsam die Kopfhörer aus den Ohren. Seine Augen lagen hinter dem verspiegelten Glas seiner Sonnenbrille verborgen, doch der wohlige Schauer, der über meinen Rücken lief und eine leichte Kopfbewegung seinerseits ließen erahnen, dass er mich musterte. Sein linker Mundwinkel hob sich zu einem schiefen Grinsen, als er sich die Brille in sein zerzaustes, braunes Haar schob. Meine Lippen öffneten sich, als ich das erste Mal in seine haselnussbraunen Augen blickte. Ich konnte schwören, dass ich etwas hatte sagen wollen. Eine weitere Erläuterung, wer ich war, warum ich hier war und wieso er mir folgen sollte. Aber ich bekam keinen Ton hervor, denn mein Herz stolperte erneut, als ich es riskierte, einen genaueren Blick auf Ridley Wilde zu werfen.

Er war groß, mindestens einsneunzig, athletische Figur, Fünf-Tage-Bart. Die an den Knien zerrissene Jeans hing locker auf seinen Hüften und am Handgelenk des rechten Arms trug er einige Lederbänder. Seine Urlaubsbräune brachte die strahlend weißen Zähne, die bei dem hinreißenden Lächeln erschienen, das nun auf seinen Zügen lag, noch mehr zur Geltung. Dieser Typ war absolutes Traummann-Material.

„Wow“, entfuhr es mir unüberlegt, woraufhin Wilde augenblicklich mit einem selbstzufriedenen Grinsen reagierte.

Verdammter Mist! Mein Ausdruck der Bewunderung hätte niemals laut über meine Lippen kommen dürfen! Du bist beruflich hier, Sienna, schalt ich mich innerlich. Spieler anzuschmachten war unprofessionell und indiskutabel!

„Wow, wie kann man nur so schwerhörig sein?“, rettete ich meinen Kopf aus der Schlinge. Wilde hatte daraufhin nur eine hochgezogene Augenbraue zur Antwort.

„Wie bitte?“, fragte er und beim Klang seiner weichen dunklen Stimme stolperte mein Herz erneut. Mist! Mist! Mist! Wenn das so weiterging, musste ich die Freundin unseres Kapitäns Jason Coltrane nach der Nummer ihres Kardiologen fragen!

„Meine mehrfachen Ansprachen und das riesige Schild in meiner Hand entgingen Ihnen wohl?“, entgegnete ich.

Wildes Blick glitt langsam über meinen Körper nach unten, bis zu dem Schild, dass ich in den Fingern hielt.

„Da steht Marshall“, bemerkte er nahezu tonlos.

Ich beugte mich näher zu ihm. „Korrekt. Haben Sie die E-Mail nicht gelesen?“

„Welche E-Mail?“, hakte er irritiert nach.

„Die von gestern?“, führte ich aus. „Die Antwort auf Ihre Mitteilung mit den Flugdaten?“, konkretisierte ich.

Schließlich hatten die Razors ihm inzwischen mehr als nur eine E-Mail geschickt, denn Wilde managte sich selbst, was ungewöhnlich war. Bisher hatten alle Spieler, mit denen ich zu tun gehabt hatte, einen Manager oder zumindest Berater an der Seite, der ihnen den Papierkram abnahm. Bei manchen erledigte das die Ehefrau, aber bei Wilde gab es offenbar niemanden, der ihm in diesen Dingen unter die Arme griff. Nur zu den Vertragsverhandlungen war diese bissige Anwältin aufgetaucht, die sich seitdem allerdings kein zweites Mal hatte sehen lassen.

Wilde zuckte mit den Schultern und platzierte seine Sonnenbrille wieder auf seiner Nase. Mein Spiegelbild erinnerte mich an eine verzerrte Version einer brünetten Schlumpfine. Vielleicht war das weiße Kleid, für das ich mich heute Morgen entschieden hatte, doch keine so gute Idee gewesen?

„Nope. Bei meinem Abstecher zum Surfen habe ich irgendwo mein Smartphone verloren“, setzte er mich in Kenntnis. „Apropos Smartphone. Sienna war Ihr Name?“

Was hatte mein Name denn mit einem Smartphone zu tun?, dachte ich mir im Stillen, sagte jedoch brav: „Richtig. Ich bin die Team-Betreuerin.“

Wilde gab ein belustigtes Schnauben von sich.

„Sie meinen wohl, das Mädchen für alles?“

Ich wusste, dass die Spieler mich so nannten. Meine korrekte Berufsbezeichnung war das allerdings nicht. Aus irgendeinem Grund mochte ich nicht, dass Wilde mich so bezeichnete.

„Team-Betreuerin“, beharrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, was wegen des sperrigen Schildes mit Wildes Decknamen, das ich nach wie vor in der Hand hielt, vermutlich wenig elegant aussah.

Er schürzte die Lippen, als er den Kopf schief legte.

„Wie auch immer. Wenn ich etwas brauche, kann ich mich an Sie wenden, oder?“

Der Unterton und die Art, wie er diese Frage formulierte, bereitete mir Bauchschmerzen. Trotzdem nickte ich.

„Besorgen Sie mir ein Smartphone. Aber keinen Billig-Scheiß“, wies er mich an.

Ich atmete durch. Das war eine relativ normale Bitte. Ich hatte bereits an einem Sonntagmorgen für einen One-Night-Stand von Dylan Cooper Monatshygieneartikel in dessen Wohnung gebracht, da sich die Frau geweigert hatte, ohne das Badezimmer je wieder zu verlassen. Dagegen war ein Smartphone eine meiner leichtesten Übungen.

„Das erledige ich gerne für Sie, jedoch sollten wir uns nun langsam auf den Weg zum Hotel machen, um nicht in die Rush Hour zu kommen.“

„Hotel? Bedeutet das, dass Sie entgegen der vertraglichen Vereinbarung kein Appartement für mich haben?“, hakte Wilde nach.

„Wir informierten Sie per E-Mail darüber. Es ist nicht unsere Schuld, wenn Sie Ihre Mails nicht lesen“, konterte ich, entschärfte meinen durchaus ernstgemeinten Einwand allerdings mit einem entschuldigenden Lächeln. „Es handelt sich nur um eine kleine Verzögerung, weil die Renovierung etwas umfangreicher ausfällt, als erwartet“, schob ich hinterher, damit unser Spieler wusste, dass er nicht aus reiner Willkür in ein Hotel einquartiert wurde.

„Na gut. Und wo schlafe ich so lange?“, wollte er wissen.

„Das Team hat ein Zimmer für Sie im Boston Harbour Hotel reserviert, bis Sie die Wohnung beziehen können“, antwortete ich geduldig.

„Gut. Lassen Sie uns gehen“, sagte unser Neuzugang. Ich nickte und marschierte zum Ausgang.

Wir stiegen in eine der wartenden Taxen und ich sah aus dem Fenster, bis wir in den Ted Williams Tunnel fuhren, der uns ins Stadtzentrum brachte. Eine Spiegelung auf der Scheibe lenkte meine Aufmerksamkeit auf Wilde.

„Ich dachte, Sie hätten Ihr Smartphone verloren?“, fragte ich ihn, während mein Blick zwischen dem Gerät, das er in der Hand hielt, und seiner Unschuldsmiene hin und her sprang. Mit jeder Sekunde, in der er schwieg, kam ich mir dümmer vor, weil ich seinen Schwindel bereits an den Kopfhörern hätte erkennen können. Statt jedoch meinen Verstand einzusetzen, hatte ich mich von einem hübschen Äußeren und einem hinreißenden Lächeln einlullen lassen!

Er zuckte mit den Schultern und schenkte mir ein vermutlich als Entschuldigung gedachtes Lächeln. „Ich wollte mal sehen, wie Sie auf Forderungen reagieren“, erwiderte er trocken.

Irgendetwas an dieser Aussage ärgerte mich tierisch. Ich hatte viel um die Ohren und versuchte stets, es unseren Spielern so angenehm wie möglich zu machen. Dass Wilde glaubte, er könne sich einen Spaß erlauben, indem er mich testete, missfiel mir gewaltig.

„Da Ihr Smartphone überhaupt nicht verloren ging; weshalb haben Sie die E-Mail bezüglich der Wohnung nicht gelesen?“, hakte ich nach.

Wilde zuckte erneut betont gelassen mit den Schultern und meinte dann: „Möglicherweise hat es mich nicht interessiert.“

Das konnte nicht sein Ernst sein!

Im Stillen zählte ich bis zehn.

„Es kümmert Ridley Wilde offenbar nicht sonderlich, wo er schläft“, murmelte ich als Zusammenfassung leise vor mich hin. „Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir Sie in eine Jugendherberge gesteckt. Das hätte uns eine Menge Geld gespart.“

„Eventuell habe ich die Mail übersehen“, gab Wilde kleinlaut zu und ich nahm seine Erklärung nickend zur Kenntnis.

„Das passiert“, lenkte ich zuliebe meines Seelenfriedens ein. „Sie brauchen demnach also kein neues Smartphone, richtig?“, wechselte ich das Thema. Er schüttelte den Kopf. „Gut. Können wir uns darauf einigen, dass wir uns ab sofort auf die wahren Bedürfnisse konzentrieren?“

Ein amüsiertes Schmunzeln legte sich auf Wildes Gesichtszüge. „Wahre Bedürfnisse“, wiederholte er gedehnt, während das Schmunzeln zu einem Grinsen wurde.

Selbstverständlich war mir aufgefallen, dass seine Stimme eine Nuance dunkler geworden war, als er das gesagt hatte. Diese kleine Veränderung genügte, um mir ein angenehmes Prickeln zu bescheren.

„Na ja, Sie wissen schon: Ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen“, begann ich, geriet jedoch ins Stocken, als er sich zu mir beugte und mir fest in die Augen sah.

Ein betörender Geruch stieg mir in die Nase und es war wie ein Reflex, dass ich tief einatmete. Genau so reagierte man, wenn man an einer Bäckerei vorbeilief und einem der Duft von frischem Brot entgegen schwebte. Dieser Duft kam definitiv von ihm. Aber ich wusste nicht, ob es ein Parfüm, ein Deodorant oder das Waschmittel war, mit dem er seine Kleidung gewaschen hatte. Aftershave fiel aus, denn so, wie sein Bart aussah, hatte er sich bereits einige Tage nicht mehr rasiert.

„Das bekomme ich alles im Hotel. Was ist mit anderen Dingen?“, erkundigte er sich flüsternd und ließ seinen Blick einmal über mich hinweggleiten, bevor er mir wieder ins Gesicht sah.

„Andere Dinge?“, wiederholte ich wenig geistreich. Mein Verstand hatte sich offenbar an der Einfahrt zum Tunnel verabschiedet.

Wilde biss sich auf die Unterlippe und nickte. „Komm schon, Sienna. Wie alt bist du? Einundzwanzig? Zweiundzwanzig? In deinem Alter muss man doch wissen, dass das Leben nicht nur aus schuften besteht.“

Dass er zu einem vertrauten Du gewechselt war, war mir nicht entgangen, allerdings weigerte ich mich, es ihm gleichzutun. Er war ein Spieler der Razors und meine Aufgabe war es, dafür zu sorgen, dass er sich hier möglichst schnell einlebte. Mehr nicht.

„Ich bin vierundzwanzig. Aber mein Leben besteht im Moment sehr wohl nur aus schuften“, antwortete ich.

Mein Herz trommelte gegen meine Rippen, als unser Neuzugang die Stirn runzelte und mich musterte.

„Wie langweilig“, kommentierte er trocken, worauf ich im Geiste mit den Augen rollte. Ich hatte meine Gründe, weshalb ich mich in der Arbeit vergrub, denn zu viel Freizeit ließ mich zu viel nachdenken. „Hast du trotzdem einen Tipp, wo man feiern gehen kann?“

Ich atmete tief durch. Er war nicht der erste Spieler, der mich um Informationen bezüglich Bostons Trend-Locations bat, also trug ich meinen üblichen Spruch vor.

„Falls Sie Jazz mögen, rate ich zu einem Abstecher in Wally´s Cafe. Beliebt ist auch der Club Prince. Die Lasershow soll legendär sein. Wenn Sie auf Liveacts stehen, sollten Sie sich den Paradise Rock Club nicht entgehen lassen.“

Wilde lehnte sich wieder zurück. Eine Hand lag locker in seinem Schoß, die andere ruhte auf der Lehne der Rücksitzbank. Dass seine Finger dabei fast meinen Zopf berührten, schien ihn nicht zu stören. Mich hingegen brachte diese Nähe gehörig durcheinander.

„Welches davon ist deine persönliche Empfehlung?“, wollte er interessiert wissen.

Es schmeichelte mir, dass er Wert auf meinen Rat legte. Aber mussten deswegen nun meine Wangen warm werden? Leider war der Ted Williams Tunnel gut ausgeleuchtet, sodass Wilde meine Reaktion gewiss nicht entging.

„Keine der Genannten“, gab ich ehrlich zu, nachdem ich mich geräuspert hatte, um zu vermeiden, dass meine Stimme schrill und piepsig klang.

„Okay. Ich stelle die Frage mal anders: Was könnte deine Empfehlung sein?“

„Ähm … ich bin kein Typ für Clubs oder Konzerte“, wich ich aus.

Ich hatte keine Lust, einem Fremden zu erzählen, dass ich bisher eigentlich nur gelernt oder gearbeitet hatte, um meine kranke Mutter versorgen zu können.

„Was machst du dann in deiner Freizeit?“

„Freizeit habe ich kaum. Bei den Razors ist immer viel zu tun.“

Innerlich klopfte ich mir für diese äußerst galante Antwort auf die Schultern. Wilde schnaubte jedoch herablassend und verschränkte die Arme vor der Brust. Dadurch herrschte wieder ein halber Meter Abstand zwischen uns, was mir entgegenkam.

„Aber du musst doch mal raus! Was gibt es in Boston, das man nicht verpassen sollte?“

Ich lächelte ihm entgegen und sagte: „Ein Spiel der Razors.“

Wilde lachte auf. Es war ein befreiendes, echtes Lachen, das mir bis ins Mark ging. Nein, vielmehr hallte es wie ein Donnerschlag durch mein Innerstes. Wie gebannt betrachtete ich seinen Adamsapfel, der sich deutlich unter seiner Haut abzeichnete. Dabei begannen unvermittelt meine Lippen zu prickeln und ein Bild, wie ich meinen Mund auf diese Stelle drückte, flackerte verstörend real vor meinem geistigen Auge auf.

„Ich hoffe sehr, dass ich aktiv bei den Spielen mitwirke, statt sie mir nur anzusehen. Schließlich hat man mich dafür geholt, korrekt?“, warf er ein, nachdem er sich beruhigt hatte.

Ich räusperte mich und hoffte, dass ihm entgangen war, wie ich ihn angestarrt hatte. Was war denn nur los mit mir?

„Richtig. Boston hat auch außerhalb der Eishockeyspiele einiges zu bieten. Da wäre das Skywalk Observatory, das Museum of Fine Arts …“, schlug ich vor.

Die Liste wäre noch länger geworden, aber Wilde rümpfte die Nase, woraufhin ich verstummte.

„Museen sind nicht so mein Ding. Ich bin eben erst fünfundzwanzig geworden. Ich will was erleben! Wo feiert man bis zum Morgengrauen? In welchem Club trifft man heiße Frauen? Auf Hawaii bin ich auf den Geschmack gekommen, was das Fallschirmspringen betrifft. Das kann man hier doch bestimmt ebenfalls tun, oder?“

Feiern bis zum Morgengrauen?

Heiße Frauen?

Fallschirmspringen?

Mit jedem der erwähnten Punkte waren meine Augen größer geworden. Laurence Smith würde unserem Neuzugang den Hals umdrehen, falls er diesen Vergnügungen während der Vorbereitung oder gar der laufenden Saison nachging! Frauengeschichten wurden genauso ungern gesehen, wie Extremsportarten. Bei Letzterem war die Verletzungsgefahr einfach zu hoch und ich glaubte, in einem Vertrag gelesen zu haben, dass Derartiges den Spielern verboten war.

„Mr. Wilde“, versuchte ich, meine Bedenken einzubringen, allerdings stoppte er mich mit einer Handbewegung.

„Kannst du mal aufhören mit diesem Sie und Mr.? Ich denke ständig, mein Vater sitzt hier irgendwo!“

Ich schluckte.

„Oh … tja, also für gewöhnlich duze ich die Spieler nicht“, merkte ich an.

Wilde beugte sich wieder zu mir und fixierte mich mit einem Blick, bei dem mir der Atem stockte. „Du willst, dass ich mich in Boston schnell einlebe, richtig?“

Er gab die personifizierte Unschuld, doch ich war auf der Hut. Was sollte das denn nun? Probierte er, mich mit umgekehrter Psychologie um den Finger zu wickeln?

„Ja, das möchte ich. Aber das bedeutet nicht, dass wir von den Razors alles dulden“, erwiderte ich schärfer als beabsichtigt. Nun war es Wilde, dessen Augen groß wurden.

„Du ziehst bereits jetzt die Team-Karte, obwohl ich dich nur darum bitte, mich nicht zu siezen?“

Er legte die Hände über die Stelle, wo sein Herz schlug, so, als ob ich ihn mit meiner kleinen Rüge schwer verletzt hatte.

„Das muss ich ja wohl, wenn du mich bewusst immer falsch verstehst!“, warf ich ein. Wilde lehnte sich nach hinten und grinste.

„Na also. Tat es sehr weh?“

Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was er meinte, doch dann erkannte ich, dass ich ihn soeben geduzt hatte. Er hatte mich aus der Reserve gelockt und ich war ihm freudig hopsend aufs Glatteis gefolgt. Ein einmaliges Du war allerdings kein Drama. Ich war schon in größere und schlimmere Fettnäpfchen getreten und immerhin hatte er mich explizit darum gebeten. Dennoch war das ein Wunsch, dem ich nicht hätte nachgeben dürfen.

Ich öffnete den Mund zu einer Erwiderung oder Rechtfertigung, jedoch wollte keine einzige Silbe über meine Lippen kommen. Je länger ich versuchte, etwas zu erwidern, umso selbstgefälliger erschien mir Wildes Grinsen. Wut kochte in mir hoch und ich kniff mir mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel, um mich abzulenken. Keinesfalls durfte ich mich dazu hinreißen lassen, ihm gegenüber pampig zu werden. Schließlich waren die Spieler in der Hierarchie weit über mir angesiedelt. Eine Team-Betreuerin war leicht ersetzbar. Ein Torjäger seines Formats war es nicht. Es stand mir nicht zu, einen unserer zukünftigen Stars zurechtzuweisen.

„Trotzdem war das ein einmaliges Versehen, Mr. Wilde. Es wird kein zweites Mal vorkommen, dass ich Sie duze“, erwiderte ich, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte.

Anstatt ihm damit dieses Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, tauchte ein Funkeln in seinen Augen auf. „Ich lasse dir mal diese Überzeugung, denn ich weiß, dass ich dich noch zu viel mehr als einem simplen Du bringen werde“, raunte er mir zu, was dafür sorgte, dass meine Schlagfertigkeit kichernd davonlief.

Hatte ich wirklich geglaubt, ich könnte diesem Typen die Stirn bieten?

Ich brachte ein lahmes „Wir werden sehen“ hervor und schaute aus dem Seitenfenster, um mich seinem fesselnden Blick zu entziehen.

Glücklicherweise hatten wir den Tunnel inzwischen verlassen, sodass ich nicht gezwungen war, auf die Mauern zu starren. So konnte ich vorgeben, großes Interesse an den Häusern zu haben, an denen wir vorbeifuhren, während meine Gedanken bei meinem Nebenmann blieben.

Es machte mir Angst, wie schnell ich eben eine meiner beruflichen Prinzipien über den Haufen geworfen hatte – auch wenn es nur ein kurzer Augenblick gewesen war. Noch mehr Angst bereitete mir jedoch, was Wildes Nähe in mir auslöste. Meist war es so, dass ich mich in der Gegenwart eines Spielers ein wenig unwohl fühlte.

Der Großteil unserer Spieler strotzte vor Selbstbewusstsein und manche ließen sich getrost als arrogant bezeichnen. Für einige war ich lediglich ein Dienstleister, aber er behandelte mich, als würden wir uns auf Augenhöhe befinden. Ich spürte eine ungewohnte Leichtigkeit, und obwohl das hier zu meinem Job gehörte, fühlte es sich nicht wie Arbeit an.

Das Taxi stoppte vor dem Boston Harbour Hotel. Ich bezahlte den Fahrer und stieg aus. Wilde tat es mir gleich und holte sein Gepäck aus dem Kofferraum.

„Das ist Ihre Unterkunft für die kommenden sieben Tage. Falls die Wohnung bis dahin nicht bezugsfertig sein sollte, können wir problemlos verlängern, wie man mir versichert hat.“

Wilde, der sich nun wieder seine blauverspiegelte Sonnenbrille auf die Nase geschoben hatte, betrachtete die Fassade des Gebäudes.

„Ich erledige kurz den Check-in. Sie sind gewiss müde und wollen sich ausruhen“, sagte ich und lief auf den Eingang des Hotels zu. In einer Fensterscheibe erkannte ich, dass er mir folgte.

„Eigentlich nicht. Ich habe auf dem Flug geschlafen“, warf er ein, was ich unkommentiert ließ. Möglicherweise war das ein weiterer Versuch, mich aus der Reserve zu locken.

Zudem war ich für organisatorische Dinge zuständig und in diesen Aufgabenbereich fiel ganz bestimmt nicht, dass ich die Spieler in ihrer Freizeit bespaßte. Eine leise Stimme tief in mir warnte mich außerdem, dass es nicht gut war, wenn ich zu viel Zeit mit Ridley Wilde verbrachte. Er sah verteufelt gut aus und er wusste, wie er seinen Charme einzusetzen hatte. Sein Charisma wirkte wie eine überdimensionale Abrissbirne auf meine Prinzipien und mein Instinkt verriet mir, dass ich auf der Hut sein musste.

„Mr. Marshall. Ich hatte reserviert“, erklärte ich dem Rezeptionisten und reichte ihm die Firmenkreditkarte über den Tresen. Falls das Team Gäste erwartete, buchten wir die Zimmer immer hier. Dementsprechend kannte man uns.

„Natürlich“, entgegnete der Hotelangestellte und wandte sich seinem Computer zu.

Unser Neuzugang stützte sich mit einem Ellbogen auf die Granitoberfläche des Tresens und sah sich um. Die Stille begann langsam unangenehm zu werden, doch in dem Moment, als ich den Mund öffnen wollte, überreichte man mir die Schlüsselkarte.

„Zimmer siebenhundertdreiundzwanzig wartet auf Sie. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.“

Wilde griff im gleichen Augenblick wie ich nach der Karte. Dabei berührten sich unsere Fingerspitzen und ich spürte erneut diese Elektrizität zwischen uns, wie es bereits am Flughafen der Fall gewesen war. Es kostete mich all meine Körperbeherrschung, um nicht vor Schreck zurückzuzucken oder nach Luft zu schnappen. Rasch nahm ich mir die Karte und hielt sie vor sein Gesicht.

„Wir bezahlen nur das Zimmer. Gebühren für die Minibar, den Zimmerservice oder Pay-TV tragen Sie selbst, verstanden?“, schärfte ich ihm ein.

Diese Maßnahme war nötig geworden, nachdem ein Spieler, den man zum Probetraining geladen hatte, unzählige Pornofilme gebucht und beinahe stündlich irgendetwas beim Zimmerservice geordert hatte. Zwar war es unserem Anwalt Callum Palmer gelungen, die entstandenen Kosten zurückzufordern, Mick war der Vorfall jedoch eine Lehre gewesen.

Wir mussten mit unserem Budget gut haushalten, da waren derartige Eskapaden einfach nicht drin. Es war schwer genug, die Wohnungen zu bewirtschaften, die wir den Spielern stellten. Mick hatte schon einige Male versucht, Smith zum Verkauf zu überreden, allerdings betonte dieser immer wieder, dass dieses Privileg die eine oder andere Entscheidung zu unseren Gunsten beeinflusst hatte.

„Aye“, meinte Wilde und salutierte grinsend.

Er wollte bereits nach der Karte greifen, doch ich hielt sie zurück und fasste in meine Handtasche.

„Das ist meine Visitenkarte. Dort steht auch meine Handynummer. Für Notfälle bin ich jederzeit zu erreichen. Aber ich hoffe, dass Sie verstehen, dass eine fehlende Rolle Toilettenpapier nicht in meinen Aufgabenbereich fällt“, setzte ich nachdrücklich hinzu.

Wilde schob die Sonnenbrille in sein Haar und grinste auf mich herab.

„Aye“, wiederholte er gedehnt, nahm mir die Schlüsselkarte aus der Hand und machte sich auf den Weg zum Lift. Kurz bevor er auf den Rufknopf drückte, drehte er sich noch einmal um und zwinkerte mir zu.

Mit staubtrockenem Mund starrte ich ihn an, während mir das Herz bis zum Hals schlug. Es war nur eine kleine Geste, sie genügte allerdings, um meinen Hormonhaushalt gehörig durcheinanderzubringen.

Doch Spieler waren absolut tabu!

Die Lifttüren öffneten sich und Wilde tippte sich an eine imaginäre Hutkrempe, ehe er die Kabine betrat. Wenige Sekunden später schlossen sich die Türen, und als er aus meinem Sichtfeld verschwunden war, merkte ich, wie die Anspannung von mir abfiel.

Nach außen hin mochte ich mich in den letzten Minuten professionell verhalten haben. Tief in mir sah es jedoch vollkommen anders aus. Dort brodelte es und ich fühlte mich hin- und hergerissen. Wie schaffte Wilde das? Bereits bevor wir das erste Wort miteinander gewechselt hatten, hatte ich dieses seltsame Knistern gespürt. Oder bildete ich mir das nur ein, weil ich wegen der Ankunft unserer mutmaßlichen zukünftigen Superstars so nervös gewesen war?

„Ich weiß, dass ich dich noch zu viel mehr als einem simplen Du bringen werde.“

Die Worte, die er verwendet hatte, nachdem ich ihm versichert hatte, dass mein Du ein Ausrutscher gewesen war, hallten plötzlich in meinem Kopf wider. Ein Ziehen breitete sich zwischen meinen Schenkeln aus, als mein Kopfkino mir bereitwillig vorspielte, was dieses Mehr wohl sein könnte.

Heilige, ich war sowas von absolut untervögelt und Wilde hatte sich vermutlich nicht einmal anstrengen müssen, um mich durcheinanderzubringen! In der Art und Weise, wie er mit mir geflirtet hatte, hatte Routine gelegen. Womöglich tat er das nur zum Spaß, um sich mit mir die Zeit zu vertreiben. Bestimmt amüsierte er sich köstlich darüber, die naive Team-Betreuerin der Boston Razors um den Verstand gebracht zu haben.

Es ärgerte mich, dass ich aufgrund dieses Womanizers meine Professionalität vergessen hatte! Das musste ein Ausrutscher bleiben! Ridley Wildes Grinsen, sein Verlangen nach Partytipps und Extremsportarten sagten mir, dass er all das verkörperte, was ich nicht wollte! Und falls das nicht genügte, um meine Alarmglocken schrillen zu lassen, so sollte seine Erkundigung ausreichen, wo man die heißesten Frauen aufreißen konnte.

Das musste Warnung genug sein. Am besten ging ich nach Hause und schrieb mir ganz groß übers Bett: Finger weg von Ridley Wilde. Er ist nicht gut für dich!

Mit diesem Plan vor Augen verließ ich das Hotel und rief mir ein Taxi, das mich zu meiner Wohnung brachte. Für einen Samstag hatte ich ohnehin bereits zu lange gearbeitet, es war an der Zeit, ins Wochenende zu starten.

Kapitel 4

Vier Tage hörte ich keinen Ton von Ridley Wilde. Dabei hätte ich am Samstag ohne zu zögern gewettet, dass er spätestens am folgenden Tag mit einer Bitte an mich herantreten würde. Als ich mich erwischte, wie ich öfter als gewöhnlich meine Mails und Nachrichten kontrollierte, schwor ich mir, mich ihm gegenüber ab sofort professionell zu verhalten. Diese verwirrte, rotwerdende Version von mir, der sogar ein „Wow“ entwischt war, durfte Wilde unter keinen Umständen wieder zu Gesicht bekommen. Am besten würde ich seinem Charme überhaupt nicht mehr erliegen!

Wenn zu meinem Vorhaben auch zählte, dass ich nicht ständig an ihn dachte, so hatte ich bereits jetzt kläglich versagt. Mein Tiefpunkt war gewesen, als ich ihn gegoogelt hatte, um herauszufinden, ob er in einer Beziehung war!

---ENDE DER LESEPROBE---