Status: Offline - Peter Rössger - E-Book

Status: Offline E-Book

Peter Rössger

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ernsthaft, schon wieder das Smartphone in der Hand?   Wir leben in einer (digitalen) Welt, in der Technologie omnipräsent ist. In vielen Bereichen unterstützt sie uns und macht das Leben einfacher, in anderen hingegen beherrscht sie unseren Alltag in solch einem Ausmaß, dass ein Gefühl von Zwang und Ohnmacht entsteht. Der Griff zum Smartphone ist für viele schon intuitiv und kaum hat man die Emails und sozialen Medien zum zehnten Mal gecheckt, fragt man sich:   - Warum mache ich das? - Ist das jetzt wirklich notwendig? - Macht es mein Leben besser? - Ist das schon digitale Demenz?  Denn nicht zuletzt verliert man dadurch den Fokus für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Wir verschwenden Energie, Gedanken und vor allem kostbare Lebenszeit.   Dr. Peter Rössger setzt sich seit vielen Jahren mit dem Verhältnis von Technik und Mensch auseinander und möchte mit seinem Buch ein Bewusstsein für den Umgang mit Technologieschaffen, ohne dass man zu harten Maßnahmen wie Digital Detox greifen muss. Denn sie ist nicht per se gut oder schlecht, erst die Art und Weise, wie wir sie nutzen, macht sie zu guter oder schlechter Technologie.   Der Autor erklärt, warum Technologie uns überhaupt so in ihren Bann zieht – und das, obwohl sie oft nutzlos ist. Außerdem gibt er Tipps, wie man hilfreiche von schlecht konzipierter Technologie unterscheiden und sein eigenes Verhalten in Bezug darauf bewusst steuern kann.   Du hast keine Lust mehr, deine Zeit zu verschwenden, und möchtest einen selbstbestimmten Umgang mit deinen technischen Begleitern erlernen? Dann bist du hier richtig! Erfahre wie digitaler Minimalismus sich positiv auf deine mentale Gesundheit auswirken kann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 210

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Haftungsausschluss:

Die Ratschläge im Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlags. Die Umsetzung erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder sonstige Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, ist ausgeschlossen. Verlag und Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte und ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung und keine Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstehende Folgen vom Verlag bzw. Autor übernommen werden.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2023

© 2023 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, Powerline Rd, Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Redaktion: Isabelle Müller

Lektorat und Korrektorat: Katrin Gönnewig, Markus Czeslik, Fabian Galla

Umschlaggestaltung: Zarka Ghaffar

Satz und Layout: Zarka Ghaffar

Abbildungen im Innenteil: Adobe Stock

ISBN Print: 978-1-955655-74-3

ISBN E-Book: 978-1-955655-75-0

www.remote-verlag.de

PETER RÖSSGER

STATUS: OFFLINE

Der Leitfaden für mehr Balance in einer technikdominierten Welt

INHALT

ZUM GELEIT: DAS VORWORT

DIE REISE BEGINNT: EINLEITUNG

WORAN LIEGT ES: AUF SPURENSUCHE

Das Betriebssystem: unser genetisches Erbe

Der Mensch: Abgrenzung zum Tier

Noch mal der Mensch: Abgrenzung zur künstlichen Intelligenz

Das große Unbekannte in unserem Kopf: das menschliche Gehirn

Unser Weg zum technologischen Menschen: Faustkeil, Schweizer Messer, Smartphone

BEZIEHUNGSSTATUS MENSCH UND TECHNIK: ES IST SCHWIERIG

Zwei Seiten einer Medaille oder: die Janusköpfigkeit der Technologie

Asozial und fremdgesteuert: soziale Medien

Digitale Einsamkeit: Seele und Technologie

Komplett am Ende: Burnout durch Technostress

WAS KOMMT? DIE ZUKUNFT DES TECHNOLOGISIERTEN MENSCHEN

Trends und schwarze Schwäne: Wie geht’s weiter?

Trends und Megatrends: die Leitlinien

Ins Innerste: das Binnenverhältnis zwischen Mensch und Technik

Wir und das Auto: Mobilität als menschliches Grundbedürfnis

Über Quanten, Satelliten und Smartness: kluge und dumme Technologie

Der tanzende Bär: Wir haben ihn alle schon gesehen!

Es wird gut: Lasst uns das Leben lieben

Kein einfaches Versprechen: die janusköpfige Technologie

JETZT WIRD ES KONKRET: WAS DU TUN KANNST

Meine Motivation: Zeit

Analysieren, minimieren, kontrollieren: der Weg aus der Technologiedominanz

Analysieren: den wahren Wert von Technologie bestimmen

Minimieren: nur das, was nötig ist

Kontrollieren: Ich bin der Chef im Ring

Der Blick in den imaginären Spiegel: Fokus statt Diffusion

Aktion oder Aktionismus? Wir als Gesellschaft

HAB DEN MUT: GEH LOS UND GIB NICHT AUF!

ZUM WEITERLESEN: LITERATUR

ZUM GELEIT: DAS VORWORT

Das Leben ist ein Geschenk. Jeder Morgen, an dem wir aufwachen, jeder Mensch, den wir treffen, jeder Gedanke, den wir denken, jedes Gefühl, das wir fühlen, jedes Erlebnis im Innen und im Äußeren. All das sind Geschenke an uns, Geschenke, die wir nicht ausschlagen können. Und nicht ausschlagen sollten. Ich durfte früh erfahren, dass das Leben kurz ist und schnell vorbei sein kann. Ich habe gesehen, wie fragil Leben ist und wie kraftvoll zugleich. Ich durfte erfahren, was es bedeutet, alles zu verlieren und alles wieder-gewinnen zu können. Ich habe angenommen, was das Leben mir vor die Füße geworfen hat, die Herausforderung als Aufforderung verstanden. Die Aufforderung, der bestmögliche Mensch, die bestmögliche Person zu sein, die ich werden kann. Die Aufforderung, zu denken, zu handeln und das Denken und Handeln anderer zu beeinflussen. Die Aufforderung, meinen Beitrag zu leisten, diesen Planeten zu einem besseren Ort zu machen.

Warum ein Buch über das Verhältnis von Mensch und Technik? Und warum von mir? Als der Remote Verlag auf mich zugekommen ist und wir die Zusammenarbeit diskutiert haben, da haben sie mir eine interessante Aufgabe gestellt: Checke auf der Website des großen Buchanbieters, welche anderen Bücher es zu deinem Thema gibt. Worüber schreiben deine Kollegen? Wie tun sie das? Wie sind die Reaktionen der Leser, welches negative Feedback wird gegeben? Und was machst du anders, um genau dieses negative Feedback zu vermeiden? Es ist schwer, vorherzusagen, was Leser und Leserinnen an meinem Buch mögen werden und was nicht. Die Recherche im Netz war für mich sehr erhellend. Es gibt zur Thematik Mensch und Technik eine lange Reihe Fachbücher. Von Profis für Profis geschrieben. Einige sind gut, ich habe aus ein paar davon viel lernen können, im Studium, in meinen Jobs, jetzt für die Recherchen. Es sind Fachbücher. Wissenschaftlich exakt geschrieben, daher oft schwer lesbar. Mit Zitaten, Querverweisen und Fußnoten versehen. Es macht sie schwerfällig, aufwändig zu lesen und es macht sie lang.

Bücher, die alle ansprechen, nicht nur das Fachpublikum, sind selten. Einige wenige habe ich gefunden, so wirklich gefallen haben sie mir nicht. Nicht, weil ich es anderen Autoren nicht gönnen kann, sondern weil die Balance zwischen Message, Hintergrund und Nutzen nicht stimmt. Weil das, was gesagt wird, was gehört werden sollte, nicht klar wird. Weil das Hintergrundwissen, das, worauf Denken, Handeln und Entscheiden beruhen, die Basis des Denkens und der gewünschten Änderungen nicht verständlich werden. Weil tiefergehende Fragen nicht gestellt werden, konkrete Handlungsvorschläge fehlen, kein Weg aufgezeigt wird. Also, wenn die anderen Autoren es nicht so machen, wie ich es gern hätte, selbst schreiben, eigene Idee finden, eigene Sätze formulieren und die eigene Message zu Papier bringen. Nach Monaten des Recherchierens, Schreibens und Korrigierens liegt das Resultat vor, kann gelesen, beurteilt, verrissen, genutzt, missachtet oder geliebt werden.

Das erste Projekt im Bereich Mensch und Technik, Fahrer und Fahrzeug habe ich 1987 als Student durchgeführt. Es ging um die Messung der Blickbewegungen von Fahrschülern. Wie lange gucken sie wohin, wie scannen sie die Umgebung ab und wie verändert sich das von Woche zu Woche, mit jedem Lernfortschritt, mit zunehmender Erfahrung. Das war Mitte der 80er Jahre eine echte logistische Herausforderung. Die Messgeräte waren groß, schwer, unhandlich und komplex zu benutzen. Vor jeder Fahrstunde habe ich die Aufzeichnungsbox auf dem Rücksitz montiert, den Fahrschülern eine Art Astronautenhelm aufgesetzt, 20 oder 30 Minuten mit Einstellarbeiten verbracht und mich schlussendlich auf den Rücksitz des Fahrschulwagens neben die Ausrüstung gequetscht. Fahrschüler und Fahrlehrer vorn rein und los ging es.

Trotz der Hindernisse hatte mich das Thema gepackt. Technologie nicht als reine Technologie zu begreifen, sondern zu verstehen und zu lernen, was sie mit den Menschen macht, mit der Gesellschaft, mit uns. Mit dir und mit mir. Wie können wir dafür sorgen, dass die Folgen im Rahmen bleiben, der Nutzen immer größer bleibt als der Schaden? Wie kann ich die Auswirkung, die Technologie hat, das, was sie mit Menschen und der Gesellschaft anstellt, nicht nur vorhersagen, sondern auch verändern? Wie kann ich Technologie gestalten, um damit echten Wert zu erzeugen?

Wie kann ich dafür sorgen, dass Systeme, Services, Geräte einfach und zugänglich werden und dass Besitz und Nutzen Freude bereiten? Wie kann ich den ökonomischen, ökologischen, sozialen und psychologischen Footprint verringern? Wie kann ich die Investition von Ressourcen, Geld, Energie, Denken und Zeit rechtfertigen? Oder muss ich erkennen: Das alles lohnt sich nicht? Das Thema hat mich bis heute nicht wieder losgelassen.

Im Jahr 2018 habe ich meine Hochzeitsreise im Südwesten der USA verbracht. Wir haben uns ein Auto gemietet und sind durch Kalifornien, Nevada und Arizona gefahren. Gebucht hatten wir ein Mid-size-SUV, einen mittelgroßen Geländewagen. Am Schalter des Vermieters haben wir den üblichen Small Talk mit der Dame hinterm Tresen gehalten und dabei erwähnt, dass wir auf Honeymoon sind. Daraufhin gab sie uns ein gratis Upgrade auf einen »Regular«. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, habe aber Ja gesagt. Upgrades sind immer gut. Als wir zur Parkbucht kamen, wurden mir zwei Dinge klar: Der »Regular« war ein Wrangler, ein Jeep Wrangler! Und ich würde die nächsten zwei Wochen in einem meiner Traumautos, in einer Ikone des amerikanischen Automobilbaus durch genau die Landschaft fahren, für die das Auto gebaut ist!

Zwei Dinge zeigen mir, wie sehr Technologie unsere Wahrnehmung, unsere Erinnerung und unsere Bewertung, Geist und Seele beeinflusst. Die Tatsache, dass wir mit diesem Auto unterwegs waren, prägt viel von der Erinnerung an die Reise. Meine Frau bekommt heute noch leuchtende Augen, wenn sie erzählt, wie sie mit dem Wrangler über die Golden Gate Bridge gefahren ist.

Und: Vor dem Urlaub hätte ich gesagt, den Jeep Wrangler gibt es auf deutschen Straßen kaum, der ist hier nur in homöopathischen Mengen vorhanden. Nach dem Urlaub habe ich gefühlt an jeder zweiten Ecke eines dieser Fahrzeuge gesehen. Die Zahl der in Deutschland zugelassenen Wrangler hat sich während der zwei Wochen Urlaub mit Sicherheit nicht nennenswert verändert. Was sich geändert hatte, war meine Wahrnehmung. Das Fahrzeug hat meine Art, zu sehen, meine Umwelt wahrzunehmen, und das Urteil über das, was ich sehe, erheblich verändert. Technologie hat eine spürbare Änderung meines neuronalen Netzes, meines Gehirns bewirkt, inklusive Veränderungen meiner Bewertungen und meiner Emotionen.

Meine Lebensaufgabe, so wie ich sie sehe, wie ich sie interpretiere und lebe, ist, die perfekte Balance zwischen Mensch und Technik zu finden. Ich will Technologie so gestalten, dass sie den besten Wert liefert. Die Janusköpfigkeit, die Doppeldeutigkeit von Technologie möchte ich entdecken und kommunizieren, den Nutzen von Technologie mit dem Preis, den wir dafür zahlen, in eine Ausgewogenheit bringen. Am Ende geht es darum, den Menschen zu helfen, ihren Weg aus der Technologiedominanz zu finden.

Ich will andere inspirieren auf der Suche nach einem Optimum für das Gesamtsystem aus Technik, Mensch und Gesellschaft. Technikern, Entwicklern, Managern will ich Wege zeigen, Produkte so zu gestalten, dass sie Sinn haben, Wert schaffen und das Leben der Nutzer besser machen. Nutzer will ich auf die Fallen, die Suchtpotenziale und die Gefahren der Technologie hinweisen. Ich will Wege zeigen, die Kontrolle zurückzugewinnen und das Leben im Umgang mit Technologie als Chef im Ring zu bestreiten.

Für mich ist die Frage nach Sinn und Wert von Technologie der Kern von Denken und Handeln. Lohnt sich der Einsatz von Ressourcen, Rohstoffen, Energie, Gedanken, Zeit und Geld? Machen wir mit einer Lösung, einem System, einem Produkt oder einem Service das Leben der Menschen besser? Machen wir die Welt zu einem besseren Ort? Wir erfahren immer wieder, wie Technologie uns täuscht und enttäuscht, obwohl oder gerade weil sie liefert.

Wir, also du und ich, stehen am Beginn einer gemeinsamen Reise durch die Welt der Technik und durch unsere Nutzung von Produkten, Systemen und Services. Wir sprechen über das Leben, wie es entstanden ist, über die Menschwerdung, die Entwicklung von Wissenschaft, industrielle Revolutionen, die Durchdringung aller Aspekte unseres Lebens mit Technologie, wie es dazu kommen konnte und wie es weitergeht.

Ich spiegele die Entwicklung immer am Verhältnis von Mensch und Technik, vom Faustkeil über das Schweizer Messer zum Smartphone, vom Himmelstrionfo, einer mechanischen Konstruktion in den Theatern des 17. Jahrhunderts, mit denen die Illusion von autonomer Fortbewegung erzeugt wurde, über knatternde Kisten der frühen Automobilität bis zum selbstfahrenden Elektroauto. Was hat Technologie mit den Menschen gemacht, wie verändert sie uns heute, was können wir in Zukunft erwarten? Was können, dürfen und sollten wir als einzelne Menschen und wir als Gesellschaft tun? Wie können wir die Technologiedominanz brechen, um wieder mehr wir selbst zu sein?

Ich werde mich in diesem Buch sehr häufig auf die beiden Technologien Smartphone und Automobil beziehen, sie als Beispiele nutzen. Beide sind sehr präsent, die meisten von uns haben Erfahrungen damit, die Wirkungen dieser Technologien auf die Gesellschaft und jeden von uns sind sichtbar, greifbar und relevant. Mit beiden Technologien kenne ich mich mehr als gut aus.

Ich stehe auf den Schultern von Giganten. Es gibt nur wenige Gedanken, die nicht so oder so ähnlich schon mal gedacht worden sind. Ich bin ein Lesejunkie, ein Informationsaufsauger. Ich diskutiere gern mit anderen, mit Experten, mit meinen Klienten, mit Nutzern, mit Entwicklern, Kritikern und Evangelisten über die Themen, die mich interessieren, die mich bewegen. Ich lerne dabei unendlich viel, es verändert mich und ich gebe es gern weiter.

Ich nutze dieses Buch, um meine Sicht der Dinge darzulegen, die nicht unabhängig in irgendeinem Universum schwebt, sondern die auf Vernetzungen und Austausch beruht. Ich lebe nicht als Eremit, sondern mitten in dieser Welt, in einem Leben, das ständige Kommunikation bedeutet. Von daher wird dir vielleicht der eine oder andere Gedanke bekannt vorkommen. Es ist nicht meine Absicht, zu plagiieren. Wenn ich zitiere, ist das gekennzeichnet. Dass mal was durchrutscht, sei mir verziehen.

Ich verlaufe mich manchmal in dem einen oder anderen Detail der Technikgestaltung, verliere mich im Gestrüpp des Verhältnisses zwischen Mensch und Technologie. Das Thema fasziniert mich seit 35 Jahren, ich habe zeit meines Berufslebens damit Geld verdient. Da sammelt sich eine Menge Wissen, Kritik, Verbesserungsbedarf an. Es sammelt sich auch Nähe und Liebe an, sonst könnte ich die Begeisterung für das, was ich tue, nicht aufrechterhalten.

Ich bin immer wieder wütend über das, was uns als Innovation angeboten wird. Minimale Veränderungen werden von Marketingabteilungen als großer Durchbruch gefeiert. Innovation wird zum Must-have, wird alternativlos, wenn ich als Firma, als Dienstleister oder als Entwickler anerkannt werden möchte. Innovation um der Innovation willen bläst den Selbstwert auf. Das macht mich wütend. Wut ist etwas Gutes, sie zeigt uns, wo Handlungsbedarf besteht, wo Veränderungen anstehen, wohin ich meinen Fokus lenken darf. Von daher bin ich oft und gern wütend und zeige das auch.

Das Zusammenspiel von Mensch und Technik hat drei Komponenten: die Technik, den Menschen und den Tanz, der getanzt wird. Um diesen Tanz zu verstehen und um mittanzen zu können, um die Musik auflegen zu können und um neue Tänze erfinden zu können, habe ich im Studium, der Promotionszeit und im Berufsleben zwei Schwerpunkte gehabt: das Ingenieurwesen und die Psychologie.

Ich verstehe das Ingenieurwesen als Wissenschaft vom Nützlichen, nicht als Wissenschaft vom Möglichen. Alles, was wir als Ingenieure uns ausdenken, muss einen Zweck erfüllen, die Welt zu einem besseren Ort machen, das Leben von Menschen sicherer, schneller, fokussierter, einfacher oder auch nur lustiger machen. Alle Innovationen, alle Technologien, alle Produkte müssen einen echten Wert haben.

Psychologie sehe ich als Wissenschaft vom gesunden Menschen, nicht vom behandlungsbedürftigen. Schon früh im Studium haben wir über die »Krise der Psychologie« diskutiert. Ist es für einen Psychologen denn überhaupt moralisch vertretbar, einen Menschen, der an seiner Umwelt verzweifelt und scheitert, zu heilen und gleich wieder den widrigen Umständen auszusetzen? Ist die Rolle der Psychologie nicht mehr, als Reparaturanstalt des Kapitalismus zu sein? Ich greife an der Wurzel an. Meine Vision war von Anfang an, Technik, die technisierte Welt und das von Technologie beherrschte Arbeitsleben so zu gestalten, dass die Menschen eben nicht daran scheitern. Heute ist nicht nur das Arbeitsleben, heute ist das gesamte Leben von Technologie dominiert. Sie ist allgegenwärtig, sie umgibt uns, sie wird in absehbarer Zeit in uns sein. Grenzen, die gestern galten, werden sich morgen zwischen neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz, Pflegerobotern und Nanobots auflösen. Wir müssen alles über den Menschen wissen, um Technologie zu gestalten, nicht umgekehrt.

Bücher über die Gestaltung von Technologie, Produktdesign, Screendesign, Interaktionsdesign gibt es genug. Die meisten davon sind für ein professionelles Zielpublikum geschrieben. Sie sind nützlich, aber weder einfach noch schön noch stimulierend. Ich streife die technologischen Themen, im Mittelpunkt wird in diesem Buch der Mensch stehen. DU!

Es geht um dich und deine Interaktion mit Technologie. Um deine Zeit, dein Leben. Es geht darum, wie wir als Menschen Bewusstheit über den Umgang mit technischen Systemen entwickeln können, wie wir mit Wissen und Einsicht bewusste Entscheidungen fällen und damit die Kontrolle wiedergewinnen, die Kontrolle über unser Leben, unsere Zeit und über unser Denken. Am Ende geht es um konkrete Methoden, Technologie zu beurteilen, ihren Wert zu erkennen und um Schritte, wie du dein Leben aus den Fängen der Technologie befreien und gleichzeitig ihre Benefits nutzen kannst.

Mein Ziel ist es, dein Bewusstsein dafür zu schärfen, was Technologie mit uns, unserem Leben und unserer Welt macht. Ich gebe dir eine Methode an die Hand, mit der du in der Lage sein wirst, kritisch auf Technologie zu blicken, die Technologiedominanz zu brechen und damit ein Stück deines Lebens und deiner Freiheit zurückzugewinnen.

Die Allgegenwart von Technologie ist an sich weder gut noch schlecht. Sie ist erst mal ein Fakt. Es gibt Technologien, die eher dazu dienen, unser Leben zu einem besseren Leben zu machen. Und es gibt die, bei denen der Glaube an eine gute Tat schwerfällt. Am Ende ist Technik neutral. Lediglich unser Umgang, unsere Einstellung und unser Wissen machen Technologie gut oder schlecht.

Im Frühjahr 1981 habe ich ein paar Wochen auf einer Highschool auf Long Island im Staat New York verbracht. Am Tag meines Abflugs in Richtung USA ereignete sich das Attentat auf den damaligen Präsidenten Ronald Reagan. Die NASA war gerade dabei, die ersten Spaceshuttles ins All zu schießen. Wir in Deutschland waren uns sicher, das würde ausschließlich zu militärischen Zwecken passieren. Mein Austauschfreund sah es anders. Die Gabel, die er während unseres Gesprächs in der Schulkantine in der Hand hielt, die könne er zum Essen seiner Fritten nehmen oder um jemanden zu erstechen. So sei es auch mit dem Spaceshuttle. Das ist Technologie, die der Wissenschaft dienen kann oder dem Krieg. Es liegt nicht in der Natur der Technologie, ob sie Gutes oder Schlechtes bringt. Nutzen oder Schaden entstehen dadurch, wie wir sie einsetzen.

Genau diese Rolle soll dieses Buch einnehmen: Wissen vermitteln, Bewusstheit schaffen, Entscheidungen fällen, Kontrolle zurückgewinnen. Die ersten beiden Punkte erledige ich, die anderen beiden ermögliche ich. Die Ausführung liegt bei dir.

Ein gutes Buch verschlingst du. Ein sehr gutes Buch verschlingt dich. Ich hoffe, zur ersten Kategorie zu gehören, besser noch zur zweiten. Ich habe mich entschieden, dich, liebe Leserin, lieber Leser, mit dem persönlichen »du« anzureden. Wir begeben uns auf eine persönliche Reise, auf einen gemeinsamen Weg. Es kann privat werden, vielleicht sogar intim.

Zum Schluss noch ein Hinweis: Ich bin sehr bemüht, zu gendern und alle Geschlechter einzuschließen, bitte jedoch um Nachsicht, wenn ich etwas übersehe. Hin und wieder benutze ich aber auch ganz bewusst wegen der besseren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form. Selbstverständlich schließe ich damit aber immer alle Geschlechter ein.

DIE REISE BEGINNT: EINLEITUNG

»Das technische Denken der Moderne hat das menschliche Leben von der Geburt in der Klinik bis zum Tod auf der Intensivstation, vom Intimsten und Persönlichsten bis hin in die umfassendsten gesellschaftlichen Strukturen viel durchgreifender verändert als die Ideen von liberté, egalité et fraternité und ihre revolutionäre Umsetzung.«

Hans Poser

64 Tage pro Jahr, und das sind volle 24-Stunden-Tage, sitzen wir vor dem Fernseher. 59 Tage pro Jahr starren wir auf unsere Smartphone-Displays, junge Menschen gern das Doppelte. 35 Tage pro Jahr sind wir auf Social Media unterwegs. 30 Tage pro Jahr sitzen wir vor dem PC. 14 Tage pro Jahr sitzen wir im Auto, fünf davon stehen wir im Stau und zwei suchen wir einen Parkplatz. Lediglich vier Tage im Jahr spielen wir mit unseren Kindern und einen Tag pro Jahr sitzen wir gemütlich mit einem Drink in der Kneipe. Ein Jahr hat nur 365 Tage.

Die Summe all der Tätigkeiten beträgt über 200 Tage pro Jahr. Gut, das eine oder andere machen wir parallel, zum Beispiel das Smartphone als zweites Display neben dem Fernseher zu nutzen. Das macht es aber nicht besser. Dazu kommen knapp 100 Tage Schlaf und 20 bis 30 Tage für Kochen, Essen und Körperpflege. Merkst du was? Es bleibt nicht mehr viel übrig für gute Gespräche, Treffen mit Freunden, Sex, Meditation, Sport. Die Schieflage ist mehr als deutlich.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Computer- und Onlinespielsucht 2018 als Krankheit eingestuft. In China und Südkorea gibt es militärisch organisierte Camps für smartphone- und onlinesüchtige Jugendliche. Durch extreme Disziplin und die völlige Abwesenheit von Bildschirmen soll ein angemessener Umgang mit Technologie ermöglicht werden. In Japan sinken die Geburtenraten unter anderem, weil junge Männer ihre sexuelle Befriedigung komplett im Internet finden und nicht mehr in der Lage sind, Beziehungen zu real existierenden Frauen aufzubauen. Es gibt für jeden Menschen weltweit ziemlich genau ein Mobiltelefon, die Hälfte davon sind Smartphones. Die sind sehr ungleich verteilt: Die Zahl der Menschen, die Zugang zu mindestens einem haben, liegt bei sechs Milliarden. Die Zahl der Menschen, die Zugang zu einer Toilette haben, liegt bei lediglich 2,5 Milliarden. Toiletten gibt es seit den Babyloniern, Mobiltelefone gerade mal gut 30 Jahre.

Technologie verspricht uns ein besseres Leben, ein schnelleres und schöneres. Die Werbung von Big Tech, also den Firmen aus dem Silicon Valley, von Produktherstellern und Einzelhändlerketten verspricht uns ein Leben auf der Sonnenseite, wenn wir nur ausreichend viel Technologie kaufen, besitzen und nutzen. Glücklich werden wir, wenn wir das neueste Telefon, das neueste Tablet, das neueste Auto, die neueste Mikrowelle, die neueste elektronische Haarbürste kaufen. Das beste Leben haben wir, wenn wir die Spuren unseres Denkens und Handelns auf sozialen Netzwerken hinterlassen. Wenn wir dem glauben und folgen, was uns in sozialen Medien als das Leben anderer verkauft wird. Wenn wir unsere Egos mit Likes füttern. Wenn wir Daten produzieren und anonymen Instanzen zur Verfügung stellen. Wenn wir in von Algorithmen gebauten Blasen unsere Wahrheit für die einzig richtige halten und nur noch mit Menschen kommunizieren, die wie wir denken, handeln und leben. Technologie bringt uns ein weniger echtes Leben. Die Kommunikation mit anderen geht uns leichter von der Hand, wir sind schneller im Sammeln von Informationen, im Finden von Wegen, den besten Restaurants und angesagtesten Bars. Wir reisen schnell, schaffen damit die Illusion einer Omnipräsenz, sind überall und nirgendwo. Wir kreieren uns eine digitale Hülle, die nicht im virtuellen Raum bleibt, sondern in den analogen Raum ragt. Wer in sein Handy vertieft ist, ist nicht ansprechbar und nimmt die echte Welt nicht wahr. Wer im Auto sitzt, ist nicht sozial, er ist egoistisch. Was ich genau damit meine, erkläre ich in ein paar Absätzen! Wer mit Instanzen in der Ferne kommuniziert, redet nicht mit dem Nächsten. Eine anonyme Person auf der anderen Seite der Erdkugel ist uns wichtiger als das Schicksal unserer Nachbarn.

Der Mensch hat sich über seine Kulturgeschichte vom Homo Faber, dem fabrizierenden, dem herstellenden Menschen, zum Homo Creator, dem erschaffenden Menschen, gewandelt. Der Philosoph Hans Poser hat es auf den Punkt gebracht: Schon eher einfache Objekte wie das Rad haben kein Vorbild in der Natur, kommen im ursprünglichen Umfeld der Menschheit nicht vor. Der Mensch hat sie mit seiner Kreativität, seiner Imagination, seiner Kombinationsgabe, seiner Kommunikationsfähigkeit, seiner Intelligenz erschaffen. Für Artefakte wie Autos, Computer, Handys oder das Internet gilt das erst recht.

Wir erschaffen uns mit Technologie immer wieder eine neue Umwelt, der wir uns gnadenlos aussetzen. Wir als Menschheit verändern unsere Welt, die Welt, in der wir leben und von der wir abhängig sind, die Art, wie wir damit umgehen. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Wenn Astronomen Leben im All finden wollen, suchen sie nach Planeten, die nicht im Originalzustand sind, sondern durch Leben verändert wurden. Jedes Leben verändert seine Umwelt. Das ist ein Zeichen von Leben. Es kann nicht anders sein. Es gibt kein anderes bekanntes Lebewesen, was seine Umwelt so stark verändert hat wie der Mensch. Der Mensch ist im Laufe der Jahrtausende von einem harmlosen, unbedeutenden Säuger zum gefährlichsten Raubtier der Erdgeschichte geworden. Überall, wo der Mensch im Laufe seiner Geschichte auftauchte, wurden Tier- und Pflanzenarten ausgerottet. Meistens mussten die großen Säugetiere als Erstes dran glauben. Wir haben die Vielfalt von Pflanzen und Tieren so sehr reduziert, dass unser Lebensraum immer kleiner wird. Technologie ist ein zentraler Faktor dabei. Wir haben Waffen geschaffen, um Beute zu erlegen. Wir nutzen Sonargeräte, um Fische im Meer zu finden und zu fangen. Mit Traktoren haben wir Monokulturen auf den Feldern geschaffen. Mit Motorsägen fällen wir hektarweise die Urwälder ab. Wir reisen in Flugzeugen in kurzer Zeit um die Welt, um irgendwo auf dem Planeten zu sein, Exotisches zu essen und zu trinken, Menschen zu treffen, die wir nie wirklich kennenlernen, und unser Selbst zu stimulieren, indem wir uns Wichtigkeit vorgaukeln. Die Geschwindigkeit der Veränderung, der wir uns fortlaufend und konstant aussetzen, steigt exponentiell und ein Ende ist nicht abzusehen. In den letzten 20 Jahren dreht sich unsere Welt immer schneller. Die Allgegenwart von drahtloser Datenübertragung, das Smartphone als Universalwerkzeug im Alltag, künstliche Intelligenz und Elektronik im Auto: All das ist spannend, all das hat viele Vorteile, es hat unsere Welt erheblich verändert. Diese Veränderungen sind nicht immer zum Positiven, sie bringen erhebliche Nachteile mit sich, von der physischen über die psychische und seelische bis in die digitale Welt. Das wird sich in der absehbaren und vorstellbaren Zukunft nicht ändern. Im Gegenteil: Was genau wann kommt, lässt sich nur schwer vorhersagen. Alle Prognosen haben das Problem, dass sie nur den Istzustand in die Zukunft verlängern. Hans Dominik war ein Science-Fiction-Autor aus dem Deutschland der 1920er Jahre. Seine Visionen von der Zukunft basiert immer auf der Technologie seiner Zeit, es war in der von ihm geschilderten Zukunft alles nur schneller, größer, umfassender. Autoklaven, also Druckbehälter, in denen chemische und physikalische Vorgänge ablaufen, produzierten neue radioaktive Werkstoffe, Autos fuhren mit 200 PS, Bergwerke gingen viele Kilometer in die Tiefe.