Steine der Macht - Band 5 - Stan Wolf - E-Book

Steine der Macht - Band 5 E-Book

Stan Wolf

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Beschreibung

Bei Nachforschungen stoßen die Freunde vom Isaisring auf Richtstätten des Mittelalters, wo der Bischof unschuldige Frauen und Kinder verbrennen hat lassen. Der General ermöglicht es ihnen, den sadistischen Gerichtsdiener von Moosham in die Gegenwart zu holen und seiner gerechten Strafe zuzuführen. Nach dem Fund von Exorzismus-Kreuzen am Untersberg erzählt Wolf von seinen Begegnungen mit der dunklen Macht. Der General zeigt ihm Flugscheiben, welche aus einer Basis im Irak stammen. In einer der 12 Untersbergkirchen gelangt Wolf mit Claudia in eine Kathedrale, in welcher angeblich Zeit nicht existiert. Sie machen sich auf den Weg, um bei einer seltenen, astrologischen Konstellation die Aktivierung des Untersberges vorzunehmen.

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Seitenzahl: 279

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

1

Vorwort

Danksagungen

Einleitung – Was bisher geschah

Kapitel 1 – Der Spuk in der Wolfshütte

Kapitel 2 – Adventsgespräche

Kapitel 3 – Schloss Mauterndorf, Sommer 1941

Kapitel 4 – Die Gedenkstätte

Kapitel 5 – Schörgen Tonis Höllenfahrt

Kapitel 6 – Die Herrschaft der Kirche

Kapitel 7 – Der Zauberer Jackl

Kapitel 8 – Die Wolfsmünze

Kapitel 9 – Das Vermächtnis

Kapitel 10 – Die Raben am Untersberg

Kapitel 11 – Die Benedictus-Kreuze

Kapitel 12 – Die dunkle Macht

Kapitel 13 – Die Innere Erde

Kapitel 14 – Das Portal nach Argentinien

Kapitel 15 – Die Zeittore vom Karnak-Tempel

Kapitel 16 – Rassuls Geheimgang

Kapitel 17 – VITRIOL

Kapitel 18 – Die Flugscheiben des Generals

Kapitel 19 – Das Sonderkommando

Kapitel 20 – Im Kreml Mitte der Achtzigerjahre

Kapitel 21 – Unbekannte Flugobjekte über dem Irak

Kapitel 22 – Die Figur vom Obersalzberg

Kapitel 23 – Im Schoß von Mutter Erde

Kapitel 24 – Die römische Siedlung

Kapitel 25 – Der grüne Kasten

Kapitel 26 – Wo sich die Pyramide über das Kreuz erhebt

Kapitel 27 – Hitlers Forellenteich

Kapitel 28 – Die Vorsehung

Kapitel 29 – Der Friedrichsteig am Untersberg

Kapitel 30 – Der unterirdische Tempel im Irak

Kapitel 31 – Die Untersbergkirchen

Kapitel 32 – Das Kloster im Untersberg

Kapitel 33 – Die Aktivierung

Schlusswort

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2013 novum publishing gmbh

ISBN Printausgabe: 978-3-99038-293-6

ISBN e-book: 978-3-99038-294-3

Lektorat: Dr. phil. Ursula Schneider

Umschlagfotos: Stan Wolf, Kriss Szkurlatowski | stock.xchng, Lotophagi/seeingimages/Taigis | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

1

Macht hat viele Gesichter

Das Streben nach Macht ist uns eigen

Die stärkste Macht

liegt im Verborgenen

Vergangenheit Gegenwart Zukunft

Vorwort

Vieles ist zu unfassbar, als dass man es einfach niederschreiben könnte.

Vielleicht sollte es auch verborgen bleiben, denn der menschliche Verstand nimmt nur jene Dinge zur Kenntnis, welche ihm geläufig sind.

Deshalb schreibe ich dieses Buch als Roman.

Es bleibt dem einzelnen Leser überlassen zu beurteilen, was er als Tatsache anerkennen möchte.

In dem gleichzeitig erschienenen Großformat-Hardcover-BuchBildband – Steine der Macht

Danksagungen

Mein Dank gebührt Elisabeth und Herbert, den beiden Polizisten, sowie Claudia, welche mitgeholfen hat, Verborgenes ans Tageslicht zu bringen.

Peter, der Graf vom Palfen, war mit seiner unnachahmlichen Art eine große Hilfe.

Pfarrer Schmatzberger hat mir Denkanstöße gegeben, mystische Pfade weiter zu verfolgen.

Roland, der Apotheker und Rosenkreuzer, wies mir den Weg zum Eingang.

Becker, der Illuminat, hat maßgeblich zur Aktivierung des Mysteriums beigetragen.

Einleitung – Was bisher geschah

Als vor über zwanzig Jahren drei deutsche Bergwanderer auf dem Untersberg verschwanden und sich nach zwei Monaten von einem Frachtschiff im Indischen Ozean aus wieder meldeten, weckte dies Wolfs Interesse an dem ihm bis dahin nur als Sage bekannten Zeitphänomen am Salzburger Untersberg. Zudem hatte Wolf selbst diese drei Leute einige Jahre vor ihrem Verschwinden auf einer Schutzhütte auf dem Untersberg getroffen. Er hatte dann in den darauffolgenden Jahren ein sehr mysteriöses Erlebnis, als er mit seiner Tochter Sabine die vermutete Zeitanomalie am Berg erforschen wollte.

Doch wieder vergingen etliche Jahre, bis er auf seinen oftmaligen Reisen in entlegene Gebiete der Fels- und Sandwüsten in Ägypten mit seiner Begleiterin, der Lehrerin Linda, auf ähnliche rätselhafte Erscheinungen stieß, welche offenkundig mit runden, schwarzen Steinen in der Größe und Form einer Orange zu tun hatten. Immer intensiver wurde seine Suche, bis er durch Zufall in der unterirdischen Kammer der Cheops-Pyramide einen solchen schwarzen Stein fand. Bei seinen weiteren Recherchen fand er eine wenig bekannte Sage, der zufolge von einem Tempelritter im elften Jahrhundert ein ebensolcher Stein aus Mesopotamien zum Untersberg gebracht wurde.

Diesen Stein, welcher der Überlieferung nach von dem Templer in einer Höhle im Berg versteckt worden war, ließ bereits Hitler, der ja bekanntlich eine Vorliebe für den Untersberg hatte, suchen. Hitler hatte angeblich Hinweise, wonach dieser Stein der Schlüssel zu großer Macht sein sollte. Wolf dehnte seine Nachforschungen in der Folge auch auf den Obersalzberg bei Berchtesgaden aus und machte dort mithilfe zweier deutscher Polizisten eine erstaunliche Entdeckung, welche ihm aber beinahe zum Verhängnis wurde.

Noch einmal konzentrierte Wolf seine Suche auf den Untersberg und es gelang ihm, ein brisantes Geheimnis zu lüften. Er entdeckte einen verborgenen Eingang in den Berg. Ein General der Waffen-SS, der diese Zeitanomalie schon 1943 gefunden hatte, ließ sich im letzten Kriegsjahr dort im Felsen eine komfortable Station als Unterkunft errichten, in welcher er durch die Zeitverlangsamung im Berg innerhalb nur weniger Monate über siebzig Jahre verbringen konnte. Wolf und Linda kamen mit diesen Leuten aus der Vergangenheit in Kontakt und erfuhren von ihnen Dinge, welche in keinem Geschichtsbuch zu finden sind.

Der General zeigte den beiden ein Golddepot in den Bergen und ersuchte Wolf, der ja auch Hobbypilot ist, um einen Flug nach Fuerteventura, um ihm aus den Lavahöhlen unter der Villa Winter zwei Bleizylinder zu bringen. Wolf und Linda wollten das Geheimnis der Zeitverschiebung ergründen und willigten ein. Der weite Flug mit der einmotorigen Cessna und die anschließenden Erlebnisse auf der Kanareninsel gestalteten sich für die zwei extrem abenteuerlich. Es gelang den beiden aber schließlich tatsächlich, die Bleizylinder zu bergen und dem General zu überbringen …

Bei archäologischen Ausgrabungen wird ein deutscher Stahlhelm in einem Kelten-Grab am Dürrnberg in der Nachbarschaft des Untersberges entdeckt.

Daneben liegt das Skelett eines Kriegers mit einem Einschussloch im Kopf. Der Verfassungsschutz wird daraufhin aktiv. Wolf und Linda finden am Obersalzberg radioaktiv strahlende Steine, welche sich als Uranoxid herausstellen. Der General in seiner Station im Untersberg demonstriert den beiden seine technischen Geräte, welche weit über die Möglichkeiten der heutigen Technik hinausreichen. Auf seiner Suche nach den Zeitkorridoren des Untersberges entdeckt Wolf ein vergessenes Waffendepot der amerikanischen Besatzungstruppen von 1953. Von einem alten Mann bekommen die zwei einen wunderschönen Amethyst-Kristall, welcher etwas mit der altbabylonischen Göttin Isais zu tun haben soll. Hinter einem uralten Gebetsstock am Untersberg sieht Wolf eine kleine Silberplatte aus der Erde ragen. Darauf ist ein geheimnisvoller Code zu sehen. Diese uralte Schrift in lateinischen Buchstaben wirft neue Fragen auf. Ein Illuminat klärt die beiden über die Isais-Geschichte und den schwarzen Stein im Berg auf. Auch zu einer mysteriösen Marmorplatte mit einer Inschrift aus dem Jahr 1798 erzählt ihnen der Logenmann eine Geschichte. Der General lässt Wolf mittels eines Zeitkorridors einen Blick in eine ferne Zukunft tun und ermöglicht ihm und Linda einen Ausflug in die Vergangenheit, und zwar in die Stadt Salzburg zur Zeit Mozarts.

Schließlich retten die beiden noch einem Deserteur das Leben, indem sie ihn in eine Höhle schicken, in welcher ebenfalls eine Zeitanomalie auftritt. Eine neuerliche Fahrt in die ägyptische Wüste bringt sie in die Oase Siwa, wo ihnen die Mumie von Alexander dem Großen gezeigt wird. Wieder zurück am Untersberg gelingt es ihnen, einen durch ein Hologramm getarnten Eingang in den Felsen zu finden.

Ein alter, astrologiekundiger Pfarrer sagt Wolf aufgrund seines Jahreshoroskops eine Begegnung voraus, welche aus den Tiefen seiner eigenen Vergangenheit auftauchen wird. Tatsächlich kommt Wolf kurze Zeit später auf merkwürdige Weise mit seiner einstigen Jugendfreundin Silvia, die er seit fast vierzig Jahren nicht mehr gesehen hat, in Kontakt. Silvia begleitet ihn nach Gran Canaria, von wo aus er mit einem kleinen Flugzeug die Insel San Borondon suchen will. Tatsächlich gelingt es den beiden, diese geheimnisvolle Insel, welche in einer fernen Vergangenheit existiert hat, zu finden.

Aber auch mithilfe des Generals kann Wolf einen Blick in die Vergangenheit werfen. Mit dessen Chronoskop sieht er alles zwar nur in Schwarz-Weiß, kommt dabei aber sogar bis an Adolf Hitler heran, dem er mittels eines Laser-Beamers durch das Chronoskop eine „Erscheinung“ schickt, um ihn vom Angriff auf Russland abzuhalten.

Wolf wird von einem Forstarbeiter am Obersalzberg der geheime Ritualraum N3 gezeigt und der General berichtet vom Mausoleum des Führers, welches sich dieser im Untersberg errichten ließ. Wolf lädt ihn anschließend in den Gasthof Kugelmühle am Ende der Almbachklamm ein, wo sie den Wirt namens Anfang treffen.

Anlässlich eines Besuches in Ägypten fährt Wolf mit Silvia vom Roten Meer durch die Berge nach Luxor und trifft dort den Grabräuber Rassul, welcher ihnen tief unter seinem Haus in Qurna eine geheime Drehtür zeigt, hinter der sein Bruder auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Auch hier spielen wieder die schwarzen Steine eine Rolle.

Mit Linda geht Wolf nochmals durch den Hologramm-Eingang in den Untersberg und gelangt mit ihr in eine völlig fremde Gegend im Jahre 2029. Eine kurze Unterhaltung mit Leuten von dort eröffnet ihnen neue Perspektiven zu den alten Prophezeiungen.

Josef, der Geheimdienstmann vom BVT bekundet ebenfalls sein Interesse an Wolfs Entdeckungen am Berg. Schließlich führt der Forstarbeiter vom Obersalzberg Wolf noch zu einem uralten Stollen, in dem, wie sich später herausstellt, der General noch zu Kriegsende mehr als eine Tonne Uranoxid verstecken ließ.

Auch eine Art Flaschenpost, ein unvollendetes Manuskript aus den Siebzigerjahren, wird in einer Höhle nahe dem Dorf am Untersberg entdeckt. Es sind dreizehn Blätter eines bekannten Autors, welcher ebenfalls seltsame Erlebnisse am Berg gehabt hatte.

Durch den General wird Linda und Wolf ein Ausflug in das Jahr 1818 ermöglicht. Sie fahren am 24. Dezember, als Mönche verkleidet, auf dem Fluss mit einem Salzschiff nach Oberndorf, wo sie die Uraufführung des weltbekannten Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ miterleben dürfen.

Ein polnischer Franziskanermönch aus Berchtesgaden, den die beiden im Winter beim Meditieren in der Almbachklamm treffen, erzählt ihnen von einem Ritual der Isais, durch welches das neue Zeitalter beginnen würde.

Tino, ein Australier österreichischer Abstammung, ebenfalls Rosenkreuzer wie Wolf, kommt nach Salzburg, um in einer alten Kirche am Ettenberg, wo einst die Templer auf Geheiß der Isais ihre erste Komturei errichteten, ein Ritual abzuhalten, welches Wolf durchführen soll.

Letztendlich gibt sich der Illuminat Becker als einer der „Anderen“ zu erkennen und zeigt Wolf in der Nähe des Hochsicherheitsarchives am Fuße des Untersberges in einer Art dreidimensionalen Bildschau Schlüsselszenen aus seinem Leben sowie einen Blick in die Zukunft.

Auf der Kanareninsel La Palma trifft Wolf auf den Fischer Perez, der ihm mit einem Fernrohr die geheimnisvolle Insel „San Borondon“, welche in einer fernen Vergangenheit existiert, zeigt. Zur Wintersonnenwende gründen Linda und Wolf mit ihren vier Freunden den „Ring der Isais“. Während draußen der Schneesturm tobt, erhalten alle im Rahmen eines Rituales, an welchem auch Tino in Australien per Skype teilnimmt, Goldringe mit dem Isais-Zeichen und einem schwarzen Diamanten. Wolf unternimmt mit den beiden Polizisten Herbert und Elisabeth eine Reise nach Ägypten, wo ihnen sein Freund Franz, der Manager vom Sheraton Hotel in El Gouna, den Archäologen Dr. Khaled vorstellt. Von diesem erhalten sie interessante Informationen über ein Zeitphänomen bei den Pyramiden von Gizeh. Anlässlich eines Besuches in Luxor treffen sie den Grabräuber Rassul, welcher ihnen Kopien von wunderschönen Texten aus der Zeit der Pharaonin Hatschepsut gibt. Nach einer abenteuerlichen Fahrt zeigt Wolf den beiden das Tal der Hieroglyphen. Der Illuminat Becker klärt Wolf über die Aktivierung des Untersberges auf, zu welcher auch die weibliche Komponente benötigt wird. Vom General in der Station im Berg werden Wolf und Linda eingeladen, eine Basis in der Vergangenheit zu besuchen. Der kurze Ausflug bringt die zwei nach Atlantis. Ein alter Jude, den Wolf in New York trifft, erzählt ihm von seiner Deportation aus Rumänien und der anschließenden Flucht aus einem Eisenbahnzug in Salzburg. Von Friedl, dem Wirt der Kugelmühle, erfahren Wolf und Linda von einem schweren Unglück in der Almbachklamm. Er erzählt ihnen auch die Geschichte von einer verschwundenen jungen Frau am Untersberg, welche in den Fünfzigerjahren zwölf Tage lang verschollen war und dann wohlbehalten wieder aufgefunden wurde. Mit Claudia, einer jungen Frau aus dem Ring der Isais, fliegt Wolf mit einer kleinen Cessna nach Venedig, wo sie auf der Insel Murano am Boden einer Basilika die steinerne Abbildung einer Insel finden. Eine schwarzhaarige Dame, welche sich Julia nennt, gibt ihnen Hinweise dazu und verschwindet plötzlich. Wolf landet auf dieser Insel und sie entdecken dort einen Kristall, welcher vom „Ordo Bucintoro“ dort versteckt wurde. Wolf und Linda gelangen in ein unterirdisches Labor aus dem Dritten Reich, in welchem das geheimnisvolle Xerum 525 hergestellt wurde. Mit Obersturmbannführer Weber bringen sie eine Stahlflasche davon dem General. Weber flutet im Anschluss das Labyrinth neben dem Gebirgsbach am Obersalzberg.

Kapitel 1 – Der Spuk in der Wolfshütte

Es war Mitte November. Schon vor vielen Wochen war bereits der erste Schnee auf dem zweitausend Meter hohen Berg, auf welchem sich die Wolfshütte befand, gefallen. Die wenigen Lärchen, die noch vereinzelt hart an der Baumgrenze standen, hatten längst ihre Nadeln abgeworfen und eine eisige Stille herrschte dort oben. Der Schnee war zwar noch nicht tief, aber dafür hart und fest gefroren. Der Rauch aus dem Kamin der Hütte stieg kerzengerade über dem hölzernen Schindeldach empor.

Im großen Ofen der Wolfshütte knisterten die brennenden Holzscheite und zwischen den Fugen der alten Herdplatte warf das Feuer seinen flackernden Schein auf die hölzerne Decke. Wolf war schon am Vortag ganz allein auf den Berg gefahren, um einzuheizen. Direkt bis zur Wolfshütte konnte er mit dem Wagen nicht mehr fahren, der Schnee auf dem Fahrweg zu den Hütten war bereits zu tief. So musste er die letzten dreihundert Meter mit seinem Rucksack zu Fuß hinaufstapfen. Er wollte die Hütte für seine Freunde vom Isais-Ring wohlig warm haben. Herbert und Elisabeth, die beiden Polizisten, würden im Laufe des Nachmittags eintreffen. Claudia, Linda und Peter, der Graf vom Palfen, wollten am Abend da sein. Anrufen konnten ihn seine Freunde nicht, denn Telefon gab es hier oben keines, aber Wolf hatte zur Sicherheit immer sein Satellitentelefon dabei, welches ihm auch schon in den Wüsten Afrikas gute Dienste geleistet hatte. Damit konnte er von hier oben anstandslos telefonieren. Dazu musste er sich jedoch nach draußen begeben, wo er freie Sicht zum Himmel hatte. In der Hütte funktionierte das Gerät nicht.

Gerade hatte er einen Korb Brennholz von der Holzlage hereingetragen und war mit dem Aufschlichten der Scheite neben dem Ofen beschäftigt, als er ein heftiges Klopfen an der Hüttentüre vernahm. Wer mochte das sein? Die wenigen Häuser hier oben am Berg waren um diese Jahreszeit alle verlassen. Erst um die Weihnachtsfeiertage und zu Silvester kamen normalerweise Leute herauf. Wolf hatte auch unten am Parkplatz, wo die geräumte Straße endete, kein Auto gesehen. Wer also sollte da klopfen? Er ging zur Tür und öffnete. Aber da war niemand. Auch Spuren waren außer seinen eigenen keine zu sehen. Getäuscht hatte er sich nicht. Nein, da hatte jemand mehrmals an die Hüttentür geklopft. Wolf zuckte mit den Schultern und ging wieder in die mittlerweile schon warme Stube zurück. Das fing ja gut an. Würden sich die Phänomene, welche sich in den letzten Jahren gezeigt hatten, nun auch in diesem Jahr wiederholen? Er schloss die schwere Tür und schob den Eisenriegel vor.

Dann nahm er das Hüttenbuch zur Hand. Auf den letzten Seiten waren die sonderbaren Ereignisse penibel mit Datum und Uhrzeit aufgezeichnet worden. Wolf begann zu lesen:

Erster November 1990, Eintrag um 13:00.

Heute, in der Samhain-Nacht, in welcher schon die Kelten das Fest der Toten feierten und in der die Anderswelt offen stehen sollte, passierte etwas sehr Seltsames. Wolfs Töchter, Alexandra und Sabine, dreizehn und vierzehn Jahre alt, hörten in dieser Nacht eine überirdisch schöne Musik, welche direkt aus der Stube zu kommen schien, wie sie am Morgen erzählten. Es war, als ob sämtliche Instrumente auf einmal erklingen würden. Alexandra fragte immer wieder nach einer Musikkassette. Zu diesem Zeitpunkt war die Wolfshütte aber erst vor zwei Monaten fertiggebaut worden und es gab weder Radio noch Fernseher oder sonstige Musikabspielgeräte. Zwei Stunden später kam auch Sabine aus dem Kinderzimmer und erzählte mit ähnlichen Worten ebenfalls von dieser Musik, die sie aber einige Stunden später als Alexandra gehört haben wollte.

Der zweite Eintrag stammte vom darauffolgenden Tag, dem zweiten November. Alexandra und ich blickten von der Eckbank in der Stube zur gegenüberliegenden Speisekammer und sahen, wie sich deren Türklinke nach unten bewegte und dann mit lautem Geräusch wieder nach oben schnellte. Sabine, welche sich zur selben Zeit im dahinterliegenden Badezimmer befand, hörte ebenfalls das Schnappen der Türklinke und glaubte, dass Alexandra sich etwas Süßes aus der Speisekammer holen wolle.

Natürlich war kein Mensch in dieser Kammer. Erstens war dort bei geschlossener Türe für einen Menschen kein Platz und zweitens war ja auch niemand in der Nähe dieser Tür.

6. Januar 1991. Ich sitze auf der Holzbank vor dem Ofen und plötzlich schließt sich der Luftschieber der alten Ofentür mit quietschendem Geräusch. Kein brennendes Holzstück im Inneren hätte den Schieber zumachen können. Sogar mit der Hand war es schwer genug, ihn zu bewegen. Nun ist schon zum dritten Mal in kurzen Zeitabständen etwas Unerklärliches geschehen.

27. Oktober 1991. Wir sitzen alle um den großen Tisch in der Ecke der Stube, da hören wir schwere Schritte draußen vor der Hütte. Kurz darauf wird die alte Eingangstür geöffnet. Man hört ganz deutlich, wie die unten am Türblatt angebrachte Borstendichtung über den Holzboden streift. Dann sind schwere Schritte im Windfang zu vernehmen. Danach ist Stille.

Alle warten, dass Hans, der Nachbar, zur Innentür hereinkommt, aber es bleibt totenstill. Sabine steht auf und öffnet die innere Tür des Windfanges. Da ist niemand. Als sie genau schaut, sieht sie, dass der Eisenriegel der äußeren Hüttentür vorgeschoben ist. Sie öffnet ihn und geht nach draußen. Vor der Wolfshütte ist alles tief verschneit und keine Spuren sind im Schnee zu sehen. Dann sehen auch die anderen nach. Betroffene Gesichter bei allen. Haben sie doch deutlich gehört, dass jemand hereingekommen sein musste.

1. November 1991. Es ist wieder die Samhain-Nacht oder eben unser Allerheiligen-Fest. Draußen liegt bereits viel Schnee. Es ist einundzwanzig Uhr abends. Ich erzähle einer kleinen Gruppe von Freunden eine Theorie, wie diese seltsamen Phänomene entstanden sein könnten. Wir hatten in den vergangenen Jahren uralte Ruinen und Opfertische sowie zwei Steinkreise auf den umliegenden grasbedeckten Bergen gefunden. Nach Auskunft eines befreundeten Museumsdirektors ließe das auf eine frühe Besiedelung durch Kelten schließen. Dazu kam noch, dass sich an dem Ort, an dem die Wolfshütte erbaut wurde, vorher sieben kleinere Quellen befunden hatten. Quellen waren für die Kelten Heiligtümer, sozusagen Eingänge in die Anderwelt. Drei dieser Quellen wurden beim Bau der Hütte verschüttet.

Während ich diese Geschichte erzähle, zerspringt der Zylinder einer der Petroleumlampen an der Wand mit lautem Geräusch und sackt in sich zusammen, ohne dass jedoch ein Glasstück auf den Boden fällt. Auch hing die Lampe nicht schief an der Wand und die Flamme war ebenfalls nicht zu groß eingestellt.

Es war das erste und blieb auch bis heute nach zweiundzwanzig Jahren das einzige Mal, dass so etwas vorkam.

14. Dezember 1991. Es ist später Nachmittag und es wird dämmerig am Berg. Ich bin allein auf der Hütte und bringe Holz herein, das ich neben dem Ofen aufschlichte. Als ich damit fertig bin, lege ich mich aufs Sofa, um mich etwas auszuruhen. Plötzlich höre ich ein Holzstück vom Stoß herunterfallen. Ich stehe auf und sehe nach. Da ist aber nichts heruntergefallen. Kurz nachdem ich mich wieder hingelegt habe, höre ich erneut ein Scheit fallen. Aber wieder ist alles schön aufgeschlichtet. Als sich das Ganze nach weiteren fünf Minuten nochmals wiederholt, stelle ich mich vor den Holzstoß und beginne, ihn zu schimpfen. Ich lege mich wieder hin, aber es dauert keine zehn Minuten, bis wieder ein Rumpeln zu hören ist. Ein wenig ängstlich sehe ich mich in der Stube um. Ich packe meine Sachen und schlüpfe in den warmen Anorak. Dann gehe ich zu meinem Wagen auf dem Parkplatz hinunter und fahre nach Hause. Ich weiß, dass ich erst in zwei Stunden daheim ankommen werde, aber eine gewisse Furcht vor dem Ungreifbaren treibt mich an, die Hütte für heute zu verlassen.

Wolf begann, einige Eintragungen im Hüttenbuch zu überspringen. Dann hielt er kurz bei einer Zeile inne.

21. Dezember 1995. Sabine wird im Badezimmer, in dem sie sich allein aufhält, von einer Hand am Rücken gestupst. Sie schreit laut auf. Aber die Tür zum Bad war zu und niemand war in ihrer Nähe.

Wolf legte das Buch aus der Hand. Ja, schon sehr viele Male hatte sich dieses Phänomen gezeigt, wenn auch zuweilen Monate dazwischenlagen.

Er erinnerte sich, wie er sich einst von einem Parkplatz an der Autobahn mit dem Mobiltelefon auf einen Aufruf des Österreichischen Rundfunks meldete und den Hörern von den seltsamen Ereignissen auf der Wolfshütte erzählte. Der Sender suchte damals Leute, denen unerklärliche Dinge widerfahren waren. Als er auf Sendung geschaltet wurde, konnte er sich selbst im Autoradio hören.

Das hatte aber zur Folge, dass sich ein „Gespenster-Professor“ bei ihm meldete und auch nach geraumer Zeit zur Wolfshütte hinaufkam. Mit allerlei technischem Gerät ausgestattet, versuchte dieser Professor, das unerklärliche Phänomen zu lokalisieren, was ihm aber letztendlich nicht gelang.

Später, nachdem Wolfs Versuche, des Hüttengeistes, denn um so etwas musste es sich seiner Auffassung nach handeln, mittels Weihrauch und sonstigem Zeug Herr zu werden, erfolglos blieben, wurde ein Pfarrer gebeten, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Der Geistliche hatte Weihwasser in einer kleinen Sektflasche dabei und bespritzte damit viele Stellen in der Hütte. Aber auch das schien „Sebastian“ – so wurde das Phänomen mittlerweile genannt – nicht im Geringsten zu beeindrucken. Nein, ganz im Gegenteil – immer heftiger und intensiver zeigten sich diese Spukphänomene, an welche sich Wolf aber mittlerweile schon ein wenig gewöhnt hatte.

Ja, und gerade heute, da alle seine Freunde vom Isais-Ring wieder einmal hier heraufkommen sollten, meldete sich „Sebastian“ wieder. Aber vielleicht war es nur ein einmaliges Klopfen? Es würde sich ohnehin in ein paar Stunden zeigen, ob Sebastian noch aktiv war.

Langsam begann es draußen dämmrig zu werden. Als er aus dem Fenster sah, erblickte er Herbert und Elisabeth, die mit ihren Taschen bereits den Weg von der Straße zur Wolfshütte heraufkamen.

Wolf erzählte den beiden vorerst nichts von dem Klopfen, das er vor über einer Stunde gehört hatte. Als dann kurz vor Einbruch der Dunkelheit die restlichen drei Freunde bei der Hütte eintrafen, gab es eine deftige Jause mit Räucherspeck, Schwarzbrot und einem obligatorischen Stamperl, selbst gebranntem Enzianschnaps vom Bauern. Peter, der Graf vom Palfen, ging später nach draußen und bewunderte den Sternenhimmel, welcher hier in zweitausend Meter Höhe in einer Klarheit zu sehen war, die man unten im Tal nicht kannte. Da die Temperatur aber bereits weit unter den Gefrierpunkt gesunken war und es Peter trotz seiner dicken Jacke kalt wurde, kam er schon nach kurzer Zeit wieder in die Stube zurück und stellte sich vor den großen Ofen, um sich aufzuwärmen.

Wolf erzählte seinen Freunden die Geschichte von der Entstehung der Wolfshütte, die er auch anhand von vielen Fotos festgehalten hatte. Die Hütte stammte ursprünglich noch aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Monarchie und war bereits über hundertundzehn Jahre alt. Sie war wie ein großes Blockhaus aus dreißig Zentimeter dicken, runden Baumstämmen erbaut. Eine Jahreszahl von 1893 war auf der Stirnseite eines Holzstammes zu sehen. Sie hatte als Forsthaus in der Steiermark, einer stark bewaldeten Gegend, gestanden. Wolf hatte sie dort fachgerecht abbauen und hier am Berg wieder neu aufstellen lassen. Freilich wurde die Hütte auf ein Betonfundament gestellt und innen dick isoliert. Strom, Wasser und Kanal wurden eingebaut und es entstand ein recht wohnliches Ambiente, wobei aber der urige Charakter der ursprünglichen Hütte zum größten Teil bewahrt werden konnte. Die wirkliche Schwierigkeit beim Aufbau bestand eigentlich darin, dass hier am Berg mindestens acht Monate lang Schnee lag und für eine Bauzeit nur die restlichen vier Sommermonate von Juni bis September zur Verfügung standen. Das erforderte eine genaue Einteilung der Arbeiten und der dafür benötigten Handwerker. Aber es ging sich gerade aus. Am 29. September vor dreiundzwanzig Jahren konnte die Wolfshütte bezogen werden. Wolf erklärte seinen Freunden anhand der Bilder die einzelnen Bauphasen, wobei es sogar einmal im August einen Wettersturz mit reichlich Schneefall gegeben hatte.

Er musste kurz unterbrechen, um einige Holzscheite nachzulegen.

Der große Ofen war so gebaut, dass man sogar meterlange Holzstücke verheizen konnte. Während Wolf die Ofentür öffnete, fiel ihm wieder die Geschichte mit dem Luftschieber ein und er überlegte, ob er die Spukgeschichten ebenfalls erzählen sollte. Aber er wollte seine Gäste nicht verunsichern, er wusste ja nicht, wie seine Freunde es aufnehmen würden. Einzig und allein Linda kannte dieses Phänomen bereits. Sie selbst war auch schon einmal dabei gewesen, als man die Geräusche der sich öffnenden Hüttentür hören konnte, und auch die schweren Schritte im Windfang hatte sie damals vernommen.

Als Wolf mit seinen Erzählungen vom Entstehen der Hütte fertig war, begannen die Frauen, das Abendbrot vorzubereiten. Claudia schälte die mitgebrachten Kartoffeln, während Linda und Elisabeth Zwiebeln und Speck zerkleinerten, woraus sie in einer großen Pfanne eine Art Tiroler Gröstel machen wollten. Das Braten auf dem riesigen Herd war für alle eine neue Erfahrung und der Duft des Kartoffelgröstels erfüllte schon bald die Stube.

„Wir brauchen mehr Hitze!“, stellte Peter fest. „Ich werde den Herd jetzt auf Stufe fünf schalten“, lachte er und schob noch zwei Holzscheite ins Feuer.

„Dazu musst du aber auch den Zugschieber vom Kamin etwas öffnen“, erwiderte Wolf und deutete auf einen Eisengriff hinten am gemauerten Aufsatz des Ofens. „Zieh den Griff fünf Zentimeter heraus, das dürfte genug sein“, ergänzte er noch. „Und vergiss nicht, auch den Luftschieber an der Ofentür zu öffnen, sonst funktioniert das nicht richtig!“

Peter, der ja von Beruf Architekt war, nickte nur und regelte die Luftzufuhr am Herd.

Wolf füllte drei Tonkrüge mit Bier, worauf er mit Herbert und Peter anstieß.

„Auf einen gelungenen Abend in der Wolfshütte, ich hoffe, es gefällt euch hier oben. Übrigens, wir sind hier fast zweihundert Meter höher als der Gipfel des Untersberges. Also schon Hochgebirge sozusagen.“

Das von den Damen zubereitete Essen schmeckte vorzüglich, und nachdem das Geschirr abgewaschen war, setzten sich alle am Ecktisch zusammen. Wolf überlegte einige Male, ob er das Gespräch nicht doch auf den Hüttengeist lenken sollte, aber da auch Linda keine Anstalten machte, davon zu erzählen, ließ er es letztendlich doch bleiben. Er wollte die Freunde ja nicht verunsichern, vor allem nicht Claudia, die ja angeblich schon in jungen Jahren einige mysteriöse Erscheinungen gehabt hatte.

So wurden Geschichten rund um den Untersberg und auch vom General und seiner Station im Berg erzählt.

Es wurde ein gelungener Hüttenabend und erst gegen Mitternacht gingen alle schlafen. Herbert und Elisabeth legten sich im Kinderzimmer oben in die nebeneinanderstehenden Stockbetten, während es sich Peter in den darunterliegenden Betten gemütlich machte. Wolf begab sich in sein Bett im Schlafzimmer. Linda und Claudia wollten in der großen Stube auf den beiden Sofas schlafen.

Es war eine mondlose, finstere Nacht. Das Feuer im Ofen war längst erloschen und nur ab und zu wurde die Stille von einem Knarren im alten Gebälk der Hütte unterbrochen. Plötzlich war ein gellender Schrei zu hören. Wolf erwachte blitzartig, und als er bemerkte, dass es Claudia war, welche draußen in der Stube so schrie, sprang er aus dem Bett, öffnete die Tür und drehte das Licht an. Die junge Frau saß mit schreckverzerrtem Gesicht und weit aufgerissenen Augen aufrecht auf dem Sofa und zitterte am ganzen Leib. Auch die anderen waren durch ihren Schrei aufgewacht und kamen nun ebenfalls in die Stube, um nachzusehen, was da geschehen war. „Was hast du?“, fragte Wolf. „War irgendetwas oder hast du schlecht geträumt?“

Claudia konnte vor Schreck kaum sprechen und stammelte nur: „Da hat mich jemand an den Händen angefasst, ich habe es deutlich gespürt.“

Peter meinte: „Da ist doch niemand! Du wirst bestimmt bloß geträumt haben.“

„Nein, das waren Hände, kalte Hände, sie haben mich berührt“, antwortete sie mit zitternder Stimme.

Wolf und Linda tauschten einen kurzen Blick aus. Außer ihnen beiden wusste ja noch niemand von dem Hüttengeist. Und nun hatte er sich offensichtlich wieder zurückgemeldet. Vielleicht war Claudia eben sehr empfänglich für solche Dinge.

Am nächsten Morgen beim Frühstück erzählte Herbert, dessen Vater hier im Lungau ganz in der Nähe wohnte, auch von einigen seltsamen Geschichten, die nicht rational zu erklären waren. Ob es sich dabei nur um Sagen handelte, die unter der Bevölkerung kursierten, wusste er nicht.

Kapitel 2 – Adventsgespräche

Es war in der Adventszeit und der einundzwanzigste Dezember, für welchen laut Maya-Kalender der Weltuntergang vorhergesagt wurde, rückte immer näher. Es lag auch schon eine Menge Schnee am Fuße des Untersberges. In den letzten Wochen waren die Temperaturen bis auf knapp zwanzig Grad unter null gefallen. Das alljährliche Treffen zur Wintersonnenwende der Freunde vom Isais-Ring musste dieses Jahr wegen des Dienstplanes der beiden Polizisten Herbert und Elisabeth auf den zwanzigsten Dezember vorverlegt werden. Linda würde diesmal nicht dabei sein. So trafen sich die fünf Freunde auf dem Adventsmarkt vor dem mittelalterlichen Rathaus in Bad Reichenhall. Peter, der Graf vom Palfen, erschien in der alten Tracht eines bayrischen Jägers. Dieses Outfit passte zu ihm, hatte er doch im Herbst zuvor tatsächlich die Jägerprüfung abgelegt. Nach einem kurzen Rundgang zwischen den weihnachtlich geschmückten Hütten wärmten sich die Freunde bei einem Becher heißen Mets. Der Honigwein war eine Besonderheit.

Direkt vor der Fassade des malerischen Rathauses sang ein kleiner Kinderchor Weihnachtslieder. Der Duft von gebrannten Mandeln und heißen Maroni lag in der Luft. Da es aber empfindlich kalt war, beschlossen die fünf, in das nahe liegende Bürgerbräu zu gehen. Dort würden sie etwas essen.

„Ich habe vorgestern Kontakt mit dem General gehabt“, begann Wolf, „dabei habe ich die Sache von Himmlers Hexenkartothek angesprochen. Kammler meinte, dass Himmler immer schon so einen Hang zum Übersinnlichen gehabt hätte. Der General selbst hatte seiner Aussage zufolge anfangs für solche mystischen Dinge ganz und gar nichts über, aber nach einigen sonderbaren Erlebnissen, die ihm in seiner Zeit im und am Untersberg widerfuhren, begann sich seine Einstellung allmählich zu wandeln. Er war sich jetzt sogar sicher, dass der Reichsführer SS Himmler kein esoterischer Träumer gewesen sei, sondern sehr wohl hinter tiefen Geheimnissen her war. Dann hat er noch etwas von der Gralssuche erzählt. Ein gewisser Otto Rahn suchte in Himmlers Auftrag nach dem Heiligen Gral. Als Rahn schließlich in den Pyrenäen tatsächlich etwas gefunden haben dürfte, beging er angeblich nach seiner Rückkehr Selbstmord. Aber diese Version von Rahns Ableben glaubte selbst Kammler nicht.“

„Hexenkartothek hast du vorher erwähnt“, fragte Claudia erstaunt, „hat das etwas mit den Tarotkarten der Wahrsagerinnen zu tun?“

„Nein, ganz und gar nicht“, klärte sie Wolf auf, „die Hexenkartothek des Reichsführers SS war eine Sammlung der Daten von etwa dreiunddreißigtausend Hexenprozessen, welche hauptsächlich in Europa stattfanden. Auf vorgedruckten Blättern wurden in siebenunddreißig Rubriken sämtliche relevanten Prozessdaten samt Urteilen, die meist den Tod der Betreffenden bedeuteten, festgehalten. Himmler hatte hierzu ein eigenes Amt in der SS, den „H-Sonderauftrag“, ins Leben gerufen. Was aber der eigentliche Zweck dieser Nachforschungen gewesen sein soll, darüber wird nur spekuliert.“

„Und – was hat er noch gesagt?“, fragte Elisabeth. „Mach es nicht so spannend.“

„Er fragte mich, ob man von der Veränderung hier in der Außenwelt schon etwas bemerkt“, antwortete Wolf und ergänzte, „aber ich musste ihm leider sagen, dass noch nichts Besonderes passiert ist.“

„Was ist bei der Aktivierung des Berges eigentlich herausgekommen?“, fragte Peter. „Damals, als ihr beide in der großen Halle bei der goldenen Kugel wart, habt ihr in diese Sache noch etwas unternommen?“

Claudia antwortete: „Ich weiß, es klingt ein wenig banal, aber mir selbst ist das Ganze auch ein bisschen zu wenig vorgekommen. Was haben wir eigentlich getan? Wolf und ich haben doch nur auf eigentümliche Art und Weise den Eingang zur Halle entdeckt. Er hat dann diesen Doppelkopf mit dem langen Zopf aus der Truhe geholt und auf den dazugehörigen Sockel gestellt. Wolf hat auch den Kristall von der Insel Unije in die Rille vor dem Sockel gesteckt. Danach kamen wir zu der riesigen Halle mit den neun großen Metallscheiben und haben die goldene Kugel gesehen. Als sich die Scheiben zu drehen begannen, sind wir so rasch wir konnten wieder nach draußen gelaufen. Ob das schon etwas mit der Aktivierung zu tun hatte, kann ich dir nicht sagen. Aber seit damals sind wir nicht mehr dort hinaufgegangen. Wolf wollte Becker, den Illuminaten, fragen, was wir vielleicht noch zu tun hätten.“