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Am Anfang war die Liebe. Hätte die Bibel nicht so beginnen müssen? Ohne Liebe gäbe es doch keine Lebewesen. Und wie entstand das Universum? Es gibt Tausende, ja Millionen Fragen. Ich kann sie mir nicht beantworten. Aber irgendwo in mir, im Universum, in jedem, was existiert, liegt die Antwort. Wir suchen danach – wir sollen sie finden. Am Beginn steht eine außergewöhnliche Situation – etwa die Angst vor einem Gewitter, etwas Übermächtigem, oder die schmerzende Leere, wenn jemand für immer uns verlassen hat, vielleicht die Freude über die Verbindung mit einem anderen Lebewesen oder die Enttäuschung über Verrat und Untreue. Ein großer Schmerz bleibt immer zurück – wir Menschen sind Wesen, die leiden, weil wir glücklich sein wollen. Aber das Glück ist wie ein Trugbild – wir erreichen es nie wirklich. Dennoch werden wir es erreichen – in der Endphase, im Ziel unserer Existenz. Zu oft denke ich daran, wenn ich im Park allein spazieren gehe. Es gibt so viele Religionen. Doch was ist wirklich richtig? Was ist wahr? Es ist Herbst. Bei jedem Schritt spüre ich das Laub rascheln, auf das ich trete. Sie sind schön, die bunten Blätter, aber sie sind tot. Doch schon im nächsten Jahr wird es viele neue geben, alles wird zu neuem Leben erwachen. Ist das Glück? Zu leben? Der Boden unter meinen Füßen gibt nach und ich sinke in eine dunkle Unendlichkeit. Dann sehe ich Licht und spüre eine unsagbare Wärme – ein unendliches Glücksgefühl. Ich scheine zu schweben und fliege auf die Sonne zu…
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Seitenzahl: 1032
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Ingrid Scharkus, »Sternenfieber – Eine christliche Utopie«
Texte: © Copyright by Ingrid Scharkus
2. verbesserte Auflage 2025
1. Auflage 2016
Umschlag und Satz: ihrtraumvombuch.de
Verlag: Ingrid Scharkus, Wicherns Garten 1
20537 Hamburg
Titelbild erstellt mit Hilfe von generativer KI
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Ein unbekanntes inneres Meer
Erwachen in einer anderen Welt
Der erste Tag in einer neuen Welt
Begegnung mit einem Zauberer
Heimweh
Begegnung mit einer verborgenen Welt
Reise in die Vergangenheit
Vorbereitung
Bethalpha
Andrew
Rückkehr
Alltag auf Betabit
Erste Lektionen
Ein starkes Raubtier
Das Haus der Goldenen Bogen
Ein traumhafter Tanz
Liebe das Leben
Gamma
Vorbereitungen auf die Tage des Lichts
Die Tage des Lichts
Die große Audienz
Fragen und Antworten
Irritationen
Ein neues Kapitel
Der Weg zum Frieden
Wege zum gegenseitigen Verständnis
Licht und Finsternis
Den Traum träumen
Neue Herausforderungen
Traum in Gefahr
Eine neue Vision
Rückschritt
Nachgedanken
Zwischenspiel
Die Expedition
Malcolm
Die Rückkehr der Expedition
Aufbruch in neue Welten
Ein feuriger Hengst
Die Macht der Liebe
Stadtplanung
Ein wunder Punkt
Das Spiegelbild
Die Vereinigung
Vorbereitende Gedanken
Heimatgeflüster
Eins im Geist
Geburtswehen
Die Hochzeit
Trennung
Abflug ins Ungewisse
Über die Autorin
Am Anfang war die Liebe.
Hätte die Bibel nicht so beginnen müssen? Ohne Liebe gäbe es doch keine Lebewesen. Und wie entstand das Universum? Es gibt Tausende, ja Millionen Fragen. Ich kann sie mir nicht beantworten. Aber irgendwo in mir, im Universum, in jedem, was existiert, liegt die Antwort. Wir suchen danach – wir sollen sie finden.
Am Beginn steht eine außergewöhnliche Situation – etwa die Angst vor einem Gewitter, etwas Übermächtigem, oder die schmerzende Leere, wenn jemand für immer uns verlassen hat, vielleicht die Freude über die Verbindung mit einem anderen Lebewesen oder die Enttäuschung über Verrat und Untreue. Ein großer Schmerz bleibt immer zurück – wir Menschen sind Wesen, die leiden, weil wir glücklich sein wollen. Aber das Glück ist wie ein Trugbild – wir erreichen es nie wirklich. Dennoch werden wir es erreichen – in der Endphase, im Ziel unserer Existenz.
Zu oft denke ich daran, wenn ich im Park allein spazieren gehe. Es gibt so viele Religionen. Doch was ist wirklich richtig? Was ist wahr? Es ist Herbst. Bei jedem Schritt spüre ich das Laub rascheln, auf das ich trete. Sie sind schön, die bunten Blätter, aber sie sind tot. Doch schon im nächsten Jahr wird es viele neue geben, alles wird zu neuem Leben erwachen. Ist das Glück? Zu leben? Auf dem See spiegeln sich die Strahlen der Sonne. Ich sehe Enten fliegen. Die Sonnenstrahlen wärmen nicht mehr. Dennoch sind sie hell, sehr hell. Wir können sie nicht ansehen. Unsere Augen können keine Sonnenstrahlen ertragen. Aber unsere Seele braucht die wärmenden Strahlen der Liebe. Ohne sie ist unser Leben sinnlos und leer. Irgendwo suchen wir alle die Liebe des Universums, oder auch die Liebe Gottes. Die Sonnenstrahlen, sie treffen meine Augen, greifen mich an. Sie sind so hell. Ich kann sie nicht aushalten, kann sie nicht ertragen. Mir wird schwindelig. Alles beginnt, sich zu drehen. Der Boden unter meinen Füßen gibt nach und ich sinke in eine dunkle Unendlichkeit. Dann sehe ich Licht und spüre eine unsagbare Wärme – ein unendliches Glücksgefühl. Ich scheine zu schweben und fliege auf die Sonne zu…
Nichts ist ein Wort – es bedeutet etwas, was wir uns an sich gar nicht vorstellen können.
Da ist Musik. Sie ist sehr schön. Ich möchte so gerne nah sein. Doch es sind nur Wellen. Dann Licht – Farben, verschwommene Umrisse. Doch es sind nur Wellen. Ich spüre meinen Körper, mein Leben – doch auch das sind nur Wellen. Was sind Wellen? Ist das alles, was existiert?
Langsam komme ich zu mir. Ich befinde mich auf einer Liege. Neben mir sitzt eine schöne Frau. Sie trägt ein langes, weißes Kleid. Ihre langen, dunklen Haare fallen ihr auf die Schultern herab. Ein Teil davon ist hinten zusammengebunden. Auf ihrer Stirn liegt eine goldene Kette mit einer Münze. Ihre hübschen, dunklen Augen sehen mich beinahe liebevoll an. Sie ist sehr jung. Sie spricht zu mir. Ich kenne zwar ihre Sprache nicht, verstehe aber, was sie sagt. Auch Worte sind nur Wellen. Sie sind Mittler unserer Gedanken. Wir sind die Quellen unserer Gedanken. Also strahlen wir das aus, was wir denken. Das ist unsere eigentliche Welt.
Sie beugt sich zu mir herab und berührt meine Hand. Ihre Wärme gewinnt mein Vertrauen. Ich habe keine Angst, ganz gleich, was geschieht. »Ich bin Clarissa. Wir werden von nun an oft zusammen sein. Du wirst eine neue Welt kennenlernen und ich werde dir alles erklären.« Sie hat eine sehr sanfte Stimme. Ich richte mich etwas auf und frage mich, ob ich träume. Aber alles um mich herum scheint wirklich zu existieren. Ich verspüre den unerklärlichen Wunsch, so zu sein wie Clarissa. Ich suche nach Worten, um ihr das zu sagen. Im selben Augenblick, in dem ich meinen Mund öffne, spreche ich ihre Sprache. »Du bist schön. Aber vielleicht ist es nur ein Traum. Aber wenn es mehr ist, dann möchte ich hierbleiben.« Clarissa beruhigt mich: »Ich werde dir alles zeigen: Wie wir leben, wer wir sind, was unsere Ziele sind. Du wirst so aussehen wie wir, so leben wie wir und irgendwann wirst du verstehen, warum du hier bist.« Sie bedeutet mir aufzustehen. Vorsichtig komme ich ihrer Aufforderung nach. Ich fühle mich normal, eigentlich sogar viel besser als sonst, irgendwie leichter. Clarissa legt mir einen glänzenden Mantel über die Schultern, dann nimmt sie meine Hand und ich folge ihr. Wir gelangen auf einen Korridor. Sie geht voran, an vielen Türen vorbei. Schließlich öffnet sie eine und wir treten ein. Drinnen sitzt ein Mann. Auch er ist sehr jung und sieht gut aus. Er trägt einen schwarzen, samtartigen Anzug. »Das ist Rogulf«, bedeutet mir Clarissa. »Er wird dich untersuchen.« Mit einem Gerät, das einen Lichtstrahl abgibt, tastet er meine Umrisse ab. »Ja, das ist gut«, murmelt er und sieht mich freundlich an. »Willkommen in unserer kleinen Welt!«
»Übrigens haben wir beschlossen, dich Angelina zu nennen«, bemerkt Clarissa nun. »Der Name gefällt mir«, antworte ich. »Wir sehen uns später wieder«, verabschiedet sich Clarissa von Rogulf. Wir verlassen den Raum, um wieder den langen Korridor entlangzugehen, vorbei an vielen weiteren Türen. Dann betreten wir ein weiteres Zimmer. Dieses ist einfach aber hübsch eingerichtet. Hohe Pflanzen umrahmen das Fenster, eine Liege steht mitten im Raum, an der linken Wand hängt ein großer Spiegel, der die halbe Wand einnimmt. Rechts befindet sich eine kleine Sitzgruppe inmitten von Pflanzen. Ganz links ist eine Einrichtung, die wohl als Badezimmer gedacht ist. Badezimmer und Liege werden durch einen Paravent von Sitzgruppe und Tür getrennt. »Gefällt es dir?« fragt Clarissa, »Ragnar arbeitet hier.«
»Wer ist Ragnar?« frage ich etwas verwundert. »Du wirst ihn noch kennenlernen«, sagt Clarissa geheimnisvoll. Mir erscheint das etwas rätselhaft, aber es ist offenbar, dass Clarissa ihn sehr zu mögen scheint. Sie fängt nun an, mir einen kleinen Vortrag über die Bekleidung ihres Volkes zu halten: »Tagsüber, wenn wir unserer Arbeit und dem normalen Ablauf nachgehen, tragen wir zweckmäßigerweise die schwarzen Overalls. Doch am Nachmittag tauschen wir Frauen die Overalls gegen weiße Kleider, wie ich es jetzt zum Beispiel trage. Zu besonderen Anlässen gibt es farbige Kleider, aber das erkläre ich dir von Fall zu Fall im Einzelnen. Ich schlage vor, du ziehst erst einmal ein weißes Kleid an, dann bist du für heute richtig angezogen.« Sie öffnet einen Wandschrank und holt ein weißes Kleid hervor, das für mich nach Maß gemacht zu sein scheint. »Ich kümmere mich noch um deine Haare, das ist nicht ganz so einfach«, dirigiert Clarissa mich zu der kleinen Sitzgruppe. Es dauert nicht lange, dann erlaubt sie mir, das erste Mal in den großen Spiegel zu sehen. Ich bemerke, dass ich viel schöner aussehe als früher. Ich bin mindestens so schön wie Clarissa, nur fehlt mir das goldene Stirnband. Was das auf sich hat, will Clarissa mir noch nicht sagen. »Das wird sich morgen herausstellen, da musst du noch etwas warten«, sagt sie. Wir setzen uns wieder und ruhen uns ein wenig aus. Clarissa versucht, mich weiter vorzubereiten: »Wir befinden uns augenblicklich im Medizinischen Institut. Du hast schon gemerkt, dass du anders aussiehst als früher. Wir mussten dir einen anderen Körper geben, damit du bei uns leben kannst. Rogulf hat sich sehr viel Mühe gegeben. Nimm es einfach erst einmal so zur Kenntnis und mach’ dir keine Sorgen darüber. Wenn wir nun dieses Gebäude verlassen, werden wir dahin gehen, wo all’ die anderen Bewohner auch sind. Wir fahren hinaus in das Haus der Goldenen Bogen. Ganz oben ist unser großer Versammlungsraum. Dort haben wir eine kurze Zeit der Besinnung. Du wirst Ragnar begegnen. Ich hoffe, es wird nicht zu viel für dich. Wenn du aber gehen möchtest, sagst du mir einfach Bescheid. Nach einer gemeinsamen Mahlzeit werden wir in meine Wohnung fahren. Sie befindet sich im selben Haus. Du bleibst zunächst einmal bei mir. Später bekommst du eine eigene Wohnung.« In diesem Augenblick klopft es und Rogulf kommt herein. »Seid ihr so weit? Können wir gehen?« fragt er. »Ja, es kann losgehen«, antwortet Clarissa. Sie nehmen mich in die Mitte, und es geht wieder durch Gänge bis zu einem Fahrstuhl. Wir fahren weit hinunter. Schließlich kommen wir zu einer Art U-Bahnstation. In jedem Wagen stehen vier Plätze zur Verfügung. Clarissa und ich setzen uns vorne, Rogulf nimmt hinten Platz. Dann geht es in schneller Fahrt durch einen langen Tunnel. Am Ende hält der Wagen und wir steigen aus. »Wir nehmen den Aufzug«, sagt Clarissa, »Angelina soll nicht zu viel auf einmal sehen. Wir können alles morgen in Ruhe ansehen.« Mit einem Aufzug fahren wir ganz nach oben. Wir steigen aus, gehen durch einen Vorraum und erreichen schließlich einen großen Saal mit einer durchsichtigen Kuppel. Man kann den Sternenhimmel dadurch sehen. Viele Bewohner haben schon Platz genommen, wir kommen zuletzt. Wir setzen uns. Clarissa und Rogulf legen die Hände auf ihr Herz und bleiben einen Moment mit geschlossenen Augen in sich versunken. Ich richte meinen Blick nach oben und betrachte den prächtigen Sternenhimmel, der zum Greifen nah zu sein scheint. In der Mitte des Saales befindet sich ein Podest. Auf einmal empfinde ich eine ungeheure Herzenswärme. Es ist ein Gefühl, das Liebe ist und nach Liebe verlangt. Leise Musik ist zu hören. Dann richten alle ihre Augen auf das Podest und ich sehe ihn zum ersten Mal: Noch nie zuvor bin ich einem lebenden Wesen mit einer ähnlichen Ausstrahlung begegnet. Seine Größe scheint mir unermesslich, seine Wärme verlangt, ihn zu lieben. Seine ganze Persönlichkeit scheint zu strahlen. Ein großer, schlanker Mann mit kurzen Haaren und einem Bart – er steht in der Mitte von allen, und ich fühle es ganz intuitiv: Das ist ein König, ein König aus Liebe! Clarissa scheint meine Verwirrung zu bemerken. Sie flüstert mir zu: »Das ist Ragnar.« Jetzt verstehe ich ihre Bewunderung. »Er ist unser König«, fügt Clarissa hinzu. In diesem Augenblick legt auch Ragnar seine Hände auf sein Herz und verneigt sich mit allen anderen vor dem großen Sternenzelt über uns. Dann lässt er seinen Blick über uns gleiten. Als er Clarissa und mich erblickt, hält er einen Augenblick inne. Mir scheint es, als drückten seine Augen eine ungeheure Freude aus. Aber ich kann seine Augen kaum ertragen, sein Blick dringt in die verborgenen Winkel meiner Seele. Mir ist, als müsste ich in Tränen ausbrechen. So viel Zuneigung habe ich noch nie gespürt. »Du scheinst ihm sehr zu gefallen«, sagt Clarissa leise, »Er ist die Sonne, von der wir leben. Wir lieben ihn alle.«
»Clarissa, ich halte das nicht aus. So etwas habe ich noch nie erlebt.«
»Versuche, es auszuhalten, es geht«, antwortet sie. Da beginnt Ragnar, zu allen zu sprechen. Ich höre gar nicht, was er im Einzelnen sagt. Ich zehre von seiner Ausstrahlung. Es ist wie Nahrung. Es ist so wunderbar. Dann sind alle still und schließen die Augen. Und dann ist Ragnar verschwunden. Alle stehen auf und gehen ein Stockwerk tiefer zum gemeinsamen Essen. Wir haben einen Platz am Fenster und ich kann hinaussehen: Der Versammlungssaal scheint die Spitze einer großen Pyramide zu sein. In Sichtweite sehe ich noch zwei andere Pyramiden: das Haus des Regens und das Haus der Kristalle, wie mir Clarissa erklärt. In der Mitte der drei Pyramiden liegt ein großer See. Alles ist beleuchtet. Es sieht wunderschön aus. »Morgen zeige ich dir die Pyramiden aus nächster Nähe«, sagt Clarissa und bringt etwas zu essen. Es sieht aus wie ein großer Keks und schmeckt gut. Dazu gibt es einen Salat, aber ich kann nicht sagen, wonach der schmeckt. »Ragnar scheint nicht zu kommen«, bemerkt Clarissa. »Er isst sonst immer mit uns, aber er will dich wohl nicht erschrecken. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass es etwas zu viel für dich war.« Schließlich verabschieden wir uns von Rogulf und fahren mit dem Aufzug zu einem der unteren Korridore. Dann erreichen wir Clarissas Wohnung. Ich fühle mich sehr erschöpft. Clarissa hat Verständnis. »Schlaf gut«, flüstert sie, »morgen wird für dich ein anstrengender Tag.« Doch mehr höre ich dann nicht, nur Ragnar kann ich nicht mehr vergessen.
Eine schöne Musik weckt mich. Neben mir erwacht Clarissa. Ihre Wohnung besteht aus einem Zimmer. Rechts neben der Tür erstreckt sich bis zum Fenster eine Front von Schranktüren. Dahinter liegen ein Raum zur Zubereitung von kleinen Imbissen, eine Kleiderkammer und ein Badezimmer. Links neben der Tür steht das große Bett, das sich nun per Knopfdruck in eine bequeme Sitzgruppe verwandelt, dann folgt ein bis an die Decke reichendes Regal. Darin entdecke ich Lautsprecher, aus denen die Musik kommt, und eine Art großen Bildschirm. Hinter dem Regal steht vor dem Fenster ein höherer Tisch mit einigen Stühlen. Wenn ich aus dem großen Fenster sehe, ist noch immer Nacht. Ich kann die beleuchteten Pyramiden und den See erkennen. Clarissa sieht mich strahlend an: »Du hast sehr lange geschlafen«, sagt sie und fügt dann lächelnd hinzu: »Du hast gar nicht bemerkt, dass dich viele Leute neugierig angesehen haben. Ragnar war auch hier.«
»Ragnar?« frage ich erstaunt, »Was hat er gesagt?«
»Oh, er hat dich erst einmal genau in Augenschein genommen, ob alles in Ordnung ist. Dann hat er gesagt, es sei wohl das Beste, wenn du in diesem Haus wohnen würdest. Du bekommst eine Wohnung neben meiner.«
»Wohnt denn da jetzt niemand?«
»Ach, da arrangieren wir uns, kein Problem. Aber jetzt muss ich dir noch eine Menge erklären. Heute Morgen ziehen wir schwarze Overalls an. Ich habe schon einen für dich vorbereitet. Dann fahren wir wieder zum Versammlungsraum hinauf und eröffnen gemeinsam den neuen Tag, dann folgt das Frühstück. Unseren aktiven Tag teilen wir in zehn gleiche Zeitabschnitte auf. Die ersten beiden habe ich dir gerade erklärt. Die beiden nächsten arbeiten wir. Jeder hat seinen Fähigkeiten entsprechend bestimmte Aufgaben zugeteilt bekommen. Danach verteilen wir uns auf verschiedene Unterrichtsräume, und jeder hat die Möglichkeit zu lernen, was ihn interessiert. Auch dafür sind zwei Zeiteinheiten vorgesehen. Darauf folgt ein körperliches Training. Das ist wegen der geringen Anziehungskraft unseres Himmelskörpers sehr wichtig. Wir üben Selbstbeherrschungstechniken und dabei den Körper dem Geist unterzuordnen. Das wird für dich wohl der schwierigste Teil werden. Aber wir helfen dir. Danach gibt es im Speiseraum ein gemeinsames Essen, dafür nehmen wir uns eine Zeiteinheit. Die letzte Zeiteinheit ist Kunst und Kultur gewidmet. Aber wer möchte, kann auch mehr Zeit damit zubringen. Allgemein nutzen wir diese Zeit auch für einen Gedankenaustausch unter den einzelnen Gruppen. Nachdem wir Frauen dann die schwarzen Overalls gegen die weißen Kleider gewechselt haben, beschließen wir den aktiven Teil des Tages im Versammlungsraum, wie du es gestern erlebt hast. Und dann kommt der interessante Teil des Tages, aber das wirst du im Einzelnen schon sehen. Diese Zeit hast du gestern übrigens mit Schlaf ausgefüllt. Schlafen tun wir die letzten zehn Zeiteinheiten, und dann geht’s wieder von vorne los. Heute Morgen steht dir noch etwas Besonderes bevor: Ragnar wird dich offiziell als ein Mitglied seines Hauses dem Volk vorstellen. Er wird dich bitten, vor ihm zu knien, damit erkennst du ihn als König an. Dann wird er dir ein goldenes Stirnband anlegen, wie ich es trage. Das ist das offizielle Zeichen für das Haus der Goldenen Bogen. Wer es trägt, steht unter dem persönlichen Schutz des Königs.« Clarissa hält etwas inne und schaut mich eher prüfend an. »Es hängt allerdings davon ab, ob du bereit bist, Ragnar als König zu akzeptieren.«
»Aber Clarissa, Ragnar hat eine solche Ausstrahlung, das halte ich bestimmt nicht aus. Schon gestern dachte ich, ich müsste ohnmächtig werden, und wenn er mich berührt, werde ich es ganz bestimmt.«
»Tja, daran wirst du dich nach und nach gewöhnen müssen. Aber du brauchst keine Angst zu haben, ich bleibe ganz nah bei dir. Versuche einfach, ihm nicht in die Augen zu sehen, das kannst du später üben. So, jetzt wird es Zeit, dass wir in den Versammlungsraum kommen!« Wieder fahren wir mit dem Aufzug. Im Versammlungsraum nehmen wir unsere Plätze direkt neben dem Podest ein. Mir zittern die Knie. Dann ist es so weit. Wieder legen alle die Hände auf ihr Herz. Dann ist Ragnar da, und wir verneigen uns vor dem Sternenhimmel. Der König beginnt, den Tag zu eröffnen. Er nennt das Datum, das ich nicht verstehe. Es folgt eine Art Leitspruch, dem der Tag gewidmet sein soll. Ragnar hält einen kleinen Vortrag dazu. Schon jetzt ist mir seine Nähe fast unerträglich. Die Wärme, die er ausstrahlt, seine tiefe Stimme, die etwas Väterliches hat, und diese strahlenden, schönen Augen, die die Seele durchleuchten – all’ das hat für mich etwas ungeheuerlich Ergreifendes. Dann wendet er sich uns zu. Ich zittere am ganzen Körper und würde am liebsten davonlaufen, bin aber wie gelähmt. Clarissa hält meine Hand fest. Ragnar macht es ganz einfach: »Wie ich euch vorgestern schon angekündigt habe, ist Angelina nun bei uns.« Ein Raunen geht durch die Menge. »Ich bitte euch, sehr freundlich zu ihr zu sein, ihr zu helfen, uns zu verstehen, und uns zu helfen, sie zu verstehen. Helft ihr, sich bei uns zu Hause zu fühlen. Sie wird im Haus der Goldenen Bogen wohnen und somit direkt unter meiner persönlichen Obhut stehen. Komm’ her, Angelina, dass wir dich alle sehen können!« Er streckt mir nun seine Hand entgegen. »Tu’, was er sagt«, flüstert Clarissa. »Mir ist so komisch«, hauche ich. Dann kann ich gerade noch aufstehen und die wenigen Schritte zum Podium gehen. In diesem Augenblick höre ich Beifallsbekundungen der Menge. Was wird hier eigentlich gespielt? Leider sagt Ragnar nichts dazu, sondern spricht leise zu mir: »Komm, knie dich nieder.« Es scheint fast, als warte er etwas gespannt, ob ich ihm nun Folge leisten würde. Dabei habe ich eher Mühe, stehen zu bleiben. Er fasst meine Hände, um mir Halt zu geben, wobei ich die Augen schließe und krampfhaft versuche, ihm nicht in die Augen zu sehen. Ich knie vor ihm hin, aber das kostet mich all’ meine Kraft. Als seine Hände meinen Kopf berühren, zuckt es wie ein Blitz durch meinen Körper. Schließlich legt er seine Hand auf meinen Kopf. Ein Strom von Kraft durchfährt mich. Dann sagt er: »Hab’ keine Angst vor mir, Angelina. Sieh’ mich an!« Ich will gar nicht, aber ich muss einfach Folge leisten. Als sich unsere Blicke treffen, ist meine Kraft dahin. Mein Körper fällt in sich zusammen, ohne dass ich irgendetwas dagegen tun kann. Ich sehe noch Rogulf über mir und dann tauche ich in ein glutrotes Meer. »Sie ist noch nicht stark genug. Ragnar hätte ihr nicht in die Augen sehen dürfen«, irgendwo ganz weit weg höre ich Clarissas Stimme. Die Farben, die mich umgeben, sind intensiv und schön. Langsam nehme ich verschwommene Umrisse wahr. Rogulf und Clarissa knien neben mir. »Sie kommt zu sich«, höre ich Rogulf sagen. Ich öffne die Augen und drehe den Kopf. Ich liege auf dem Boden des Versammlungssaales. Alle anderen sind schon weg. Clarissa und Rogulf helfen mir aufzustehen. »Was war das? Was ist mit mir passiert?« frage ich verwundert. »Oh, unser König hat dich nur ein wenig überschätzt«, antwortet Clarissa lächelnd. »Liege ich schon lange hier?«
»Ach, das geht. Komm’, du kannst aufstehen, es ist nichts Schlimmes.« Etwas Mühe habe ich aber schon. »Stütz dich einfach auf, wenn du dich noch schwach fühlst,« ermutigt mich Clarissa. Wir erreichen den Speiseraum und sitzen wieder dort, wo wir schon gestern waren. Clarissa nimmt mich nun mit zu einem Automaten. Man muss die Hand auf eine bestimmte Fläche legen, dann bekommt man den schon bekannten Keks. Bei einem anderen Automaten bekommt man den Saft. »Ist ganz auf dich abgestimmt«, erklärt Clarissa. Wir gehen zu unserem Tisch zurück. »Ist es eigentlich immer dunkel bei euch?« frage ich. »Nein«, antwortet Rogulf, »es ist vierzig Tageseinheiten Nacht. Dann wirst du bemerken, dass es heller wird, und wenn der Planet, um den wir kreisen, über unserem Himmel steht, ist es so hell, dass wir das Licht etwas dämmen müssen. Wir nennen sie die Tage des Lichtes. Es gibt immer ein großes Fest, wenn es Tag und wenn es Nacht wird.« Jetzt erst bemerke ich, dass sich viele Leute nach uns umdrehen. Sie sehen mich etwas neugierig, aber durchaus freundlich an. »Wenn nun alle anderen zur Arbeit gehen, werde ich dir die drei Häuser aus der Nähe zeigen«, kündigt Clarissa an. »Wir beginnen mit dem Haus des Regens. Das wirst du am besten verstehen. Im Haus des Regens findest du auch das Medizinische Institut, wo du gestern erwacht bist.«
»Clarissa, ich würde mich gerne bei Ragnar entschuldigen. Mir tut so leid, was heute Morgen geschehen ist.«
»Das ist nicht nötig. Du kannst ja nichts dafür. Wir müssen eben einen Weg finden, dass du dich langsam an ihn gewöhnst.« Der Speiseraum leert sich langsam. Auch wir gehen. Da Rogulf auch ins Medizinische Institut will, haben wir den gleichen Weg. Wir nehmen wieder den Aufzug und dann die Tunnelbahn. Im Haus des Regens verabschiedet sich Rogulf vorläufig. Clarissa führt mich ins Erdgeschoss, doch was ich da erblicke, verschlägt mir die Sprache. Ein riesiger, hoher Raum öffnet sich vor uns. Überall wachsen die schönsten Pflanzen. Von oben herab stürzt ein Wasserfall – deshalb das Haus des Regens. Kleine Vögel schwirren durch die Luft. Ein Weg führt zwischen Wiesen und Bäumen hindurch über eine kleine Brücke. Der Wasserfall mündet in einen Teich. »Ist das schön! Ich hätte nie vermutet, dass sich so etwas in den Pyramiden verbirgt.« Fahrbare Treppen führen zu den einzelnen Stockwerken. Auf jeder Plattform gehen Eingangstüren zu den einzelnen Räumen ab. »Das Medizinische Institut liegt ganz oben, nur für den Fall, dass du da einmal hin musst«, erklärt Clarissa, »In diesem Haus findet du viele Blumen. Jeder Bewohner trägt zum Zeichen eine Blume statt des goldenen Bogens in seinem Stirnband. Schau’ dich noch etwas um, dann besuchen wir das Haus der Kristalle.« Ich kann mich kaum satt sehen. Am liebsten würde ich hierbleiben. Es erinnert mich so an meine Heimat, aber so schön habe ich es dort nie gesehen. Schließlich folge ich Clarissa und wir fahren mit der Tunnelbahn in das Haus der Kristalle. Das ist ein merkwürdiges Haus. Es hat etwas beinahe Unheimliches. Abermals öffnet sich ein hoher Raum über uns, der oben in einer Kuppel gipfelt. Der ganze Raum wird gebildet und verbunden von wunderschönen, riesigen Kristallen. Sie sind alle unterschiedlich beleuchtet. Es ist eine Märchenwelt. In der Mitte liegt ein See, in dem sich die Kristalle rätselhaft spiegeln. »Das sieht aus wie ein Zauberreich«, sage ich. »Das ist es auch irgendwie. Hier finden bestimmte Feste statt. Es gibt jemanden bei uns, der einmal in zehn Tagen die große Orgel spielt. Wenn du das erlebt hast, verstehst du dieses Haus etwas besser. Unsere Philosophen haben es sich erkoren. Im Observatorium ist mein Arbeitsplatz. Ich sorge dafür, dass alle Instrumente in Ordnung sind. Du kannst morgen gerne einmal mitkommen.« Ich betrachte die Kristalle von allen Seiten und frage mich, wie sie wohl entstanden sein mögen. Dann fahren wir zu unserem Haus, dem Haus der Goldenen Bogen. Es ist das größte von allen. Hier komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die goldenen Bogen entstehen durch ineinander gehende Gewölbe mit goldenen Kuppeln. Sie sind wunderbar verziert, so eine Art maurischer Stil. Die Gewölbe führen alle zur Mitte. Dort steht ein großer, schöner Brunnen. Dicke Teppiche liegen auf den Böden. Kleine Gärten finden sich unter einigen Kuppeln. Es ist prächtiger als irgendein Palast, den ich je gesehen habe. Wieder führen fahrbare Treppen zu den einzelnen Stockwerken. »Hier ist unser Kunstzentrum. Viele Feste finden hier statt. Aber wenn du mal Ruhe suchst, kannst du das auch haben. Dies ist unser Haus und wir tragen eine gewisse Verantwortung dafür. Jeder Bewohner aus den beiden anderen Häusern ist uns stets willkommen. Unter dem Versammlungssaal und dem Speiseraum liegt das Stockwerk, in dem Ragnar wohnt und regiert. Wer ein Problem oder eine Idee hat, kann zu ihm gehen. Er ist für uns alle da. Gleich darunter wohnen wir. Du kannst stolz darauf sein, hier zu wohnen. Durch das goldene Stirnband stehst du unter Ragnars Schutz. Vielleicht wirst du einmal erfahren, was das bedeutet. Dafür ist es deine Pflicht, ihm zu dienen, das heißt, nach seinen Zielen zu handeln.«
»Was sind Ragnars Ziele?« frage ich Clarissa. »Du wirst es bald herausfinden. Du darfst niemals hassen oder zerstören, das ist das Wichtigste. Versuche, alle zu lieben.« Sie hält etwas inne und ich merke, dass sie versucht herauszufinden, ob ich ihr innerlich folge. Ich bemühe mich indessen, die eindrucksvolle Wirkung dieses Palastes irgendwie zu erfassen. »Wo liegt deine Wohnung genau?«
»Da gehen wir jetzt hin. Du wirst dabei gleich deine eigene Wohnung sehen. Du brauchst aber erst dann darin zu wohnen, wenn du es möchtest. Bis dahin kannst du bei mir bleiben.« Wir fahren mit den Treppen hinauf. Clarissas Wohnung liegt genau unter dem Stockwerk, in dem der König regiert. Es liegen noch einige andere Wohnungen hier, aber es sind nicht so viele. Da es sich um eine Pyramide handelt, sind unten die meisten und oben die wenigsten Wohnungen. Wir betreten nun Clarissas Wohnung. Sie öffnet die große Tür, die nach draußen auf eine Terrasse führt. Dort liegt ein kleiner, etwas abgetrennter Garten. Von dort aus gelangt man auf einen breiteren Weg, der um die ganze Pyramide herum zu führen scheint und so alle Wohnungen miteinander verbindet. Von hier aus führt eine Treppe auf jeder Seite von oben nach unten und verbindet so die einzelnen Stockwerke miteinander. Nur die Treppe an der Seite des Sees führt nach oben in die Wohnung Ragnars. Leider kann ich nichts näher erkennen. Es ist zu dunkel. Links neben Clarissas Wohnung bekomme ich meine eigene. Sie ist ebenso eingerichtet wie Clarissas Wohnung. »Darf ich etwas ergänzen?« frage ich. »Was denn?« fragt Clarissa zurück. »Zu Hause hatte ich immer den Orion-Nebel an der Wand.«
»Warum?«
»Ich wollte daran erinnert werden, dass es etwas Bedeutenderes gibt, als unsere kleinen, alltäglichen Sorgen. Aus dem gleichen Grund bin ich manchmal auf einen Turm gestiegen und habe mir von oben angesehen, wie klein und unbedeutend die Menschen sind. Dann war es, als würde der Wind alle Probleme wegblasen, und wenn ich wieder unten war, ging es mir besser.«
»Nun, dazu haben wir unseren König. Wir brauchen ihn und er braucht uns auch. Aber du sollst deinen Orion-Nebel bekommen. Und nun fahren wir ins Medizinische Institut. Dort sind die Sporträume. Du guckst erst einmal in Ruhe zu. Dann erkläre ich dir, warum wir das machen.« Wir fahren wieder in das Haus des Regens. Diesmal fahren wir mit den Treppen nach oben durch die Pflanzenwelt, dem Wasserfall entlang. In einem oberen Stockwerk sind große Räume mit Matten ausgelegt. Die Sportart erinnert mich irgendwie an etwas Ostasiatisches. Die Besten sind die Lehrer der anderen. Es ist interessant zuzusehen, denn diese Art der Bewegung erfordert Konzentration und Beherrschung. Nach Ende der Sporteinheit fahren wir in das Haus der Kristalle zu den Unterrichtsräumen. Für mich ist es schwierig, überhaupt etwas zu verstehen. Mir fehlen etliche Grundkenntnisse. Clarissa meint, ich werde das mit der Zeit nachholen. Beim Essen treffen wir Rogulf wieder, der mich gleich fragt, wie mein Eindruck war. Ich sage, dass ich alles überwältigend und etwas verwirrend finde. Anschließend fahre ich mit Clarissa in das Haus des Regens. Wir besuchen verschiedene Arbeitsgruppen. Da werden Bilder zusammengestellt, Musik komponiert und Ballett eingeübt. Verschiedene Plastiken sind zu sehen. Clarissa versucht herauszufinden, wo ich einen Platz finden könnte. Doch bei der Vielfalt kann ich mich noch für nichts entscheiden. »Das ist nicht so schlimm«, meint sie, »du kannst überall etwas ausprobieren und selbst herausfinden, was dir liegt.« Wir fahren in ihre Wohnung und ziehen uns um. Langsam fange ich an, mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. »Ich fürchte, jetzt wirst du wieder auf Ragnar treffen, wenn wir den aktiven Teil des Tages beschließen«, sagt Clarissa etwas besorgt. »Das macht nichts«, beruhige ich sie, »ich fühle mich sehr gut. Das alles hat mir heute sehr gut getan. Ich glaube, es wird nichts passieren.« Wir gehen in den Versammlungssaal. Diesmal sitzen wir vorsichtshalber weiter hinten. Zum ersten Mal höre ich bewusst, was Ragnar erzählt. Er ermahnt sein Volk, dass einer zum anderen halten sollte, dass jemand, der schwach ist, Hilfe bekommen sollte und nicht unterdrückt werden dürfe, denn jeder sei irgendwo schwach und irgendwo stark. Sicherlich hat das etwas mit mir zu tun. Er entlässt uns mit der Bitte, auf den Terrassen des Hauses der goldenen Bogen zum gemeinsamen Gedankenaustausch zusammen zu kommen. Beim Essen bemerkt Clarissa: »Das hat er extra gemacht, damit du unser Volk besser kennen lernst. Du wirst sehen, es wird sehr interessant.«
Die Pyramiden und der See werden hell erleuchtet, und die Bewohner der beiden anderen Häuser strömen zum Haus der Goldenen Bogen. Ich lerne Gunna kennen, den Orgelspieler. Er ist eher ruhig und bescheiden, dennoch hat er etwas Faszinierendes. Er sagt, er werde in zwei Tagen die große Orgel spielen, ich solle unbedingt kommen, denn er wolle für mich ein besonderes Stück spielen. Ich danke ihm und sage, dass ich mich darauf freue. Da ist Elisabeth. Sie pflegt die Pflanzen im Haus des Regens. Sie hat viel Gefühl für Komposition und Wärme für das Leben. Auch Rogulf ist gekommen und Erik, der Leiter der Weltraumbereiche. Viele andere sind noch da, aber alle Namen kann ich mir beim besten Willen noch nicht merken. Es wird viel diskutiert. Ich verstehe nicht viel, obgleich es mich sehr interessiert. Etwas erschöpft lehne ich mich gegen einen kleinen Brunnen, der neben der großen Treppe steht. Dann ist da wieder dieses Gefühl, das durch und durch geht. Ich wage nicht mich umzudrehen – Ragnar muss hinter mir stehen. Niemand scheint uns zu beachten. Leise höre ich meinen Namen. »Angelina, ich möchte dich nicht erschrecken. Ich weiß, dass alles für dich neu und verwirrend ist, aber ich hoffe, dass es dir bei uns gefällt. Wenn du ganz offen bist, brauchst du keine Angst vor meinen Augen zu haben. Es ist nur ein kurzer Moment der Überwindung. Versuch’ es!« Vorsichtig drehe ich mich um und sehe ihn vor mir stehen. Ich sehe auf den Boden, denn ich will nicht noch einmal ohnmächtig werden. »Mein König«, stottere ich verwirrt, »es tut mir leid, was heute Morgen geschehen ist. Es ist sehr schön hier. Fast zu schön, um es zu fassen.«
»Warum sagst du es nur mit Worten? Schau’ mich an, dann kann ich es sehen in dir.« Langsam hebe ich die Augen. Dann stehen wir uns Auge in Auge gegenüber. Ich glaube, er liest in meinen Augen. Ich bin wie gelähmt. Es ist unbeschreiblich. Ich habe kein Bedürfnis mehr, etwas anderes zu tun, als in seine Augen zu sehen. Es steht so viel darin geschrieben, aber ich kann es noch nicht lesen. Nach einer Weile sagt er: »Sag’ niemandem, was du erlebt hast. Das ist unser Geheimnis.« Dann mischen wir uns unter die anderen. Clarissa zu Rogulf: »Ich habe Angelina einige der künstlerischen Arbeitsgruppen gezeigt, aber es fällt ihr schwer, sich zu entscheiden.«
»Ja«, antworte ich, »es gibt so viele Bereiche, ich finde es gar nicht so einfach, mich darin zurecht zu finden.«
»Ich glaube, jeder hat künstlerische Fähigkeiten«, sagt Elisabeth, »man muss nur sein Gebiet herausfinden.«
»Ich finde es wichtig«, fügt Clarissa hinzu, »dass das Werk ausdrückt, was man empfindet. Die Technik ist nur ein Mittel zum Zweck. Wenn du alles ausprobierst, wirst du mit der Zeit am besten herausfinden, was dir am meisten liegt. Du selbst kannst am besten beurteilen, ob das, was du geschaffen hast, nicht nur technisch gut ist, sondern ob das, was du ausdrücken möchtest, nach deinem Gefühl getroffen wird.«
»Das Talent, sich auszudrücken, muss man suchen, die Technik kann man lernen«, meint nun Gunna. »Ich finde es aber sehr wichtig, dass sich auch Außenstehende in das Werk versetzen können«, sagt Clarissa. »Sicher hast du Recht«, antwortet Gunna, »aber den gedanklichen Hintergrund kennt eigentlich nur der Künstler selbst. Er hat doch eine sehr intime Beziehung zu seinem Werk, und man kann kaum von ihm verlangen, dass er es erklärt. Aber ich glaube, das ist auch überhaupt nicht nötig, denn wenn sein Werk gut gemacht ist, dann ist es so aussagekräftig, dass auch andere es verstehen.«
»Was ist denn das Ziel eurer Kunst?« frage ich. Ragnar erklärt es: »Das höchste Ziel für einen Künstler ist doch, ein absolutes Kunstwerk zu schaffen, etwas, was es vor dem und nach dem nicht gegeben hat und nicht mehr geben wird. Wir setzen einen direkten Bezug zu unserer Weltanschauung. Das Kunstwerk, das Ursprung und Ziel unserer Existenz darstellt, wird das größte Kunstwerk sein. Ein Künstler, der so etwas schaffen will, muss seine Existenz geistig durchleuchtet haben. Es ist für ihn keine Schwierigkeit – durch seine Ausstrahlung – seinem Publikum das zu vermitteln. Die Kunst ist für ihn nur ein Instrument. Es benutzt sie als Schlüssel, als Werkzeug. Ganz gleich, wie er sich darstellt, er hat das große Licht gesehen.« Ich wage nicht zu fragen, ob Ragnar sich auch künstlerisch betätigt. Ich wüsste gerne, wie er sich gegenständlich ausdrückt. Aber vielleicht ergibt sich noch einmal eine andere Gelegenheit. »Bei uns«, sage ich, »gibt es auch Kunst, die gesellschaftliche Zustände kritisiert. Sie sucht nicht das Absolute und sie kann auch nicht schön sein. Sie muss die tatsächlichen Zustände noch übertreiben und an das Gerechtigkeitsgefühl appellieren.«
»Wenn du etwas an unserer Gesellschaft kritisieren musst, brauchst du nicht so ein Mittel zu wählen. Du kannst es offen sagen. Wir werden immer Abhilfe suchen. Unsere Kunst will nicht oberflächlich sein. Wir suchen die Harmonie des Universums«, erklärt Ragnar. »Und benutzt ihr die Kunst auch zur Entspannung?« frage ich weiter. Jetzt antwortet Rogulf: »Ja, was ist Entspannung? Wir entspannen uns im Schlaf, obwohl unser Unterbewusstsein im Traum Höchstleistungen vollbringt. Wir verarbeiten die Probleme und Erlebnisse, die uns im Wachzustand begegnen. Ich glaube, Entspannung heißt Szenenwechsel. Und das bedeutet nicht, keine Ansprüche zu stellen. In der Entspannung suchst du nur die Abwechslung. Du beschäftigst dich mit anderen Gedanken, oftmals sogar mit entgegengesetzten Dingen. Und dadurch erreichst du dein seelisches Gleichgewicht. Vielleicht ist dir heute aufgefallen, wie viel Wert wir auf Szenenwechsel legen. Unsere Umwelt ist räumlich recht beschränkt, und doch haben wir eine Menge Abwechslung, dadurch dass wir uns mal hier, mal dort aufhalten.«
»Du wirst das selbst noch erleben«, sagt Ragnar. »Wir alle haben ein Ziel. Oft meinen wir, es nicht so genau zu kennen, aber in unserem Unterbewusstsein haben wir einen roten Faden. Vergleiche es mit einer Zelle. Ein Lebewesen nimmt seinen Anfang in einer einzigen Zelle. In diesem Keim ist alles enthalten: Wie es einmal aussehen wird, wie es wachsen wird. Und dann wird es wachsen und es wird sich entwickeln, so wie es in der Zelle vorgesehen war. Genauso ist es mit uns einzelnen. Wenn wir uns aber zusammentun, dann ist unsere Vielfalt noch größer als bei einem einzelnen. Das Werk eines jeden fügt sich zusammen wie Steine zu einem Mosaik. Wir streben zu einer größeren Einheit, dadurch werden wir stärker. Alleine sind wir unvollkommen, aber alle zusammen können wir die Unvollkommenheiten des einzelnen mit den Fähigkeiten der anderen ausgleichen. Das macht uns stark. Das höchste Ziel ist die geistige Einheit, das Streben zu dem höheren Wesen. In der letztendlichen Vereinigung mit dem höheren Wesen erreichen wir unser Ziel.« Das war viel auf einmal und ich fühle mich etwas überfordert. »Das ist schon recht abstrakt und schwer zu verstehen«, sage ich. »Das kann schon sein«, tröstet Clarissa, »aber wenn du eine Weile bei uns bist, wirst du schon noch dahinterkommen.« Wir beenden damit die kleine Diskussion über die Kunst und hören nun Musik, die aus den Lautsprechern in den Wohnungen kommt. Einige beginnen zu tanzen, andere plaudern weiter. Ragnar verabschiedet sich von uns. Er geht von Stockwerk zu Stockwerk und spricht möglichst mit jedem. Er kümmert sich um alle. Ich glaube, er steht innerlich auf einer höheren Ebene als all’ die anderen, aber ganz begriffen habe ich es noch nicht. Wir gehen schließlich schlafen. Ich bleibe noch bei Clarissa. Es war schon ein anstrengender Tag.
Am nächsten Morgen gehe ich mit Clarissa in meine Wohnung. In dem Schrank dort finde ich noch einige weitere Kleider. Clarissa erklärt mir die einzelnen Funktionen der Einrichtung. Alles etwas anders, als ich es gewohnt bin, aber durchaus sehr praktisch. Man braucht nur einen Knopf zu drücken und schon wird die Luft von Staub gereinigt. Die Dusche erledigt das Trocknen gleich mit und für die Haare gibt es ein Gerät, wo man eine bestimmte Frisur auswählen kann, und alles wird automatisch ausgeführt. Auch in meiner Wohnung wird auf Knopfdruck aus der Sitzgruppe ein Bett und umgekehrt. An der Wand darüber entdecke ich den großen Orion-Nebel. Er sieht anders aus, als ich ihn kenne. Er leuchtet, ist viel intensiver und klarer. Auch vor meiner Wohnung liegt ein kleiner Garten. Nachdem ich mich nun grundlegend umgesehen habe, machen wir uns auf den Weg zum Versammlungssaal. Da ich nun schon einige Bewohner kenne, fühle ich mich wesentlich wohler. Wir sitzen weiter vorne. Ich hoffe, dass ich Ragnar wieder in die Augen sehen kann, und als er endlich da ist, fühle ich mich richtig glücklich. Ragnar spricht über die Harmonie und die Sehnsucht der Seele. Die Seele strebe nach Harmonie. In der Wahrheit liegt Harmonie und in der Harmonie Wahrheit. Unsere Seele sehne sich nach Wahrheit, wir seien ständig auf der Suche danach. Sicher weiß Ragnar mehr über die Wahrheit als ich. Wenn ich mich nach ihm sehne, dann wohl auch danach. Seine innere Kraft scheint auf alle anderen überzugehen. Er ist wie eine Quelle, aus der alle leben. Bin ich eine Ausnahme? Weshalb bin ich hier? Sie scheinen alle glücklich zu sein und ihre Art zu leben scheint sie zu erfüllen. Wozu brauchen sie mich? Die Antwort weiß wahrscheinlich nur Ragnar. Wir gehen zum gemeinsamen Frühstück. Diesmal kommt auch Ragnar. Er reicht uns allen die linke Hand. Es ist ein eigenartiges Gefühl. Er macht keineswegs den Eindruck eines herrischen Königs. Er wirkt eher bescheiden, zurückhaltend. Seine Macht kommt aus seinem Innern, und es ist fast unmöglich, sich dieser Macht zu widersetzen. »Angelina hat heute Morgen ihre Wohnung bezogen«, erläutert Clarissa munter. »Das ist ein guter Fortschritt«, entgegnet Rogulf, »hoffentlich fühlst du dich auch wohl?«
»Ja«, sage ich, »das glaube ich schon. Ich möchte euch für den schönen Orion-Nebel danken.«
»Das ist ein Geschenk von Erik«, erklärt Ragnar. »Ich habe von Clarissa gehört, warum du den Nebel haben wolltest. Deshalb möchte ich dich um etwas bitten: Wenn du ein schwieriges Problem hast, mit dem du allein nicht fertig wirst, dann komm’ zu mir. Ich werde immer für dich da sein.« Dabei sieht er mir fest in die Augen. »Gut, ich verspreche es«, antworte ich. Wir verlassen den Speiseraum und ich folge Clarissa in das Haus der Kristalle, wo sie ihre Arbeit antritt. Dort begegne ich Erik und habe Gelegenheit, mich bei ihm selbst zu bedanken. Erik scheint über ein ungeheures Wissen zu verfügen, obwohl ich das auf den ersten Blick gar nicht bemerkt habe. Er erklärt mir etwas über die Funktion der Schulungsgeräte und bietet an, dass, wenn ich Lust hätte, er mir einmal allein etwas über die Bewegungen des Himmelskörpers erzählen würde, auf dem wir leben. Für die anderen wäre das nicht so interessant, sie wüssten hinlänglich Bescheid. Wir verabreden uns für den nächsten Morgen. Clarissa reinigt inzwischen den Vorführraum. Das geschieht auf Knopfdruck wie in unseren Wohnungen. Dann zeigt Erik mir etwas Eindrucksvolles: Die Beleuchtung der einzelnen Kristalle in dem Haus lässt sich verschieden ausrichten. Das gibt die eigenartigsten Effekte. Es ist wie ein Traum. Erik bedient alles von einem einzigen Pult aus. »Das lässt sich auch mit der Orgel koppeln«, sagt er, »Das wirst du morgen Abend erleben. Aber Gunna hat dir das sicher schon gesagt.«
»Das muss wirklich sehr eindrucksvoll sein«, bemerke ich. Clarissa beendet ihre Arbeit und wendet sich wieder mir zu: »Übrigens habe ich mit Elisabeth vereinbart, dass sie dir morgen früh etwas über ihre Arbeit erzählt.«
»Ja, das wird sicher interessant und schön«, antworte ich. Wir bleiben gleich in den Unterrichtsräumen. Erik zeigt mir noch das ein oder andere. Alles ist sehr beeindruckend. Dann kommen andere Bewohner hinzu, die zum Unterricht wollen. Erik erklärt verschiedene Himmelskörper und ihren Aufbau. Manches versetzt mich schon in Erstaunen, weil es von dem verschieden ist, was ich einmal gelernt habe. Am Ende erklärt Erik, dass morgen der Unterricht von Rogulf im Medizinischen Institut abgehalten werde. Gemeinsam gehen wir zum Essen. »Du interessierst dich für Astronomie?« fragt mich Erik. »Ja«, antworte ich, »schon seit meiner frühesten Kindheit hat mich das fasziniert. Ich fand einmal eine Sternkarte und kopierte sie, und dann kam ich nicht mehr davon los. Ich glaube, die Antwort auf die Frage unseres Ursprungs liegt im Universum verborgen.«
»Das ist sicherlich richtig«, meint Erik, »aber es ist gar nicht so einfach, sie ausfindig zu machen. Schließlich muss man auch wissen, wonach man eigentlich sucht.« Clarissa unterbricht uns: »Auf die körperliche Übung haben wir heute Morgen verzichtet. Ich dachte, dass dich Eriks Erklärungen mehr interessiert haben. Aber ab morgen sind wir dabei. Nachher gehen wir zu den Malern. Das hat einen besonderen Grund. Heute Abend, so hat Ragnar mir erzählt, werden wir uns in der Künstlergalerie versammeln. Dann könnte es gut sein, wenn du schon einen Eindruck von unserer Malerei bekommen hast.«
»Befasst du dich auch mit Malerei?« frage ich Erik. »Ja, ebenso wie mit der Musik. Aber ich höre sie lieber, als dass ich sie produziere.« Clarissa hat ein kleines Grinsen nicht verbergen können. »Begabungen sind eben unterschiedlich verteilt«, meint sie. Im Haus des Regens finden wir die Arbeitsräume der Maler. Dort stellt Clarissa mir den Maler Roger vor, der mir nun einiges erläutern wird. Dabei entdecke ich ein Bild mit einem Zauberer, der über eine dunkle Welt dahin schreitet. Aus seinem Zauberstab sieht man die Sterne hervortreten und sich über der Welt verteilen. Roger selbst hat Bilder mit starkem Bezug zum Universum gemalt. Eines zeigt die Geburt eines Sterns. Viele Darstellungen von ineinander gehenden Räumen, die es eigentlich gar nicht geben kann, begegnen mir. »Viele unserer Bilder gehen auf Träume zurück und auf Wünsche«, erklärt Roger. »Verwendet ihr Drogen oder ähnliches?« frage ich. Roger guckt mich verwundert an. »Verzeih’ die Frage«, sage ich, »aber bei uns haben viele Künstler bewusstseinserweiternde Drogen genommen, um unterbewusste Ängste oder Wünsche zu erreichen. Manches in euren Bildern erinnert mich daran.«
»Ich glaube, es gibt andere Möglichkeiten, um an das Unterbewusstsein heranzukommen«, meint Roger. »Bei uns führen Wege über Meditation und tatsächliche Träume. Ob es bei uns Drogen in eurem Sinne gibt, das besprichst du vielleicht besser mit Ragnar.« Weiter entdecke ich Darstellungen von Landschaften, wie ich sie im Haus des Regens gesehen habe. Einer der Künstler bemüht sich um Kristalle. Er hat viel beigetragen, als das Haus der Kristalle gebaut wurde, berichtet man mir. Ich treffe auf so viele eindrucksvolle Bilder, dass ich bald verwirrt bin. »Es kommt mir vor wie in einem unserer Museen«, sage ich, »man bekommt eine geballte Ladung Kultur vor die Nase und ist sehr bald überfordert.« Clarissa und Roger lachen. »Sicher ist es etwas viel für dich, aber du solltest ja auch nur einen ersten Eindruck gewinnen. Wenn dir einige Bilder sehr gefallen, such’ sie doch heraus. Wir stellen sie dann heute Abend in der Galerie aus.« Das ist gar nicht so einfach. Das Bild mit dem Zauberer nehme ich auf jeden Fall. Ein Bild, das verschiedene Kristalle in unterschiedlichem Licht zeigt, und ein Bild, in dem ein aus sämtlichen Richtungen zugänglicher Raum dargestellt wird, wähle ich auch. »Mehr möchte ich nicht nehmen«, sage ich, »mehr kann ich im Augenblick nicht fassen.«
»Ist schon gut«, sagt Clarissa, »wir müssen uns nun erst einmal umziehen und in den Versammlungssaal.« Wir verabschieden uns zunächst.
Ragnar spricht über die Ausdrucksformen der Seele. Dass die Kunst eine wichtige Quelle sei, um unser Leben und uns selbst besser zu verstehen. Aus diesem Grund würden am heutigen Abend die Räume der Galerie im Haus der goldenen Bogen geöffnet, um allen die Gelegenheit zu geben, ihre Meinungen und Ergebnisse mit denen der anderen zu vergleichen. Dabei sieht er zu uns herüber. Ein kleiner, geheimnisvoller Wink legt in diesem Blick. Schon beim Essen bemerke ich, dass sich das ganze Haus etwas in Aufruhr zu befinden scheint. Die Künstler bringen ihre Bilder. Einige scheinen für Musik zu sorgen, andere bereiten kleine Imbisse vor und setzen eine Art Bowle an. Die Räume der Galerie befinden sich an der Seite der Pyramide, die dem See abgewandt ist. Sie sind wesentlich schlichter als das übrige Haus. Das Augenmerk soll nicht abgelenkt werden von den Dingen, die hier im Mittelpunkt stehen: den Kunstwerken. Aber das ist nicht alles, was die Galerie ausmacht. Sie erinnert mich teilweise an einen orientalischen Basar. Speisen und Getränke werden angeboten, einige spielen kleine Musikstücke. Jedes Bild hat einen Platz und eine Umgebung für sich. Auch Plastiken und kunstgefertigte Gegenstände sind zu sehen. Ein kleines Podest ist in der Mitte des größten Raumes zu finden. Hier eröffnet Ragnar den gemeinsamen Abend. Es scheint sich auch um eine Art Wettbewerb zu handeln. Das Werk, das am meisten Zustimmung erhält, bekommt eine Auszeichnung. Es beginnt ein eifriges Betrachten und Diskutieren. Ich stehe zwischen allen und fühle mich etwas verwirrt. Ein wenig irre ich durch die Räume und bleibe schließlich vor dem Bild mit dem Zauberer stehen, das ich selbst ausgewählt habe. Da spüre ich wieder die Wärme der Nähe Ragnars. Er steht neben mir und betrachtet sich das Bild. »Das hast du ausgewählt, nicht wahr?«
»Ja.«
»Was gefällt dir daran?«
»Der Zauberer könnte ein Symbol für Gott sein. Aus seinem Zauberstab werden die Sterne geboren. Er weiß die Erklärung für das, was wir so mühsam suchen müssen: Er weiß, wie die Sterne entstehen. Er braucht nur den richtigen Spruch anzuwenden und es geschieht, was er will. So wie in unserer Bibel, wo es heißt: Am Anfang war das Wort. Wenn das die Quelle ist und Gott ein Zauberer, nach dessen Worten die Welt so entstanden ist, wie er es sich gewünscht hat, dann symbolisiert dieses Bild die Schöpfung der Welt. Dennoch ist es mehr ein Wunschtraum, weil wir sicherlich glauben, dass es so nicht gewesen ist. Die Welt zu den Füßen des Zauberers ist dunkel, aber er schreitet im Licht. Je näher man ihm kommt, desto heller wird es. Er hat die Macht. Es ist einfach ein Traum, aber etwas fehlt mir doch…«
»Und was?«
»Es wird nicht deutlich, in welcher Beziehung er zu der Welt unter sich steht. Liebt er sie, hasst er sie, das kann man nicht erkennen.«
»Was glaubst du, was ein Zauberer für eine Welt empfindet, der er etwas Helles, die Quellen allen Lichtes gibt?«
»Ich weiß nicht, vielleicht hat er Mitleid, oder er will ihr zeigen, in welcher Dunkelheit sie liegt.«
»Glaubst du, dass er sie auch lieben könnte?«
»Es muss wohl so sein, denn wenn er sie hassen würde, dann könnte er sie auch verfluchen und vernichten. Gleichgültig ist sie ihm auch nicht, denn dann würde er sich gar nicht mit ihr befassen.«
»Du meinst, dass er die Welt verändern möchte, ist ein Beweis dafür, dass er sie liebt?«
»Ja, so ist das wohl richtig. Aber er könnte sie nicht verändern, hätte er keinen Zauberstab. Ohne ihn hat er keine Macht.«
»Aber der Zauberstab ist doch nur ein Mittel zum Zweck. Er gibt seinen Wünschen nur Gestalt. Der Wunsch selbst entsteht doch im Herzen des Zauberers – der Gedanke wandelt ihn um in die Tat.«
»Dann wäre seine Macht die Liebe?« Ragnar antwortet nicht. Aber ich sehe ihm an, dass ich ihn wohl verstanden habe. »Wer hat dieses Bild gemalt?« frage ich vorsichtig. »Ich«, sagt Ragnar. »Darf ich dich dann etwas fragen?« Ragnar nickt etwas und sieht mich dabei geheimnisvoll an, aber er scheint zu wissen, was ich ihn fragen will. »Der Zauberer – identifizierst du dich mit ihm?« Ragnar lächelt nur. Nach einer Weile sagt er: »Nein. Dieser Zauberer ist allmächtig. Ich bin es nicht.« Etwas Trauriges liegt in dieser Antwort. Für einen Augenblick scheint es mir fast, als läge etwas Rührendes, beinahe Hilfloses darin. Irgendwie bin ich doch nicht berechtigt, ihn so etwas zu fragen. »Bitte verzeih’ mir«, versuche ich mich zu entschuldigen, »es geht mich sicherlich überhaupt nichts an. Ich hab’ nur noch nie ein Wesen wie dich getroffen, was so viel Wärme ausstrahlt.« Mir kommen die Tränen. Ragnar hebt langsam den Kopf: »Nicht«, bittet er. Er nimmt meine Hand und führt mich weiter. »Komm’, es gibt noch viel mehr zu sehen.« Aber meine Hand krampft sich um seine. Er lässt beruhigend seinen Daumen über meine Hand streichen. Ich schließe die Augen und lasse mich einfach führen. Ich scheine auf einer großen Wolke zu schweben. Doch dann stehe ich wieder mit beiden Füßen auf dem Boden. Wir stehen vor einem anderen Bild. Es zeigt eine große silberne Kugel. Sie scheint einem Meer entstiegen zu sein. Ein dicker Wasserstrahl hält sie in der Luft. Gestalten bewegen sich um den Wasserstrahl. Das Meer besteht aus vielen leuchtenden Farben. Es scheint ein Meer aus Träumen zu sein. »Du hast Roger gefragt, ob wir Drogen verwenden«, höre ich Ragnar neben mir. »Ich möchte versuchen, dir eine Antwort darauf zu geben. Ich will es dir aber nicht mit Worten erklären. Wenn du dieses Bild siehst, wird es dir vielleicht nicht viel sagen. Aber eines Tages wirst du das erleben und noch viel intensiver, als du es jetzt siehst. Es wird kein Traum sein, das verspreche ich dir. Man soll sich nicht betäuben, sondern sich selbst besser verstehen. Das ist das Wichtigste.«
»Ich habe keinerlei Erfahrungen mit Drogen«, unterbreche ich Ragnar. »Bei uns war es nur für viele Leute ein Problem. Sie wurden nicht mit sich und ihrer Umwelt fertig. Es war ein System, das immer verlangte, dass die Menschen sich mehr und mehr anpassten. Sie waren sehr unglücklich und sahen keine Möglichkeit, sich zu verwirklichen. Wenn sie nicht genug innere Kraft hatten, um so auf ihre Umwelt einzuwirken, dass sie für sie erträglich war, nahmen sie Drogen oder Alkohol, um sich zu betäuben, um für Momente glücklich zu sein. Aber wenn sie dann erwachten, ging es ihnen noch schlechter als zuvor.«
»Und was hast du getan?«
»Ich habe andere Möglichkeiten gesucht. Aber ich glaube nicht, dass ich mich betäuben wollte. Ich habe viel Musik gehört und dabei viel nachgedacht. Die Gefühle des Komponisten wollte ich ergründen und mit meinen vergleichen. Ich habe auch viel geträumt. Wie alle anderen träumte ich von einer besseren Welt. Es war eine Welt ohne Gewalt, ohne Angst und ohne Schmerzen. Ich glaube das, was mir am meisten fehlte, war Liebe. Es wurde bei uns zu einem körperlichen Akt degradiert. Manchmal glaubte ich, dass die Seele davon ausgesperrt wurde, um ihr nicht weh zu tun. Aber das funktioniert natürlich nicht.«
»Warum habt ihr euch nicht zusammengeschlossen und euch gewehrt?«
»Dazu fehlte die innere Einheit. Die meisten konnten sich nicht einigen, wie sie die Welt denn nun eigentlich haben wollten. Jeder hielt seine Vorstellung für richtig und wollte nicht nachgeben. Später versuchten einige es auf eigene Faust. Die anderen wurden zur Masse. Sie lebten nur noch für die Erfüllung ihrer primitivsten Bedürfnisse. Ich glaube, an dieser aufgezwungenen Einseitigkeit und an mangelnden Kontakten zu anderen sind viele zugrunde gegangen. Ich komme aus einer kranken Gesellschaft.«
»Du musst selbst mit der Zeit beurteilen, ob du unsere Gesellschaft auch für krank hältst. Wir brauchen keine Drogen, um uns zu betäuben. Aber diese Erfahrung sollst du selbst machen.« Wir gehen langsam weiter und kommen zu einer Sitzgruppe. Dort findet uns Clarissa. Sie bringt einen Imbiss und verteilt ihn an uns. »Sag mal, Angelina, was würdest du malen?«
»Ich könnte euch einiges beschreiben, was ich früher einmal gemacht habe, wenn es euch interessiert.« Es scheint alle sehr zu interessieren. Also versuche ich mich an etwas zu erinnern, was für mich wichtig war. »Wisst ihr, was eine Spinne ist?« Sie schütteln die Köpfe. »Eine Spinne ist ein Insekt. Sie ernährt sich von anderen Insekten, indem sie beispielsweise ein Netz baut und damit fliegende Insekten fängt. Sie ist nicht groß. Vielleicht so groß wie mein Daumennagel. Das Bild, das ich beschreiben möchte, besteht aus so einem Spinnennetz. Ich hatte an dem Morgen, an dem mir der Gedanke kam, gesehen, wie eine Spinne ihr Netz spann. Sie war sehr sorgfältig dabei und brauchte einige Zeit. Ich habe versucht, so ein Netz zu Papier zu bringen. Anschließend habe ich alle Dinge, die mir etwas bedeuteten, in diesem Netz platziert. Dazu gehörte das Pferd, das erste auf dem ich je geritten war; ein Stern als Symbol für meine größte Sehnsucht; Speisen, die ich gerne aß, Sportarten, die ich gerne trieb; und Menschen, die mich interessierten. All’ das setzte ich in das Netz. Doch an die Fäden, an denen das Netz aufgehängt war, zeichnete ich jeweils eine geöffnete Schere. An dem Tag, an dem die Scheren zuschnappen …«
»Wie wurde dein Bild beurteilt?« fragt Clarissa »Außer meiner Lehrerin hat es wohl niemand wirklich verstanden. Es wurde einmal ausgestellt, aber ich glaube nicht, dass die Leute etwas damit anfangen konnten.«
»Würdest du es hier noch einmal malen?« fragt Ragnar. »Wenn ihr das möchtet, will ich es versuchen.« Alle scheinen zu bejahen. Doch nun soll das Bild herausgefunden werden, das die meiste Zustimmung fand. Jeder hat zu dem Zweck auf einer elektronischen Karte, die in der Nähe jedes Bildes angebracht ist, vermerkt, ob ihm das Bild gut gefällt. Das Bild, das die meisten positiven Vermerke erhalten hat, stellt mehrere ineinander gehende Räume dar. In jedem Raum scheint eine Welt für sich zu existieren. Jede scheint ihre eigenen Gesetze zu haben. Das Bild soll im Versammlungsraum angebracht werden, direkt neben der Tür. Das sei die höchste Auszeichnung für einen Maler, wird mir erklärt. Der Name des Malers ist Pierre. Ich bin ihm bisher noch nicht begegnet. Er wird gefeiert. Es wird langsam spät und alle werden müde. Am Ende der Feier nehmen die Maler ihre Bilder wieder mit, andere räumen auf. Doch bevor ich mit Clarissa gehen will, kommt Ragnar zu mir. »Bevor ihr schlafen geht, möchte ich Angelina fragen, ob ich ihr etwas schenken darf.« Ich sehe ihn erstaunt an, aber er überreicht mir das Bild mit dem Zauberer und sagt: »Ich möchte, dass du das Bild behältst. Es soll dich immer an unsere Unterhaltung erinnern.«
»Ich werde sie nie vergessen«, antworte ich, »aber wie kann ich das denn annehmen?« Ragnar schüttelt den Kopf: »Du hast das Bild verstanden und noch etwas mehr. Deshalb sollst du es behalten.« Damit verabschiedet er sich. Etwas verwundert betrete ich meine Wohnung. Das Bild kommt neben den Orion-Nebel. Da passt es gut hin. Jetzt habe ich ein Stück von Ragnar ganz in meiner Nähe.
Ich wandere auf einer Straße. Die Dinge neben mir scheinen leblos. Ich sehe Häuser, Bäume und andere Menschen, aber sie scheinen so leer, so ausdruckslos. Über mir scheint eine überdimensional große Sonne. Sie hat eine ungeheure Anziehungskraft. Aber niemand außer mir scheint sie zu bemerken. Einer ihrer Strahlen will mich leiten. Ich folge ihm immer die lange Straße entlang. Die Straße scheint kein Ende zu nehmen. Dann sehe ich die ganze Szene von unten. Alle Dinge scheinen hohl zu sein. Die Häuser sind wie aus Glas – ganz durchsichtig. Die Ebene ist gekrümmt. Ich folge dem Sonnenstrahl. Doch dann ist die Straße zu Ende. Ein Regenbogen nimmt dort seinen Anfang. Langsam steige ich ihn hinauf. Ich verlasse die dunstige Erde. Alles unter mir verschwimmt. Je weiter ich hinaufkomme, umso deutlicher und klarer wird der Himmel. Ich kann die Sterne sehen. Auch sie bilden wieder eine Straße. Ich kann auf ihr gehen, solange ich dem Sonnenstrahl folge. Dann kommt mir eine Gestalt entgegen, die ich zunächst nicht erkenne. Sie reicht mir eine Hand zum Willkommen. Ich ergreife sie und folge der Gestalt immer dem Sonnenstrahl nach. Und dann begegnen wir der Sonne. Sie lebt. Sie wechselt ihre Farben wie ein Kaleidoskop. Ich brauche nicht mehr zu atmen und finde mich sehr erleichtert. Ich brauche nur noch da zu sein und von den Strahlen der Sonne zu zehren. Aber ich bin nicht allein. Um die Sonne herum in einer Ebene sehe ich Gestalten ohne Gesicht. Sie alle leben von dieser wunderschönen Sonne. Es gibt keine Zeit mehr. Es gibt keine Bedürfnisse mehr. Alles, was mich ausfüllt, ist ein nie zuvor empfundenes Glücksgefühl … Aber dann bin ich plötzlich auf der Erde und alle anderen mit mir. Wo ist unsere Sonne? Wir empfinden eine unbeschreibliche Sehnsucht nach unserer Sonne. Aber sie ist nicht mehr da. Wir können uns nicht damit abfinden und versuchen, uns Modelle zu bauen. Wir wollen unsere eigene Sonne bauen. Alle Versuche bleiben erfolglos. Ein zum Schluss erstelltes Modell aus Papier verbrennt einfach. Wir sind verzweifelt, aber es nützt uns nichts. Die Sonne ist für uns unerreichbar. Nur langsam begreife ich, dass ich geträumt habe. Es kam mir gar nicht wie ein Traum vor. Alles war so real, und die Sehnsucht spüre ich noch immer. Über mir sehe ich Ragnars Bild. Der Zauberer scheint mir zuzublinzeln. Irgendwie fühle ich mich komisch, so als hätte ich Fieber. Aber das kann ja eigentlich nicht angehen. Bis zum Wecken kann ich nicht mehr schlafen und bin froh, als es endlich soweit ist.
An diesem Tag scheint mir alles etwas verändert. Ich nehme nichts so recht wahr. Aber als ich Ragnar begegne, spüre ich einen kleinen Abglanz meiner Traumsonne. Das erleichtert mich etwas, denn noch immer ist diese tiefe Sehnsucht da. Wie verabredet gehe ich mit Elisabeth. Äußerlich hat sie etwas von einer Südseeinsulanerin. Ihr ganzes Wesen ist sehr zart und ihre Art ist sehr warm. Ich bin froh, an diesem Morgen mit ihr zusammen zu sein, denn ich fühle mich etwas schwindelig. Sie zeigt mir die schönsten Pflanzen im Haus des Regens. »Unsere Pflanzen sterben niemals«, sagt sie, »sie sind sehr wichtig für uns, denn ohne sie könnten wir hier nicht leben. Das, was du atmest, ist der Sauerstoff, den sie uns geben. Du darfst niemals etwas von ihnen abreißen, denn damit würdest du sie verletzen. Wir haben ihr Wachstum gedämmt. Sie werden nicht größer, als sie jetzt sind. Und sie brauchen wie alle Lebewesen auch Zuneigung. Das ist das Wichtigste bei meiner Arbeit. Wenn ich sie pflege, gebe ich ihnen nicht nur ihre Nahrung, sondern auch ihre Fürsorge.« Ich berühre einige Pflanzen. Dass sie nicht sterben sollen, leuchtet mir nicht ein. Doch fragen möchte ich nicht, ich fühle mich erschöpft. Später treffe ich Erik. Langsam fühle ich mich etwas besser. Erik gibt mir eine private Nachhilfestunde. »Der Körper, auf dem wir leben, ist eigentlich ein Mond. Wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist er nicht sehr groß. Er kreist aber um einen großen Planeten. Dieser Planet hat eine große Masse und ist vorwiegend rot. Unser größtes Problem war, den Mond davor zu bewahren, dass er langsam in den Planeten hinein stürzt. Wir haben ihn deshalb, als wir ihn besiedelten, mit Hilfe von zwei größeren Explosionen beschleunigt. Dadurch wurde seine Umlaufbahn stabiler. Ein zweiter Effekt war, dass unser Mond wieder begann zu rotieren. Vierzig Tageinheiten lang ist es Nacht und vierzig Tage lang haben wir den großen Planeten vor Augen. Diese Perioden werden langsam immer länger, denn der Planet bremst die Rotation unseres Mondes beträchtlich. Dort, wo die Explosionen stattfanden, findest du heute unsere Stadt. Wir haben die damals entstandenen Krater genutzt.«