Stille Nacht -  - E-Book

Stille Nacht E-Book

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Beschreibung

Weihnachtszeit ist Klassikerzeit!

Alle Jahre wieder will der Mitmensch beschenkt sein. Manesse hilft mit einem neu zusammengestellten festlichen Auswahlband aus der alljährlichen Geschenkverlegenheit.

Inmitten einer Flut an Weihnachtsliteratur: Ein Buch, das feierlich auf Bethlehem einstimmt, und eine Gabe, die dem noblen Schenker ebenso zur Ehre gereicht wie dem Beschenkten. Die Sammlung bekannter und weniger bekannter Meistererzählungen aus der Weltliteratur ist eine willkommene Verlockung für jedermann.

Mit 14 stimmungsvollen, feierlichen und unfeierlichen Weihnachtserzählungen u.a. von O. Henry, Guy de Maupassant, Nikolaj Gogol, Arthur Conan Doyle, Emilia Pardo Bazán und Alexander Kielland.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 424

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Stille Nacht

Die schönsten Weihnachtsgeschichten aus aller Welt

Guillaume Apollinaire · Ambrose Bierce

Rudolf G. Binding · Camillo Boito

Fjodor M. Dostojewskij · Arthur Conan Doyle

Nikolaj Gogol · Bret Harte · O. Henry

Frigyes Karinthy · Alexander Kielland

Guy de Maupassant · Emilia Pardo Bazán

Giovanni Verga

MANESSE VERLAG

ZÜRICH

Manesse Bibliothek der Weltliteratur.

Copyright © 2013 by Manesse Verlag, Zürich

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Diese Buchausgabe der Manesse Bibliothek der Weltliteratur

wurde aus der Berthold Bembo gesetzt

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-13327-6

www.manesse.ch

O. HENRY

Dick der Pfeifer und der Weihnachtsstrumpf

Mit äußerster Behutsamkeit öffnete Dick der Pfeifer die Schiebetür des Güterwagens, denn nach Artikel 5716 der Stadtverordnung war es zwar vielleicht verfassungswidrig, aber durchaus möglich, auf einen bloßen Verdacht hin eine Verhaftung vorzunehmen, und diese Verordnung war ihm von früher hinlänglich bekannt. Vor dem Ausstieg peilte er deshalb die Lage mit der Umsicht eines patenten Generals.

Seit seinem letzten Besuch in dieser großen, ebenso almosenbereiten wie leidgeprüften Stadt im Süden, dem Kaltwetterparadies der Tramps, schien sich auf den ersten Blick nichts verändert zu haben. Der Deich war an der Stelle, wo Dicks Güterwagen stand, von verstreuter Fracht übersät wie von schwarzen Pickeln. In der Luft hing der nur allzu vertraute widerliche Geruch nach den alten Planen, die Ballen und Fässer schützten. Ölig gurgelnd glitt der graubraune Fluss zwischen den Schiffen dahin. Weit unten in Richtung Chalmette erblickte Dick die von einer Reihe elektrischer Lichterketten gesäumte weite Biegung des Stroms. Am anderen Ufer lag Algiers, ein lang gezogener unregelmäßiger Fleck, der in der aufziehenden Morgendämmerung noch dunkler wirkte. Ein, zwei emsige Schleppkähne auf dem Weg zu einem frühen Segler tuteten ein paar Mal markerschütternd, als wollten sie damit dem anbrechenden Tag einen Morgengruß entbieten. Die italienischen Logger näherten sich, beladen mit erstem Gemüse und Schalentieren, langsam ihren Landeplätzen. Undeutlich hörte und spürte man – gleichsam wie aus dem Untergrund – das Dröhnen der Rollwagen und Straßenbahnen; und die Fährboote, die Hilfsarbeiter der Flussschifffahrt, machten sich missgelaunt an ihre niederen Arbeiten.

Dicks roter Schopf verschwand sehr plötzlich wieder im Inneren des Waggons, denn jetzt war auf der Bildfläche jemand erschienen, dessen Glanz Dick zu blenden drohte. Ein ungeheuer korpulenter und unvergleichlich imposanter Polizist umrundete einen Stapel mit Reissäcken und blieb zwanzig Meter vor dem Waggon stehen. Die Morgendämmerung – dieses tägliche Wunder, das sich auch an diesem Tag über Algiers vollzog – durfte sich über die schmeichelhafte Aufmerksamkeit dieses amtlichen Prachtexemplars freuen. Mit gelassener Würde betrachtete der Polizist die sanft leuchtenden Farben, bis er ihnen schließlich den breiten Rücken drehte, als sei er überzeugt davon, dass gesetzliches Eingreifen nicht erforderlich sei und der Sonnenaufgang ungehindert vonstattengehen könne. Stattdessen wandte er den Blick den Reissäcken zu, holte einen Flachmann aus einer Innentasche, setzte ihn an die Lippen und sah zum Firmament hoch.

Dick der Pfeifer, Tramp von Beruf, unterhielt eine fast freundschaftliche Beziehung zu dem Beamten. Beide liebten Musik. Unter den obwaltenden Umständen aber lag Dick nichts an einer Auffrischung der Bekanntschaft. Es ist ein Unterschied, ob man einem Polizisten an einer menschenleeren Straßenecke begegnet und mit ihm zusammen ein paar Opernweisen flötet oder ob er einen dabei erwischt, wie man aus einem Güterwagen krabbelt. Dick wartete, denn irgendwann muss sich – es mag ein ausgleichendes Naturgesetz sein – selbst ein Polizist aus der schönen Stadt New Orleans wieder in Bewegung setzen, und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis «Big Fritz» majestätischen Schrittes zwischen den Güterzügen verschwand.

Dick der Pfeifer wartete so lange, wie es ihm tunlich erschien, und glitt dann rasch zu Boden, wobei er sich nach Kräften bemühte, den ehrlichen Arbeiter zu geben, der auf dem Weg zu seiner täglichen Fron ist. Rasch überquerte er das Gewirr der Gleise mit dem Ziel, auf dem Weg über die ruhige Girod Street zu einer bestimmten Parkbank auf dem La Fayette Square zu gelangen, wo er seinen Kumpel, einen gewissen Slick, zu treffen hoffte, denn dieser abenteuerlustige Pilger war schon einen Tag zuvor eingetroffen – in einem Viehwagen, in den einzusteigen ihn eine lose Latte verlockt hatte.

Während Dick der Pfeifer sich vorsichtig seinen Weg durch die Nacht suchte, die noch immer zwischen den großen, übel riechenden Lagerhäusern hing, gab er sich jener Gewohnheit hin, der er seinen Spitznamen verdankte. Gedämpft, aber klar, jede Note so rein und mühelos wie das Lied des Reisstärlings, tanzten seine Weisen über die düster-kalten Backsteingebirge wie Regentropfen, die in einen verborgenen Teich fallen. Dick folgte einer Melodie, die aber verschwamm nebelhaft in einem wabernden Strom von Improvisationen. Man erkannte das Plätschern von Bergbächen, das Stakkato über frostigen Lagunen raschelnder grüner Binsen, das Piepsen schlaftrunkener Vögel.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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