Stirb sanft - Thomas Tippner - E-Book

Stirb sanft E-Book

Thomas Tippner

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Beschreibung

Als David bestialisch umgebracht wird, entschließt sich Kelvin, den Mörder seines kleinen Bruders zu suchen, zu finden und zur Strecke zu bringen. Von den Erwachsenen hat er keine Hilfe zu erwarten. Die trauern, vergessen aber ihre Kinder. Kelvin lernt Scott und Betty kennen und geht mit ihnen gemeinsam auf Jagd – um bald zu merken, dass sie einem Monstrum auf der Spur sind.

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Table of Contents

Stirb sanft

Impressum

Kapitel 1: Er ist wieder da

Zwischenspiel 1

Kapitel 2: Vergessen

Kapitel 3: Für immer hier

Zwischenspiel 2: Lea Gimmick

Kapitel 4: Wo der Tod lauert

Grafik

Zwischenspiel 3: Kelvins Begegnung

Kapitel 5: Der Nebel lichtet sich

Kapitel 6: Er ist wieder da

Zwischenspiel 4: Der Anruf

Der Autor

Thomas Tippner

 

Stirb sanft

 

Eine böse Osternovelle

 

Phantastische Novelle

 

 

 

Ashera Verlag

Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

 

 

 

Erste Auflage im März 2024

 

Copyright © 2024 dieser Ausgabe by

Ashera Verlag

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.net

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: iStock

Innengrafik: pixabay

Szenentrenner: pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

Kapitel 1: Er ist wieder da

 

Der Gedanke: Lass mich in Ruhe, verfolgte Kelvin bis in seine Träume. Er hatte eine Intensität, die ihm die Tränen in die Augen trieb. Er suchte ihn mit solch einer Macht heim, dass er in der Nacht mit pumpendem Atem und einer vor Schweiß klebrigen Stirn erwachte. Rasend schlug das Herz in seiner Brust und ließ ihn von jetzt auf gleich wach sein. Da war kein Dämmerzustand, kein sanftes, träges Auftauchen aus dem im Schlafe liegenden Bewusstsein.

Man war da.

Sofort.

Keine Ruhe, keine Chance, nicht der sanfte Augenblick des Räkelns und des Wissens, dass man im flauschig warmen Bett in Sicherheit lag. Kelvins Verstand griff sofort an. Er bestürmte den schmalschulterigen Jungen mit einer Härte, die ihm unheimlich war. Die ihn mit einer überraschend erwachsenen Deutlichkeit begreifen ließ, dass er einen Schritt geradeaus auf ein Leben zugemacht hatte, den er noch nicht hatte ausführen wollen. Der innere Schrei, der in ihm aufklang, als er die Augen aufriss, schien mit zwei Stimmen zu brüllen. Einer vordergründigen, die ihm den Gedanken ins Bewusstsein schleuderte der Kelvin erneut wie ein Faustschlag traf. Und mit der, die sich hintergründig flüsternd in ihm zu Wort meldete und raunte, dass er genervt gewesen war. Dass es ihn störte, dass David zu ihm in sein Kinderzimmer getreten war, während Kelvin auf dem Bett stand und sich vor der mit einem Pin an seine Kinderzimmerwand befestigten Fotografie tanzend bewegte. Kelvin hatte sich ertappt gefühlt. Von einem Augenblick zum anderen aus all seinen Sehnsüchten gerissen, die ihm unsagbar schöne Gefühle bereiteten. Die ihn ernsthaft mit der Hoffnung spielen ließen, all seine Fantastereien würden irgendwann einmal in Erfüllung gehen.

In dem Moment, als David ins Zimmer kam, die Wangen freudig erregt, auf ihnen ein rötlicher Schimmer, waren Kelvins Tagträume wie eine mit einer spitzen Nadel berührte Seifenblase geplatzt.

All die schön ausgemalten Bilder, die sich glühend heiß durch seinen Magen wühlenden Sehnsüchte – fort. Er hatte sich zu seinem jüngeren Bruder herumgedreht und diesen schrecklichsten aller Sätze im Kopf gehabt. Flammend heiß, von einer geschwisterlichen Wut getragen, waren sie hinter seiner Stirn aufgeflammt. „Das musst du dir ansehen“, hatte David gerufen. Nicht in der Lage zu verstehen, dass er seinen Bruder in einer intimen Minute überraschte und ihn, so verrückt es auch klang, bloßstellte. Kelvin aber hatte sich so gefühlt.

Ähnlich dem Moment, als sein Vater ihn dabei erwischte, wie er in einem Playboy-Magazin blätterte und sich an den nackten Schönheiten nicht sattsehen konnte. Nur mit dem Unterschied, dass er damals das Heft zuschlagen und stammelnd sagen konnte: „Da stand was über den Nintendo Switch drinnen.“

Als David ihn überraschte, hatte er diese Chance nicht.

Kelvin hatte das Bild besungen. Sich zu der aus seinem MP3-Player dringenden Musik verliebt bewegt. David hörte, dass er: „I love you“, sang. Keine Chance für eine Entschuldigung. David hatte davon nichts mitbekommen. Er ignorierte das, was Kelvin tat. Er war nur in das Zimmer gestürmt: „Das musst du dir ansehen, Kelv. Das ist voll irre. Schau doch mal.“

„Ich will deinen Scheiß nicht sehen“, hatte er gesagt und schluchzte jetzt, als er an die Härte dachte, mit der er seine Worte herausgebracht hatte. Wie eiskalt sie klangen, wie abwertend.

„Aber …“

„Ich will es …“

 

 

„… nicht sehen!“

Kelvin hatte nur selten solch eine Wut auf David verspürt wie in dem Augenblick, als dieser in sein Zimmer kam und ihm seine mit Dreck und Lehm verkrustete Hand entgegenstreckte. „Kel…“

„Hau ab, Mann!“, rief er und schickte einen weiteren Gedanken auf Reisen, den er mit einer ihm selbst unbekannten Art von Verwirrung entgegennahm. Lass mich in Ruhe!

„Ich habe ihn wiedergesehen“, setzte sich David über den in ihn gefahrenen Schrecken hinweg. Kelvin sah, wie sein Bruder schluckte, wie er sich fahrig, beinahe ängstlich die Lippen leckte. Nur um dann, alle Gefahren vergessend, zu sagen: „Ich habe ihn gesehen.“

David, mit seinem strubbeligen, blonden Haar, machte einen Schritt zurück, als er sah, wie Kelvin die Augen zusammenkniff.

„Wen gesehen?“

„Ihn.“

Mit Davids Gesicht passierte etwas. Eine Kelvin nicht klar werdende Verwirrung trat in die dunklen, wunderschönen Augen seines Bruders. Seine Stirn legte sich in Falten, und sein eben noch auf den Lippen liegendes Lächeln versiegte. „Lass mich in Ruhe.“

Der Ausdruck von ehrlich empfundenem gedanklichem Tohuwabohu veränderte sich. Kelvin konnte sehen, dass Davids kindlicher Verstand zu arbeiten begann. Dass sich da etwas in ihn hineinschob. So, als würde man zwei fast identische Bilder übereinanderlegen, und der Betrachter versuchte, die feinen, kaum sichtbaren, sich unterscheidenden Merkmale herauszufiltern.

David wollte hinter ein Geheimnis kommen. Dahinter, warum sich sein älterer Bruder so veränderte. Weshalb dieser in den letzten sechs Monaten so blöd geworden war.

„Du bist voll doof“, sagte David, der seine dreckige Hand herunternahm. „Ich will dir doch nur …“

„Raus.“

„Du bist überhaupt nicht mehr lustig!“

Kelvin, der noch immer das zwiespältige Gefühl von Ertapptsein und Trauer in sich spürte, wusste nicht, wie er reagieren sollte. Einerseits brodelte es in ihm, weil er in der Betrachtung seines Bildes gestört worden war. Andererseits wusste er, dass David darunter litt, dass er sich veränderte. Eine Kelvin selbst irritierende Erkenntnis. Er durchlitt ein Wechselbad der Gefühle. Ein ihn immer wieder heimsuchendes inneres Chaos, das er schwach mit einem am Horizont aufziehenden Unwetter verglich. Nur um sich dann selbst zu revidieren.

Das, was da in ihm tobte, war kein Gewitter. Es war ein Hochgenuss. Ein ihn schüttelnder Frühlingshauch. Der Beginn von etwas Neuem. Nur um dann im nächsten Moment zu begreifen, dass er Angst verspürte. Eine unheimliche, ihn heimsuchende Furcht vor dem, was da vor ihm lag. Das alles verblasste, als er wieder an SIE dachte.

„Du musst ihn dir ansehen“, riss David seinen Bruder aus seinen in ihm erneut wohlig warm werdenden Gedanken.

„Wen sehen?“

„Komm mit!“ David winkte seinem Bruder zu, huschte an dessen Bett vorbei. An dem mit Comics und aufgeschlagenen Büchern überfluteten Schreibtisch vorüber, hin zu dem auf Kippe stehenden Fenster, durch das ununterbrochen ein kühlender Windhauch strömte, der Kelvins vor Erregung glühendes Gesicht streifte. „David!“

„Zum Fenster. Komm schon. Da sitzt er.“

„Der Hund der Melniks, oder was?“

„Der doch nicht. Der Osterhase!“

 

 

„Der Osterhase?“

„Ja!“ David nickte heftig, deutete auf das Fenster und rief: „Er … er hat eben mit mir gesprochen. Ehrlich. Er hat sich auf seine Hinterläufe gesetzt, und dann … und dann … dann hat er mich angeschaut. Aus seinen Augen.“

Kelvin schüttelte seufzend den Kopf. Er spürte, wie erneut Zorn in ihm aufzusteigen begann. Wie er merkte, dass er am liebsten zu seinem Bruder gegangen und ihm mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf geschlagen hätte.

„Er hat mit mir gesprochen. Ehrlich“, plapperte David weiter.

„Und was hat er dir erzählt? Wo er die Ostereier versteckt?“

David winkte ab: „Blödsinn. Das bleibt sein Geheimnis. Er hat gesagt, dass er immer eine Überraschung für ein liebes Kind hat. Da habe ich gemeint, dass ich lieb bin.

---ENDE DER LESEPROBE---