Stop Me - Blutige Botschaft - Brenda Novak - E-Book

Stop Me - Blutige Botschaft E-Book

Brenda Novak

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Beschreibung

"Stopp mich" steht auf dem blutverschmierten Zettel, den Profilerin Jasmine Stratford von einem Unbekannten erhält - zusammen mit dem Armband ihrer entführten Schwester. Die Spur führt nach New Orleans, wo Jasmine auf einen nahezu identischen Entführungsfall stößt. Doch der Täter ist längst tot. Oder etwa nicht? Denn seit der blutigen Botschaft spricht alles dafür, dass der falsche Mann sterben musste. Der perverse Kidnapper aber lebt - und hat bereits sein nächstes Opfer im Visier ...

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Seitenzahl: 601

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Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.

Der Preis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.

Brenda Novak

Stop Me – Blutige Botschaft

Roman

Aus dem Amerikanischen von

Maria Poets

MIRA® TASCHENBUCH

MIRA® TASCHENBÜCHER

erscheinen in der Cora Verlag GmbH & Co. KG,

Valentinskamp 24, 20350 Hamburg

Geschäftsführer: Thomas Beckmann

Copyright © 2011 by MIRA Taschenbuch in der CORA Verlag GmbH & Co. KG

Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:

Stop Me

Copyright © 2008 by Brenda Novak erschienen bei: Mira Books, Toronto

Published by arrangement with

HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln

Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln

Redaktion: Stefanie Kruschandl

Titelabbildung: Getty Images, München

ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-045-7 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-044-0

www.mira-taschenbuch.de

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eBook-Herstellung und Auslieferung:

readbox publishing, Dortmund

www.readbox.net

PROLOG

New Orleans

Vier Jahre zuvor

Der Mann sah nicht aus wie ein Mörder. Er hatte Romain Forniers zehnjährige Tochter umgebracht, aber er sah nicht aus wie ein Mörder. Zusammengesunken saß der Angeklagte im Gerichtssaal. Seine Wangen hingen schlaff herunter, er hatte Tränensäcke unter den Augen, und auf dem ansonsten kahlen Kopf spross ein spärlicher Kranz aus mausgrauem Haar.

Es gab Momente, in denen nicht einmal Romain glauben konnte, dass Francis Moreau etwas so Abscheuliches getan hatte. In diesen Momenten ließ er die Tage und Wochen, die seit Adeles Entführung vergangen waren, noch einmal Revue passieren. Dann fühlte er sich, als würde er das Leben eines anderen Mannes leben.

Aber der Albtraum würde noch schlimmer werden.

Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch, und der Lärm im Gerichtssaal ebbte schlagartig ab. Es wurde so still, dass Romain hören konnte, wie der Verteidiger mit den Papieren raschelte.

“Das Gesetz ist eindeutig”, verkündete der Richter. “Die Polizeibeamten mögen zwar die mündliche Erlaubnis von vorgesetzter Stelle erhalten haben – aber der Durchsuchungsbefehl ist erst nach der Hausdurchsuchung beim Angeklagten unterschrieben worden. Das bedeutet: Die Beweisstücke, die bei dieser Durchsuchung sichergestellt wurden, werden nicht zugelassen.”

Romain hörte, wie seine Familie nach Luft schnappte. Auf der einen Seite von ihm saßen seine Eltern, auf der anderen seine Schwester. Ohne diese Beweise gibt es keinen Fall. Mehr als einmal hatte der Staatsanwalt das betont.

Romain beugte sich vor und wandte sich flüsternd an Detective Huff, der in der Reihe vor ihm saß. “Ist es so übel, wie es sich anhört?”

“Machen Sie sich keine Sorgen”, flüsterte Huff zurück. Doch seine Stimme klang seltsam, fast erstickt, und seine Miene strahlte keine große Zuversicht aus. Als ein Zeuge der Verteidigung ausgesagt hatte, Huff habe Moreaus Haus ohne die notwendigen Papiere durchsucht, war der Detective dunkelrot angelaufen. Sein Gesicht war immer noch gerötet, und auf der Stirn standen Schweißperlen.

Der Staatsanwalt bat um eine Unterredung. Der Richter winkte ihn und den Anwalt der Verteidigung an den Richtertisch. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, doch aus der Art und Weise, wie der Staatsanwalt gestikulierte, schloss Romain, dass er einen hitzigen Streit ausfocht.

Der Fall konnte jetzt unmöglich platzen! Nicht jetzt, wo sie sicher waren, den richtigen Mann geschnappt zu haben. Aber als der Staatsanwalt zu seinem Tisch zurückkehrte, machte er kein besonders glückliches Gesicht. Ehe er Platz nahm, suchte er die Menge ab, bis sein Blick an Huff hängen blieb. Er bedachte ihn mit so viel Geringschätzung, dass Romain der Atem stockte.

“Sie werden ihn ungeschoren davonkommen lassen”, flüsterte er tonlos. Seine Schwester saß da wie eine Statue. Seine Mutter weinte, und sein Vater versuchte, sie zu trösten. “Er wird davonkommen!”, wiederholte Romain, und dieses Mal packte er Huff an der Schulter, um eine Reaktion zu erzwingen.

Huff wandte sich um und blickte ihm ins Gesicht. In der Ecke brummte ein Ventilator. Die Klimaanlage war seit zwei Tagen defekt, und für Oktober war das Wetter ungewöhnlich warm. “Er hat es getan, Romain”, sagte er und wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch ab. “Ich habe das Video gesehen.”

Romain hatte ebenfalls Teile des Films gesehen – so viel, wie er ertragen hatte. Darum konnte er es nicht begreifen. Wie konnte eine Formsache bei der Ausstellung des Durchsuchungsbefehls wichtiger sein als das Leben eines Kindes? Das Leben seines Kindes?

“Sie können ihn nicht gehen lassen”, sagte Romain. Doch der Richter klopfte erneut mit seinem Hammer, verkündete mit knappen Worten, dass der Staatsanwalt die Anklage zurückzog, und verließ den Gerichtssaal.

Romain stand wie gelähmt da, als ihn der Blick aus Moreaus wässrigen Augen traf und seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Dieser Anblick ließ ihn alles andere vergessen. Ein paar Sekunden lang gab es nur sie beide. Sie starrten sich durch den Gerichtssaal hindurch an.

“Ist es die Schuld des Detectives?”, fragte seine Mutter. “Warum hat er sich den Durchsuchungsbefehl nicht vorher unterschreiben lassen?”

“Moreau wusste, dass die Polizei einen Tipp bekommen hatte. Wenn Detective Huff gewartet hätte, hätte er die Beweise vernichtet”, sagte sein Vater.

Huff musste sie gehört haben, trotzdem blickte er weiterhin geradeaus. Auch er starrte Moreau an, der wiederum seine Aufmerksamkeit und das Siegerlächeln inzwischen dem Detective zugewandt hatte. Dann schüttelte der Anwalt der Verteidigung Moreau die Hand und gratulierte ihm.

Die Menge drängte zur Tür. Romains Schwester zog an seinem Arm und versuchte ihn dazu zu bewegen, ihr zu folgen. Aber er blieb wie angewurzelt stehen. Der Richter und die Anwälte mussten zurückkehren! Es war noch nicht vorbei! Es konnte nicht vorbei sein! Moreau war ein Mörder! Er hatte ein Kind umgebracht! Sein Kind. Und er würde es wieder tun.

Romain war sich nicht sicher, wie er schließlich aus dem Gerichtssaal gelangt war. Er erinnerte sich nicht daran, den Raum verlassen zu haben und zum Ausgang gegangen oder vor die Tür getreten zu sein. Er wusste nur noch, dass der Detective sein Jackett auszog und es über den Arm legte, während er die Außentreppe hinunterging. Die Waffe in Huffs Holster sprang Romain förmlich ins Auge. Sie gingen Seite an Seite. Sie wurden von der Menschenmenge angerempelt und von den Reportern attackiert, die sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf sie stürzten.

“Mr. Fornier, was haben Sie dazu zu sagen, dass der Mann, der Ihre Tochter getötet haben soll, nun frei ist?”

“Mr. Fornier! Mr. Fornier! Glauben Sie immer noch, dass Francis Moreau Adele umgebracht hat?”

“Werden Sie Zivilklage einreichen?”

Während ein Reporter nach dem anderen ihm ein Mikrofon vor die Nase hielt, entdeckte Romain Moreau, der nur wenige Schritte entfernt in die Kameras lächelte. Und plötzlich sehnte er sich mehr danach, eine Waffe in der Hand zu halten, als nach dem nächsten Atemzug. Er war ein ausgezeichneter Schütze. Auf diese Entfernung würde er ihn schwerlich verfehlen. Einmal den Abzug durchziehen, und schon wäre dieser entsetzliche Fehler behoben.

Das Nächste, woran Romain sich erinnerte, war ein lauter Knall. Moreau stürzte zu Boden. Und Detective Huff drückte ihn aufs raue Pflaster.

1. KAPITEL

Sacramento, Kalifornien

Gegenwart

Als Jasmine Stratford das Päckchen öffnete, stand sie mitten in einem belebten Einkaufszentrum. Doch von einem Moment auf den anderen konnte sie nichts mehr hören. Das Gelächter, die Stimmen, das Klackern der Absätze auf dem farbenfrohen Fußboden, die Weihnachtsmusik im Hintergrund … All das verschwand.

“Was ist los?” Sheridan Kohl berührte sie am Arm und hob besorgt die Augenbrauen.

Für Jasmine hörte es sich an, als käme die Stimme aus weiter Ferne. Sie konnte nicht sprechen. Ihre Lungen arbeiteten verzweifelt, aber ihre Brust fühlte sich so eng an, als könnte sich ihr Zwerchfell nicht ausdehnen. Schweiß lief ihr über den Rücken, bis die frische Baumwollbluse an ihr klebte, während sie auf das silber- und pinkfarbene Armband starrte, das sie gerade aus der kleinen Pappschachtel gezogen hatte.

“Was ist los, Jaz?” Immer noch stirnrunzelnd, nahm ihr die Freundin das Armband aus den eiskalten Fingern. Als sie den Namen las, den die silbernen Buchstaben bildeten, füllten sich ihre Augen mit Tränen. “Oh Gott!”, flüsterte sie und presste eine Hand an ihre Brust.

In Jasmines Kopf drehte sich alles. Sie befürchtete, ohnmächtig zu werden. Sie tastete nach Sheridan, die sie zur Mitte des Einkaufszentrums führte und einen Mann, der auf einem der wenigen Plätze saß, bat, aufzustehen.

Er sammelte seine Einkaufstüten zusammen, die um seine Füße verstreut lagen, und sprang auf, damit Jasmine sich auf den harten Plastiksitz sinken lassen konnte.

“Hey, sie sieht aber gar nicht gut aus, was? Hat sie ‘nen Schock oder so?”, fragte er.

“Sie hat nur einen furchtbaren Schrecken bekommen”, erklärte Sheridan.

Die Worte erreichten Jasmine, als hätte jemand sie in die Luft gemalt. Die Buchstaben flogen an ihr vorbei; sie schienen keine Bedeutung zu haben. Offenbar lief ihr Nervensystem nur noch auf Sparflamme – wegen Überlastung ausgeschaltet. Aufnahme von Informationen zurzeit nicht möglich. Verarbeitung von Nachrichten eingestellt.

“Rühr dich nicht vom Fleck”, sagte Sheridan hektisch und legte das Armband in die Schachtel auf ihrem Schoß zurück. “Ich hole dir etwas zu trinken.”

Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte Jasmine sich nicht bewegen können. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi, andernfalls hätte sie das Einkaufszentrum auf der Stelle verlassen. Die Menschen begannen, sie anzustarren.

“Was fehlt ihr?”, flüsterte jemand und blieb neben dem Mexikaner stehen, der sie immer noch neugierig beobachtete.

“Ich weiß nicht, aber sie sieht gar nicht gut aus, was?”, wiederholte er.

Ein Teenager kam näher. “Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”

“Vielleicht sollte jemand den Notarzt rufen”, sagte eine Frau.

Schick sie fort. Doch Jasmines Gedanken waren so auf das fixiert, was in ihrem Schoß lag, dass sie nicht einmal den Kopf heben konnte. Dieses Armband hatte sie ihrer kleinen Schwester geschenkt. Sie erinnerte sich an Kimberlys Begeisterung, als sie das Päckchen an ihrem achten Geburtstag ausgepackt hatte. Es war ihr letzter Geburtstag gewesen, bevor der große bärtige Mann ihr Haus in Cleveland an einem sonnigen Nachmittag betreten und sie mitgenommen hatte.

In Jasmines Kopf drehte sich alles, als die Erinnerungen sie übermannten. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr hatte sie ein behütetes und glückliches Leben geführt. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass so eine Bedrohung in ihrem eigenen Haus auf sie lauern könnte. Fremde waren die Menschen draußen auf der Straße. Dieser Mann hatte sich benommen wie einer der Arbeiter ihres Vaters, deren Gesichter so häufig wechselten, dass sie mit keinem von ihnen wirklich vertraut wurde. Sie kamen ins Haus, um die Ausrüstung für sein Geschäft für Satelliten-Fernsehen zu holen, um einen Scheck abzuholen oder Papiere abzugeben. Hin und wieder stellte er Tagelöhner ein, damit sie das Lager aufräumten oder einen Zaun errichteten oder auch nur, um den Hof sauberzumachen. Sie hatte immer geglaubt, die Besucher seien nette Menschen.

Sie hatte sogar geglaubt, er sei ein netter Mensch. Und sie hatte zugelassen, dass …

“Soll ich den Notarzt rufen?”, schlug der Mexikaner vor.

Jasmine musste sich den Mund zuhalten, damit die Schreie nicht aus ihrem Inneren entweichen konnten. Tief atmen! Reiß dich zusammen! Nachdem ihre Eltern einander mit ihrer Verbitterung und Trauer fast zerstört hätten, hatten sie alle Hoffnung aufgegeben. Doch Jasmine hatte einen Funken Hoffnung tief in ihrem Inneren bewahrt. Und jetzt das!

Sheridan tauchte auf und drängte sich an den vier, fünf Leuten vorbei, die stehen geblieben waren. “Ich kümmere mich um sie. Alles in Ordnung”, sagte sie zu ihnen, und die Menschen begannen weiterzuschlendern, nicht ohne den einen oder anderen Blick zurückzuwerfen.

“Trink!”, sagte Sheridan.

Die frisch zubereitete Limonade schmeckte beruhigend normal.

Der Mann, der neben Jasmine saß, stand auf und bot Sheridan seinen Platz an. Sie dankte ihm und hockte sich auf die Sitzkante.

Nach ein paar Minuten beruhigten sich Jasmines Atem und Herzschlag. Sie war immer noch schweißgebadet, und als sie versuchte zu sprechen, rannen ihr Tränen über die Wangen.

“Wein ruhig.” Sheridan legte ihren Arm um sie und drückte ihre Schulter. “Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.”

Jasmine wusste das Mitgefühl ihrer Freundin zu schätzen, aber jetzt, als der Schock langsam nachließ, kamen die Fragen. Wer hatte ihr das Armband geschickt? Warum, nach so langer Zeit? Was war mit ihrer Schwester geschehen? Und die wichtigste Frage von allen: Gab es auch nur die geringste Chance, dass Kimberley noch am Leben war?

“Tut mir leid, dass ich das Päckchen mitgebracht habe und du in aller Öffentlichkeit damit konfrontiert wurdest.” Sheridans Miene spiegelte ihre Verlegenheit. “Als ich es auf dem Empfangstresen sah, zusammen mit der anderen Post, dachte ich, du hättest vielleicht schon darauf gewartet. Ich wusste, dass du heute nicht ins Büro kommen würdest, und deshalb …” Sie zuckte hilflos die Achseln. “Ich wollte nur helfen.”

Jasmine wischte sich die Augen aus. “Schon in Ordnung. Natürlich konntest du nicht mit so was rechnen.”

“Wer hat es geschickt?”

“Keine Ahnung.” Sie musterte das Päckchen. Es stand kein Absender darauf. Nicht einmal eine Nachricht war dabei, nur zerknülltes Verpackungsmaterial …

Jasmines Puls beschleunigte sich. Moment mal … Auf einem der zusammengeknüllten Blätter stand etwas.

Vorsichtig, damit sie die Nachricht nicht zerstörte oder ihre Fingerabdrücke überall verteilte, faltete sie das Blatt Papier auseinander – und sah zwei Wörter. Geschrieben in einer Farbe, die aussah wie Blut: Stop me.

Den ganzen Abend schlich Jasmine um das Telefon herum. Sollte sie ihren Eltern von dem Armband erzählen? Sie konnte sich nicht entscheiden. Laut Poststempel war das Päckchen in New Orleans aufgegeben worden, aber sie wusste nicht, ob sie je mehr Informationen als diese preisgeben würde. Sie wollte keine alten Wunden aufreißen – aber andererseits hatten ihre Eltern ein Anrecht darauf, diese Neuigkeit zu erfahren. Aber würden sie es wirklich wissen wollen?

Sie nahm das Headset. Ihr Vater bestimmt. Nachdem der bärtige Mann Kimberley mitgenommen hatte, hatte Peter Stratford sich so sehr der Aufgabe verschrieben, seine jüngste Tochter wiederzufinden, dass er am Ende alles verlor: sein Geschäft, seine Frau, sein Zuhause. Er hatte nach ihr gesucht, bis er darüber fast wahnsinnig geworden war. Gesucht, bis jeder andere in seinem Leben, einschließlich Jasmine, nicht mehr als ein Schatten für ihn geworden war. Und selbst dann hatte er nur aufgegeben, weil ihm keine andere Wahl geblieben war. Es gab keine Stelle mehr, die er hätte aufsuchen, und nichts mehr, was er noch hätte tun können.

Jetzt, wo das Leben für Peter endlich wieder in geordneten Bahnen verlief, ging es ihm besser als seit Jahren. Würde die Nachricht über Kimberleys Armband ihn erneut ins Schleudern bringen?

Jasmine setzte das Telefon wieder ab. Wahrscheinlich war es unklug, dieses Risiko einzugehen.

Und dann war da noch ihre Mutter. Gauri war so erfüllt von Bitterkeit und Scham gegenüber Peter und Jasmine, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich mit den beiden in einem Raum aufzuhalten.

Das Telefon klingelte. Nervös fragte sie sich, ob es ihr Vater oder ihre Mutter sein könnte. Was sollte sie ihnen sagen? Sie überprüfte die Nummer des Anrufers und seufzte erleichtert. Es war ihre Freundin und Kollegin Skye Kellerman, nein, Skye Willis; sie hatte letztes Jahr geheiratet.

Sie ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen, rieb sich mit dem Finger über die linke Augenbraue. “Hallo?”

“Ich habe gerade deine Nachricht bekommen. Und mehrere von Sheridan.” Skyes Stimme klang lebhaft, aber besorgt. “Es tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. David und ich waren in Tahoe und hatten keinen Empfang.”

“Ist schon in Ordnung”, sagte Jasmine.

“Nein, es ist nicht in Ordnung. Wie geht es dir?”

Jasmine war sich nicht sicher. In einer Minute lebte die Hoffnung in ihr wieder auf, im nächsten Moment war sie entsetzt, weil sich am Ausgang der Entführung ihrer Schwester nichts geändert haben konnte. “Es geht mir gut”, sagte sie, obwohl sie insgeheim ein kleines nicht mitdachte.

“Das kommt so … unerwartet”, grübelte Skye. “Warum jetzt? Nach so vielen Jahren?”

Diese Frage hatte Jasmine sich bereits ebenfalls gestellt. “Es muss etwas mit der öffentlichen Aufmerksamkeit im Polinaro-Fall zu tun haben.” Vor vier Wochen war sie bei America’sMost Wanted aufgetreten, einer Sendung, in der aktuelle Kriminalfälle vorgestellt wurden. Sie hatte dort das Profil eines Sexualverbrechers erstellt, der neun Jungen belästigt hatte – und der geflohen war, sobald sich Autoritätspersonen genähert hatten. Darüber hinaus hatte Jasmine die Orte beschrieben, an denen der Täter sich aufhalten könnte, und die Dinge, die er möglicherweise tat.

“Natürlich”, stimmte Skye ihr zu. “Die Sendung wurde direkt vor Thanksgiving ausgestrahlt.”

“Wie hätte er mich sonst finden sollen?” Nachdem ihre Mutter wieder geheiratet und Cleveland verlassen hatte, hatte Jasmine die Schule geschmissen und war von zu Hause ausgezogen. Drei Jahre lang war sie immer tiefer in einem Sumpf aus Drogenmissbrauch und Selbstzerstörung versunken. Während dieser Zeit war sie von ihrer Geburtsstadt Cleveland aus von einer Stadt in die andere gezogen, hatte sich mit merkwürdigen Jobs über Wasser gehalten und sogar auf der Straße gebettelt, um das Geld für den nächsten Schuss zusammenzubekommen. Sie bezweifelte, dass irgendjemand ihre Spur hätte verfolgen können. Ihre Eltern hatten die meiste Zeit über keine Ahnung, wo sie steckte oder was sie tat. Erst als Harvey Nolasco, ein Fernfahrer, sie aufgegabelt und darauf bestanden hatte, dass sie sich Hilfe holte, war sie langsam zur Ruhe gekommen. Wie ihre Mutter hatte sie schließlich einen weißen Mann geheiratet. Und so war sie für kurze Zeit Jasmine Nolasco geworden.

“Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Adresse der Stiftung eingeblendet haben.”

“Das haben sie.” Wenn Jasmine mit den Medien zu tun hatte, erwähnte sie The Last Stand immer. Sie finanzierten ihre Arbeit ausschließlich über Spendengelder und konnten sich keine Gelegenheit entgehen lassen, die Öffentlichkeit auf die Organisation aufmerksam zu machen und um Unterstützung zu bitten. Bisher waren sie auch ganz gut damit gefahren. Seit die Sendung ausgestrahlt worden war, hatten sie Tausende Dollar an Spenden erhalten – und mehr Hilfsanfragen als je zuvor.

“Das Päckchen kam ins Büro, nicht wahr?”, vergewisserte sich Skye.

“Sher hat es unter der anderen Post gefunden und mitgebracht, als wir uns zum Lunch getroffen haben.”

“Hast du die Nachricht schon von jemandem untersuchen lassen?”

“Wir haben sie direkt zur Polizei gebracht.”

“Und?”

“Sie haben meinen Verdacht bestätigt. Es ist B…Blut.” Sie stolperte über das letzte Wort, als sie die großen eckigen Buchstaben auf dem Papier wieder vor sich zu sehen glaubte. Es lief ihr eiskalt über den Rücken.

“Meinst du, dass es Kimberlys sein könnte?”

“Selbst wenn sie tot ist – er hätte es einfrieren können.”

“Aber was glaubst du? Hast du nichts gefühlt oder gesehen?”

“Nein. Ich bin zu sehr daran beteiligt.” Jasmines Visionen kamen ohnehin zufällig. Obwohl ihre Fähigkeiten in ein paar veröffentlichten Fällen geholfen hatten, wusste sie manchmal selbst nicht, ob sie den kurzen Eingebungen trauen konnte, die sich gelegentlich in ihre normalen Gedanken drängten.

“Aber es ist doch immer noch möglich, ein Profil zu erstellen, oder?”

In den zwei Jahren, in denen sie mit Harvey verheiratet gewesen war, hatte Jasmine ihren Highschool-Abschluss nachgemacht und ein paar Kurse am College belegt. Sie las alles, was sie über abweichendes Verhalten und psychologisches Profiling finden konnte. Mit der Zeit war sie so kompetent geworden, dass das FBI sie gelegentlich als Beraterin hinzuzog. Manche Menschen nahmen an, dass sie aufgrund ihrer übersinnlichen Fähigkeiten so gut war, aber sie wusste, dass ihr vor allem ein instinktives Verständnis der menschlichen Natur weiterhalf, ebenso wie das Wissen, das sie sich angeeignet hatte. Schließlich konnte sie ihre Aufgabe auch dann erfüllen, wenn sie keine erkennbare übersinnliche Reaktion zeigte.

“Ja. Obwohl es ein Schock war.” Jasmine erhob sich halb, damit sie an die Schachtel herankam. Die Nachricht lag auf dem Kühlschrank, und das Armband befand sich in ihrem Schmuckkästchen. Sie konnte seinen Anblick nicht ertragen. “Er wollte mich wissen lassen, dass er Kimberly entführt hat”, sagte sie. Mit den Fingerspitzen ertastete sie die tiefen Einkerbungen, die der Kugelschreiber hinterlassen hatte, als er ihre Adresse aufgeschrieben hatte. “Ohne die Nachricht hätte das Armband möglicherweise auch von jemandem kommen können, der nur am Rande mit der Entführung zu tun hatte. Von jemandem, der den Kidnapper kennt und weiß, was er getan hat … eine Freundin, eine Verwandte oder seine Frau, die das Richtige tun möchte, aber sich aus Angst vor Repressalien nicht zu zeigen traut.” Sie zögerte und versuchte ein Gefühl für die Person zu bekommen, die so etwas tun würde. “Das Blut hingegen dient dazu, mich aufzuregen und mir zu sagen, dass er es ernst meint.”

“Womit?”

“Damit, dass ich ihn aufhalten soll.”

“Hört sich an, als würde er ein Spiel mit dir treiben.”

“Es ist kein Spiel. Es ist eine Herausforderung. Er hat nicht den Mut oder die Willenskraft, sich selbst zu stellen. Aber er weiß, dass man ihn aufhalten muss.” The Last Stand, der Name der Stiftung, war tiefer in den Karton eingekerbt als die anderen Buchstaben. Während ihre Finger darüberglitten, begannen die Visionen – die Visionen, von denen Jasmine geglaubt hatte, sie würden ausbleiben, weil sie dem Opfer zu nahe stand. Aber vielleicht hatte sie sie auch nur unterdrückt … Sie konnte den Mann mit dem Bart erkennen. Dieses Gesicht hatte sie lange Zeit in ihrem Gedächtnis vergraben, nahezu vergessen. Und doch hatte sie immer wieder verzweifelt versucht, es so genau wie möglich zu beschreiben, damit die Polizei den Mann aufspüren konnte. Obwohl er immer noch teilweise im Schatten verborgen war, raubte ihr das Bild den Atem. “Er ist ein Killer.”

“Bist du sicher?”

Sie konnte seine Mordlust spüren. “Absolut.”

“Fühlt er sich schuldig?”

Jasmine war versucht, den hauchdünnen Faden zu zerreißen, über den die fremden Gedanken und Gefühle in ihr Innerstes gelangten. Es war beängstigend. Aber sie wusste, dass sie jetzt nicht aufhören konnte. Dies war möglicherweise ihre einzige Chance, etwas über den Mann herauszufinden, das ihn verraten könnte. “Nicht Schuld. Das würde Mitgefühl voraussetzen.” Sie schloss die Augen und spürte seine Verwirrung und seine Sehnsucht, so zu sein wie alle anderen. “Er ruft nicht um Hilfe, damit das Leid, das er anderen zufügt, aufhört. Er will Hilfe, damit der Schmerz aufhört, den er selbst verspürt. Es geht allein um ihn. Er tötet, damit der Schmerz aufhört.”

“Was hat er davon, wenn er anderen wehtut?”

“Er fühlt sich mächtig. Er sehnt sich nach …” Sie kannte die Antworten, doch sie waren so düster und Furcht einflößend, dass Jasmines Verstand sich ihr verweigerte. Sie zog die Hände fort, und die Bilder verschwanden.

“Aufmerksamkeit?”, beendete Skye den Satz.

“Ja. Und nach Anerkennung.” Jasmine starrte die Schachtel an. Es kam ihr vor, als sei er ihr näher als vor sechzehn Jahren, als er im Wohnzimmer ihrer Eltern gestanden und mit Kimberly geredet hatte. Zu nahe. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, aber sie fuhr jeden einzelnen Buchstaben nach, den er geschrieben hatte, und zwang ihr Unterbewusstsein, dorthin zu gehen, wohin es nicht wollte. Für Kimberly.

“Glaubst du, dass es noch mehr gibt?”, fragte Skye.

Der zottelige Bart. Die flaschengrünen Augen. Die markante Nase. Die ausgebeulte, schmutzige Kleidung …

“Jasmine?”, drängte Skye, als sie nicht antwortete.

Es hatte keinen Zweck. Die Vision war vorbei, und ihr blieb nicht mehr als die Erinnerung daran. “Was ist?”, fragte sie.

“Glaubst du, dass er noch andere Kinder entführt hat?”

Mit zitternder Hand bedeckte Jasmine die Augen und holte tief Luft. “Glaubst du das?”

“Killer bringen nicht jeden um, den sie treffen. Es könnte sein, dass er Kimberly all die Jahre über gefangen gehalten hat und niemanden sonst entführt hat. Vielleicht hat er sich eine Tochter gewünscht, jemanden, der ihn bedingungslos liebt, und sie hat seine Bedürfnisse erfüllt.”

Auf Jasmines Arm bildete sich eine Gänsehaut. “Es hat nichts mit Liebe zu tun.” Er war nicht zufrieden, konnte vermutlich niemals zufrieden sein. Warum sonst sollte er sie oder sonst jemanden anflehen, ihn aufzuhalten?

“Er könnte sie irgendwann freigelassen haben”, überlegte Skye. “Aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie auch gegangen ist.”

“Natürlich nicht. Sie war acht, als es geschah”, sagte Jasmine. “Entführte Kinder beginnen oft, sich zu ihren Kidnappern hingezogen zu fühlen. Sie passen sich an und leben bei ihnen, als hätten sie nie ein anderes Zuhause gehabt.”

“Vielleicht hat er sie bei sich behalten, bis sie erwachsen war, und jetzt ist sie da draußen … irgendwo.”

Eine Version ihres früheren Ichs, aber nicht mehr dieselbe Person, hätte Jasmine beinahe hinzugefügt, aber das konnte sie nicht laut aussprechen. Sie würde darüber nachdenken, wenn sie jemals das Glück haben sollte, ihre Schwester zu finden – falls und wenn es so weit war.

“Wirst du analysieren lassen, ob die Probe Ähnlichkeiten mit deiner DNA aufweist?”, fragte Skye.

“Natürlich. Ich werde es an das private Labor in L.A. schicken. In Wrigleys Fall haben sie ausgezeichnete Arbeit geleistet.” Außerdem würde sie einen Fingerabdruckspezialisten nach verborgenen Fingerabdrücken suchen lassen. Sie bezweifelte, dass sie auf dem Päckchen irgendetwas finden würden. Zu viele Menschen hatten es auf dem Weg zu ihr in den Händen gehabt. Nach drei oder vier Tagen würden alle Abdrücke, die der Absender möglicherweise hinterlassen hatte, von anderen überdeckt sein, sodass sie selbst mit der besten Technik nicht mehr sicherzustellen waren. Das Armband selbst oder die Nachricht waren wesentlich vielversprechender.

“Warum lässt du das nicht die Polizei erledigen? Sie haben doch ihre eigenen Labore. Du hast in Cleveland gewohnt, als Kimberly entführt wurde. Sind die nicht eigentlich dafür zuständig?”

“Ich will es ihnen nicht zeigen.”

“Warum nicht?”

“Weil der Detective, der damals die Ermittlungen geleitet hat, immer noch dabei ist.” Jasmine stand auf und ging zum Fenster, von dem aus sie auf den Parkplatz zwei Stockwerke unter sich blickte. Alte Lastwagen, verbrauchsarme Autos und hin und wieder ein SUV standen in dem hellen Flutlicht, das vom Gebäude abstrahlte. Ihre Eigentumswohnung lag nicht gerade in einem der wohlhabenden Viertel von Sacramento. Skye, Sheridan und sie nahmen nur so viel aus der Stiftung, wie sie zum Überleben brauchten, und damit konnten sie sich keine teure Wohnung leisten. Aber es war auch nicht die schlechteste Nachbarschaft. Sie fühlte sich hier sicher. Zumindest so sicher wie möglich. Immerhin legte sie sich von Berufs wegen mit vielen gefährlichen Menschen an.

“Woher weißt du das?”

“Ich habe es vorhin überprüft.”

“Du meinst, er ist nicht fähig, die Ermittlungen zu leiten?”

“Mein Vater hat den Kerl fast um seinen Job gebracht, weil er die Reifenspur ruiniert hatte.” Jasmine riss ein Papiertuch aus dem Halter und tupfte sich den Schweiß ab, der sich auf ihrer Stirn gesammelt hatte. “Ich glaube nicht, dass er den Fall noch einmal neu aufrollen wollen wird.”

“Vielleicht könntest du mit seinem Vorgesetzten reden, damit jemand anders die Ermittlungen übernimmt.”

“Nein. Captain Jones hat sich letztes Mal schon hinter seinen Detective gestellt. Ich bin sicher, dass er es diesmal genauso halten wird. Aber ich weigere mich, mit Castillo zusammenzuarbeiten.” Jasmine konnte den Gedanken nicht ertragen, ein wichtiges Beweismittel jemandem auszuhändigen, den sie für inkompetent hielt. Es war nicht gerade so, dass die Polizei von Cleveland ihr gegenüber offen und entgegenkommend wäre. Sie kannte den Ruf ihres Vaters und wusste, wie viel Ärger er gemacht hatte. Nachdem sie bei einer ganzen Reihe von Ermittlungen mitgearbeitet hatte, fühlte sie sich dafür gewappnet, ihrer Schwester Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und sie war stärker motiviert, die Entführung aufzuklären, als ein Außenstehender es je sein könnte.

“Und was ist mit einem Privatdetektiv? Was hältst du davon, Jonathan einzuschalten? Du weiß, wie gut er ist.”

“Ich werde mich selbst darum kümmern.”

“Wie?”

“Ich fahre nach Louisiana.”

Diese Ankündigung rief ein schockiertes Schweigen hervor. Schließlich sagte Skye: “Aber alles, was du hast, ist der Poststempel!”

Nein, sie hatte mehr als das. Sie hatte sein Bild in ihrem Kopf, das wie aus dem Nichts aufgetaucht war, als sie das Päckchen berührt hatte. Sie würde sich mit einem Phantombildzeichner treffen, einen Flyer entwerfen, eine Belohnung aussetzen … Sie würde alles tun, was getan werden musste. Wenn der Schock vorüber war und sie sich wieder stärker fühlte, würde sie vielleicht noch einmal die Furcht einflößende Verbindung wiederherstellen können, die sie so kurz gespürt hatte.

Diese seltsame Vision hatte sie von einer Sache überzeugt: Der Mann mit dem Bart wusste, dass sie ihn aufhalten konnte. Und genau das hatte sie auch vor.

Selbst, wenn es für Kimberly zu spät war.

2. KAPITEL

Jasmine war noch nie in Louisiana gewesen. Nach dem Hurrikan Katrina hatte sie Geld für den Wiederaufbau gespendet. Wie so viele war sie über den entstandenen Schaden entsetzt gewesen, jedoch auf eine sehr unverbindliche Weise. Sie empfand keinerlei persönlichen Verlust wie jemand, der die Gegend vielleicht schon vorher gekannt hatte. Im Moment war es ohnehin zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen.

Sie saß auf dem Rücksitz eines Taxis, das sie vom Flughafen zum Hotel bringen sollte, und spielte unruhig mit ihrer Tasche herum. War sie verrückt geworden, einfach hierherzukommen? Sie wusste so gut wie nichts über New Orleans und hatte in diesem Teil des Landes keinerlei Kontakte. Wie sollte sie jemals den Mann finden, nach dem sie suchte?

Ein stetiges Pochen hinter ihren Augen war das erste Anzeichen stärker werdender Kopfschmerzen. Der Flug hatte sie einen ganzen Tag gekostet. Das Flugzeug war eng und überhitzt gewesen und hatte sie spät am Abend am anderen Ende des Landes wieder ausgespuckt. In der Luft hatte sie nur etwas zu trinken und eine kleine Tüte Erdnüsse bekommen. Sie war ausgehungert und erschöpft. Letzte Nacht hatte sie überhaupt nicht geschlafen und die Schachtel, das Armband und die Nachricht sorgfältig verpackt. Auf ihrem Weg nach New Orleans hatte sie einen Zwischenstopp in Los Angeles eingelegt, um die Beweismittel persönlich ins Labor zu bringen. Trotzdem hatte sie auf dem langen Flug nicht schlafen können; dazu war sie viel zu ruhelos gewesen. Stattdessen war sie in Gedanken immer wieder den Tag durchgegangen, an dem Kimberly verschwunden war. Vielleicht, so hoffte sie, würde sie sich an etwas Neues oder Anderes erinnern, das ihr jetzt weiterhelfen könnte.

Als hätte sie das während der vergangenen sechzehn Jahre nicht Millionen Mal getan, spulte sie die wenigen Momente immer wieder ab. Ihr Kopf ruhte an der Rückenlehne des Sitzes.

Jasmine hatte das Klopfen nicht gehört. Sie hatte im Wohnzimmer auf dem Fußboden gelegen, als die leicht kratzige Stimme eines Mannes den Fernseher übertönte. Kimberly sprach mit ihm. Sein ungezwungenes, beinahe vertrauliches Verhalten legte den Schluss nahe, dass er ein Arbeiter oder zumindest einer der zukünftigen Arbeiter ihres Vaters war, sodass Jasmine sich nicht die Mühe machte aufzustehen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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