Strandkorbgeschichten - Susanne von Loessl - E-Book
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Strandkorbgeschichten E-Book

Susanne von Loessl

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Beschreibung

Was haben Scarlett O’Hara, Dieter Bohlen und Anastasia Steele gemeinsam? Nicht viel, könnte man meinen. Und doch finden sie alle auf zauberhafte Weise den Weg in Susanne von Loessls sonnige Strandkorbgeschichten für den perfekten Sommerurlaub. In den Hauptrollen: toughe Single-Frauen, gealterte Grazien, exzentrische Wahrsager, liebeskranke Hunde und der eine oder andere Traummann. Dieser Band enthält zehn humorvolle Erzählungen zum Träumen und Genießen: 1. Nach zwanzig Jahren 2. Dicke Post vom lieben Gott 3. Das Ende einer Affäre oder Fifty Shades of Pink 4. Am Aschermittwoch ist alles vorbei 5. Lucky Lucie 6. Ein glückliches Jahr 7. Bohlen sei Dank 8. Für diese Jahreszeit zu kühl 9. Handy-Andy total 10. Die Sonne-Venus-Konstellation

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Seitenzahl: 117

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Susanne von Loessl

Strandkorbgeschichten

Impressum

Copyright der E-Book-Originalausgabe © 2016 bei hey! publishing, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Umschlagabbildung: FinePic®, München

ISBN  978-3-95607-094-5

www.heypublishing.com

Inhaltsverzeichnis

Strandkorbgeschichten

Impressum

Nach zwanzig Jahren

Dicke Post vom lieben Gott

Das Ende einer Affäre oder Fifty Shades of Pink

Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Lucky Lucie

Ein glückliches Jahr

Bohlen sei Dank

Für diese Jahreszeit zu kühl

Handy-Andy total

Die Sonne-Venus-Konstellation

Nach zwanzig Jahren

Der Sommer fand in diesem Jahr unter dem Regenschirm statt.

Es regnete, es schüttete, es graupelte.

Kein Mensch konnte einsehen – warum auch? –, dass ausgerechnet die Mitte Europas, und das im wahrsten Sinne des Wortes, diesen Sommer ausbaden musste. Und das nur, weil ein Atlantiktief mit einem Hoch aus nördlicher Richtung zusammengeprallt war. Ausbiegen kam wohl nicht in Frage?

Das trüb-timpelige Wetter zog einem die bleiernen Grautöne in die Knochen und legte klamme Wickel um die Seele.

Vicki Siebeck blätterte lustlos durch ihren Terminkalender. Was stand nächste Woche an?

Ah nee, auch das noch … Abi-Treffen, nächsten Freitag! Das hatte sie völlig vergessen. Und dann noch mit Übernachtung … Sie stützte ihren Kopf in die Handflächen, schaute in die vorbeiziehenden Regenschleier vor ihrem Fenster und dachte an die lang, nein, sehr lang, zurückliegende Schulzeit.

Zwanzig Jahre! Eine Ewigkeit. Sie hatten sich doch alle mehr oder weniger aus den Augen verloren, warum nach zwanzig Jahren ein Klassentreffen?

Gut, man hatte schon manchmal um drei Ecken, über den einen oder anderen gehört oder gelesen, einige waren ganz erfolgreich und Ute (Schnute) Berger, die Brigitte Bardot vom Elisengymnasium, die traf Vicki regelmäßig auf dem Wochenmarkt für ein kurzes „Guten Tag und guten Wech“, grundsätzlich immer an den Ständen, wo alles „biologisch–damisch“ war. Handgeklöppelte Möhren etc.

So hochgewachsen sie damals gewesen war, so breit war sie heute. Ihre tolle, vielbeachtete, semmelblonde Löwenmähne war auch Vergangenheit. Jetzt trug sie eine doofe Prinz-Eisenherz-Frisur, Marke Vollkornbrot und Blockflöte. Der Schmollmund – strichlippig.

Aber: Sie hatte sich sehr reich verheiratet! Natürlich noch zu ihrer Glanz-und-Glamour-Zeit. Doch jetzt – as time goes by … Schade.

Viele Gesichter tauchten in Vickis Gedanken auf. Und plötzlich war er da – Phillipp (zwei L Zwei P) Maertens … Ach Phill …

Was wohl aus ihm geworden war? ob er kommen würde? Sicherlich! Hoffentlich … Und sicher an seiner Seite, Johanna, Vickis einst beste Freundin.

Phillipp, Johanna und sie, Vicki, waren die letzten Schuljahre unzertrennlich gewesen. Für ihre Mitschüler waren sie entweder „die drei von der Tankstelle“ oder „die drei Musketiere“.

Im letzten Schuljahr verlor sich allerdings die Leichtigkeit ihrer Freundschaft zunehmend. Johanna fand Vicki und Phillipp ziemlich albern und guckte nur noch irritiert und immer leicht verbiestert über die Unbeschwertheit der beiden.

„Eure ständige Lacherei geht mir auf die Nerven. Konzentriert euch besser aufs Abi, als hier blöd rumzualbern, ah nee.“

„Was soll’s, Johannes?“, lachte Phillipp, er nannte sie tatsächlich Johannes, „wir gackern und du schreibst einen Einser nach dem anderen. Und wir schreiben dann ab! So hat alles seinen Sinn.“ Gut gelaunt strubbelte er ihr durch die Frisur.

Immer öfter beobachtete Johanna argwöhnisch ihre Freunde. Die Nase gekräuselt, den Mund verkniffen, es passte ihr absolut gar nicht!

Die Sorglosigkeit, die zwischen Phillipp, Johanna und Vicki gewesen war, war vorbei und wurde verkrampft. Zu doof. Vicki und Phillipp waren irritiert und Johanna verzickt. Am Ende ging jeder seiner Wege und jeder büffelte für sich allein.

Was war aus ihrer Freundschaft geworden?

Nach dem Abi-Ball zog Johanna Vicki, die auf dem Weg zur Garderobe war, mit knöchernem Klammergriff in eine Fensternische, fixierte sie mit ihren eisblauen, kalten Augen und zischte, ohne den Griff zu lockern: „Vicki, das war’s. Geh Phillipp und mir in Zukunft aus dem Weg. Du störst, du bist lästig. Phillipp und ich“ – sie machte eine vielsagende Pause – „du verstehst …“ Dann giftelte sie mit süffisantem Lächeln nach: „Dass du das noch nicht bemerkt hast … Na ja, es ist wie es ist, wir werden hier in Hamburg zur Uni gehen und ich denke, wir ziehen dann irgendwann zusammen, capisce? Du bist überflüssig, Siebeck. Merkst du es nicht? Du störst! Drei sind einer zu viel!“

Sie ließ Vicki los, ging drei Schritte, sagte dann kopfschüttelnd über die Schulter: „Dass du das nicht gemerkt hast, tzzz …“ Sie eilte davon und breitete ihr imaginäres Schmetterlingsnetz aus, denn irgendwo im Getümmel vermutete sie Phillipp.

Der Studienplatz – Medizin, in Süddeutschland – kam Vicki sehr gelegen. Nur weg. Alles vergessen, hinter sich lassen. Besonders Phillipp. Zwei L, zwei P.

Sie blieb das gesamte Studium über in Regensburg, ging später nach München an die Uni-Klinik, um nach dem Facharzt an ein Hospital des internationalen Roten Kreuzes an die thailändisch-kambodschanische Grenze zu wechseln. Dort traf sie auf Dr. Friedrich Naumann. Sechs Jahre waren sie verheiratet, dann löste sich ihre Ehe in Wohlgefallen auf. Als Ärzte ein Team, als Ehepaar zwei Einzelgänger. Aber Weihnachten und zu den Geburtstagen gab es immer noch Postkarten. Von Friedrich Naumann aus allen Ecken der Welt, von Vicki aus Hamburg, dort hatte sie seit einigen Jahren eine Praxis.

An Phillipp hatte sie fast zwei Jahrzehnte lang nicht mehr gedacht, nicht einmal als die Einladung auf den Tisch geflattert kam.

Dafür heute umso intensiver. Phillipp … Ach ja …

Ihre Sprechstundenhilfe klopfte an die Tür: „Können wir anfangen, Frau Doktor? Das Wartezimmer läuft über.“

Vicki schob ihre Erinnerungen beiseite. Es waren zwanzig Jahre vergangen, basta!

„Wir können anfangen.“

Freitagabend.

Vicki stand unschlüssig vor ihrem Kleiderschrank. Sie erwog und verwarf.

Zu kurz. Zu lang. Zu bieder.

Vicki hatte das Problem, das sie mit den meisten Frauen teilte, die vor einem gut gefüllten Kleiderschrank stehen: Hilfe, ich hab nichts anzuziehen!

Sie entschied sich nach endloser Probiererei für einen schlichten, schwarzen Hosenanzug. Armani, was sonst? Sie garnierte das Ganze mit etwas Kettengeklunker, drapierte ein großes Seidenkarree lässig auf die Schulter, war mit dem Ergebnis zufrieden. Sehr zufrieden!

Tasche. Autoschlüssel … Los ging’s.

Sie bog auf den Parkplatz des Hotels ein, in dem das Treffen stattfinden sollte. Plötzlich war sie nervös und wäre um Haaresbreite einer Dame in indifferentem Beige in die Hacken gefahren.

„Mein Gott, können Sie nicht gucken? Passen Sie doch auf!“

„Grüß dich, Johanna. Unverkennbar Johanna Probst, die da pöbelt“, sagte Vicki lächelnd durch das offene Fenster.

„Mensch, Vicki, du …“

Vicki war ausgestiegen und begrüßte Johanna.

„Na, und wo ist er?“, fragte sie.

„Wer?“, fragte leicht blöde Johanna.

„Na, Phillipp …“

„Weiß ich doch nicht. Wie kommst du denn darauf? Also wirklich.“ Johanna zuckte mit den Schultern, versuchte Ahnungslosigkeit zu signalisieren und bekam einen roten Kopf.

Hukaido-Kürbis auf beigem Ensemble.

Johanna kreiselte sich durch ihre Gedanken und auf ihrer Nase bildeten sich kleine Schweißperlen. Sie lachte schrill und etwas zu laut, stupste Vicki, die inzwischen ausgestiegen war, plump vertraulich ihren Ellbogen in die Rippen und kicherte dümmlich.

„Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, Phillipp … Also wirklich! Ich lebe in Husum, bin sehr glücklich verheiratet und Mutter von drei Kindern.“

Sie musterte Vicki mit gekonntem Schakalblick. „Hast du Kinder?“ Sie zog die zweite Silbe bewusst in die Länge. „Wie du im Zusammenhang mit mir auf Phillipp kommst, also wirklich …“ Johanna kicherte erneut ziemlich blond.

Sie plapperte auf dem Weg zum Eingang ohne Punkt und Komma. Nur Vicki hörte nicht mehr zu.

Reiner Selbstschutz.

Vicki erkannte die meisten Ehemaligen sofort. Einige waren aufgeblüht, andere fingen schon leicht an zu welken.

Ein freundlicher Geschäftsführer bat die ankommenden Gäste zum Empfangschampagner auf die Terrasse.

Nachdem sich das erste Hallo gelegt hatte, klopfte Hans-Peter Kühn, heute ein renommierter, ausgefuchster Anwalt, an sein Glas, um die Anwesenden zu begrüßen. In ihrer Schulzeit war er Klassensprecher gewesen und irgendwo war er es immer noch, der Hansi.

Er verlas die Grüße mit den Absagen. Auch die in Öko verblühte Ute Berger hatte abgesagt.

„Wir sind leider, leider in unserem Domizil in Monte Carlo …“

Eine Stimme war zu hören: „Das ist aber jammer-, jammerschade.“

Die Gesellschaft drehte sich in Richtung des Sprechenden.

In den weitgeöffneten Flügeltüren zur Terrasse stand ein Schlaganfall von einem Mann. Braungebrannt, schwarze Haare (durchzogen von feinen Silbersträhnen), die Krawatte locker gebunden, die oberen Knöpfe des weißen Hemdes geöffnet, geschoppte Manschetten. Das Sakko hing lässig am Zeigefinger seiner linken Hand auf seiner Schulter.

„Wow!“, seufzte eine Frauenstimme.

„Johanna!“, sagte Vicki laut. Oje, das hatte sie gar nicht gewollt.

Ihr Ausruf ging glücklicherweise mehr oder weniger in großem Gelächter unter.

Johanna ruderte sich rücksichtslos in Richtung Phillipp durch die Menge.

„Phillipp! Phillipp!“ Sekunden später hing sie dann als üppiges, beiges Seiden-Komplett an seinem Hals.

Er sah feixend über Johannas Schulter hinweg in die Menge.

Da stand tatsächlich Phillipp Maertens, mitten unter vielen Menschen, die laut durcheinander redeten. Nicht aufwachen, Vicki … Was für ein wunderschöner Sommerabend … Phillipp … Wach bloß nicht auf, befahl sie sich.

Phillipp guckte sich durch die Gesichter, er suchte Vicki. Sie war der eigentliche Grund, warum er überhaupt gekommen war.

Da, da war sie.

Phillipp befreite sich aus den Tentakeln von Johanna. Mit Herzklopfen bis zum Hals bahnte er sich seinen Weg zu Vicki.

„Victoria …“ Er nannte sie zum allersten Mal Victoria.

„Phillipp …“ Nicht aufwachen, Vicki Siebeck, ermahnte sie sich noch einmal, träumte den schönen Phillipp-Traum.

„Vicki, ich bin es, Phillipp, Phillipp Maertens, erinnerst du dich?“

„Phillipp?“

„Vicki!“

Da standen sie nach zwanzig Jahren wortlos voreinander.

„Ich hol euch gleich ’n Stehgeiger!“, rief Hans-Peter Kühn über die Köpfe der Gäste hinweg und war plötzlich wieder der freche, sommersprossige Hansi aus der 13 b.

Die Truppe drängelte sich zwischen die beiden, um Phillipp mit großem Hallo zu begrüßen. An der Spitze segelte erneut Johanna und quietschte: „Phillipp!“

Vicki stand abseits. Ab und zu trafen sich die Blicke von Phillipp und Vicki.

Doch Johanna schob sich mit der Witterung der Verbiesterten als beige Sichtblende schnell dazwischen.

Ein vom Himmel geschickter Kellner löste die Runde auf und bat Platz zu nehmen.

„Gibt es eine Tischordnung“, fragte Phillipp, ohne seinen Blick von Vicki zu lösen.

„Du sitzt neben MIR!“ Johanna zog ihn mit und scheuchte alle, die im Weg standen, zur Seite.

Vicki nahm schräg gegenüber Platz.

Sehr zur Freude von Gunther Blaschke. Elektro-Blaschke, neun Filialen … und immer noch nicht verheiratet.

Gunther, wie schon zu Schulzeiten im perfekten englischen Outfit. Mr. Very-Britisch –Tweed-Sakko, senfgelbe Feincordhose, Clubkrawatte, passendes Einstecktuch. Umweht von Grey Flannel.

Blaschke strahlte. Endlich saß er neben seinem Schwarm Vicki Siebeck. Endlich! Wie gerne würde er ihr alle Lampen, Staubsauger, Waschmaschinen, Bügeleisen und Kabelbinder zu Füßen legen. Vicki Siebeck! Vor lauter Nervosität schwabberte er sich Hummersuppe auf den schönen Schlips.

Johanna redete auf Phillipp ein, sie musste schließlich 20 Jahre aufholen.

Phillipp versuchte von Zeit zu Zeit zu Vicki rüber zu sehen, doch sofort fuhrwerkte Johanna in den Blickkontakt, angelte nach dem Brotkorb, fischte nach dem Salzstreuer oder platzierte eine Flasche Pellegrino dazwischen.

„Phillipp, Phillipp … hörst du mir überhaupt zu? Ich rede mit dir.“

Neben Vicki dozierte, charmierte, sabbelte Blaschke wie ein Wasserfall. Und klopfte, ihre Konzentration einfordernd, ab und zu mit leichter Hand an ihren Oberarm.

Blaschke redete und redete.

Als sie beim Zwischengericht, Maispoularde an frischem Vierländer Gemüse, angelangt waren, wusste Vicki bereits, wie viele Häuser und Grundstücke (zwei davon auf Sylt) er in eine Ehe einbringen würde.

„Unsere Werbung: Bei Blaschke geht dir ein Licht auf!“, meckerte er lachend über die Tafel.

Blaschke ist dick wie ein prall gefüllter Geldsack, dachte Phillipp und suchte erneut Blickkontakt mit Vicki. Vicki Siebeck, oder wie immer du jetzt heißen magst, sieh doch bitte einmal zu mir rüber.

Vicki ließ Gunther reden und reden und hörte aufmerksam nicht zu.

Sie sah zu Phillipp, der sich anscheinend blendend mit Johanna zu unterhalten schien.

Nein, tat er nicht, denn auch er hörte nicht zu. Johanna plapperte und schnatterte ununterbrochen.

Phillipp, sieh doch bitte einmal in meine Richtung.

„So, ihr Lieben, zum Hauptgang Platzwechsel.“

Phillipp stand auf, ging um den Tisch herum und scheuchte Blaschke vom Sitz. So!

Da alle noch blockten, musste Blaschke auf den frei gewordenen Platz zu Johanna. Maulig fiel er auf das Polster.

Endlich saß Phillipp da, wo er von Anfang an sitzen wollte. Außerdem war Vicki der einzige Grund, weshalb er überhaupt gekommen war. Er wollte, auch wenn 20 Jahre dazwischen lagen, wissen, warum Vicki damals sang- und klanglos von einem Tag auf den anderen aus seinem Leben verschwunden war.

Phillipp hatte so viele Fragen. Doch nun saß er stumm neben Vicki.

Wie schön Vicki ist! Sie trägt keinen Ehering … Aber das hat nichts zu bedeuten.

Er hat wunderschöne Hände. Aber er trägt keinen Ring. Weder rechts noch links. Das hat nichts zu bedeuten …

Vor Aufregung konnte Vicki fast nicht sprechen, nur ein relativ gut gestammeltes, unwichtiges „Wo lebst du denn jetzt?“ gelang ihr.

„Wir leben in New York.“

Wir? Was hast du erwartet, Victoria Siebeck?

Phillipp drückte Vicki ihr Glas in die Hand, griff nach seinem eigenen, lächelte und tauchte in Vickis Augen. „Auf unser Wiedersehen … auf uns.“ Phillipp nahm Vickis Hand und küsste ihre Fingerspitzen. „Endlich, Vicki! Endlich!“

Er hielt ihre Hand noch immer, als bereits der Nachtisch serviert wurde.

Die anderen löffelten lachend und schwatzend ihre Variationen von Waldbeeren auf Champagner-Sorbet.

Vicki und Phillipp ließen stumm die Ewigkeit an sich vorüberziehen, während sich die Waldbeeren dem flüssigen Sorbet hingaben.

Hansi klimperte an sein Glas, um sich Gehör zu verschaffen.

Er machte den Vorschlag, dass bei Kaffee, Espresso, Cappuccino oder was auch immer, jeder ein paar Sätze über sich sagen sollte. Danach: „Danz opp de Deel, will sagen: wir gehen schwofen, reden und tanzen in der Bar oder in der untergehenden Sonne auf der Terrasse.“ Hier zwinkerte Hansi in Richtung Vicki und Phillipp.

Jeder erzählte mal kürzer, mal länger, mal extra lang (Johanna). Nun wusste auch jeder um ihre Wehenschwäche und dass Sohn Emanuel eine Steißgeburt gewesen war.

Dann kam Vicki an die Reihe. Ärztin, geschieden, keine Kinder.

Bei geschieden ruckelte Blaschke aufgeregt an seiner Krawatte.

Der Nächste war Phillipp. Banker, Wohnort New York, zwei Kinder, neun und elf Jahre alt. Seit zwei Jahren Witwer, er hatte seine Frau durch einen Unfall verloren.