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Stunde der Drachen 3 - Das Erbe der Zeit E-Book

Ewa Aukett

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Beschreibung

Nach den Unruhen der vergangenen Wochen ist der Herr der McCallahans endlich nach Hause zurückgekehrt.   Doch Lee muss begreifen, dass Royce nicht mehr der ist, der er war. Etwas ist in den Kerkern von Fallcoar geschehen. Etwas, das ihren Mann verändert hat.   Schweren Herzens macht sie sich zusammen mit Royce auf eine Reise. Eine Reise, die nicht nur gute Erinnerungen heraufbeschwört. Eine Reise mit ungewissem Ausgang.   Lee weiß, der Weg, der vor ihr liegt, wird ihr alles abverlangen ... und sie wird sich entscheiden müssen - endgültig. Der letzte abschließende Teil der Fantasy-Bestseller-Trilogie von Ewa Aukett.

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Ewa Aukett

Stunde der Drachen 3 - Das Erbe der Zeit

Fantasy Liebesroman

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Klappentext

 

Nach den Unruhen der vergangenen Wochen ist der Herr der McCallahans endlich nach Hause zurückgekehrt.

 

Doch Lee muss begreifen, dass Royce nicht mehr der ist, der er war.

Etwas ist in den Kerkern von Fallcoar geschehen.

Etwas, das ihren Mann verändert hat.

 

Schweren Herzens macht sie sich zusammen mit Royce auf eine Reise.

Eine Reise, die nicht nur gute Erinnerungen heraufbeschwört.

Eine Reise, mit ungewissem Ausgang.

 

Lee weiß, der Weg, der vor ihr liegt, wird ihr alles abverlangen ... und sie wird sich entscheiden müssen - endgültig.

Sijrevan

1. Kapitel

Callahan-Castle, Highlands von Sijrevan

Im Scheiding, Anno 1587

 

Aufgebracht durchwanderte der Highlander mit großen Schritten die Halle und gestikulierte dabei wild mit den Armen.

„Ich verstehe Euer Ansinnen, Lady McCallahan, doch dieser Angriff war nur ein kurzes Aufbegehren. Ihr habt nicht gesehen, was wir sahen. Fitard hat in den östlichen Landen ein Heer versammelt, das seinesgleichen sucht. Nicht einmal die Streitmacht von Fallcoar könnte sich ihm entgegenstellen.“

Galdrisch MacAlsey wandte sich zu ihr um.

Schnee glitzerte immer noch in seinem zerzausten, roten Haar; er und die anderen hatten erst vor wenigen Minuten die Feste betreten. Die Clanherren und ihre Männer hatten sich in der Halle verteilt und wärmten sich am Kamin, während Edda ihre kleinen und größeren Blessuren versorgte.

Lee musterte MacAlsey in nachdenklichem Schweigen. Sein angegrauter Bart sah kaum weniger unfrisiert aus als sein Haupthaar. Man sah ihm und den anderen Highlandern die Aufregung der letzten Stunden immer noch an.

Sie alle hatten sich auf den Weg nach Callahan-Castle gemacht, in dem Bestreben, ihren Eid Royces Clan gegenüber zu erneuern und einander die Treue zu schwören. Doch ehe ein wirkliches Gespräch mit den McCallahans hatte zustande kommen können, waren Fitard und der Dunkle wie eine Naturgewalt über sie alle hereingebrochen und hatten mit ihrem Angriff auch die vier Clanherren dazu genötigt, sich in den Kampf einzubringen.

Schulter an Schulter mit den Kriegern der McCallahans, hatten sie sich den Söldnern entgegengestürzt und tapfer mit ihren Männern gekämpft. Doch nun, da Fitard geschlagen schien und der Dunkle sich den Drachen geholt hatte, war die Ernüchterung über sie gekommen und mit ihr die Angst zurückgekehrt.

Lee konnte MacAlsey seine Worte nicht verdenken.

Das, was ihnen heute auf dem Schlachtfeld begegnet war, war nichts als ein Trugbild gewesen. Ein Bruchteil dessen, was sie wirklich erwarten würde, wenn das Bündnis zwischen dem Herren der Schatten und dem Großlord sich endgültig erfüllte.

 

„Sijrevan wird mehr und mehr von Dunkelheit überschattet, Mylady. Wir haben dieses Schattenheer besiegt, doch die Armee des Dunklen wartet hinter den Grenzen zu Eurem Land auf Fitards Ruf.“ Der Blick des Highlanders wurde eindringlich. „Es sind nicht nur menschliche Söldner, die ihnen folgen!“

„Dessen bin ich mir wohl bewusst“, erwiderte sie ruhig. „Doch abzuwarten und auszuharren, darauf zu hoffen, dass sich die Dinge von selbst regeln, wird uns nicht helfen. Wir müssen etwas unternehmen.“ Sie musterte einen Mann nach dem anderen. „Wir müssen uns mit allen Clans vereinen und Fitard dort treffen, wo er am verwundbarsten ist.“

„Sie haben diesen Drachen mitgenommen“, warf Bearach Kinnon ein.

Der Clanherr, dessen Land direkt an Fitards einstige Heimat im Süden grenzte, erhob sich mühsam von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. Sein rechter Arm war bandagiert und Edda hatte ihn mit einer Schlinge um seinen Hals ruhiggestellt, um die wieder eingerenkte Schulter zu schonen.

Er war deutlich jünger als die drei anderen Clanherren, die die McCallahans aufgesucht hatten, um den Eid zu erneuern. Sein Vater war vor einem Jahr an einem Fieber gestorben und seither führte er den Clan an.

Er mochte vielleicht ein oder zwei Jahre älter als Lee sein; ein junger Mann, der seiner Aufgabe nicht wirklich gewachsen zu sein schien und sie mit besorgten Blicken bedachte.

„Mein Onkel hat mir oft die alten Geschichten erzählt. Der Drache wird Fitard eine Macht geben, die ihm nicht zusteht.“

Lee zuckte mit den Schultern.

„Fitard ist längst nicht mehr meine größte Sorge. Selbst wenn er seine Rache bekäme und sich endlich zurückzöge, würde der Dunkle dennoch danach streben, ganz Sijrevan zu unterwerfen. Seit dem Tag, an dem Fitard dieses Bündnis eingegangen ist, bringt er unsere ganze Welt in Gefahr.“

„Sie hat Recht.“

Eilik McSheamuis, der bislang schweigend, mit gesenktem Kopf und einem Becher Met zwischen seinen Fingern auf der Bank vor dem Kamin gesessen hatte, stellte den Honigwein vor sich auf den Tisch.

 

Er sah wüst aus, verheerender noch als MacAlsey, dem alle Haare zu Berge standen. Sein dunkler, graumelierter Bart war ebenfalls zerzaust, aber schlimmer war das Blut, das überall an ihm klebte: auf dem blanken Schädel, im Gesicht, dem ganzen Körper.

Es war nicht sein Blut.

McSheamuis war unversehrt. Der Clanherr, dessen Gebiet von den Schattenbergen beherrscht wurde, war ein grausamer, blutrünstiger Kämpfer und es war unübersehbar, wer in seinen Schlachten den Sieg davontrug.

Wulf hatte erzählt, der Highlander hätte mit seiner Axt wie ein Wahnsinniger unter den Söldnern gewütet und alles niedergemetzelt, was sich ihm in den Weg gestellt hatte. Den Männern, die ihm zu nahe gekommen waren, hatte er sogar in den Hals gebissen.

Lee ließen die Berichte kalt. Sie sah nur eins in ihm: einen fähigen, effizienten Krieger, auf den sie unmöglich verzichten konnte.

Sie verstand die Bedenken der Clanherren, aber sie war auf ihre Hilfe angewiesen und bereit zu tun, was getan werden musste, um sie an ihren eigenen Clan zu binden.

Ein humorloses Lachen erklang.

„Mir ist gleichgültig, ob sie Recht hat. Ich will wissen, was mit Master Royce geschehen ist und warum seine Gattin statt seiner mit uns spricht.“ Nathair Fionbharr wandte sich vom Kamin ab und sah zu ihr hinüber. Unmut blitzte in seinen dunklen Augen auf. „Nichts für ungut, Mylady. Ich erinnere mich an Euren Brief und die salbungsvollen Worte, doch bin ich es nicht gewohnt, mit dem Weib eines Highlanders über Wohl und Wehe meines Clans zu verhandeln.“

Lee musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle und verzog die Lippen zu einem sachten Lächeln. Bisher hatte Fionbharr nur am Kamin gestanden und ins Feuer gestarrt. Sie hatte eigentlich schon bei den drei anderen Clanherren mit Widerstand ihr gegenüber gerechnet. Dies war immer noch das sechzehnte Jahrhundert und für die meisten Männer war eine resolute, schwertschwingende Frau etwas völlig Neues.

Natürlich wusste Lee um die Geschichten, die man sich über sie erzählte, und sie wusste, dass auch die vier Männer, die sich hier versammelt hatten, von der Drachenkriegerin gehört hatten.

Doch sie alle hatten nur den Übergriff auf den weißen Drachen erlebt, den der Dunkle mit sich genommen hatte. Für die Meisten von ihnen war die Schlacht bereits jetzt geschlagen.

 

„Ich bedaure, Lord Fionbharr. Mein Gemahl ist verhindert …“ Sie zögerte nur für eine Sekunde, ehe sie fortfuhr: „Der Schatten hat sich seiner bemächtigt. Von nun an ist es meine Aufgabe, Verhandlungen zu führen und diesen Clan zu schützen. Ob es Euch gefällt oder nicht, Ihr werdet mit mir vorlieb nehmen müssen.“

MacAlsey, Fionbharr und Kinnon warfen einander wirre Blicke zu. Nur der vierte Clanherr saß weiterhin auf seinem Platz und starrte Lee aus schmalen Augen an.

„Was für ein Schatten?“, polterte MacAlsey los.

„Sh’a’Shea!“

Es war McSheamuis, der an ihrer statt antwortete.

In drei Gesichtern zeichnete sich plötzlich deutliche Furcht ab, während sie Lee anglotzten. Kinnon war blass geworden unter seinem dunklen Haar.

„Ist das wahr?“, wollte Fionbharr wissen.

Lee nickte.

„Ja. Vermutlich hat er bereits im Kerker von Fallcoar Besitz von ihm ergriffen … doch die Anwesenheit des Dunklen hat dem Schatten erst heute die Macht gegeben, die Seele meines Mannes einzuschließen und die Kontrolle über ihn zu übernehmen.“

„Dann sind wir verloren und dem Tode geweiht“, flüsterte Kinnon. Die anderen Männer schwiegen betreten, lediglich McSheamuis wich ihrem Blick nicht aus.

Lee ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte den Kopf, während sie Kinnon verärgert musterte.

„Das ist alles, was Euch einfällt, Clanherr?“ Sie schnaubte wütend. „Wisst Ihr, was ich von Feiglingen halte, die sich hinter Sagen und Mythen verstecken, um sich keinem echten Feind stellen zu müssen?“

„Ich bin nicht feige!“, begehrte der junge Mann auf. „Auch ich habe an der Seite Eurer Krieger gekämpft.“

Lee trat vor ihn.

Das Kinn vorgeschoben, starrte sie ihm in die Augen.

„Dann sagt mir, wo der mutige Mann geblieben ist, der Ihr wart … und der sich nun hinter der Fassade eines eingeschüchterten Waschweibs verbirgt!“

 

Aufgebracht lief sie in die Mitte der Halle und sah sich um. Auch ein Teil ihrer eigenen Krieger hatte sich mittlerweile hier eingefunden, um ihre Wunden versorgen zu lassen. Unzählige Augenpaare hefteten sich auf sie, während Lee unruhig auf und ab schritt.

Schließlich blieb sie stehen, atmete tief durch und drehte sich zu den vier Clanherren um, die immer noch vor dem Kamin versammelt waren. Mit deutlich mehr Ruhe als sie empfand, begegnete sie ihren prüfenden Blicken.

„Ich habe Angst“, stellte sie laut fest. „Ich habe Angst davor, mich einem Feind zu stellen, der mir überlegen ist und mich zermalmen kann, wenn es ihm beliebt. Ich habe Angst, meinen Gemahl an den Schatten zu verlieren, der ihm innewohnt, und ich habe Angst, meinen Clan nicht beschützen zu können.“

Sie legte beide Hände auf ihren Bauch.

„Ich habe Angst, dieses Kind zur Welt zu bringen, in dem Wissen, dass es in ein Leben voller Krieg, Entbehrungen und Leid hineingeboren wird. Ich kann ihm keine Zukunft bieten, die frei von Furcht und Schmerz sein wird.“

Lee machte einen Schritt auf die Männer zu.

„Aber bei all der Angst in mir habe ich auch Hoffnung! Hoffnung auf eine Schlacht, die die Letzte sein wird, und auf einen Sieg, der uns allen endlich das gibt, was wir uns schon seit so vielen Jahren ersehnen: Frieden und Freiheit.“

Entschlossen schob sie das Kinn vor.

„Ich lasse nicht zu, dass diese Angst mich lähmt! Sie wird mir weder den Schneid abkaufen noch wird sie mich aufgeben lassen. So sehr ich all diese Dinge fürchte, so sehr sind andere Dinge es wert, dass ich um sie kämpfe. Ich werde mich nicht mutlos in dieses Ungemach fügen und kapitulieren. Ich kämpfe für meinen Clan, für mein Kind und für ganz Sijrevan. Ich weiß, Royce ist immer noch da, tief unter dem verborgen, was der Schatten aus ihm gemacht hat … und ich werde mir meinen Mann zurückholen. Meine Klinge wird das Letzte sein, das Sh’a’Shea in dieser Welt spüren wird.“

 

Eine Weile war es so still in der Halle, das man eine Nadel hätte fallen hören können, dann räusperte Fionbharr sich umständlich.

„Euren flammenden Worten zum Trotz muss ich Euch fragen, wie Ihr daran glauben könnt, dass Euch gelingt, woran so viele vor Euch scheiterten?“ Er machte einen wütenden Schritt in ihre Richtung. „Für einen Plagua fallen fünf Männer. Die Nimroqs ersticken unsere Krieger mit ihren Umarmungen, ohne dass wir ihnen auch nur ein Haar krümmen können … und die Heriphen … Ihr habt diese Mischwesen noch nicht gesehen, sonst wärt Ihr nicht so voller Zuversicht. Diese geflügelten Kreaturen erheben sich mit ihren Schwingen in die Lüfte und sind für das Schwert eines Highlanders unerreichbar. Sie packen uns und schmettern uns aus großer Höhe auf die Erde, wo wir zerbrochen und unbeweglich dem Tod begegnen. Wir können uns ihrer nicht erwehren. Die Hoffnung, von der Ihr sprecht, ist für mich nicht erkennbar. Wie wollen wir gegen Hunderte dieser Schattenwesen bestehen?“

Lee schenkte ihm ein Lächeln.

„Es gibt immer einen Weg“, erwiderte sie leise. Entschlossen durchquerte sie die Halle, blieb am Durchgang zu den Gesinderäumen stehen und nickte den vier Clanoberhäuptern zu.

„Folgt mir!“

 

***

 

Sie wunderte sich nicht darüber, dass McSheamuis der Erste gewesen war, der ohne Zögern durch den Kamin in der Bibliothek zu ihr getreten war. Der Rest war ihnen schließlich mit einigem Abstand gefolgt.

Lee wusste, sie war ein Wagnis mit ihrer offenen Beleidigung eingegangen, doch keiner der Männer wollte sich noch einmal von ihr als feige bezeichnen lassen. McSheamuis und sie hatten ein kurzes Lächeln getauscht und der zwei Meter große Hüne war schweigend hinter ihr hergewandert.

Sie trat in die Finsternis der Drachenhöhle.

Du hast lang gebraucht.

Ich weiß, es tut mir leid.

Lee nickte in die Dunkelheit hinein, wohl wissend, dass Donchuhmuire ihre stumme Antwort auf seinen sanften Vorwurf auch so verstand. Ein sanfter Wind strich über Lee hinweg und wenige Sekunden später wirbelte ein Schwarm blauer Lichtwesen um sie und die vier Clanherren herum, ehe er sich in der Höhle verteilte und das weitläufige, unterirdische Felsenareal erhellte.

Langsam wurden die Details dieses Ortes sichtbar.

„Vermaledeit!“

MacAlseys aufgeregtes Schnauben wurde als mehrfaches Echo von den Wänden zurückgeworfen, während die Höhle vor ihnen in sanftes Licht getaucht wurde und ihnen die Geheimnisse enthüllte, die hier ruhten.

„Noch ein Drache?“ Der rothaarige Highlander schob einen unflätigen Fluch hinterher. „Wie kann das sein?“

„Ich träume“, flüsterte Kinnon neben ihr. In seinem Gesicht spiegelte sich Fassungslosigkeit und Faszination, während er einen Schritt vorwärts machte und sich umsah.

„Mitnichten, Mylord“, erwiderte sie leise.

Der Höhle den Rücken zuwendend, drehte sie sich zu den vier Männern um und begegnete ihren verblüfften und bestürzten Blicken.

Sie atmete tief durch.

 

„Ich weiß nicht, wie viel Ihr von den Geschichten und Gerüchten glaubt oder gehört habt, die über mich kursieren. Ich weiß nicht einmal, was alles erzählt wird, doch eines davon ist wahr: ich bin eine Drachenkriegerin!“

Sie deutete auf Donchuhmuire, der sich ein Stück erhob und zu ihnen herübersah.

„Er hat mich erwählt und durch Zeit und Raum geleitet, um meine Bestimmung zu erfüllen. Nach allem, was heute geschehen ist, bin ich mir dessen, was diese Welt sich von mir ersehnt, so sicher wie nie zuvor. Es ist meine Aufgabe, das Licht von Sijrevan zu behüten und zu beschützen … und es wird meine Klinge sein, die sowohl den Dunklen als auch den Schatten in die Unendlichkeit stürzt.“

Als Fionbharr etwas sagen wollte, hob sie eine Hand und gebot ihm Einhalt.

„All Eure Einwände und Eure Sorgen teile auch ich. Ich kann nicht allein gegen Fitards Armee und das Schattenheer des Dunklen bestehen, doch ich weiß, wenn alle Clans sich unter einem Banner vereinen, wenn Ihr alle bereit seid, uns zu folgen, werden wir gemeinsam siegen können. Dies wird kein sorgloser Weg, kein leichter Sieg, der uns geschenkt wird, wir werden viele gute Seelen verlieren … doch wir werden eine Zukunft für unsere Kinder schaffen können. Eine Zukunft, der sie voll Zuversicht und Hoffnung entgegenblicken dürfen. Wir können das Licht nach Sijrevan bringen und die Schatten in ihre Welt zurücktreiben.“

Fionbharr schnaufte hörbar und deutete auf Donchuhmuire.

„Mit einem Drachen? Niemals.“

Lee schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht nur mit einem … mit einer Armee.“

Als sie sich wieder zu der Höhle umwandte, gab Donchuhmuire einen grollenden Laut von sich, der den Fels unter ihren Füßen zum Vibrieren brachte.

Im Schein der Lichtwesen kam Bewegung in die riesige Höhle. Ein Drache nach dem anderen hob seinen Kopf, richtete sich ein Stück weit auf und gab sich zu erkennen.

 

Donchuhmuire wandte seinen Blick zu Lee.

Die vier Männer waren für einen Moment gefangen in ihrem Staunen.

Der Herr über die Schatten gewinnt mehr und mehr Macht, je länger der Wächter in seiner Gewalt ist.

Sie sah ihn an und nickte.

Ich weiß, ich will alles tun, was nötig ist, und mich alsbald auf den Weg machen.

Du kannst den Wächter nur befreien, wenn dein Gefährte dir zur Seite steht, und du darfst das Kind nicht in Gefahr bringen. Du musst das Tor finden, doch der Reiter darf Sijrevan nicht verlassen, solange der Dunkle über einen der Unseren bestimmt.

Sie runzelte die Stirn.

Wie soll ich Royce dazu bewegen, mir zu helfen? Der Schatten wohnt in ihm.

Du musst ihn töten, damit er leben kann.

Lee holte zitternd Luft, unterbrach den Blickkontakt mit Donchuhmuire und starrte einen Moment zu Boden.

Ihn töten? Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu.

Wie sollte sie ihn töten, ohne ihn endgültig zu verlieren? Ganz gleich, welch lebensgefährliche Verletzung sie ihm zufügen würde, nicht einmal Edda würde ihn dann noch retten können.

Der Schatten verdrängt seine Seele.

Sie schaute zu Donchuhmuire hinüber.

Wie kann ich tun, was du verlangst?

Du wirst sein Herz mit deinem Schwert spalten. Du musst den Schatten in ihm töten. Doch wisse, er wird sich wehren.

Lee verzog die Lippen zu einem bitteren Lächeln und sah zu den vier Clanherrn hinüber, die immer noch dastanden und sich staunend in der Höhle umsahen.

Also soll ich einfach zu ihm in den Kerker gehen und sein Leben auslöschen?

Donchuhmuires tiefer Atem erfüllte die Höhle.

Du wirst spüren, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist. Ich schicke dich mit ihm auf eine Reise zum südlichsten Punkt von Sijrevan, dort wo die dunkle Einöde liegt und du die Ruine eines verlorenen Lebens findest. Ihr müsst die Mine suchen, in der Fitards Vater einst nach Gold schürfte. Betritt sie mit niemandem außer Royce … ihr werdet etwas finden, tief unter der Erde … es ist voller Wut und Hass auf die Welt. Wenn du diesem Wesen gegenüberstehst, wirst du wissen, was du zu tun hast.

 

Unglücklich presste Lee die Lippen aufeinander. Was der Drache von ihr verlangte, hinterließ einen bitteren Nachhall in ihr.

Ich fühle deinen Schmerz, doch kann ich ihn dir nicht nehmen. Du wirst diesen Weg beschreiten und er wird dich tief in die Dunkelheit führen, die auch Fitard innewohnt. Du wirst einen Verbündeten in seiner Armee brauchen.

Einen Verbündeten? Wie stellst du dir das vor?

Es gibt jemanden, der dir zugetan ist – du nanntest ihn vor langer Zeit mehr als einen Freund. Er ist ein Wesen, das im Dunkel lebt und doch jenen, die das Licht feiern, näher ist als dem Herrn der Schatten. Es gibt eine Verbindung zwischen euch, die auch du gespürt hast.

Lee stutzte.

Crafael?!

Er wacht über dich … schon seit langer Zeit.

Eine Erinnerung durchfuhr sie und sie sah das Gesicht des Dunkelalben vor sich, der ihnen damals im Kampf mit den Plaguas zur Seite gestanden hatte. Auch er hatte sich als Teil der Dunkelheit bezeichnet und doch hatte Lee nicht das Gefühl gehabt, dass er wirklich eine Gefahr war.

Was bedeutet, dass er über mich wacht?

Seine Augen und Ohren sind stets bei dir, wenn du die Obhut deines Clans verlässt. Sein Totem begleitet dich auf jeder Reise.

Sie runzelte die Stirn.

Sein Totem?

SeinSeelenbegleiter, untrennbar verbunden und für alle Zeit vereint.

Kopfschüttelnd verdrängte sie die neuen Fragen, die in ihr aufkamen.

Wo finde ich ihn?

Er wird dich finden. Er wird wissen, dass du ihn suchst. Er hat eine Entscheidung getroffen und du musst ihm den Weg zurück ins Licht weisen. Nur so kann er seinen Frieden finden – und du ebenfalls.

 

„Nun gut, Lady McCallahan!“

Fionbharr wandte sich ihr zu und unterbrach ihr Zwiegespräch mit dem Drachen.

„Ihr gebt mir die Hoffnung, die ich verloren glaubte. Dennoch verlange ich eines von Euch: Bringt uns den Herrn der McCallahans zurück!“ Er baute sich vor ihr auf und musterte sie mit grimmiger Miene. „Rettet Euren Gemahl - wie auch immer Ihr es anzustellen vermögt - und tötet den Schatten!“

Fionbharr legte eine Hand auf sein Herz.

„Kehrt Royce McCallahan, den wir kennen, zu uns zurück biete ich Euch die Kraft all meiner Krieger und meine eigene, und wir folgen Euch in jedwede Schlacht, die Ihr zu schlagen gedenkt. Gebt mir diesen letzten Beweis Eures Mutes und ich gelobe Euch Treue und Gefolgschaft, um mit Euch gegen den Dunklen zu ziehen.“

Kinnon trat neben ihn.

„Dem schließen wir uns an, Mylady“, bestätigte der junge Highlander. „Wir kehren heim zu unseren Clans, doch rufen Ihr und Euer Gemahl uns zu den Waffen, werden wir Euch folgen.“

Der rothaarige MacAlsey gab nur ein zustimmendes Brummen von sich und Lee bedankte sich leise bei den Männern.

McSheamuis war der Letzte, der den Drachen den Rücken zuwandte, zwischen den anderen Highlandern hindurchtrat und vor Lee stehenblieb. Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihm aufzusehen.

Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Stirn.

Verblüfft starrte sie ihn an.

„Mein Clan ist Euer Clan, Drachenkriegerin“, versprach er. „Ich begebe mich noch heute auf den Weg hinter die östlichen Lande – ich suche McFergus auf.“

Ohne ein weiteres Wort ging er an ihr vorbei und zurück in den Gang, der hinauf in die Feste führte. Die drei anderen Männer folgten ihm.

Lee schnappte nach Luft.

In die Verzweiflung über Donchuhmuires Geheiß nach dem Tod ihres Mannes mischte sich eine aufkeimende Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch alles zum Guten wenden könnte.

 

***

 

Dunkelheit umfing ihn und hielt ihn gefangen. Er fühlte sich in Schwärze gehüllt, von Einsamkeit erstickt.

Alles Gute in seinem Leben war ausgelöscht, von einem Augenblick auf den anderen, und er hatte keine Erinnerung an das, was geschehen war.

Widerstrebend schlug er die Augen auf und sah sich um.

Kalte Felswände umgaben ihn und unter sich spürte er eine dicke Matratze aus kratzigem Gewebe, die mit Stroh gefüllt war.

Wo war er?

Ein Lager am Rand des Schlachtfelds?

Nein … nein, der salzige Geruch des Meeres schmeichelte seiner Nase und schenkte ihm ein sachtes Gefühl von Heimat.

Doch was war Heimat?

Und wer war er?

Als er den Kopf wandte und sich umsah, wirkte der Ort auf seltsame Weise vertraut. Ein Ort, den er kannte und der ihm doch völlig fremd war.

Ein Kerker?

Er fühlte sich merkwürdig, irgendwie deplatziert, als gehörte er nicht hierher. In seinem Kopf war nichts als chaotisches Durcheinander, das er nicht einzuordnen wusste.

Mitten in der Dunkelheit, die ihn umgab, öffnete sich ein hellerleuchtetes Rechteck und eine Gestalt betrat den Raum.

„Royce?“

Die Stimme einer Frau durchbrach die Finsternis.

Er konnte spüren, wie etwas in ihm wütete und Zorn ihn überschwemmte. Wer war dieses Weib, dass sie solche Gefühle in ihm auslöste? Was hatte sie getan?

Wütend versuchte er zu erkennen, wer sie war, doch ihr Gesicht lag im Dunkeln und er konnte sich nicht rühren. Nur langsam wurde ihm klar, dass er mit Ketten gebunden auf seinem Lager ruhte.

Wo, bei allen Göttern, hatte man ihn hingebracht?

„Wer bist du?“, keuchte er zornig.

 

Sie verharrte einen Moment im Schritt, ehe sie zu ihm eilte und neben ihm in die Hocke ging.

„Royce, bist du da?“

Der Lichtschein, der von der Tür hereinfiel, flackerte über ihre Konturen. Er erkannte langes, blondes Haar und das schmale Oval ihres Gesichts. Ihren linken Arm trug sie eng an den Körper gepresst, als hätte sie eine Verletzung erlitten, und über einer dunklen Hose schlotterte ihr ein zerknittertes Hemd um den Leib.

Überdeutlich erkannte er die Konturen ihres Körpers. Irritiert runzelte er die Stirn, während er sie betrachtete. Sie trug ein Kind in sich.

Was wollte sie hier bei ihm?

Irgendwo tief in sich spürte er so etwas wie eine Reaktion auf ihr Erscheinen, als könnte ein Teil von ihm sich an sie erinnern, doch da war auch ein unbegreiflicher Hass, der durch seine Adern tobte und jeden klaren Gedanken erstickte.

Er achtete nicht darauf, dass jemand mit einer Fackel in die Zelle trat. Er starrte nur die Frau an, die neben ihm hockte und angespannt auf ihn hinabsah.

Sie war hübsch, auf ihre ganz eigene Weise besonders. Große, blaue Augen begegneten seinem Blick und musterten ihn nachdrücklich. Er fühlte sich plötzlich zerrissen, von unzähligen Emotionen überrollt. In kalte Wut mischte sich Trauer, in warme Freude ein überwältigender Zorn.

Wer war dieses Weib?

„Royce … sag etwas.“

Sprach sie mit ihm?

Er kämpfte gegen das Chaos in seinem Schädel.

„Geh. Weg.“

 

Wütend schüttelte er den Kopf. Dunkle Schleier ließen ihm die Sinne schwinden und vernebelten seinen Blick.

Als sie sich aufrichtete, sah er noch, wie sie trotzig das Kinn vorschob und die Lippen aufeinanderpresste, ehe die Welt um ihn endgültig in Finsternis versank.

„Wir bringen ihn hinauf!“, bestimmte sie.

Ein Mann gab ein deutlich missbilligendes Schnaufen von sich.

„Du riskierst zu viel.“

„Ich will ihn nicht hier unten wissen.“

Die Stimmen schwankten.

„Es ist sicherer.“

„Vielleicht – doch in Fesseln können wir ihn auch oben bewachen.“

„Ich bin dagegen!“

„Das habe ich zur Kenntnis genommen und dennoch ist es meine Entscheidung. Er ist immer noch mein Mann. Ich ertrage es nicht, ihn so zu sehen.“

„Solang der Schatten in ihm wohnt, ist er für mich nicht mehr Royce“, bemerkte ihr Gegenüber.

Ihre Antwort war nur ein undeutliches Murmeln.

Die Stimmen der beiden wurden leiser, verwaschener, und er spürte, wie er abdriftete und tief in der weichen, undurchdringlichen Watte versank, die ihn zuvor schon umarmt hatte.

Um ihn herum schien die Welt zu beben und sich aufzubäumen, doch er war geborgen in zähem, schwarzem Honig, der seine Lungen füllte und ihn lähmte.

Sein Kopf war leer und das Chaos verschwand.

Ein Schatten zog an ihm vorüber und hinterließ einen Hauch von eisiger Kälte, die seine Zeit einfror. Beruhigt ließ er sich hinabsinken in das Vergessen und übergab sich dankbar der Leere, die ihn erneut erfüllte.

 

***

 

„Du solltest in deinem Zustand nicht reisen.“

Die Alte stand mit finsterem Gesicht vor dem Kamin, während Lee aufgeregt im Schlafzimmer auf- und ablief und ihr Bündel packte. Calaen ging ihr dabei zur Hand.

Das Mädchen war schon seit Tagen schweigsam und in sich gekehrt, doch Lee spürte, wie sie immer wieder ihre Nähe suchte, und behielt die Magd so oft es ging bei sich.

Mit einem Seufzer wandte sie sich der älteren Frau zu.

„Ganz gleich, wie oft du mir das sagst, Edda, es wird mich nicht von meinem Entschluss abbringen.“

Geschäftig kehrte sie zu der Kleidertruhe zurück. Mit einem Seufzer zuckte die Kräuterfrau die Schultern.

„Ich weiß, aber ich muss es trotzdem versuchen. Ich mache mir Sorgen. Royce ist nicht mehr der, der er war.“

Lee verharrte im Schritt und sah sie an.

„Mir ist bewusst, was du, Wulf und die anderen denken. Aber ich glaube fest daran, dass er immer noch da ist.“

Edda nickte.

„Vielleicht … doch wenn er es ist, ist er schwach, und der Schatten wird alles tun, um seine Seele endgültig zu zerstören.“

Achselzuckend holte Lee Luft, langte nach ihren Hosen und trug sie zum Bett.

„Umso wichtiger ist es, dass ich keine Zeit verliere.“

„Du könntest noch viel mehr verlieren, Lee.“

Die Alte kam auf sie zu und musterte die Clanherrin eindringlich.

„Ein Augenblick der Unachtsamkeit und alles ist verloren. Der Schatten wird jede Schwäche nutzen.“ Sie schüttelte betrübt den Kopf. „Er will dich töten, seit Jahrhunderten schon, und nie warst du ihm so nah, wie du es auf dieser Reise sein wirst.“

Behutsam übergab Lee die Hosen an Calaen, wandte sich ihrer überfürsorglichen Freundin zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Sie zwang sich zu einem optimistischen Lächeln.

„Du vertraust mir nun schon seit so vielen Monden, Edda. Du bist mir Wegbegleiterin und Freundin; du bist fast wie eine Mutter für mich. Schenk mir etwas, womit ich ihn für eine Weile betäuben kann, wenn nötig … und schenk mir deinen Glauben in mich. Ich kann das alles nur schaffen, wenn ich weiß, dass der Clan mir und meinen Entscheidungen vertraut.“

Ein zaghaftes Lächeln huschte über Eddas runzlige Züge.

„Du hast wahrhaft gelernt eine Clanherrin zu sein“, murmelte sie. „Deine Schmeicheleien und deine Verhandlungstaktiken haben deutlich dazugewonnen und du weißt sie wirkungsvoll einzusetzen.“

Sie legte Lee eine Hand auf die Wange und ihr Blick wurde wieder ernst.

„Ich stelle dir einen Beutel mit Tränken zusammen. Sie sollten dir die nötige Zeit verschaffen.“ Ihr Kinn zitterte verräterisch. „Komm wieder nach Hause, Lee McCallahan. Wir brauchen dich.“

 

Die heißen Tränen zurückdrängend, schloss Lee sie in die Arme, und die beiden Frauen hielten einander schweigend fest. Dann löste Edda sich schwer atmend von ihr, winkte in ihrer burschikosen Art ab und verließ eiligen Schrittes das Schlafgemach.

Lee blieb mit Calaen zurück.

Seufzend ließ sie sich auf die Kante ihres Bettes fallen und sah sich um. Das warme Gefühl, hier daheim zu sein, hatte sich seit dem ungleichen Kampf vor einer Woche in etwas Unbehagliches verwandelt, als wäre sie nur noch ein geduldeter Gast in diesen Mauern.

Es waren nicht die Menschen, die ihr dieses Gefühl gaben, auch nicht dieser Ort – es war etwas in ihr selbst. Seit der Schatten von Royce Besitz ergriffen hatte, war ihre Welt nicht mehr die gleiche wie zuvor.

Nachdem die vier Clanherren mit ihrem Gefolge abgereist waren, hatte sie Royce aus dem Kerker holen lassen. Nach allem, was in Fallcoar passiert war, wollte sie ihn nicht länger in ein weiteres Gefängnis sperren.

Obgleich Wulf wütend protestiert hatte, war das Clanoberhaupt in den Gemächern neben Lee einquartiert worden. Er war an Händen und Beinen gefesselt und wurde vierundzwanzig Stunden am Tag im Wechsel von den Highlandern bewacht. Es gab keine Möglichkeit für ihn, sich zu befreien, dennoch blieb der Hauptmann besorgt.

Als sie Wulf schließlich darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie plante, in die östlichen Lande zu reisen und Royce mitzunehmen, hatte ihr Weggefährte getobt. Er hatte sie verantwortungslos und töricht genannt und war ihr den Rest des Tages aus dem Weg gegangen.

Er war wütend auf sie, weil er sich Sorgen machte, dessen war sie sich bewusst. Doch sie wusste auch, dass diese Reise über das weitere Schicksal ihres Mannes entscheiden würde. Sie musste ihn mitnehmen.

„Was werdet Ihr tun, Mylady?“

Calaens dünne Stimme ließ sie sich umwenden. Die Augen der Magd waren groß vor Angst und Lee verstand, dass auch die junge Frau sich Sorgen machte.

Dieser Clan war zu ihrer Familie geworden, nachdem sie ihr eigenes Fleisch und Blut hatte sterben sehen. Royce war ihr vermutlich näher als irgendein anderer Highlander. Er war zu einer Art Vater geworden, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, und Calaen himmelte ihn an.

Auch dafür musste Lee kämpfen. Nach dem Trauma, das die junge Frau bereits hatte erleben müssen, durfte sie nicht auch noch diesen Halt verlieren.

 

„Diese Reise in die östlichen Lande ist unabdingbar“, erwiderte sie und stand entschlossen auf. „Es ist die einzige Chance, die wir haben, um Royce zurückzuholen.“

Calaen nickte und kaute auf ihrer Unterlippe herum.

Es war offensichtlich, dass ihr noch mehr Fragen auf der Seele brannten, sie es aber nicht wagte, diese offen zu stellen.

„Du willst wissen, was geschieht, wenn wir scheitern?“, half Lee ihr auf die Sprünge. Das Mädchen wurde rot und nickte zaghaft.

„Ja, Mylady.“

Lee seufzte.

„Willst du die kalte Wahrheit oder eine warme Lüge?“

„Die Wahrheit!“

Lee packte die restliche Kleidung in ihr Bündel und verschnürte es. Ihre Kehle war plötzlich eng.

„Die Wahrheit ist: Wenn wir scheitern, wird er sterben.“ Sie sah das Entsetzen in Calaens Gesicht und das Herz wurde ihr schwer, doch es gab kein Zurück. „Wenn der Schatten seine Seele endgültig vernichtet, werden wir Royce töten müssen … ich werde ihn töten müssen … und das wird mein eigener Untergang sein.“

Die Magd senkte den Kopf auf die Brust und nickte.

Lee waren die Tränen nicht entgangen, die sich in Calaens Augen sammelten. Aufatmend drückte Lee das Bündel an ihre Brust.

„Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um unser Schicksal zum Guten zu wenden. Und nun geh zu Malissa, Calaen. Es wird Zeit für mich.“

Mit einem Knicks trat die Magd einen Schritt zurück und floh schweigend zu der schweren Eichentür hinaus. Lee blieb stehen, wo sie war, und starrte auf das Bett, in dem sie viele glückliche Stunden mit Royce verlebt hatte. Nun war es nichts weiter als ein kaltes, stummes Zeugnis einer besseren Zeit, in der sie noch voller Träume gewesen war.

Viel zu lang war es her. In ihr schien jeden Tag ein Teil ihrer Seele zu erstarren und sie in einen Eisblock zu verwandeln. Entschieden wandte sie sich ab und machte sich auf den Weg in die Halle.

 

***

 

„Wie lang?“, wollte Malissa wissen.

Braga zuckte mit den Schultern.

„Zwei Monate, vielleicht länger. Die Reise zur Südspitze dauert mindestens drei Wochen.“

Lee warf einen schuldbewussten Blick zu den beiden, während sie die Halle durchquerte.

Es behagte ihr nicht, dass der Stallmeister von Callahan-Castle sie begleiten und Malissa für diese Zeit allein lassen würde, doch der Nordmann hatte einen beruhigenden Einfluss auf ihre Krieger, die in Royces Nähe sichtlich nervös waren, und er hatte sich freiwillig gemeldet, mit ihnen zu kommen.

Wie hätte sie da Nein sagen können?

Vielleicht war er ihre einzige Hoffnung, mit einem lebendigen Clanherrn in Fitards alter Heimat einzutreffen. Sie musste diese Mine aufsuchen und obgleich Royce bereits schlafend in der Kutsche lag, war auch Lee nicht ganz wohl bei dem Gedanken, ihre Zeit mit ihm allein dort drin zu verbringen.

Wortlos durchschritt sie die Eingangspforte und trat in den Sonnenschein hinaus. Seufzend blickte sie zu dem Wagen hinüber, der mitten im Hof stand.

Die Zeit wurde knapp. Sie musste alles tun, was nötig war, um ihren Mann zurückzuholen und den Schatten zu vernichten. Wenn Donchuhmuire behauptete, dass in der Ferne die Lösung für ihr Problem lag, dann würde sie seiner Weisung folgen.

Lee schulterte ihr Bündel, packte ihr Schwert in die andere Hand und ging zu dem Gefährt hinüber. Warme Feuchtigkeit bildete sich in ihrem Rücken, als sie die Tür öffnete und Royces Körper sich unruhig im Schlaf bewegte.

Er lag auf der Bank, gegenüber ihrem eigenen Sitzplatz. Seine Augen waren geschlossen und seine Stirn lag in Falten. Offenbar träumte er … oder in ihm stritt seine Seele mit dem Schatten.

Lee unterdrückte einen weiteren Seufzer, warf ihr Gepäck in die Kutsche und stieg mühsam ein.

Sie hatte sich von allen verabschiedet, nun war es an der Zeit, ihre Reise zu beginnen - einem unbekannten Ziel entgegen.

 

Das Ende des Spätsommers war nah.

Die letzten Sonnenstrahlen wärmten die Erde und bemühten sich, die kümmerlichen Reste ihrer zur Hälfte niedergewalzten Ernte zu retten, während die Menschen immer noch dabei waren, die Zerstörungen zu beseitigen und die verlorenen Häuser neu aufzubauen. Sie konnten von Glück reden, dass niemand sonst zu Schaden gekommen war.

Erschöpft ließ sich Lee auf der Bank nieder und schloss die Augen. Die Hitze in den Highlands wurde gemildert durch den Wind, der stets vom rauen Meer her wehte, dennoch setzte das Wetter ihr zu.

Sie fühlte sich zunehmend voluminöser und unbeweglicher. Wenn sie sich von einem Punkt zum anderen bewegte, hatte sie das Gefühl, wie eine watschelnde Ente zu torkeln, und hinzu kam ein ständiges sachtes Ziehen an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen.

In ihrer linken Schulter wütete immer noch ein scharfer Schmerz, den sie dem Armbrustbolzen verdankte, den Royce auf sie abgefeuert hatte. Doch war es auszuhalten, solange sie den Arm nicht zu sehr belastete.

Edda hatte ihr einen Beutel mit Kräutern und Tränken mitgegeben. Dinge, die Lee für sich selbst nutzen konnte, und kleine Helfer, die sie einsetzen würde, um Royce unter Kontrolle zu behalten. Mit ihm in einer Kutsche zu reisen, war nicht ganz ungefährlich, auch wenn er im Augenblick schlafend auf der Bank gegenüber lag. Der Schatten war unberechenbar.

Wulf und Aidan hatten ihn an Hand- und Fußgelenken gefesselt und angebunden. Vorsorglich hatte Wulf ihm die Hände noch mit Tüchern bandagiert, so dass Royce sich auch nicht mit aneinander geketteten Armen auf sie stürzen konnte, um sie zu erwürgen.

Lee schlug die Augen auf und sah zu ihrem Mann hinüber.

Wie er da lag, erinnerte nichts an den Schatten, der in ihm war, aber sie wusste, sobald er erwachte, würde er sie mit seinen unheimlichen Blicken erdolchen.

Sh’a’Shea.

Sie tat sich schwer damit, selbst in Gedanken diesen Namen auszusprechen. Er löste ein unangenehmes, trauriges Gefühl in ihr aus. Etwas, das einst warm und gut gewesen war und sich in Kälte und Hass verwandelt hatte.

 

In den letzten Tagen war sie von unzähligen Erinnerungen an längst vergangene Leben überrollt worden. Manchmal fiel es ihr schwer zu unterscheiden, welche Gedanken zu welchem ihrer früheren Leben gehörten und welche noch ihre eigenen waren.

In ihrem alten Leben im einundzwanzigsten Jahrhundert hatte sie sich oft gefragt, ob es so etwas wie Reinkarnation geben könnte. Heute wünschte sie sich, diese Frage nicht mit einem Ja beantworten zu müssen.

Unwissenheit war manchmal ein Segen.

Lückenhafte Erinnerungen an drei Dasein in sich zu tragen und sich auf Details zu entsinnen, an die sie sich lieber nicht erinnert hätte, war kein Geschenk, sondern ein Fluch.

Sie erinnerte sich an das Wesen, das sie einst gewesen war … das Sh’a’Shea einst gewesen war.

Einst war er einer ihrer Gefährten gewesen, ein Freund und Vertrauter. Er war ein Krieger ihres Volkes, ein Hüter des Lichts.

Seite an Seite hatten sie gegen den Dunklen gekämpft, doch ein grauenhaftes Unglück hatte ihm seine große Liebe genommen. Voll Verbitterung und Trauer hatte er sich abgewandt von jenen, die ihn liebten. Schließlich hatte er sich dem Dunklen angeschlossen und mit ihm ein Bündnis geschmiedet, um diese Welt zu zerstören, die ihm das Herz zermalmt hatte.

Ein bitteres Lächeln umspielte Lees Lippen.

Sie wusste, dass er ihr die Schuld gab.

Nachdenklich betrachtete sie ihre Hände.

Es war seltsam, sich an Dinge zu erinnern, die vor so vielen Jahren geschehen waren. Es war seltsam, dass sie dieses tiefe Empfinden in ihr auslösten und diese gewaltige Trauer.

Sie war die Hüterin des Lichts, damals wie heute, sie war Laoeilidh und Leandra und Lee. Sh’a’Shea war heute nur noch ein Schatten seiner selbst, vielleicht wusste er nicht einmal mehr, wer sie gewesen war. Vielleicht beherrschte nur noch der Wunsch, sie zu töten, sein ganzes Denken.

Einst war sie seine Schwester gewesen, sein Blut und sein Fleisch. Er hatte ihr vor vielen Jahrhunderten das Leben genommen und mit diesem Fluch des Blutes ihre Seele auf eine Reise durch alle Zeiten und alle Welten geschickt … Nun war sie zurück in Sijrevan, zurück in ihrer Heimat, in ihrer Welt.

Nun war es an ihr, sein Leben zu nehmen. Sie würde den Kreis schließen.

 

***

 

„Schläft er?“

„Wie ein Stein“, entgegnete Lee.

Wulf half ihr beim Aussteigen und sie atmete erleichtert auf, als sie festen Boden unter den Füßen spürte. Fast eine Woche waren sie bereits unterwegs.

Sie hatten die Rough Hills passiert und durchquerten seit wenigen Stunden das Gebiet zwischen der nördlichen Grenze der östlichen Lande und den Lowlands.

Eine Gegend, in der ihnen gleich von zwei Seiten Gefahr drohte. Dennoch war es sicherer, mit der Kutsche diesen Weg zu wählen, als die Abkürzung quer durch Fitards Hoheitsgebiet zu nehmen.

Wulf hatte nur deshalb eine Rast einlegen lassen, weil der Morgen gerade graute und sie weit genug von Fallcoar entfernt waren, um nicht entdeckt zu werden. Sie mussten sich stärken, die Pferde ausruhen lassen, und würden in ein oder zwei Stunden weiterreisen. Sobald sie die Grenze zum Gebiet des Fionbharr-Clans passiert hatten, waren sie erst einmal in Sicherheit.

Allerdings würden sie auf ihrem Weg dorthin gefährlich nahe an der Hauptstadt der Lowlands vorbeireisen müssen. Auch wenn sie nicht in ihren Clanfarben unterwegs waren, blieb ein Restrisiko, entdeckt und aufgehalten zu werden.

Wenn irgendjemand Royce oder Wulf erkannte, würden sie alle im Kerker von Fallcoar landen – oder dem, was davon übrig war. Nach allem, was die Gerüchteküche über die Herrin der McCallahans hergab und was sicher auch in Fallcoar bekannt geworden war, wäre Lees Anwesenheit dort nicht weniger riskant als die der Männer.

Sie straffte die Schultern und sah sich um.

Aidan war dabei, ein Feuer zu machen, während Braga sich um die Pferde kümmerte und Wulf zu ihrem schlafenden Reisegefährten in die Kutsche stieg, um ihn zu wecken.

 

Ihr war klar, wie verärgert der Hauptmann immer noch darüber war, sie allein mit Royce zu wissen, doch ihr blieb keine Wahl. Diese Reise war auch eine Prüfung an sie und Lee war bereit, sich ihr zu stellen, kostete es, was es wollte.

Ein protestierender Laut erklang, als Wulf den gefesselten Clanherrn aus dem Wagen stieß und Royce unsanft auf dem Boden landete. Der Gefangene blieb benommen liegen und versuchte sich mühsam in die Realität zu kämpfen. Lee schüttelte den Kopf und warf Wulf einen bitterbösen Blick zu, während sie zu Royce hinüberging.

„Was soll das? Behandle ihn nicht so!“, tadelte sie gereizt. „Ganz gleich, wer ihm innewohnt, er ist immer noch dein Herr.“

„Vielleicht schaut er aus wie Royce“, entgegnete Wulf ungerührt, „aber wenn ich ihm in die Augen sehe, ist da nichts mehr von meinem Clanoberhaupt.“

Sie wandte sich dem Hauptmann zu und suchte seinen Blick.

„Wenn du ihm alle Knochen gebrochen hast und er irgendwann wieder der Mann ist, der er sein soll … wie erklärst du ihm dein Verhalten?“

Wulf schnaubte ungehalten.

„Er würde mich verstehen!“

„Nun, ich tu es nicht“, giftete sie. „Egal wie wütend du bist, es gibt dir kein Recht, ihn zu verletzen. Er ist nicht in der Lage, dich anzugreifen, er kann sich nicht einmal zur Wehr setzen.“ Ärgerlich funkelte sie ihn an. „Was ist plötzlich los mit dir? Ich kenne so ein unehrenhaftes Verhalten sonst nicht von meinen Highlandern. Wenn du mit seinem Zustand nicht klarkommst, halte dich fern von ihm.“

Für eine Sekunde sah Wulf aus, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen, dann zuckte er zornig mit den Schultern, ließ Royce liegen, wo er war, und hockte sich wie ein bockiges Kind neben das Lagerfeuer, das Aidan endlich in Gang gebracht hatte.

 

Der junge Krieger warf Lee einen fast entschuldigenden Blick zu. Ihm war offenbar unangenehm, wie Wulf sich in Royces Nähe verhielt, doch er konnte dem Hauptmann so wenig Vernunft einprügeln wie sie selbst.

Als sie Royce auf den Rücken drehte, klärte sich sein Blick. Dunkle Augen musterten sie mit stiller Bosheit und einem Anflug von Verwunderung.

„Warum tust du das?“, wollte Sh’a’Shea wissen.

Auch ohne eine Erklärung zu verlangen, ahnte sie, was er meinte. Dennoch wollte sie Gewissheit.

„Dich verteidigen“, stellte sie fest.

Er nickte.

Sie musterte den vor ihr liegenden Mann. Seine Hände waren vor dem Bauch gefesselt und seine Arme mit einem Strick an seinen Leib gebunden. Er konnte sich weder auf sie stürzen, noch war er überhaupt in der Lage, sich selbstständig aufzurichten.

Lee tippte ihm auf die Brust und sah ihm in die Augen.

„In dir drin ist immer noch seine Seele, wie groß dein Hass auf mich auch sein mag, Sh’a’Shea; wie groß meine Angst vor dir auch einst war … meine Liebe für ihn ist stärker als jedes andere Gefühl, das ich jemals für dich hatte.“

Er runzelte die Stirn.

„Du erinnerst dich an mich.“

In seinem Blick lag eine Klarheit, die sie vor wenigen Tagen noch nicht darin erkannt hatte. Sh’a’Shea war da und wusste sehr genau, wer vor ihm saß.

„Ja“, erwiderte sie leise. „Ich erinnere mich. An alles.“

Er nickte.

„Du wirst mich töten“, stellte er fest.

Seine Stimme war ohne jede Emotion. Lee atmete tief ein und spürte, wie es ihr für einen Moment die Kehle zuschnürte. So taub und stoisch er auch wirken mochte, in ihr vereinten sich alle Empfindungen von Trauer, Wut und Verzweiflung.

Sie war nicht in der Lage, ihm eine Antwort zu geben … doch offenbar brauchte sie das auch nicht.

„Du wirst auch ihn töten!“

„Ich weiß“, wisperte sie.

 

Sh’a’Shea setzte sich mühsam auf und sah zu den Männern am Feuer hinüber. Wulfs Augen umwölkten sich, als ihre Blicke sich begegneten.

Der Schatten wandte den Kopf und stierte Lee an.

„Du bist bereit, ihn zu opfern, um mich zu vernichten.“

Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen.

„Du warst stets die wahre Hüterin Sijrevans. Schon am Tag deiner ersten Geburt warst du auserwählt und über all die Jahrhunderte, durch all die Welten hindurch, war es mir nicht vergönnt, das Licht deiner Seele erlöschen zu lassen.“

„Du hast mich zu dem gemacht, was ich bin“, entgegnete sie leise.

Er runzelte die Stirn.

„Was meinst du damit?“

„Wärest du nicht selbst einst ein Hüter gewesen, hätte euer Plan funktionieren können. Doch indem du mich getötet hast, dein eigenes Blut, dein eigenes Fleisch, hast du das Seelenlicht, das einst in dir wohnte, an mich weitergegeben.“

Sekundenlang glotzte er sie mit offenem Mund an, dann senkte er das Kinn auf die Brust und starrte vor sich hin.

„Also hatte ich nie eine Chance.“

Lee zuckte resigniert mit den Schultern. Das Wissen, das in ihr war, schenkte ihr weder Erleichterung noch Zuversicht.

„Ich weiß es nicht … doch ich weiß, wir alle haben eine Aufgabe in dieser Welt.“

Er lachte bitter und nickte.

Resigniert schaute er ihr in die Augen.

„Ja, du hast sie gewiss. Sijrevan hat dich stets geschützt, du bist so tief und fest mit dieser Welt verwurzelt, dass nichts und niemand dich jemals von ihr fernhalten konnte.“

Fast schon bedauernd musterte er sie.

„Heute begreife ich, dass all meine Bemühungen vergebens waren. Ich werde für den Frevel bestraft, den ich beging, und nichts wird mein eigenes Leid lindern.“

Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.

„Doch obgleich ich weiß, dass ich nicht gewinnen kann, werde ich mich nicht kampflos ergeben. Du wirst einen hohen Preis bezahlen.“

Lee hielt seinem Blick stand und nickte.

„Dessen bin ich mir bewusst.“

2. Kapitel

Die dunkle Einöde, Südspitze von Sijrevan

Im Gilbhard, Anno 1587

 

Das Land war wie ausgestorben.

Soweit das Auge reichte, gab es nur noch flache, ausgetrocknete Ebenen, auf denen kein Strauch und kein Baum mehr wuchsen. Als hätte eine alles verzehrende Krankheit jedes Leben von diesem Landstrich getilgt und alles verdorren lassen.

Seit sie vor zwei Tagen die Grenze zum Gebiet der Kinnons hinter sich gelassen hatten, gab es kein Vogelgezwitscher mehr. Die Luft war trocken und staubig, das Atmen fiel schwer und Lee hoffte mit jeder weiteren Stunde sehnlicher darauf, dass endlich Fitards alter Familiensitz in Sicht kam.

Obgleich Sh’a’Shea ihr seit Stunden wach in der Kutsche gegenübersaß, war er seit Beginn ihrer Rast in dumpfes Schweigen verfallen und starrte still vor sich hin, als hätte die Einöde auch ihm alle Kraft geraubt.

Fast drei Wochen hatte ihre Reise in das tote Land Fitards gedauert. Obschon die Fahrt ereignislos verlaufen war, fühlte Lee sich zunehmend unwohler in ihrer Haut, je näher sie ihrem eigentlichen Ziel kamen.

Sie ahnte, was ihr bevorstand, und ihr graute vor dem, was sie zu tun hatte. Sie fürchtete, trotz aller Entschlossenheit im letzten Augenblick zu versagen und alles zu verlieren.

Mehr als einmal hatte sie in den letzten Tagen ihr eigenes Schicksal verflucht. Wäre Donchuhmuire in ihrer Nähe gewesen, hätte sie vielleicht nicht so sehr an sich selbst gezweifelt, doch ihre Verbindung zu dem Drachen war kaum noch spürbar. Eine Tatsache, die ihre Besorgnis nährte und Lee zutiefst verunsicherte.

 

Entschlossen wandte sie der kargen Landschaft den Rücken zu und ging die wenigen Schritte zurück zu ihrem Lager. Wulf hatte gemeint, vor ihnen lägen höchstens noch zwei Tage, bis sie den Ort erreichen würden, der einst Fitards Familiensitz gewesen war.

Zwei Tage konnten lang sein, wenn man sein Ziel nicht vor Augen hatte. Der Verfall, der über diesem Land lag, verursachte ihr ein intensives Missbehagen, und sie wurde das Gefühl nicht los, jeden Tag selbst ein wenig auszutrocknen, solang sie sich hier aufhielten.

Natürlich war das Humbug.

Ihre Wasservorräte waren groß genug und die unnatürliche Hitze, die über dieser Einöde lag, nicht so enorm, dass sie ihre Reserven schneller als gedacht aufbrauchen würden. Der Anblick ihrer Umgebung bereitete ihr trotzdem Sorgen.

Warum war dieser Landstrich so karg und wüst, wo doch sogar die Lowlands mit saftiger Vegetation bewachsen gewesen waren?

Sie schrieben bereits den Gilbhard und der Herbst hatte überall Einzug gehalten, doch hier fühlte sie sich immer noch, als würde die Hitze des Hochsommers sie auf kleiner Flamme braten.

„Lee!“

Sie hob den Blick, als sie Wulfs Stimme vernahm. Er winkte ihr zu. Mit einem Seufzer trat sie zu ihm. Er stand neben der Kutsche und starrte in die karge Landschaft hinein, die sie hinter sich gelassen hatten.

„Was ist?“

Kopfschüttelnd legte er einen Finger an die Lippen. Für einen Moment blieb sie lauschend neben ihm stehen und versuchte zu ergründen, wonach er horchte.

„Hörst du das?“, wollte er wissen.

Lee runzelte die Stirn und überlegte sekundenlang, ob sie an seinem Verstand zweifeln sollte. Natürlich hörte sie nichts. Seit Tagen schon war die Welt um sie herum wie ausgestorben und diese Abwesenheit sämtlicher Geräusche zerrte an ihren Nerven.

„Nein“, erwiderte sie gereizt. „Ich höre gar nichts. Vermutlich ist es sogar in der Hölle lauter.“ Sie wischte sich über die Stirn. „Und kühler!“

Er warf ihr einen undefinierbaren Blick zu.

„Du hast es wirklich nicht gehört?“

 

Genervt zuckte sie mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Ihr Hauptmann sah sich suchend um und schaute schließlich nach oben. Nicht eine Wolke war über ihnen zu sehen. Da war nichts außer einem blauen Himmel, von dem unbarmherzig eine heiße Sonne auf sie alle herunterbrannte.

Wulf seufzte resigniert.

„Seltsam. Ich glaubte, ich hätte Flügelschläge vernommen.“

Als er sich zu ihr umwandte, glitt ein Schatten über sie hinweg und sie zuckten gleichzeitig zusammen. Ein schrilles Pfeifen erklang, das ihnen durch Mark und Bein ging. Im selben Moment begannen die Pferde aufgeregt zu wiehern.

Lee zog ihr Schwert.

Ihr Blick irrte suchend über den Himmel und die Landschaft, während sie Rücken an Rücken mit Wulf dastand. Sie konnte hören, wie er seine Axt zog.

„Was war das?“, wollte sie wissen.

Er gab ein aufgeregtes Schnaufen von sich.

„Ich weiß nicht, aber es bewegt sich rasch. Zu rasch, um es mit bloßem Auge zu erkennen.“

Die Kutschponys schnaubten nervös und bewegten sich unruhig in ihrem Gespann. Wulf entfernte sich von Lee, ging zu den Tieren hinüber und sprach leise auf sie ein.

Instinktiv suchte Lee Schutz im Schatten des Wagens und drückte sich mit dem Rücken gegen das warme Holz, während ihr Blick hektisch über die Umgebung huschte.

Vermutlich war es nur ein dummer Vogel gewesen, der an ihnen vorbeigeflogen war. Doch diese lebensfeindliche Region machte ihnen allen zu schaffen. Ihre Nerven waren eindeutig überstrapaziert.

Sie sah zu den anderen hinüber, die mit Royce am Feuer saßen und sich um das Essen kümmerten. Auch Braga und Aidan hatten die Köpfe gehoben und erwiderten ihren Blick.

Plötzlich standen beide Männer gleichzeitig auf und zogen ihre Waffen. Alarmiert drückte sie die Schultern durch.

 

Wulf redete immer noch auf die Pferde ein, als in ihrem Rücken die Kutsche unter einer fast schon sanften Erschütterung erbebte. In den Schatten am Boden erkannte Lee, dass sich etwas auf dem Dach des Wagens niedergelassen hatte.

Etwas, das groß und ganz sicher kein Vogel war.

Sie schluckte.

Nervös ging sie in die Knie, packte das Schwert mit beiden Händen und legte den Kopf in den Nacken.

Was auch immer dort oben hockte, schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Allerdings konnte sie in dem Schattenspiel auf der Erde erkennen, wie es sich zum Kutschbock bewegte – und damit in Wulfs Richtung.

Lee schaute zu ihren Männern hinüber und gab Aidan ein Zeichen, seinen Bogen aufzunehmen, dann entfernte sie sich mit nervösem Blick einen Schritt von der Kutsche fort.

Als sie in die Sonne trat und hinaufsah, weigerte ihr Verstand sich vehement anzuerkennen, was ihre Augen sahen.

Sie erblickte einen sehnigen, muskulösen Körper, ähnlich dem eines Hundes ohne Schwanz: vier Beine, deren Pfoten an ihren Enden geformt waren wie Klauen mit scharfen Krallen, zwei ledrige Schwingen, denen der Drachen nicht unähnlich, schmückten das Wesen direkt oberhalb der Schultern, Brust und Hals schienen mit Federn bedeckt und sein Kopf im ersten Augenblick der eines Raubvogels zu sein.

Als das Geschöpf seine Aufmerksamkeit auf Lee richtete, erkannte sie hinter dem krummen, spitzen Schnabel ein wunderschönes, menschliches Gesicht, in dessen Augen jedes Leben fehlte und die so schwarz waren wie Royces, wenn Sh’a’Shea aus ihm sprach. Dennoch entdeckte Lee auch Hoffnungslosigkeit und Gram in den seltsam verzerrten Zügen, als wäre dieses Wesen sich der Falschheit seiner eigenen Existenz bewusst.

Sie rang um Atem.

Fassungslos über den Anblick, starrte sie zu der Kreatur hinauf, die auf dem Kutschdach hockte und sie mit kühler Gelassenheit zu mustern schien. Sie sah, wie das Holz des Wagens splitterte, als das Wesen seine Krallen daran wetzte und sich ihr gänzlich zuwandte.

 

Etwas flog an ihr vorbei und streifte knapp ihr Haar.

Als der Pfeil sich durch einen Flügel bohrte, stieß das Geschöpf einen schrillen Schrei aus.

Im gleichen Moment brach das Chaos los.

Wulf brachte sich mit einem beherzten Sprung in Sicherheit, als die Kutschponys durchgingen und mitsamt dem Wagen losrasten.

Das seltsame Mischwesen schwang sich über ihnen in die Luft und flog in den Himmel hinauf. Die schrillen Pfiffe, die es dabei von sich gab, klangen eindeutig wütend, wurden jedoch leiser.

Hinter sich hörte sie Braga Aidans Namen rufen, dann donnerte ein weiteres Pferd an ihr vorbei und sie sah den jungen Highlander auf seinem Reittier die davonrasende Kutsche verfolgen. Lee rief ihm nach, doch er schien sie gar nicht zu hören.

Lauthals fluchend kam Wulf auf die Füße, eilte zu Lee und zog sie mit sich zum Lagerfeuer hinüber. Sein Blick glitt suchend über den Himmel und die Axt rotierte hektisch in seinen Händen.

„Verflucht sei Fitard!“

Sie starrte ihren Hauptmann aus großen Augen an.

„Was war das?“

„Eine Heriphe“, entgegnete Braga an seiner Stelle. „Ich kenne sie nur aus Erzählungen, aber es kann nichts anderes gewesen sein. Ich hoffe, es war nur die eine … Wenn noch mehr auftauchen, sind wir so gut wie tot.“

Lee musterte den Nordmann wortlos.

Sie fühlte sich immer noch wie erstarrt. Der Anblick des Wesens hatte etwas tief in ihr berührt.

„Eine Schattenkreatur des Dunklen so weit im Süden?“, wollte Wulf wissen.

Braga zuckte mit den Schultern.

„Vielleicht hat er sie als Späher hier postiert. Falls sie nicht zurückkommt, um sich für die Verletzung erkenntlich zu zeigen, wird sie vermutlich zu ihrem Herrn eilen.“

Wulf gab ein wütendes Knurren von sich.

„Soll sie kommen! Ich bin noch nicht zu alt für diesen Kampf!“

Aufgewühlt sah Lee sich um und ließ ihren Blick über den Himmel schweifen, doch nirgends war etwas von dem Geschöpf zu sehen. Sie hoffte inständig, dass eine weitere Begegnung ausbleiben möge, und gleichzeitig war sie sich sicher, dass dieses Zusammentreffen nicht ohne Folgen bleiben würde.

 

Nachdenklich blickte sie ihre Begleiter an, einen nach dem anderen, und suchte in ihren Mienen nach dem gleichen Schrecken, den sie empfand.

Die beiden sahen nur alarmiert aus, nicht entsetzt.

„Es hatte das Gesicht eines Menschen“, stellte sie fest.

Wulf runzelte die Stirn und sah sie an.

„Das kann unmöglich sein“, bemerkte er leise. „Das hast du dir sicher nur eingebildet.“

Sie schüttelte mit Nachdruck den Kopf.

„Nein! Ich weiß, was ich gesehen habe.“

Der Hauptmann wirkte skeptisch.

„Keine Menschen!“

Sie zuckten gleichzeitig zusammen.

Royces Stimme klang so fremd wie immer, wenn Sh’a’Shea aus ihm sprach. Lee und die Männer wandten sich ihm zu.

Er hockte reglos neben dem Feuer und starrte apathisch in die Flammen. Sein Gesichtsausdruck war so leer wie nie zuvor und seine Augen auf etwas gerichtet, das vermutlich eine lang vergrabene Erinnerung war.

„Was meinst du?“, wollte sie wissen.

„Keine Menschen“, wiederholte er leise. „Der Herr der Schatten hat das zerbrochene Volk des Ostens hinabgeführt und neu geformt.“

Für einen endlos scheinenden Augenblick wollte ihr nicht in den Kopf gehen, was er da sagte, dann steckte Lee ihr Schwert weg, eilte zu Royce und ging neben ihm in die Hocke.

Sie brauchte Gewissheit.

„Willst du mir damit sagen, dass er die Dunkelalben in sein Reich gelockt und sie zu diesen … Wesen gemacht hat? Er hat ein ganzes Volk ausgelöscht und sie in etwas Neues verwandelt?“

Der Mann vor ihr hob den Kopf und sah sie an. Sein Blick war zornig und klar. Neben der Wut darin erkannte sie auch die Wahrheit seiner Worte.

„Ohne ihren Herrn haben sie die Hoffnung auf eine Zukunft und sich selbst in ihrer Sehnsucht nach Erlösung verloren. Sie haben es ihm leicht gemacht. Er hat ihnen gegeben, wonach sie verlangten … das ewige Vergessen.“

Wütend presste sie die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.

„Nein, er hat ihnen kein Vergessen geschenkt – nur die ewige Verdammnis.“

 

***

 

Es hatte eine Stunde gedauert, bis Aidan mit den eingefangenen Kutschponys und dem Wagen zurückgekehrt war. Lee war vor Sorge fast umgekommen und hatte den überraschten Highlander wortlos in die Arme geschlossen, als er vom Pferd gestiegen war. Erst danach hatte sie ihm ärgerlich gegen die Brust geboxt und ihn einen Idioten genannt.

Der junge Krieger hatte nur gegrinst.

Die Heriphe war nicht wieder aufgetaucht und sie fürchteten, was passieren würde, wenn sie noch länger an diesem Ort verweilten. Rasch hatten sie den betäubten Royce in die Kutsche verfrachtet und das Lager abgebrochen.

Je eher sie die Mine erreichten und diesen Besuch auf Fitards altem Familiensitz hinter sich brachten, desto besser.

Lee wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause.

Kaum, dass sie es sich in der Kutsche bequem gemacht hatte, ließ Braga auch schon die Peitsche knallen und trieb die Ponys an. Sie bewegten sich über eine baumlose Ebene und obgleich es bedeutete, dass sich ihnen niemand ungesehen nähern konnte, waren auch sie dadurch für jeden weithin sichtbar.

„Ich spüre deine Angst.“

Fast erschrocken sah sie zu Royce hinüber. Er lag auf der Bank und hatte die Augen einen Spalt breit geöffnet. Sh’a’Shea sprach mit ihr. Er klang schlaftrunken, aber er war noch nicht völlig weggetreten.

Lee zuckte mit den Schultern.

„Angst zu haben ist keine Schande. Ich bin ein Mensch, meine Gefühle machen mich lebendig.“

„Doch du bist nicht unsterblich“, nuschelte er.

„Das ist niemand von uns“, erwiderte sie. „Nicht einmal der Dunkle … Wir haben alle irgendeinen Schwachpunkt.“

„Dein Entschluss, ihn töten zu wollen, wird dich das Leben kosten.“

 

Mit einem Lächeln lehnte sie sich in die Polster zurück.

„Mag sein, doch ich werde meinem Kind ein Leben in Frieden ermöglichen können.“

Royce gab ein leises Schnarchen von sich, ehe Sh’a’Shea sich ein letztes Mal in die Wirklichkeit zurückkämpfte.

„Du wirst das Böse niemals aus der Welt tilgen können!“

„Das muss ich auch nicht“, entgegnete sie leise. „Aber ich kann das Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten wieder herstellen.“

Seufzend versank Royce in seinen Träumen und der Seelenjäger bekam keine Chance auf eine weitere Antwort.

Lees Lächeln erlosch.

Die Zuversicht, die sie gegenüber Sh’a’Shea an den Tag gelegt hatte, war nicht halb so stark, wie sie sich einzureden versuchte, und ihr Gegner war sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst.

Sie hatte keine Ahnung, was sie erwartete, wenn sie dem Dunklen eines Tages wieder gegenüberstehen müsste. Sie wusste nur, ein weiteres Mal würde er nicht zulassen, dass sie vor ihm floh.

Wenn sie die Gelegenheit nutzen wollte, über ihn den Sieg davonzutragen, musste sie ihre Verbindung zu Donchuhmuire vollenden.

Ein Teil von ihr fürchtete sich davor, dass danach nichts mehr sein würde, wie es war. Ihre Verbindung würde für alle Ewigkeiten gelten … sie würden immer und zu jeder Zeit den Schmerz des anderen spüren … und wenn einer von ihnen starb, würde der andere ihm folgen.

 

***

 

Lee stand neben ihren Männern und musterte schweigend die Umgebung. Sie hatten mit einer verlassenen Burg und verdorrter Vegetation gerechnet, aber nicht mit dem, was sich ihnen hier bot.

Wo früher - laut Wulfs Erzählungen - eine Burg mit filigranen Türmchen und Zinnen gestanden hatte, war nun nichts mehr übrig außer ein paar letzten, traurigen Mauerresten. Fitards alter Familiensitz war dem Erdboden gleichgemacht worden und die Erde hier so schwarz und tot, wie Lee es zuletzt auf der Ascheebene ihres eigenen Landes gesehen hatte.

Dieser Ort wirkte, als hätte etwas Großes und sehr Zorniges seine ganze Wut daran ausgelassen. Hier würde auch in tausend Jahren nichts wachsen.

Sie blinzelte. Über der Landschaft hing ein nebliger Dunst, der den Augen Streiche spielte und ihnen das Atmen schwer machte.

„Der Eingang zur Mine befand sich früher rechts von der Burg“, bemerkte der Hauptmann in die Stille hinein.

Sein Blick war trüb und seine Haut blass. Man sah ihm an, dass die Szenerie der totalen Zerstörung ihn mitnahm.

„Suchen wir danach“, bestimmte Lee.

Sie bemühte sich mit mäßigem Erfolg, die Verwüstungen zu ignorieren und sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Selten hatte sie sich so fehl am Platz gefühlt wie hier.

Rasch gab sie Aidan und Braga ein Zeichen, bei Royce zu bleiben, solange Wulf und sie nach dem Eingang der Mine suchten. Die dumpfe Beklemmung, die sie seit ihrer Ankunft hier regelrecht erstickte, ließ sich dadurch leider nicht abschütteln.

Stumm folgte sie Wulf.