Sturmkind - Sabrina Hüsken - E-Book

Sturmkind E-Book

Sabrina Hüsken

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Beschreibung

Schottland, 1887. Immer wenn es stürmt, wirft sich die kleine Fiona in die Windfluten. Sie verschmilzt mit dem unsichtbaren Element, tanzt, wirbelt und lacht. Und wenn der Wind stärker an dem zierlichen Mädchen rüttelt, nimmt sie die Herausforderung mit blitzenden Augen an. Das bringt den Vater auf eine geniale Idee.

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Table of Contents

Sturmkind

Impressum

Kapitel 1: Familienbande

Kapitel 2: Der Sommer beginnt

Kapitel 3: Das Erbe

Kapitel 4: Der Wind in ihrem Haar

Kapitel 5: Eine Anstellung

Kapitel 6: Träume werden geboren

Grafik

Kapitel 7: Dasselbe Feuer

Kapitel 8: Naturgewalt

Kapitel 9: Die wildeste Blume

Kapitel 10: Dunkelblau

Kapitel 11: Die Herrin des Windes

Nachwort der Autorin

Die Autorin

Sabrina Hüsken

 

Sturmkind

 

FantasyNovelle

 

 

 

Ashera Verlag

Impressum

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wäre rein zufällig.

 

 

 

Erste Auflage im April 2024

 

Copyright © 2024 dieser Ausgabe by

Ashera Verlag

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.net

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: pixabay

Innengrafik: pixabay

Szenentrenner: pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

Kapitel 1: Familienbande

 

16. Mai 1906

„Wo bist du, Fehler?“

Wie so oft murmelte Fiona in die Stille der Dachkammer hinein, die ihr als Atelier, wie sie es gerne nannte, diente. Dabei erinnerte der spärlich mit elektrischem Licht beleuchtete Raum dank all seiner Gerätschaften, Werkzeuge, wundersamer Maschinen und den vielen Drähten, Blechen und anderer Materialien mehr an das Sammelsurium eines verrückten Wissenschaftlers. Mit einem lichtdurchfluteten weiß getünchten Gebäude in bester Lage, in dem schicke Damen und edle Herren über Kunstwerke philosophierten, hatten diese schiefen vier Wände nichts gemein. Maximal mit der Kammer von Spitzwegs verarmtem Poeten.

Ihre blassen, rissigen Finger steckten in fingerlosen ausgefransten Stulpen, die Haare trug sie zu einem geflochtenen Zopf, der ihr bis zur Hüfte reichte. Ihr schlichtes Kleid hatte wahrlich bessere Zeiten gesehen. Aber das alles interessierte die junge Frau nicht, denn sie hatte da diese Idee, die absolut brillant war – wenn sie doch nur endlich diesen vermaledeiten Fehler finden würde ...

Es klopfte.

Vor Schreck ließ Fiona den Schraubendreher fallen. Mit einem Pock fiel er zu Boden, rollte über die krummen Dielen und verschwand – wie sollte es anders sein? – unter einer Gerätschaft, die, wie vieles in diesen vier Winkeln, darauf wartete, zum Leben erweckt zu werden.

„Verzeihen Sie bitte, Miss Blyth“, murmelte das Mädchen, das ehrfurchtsvoll an der Schwelle zur Kammer stehen geblieben war. „Ich wollte Sie nicht erschrecken.“

„Schon gut, komm rein, Mary. Was gibt’s denn?“

„Das kam heute für Sie an.“ Die Kleine streckte Fiona einen Brief entgegen. Fiona seufzte, stand auf und durchquerte den Raum in wenigen Schritten. Nachdem Mary ihr einmal bei der Umsetzung einer Idee assistiert hatte, die Maschine dann aber mit einem lauten Knall in sich zusammengebrochen war und aus allen Öffnungen geraucht hatte, mied Mary Fionas Reich. Marys Mutter hatte ihr einmal gesagt: Hier gehe es nicht mit rechten Dingen zu, und vielleicht steckte gar der Teufel in der armen hübschen Frau. Warum sonst verbrachte sie mehr Zeit mit kaputten Gegenständen als mit der Suche nach einem anständigen Mann? Auswahl hätte sie, es sahen ihr genug hinterher. Mary war zu jung, um die Raffinessen des Ehegattenwerbens zu verstehen, aber dass Fiona Blyths Problem nicht ihr zauberhaftes Aussehen, sondern ihr scharfer Verstand war, begriff das Mädchen.

Sie reichte Fiona den Brief.

„Danke.“

Schon huschte Mary davon.

„Ach, Mary?“

Das Mädchen hielt am Fuß der steilen Holztreppe inne, drehte sich um. „Ja, Miss?“

„Funktioniert eure Wasserpumpe weiterhin?“

„Ja! Mutter sagt, sie ist wie neu!“

Ein Lächeln huschte über Fionas Gesicht. Die Reparatur der alten mechanischen Pumpe hatte sich als äußerst kniffelig herausgestellt. Zwar gab es mittlerweile elektrische Wasserpumpen, aber die technische Neuerung war nur für die wenigsten erschwinglich. Umso stolzer war sie, es geschafft zu haben. „Wunderbar. Richte deiner Mutter einen lieben Gruß aus.“

Mary nickte eifrig. „Mach ich!“

Als Fiona wieder allein war, musterte sie das Schreiben. Eine Eilzustellung von ihrer Mutter aus Marykirk. Das konnte nichts Gutes bedeuten.

 

 

Das Steingebäude erhob sich hinter einer eingefallenen Mauer, über deren Reste sich Efeu und andere Schlingpflanzen wie wilde Tiere hermachten. Schlieren überzogen die einst hellgrauen freundlichen Steine wie dunkle Tränenspuren. Der Garten, früher Oase des Sommersitzes einer Bilderbuchfamilie, beherbergte eine äußerst intakte Maulwurfkolonie. Fiona fröstelte unter dem starren Blick der vor Dreck blinden Fenster, durch die sie als Kind immer vom Küchentisch in den Garten geschaut hatte, bis ihre Mutter ihr endlich erlaubt hatte, hinauszugehen und zu toben.

Nun trafen sie sich also vor den Überresten einer längst vergangenen Ära. Wie passend, dachte Fiona ironisch, wo doch das Einzige, was von der Familie übrig ist, wir sind, auf dem Lebensmeer verstreute Schiffe, ohne Flotte, ohne Ziel, ohne Kapitän.

Sie hatte lange mit sich gerungen, ob sie an diesen Ort, der ihr einst die Welt bedeutet hatte, zurückkehren wollte. Aber schlussendlich war es ihr Vater gewesen, der sie dazu überredet hatte – aus dem Grab hinaus, in das er gleich hinabgesenkt würde. Alleine mit der Kraft seiner Worte war es ihm gelungen, sein Mädchen, seine kleine Fiona, nach Marykirk zu locken. Dein Vater hat dir etwas hinterlassen, hatte ihre Mutter geschrieben. Was wäre sie für eine Tochter, wenn sie nicht dem letzten Willen ihres Vaters Folge leisten, wenn sie ihm nicht die letzte Ehre erweisen würde?

Sie wäre genau die, für die sie alle hielten. Die wundersame Frau, die als Mädchen nur Augen für die kuriosen Erfindungen des Vaters hatte. Und seht doch, was aus ihr geworden ist, hörte Fiona sie alle tuscheln. Hockt auf dem Dachboden dieser barmherzigen Familie und lebt von Mitleid und Reparaturarbeiten. Armes Ding.

Fiona schlang die Arme um ihre Körpermitte, wappnete sich innerlich, und betrat das Grundstück zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt. Ihr war, als würde sie eine unsichtbare Schwelle in eine andere Zeit übertreten. Eine glücklichere, friedlichere Zeit, in der es einem Mädchen gestattet war zu träumen, weil es weder die Menschen noch deren Abgründe kannte, die Träume wie eine todbringende Krankheit behandelten.

 

Als Fiona die Stube betrat, drehten sich alle zu ihr um. Ihre erste Feststellung war: Mutter sieht krank aus. Die zweite: Ihre Schwestern strahlten. Vermutlich – und das war die dritte Erkenntnis – lag das an den beiden ihr unbekannten Männern, deren jeweils linker Arm auf absurd identische Art schützend um die Taille der Gattin lag, als drohte sie unter der Schwere der Familienzusammenkunft zu zerbrechen. Ihre Schwestern waren schon immer zart besaitete Wesen gewesen.

„Fiona.“

„Mutter. Schwestern.“

Keiner hielt es für nötig, sie den Männern vorzustellen. Recht so, sie hatte ohnehin nicht vor, länger zu bleiben. Da brauchte sie sich Namen gar nicht erst merken.

„Wann ist die Beisetzung?“

„Heute Nachmittag.“

„Du hast geschrieben, Papa hätte mir etwas hinterlassen.“

„Das klären wir anschließend“, vertröstete ihre Mutter sie.

Die Hübschere der beiden Schwestern musterte Fiona spöttisch. „Kann ja nichts von Wert sein.“

„Ich denke, Priscilla, wir haben unterschiedliche Ansichten davon, was Wert hat“, erwiderte Fiona.

---ENDE DER LESEPROBE---