Subjektiv - Anna Bunt - E-Book

Subjektiv E-Book

Anna Bunt

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Beschreibung

Mit achtzehn verliebt sich Anna in den gut aussehenden Andi. Schon nach kürzester Zeit ist die Rollenverteilung zwischen ihnen klar: Andi bestimmt und Anna folgt. Gleich beim ersten Sex mit ihm erlebt sie einen Orgasmus, ihren allerersten überhaupt mit einem Mann. Im Laufe ihrer turbulenten Beziehung benutzt Andi sie - wann, wo und wie er will. Doch Anna bereiten die körperlichen Schmerzen, die er ihr dabei zufügt, ein unerklärliches Wohlgefühl. Aber Andis Leben hat auch seine Schattenseiten, die Anna unerträglich findet und die schließlich zur Trennung führen. Am Boden zerstört macht Anna sich wieder auf die Suche nach der Erfüllung ihrer Sehnsüchte: Sexabenteuer, Affären und Beziehungen reihen sich aneinander, doch niemand kann Andi das Wasser reichen. Am Ende findet Anna sich selbst - eine selbstbewusste devote Frau. Und dann ist da auch noch Logan, ein neuer Mann. Endlich einer, der ihre "Seele streichelt".

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Anna Bunt

Subjektiv

Aus dem Leben einer devoten Frau

INHALT

Kapitel 1

Die Seele streicheln

»Na meine Kleine, geht’s dir gut? War gerade duschen und lasse mich jetzt noch lufttrocknen«, schreibt er mir um 20.35 Uhr per SMS. Ich antworte, dass es mir gut geht, dass ich aber wahnsinnig aufgeregt bin. Dass ich schon seit einiger Zeit in voller Montur mit knallrotem Lippenstift und schwarz umrahmten Augen auf dem Sofa sitze, verschweige ich ihm. Ich trage meine neue schwarz-rote Lackkorsage und einen String mit Reißverschluss im Schritt. Ob ihm das gefallen wird, weiß ich nicht, nur dass er mich am liebsten nackt gehabt hätte, aber das bringe ich nicht über mich. Ich erinnere mich an Andi, der auch immer die absolute Nacktheit von mir verlangt hat.

*

Die Bässe hämmern in meinem Bauch. Ich halte meine Jacke in der Hand, bereit, das Barcode in Richtung Heimat zu verlassen. Ich stehe vor der Toilettentür und warte auf meine Freundin Ela. Um mich ist es dunkel. Nur die Discokugel in der Mitte des großen Raumes reflektiert die Lichter des Clubs. Es ist drei Uhr und in dem Laden herrscht Hochbetrieb. Ich schaue hinüber zur Bar. Beobachte den netten blonden Typen, der jedes Wochenende hier arbeitet und den ich so gerne aus der Ferne betrachte. Er ist mir eigentlich zu jung, zu sehr kleiner Junge, aber ich mag ihn irgendwie. Ich beobachte, wie er mit schnellen Bewegungen zwei Bierflaschen öffnet und sie trotz des Stresses mit einem netten Lächeln über die Bar reicht.

Na, wo bleibt sie denn, denke ich. Wahrscheinlich mal wieder eine riesige Schlange vor der Damentoilette.

Ich drehe mich um, um die Eingangstür zur Toilette im Blick zu haben, auch wenn ich mich dafür von dem netten Barjungen abwenden muss. In diesem Moment bekomme ich einen unsanften Stoß von der Seite und taumle einen Schritt zurück, während ich versuche, das Gleichgewicht zu halten. Meine Jacke fällt zu Boden und noch bevor ich es schaffe, mich zu bücken, hat der junge Mann vor mir sie schon in der Hand.

»Entschuldige, ich habe dich nicht gesehen«, sagt er mit einem Lächeln.

»Na so klein bin ich ja nicht, dass man mich leicht übersehen könnte«, entgegne ich.

Obwohl, wenn ich ihn mir so anschaue … Er ist riesig. Ich schätze gute zwei Meter. Und blond ist er. Die Haare etwas länger, als es modern ist. Aber das stört mich nicht. Eigentlich passt er nicht in diesen Laden. Sieht mehr nach Rockmusik aus. Er trägt eine zerschlissene Jeans und ein kariertes Hemd. Aber kein so langes unschickes, sondern ein sehr stylishes. Er lächelt immer noch.

»Naja …«, sagt er und hat wohl denselben Gedanken wie ich.

Ich sehe, wie Ela schräg hinter ihm die Toilette verlässt und sich nach mir umschaut. Ich beuge mich zur Seite, damit sie mich besser sehen kann und winke. Sie hat mich gesehen und kommt auf mich zu. Ich wende mich wieder in seine Richtung. Er schaut mich an.

»Ich finde, ich bin dir einen Drink schuldig.«

»Falsch. Du bist mir und meiner Freundin einen Drink schuldig.«

Er lacht und nickt. Nachdem er Bekanntschaft mit Ela gemacht hat, begeben wir uns zur Bar und danach in den hinteren Teil des Raumes, wo große bequeme Ledersofas unter riesigen Kronleuchtern stehen. Er setzt sich zwischen uns und wir stoßen an.

»Wenn ich mich vorstellen darf, ich heiße Logan.«

»Ungewöhnlicher Name«, sage ich.

Er zuckt die Schultern.

»Anna und Ela«, füge ich noch schnell hinzu.

Das Gespräch dreht sich um die üblichen Dinge. Er ist 28 Jahre alt. Nur zwei Jahre älter als ich, kommt aus Hessen und ist momentan als Werkstudent bei Daimler angestellt. Was er danach macht, weiß er noch nicht. Ich erzähle, dass ich Grafikdesignerin in einer Werbeagentur bin und Ela Waldorfkindergärtnerin. Er kann sich nicht entscheiden, welchen von unseren Berufen er interessanter findet.

»Wo wohnst du denn?«, frage ich.

»In Sindelfingen.«

»Oh, das sind ja nur etwas mehr als zehn Kilometer von mir entfernt.«

Er bekommt ein schiefes Grinsen und antwortet nicht. Ich glaube, jetzt habe ich mich verraten. Ich bemerke, dass er mich mit seinem Bein am Knie berührt. Es ist mir unangenehm. Nicht weil ich ihn nicht mag, sondern weil ich denke, wenn ich mein Bein jetzt da lasse, ahnt er schon, dass er nicht ganz chancenlos bei mir ist. Trotzdem ziehe ich mein Bein nicht weg. Ich will ihm ja keinen Grund geben zu denken, ich würde ihn nicht mögen.

Etwa eine Stunde später setze ich Ela vor ihrer Haustür ab und mache mich auf den Heimweg. Zu Hause angekommen, fühle ich mich total erschlagen und freue mich auf mein Bett. Es ist fünf Uhr morgens.

Früher hättest du um diese Uhrzeit den Club gewechselt, statt dich auf dein Bettchen zu freuen, sage ich zu mir selbst.

Naja, ich gehe auf die 30 zu.

Ohne die Hände zu benutzen, ziehe ich meine Schuhe aus, lasse die Jacke im Flur fallen und meine Handtasche gleich daneben. Dann gehe ich ins Bad, stecke mir die Zahnbürste in den Mund und setze mich auf den Rand der Badewanne. Ich erschrecke, als es plötzlich klingelt. Mit der Zahnbürste im Mund begebe ich mich zur Sprechanlage und murmle ein verwundertes »Ja bitte?« in den Hörer.

»Hallo, hier ist Logan. Darf ich hochkommen?«

Wie bitte? Was macht der denn jetzt hier?

»Äh …«, stammle ich und er lacht.

»Komm, mach schon auf, ich bin kein verrückter Massenmörder, du hast nur vergessen, mir deine Telefonnummer zu geben, und da musste ich hinter dir her fahren.«

Ich drücke auf den Türsummer und renne ins Bad, um mir den Mund auszuspülen. Dann öffne ich die Wohnungstür. Zum Glück habe ich mich noch nicht ausgezogen und abgeschminkt. Er kommt die Treppe herauf und muss sich leicht ducken, um die Wohnung betreten zu können. Ich stemme die Hände in die Hüften.

»So? Meine Telefonnummer willst du?«, frage ich.

Er nickt. »Und ein Wasser, ich habe Durst.«

»Schuhe ausziehen!«

Er tut, wie ihm geheißen und geht dann direkt, ohne eine Aufforderung abzuwarten, ins Wohnzimmer und setzt sich auf meine Couch. Ich komme mit dem Wasser aus der Küche und setze mich neben ihn. Neben sein Wasserglas lege ich einen Zettel, auf den ich meine Handynummer geschrieben habe, und gähne.

»Müde?«, fragt er und ich nicke.

Wir schweigen eine Weile.

»Du hättest auch schon vorher im Barcode nach meiner Nummer fragen können«, sage ich.

»Wäre aber nicht so spannend gewesen, wie dir hinterherzufahren und sich diese wunderschöne Wohnung anzuschauen.« Er blickt sich anerkennend um. »Muss ja ein Vermögen gekostet haben.«

Ich nicke, nehme einen Schluck von seinem Wasser und gähne schon wieder.

»Müde?«

»Definitiv.«

»Soll ich gehen?«

»Nein.«

»Was soll ich dann?«

Ich überlege kurz. »Nichts«, antworte ich schließlich und grinse hilflos. Ich verhalte mich mal wieder saublöd. Er schweigt, schaut mich an und mir fallen zum ersten Mal seine sehr hellblauen Augen auf. Er streckt die Hand nach mir aus und streicht mir über die Wange. Ich neige den Kopf leicht zur Seite. Plötzlich steht er auf, nimmt noch einen Schluck Wasser und sagt: »Also ich gehe dann mal.« Ich bin überrascht. Wieso will er denn jetzt so schnell wieder gehen? Fluchtartig verlässt er meine Wohnung. Ich schüttle den Kopf, als ich die Wohnungstür hinter ihm schließe. Den Zettel mit meiner Telefonnummer hat er auf dem Tisch liegen lassen. Verwirrt gehe ich ins Bett. Verstehe einer die Männer!

*

An einem Sonntagnachmittag im August sitze ich vor meinem Computer und langweile mich. Keine spannenden Nachrichten in meinen Community-Foren, niemand im Chat, mit dem ich mich unterhalten könnte. Auf Telefonieren habe ich auch keine Lust. Ich gehe in die Küche und mache mir einen Kaffee. Zurück am Computer, öffne ich mein Dachfenster und stecke mir eine Zigarette an. Ich könnte mir mal die SZ anschauen, denke ich. Alex, den ich kürzlich am Bodensee besucht habe, hat mir diesen Tipp gegeben. Manne hat mir auch schon mal davon erzählt.

Ich gebe den Namen der Website in die Adresszeile des Browsers ein. Irgendwie hat es mich nie gereizt, mich in dieser Community anzumelden, aber heute ist mir langweilig, und ich lasse mich registrieren. Natürlich muss ich ein Profil ausfüllen. Was schreibe ich da nur? Ich fülle erst die Felder aus, die mir leichtfallen. Als ich mich den schwierigeren Fragen widme, sehe ich links oben ein kleines rotes Feld: »New Mail«. Seltsam, ist das vielleicht rot, weil ich schon Nachrichten habe? Bestimmt eine automatisch generierte Begrüßungsnachricht. Ich klicke auf das Feld und ein Fenster öffnet sich. Das Erste, was ich sehe, ist ein Foto links oben. Da muss ich lachen. Na, den kennen wir doch: Das ist Logan. Es muss wohl ein gutes Jahr her sein, dass er so blitzartig meine Wohnung verlassen hat. Was schreibt er denn?

»Einen wunderschönen Sonntagnachmittag, junge Dame, herzlich willkommen und viel Spaß und Erfolg hier in der Sklavenzentrale. Liebe Grüße, Logan«

Er hat mich also keinesfalls erkannt, wie ich zuerst dachte. Wie sollte er auch? Ich habe ja noch kein Foto online gestellt. Irgendwie wundert es mich nicht, ihn hier zu treffen. Aber ich finde, es ist trotzdem ein lustiger Zufall.

Soll ich ihm überhaupt antworten?, frage ich mich unsicher. Wenn ich mich zu erkennen gebe, will er vielleicht sowieso nichts mehr von mir wissen, warum sonst ist er damals einfach abgehauen?

Ich fasse mir ein Herz und antworte trotz allem.

»Ebenfalls einen wunderschönen Sonntagnachmittag, junger Mann, und vielen Dank für die guten Wünsche. Was ich ja sehr witzig finde: Dies ist die erste Nachricht, die ich hier bekomme, und dann bist du gleich einer, den ich kenne!«

Ich unterschreibe nicht mit meinem Namen, weil ich das Spielchen noch ein bisschen spannend halten will. Nur wenige Augenblicke später ist seine Antwort da:

»Wir kennen uns? Wie kann das denn sein? Wer bist du?«

»Du warst schon mal in meiner Wohnung.«

»Seltsam, ich kann mich nicht erinnern, bei einer Frau in der Wohnung gewesen zu sein, seit ich hier wohne. Sag schon, wer bist du?«

Ich sage es ihm und er ist verwundert: »Du hier? Warum hast du mir damals nicht gesagt, dass du devot bist?«

»Du hast mich nicht danach gefragt. Warum bist du denn einfach abgehauen?«

»Mir war nach etwas ›SMigem‹ zumute. Ich fand dich sehr nett, nur wollte ich mich nicht wieder in eine Situation bringen, in der ich mich als Perverser hätte outen müssen und nur Unverständnis geerntet hätte.«

»Na, dann haben wir das ja geklärt. Wann kommst du?«

»Sofort!«

»Sofort? Nein, das geht nicht. Morgen.«

»Warum denn erst morgen? Es ist Sonntag.«

»Ich bin nicht vorbereitet.«

»Ich gebe dir eine Stunde.«

»Das reicht nicht. Morgen Abend, wenn ich von der Arbeit komme.«

»Schade, dass ich den Weg nicht mehr weiß, sonst wäre ich einfach gekommen, egal was du dazu sagst.«

»Na so ein Pech für dich!« Ich füge ein Smiley an.

»Schreib mir deine Handynummer. Ich bin morgen Abend um 21 Uhr bei dir und werde dir vorher per SMS mitteilen, wie du mich zu erwarten hast.«

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht teile ich ihm meine Handynummer mit, stelle noch ein Foto ins Profil und gehe dann offline.

*

Ich rauche eine Zigarette nach der anderen und zwinge mich dann kurz vor neun, damit aufzuhören, weil ich ihn nicht mit einer Rauchwolke begrüßen will. Logan ist Nichtraucher. Zwanzig nach neun klingelt es. Ich springe auf und renne zur Sprechanlage.

»Hallo! Dritter Stock«, sage ich und frage mich, während ich auf den Türöffner drücke, ob er das noch weiß.

Er sagt nichts. Ich warte noch einen Moment, dann öffne ich die Wohnungstür einen Spalt weit und höre ihn die Treppe heraufkommen. Ich winke ihn hastig herein und schließe schnell die Tür hinter ihm, da ich nicht möchte, dass meine Nachbarn mich in meinem Aufzug zu Gesicht bekommen.

Er beugt sich zu mir herunter und gibt mir ein Küsschen. So groß hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Und man muss sagen, dass er sehr hübsch ist. Das war mir auch nicht mehr bewusst. Seine blonden Haare trägt er jetzt etwas kürzer. Seltsamerweise reagiert er gar nicht auf mein Outfit, was mich etwas verunsichert. Stattdessen geht er ins Wohnzimmer, stellt seine Tasche ab und lässt sich auf die Couch fallen.

»Magst du was trinken?«, frage ich.

Er nickt. Ich gehe in die Küche, öffne die Spülmaschine, die noch ganz warm ist, und stelle fest, dass die Gläser mal wieder nicht sauber geworden sind. Mit zittrigen Händen nehme ich eins heraus und beginne es von Hand noch mal zu spülen. Warum zittere ich jetzt nur? So kenne ich mich gar nicht. Es gibt keinen Grund, aufgeregt zu sein, Anna, schimpfe ich mit mir selbst, als er die Küche betritt.

Er bleibt hinter mir stehen, und ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ich spüre seine Wärme, doch er berührt mich nicht. Ich bekomme einen trockenen Mund und würde am liebsten vor lauter Aufregung das Glas abstellen und aus der Wohnung rennen. Ich bin so aufgeregt, dass er es mit Sicherheit bemerkt. Ich hasse es, meine Coolness zu verlieren! Eine Weile steht er reglos da und sieht mir zu, wie ich mich mit dem Glas beschäftige. Mir wird schwindelig.

»Mach die Beine breit!«, befiehlt er plötzlich und macht sich am Reißverschluss zwischen meinen Beinen zu schaffen. Nicht dass ich so etwas noch nie erlebt hätte, trotzdem habe ich das Gefühl, gleich ohnmächtig zu werden. In meinen Ohren rauscht es. Das wäre jetzt peinlich, und ich hätte mal wieder die Stimmung kaputt gemacht. Ich versuche, tief durchzuatmen. Es gelingt mir nicht. Ich versuche zu schlucken. Es gelingt mir nicht. Mein Hals ist trocken wie der Sand in der Sahara. Zum Glück stehe ich mit dem Rücken zu ihm. Ganz schnell ist der Reißverschluss zwischen meinen Beinen offen.

Ich beschäftige mich weiterhin mit dem Glas und bin froh über diese Ablenkung. Langsam fasst Logan mich an und bemerkt dabei, wie nass ich schon bin. Er sagt nichts, während er seinen Finger ganz langsam in mich schiebt. Ich fürchte, dass mir jeden Moment alle meine Muskeln versagen und ich einfach kraftlos vor ihm auf dem Boden zusammensacken werde. Ich höre, wie er langsam und ruhig atmet. Sonst ist alles ganz still. Als er auch das letzte kleine Stückchen geschafft hat und es nicht mehr weitergeht, durchfährt es mich wie ein Blitz: von meinem Unterleib über die Wirbelsäule hinauf direkt ins Hirn. Ein starkes, warmes, kribbelnd aufregendes Gefühl, das direkt unter meinem Haaransatz ankommt und sich dann dort wie eine Rakete am Silvesterhimmel in meinem ganzen Kopf ausbreitet.

Die explodierten Glückshormone hinterlassen eine angenehme Wärme, die ich jetzt im ganzen Körper spüre. Gleichzeitig fühle ich mich immer noch unendlich schwach und sehe vor meinem inneren Auge ganz deutlich sein schönes Gesicht. Er greift von hinten mit der anderen Hand nach meinem Kinn und drückt mir den Kopf nach oben. So hält er mich eine Weile fest. Ich atme flach, schließe die Augen und genieße den Finger in mir, den er nur leicht bewegt. Gut, dass ich mich mit dem Rücken an ihn lehnen kann.

»Bring mir etwas zu trinken«, fordert er, als er sich von mir gelöst hat und wieder ins Wohnzimmer geht.

Ich merke, wie meine Hände nach wie vor zittern, während ich das Glas fülle. Bevor ich die Küche verlasse, atme ich noch einmal tief durch. Endlich gelingt es mir. Im Wohnzimmer stelle ich das Glas auf den Tisch und will mich neben ihn auf das Sofa setzen. Ich habe Kerzen und ein Räucherstäbchen angezündet, zwei Bodenlampen spenden gedimmtes Licht. Die Balkontür steht offen, und es weht ein angenehm leichter Wind herein. Alles ist ganz still draußen.

»Stell dich da hin«, sagt er mit ruhiger Stimme, und ich stelle mich vor ihn. Er schaut mich an. »Beine breit! Immer! Merk dir das! Und nimm die Hände in den Nacken!«

Langsam hebe ich die Arme und lege die Hände in den Nacken. Dann schaue ich ihn an und warte ab, was passiert, spanne meine Beine an, um das Zittern meiner Muskeln in den Griff zu bekommen. Eine Weile passiert gar nichts, dann streckt er seine Hand langsam nach mir aus und fasst mir wieder zwischen die Beine. Diese Explosion ist eine sanftere als beim ersten Mal, und ich schaue ihm jetzt dabei in die Augen. Ganz leicht streichelt er mich, nimmt dann seine Hand weg und streckt sie mir entgegen.

Ich lecke an seinem Finger − langsam und genüsslich − und er schaut mir zu. Dann lässt er die Hand sinken, sitzt einfach nur ruhig da und schaut mich an. Ich werde etwas unsicher, weil nichts geschieht und merke, wie ich die Kontrolle über das Zittern verliere. Meine Muskeln machen einfach, was sie wollen.

»Ist das etwa schon anstrengend?«, fragt er und lächelt wissend.

Ich schüttele den Kopf.

»Ist dir kalt?«

»Nein, ich bin nur so aufgeregt.«

Er lächelt wieder. »Schön. Zieh das Ding aus, das stört mich.«

Ich tue, wie mir geheißen. Ein bisschen unelegant komme ich mir vor, während ich mich aus der Korsage und dem String schäle, auf einem Bein balanciere und mich dabei an seinem Oberschenkel festhalte. Logan trägt einfach nur Jeans und T-Shirt.

Als ich es geschafft habe, nehme ich wieder meine Position ein: Hände im Nacken, aufrecht breitbeinig vor ihm stehend und jetzt komplett nackt. Ich schäme mich ein bisschen und zittere leider immer noch. Wieder fasst er mir zwischen die Beine. Wieder muss ich seinen Finger danach ablecken. Dann nimmt er meine linke Brustwarze zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt langsam zu. Immer fester. Ich kann es ertragen, bis er nicht mehr fester kann und dasselbe mit der rechten macht. Dann mit beiden. Zum Schluss dreht er die Hände einmal um 180 Grad. Ich gebe keinen Mucks von mir, mein Gesichtsausdruck bleibt unverändert, aber ich spüre, wie mein Unterleib darauf reagiert.

»Knie dich vor mich, den Rücken zu mir.«

Ich bin froh, dass ich mich hinknien darf und höre, wie er nach seiner Tasche greift, sie öffnet und etwas herausholt. Er hält mir eine schwarze Augenbinde vor die Nase.

»Binde das um.« Logans Stimme ist ruhig und angenehm. Langsam gewinne ich die Kontrolle über meinen Körper zurück. Alles um mich ist dunkel, und ich rieche den angenehmen Duft des Räucherstäbchens, spüre die sommerliche Luft auf meiner Haut, die durch die Balkontür ins Zimmer dringt. Logan streicht meine Haare zur Seite und krault meinen Nacken. Entspannung.

Dann beginnt er, mich leicht zu massieren. Ich genieße das sehr und merke, dass mir die Augenbinde ein wohliges Gefühl gibt. Ich kann mich mehr auf das konzentrieren, was ich fühle, meine Wahrnehmung verändert sich, weil ich lauschen muss, was er als Nächstes tut.

Es liegt eine unglaubliche Ruhe und Harmonie im Raum. Ich spüre, wie er mir ein Halsband umlegt. Er steht auf, tritt vor mich und zieht mich am Ring des Halsbandes in die Mitte des Raumes. Ich folge ihm nackt auf allen vieren.

»Mach die Beine breit. Hintern hoch.«

Er tritt hinter mich. Betrachtet mich wohl. Dann geht er ein paar Mal um mich herum und setzt sich aufs Sofa.

»Komm her«, befiehlt er.

Ich krieche in Richtung Sofa, taste nach seinem Oberschenkel. Er gibt mir seine Hand, hilft mir, blind und hilflos, wie ich bin. Ich knie aufrecht vor ihm, die Beine gespreizt, wie mir geheißen. Ich muss meine Hände auf meine Oberschenkel legen. Dann berührt er mich wieder zwischen den Beinen. Sein Gesicht ist ganz nah an meinem, während er sich nach vorne beugt. Ich spüre seine Wärme. Seine Wange ist nur wenige Millimeter von meiner entfernt, aber sie berührt mich nicht. Alles ist so subtil mit ihm. Dann nimmt er wieder meine Brüste und zieht daran. Unter mir tropft es auf den Holzboden. Morgen früh werde ich die Flecken dort sehen, und sie werden mich an diesen Moment erinnern.

»Steh auf.«

Ich erhebe mich, indem ich mich auf seinem Oberschenkel abstütze.

»Dreh dich um. Bück dich.«

Er zieht meine Pobacken auseinander und streichelt meinen Hintern. Dann wandert er weiter nach vorne und vergräbt seinen Finger in mir.

Mit dem anderen Finger massiert er meinen Kitzler. Es ist ein wunderbares Gefühl, das mir warme Schauer über den Rücken jagt. Ich möchte, dass er immer so weitermacht, doch gerade in dem Moment, als ich beginne, es richtig zu genießen, zieht er sich zurück. Ich verharre in meiner Position, während er gar nichts tut.

»Du gefällst mir«, sagt er irgendwann.

Wieder verstreicht Zeit.

»Leg dich auf den Boden. Auf den Rücken. Beine breit. Stell sie links und rechts auf.«

So liege ich eine Weile, lausche der elektronischen Musik, rieche das Räucherstäbchen und atme ganz langsam ein und aus. Ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr.

»Geht’s dir gut, meine Kleine?«

Ich bejahe.

»Was denkst du?«

»Dass ich mich lange nicht so wohl gefühlt habe.«

Keine Antwort. Ich sehe sein Gesicht vor meinem inneren Auge und stelle mir vor, wie er mich küsst. Das hat er bisher noch nicht getan.

»Streichel dich«, sagt er und holt mich aus meinen romantischen Gedanken zurück.

Ich lasse meine Hand zwischen meine Beine gleiten und beginne sie zu bewegen. Er schaut mir dabei zu. Dann geht er zum Esstisch, wo ich vorher meine Dildos ausgebreitet habe, wie Logan es verlangt hatte. Er kommt zu mir zurück und schiebt mir einen davon langsam rein. Ich spüre, dass er meinen Lieblingsdildo ausgewählt hat. Woher hat er das nur gewusst? Dann setzt er sich wieder aufs Sofa und befiehlt mir weiterzumachen.

»Wehe, du kommst«, droht er, als ich beginne, schneller zu atmen. Das hätte ich mich sowieso nicht getraut.

Kurze Zeit später erhebt er sich und ich höre das Klicken eines Feuerzeugs. Er tritt wieder neben mich, und ich warte gespannt ab.

»Nimm die Hände hinter den Kopf.«

Plötzlich fühle ich, wie mir ein heißer Tropfen auf die Brust fällt. Es brennt angenehm und lässt dann aber auch gleich nach. Der zweite Tropfen. Dann immer mehr in immer kürzeren Abständen. Das Wachs wird immer heißer, und ich genieße es. Ich spüre meinen Körper so stark wie selten: das angenehme Brennen und wie es langsam nachlässt. Wie es an einer anderen Stelle schon wieder beginnt, während es an der vorherigen noch abklingt.

»Welche Farbe hat die Kerze?«, will ich wissen.

»Schwarz«, antwortet er.

Ich dachte, sie wäre weiß.

Jetzt konzentriert er sich nur noch auf meine Brüste. Lässt in ganz kleinen Abständen immer schneller das heiße Wachs auf mich tropfen. Es geht an die Schmerzgrenze, und ich bin froh, als er sich mehr in Richtung Bauch bewegt. Langsam wandern die Tropfen nach unten. Unter dem Bauchnabel wird das Brennen stärker, und als es tiefer und tiefer geht, halte ich es kaum noch aus. Doch nur ein paar Tropfen lässt er zwischen meine Beine fallen, bevor er die Kerze ausbläst.

Ich liege eine Weile da und befinde mich in einem sehr tiefen Entspannungszustand. Meine Geilheit hat etwas nachgelassen. Es ist alles noch viel schöner, als ich es mir immer erträumt habe, und ich kann gar nicht sagen, woher dieses Glücksgefühl kommt. Und in dem Moment wird mir bewusst: Dieser Mensch kümmert sich gerade so intensiv um mich, wie es selten jemand getan hat. Ganz ohne seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Logan hat mich bisher kaum gestreichelt oder angefasst, noch hat er mich geküsst. Aber ich fühle mich wie nach einer Wellnessbehandlung. Es ist wohl das, was man die ›Seele streicheln‹ nennt. Ich bin ihm unendlich dankbar und möchte am liebsten aufstehen, ihn umarmen und meinen Kopf in seinen Schoß legen.

Ich weiß, dass ich heute keinen Orgasmus mehr haben werde und das stört mich nicht mal. Ich brauche ihn nicht. Ich befinde mich in einem Zustand der völligen Entspannung und des absoluten Glücks, den kein Orgasmus hervorrufen könnte. Nie war ich mir meiner devoten Neigung so sicher wie in diesem Moment.

Logan holt mich aus meinen Gedanken: »Geh ins Bad und mach das Wachs ab.«

Blind taste ich mich durch meine Wohnung und finde problemlos den Weg. Ich klettere in die Badewanne und entferne das Wachs gründlich. Dann gehe ich zurück Richtung Wohnzimmer und höre ihn von der Couch aus sagen:

»Komm her. Auf Knien.«

Ich krabble wieder auf ihn zu und taste nach seinem Oberschenkel. Schon lange denke ich nicht mehr an die peinliche Nacktheit. Ich fühle mich wohl, so wie ich bin. Er zieht mich zu sich nach oben und steckt mir seinen Schwanz in den Mund. Dann lehnt er sich zurück, und ich gebe mir die größte Mühe, meine Aufgabe zu seiner Zufriedenheit zu erfüllen. Ich darf sogar die Hände benutzen. Er hatte mir schon am Nachmittag prophezeit, dass ich seinen Schwanz nicht sehen würde. Schon seltsam, etwas im Mund zu haben, was man noch nie zuvor gesehen hat. Aber er schmeckt und fühlt sich gut an. Aufgrund seiner Körpergröße hätte ich vermutet, dass Logans Schwanz ziemlich groß ist. Aber er ist eher normal, was mir recht ist, weil ich ihn deshalb bis zum Anschlag in meinen Mund bekomme.

Zwischendurch hält er mich am Kopf fest und presst mir seinen Schwanz so tief in den Rachen, dass ich würgen muss und mich wehre. Meine Tränen verschwinden im schwarzen Stoff der Augenbinde. Ich spüre, dass es nicht mehr lange dauert, und da erhebt er sich auch schon, nimmt mich an den Haaren, zieht mir den Kopf in den Nacken. Ich höre, wie er seinen Schwanz immer schneller massiert und öffne den Mund. Ich möchte ihn schmecken. Ich liebe diesen Moment kurz davor, wenn ich darauf warte! Dann die ersten warmen Tropfen auf meinem Gesicht. Er verteilt den Saft überall und nur wenige Tropfen landen in meinem Mund, die ich dafür umso genüsslicher auf meiner Zunge zergehen lasse. Er schmeckt bitter und ich mag das. Als er fertig ist, finde ich es fast ein bisschen schade und lecke die paar Tropfen ab, die sich noch auf meinen Lippen befinden. Dann lutsche ich ihm den Schwanz sauber und bleibe einfach vor ihm auf dem Boden knien. Er lässt meine Haare los und setzt sich. Wir sprechen eine Weile nicht.

»Komm her«, fordert er schließlich.

Ich bewege mich näher an ihn heran und lege meinen Kopf in seinen Schoß. Die Hose hat er schon wieder zugemacht. Er streichelt über mein Haar.

»Tust du eigentlich immer alles, was man dir sagt?«

Ich nicke.

»Ich tue das gerne. Findest du das langweilig?«

Er verneint und sagt: »Ich finde das sehr schön.«

Ich muss die Augenbinde aufbehalten, bis er die Wohnung verlassen hat. Seltsamerweise bin ich froh, dass er geht. Ich möchte diese laue Sommernacht und mein Glück nun allein genießen. Erst als ich ihn in sein Auto einsteigen und wegfahren höre, nehme ich die Augenbinde ab – immer noch auf dem Boden vor dem Sofa kniend.

Ich schaue mich in meinem schönen Wohnzimmer um, wo ich so gerne bin, genieße das Kerzenlicht und den leichten Geruch des abgebrannten Räucherstäbchens. Dann setze ich mich vor die offene Balkontür und schaue in den Nachthimmel.

»Danke«, sage ich mit den Augen in der Unendlichkeit des Himmels. Jemand sagte mal, man dürfe sich dem lieben Gott gegenüber nicht devot verhalten. Ich frage mich, warum eigentlich nicht? Schließlich ist er doch der Herr, der über allem steht …

Kapitel 2

Und wo ist jetzt der Orgasmus?

Kichernd wie zwei kleine Mädchen sitzen wir in der S-Bahn Richtung Bad Cannstatt. Zwei kleine Mädchen, das sind wir ja eigentlich auch noch. Meine beste Freundin Yvonne und ich. Wir stehen kurz vor unserem ersten gemeinsamen Urlaub auf Ibiza. Das erste Mal ohne Eltern. Ich glaube, ich habe mich selten so auf etwas gefreut. Außer vielleicht auf die Loveparade …

Der Typ, der rechts von uns in der überraschend leeren S-Bahn sitzt, schaut ab und zu herüber und lächelt. Vielleicht belächelt er uns. Ich schätze, er ist schon über zwanzig. Groß und blond ist er und trägt eine blaue Jeans sowie ein Poloshirt. Ich gebe Yvonne durch Blicke zu verstehen, dass er mir gefällt. Sie nickt – wir verstehen uns ohne Worte, stehen auf und lassen uns auf die Sitze neben und ihm gegenüber fallen.

»Hallo«, sagt Yvonne, die den Sitz neben ihm gewählt hat.

Ich lächle ihn von der anderen Seite an. Im ersten Moment scheint er etwas perplex zu sein.

»Hallo«, erwidert er dann lächelnd, »wohin des Weges?«

»Auf den Wasen. Und du?«

»Ich auch.«

»Alleine?«, frage ich.

»Ich treffe mich mit Freunden.«

»Schade.«

»Warum?«

»Wir könnten noch eine nette männliche Begleitung gebrauchen.«

Yvonne grinst mich an.

»Ließe sich einrichten«, meint er.

Als wir am Bahnhof Cannstatt die Bahn verlassen, kramt er nach seinem Handy und ruft seine Freunde an, um ihnen abzusagen. Als er aufgelegt hat und das Handy gerade wieder in die Hosentasche schieben will, nutze ich einen Moment der Unachtsamkeit, nehme es ihm aus der Hand, tippe meine Nummer ins Display und drücke auf den kleinen Knopf mit dem grünen Hörer.

»Wen rufst du an?«, fragt er.

»Mich selbst«, entgegne ich und schon fängt mein Handy an, in meiner Tasche zu summen.

Er lächelt, nimmt mich an der Hand und sagt: »Komm.«

Wir verbringen den ganzen Nachmittag zu dritt auf dem Wasen.

Auf dem Rückweg in der S-Bahn stellt sich heraus, dass Dennis im gleichen Ort wohnt wie wir. Ich wundere mich, dass ich ihn nie zuvor gesehen habe. Das kleine Stück Restweg von der S-Bahn nach Hause nimmt er uns in seinem weißen Peugeot mit. Zuerst lässt er Yvonne aussteigen, dann lotse ich ihn zum Haus meiner Eltern.

»Wie alt bist du eigentlich?«, will er wissen, als wir da sind.

»Siebzehn.«

Er nickt.

»Dachte ich mir, kleines Mädchen.«

Dann küsst er mich.

»Hast du morgen schon was vor?«

Ich verneine.

»Komm doch zu mir. So um 15 Uhr?«

Ich nicke, gebe ihm noch ein Küsschen und steige aus.

*

Dennis wohnt in einem neuen Haus am Waldrand in einer Dreizimmerwohnung. Abends wird das Wohnzimmer immer wieder von Scheinwerfern erhellt, da die Flugzeuge genau über seinem Balkon zum Landeanflug auf den nahen Flughafen ansetzen. Nach dem fünften Flugzeug fragt er mich:

»Machst du es dir ab und zu selbst?«

Ich bin etwas verwundert, weil er einfach so fragt.

»Ja«, antworte ich kurz.

»Würdest du mich zusehen lassen?«

»Jetzt sofort?«

Schon beim Gedanken daran klopft mir das Herz bis zum Hals. Natürlich nickt er. Ich blöde Kuh hätte die Antwort auch anders formulieren können. War ja klar.

»Ich bin Jungfrau«, sage ich.

»Ich weiß.«

»Woher?«

»Das merkt man. Zumindest hätte mich alles andere gewundert.«

»Findest du das schlimm?«

»Nein. Es ist mir eine Ehre.«

Wir schweigen eine Weile, dann küsst er mich.

»Stell dich hin«, sagt er und ich stehe auf.

Vor mir auf dem Sofa sitzend öffnet er meine Bluse. Von oben nach unten. Dann hakt er den BH auf und streichelt meine harten Brustwarzen, zieht sein T-Shirt aus, zieht mich an sich und beginnt, meinen Oberkörper mit kleinen Küssen zu bedecken. Ich schaue ihm von oben dabei zu. Vergrabe meine Hände in seinen blonden Locken. Langsam geht er nach unten, knöpft meine Jeans auf. Die Hose fällt auf den Boden. Das Zimmer wird wieder erhellt von den Scheinwerfern eines landenden Flugzeugs.

Durch den dünnen Stoff meines Höschens streichelt er mich. Ich kann mich gar nicht richtig darauf konzentrieren, weil ich so aufgeregt bin. Alles ist so neu. Er steht auf, nimmt mich in den Arm, seine Hände in meinen Haaren. Dann gleitet er über meinen Rücken hinunter zum Po. Das Höschen fällt zu Boden. Ich öffne seine Hose. Er trägt keine Shorts. Seine Hose folgt meinem Höschen, und ich spüre ihn angenehm warm und hart an meinem Bauch. Er setzt sich wieder aufs Sofa und zieht mich auf seinen Schoß. Küsst mich, reibt sich an mir.

Irgendwann hält er inne und zieht ein kleines quadratisches Päckchen aus einer Ritze des Sofas. Der Junge hat sich vorbereitet, denke ich. Er gibt es mir. Ich hatte gehofft, er macht es selbst, ich habe doch keine Ahnung! Ich knie mich vor ihn und öffne mit zittrigen Händen die Verpackung. Es riecht etwas künstlich, aber durchaus angenehm und ich hätte nicht gedacht, dass es leicht glitschig ist. Eigentlich logisch …

Er schaut mich an und lacht. Nimmt mich wieder in den Arm. Ich komme mir saublöd vor, möchte am liebsten meine Kleider packen und weglaufen. Irgendwie ist die Stimmung futsch. Ich habe Tränen in den Augen. Er löst sich von mir, nimmt mir das Kondom aus der Hand, zieht es sich über und zieht mich dann auf seinen Schoß. Zuerst macht er langsam und es tut nicht weh, obwohl es sich seltsam anfühlt. Doch das letzte kleine Stück geht ganz schnell und ein brennender Schmerz durchfährt mich. Ich schreie auf und die Tränen schießen mir in die Augen. Der Schmerz wird etwas schwächer, aber er geht nicht mehr weg. Am liebsten möchte ich einfach aufstehen und dieses Ding in mir loswerden. Doch er drückt mich an sich, streichelt meinen Rücken und bedeckt mein Gesicht mit vielen kleinen Küssen.

»Entspann dich«, beruhigt er.

Haha, denke ich, du hast ja keine Schmerzen. Aber ich bin fest entschlossen, das jetzt auszuhalten. Langsam beginnt er sich zu bewegen. Besser gesagt, er bewegt mich, indem er mich am Hintern festhält. Der Schmerz flammt wieder auf. Bei jeder Bewegung habe ich das Gefühl, ein Messer bohrt sich in meinen Unterleib. Wir finden keinen Rhythmus. Er hält inne, steht auf und legt mich mit dem Rücken auf das Sofa. Breitbeinig liege ich da und hoffe, er merkt nicht, was gerade in mir vorgeht. Mein Unterleib brennt immer noch und ich weiß, dass es leider noch nicht vorbei ist. Er kommt über mich und wieder ist da dieses Gefühl des Messers. Mir wird heiß und kalt. Nicht dass ich ohnmächtig werde …

Seine Bewegungen fühlen sich seltsam mechanisch an. Ich liege da wie ein Brett. Weiß nicht, wohin mit meinen Händen, mit meinen Beinen, die Augen geschlossen.

Als Dennis endlich fertig ist, bin ich erleichtert und mache mir Sorgen, sein Sofa könnte jetzt rote Flecken haben. Es fühlt sich alles so brennend wund an, dass ich glaube, ich müsste mindestens einen Liter Blut verloren haben. Aber da ist nichts.

Er streichelt mich. Mein Kopf liegt an seiner Brust. Wir sprechen keinen Ton, beobachten nur die Flugzeuge, die jetzt im Minutentakt mit ihren Scheinwerfern das Wohnzimmer erhellen. Nach einer Weile ziehe ich mich an und gehe. Es tut noch drei Tage weh. Wir haben noch öfter Sex in den kommenden Wochen. Ich mag ihn, aber ich mag diese seltsamen Situationen nicht. Es tut zwar jedes Mal weniger weh, aber ich bin weit davon entfernt, es schön zu finden. Trotzdem bin ich froh, keine Jungfrau mehr zu sein. Ich habe neues Terrain betreten und fühle mich, als würde mir jetzt die ganze Welt offen stehen. Männern gegenüber trete ich jetzt ganz anders auf. Weiß ja keiner, dass es eigentlich keinen Spaß macht. Außer mit mir selbst, jeden Abend heimlich, still und leise unter der Bettdecke zu Hause in meinem Jugendzimmer, und dann bin ich wie immer zuversichtlich:

Es muss doch einen geben, der das so gut kann wie ich selbst.

*

Ich stehe mit Yvonne in der Schlange, die sich vor dem Prag gebildet hat. Der Türsteher kennt mich schon, weiß auch, dass ich noch keine 18 bin, aber wegen meiner ausgefallenen Outfits lässt er mich immer gerne in den Club. Wir steigen die Treppen hinab in den alten Bunker. Ich spüre die Bässe im Magen. Es kann mir gar nicht laut und hart genug sein. Als wir an unserem üblichen Platz stehen, kommt Siggi, der im Club arbeitet, vorbei und drückt uns zwei Bier in die Hand. Eigentlich mag ich kein Bier, aber Siggi hat das als Begrüßungsritual eingeführt, deshalb trinke ich es jedes Mal höflich.

Als DJ Hell zu spielen beginnt, begebe ich mich auf die Tanzfläche. Es ist mal wieder so weit, dass der Club so voll ist, dass das Kondenswasser von der Decke tropft. Ich schwitze unter meiner blauen Perücke, zum Glück ist das Kunsthaar wasserabweisend, so dass mir die Ponyfransen nicht an der Stirn kleben bleiben.

Irgendwann bekomme ich Durst und bahne mir einen Weg zur Bar. Neben einem verrückt aussehenden Typen finde ich ein freies Plätzchen. Ich betrachte ihn unauffällig von der Seite. Sein Outfit ist zwar relativ normal, Jeans und T-Shirt, aber den Kopf hat er sich kahl rasiert und über seiner Stirn ragen zwei rote Hörnchen in die Höhe. Siggi stellt ohne zu fragen ein weiteres Bier auf den Tresen vor mir. Ich komme mir sehr lässig vor, weil ich hier offensichtlich so bekannt bin, dass ich die Getränke umsonst bekomme. Das Teufelchen neben mir lächelt und bietet mir eine Zigarette an.

»Ich rauche nicht.«

»Schade, wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mit dir ins Gespräch zu kommen«, brüllt er mir ins Ohr.

»Das geht doch auch so«, entgegne ich und er grinst mich an.

»Ich geh mal wieder tanzen«, beende ich abrupt das Gespräch, nehme meine Bierflasche und bahne mir den Weg zurück durch die Menge.

Warum nur bin ich jetzt wieder weggelaufen? frage ich mich. Vielleicht weil ich nicht gewusst habe, was ich mit ihm reden soll. Yvonne gesellt sich zu mir und nach einer Weile muss ich auf die Toilette. Und plötzlich steht er wieder vor mir: Ich sehe die beiden rot gefärbten Haarsträhnen auf seinem Kopf im Schwarzlicht leuchten. Er packt mich und küsst mich. Ich bin total perplex. Dann nimmt er mich wortlos an die Hand, zieht mich in den hinteren Teil des Clubs auf eines der Sofas und küsst mich eine ganze Weile.

»Ich bin Peer«, stellt er sich vor, als wir irgendwann eine Pause einlegen.

»Anna«, sage ich.

Dann geht es weiter. Seine Hand schiebt sich unter mein Shirt in meinen BH. Die andere liegt auf meinem Po. Er hält mich so fest, dass ich mich kaum bewegen kann. Ich spüre, dass ich eigentlich auf die Toilette gehen wollte. Der Druck in meinem Unterleib nimmt zu, aber irgendwie finde ich es angenehm aufregend. Als ich ihn schließlich doch kurz verlasse, um auf die Toilette zu gehen, treffe ich Yvonne in der Menge.

»Ich nehme die erste Bahn nach Hause«, schreit sie mir ins Ohr.

Es muss also schon fünf Uhr morgens sein.

»Kommst du mit?«

»Schlimm, wenn nicht?«

»Nein, ich habe schon gesehen, der Leibhaftige ist dir begegnet«, lacht sie.

»Gut«, antworte ich, nehme sie in den Arm und gebe ihr ein Küsschen zum Abschied.

»Was machen wir zwei Hübschen jetzt?«, fragt Peer, als ich von der Toilette zurück bin. Ich zucke mit den Schultern. Der Club beginnt sich langsam zu leeren.

»Gehen wir nach Hause?«

Er überlegt kurz.

»Wohnst du alleine?«

Ich verneine. »Bei meinen Eltern.«

Er schaut mich fragend an.

»Ich bin erst 17«, sage ich, »und du?«

»26. Gut, dann fahre ich dich nach Hause.«

Kaum haben wir die Stadt hinter uns gelassen, biegt er in einen Waldweg ein. Mir wird flau im Magen.

»Hey, da wohne ich aber nicht«, bemerke ich nervös.

»Ich weiß«, entgegnet er und stellt den Motor ab, »steig aus!«

Ich bin fast froh darüber, aber ich habe Angst.

»Hinknien!«

Ich wundere mich ein bisschen über mich selbst, weil ich seiner Aufforderung tatsächlich nachkomme und ihm dabei zuschaue, wie er seine Hose aufknöpft. Als er ihn rausholt, erschrecke ich. Im Halbdunkel sehe ich ein riesiges Ding vor mir. Ich kann nicht glauben, dass es so etwas gibt. Ich habe den Eindruck, er ist fast so lang wie mein Unterarm und so dick, dass ich ihn mit der Hand nicht ganz umfassen könnte. Und das, obwohl ich recht lange Finger habe. Er nimmt mich an den Haaren und steckt das Riesenteil in meinen Mund. Ich muss sofort würgen. Es passt nicht mal zur Hälfte in mich. Er bemerkt wohl, dass ich noch nicht oft – besser gesagt noch nie – einen Schwanz im Mund hatte, denn er zieht mich wieder auf die Beine und dreht mich um, so dass ich mit dem Rücken zu ihm stehe.

Meine Hände liegen auf dem Autodach. Er zieht mir die Hose samt String herunter, ohne sie vorher zu öffnen. Ich senke meinen Oberkörper nach vorne ab und denke:

Wie soll denn der bloß da reinpassen? Er passt auch nicht wirklich. Ich habe das Gefühl, er steht zwei Meter hinter mir. Es tut nur ein kleines bisschen weh. Nicht so stechend wie mit Dennis. Eher ein dumpfer Schmerz. Zum Glück geht es nicht lange und ich bin erleichtert, als er sich zurückzieht und ich die warme Flüssigkeit auf meinem Hintern spüre.

Ohne ein Wort zieht er seine Hose hoch und ich meine, ungeachtet der Sauerei auf meinem Hintern. Die Hose klebt an meiner Haut. Wir steigen ein und fahren weiter durch die Dämmerung.

»Du hast kein Kondom benutzt«, stelle ich auf einmal fest.

»Die passen mir nicht.«

»Machst du das immer so?«

»Wohl oder übel.«

Mich überkommt Panik. Ich habe wenig Angst davor, schwanger zu werden, umso mehr aber vor Krankheiten. Ich versuche, die Angst zu verdrängen und hoffe, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich ausgerechnet dieses eine Mal Pech gehabt habe. In Gedanken schicke ich ein Stoßgebet gen Himmel und verspreche, dass mir so etwas nie wieder passiert. Vor dem Haus meiner Eltern steige ich aus dem Auto, es gibt keinen Abschiedskuss, keine leise Andeutung von Zuneigung. Nur ein kurzes »Schlaf gut« und daraufhin mein »Komm gut heim«.

Als ich im Bett liege, fühle ich mich komisch. Das grenzte ja schon fast an eine Vergewaltigung