Sugar Girls - Jana Henschel - E-Book

Sugar Girls E-Book

Jana Henschel

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Beschreibung

Café-Führer, Deko-Fibel und Rezeptbuch in einem! Sie waren Beamtin, Lehrerin, Stewardess – und sie hatten alle einen Traum. Eines Tages haben sie ihn wahr gemacht. In Sugar Girls erzählen Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie sie ihr eigenes Café eröffnet haben. Sie stellen ihre Einrichtung und ihr Stil-Geheimnis vor, zeigen genial einfache Do-It-Yourself-Ideen, verraten ihr Lieblingsrezept und geben Gründer-Tipps für alle, die gerade selbst davon träumen. Denn wer hat nicht schon einmal diesen Satz gesagt: "Irgendwann mache ich ein Café auf...". Jedes Café wird mit der kurzen Geschichte seiner Besitzerinnen und vielen wunderschönen Fotos und noch mehr praktischen Tipps und Ideen vorgestellt. Am Ende des Buches geben die Cafébesitzerinnen in einem ausführlichen Service-Teil ihre persönlichen Tipps für alle, die nach der Lektüre selbst Lust bekommen haben, ein Café zu eröffnen.

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Seitenzahl: 165

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… nur eine Freundin mit einem Café “
Sugar
Girls
CALLWEY
CALLWEY
Sugar
Girls
JANA HENSCHEL
ULRIKE SCHACHT
MEIKE WERKMEISTER
20 Frauen und
ihr Traum
vom eigenen Café
Inhalt
VORWORT
7
Pure Living Bakery
WIEN
8
Café eliza
BERLIN
16
eppenlove
HAMBURG
24
Himmelhoch
BRAUNSCHWEIG
32
Café LIVRES
ESSEN
40
Fräulein Frieda
NEUMÜNSTER
48
roestbar
MÜNSTER
56
kieztörtchen
DORTMUND
64
amelie Café & Dekoration
SAARLOUIS
72
apfelkind
BONN
80
Fein
FRANKFURT
88
JUBEL
BERLIN
96
café glücklich
RAVENSBURG
104
mmhio
KIEL
112
Marshalls Mum
LEIPZIG
120
Brits KWISIN
MAINZ
128
England, England
DRESDEN
136
good
RAPPERSWIL
144
Kerzenhof
SCHAFSTEDT
152
White Rabbit’s Room
MÜNCHEN
160
KLEINE STARTHILFE
168
FÜR EXISTENZGRÜNDER
REZEPTE
176
6
Jana Henschel, Ulrike Schacht und Meike Werkmeister (v.l.) haben auf den
Recherchereisen für dieses Buch nicht nur faszinierende Frauen
kennengelernt – sie durſten auch jede Menge köstlichen Kuchen probieren.
7
„Irgendwann mache ich ein Café auf“ – diesen Satz sagen Frauen gern, wenn der Büro-
alltag nervt oder sie mal wieder ganz anderer Meinung sind als ihr Chef. Aber dann
zögern sie doch. Weil sie nicht wissen, ob so ein Gastro-Ding auch genug abwirſt, um
davon zu leben. Weil sie nie genug Zeit zum Pläneschmieden haben. Weil sie plötzlich un-
sicher sind, ob ihr Cheesecake wirklich so gut schmeckt, dass jemand dafür Geld bezahlen
würde. Und das feste Gehalt aufgeben, für eine fixe Idee mit ungewissem Ausgang? „Ich bin
doch nicht verrückt ...“
Aber was passiert, wenn man sich doch traut? Wenn man eines Tages seine jahrelang
gesammelten Ideen auf den Tisch packt und einfach einen Business-Plan schreibt? Sich
einfach reinstürzt – Sicherheit ade – und beschließt, an seinen eigenen Traum zu glauben?
Wir haben 20 Cafés in Deutschland, Österreich und der Schweiz besucht, die nur deswegen
entstanden sind, weil ihre Besitzerinnen diesen Mut besaßen. Sie waren früher Beamtin,
Managerin, Sachbearbeiterin, Lehrerin, Controllerin, Stewardess. Sie alle hatten tolle Jobs –
aber allen fehlte etwas: manchen Freiheit, anderen Selbstbestimmung, Anerkennung oder
schlicht ein Sinn. So lange, bis sie kündigten, einen kleinen, runtergekommenen Laden
übernahmen und ihn zu ihrem machten, mit eigenen Händen und oſt monatelanger Kno-
chenarbeit. Die Ergebnisse sind vollkommen verschieden, aber jedem Café sieht man heute
an, wie viel Zeit und Liebe in ihm steckt.
Als wir all diese tollen Frauen fragten, ob wir sie besuchen und ein Fotoshooting mit ihnen
machen dürſten, haben einige vor Freude geweint. Weil nicht nur ihr Traum wahr gewor-
den war – nun durſten sie auch noch der ganzen Welt davon erzählen. Und zeigen, wie viel
Kreativität und Kraſt in ihnen steckt.
In den Wochen, in denen wir dieses Buch produzierten, haben wir so viel Inspiration, so
viele Einrichtungstipps, DIY-Ideen und Rezepte gesammelt – wir sind jetzt erst mal ein
paar Wochen beschäſtigt. Wir müssen dringend den Carrot Cake und die Erdnuss-Tarte
nachbacken, diese coolen Tischbeine bestellen, die Mooskugeln basteln, den Europalet-
tentisch bauen, die Bierbank in Neonpink streichen und das Küchenbüfett vom Trödel in
Weiß ... Denn das Beste an den Styling-Ideen unserer Cafés ist: Alle davon kann man auch
zu Hause wunderbar anwenden. Ein Samstagnachmittag – und schwups, sieht die Woh-
nung schon wieder ganz anders aus!
Ach, am besten, ihr überzeugt euch jetzt mal selbst. Aber holt euch vorher ein anständiges
Stück Streuselkuchen von eurem Lieblingscafé und macht euch einen frischen Minztee dazu.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen – und Nachmachen!
Herzlichst, eure Jana, Meike und Ulrike
Vorwort
KIRSTEN PEVNY
BURGGASSE 68, 1070 WIEN
WWW.PURELIVINGBAKERY.COM
MO – FR 9.30 – 19 UHR,
SA – SO 10 – 19 UHR
Pure Living Bakery
9
15 Jahre lang war Kirsten Pevny Stewardess bei Lufthansa. Der Job führte die heute
40-Jährige in die tollsten Städte der Welt. Doch keine Langstrecke flog sie so gern
wie die nach Los Angeles! Kalifornien sah so aus, wie sie selbst gern lebte:
lässig – und herrlich bunt! Von den hippen Flohmärkten brachte sich
die Weltenbummlerin die schönsten Wohnaccessoires mit. Bis all diese Dinge
ein Zuhause brauchten – und sie selbst auch.
California Dreaming
10
..................... „Vielleicht war es der leichte Wind, der vom Meer
kam und die letzten Bedenken wegwehte. Oder das zarte Türkis
am Pier-Geländer von Manhattan Beach, von dem ich fand, dass
es eine verdammt gute Einrichtungsfarbe war. An diesem Nach-
mittag vor acht Jahren beschloss ich, in Wien ein Café aufzuma-
chen. Eines, in dem ich mich wohlfühlte wie in Kalifornien – und
doch daheim war.
New York, Schanghai, Johannisburg, Vancouver: 15 Jahre lang hat
mich mein Job bei Luſthansa in die tollsten Städte der Welt ge-
führt. Doch keine Langstrecke flog ich so gern wie die nach Los
Angeles. Nirgendwo war es so sonnig, so bunt, so entspannt, nir-
gendwo waren die Menschen so positiv, so stilbewusst! Auf Zwi-
schenstopps konnte ich ewig durch den Anthropologie-Laden am
Farmers Market und über den Melrose Trading Post-Flohmarkt
laufen. Ich kauſte Holzschilder, Bilderrahmen, Lampen – oſt flog
ich mit zwei Koffern heim. Und nahm ein Stück Lebensgefühl
gegen mein Fernweh mit.
Doch irgendwann gingen bis zu sechs Langstreckenflüge pro Mo-
nat mit Zeitverschiebung an meine Substanz. Immer öſter dachte
ich an die Nachmittage, an denen ich als Kind mit Oma gebacken
oder als Teenager in Wiener Cafés gesessen hatte. Warum nicht ein
„ Es macht mich glück-
lich, wenn Leute im
Winter in Zweierreihen
anstehen, um unseren
,Flat White‘ zu bestellen,
einen doppelten
Espresso mit flachem
Milchschaum. “
Pure Living Bakery
WIEN
NEUE AUFGABE
Alte Weinkisten gibt’s unter anderem bei
Obsthändlern auf dem Wochenmarkt oder
bei Ebay. dank eines Einlegebretts WERDEN
SIE zum dekorativen regal. Einfach an die
Wand schrauben - fertig!
11
DAS REZEPT FINDEST DU
AUF SEITE 179.
Waikikicake
INDUSTRIE
-
CHIC
Die Lampen sind von der Firma Ply in Hamburg, genau
wie das graue Mittelstück des Tresens. Den ließ Kirsten
durch eine quergelegte alte Tür (Bild Seite 14) sowie Kom-
mode und Waschtisch verlängern. Das Vorderteil ließ sie zu
den Gästen hin stellen und die Rückwand rausnehmen, um
den Stauraum vom Tresen aus nutzen zu können.
12
Villa-Schild im Beach-Style
Kirstens DIY
-
Tipp
1 Holzbrett der gewünschten Größe (meines ist 70
x
15 cm)
Acrylfarbe in Braun, Türkis und Weiß (gute Qualität kaufen)
1 großen und mehrere kleine Pinsel
(Größe am besten ausprobieren)
Bleistiſt und Lineal
Bohrmaschine
weiße Metallkette
2 Schrauben
DAS BRAUCHST DU:
UND SO MACHST DU ES NACH:
Step 1:
Mit Bleistiſt und Lineal die Buchstaben
VILLA vorzeichnen. Ich habe die
Höhe von 13 cm und die Breite von
rund 2 cm gewählt.
Step 2:
Einen feinen Pinsel in weiße Farbe
tauchen und Buchstaben ausmalen.
3–4 Stunden trocknen lassen.
Step 3:
Mit der Bohrmaschine zwei Löcher
zur Au°ängung mittig in die obere
Rückseite bohren. Kette mit den
Schrauben befestigen, au°ängen.
Am Vortag das Brett erst mit der Unterfarbe in Braun, nach dem
Trocknen mit der türkisen Farbe streichen. Wieder trocknen lassen,
Ecken mit feinem Sandpapier anschleifen, bis das Braun hervortritt.
13
WIEN
Pure Living Bakery
schloss ich mich eine Nacht im Café ein, drehte die Musik von
Vampire Weekend laut auf und richtete ein. Ich jubelte innerlich,
als ich sah, wie toll die bunten Bilderrahmen mit meinen Reise-
fotos aussahen und der blaue Fensterladen hinterm gelben Tisch.
Meine Gäste sollten sich wie im Urlaub fühlen.
Die Pressearbeit nahm ich selbst in die Hand. Nach Eröffnung
übergab ich der Chefredakteurin einer Wiener Zeitschriſt Kost-
proben meines Kuchens, darau°in erschien der erste Artikel über
uns. Danach riefen mehr Journalisten an, wir tauchten in Reise-
führern auf. Wenn du das gescha± hast, läuſt der Rest wie von
selbst. Heute habe ich bei Facebook über 10 000 Fans – und neun
Angestellte. Es macht mich glücklich, wenn Leute im Winter in
Zweierreihen anstehen, um unseren ,Flat White‘ zu bestellen, ei-
nen doppelten Espresso mit flachem Milchschaum. Oder ein Stück
unserer 24 Kuchen, von denen wir pro Tag ganze 500 Stücke ver-
kaufen. Das schönste Kompliment aber sind die amerikanischen
Unesco-Angestellten oder die Touristen, die mich besuchen. Sie
sagen, dass sie sich bei mir wie zu Hause fühlen. Denn so geht es
mir ja auch.“ .....................
Café aufmachen? Eines, in dem all meine kalifornischen Souvenirs
ein Zuhause finden würden – und ich selbst auch.
Doch ich wollte nicht gleich die Sicherheit meines Jobs aufgeben,
bevor ich wusste, ob es laufen würde. Also begann ich tageweise.
Ich nahm einen Kredit über 50 000 Euro auf, fand in der Altgasse
ein 60-Quadratmeter-Geschäſt, gewann den Behördenkampf und
eröffnete im April 2007. Ich flog nun von Sonntag bis Mittwoch,
von Donnerstag bis Samstag schmiss ich die Pure Living Bakery.
Es lief sofort. Nach vier Jahren kündigte ich als Stewardess, stand
sieben Tage pro Woche 14 Stunden im Café. Am Anfang musst du
Vollgas geben! Es rentierte sich sehr. Im Frühling 2013 machte ich
in der Burggasse den zweiten Laden mit 120 Plätzen auf.
Endlich mehr Platz, um mich beim Einrichten auszutoben, neue
Einzelstücke zu suchen. Den Tresen fand ich in Hamburg. Sein
Grau passte gut in mein türkises Farbkonzept. Stühle von Restau-
rantauflösungen, Rahmen aus Kalifornien, Nähmaschinentische
vom Wiener Trödel – ich strich tagelang alles mit selbst gemix-
ter Farbe. Sogar die Kaffeemaschine bestellte ich in Türkis. Dann
BILDER
-
BURG
Die Rahmen aus Treibholz stammen aus Südafrika
und werden über www.capetimes.de verkauſt. Darin
zeigt Kirsten ihre Reisefotos. Beim Au°ängen
schoss sie alle Regeln in den Wind. „Ich habe ohne
Wasserwaage in der Mitte angefangen und Bild für
Bild weitergemacht.“ Übrigens: Kirstens Wohnung
sieht genauso aus wie ihr Café. Weil Gäste immer
wieder danach fragen, bietet sie heute auch Wohn-
beratungen an und besorgt Wunsch-Accessoires
im Beachstyle.
ZUSAMMENHALT IST ALLES
Für ihre Menükarten liess sich Kirsten kleine
Quadrate und Streifen aus einer Spanplatte
zusägen, bemalte sie türkis und schliff die
Farbe danach wieder leicht ab, um dem Ganzen
den Used
-
Look zu geben. Damit die Schrauben
(gab es im Baumarkt in Kapstadt zum Spottpreis)
ebenfalls alt und rostig aussehen, hat eine
Handwerkerin sie in Salzsäure eingelegt. Vor
-
sicht beim Nachmachen - lieber dem Fachmann
übergeben!
15
WIEN
Pure Living Bakery
ABLAGESTELLE
Die Fensterläden aus Frankreich
zieren nicht nur die Wände. Sie bieten
auch eine praktische Station für Wohn-
zeitschriſten oder Frauenmagazine.
AB AUF DEN BALKON
Den hinteren Teil des Cafés nennt Kirsten gern „ihren Balkon“.
Sie liess ihn halbhoch täfeln und strich ihn grau. An der Brüs
-
tung (zwei antike Gartenzaun
-
Elemente) hängen alte Balkon
-
kästen - perfekt als Zeitschriftenablage. Den Boden hat sie mit
günstigeren Holzbrettern ausgelegt, mit weissem Acryllack und
zum Schluss mit Hartlack gestrichen.
EIN BODEN
ZUM NIEDERKNIEN
Beim Einzug lag auf dem
Boden graues Linoleum. Zu
stillos! Kirsten fand über eine
Antikhändlerin rustikale
Holzdielen, 120 Jahre alte
Fliesen aus der Jugendstilzeit –
und den Fliesenleger, der sie
stilecht verlegen konnte.
ANNE HINKEL
SORAUER STRASSE 6, 10997 BERLIN
WWW.ELIZABERLIN.DE
DI – FR 9 – 18.30 UHR,
SA – SO 10 – 18.30 UHR
Café eliza
17
Das eliza ist nicht so leicht zu finden. Etwas versteckt liegt es in einer ruhigen
Seitenstraße mitten in Kreuzberg. Wer sich jedoch darin niedergelassen hat, will
so bald nicht mehr gehen. Wegen der urgemütlichen Flohmarkteinrichtung, der
selbstgebackenen Kuchen und der entzückenden Dekorateurin, die aus einem
heruntergekommenen Ladenlokal mit viel Liebe eine Oase der schönen Dinge
geschaffen hat. Fast alle davon kann man der 30-Jährigen auch abkaufen.
Berlins Wohnzimmer
18
..................... „Ich liebe Dinge, die eine Patina haben, eine Ge-
schichte erzählen. Ich bin eine große Flohmarktgängerin, horte
seit Jahren alte Möbel, Bilder, Lampen, Sto±iere, Geschirr. An-
fangs passte alles noch in meine Wohnung, später musste ich sogar
ein Lager dafür mieten. Irgendwie wusste ich: Eines Tages werde
ich das alles brauchen.
Eigentlich bin ich gelernte Dekorateurin, ich arbeite als Set-Dres-
serin beim Film. Ein Traumjob, aber seit Jahren ließ mich der Ge-
danke nicht los, dass ich gern etwas Eigenes machen würde, so,
wie es mir gefällt, wo mir niemand reinquatscht. Anfangs dachte
ich an einen Blumenladen, dann kam mir die Idee von einem Café
mit integriertem Lädchen. Mein Freund und ich fuhren damals
mit dem Motorroller durch Berlin und suchten ein passendes La-
denlokal. Bei so etwas muss man hartnäckig sein und sollte sich
nicht nur aufs Internet verlassen. Irgendwann standen wir vor
diesem Altbau mit leerstehendem Erdgeschoss. Es sah damals
schlimm aus, aber ich wusste: Das ist es! Ein Dreivierteljahr lang
haben mein Freund und ich selbst renoviert, eine Höllenarbeit. Ich
habe jeden Zentimeter hier mit den eigenen Händen bearbeitet.
Dadurch bekommt man eine ganz andere Beziehung zu den Räu-
men. Am meisten Arbeit war es, die alte Stuckdecke freizulegen,
aber es hat sich gelohnt. Heute ist sie unser Schmuckstück, auf das
wir häufig angesprochen werden. Irgendwann stand der Tresen, er
stammt aus einem Trödelladen, wir haben ihn dann weiß lackiert
und eine Kühlung eingebaut. Dann endlich haben wir meine ge-
sammelten Schätze aus dem Lager geholt. Das war wie ein Puzzle,
das man endlich zusammensetzen kann.
Anfangs lief es bombig, ich hatte einen Riesenumsatz, weil die
Leute neugierig waren. Heute ist es sehr unterschiedlich, mal top,
mal weniger. In ruhigeren Monaten bin ich froh, noch in meinem
Job als Set-Dresserin zu arbeiten, der eine weitere Einnahmequelle
ist. Man braucht schon ein paar Rücklagen, weil nur schwer einzu-
schätzen ist, wann einem die Leute die Bude einrennen und wann
kaum einer kommt. Meine romantische Vorstellung vom eigenen
Café musste ich überhaupt etwas anpassen. Es ist fünfmal mehr
Arbeit, als ich gedacht hatte. Ich fange morgens um 7.30 Uhr an
mit Tische dekorieren und Paninis belegen, und vor 8 Uhr abends
mache ich selten Feierabend. Nur sonntags habe ich frei. Dann ist
es mir wichtig, irgendetwas zu unternehmen, um den Kopf frei-
zukriegen.
Café eliza
BERLIN
„Ich zweckentfremde meine Flohmarktschätze
gern. Alte kaffeekannen eignen sich toll als
Vasen, Weckgläser als Kerzenständer für
Teelichter, alte Biologiekarten als Wanddeko.“
19
DAS REZEPT FINDEST DU
AUF SEITE 177.
Carrot Cake
20
Waldkugel
annes DIY
-
Tipp
etwas frisches oder getrocknetes Moos aus dem Blumenladen
oder aus dem Wald
1 Weckglas oder 1 Glasglocke (Küchen- oder Bastelbedarf)
ein paar Zweige aus dem Blumenladen oder aus dem Wald
Waldtiere, Anhänger und Vögelchen (Blumengeschäſt,
Bastelbedarf oder Flohmarkt)
Modellbau-Bäumchen (Flohmarkt oder Bastelgeschäſt)
DAS BRAUCHST DU:
UND SO MACHST DU ES NACH:
Step 1:
Das Moos auf den Boden der Glasglocke
oder den Deckel des Weckglases drapieren.
Zweige hineinstecken.
Step 2:
Tiere und Bäumchen auf das Moos
stellen, Vögelchen auf die Zweige setzen,
Anhänger daranhängen.
Step 3:
Glasglocke oder Weckglas oben drüber-
stülpen und mit etwas Flüssig- oder
Heißkleber am Boden bzw. Deckel
fixieren – fertig ist die etwas andere
Version der klassischen Schneekugel.
21
BERLIN
Café eliza
Eine Berufskrankheit von mir ist, dass ich nicht au°ören kann,
meinen Laden ständig ein bisschen umzudekorieren. Dann den-
ke ich: Hier wäre noch eine Lampe schön oder ein Zeitungsstän-
der oder ein alter Koffer. Ich gehe halt immer noch so gern auf
Flohmärkte und finde jedes Mal Sachen, die ich für mein Café ge-
brauchen kann. Da ich fast alles, was im Laden steht, auch verkau-
fe, habe ich immer wieder die Möglichkeit, etwas zu verändern,
das macht mir Spaß. Nur die Kuchenvitrine, den alten Teddy und
die Stoffaffen gebe ich nicht mehr her, an denen hängt inzwischen
„Ich liebe alte Bücher. Wenn man sie stapelt, etwa
auf der Fensterbank oder auf dem Boden, ergeben
sie eine tolle Deko oder sogar einen kleinen Bei
-
stelltisch.“
SCHWARZ AUF WEISS
„Ich kaufe auf dem Flohmarkt gern alte Familienfotos.
Mich fasziniert, wie viel Geschichte sie ausstrahlen, und
sie sind eine hübsche Wandverzierung.“
mein Herz. Trotz der vielen Arbeit, die die Selbstständigkeit mit
sich bringt, genieße ich die Freiheit. Ich kann hier alles so machen,
wie ich es will. Und: Man bekommt täglich Bestätigung von den
Gästen. Was das Eliza besonders macht, ist für mich die Atmo-
sphäre. Ich stecke hier wahnsinnig viel Zeit und Liebe in alle De-
tails, und ich glaube, das spürt man. Ein Kunde sagte mal zu mir,
er fühle sich erst richtig wohl in Berlin, seit ich eröffnet habe. Das
eliza sei sein zweites Wohnzimmer. So etwas macht mich glücklich.“
„Heutzutage geht der Trend in Richtung weisse
Wände und leere Räume. Mir gefällt das nicht
so, ich liebe Krimskrams und finde, er macht -
gezielt eingesetzt - eine Wohnung viel gemüt
-
licher als Minimalismus.“
.....................
22
Café eliza
BERLIN
23
„ Meine große Schwäche
sind Blumen, man kann
nie genug davon haben.
Am liebsten verteile
ich Sträuße überall
im Raum, auch ganz
kleine Gläser mit nur
ein, zwei Blüten oder
Gräsern drin erzeugen
eine fröhlichere Optik. “
Namenspatin fürs eliza war Eliza Doolittle aus dem Musical „My Fair Lady“, weil sie wie Anne Blumen liebt.
Anne hat sich daran gewöhnt, dass manche Gäste sie daher „Eliza“ rufen.
ANNES LIEBLINGSFLOHMÄRKTE
- Grosser Antikmarkt am Ostbahnhof in
Berlin, immer am 1. Mai und 3. Oktober
- Antik
-
und Trödelmarkt auf dem Agrar
-
Gelände (alte Messe) in Leipzig, jedes letzte
Wochenende im Monat
-
Flohmarkt in Tongeren/Belgien, jeder erste
Sonntag im Monat
„Wimpelgirlanden bringen Farbe in jeden Raum und
eignen sich nicht nur fürs Kinderzimmer.“
NINA DANZ UND ANGELA RÜTHER
GESCHWISTER-SCHOLL-STRASSE 23,
20251 HA MBURG
WWW.EPPENLOVE.DE
MI–FR 9–17 UHR
eppenlove
25
Hanseatisch sind am eppenlove nur die Lage in Hamburgs feinem Eppendorf,
ein paar Obstkisten und ein Stück Elbstrandgut. Ansonsten findet man hier: zwei
Besitzerinnen aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet, einen skandinavisch angehauchten
Einrichtungsstil und Kulinarisches aus aller Welt. Verantwortlich für diese reizvolle
Mischung sind zwei Nachbarinnen: Angela Rüther, 53, wollte nicht mehr nur für die
Familie am Herd zaubern. Und Nina Danz, 49, als Visagistin eigentlich dafür
zuständig, aus Gesichtern das Bestmögliche herauszuholen, hat festgestellt:
Sie kann das auch hervorragend mit Räumen. Angela erzählt, wie es dazu kam.
Nachbarschafts-
manufaktur
26
eppenlove
HA MBURG
27
..................... „Bei uns ist alles handgemacht. Nicht nur das Essen,
die Kuchen, die Marmeladen, Chutneys und Öle, die man kaufen
kann – auch die komplette Ladeneinrichtung. Wir mögen Sachen,
die nach Natur aussehen, lebendig, rau, nicht so glänzend und
perfekt. Denen man ansieht, dass sie von Menschen gemacht wur-
den und nicht in der Fabrik. Aus richtigem Holz, mit echten Ge-
brauchsspuren, die es so nur ein einziges Mal gibt und nicht bei
jedem Zweiten zu Hause.
Eigentlich sind wir Nachbarinnen, Nina wohnt mit ihrer Familie
über meiner. Die Idee von einem gemeinsamen Projekt entstand
zufällig bei einer Adventsfeier. Ich hatte aufwendig dekoriert und
gebacken, alle sagten: ‚Es sieht aus wie in einem Café.‘ Ich habe
dann gestanden, dass ich das schon ein Leben lang machen will.
Aber erst wollte ich was ‚Ordentliches‘ lernen, danach kümmerte
ich mich um meinen kleinen Sohn. Irgendwie war nie der rich-
tige Zeitpunkt für meinen Traum. Und jetzt saßen wir da, bissen
in meine Schokocookies und fragten uns: Warum eigentlich nicht
jetzt?Zum Büro von Ninas Mann gehört ein kleines Ladenlokal,
das zufällig gerade leer stand, und er schlug vor, dass wir zwei es
da einfach versuchen könnten. Irgendwie gab es plötzlich nichts
mehr, was als Ausrede gegolten hätte. Dabei hatte Nina nicht mal
den Wunsch nach einem eigenen Laden – aber es reizte sie, einen
einzurichten. Es klang nach der perfekten Kombi: Ich die Backfee,
sie die Baumeisterin.
Die größte Herausforderung für uns war, dass wir für möglichst
wenig Geld ein hübsches Café wollten. Ninas Lösung dafür war
eben: möglichst viel selbst machen. Für unsere Einrichtung ha-
ben wir Obstkisten verwendet, Treibholz vom Elbstrand, Bohlen
vom Gerüstbauer und Ikea-Unterschränke, die wir mit lackierten
Holzlatten verkleidet haben. Nichts hier kann man so in einem Ge-
schäſt kaufen, bis auf die Lampen. Den Rest haben wir gezimmert,
genäht, geklebt und gebastelt. Die Küche ist mein Reich. Ich habe
immer schon gern gebacken und gekocht, Rezepte abgewandelt,
eigene Kreationen erschaffen. Mit dem Unterschied, dass ich das
heute nicht mehr für drei Leute mache, sondern manchmal für 30.
Das ist zwar oſt schweißtreibend, hat aber einen entscheidenden
Vorteil: als Hausfrau bekommt man selten überschwängliches Fee-
dback, hier schon.