SUIZID - Gerhard Kogler - E-Book

SUIZID E-Book

Gerhard Kogler

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Beschreibung

Die Geschichte erzählt von der unglücklichen Liebe eines jungen Mannes, die ihn sogar zu einem Selbstmordversuch treibt. Seine Freundin nützt ihn aus und betrügt ihn gleichzeitig mit anderen Männern. Trotz dieser Erkenntnis dauert es noch einige Zeit, bis er den Mut aufbringt, sich von seiner Freundin endgültig zu trennen. Es gelingt ihm schließlich seine Probleme in den Griff zu bekommen. Er beginnt Kontakte zu knüpfen und sein Leben neu zu gestalten.

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Seitenzahl: 282

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Kogler Gerhard

Geboren am 22.07.1973 in Lustenau/Österreich.

2018 WAR - DIE BEFREIUNG KUWAITS!

2018 KIRGASHA – SCHLACHT IM PAZIFIK!

2023 12.000 BC – DIE KAMMER DES WISSENS!

2023 1864 – MUT DER VERZWEIFLUNG!

2023 TERROR – KAMPF BIS ZUM SIEG!

2024 AMAZONAS – KAMPF UMS ÜBERLEBEN!

2024 SUIZID – KEINER IST ES WERT!

Danksagung

Hiermit möchte ich allen recht herzlich danken, die mich unterstützt haben, damit dieses Buch entstehen konnte.

Unzählige Stunden habe ich damit verbracht dieses Werk von einer Idee bis zum fertigen Produkt zu schaffen.

Einen besonderen Dank möchte ich hiermit meiner Lebensgefährtin aussprechen, die mich stets unterstützt und akzeptiert hat, dass ich tagelang am Manuskript arbeiten konnte.

Ein Dankeschön auch an meine Familie und Freunde und insbesondere dem Verlag, der sich meinem Werk angenommen hat.

Gerhard Kogler

Die Handlung dieses Romans entspringt aus einer wahren Begebenheit und ist daher in der ICH-Form geschrieben. Sollte keine Einverständniserklärung von den sich im Roman befindlichen Personen vorliegen, wurden diese so verändert, dass keine Rückschlüsse auf sie gezogen werden können. Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen tatsächlich lebenden oder bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig.

Kogler Gerhard

Suizid

Keiner ist es wert

© 2024 Kogler Gerhard

Autor: Kogler Gerhard

Umschlaggestaltung, Illustration: Quelle Pixabay

ISBN Softcover: 978-3-384-19105-2

ISBN E-Book: 978-3-384-19106-9

Druck und Distribution im Auftrag:

tredition GmbH

Heinz-Beusen-Stieg 5

22926 Ahrensburg

Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor Verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag, zu erreichen unter:

tredition GmbH

Abteilung „Impressumservice“

Heinz-Beusen-Stieg 5

22926 Ahrensburg

Deutschland

Inhalt

Cover

Danksagung

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

SUIZID

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel 1

SUIZID

Cover

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Freitag. 8. Oktober. 1999:

Ich hatte den ersten Teil meiner heutigen Arbeit hinter mir und ging in der Zimmerstunde nach Hause.

Gegen 13.00 Uhr sperrte ich die Wohnungstür auf. Meine Freundin Andrea befand sich gerade im Badezimmer. Sie hatte bereits vor zwei Wochen Saisonschluss.

„Grüß dich.“ sagte ich beim Vorbeigehen.

„Hallo.“ meinte sie nur und schminkte sich im Spiegel weiter, ohne mich anzusehen.

„Schminken?“ dachte ich mir. „Das macht sie doch sonst nie.“ Egal. Ich dachte nicht weiter darüber nach, sondern zog die Jacke und die Schuhe aus und wärmte meine Hände am Heizkörper, der im Wohnzimmer unterm Fenster angebracht war.

Andrea kam aus dem Badezimmer und ging ins Schlafzimmer.

Nachdem meine Hände etwas wärmer waren, zog ich eine Zigarette aus der Tasche und ging auf die Terrasse, die ich durch das Schlafzimmer erreichte. Nanu? Andrea überzog das Bett mit frisch gewaschener Wäsche. Ich blieb stehen, sah ihr zu wie sie gerade den Kopfpolster neu überzog und meinte: „Die Bettwäsche hatte ich doch vor zwei Tagen frisch überzogen.“

„Ja? Ist mir gar nicht aufgefallen.“ erwiderte sie ohne mich dabei anzusehen.

Bevor ich die Tür zur Terrasse öffnete, sagte sie zu mir: „Ich gehe jetzt zu Sandra.“

„Schon wieder?“ fragte ich verwundert.

„Wir hatten uns davor lange nicht gesehen. Da gibt es viel zu besprechen.“

„Wann kommst du wieder?“

„Keine Ahnung. Wenn ich bei ihr schlafen kann, dann komme ich erst am Sonntag wieder.“

„Das ist das dritte Wochenende hintereinander, dass du bei ihr bist.“

„Entschuldige.“ fuhr sie mich etwas schärfer an. „Du musst den ganzen Tag arbeiten. Was soll ich hier? Seefeld ist um diese Zeit wie ausgestorben. Fast alles hat schon zugesperrt.“

„In den vergangenen zwei Jahren hast du sie nie so oft besucht.“ Sie blickte nur kurz zu mir und überzog das Bett weiter. Schließlich meinte sie: „Wir haben viel Spaß und reden über alte Zeiten.“

„Geht ihr abends aus?“

„Nein. Wir sehen uns bei ihr Videos an.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen öffnete ich die Tür, ging auf die Terrasse und zündete mir die Zigarette an, die ich während der ganzen Zeit im Mund hatte.

Sie winkte nur durch die Glastür als sie ging.

Auf der einen Seite war ich froh dass sie ging. Denn immerhin ging sie mir langsam auf die Nerven. Sie wusste nicht was sie den ganzen Tag machen sollte, ärgerte mich ständig und wollte abends stets ausgehen. Dies konnte ich nicht gebrauchen, solange ich noch arbeiten musste. Was Andrea nicht wusste, ich hatte dieses Wochenende kurzfristig frei bekommen. Da mache ich mir zwei schöne Tage nur für mich alleine. Das konnten wir beide gut gebrauchen. Lange schlafen, den ganzen Tag faulenzen, meinen Hobbys nachgehen, essen gehen, abends in die Bar und mir seit langem wieder einmal einen Dusel antrinken. Genau. Das mache ich. Bei diesen Gedanken konnte ich es kaum erwarten, dass es endlich Abend werde. Und dann. Vollgas.

Samstag. 9. Oktober:

Am Vortag war ich lange aus gewesen. Bis 05.00 Uhr morgens. Andrea war nicht nach Hause gekommen. Demnach übernachtete sie bei ihrer Freundin. Mir war es fast egal. Hatte ich doch viel Spaß. Mit Freunden hatte ich für heute wieder etwas ausgemacht. Treffpunkt in einer Bar, die sich in einem Hotel befand und in der auch auswärtige Personen Zutritt hatten. Es war auch mein Stammlokal und dies hatte heute am Samstag den letzten Tag geöffnet, bevor die Barmänner in die Zwischensaison gingen.

Um 22.00 Uhr öffnete die Bar und ich wollte einer der ersten sein. Ich hatte meine schwarzen Stiefeln angezogen, meine weiße Hose, ein schwarzes Hemd und darüber ein weißes Gelee. An der Hand trug ich eine Kopie einer Breitlind und einen Herrenring. In meinem rechten Ohr hin ein Silberring und im linken zwei goldene Ketten. Nachdem ich meine Haare hergerichtet hatte, ging ich ins Zentrum des Dorfes.

Nach nur zehn Minuten Fußmarsch erreichte ich das Hotel, in der sich die Bar befand. Hinter dem Haupteingang befand sich die Rezeption die, für die Größe des vier Sterne Hotels ziemlich klein war.

„Hey Friedel.“ sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. „Hallo Thomas.“ erwiderte er und reichte mir die Hand.

Friedel war der Nachtportier des Hotels. Ich kenne ihn schon seit Jahren. Er ist gute 1.80 Meter groß aber dafür sehr schmächtig. Der Kärntner war 32 Jahre alt und man verglich ihn oft mit Hansi Hinterseer, obwohl er mit dem Schlagerstar gar nichts gemein hatte. Seine glatten braunen Haare reichten ihm bis zu den Schultern. „Und? Hast du dich von gestern wieder erholt?“ fragte er mit einem Lächeln.

„Ja. Es geht schon wieder.“

Er setzte sich wieder auf den Sessel vor den Computer, blickte zu mir hoch und fragte: „Wie lange bist du gestern den geblieben?“ „So um die fünf bin ich heim.“

„Bohh!“ raunzte er und riss dabei den Mund weit auf. „Dann hast du aber lange ausgehalten. Wo ist denn Andrea?“

Ich stellte mich bequemer hin, öffnete den Reisverschluss meiner Jacke und antwortete: „Die ist in Innsbruck bei ihrer Freundin.“

„Bei welcher?“

„Bei Sandra.“

„Sandra, Sandra.“ murmelte er und dachte nach. „Ist das die Blonde aus Ostdeutschland?“

„Genau.“

„Ach so.“ meint er und nickte schnell mehrmals mit dem Kopf. Er schluckte und sprach weiter: „Die hat doch eine Wohnung in Innsbruck. So ist das also. Aber die hat doch einen Freund?“

„Ja. Mit dem wohnt sie zusammen.“

„Richtig genau. Muss Andrea noch arbeiten?“

„Nein. Sie ist schon fertig.“

„Und du?“ fragte er schnell.“

„Eine Woche noch.“ Dann schlug ich ein anderes Thema ein. „Du bist sicher froh, wenn die Bar heute zum letzten Mal offen hat.“

„Ja.“ sprach er nachdenklich und fügte dem hinzu. „Wir haben viel Spaß gehabt. Es war mir bei der Arbeit nie langweilig. Aber zum Schluss hin geht es mir dann doch auf die Nerven. In den letzten vier Wochen in denen ich noch arbeiten muss, bin ich froh wenn ich etwas Ruhe habe.“

Ich grinste ihn nur an.

Er fuhr fort und erklärte mir: „Immer die Betrunkenen die zum Streiten anfangen und ständig stehen sie hier herum. Die halten mich dann schon ordentlich von der Arbeit ab. Und da kommt etwas Ruhe mir ganz recht.“ Er schwieg kurz, lehnte sich zurück und fragte mich: „Wie sieht es aus? Fahren wir in die Slowakei? So wie wir es letzte Zwischensaison ausgemacht hatten?“

„Na klar.“ war ich ganz begeistert. „Ich bin dabei.“

„Ich auch.“ Dann klang sein Wortlaut etwas betrübt. „Und was machen unsere Weiber?“

„Die bleiben hier.“ gab ich schnell zurück.

„Natürlich. Sicher.“ drang Freude in seine Stimme und wieder nickte er mehrmals schnell hintereinander. „Ein paar fesche Hasen zupfen.“ Wieder machte er eine kleine Pause und fuhr fort: „Ist es da drüben wirklich so billig?“

„Ja. Eine Flasche Bier kostet nur neun Schilling. In der Disco bekommst du einen Long-Drink mit acht cl. Und der kostet gerade einmal 12 Schilling.“

„Wahnsinn.“ war er erstaunt darüber. „Das ist wirklich billig. Und eine Übernachtung?“

„In einem Hotel, in einem guten Zimmer zahlst du etwa 200. Meist jedoch ohne Frühstück.“

„Das werden wir auch nicht brauchen. Wir werden sowieso immer bis mittags schlafen.“

„Gut. Ich gehe dann mal hinein.“ unterbrach ich das Gespräch abrupt.

„Ist gut.“

Während Friedel weiter seiner Arbeit nachging, ging ich in die Bar, deren Eingang sich gegenüber der Rezeption befand.

Die Bar war ein kleines Nachtlokal. Sie wurde vor einem Jahr verkleinert, da der Besitzer des Hotels mehr Platz für das Restaurant benötigte.

Zur linken Seite standen Bänke und Tische über die gesamte Länge hindurch. Zur rechten drei kleine Tische, ein Dartautomat, dann folgte die Bar, die fast die übrige Länge einnahm. Am Ende der Bar befanden sich der Platz des DJ und noch ein Tisch. Da der Tresen nicht geradlinig verlief, konnte somit nur in der hinteren Mitte der Bar getanzt werden.

„Hi Tomi!“ schrie Gino und winkte.

Ich hob die Hand und rief zurück: „Hey Gino!“

„Grüß dich Tomi!“

„Grias di!“ rief ich zu Otto zurück, dem zweiten Barmann.

Gino hatte die Führung über dieses Lokal. Er war auch schon Anfang dreißig und man sah ihm die lange Zeit im Nachtgeschäft an. Er war gut ein halben Kopf größer als ich und gut gebaut. Seine Haare trug er kurz und auf seiner Stirnglatze bildeten sich die ersten Falten.

Ich ging direkt auf ihn zu an die Bar. Wir reichten uns die Hände.

„Alles klar?“ fragte er mich mit einem grinsen und sortierte weiterhin die Flaschen.

„Passt bestens. Keine Probleme.“

„Gestern hast du ordentlich getrunken. Ich habe dir noch nachgesehen als du gegangen bist. Fast wärst du nicht durch die Tür gekommen.“

„Ja. Gestern hatten wir heftig gesoffen.“

„Walfänger war schon hier und hat nach dir gefragt.“

„Kommt er wieder?“

„Ich denke schon. Er hat gesagt; er gehe zuerst in ein anderes Lokal.“

„Gut.“ Ich sah mich um. Bis zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal 12 Gäste anwesend, die sich zumeist in zweier Gruppen im Raum verteilt hatten.

„Was darf es sein?“ fragte Gino und beugte sich über die Bar zu mir.

„Das übliche.“ antwortete ich ihm.

„Na dann ein Bier Bull.“

„Ich bin hinten bei Chris.“ gab ich zurück. Und ich ging zum DJ, der John Travolta zum verwechseln ähnlich sah. Auch wir beide reichten uns die Hände.

„Der Verarschlberger ist ah wieder da. Wann hast du endlich deine Scheidung?“

„Nächstes Jahr werde ich sie beantragen.“

„Warum so spät?“

„Dann sind drei Jahre vorbei.“

„Ach ja genau. Das hast du mir schon einmal erklärt.“ Dann legte er eine andere Disc ein.

Gino kam hinter der Bar daher, nicht nur mit meinem Getränk sondern auch noch mit drei Wodka-Bull. „Die gehen auf mich.“ fügte er hinzu, als er sie auf den Tresen stellte.

„Na!“ jaulte Chris auf. „Nicht schon wieder saufen.“

Wir stießen an und tranken die Gläser in einem Zug aus.

„Ist das gut.“ sprach Gino und strahlte dabei.

Jedoch meckerte Chris immer noch herum: „Pfui Deifel. Mir schmeckt das überhaupt nicht. Wie kann man so etwas nur saufen.“ Er streckte die Zunge heraus und es schien ihm wirklich davor zu grausen.

„Bring uns noch drei Sibirische.“ winkte ich Gino zu.

„Für mich aber keinen mehr.“ krächzte Chris sogleich.

„Ja sicher.“ meinte Gino darauf und grinste dem DJ ins Gesicht. „Aber hinterher dann doch saufen.“

„Du spinnst! Verschwinde mit dem Dreck!“

Und keine Minute später standen wieder drei vor uns.

„Zum Wohl!“ rief Gino aus und hielt sein Stamperl hoch.

Nur langsam und mit Wiederwillen nahm Chris das Glas, sah hinein, streckte die Zunge heraus und murmelte vor sich hin.

Wir anderen fingen dabei zu lachen an.

„Meine alte spinnt wieder, wenn ich dieses pickige Zeug sauf.“ versuchte er sich zu verteidigen und trank es aus, ohne vorher mit uns anzustoßen.

„Der nächste geht wieder auf mich.“ stammelte Gino.

„Aber nicht so schnell.“ erhob Chris Einspruch und deutete mit dem Finger auf den Barmann, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Gegen Mitternacht war die Bar fast voll. Kein Wunder. Es war Samstag und es galt aussaufen. Viele die ich kenne waren bereits auch schon im Lokal und wie üblich bei Chris versammelt.

Wir sprachen über die Zwischensaison, wer wohin in Urlaub fährt, wer nächste Saison wieder in Seefeld arbeiten würde, wann wer und wo anfangen würde zu arbeiten. Natürlich blieb es dabei nicht nur beim Sprechen. Es wurden Runden um Runden geschmissen. Einmal der eine, dann ein anderer und dazwischen Gino und ich. Und so dauerte es auch nicht lange, bis jeder anfing lustig zu werden.

„Da bist du ja!“ schrie mich jemand von hinten an.

Ich drehte mich um. „Hallo Walfänger!“ gab ich zurück.

Walfänger war ein kleiner, etwas dicklicher junger Mann mit Brille. Er sprach sehr viel und oft auch über sinnloses, aber er war ein sehr guter Kumpel.

„Wie sieht es aus? Fährt ihr in die Slowakei?“

„Ja. Wir wissen bloß noch nicht wann.“

„Wenn ihr fährt, dann besucht mich. Ich wohne nicht weit von der Autobahn entfernt.“

„Wo genau wohnst du?“

„Jetzt kennst du mich schon so lange und weist es immer noch nicht?“

Ich fuchtelte nur mit den Händen herum und schon antwortet er: „In Oberösterreich. Friedel hat meine Handynummer.“

„Na klar besuchen wir dich.“

Sogleich wandte sich Walfänger an Chris: „Und du bist auch schon wieder besoffen.“

„Was soll ich denn machen, wenn sie mich zwingen das Zeug hinunter zu schütten.“ verteidigte er sich erneut, wie schon so oft in dieser Nacht.

Es dauerte auch nicht lange, bis sich ein paar Mädels zu unserer Runde gesellten. Unter anderem auch Manuela, ein Mädchen das eine Lehre im Service machte.

„Grüß dich Thomas.“ und sie setze sich zu meiner rechten.

„Hallo. Manu. Wie geht’s?“

„Danke. Es geht schon.“

„Was willst du trinken?“

„Ladest du mich ein?“ stellte sie eine Gegenfrage.

„Natürlich.“ stammelte ich mit großzügigen Worten herum.

„Einen kleinen Radler.“

„Ist gut.“ Ich wandte mich Gino zu und rief: „Einen kleinen Radler und eine Runde Sibirische!“

„Nein!“ brüllte Chris auf und verzagte dabei fast.

Die anderen in der Runde begannen laut zu jaulen und zu schreien: „Saufen! Saufen!“

Manuela stützte sich mit den Ellbogen an der Bar ab und fragte mich: „Wo ist Andrea?“

„In Innsbruck bei Sandra.“

„Bist du deshalb so gut drauf?“

„Nein. Aber ich habe nicht mehr lange bis zur Zwischensaison.“

„Tomi wieder beim Trinken!“ schrie es von der Seite zu mir herüber. Sibylle trat hinzu. Auch sie war ein kleines Dickerchen, mit der man Pferde stehlen konnte. Sie fiel mir gleich um den Hals und drückte mir einen Schmatzer auf die rechte Wange, so dass es mich fast vom Barhocker geworfen hätte.

„Wo ist denn die dumme Kuh?!“ schrie sie mich an.

„In Innsbruck.“ gab ich kleinlaut zurück.

„Na Gott sei Dank. Dieses Weib könnte ich heute überhaupt nicht gebrauchen.“ Sibylle und Andrea konnten sich noch nie richtig ausstehen und hatten auch schon oft miteinander gestritten.

„Sei es drum.“ meinte ich darauf und bestellte mit einem Lächeln bereits die nächste Runde.

So ging es noch einige Stunden weiter auf dieser Wellenlänge.

Gegen 03.00 Uhr morgens verließen uns die ersten aus unserer Runde. Mehr stolpernd als gehend, verließen sie die Bar. Keiner aus unserer Runde, die auf über neun Leute angewachsen war, ging nüchtern nach Hause. Zwei von ihnen hatten sich bereits mehrmals übergeben, doch die Sibirischen, wie wir schwarzen Wodka mit Red Bull nannten, flossen weiter.

Gegen 06.00 Uhr morgens wurde das Licht eingeschaltet. Nur noch zu dritt saßen wir an der Bar, wovon einer bereits auf dem Tresen schlief.

Mein Kumpel weckte ihn unsanft: „He!“ und er warf ihn dabei hin und her.

„Was ist denn?“ kam dieser kaum mit dem Kopf hoch.

„Komm wir gehen.“

Nur langsam, mühevoll und sehr wacklig rappelte er sich hoch.

„Ich werde auch gehen.“ lallte ich zu Gino. „Lass mich zahlen.“

Gino der selbst nicht mehr nüchtern war, trat heran und schrieb auf ein Blatt Papier. Dazu erklärte er: „Das wären dann drei Radler, zwei Weißsauer, acht Bier-Bull und ein paar Runden. Das macht dann 1.150 Schilling.“ Gino rechnete noch einmal nach.

Inzwischen zückte ich meine Brieftasche, nahm einen fünf tausend Schillingschein heraus und meint zu ihm selbst schon mit verschlafener und besoffener Stimme: „Mach 1.200 daraus.“

„Danke Kumpel.“ nahm Gino den Schein entgegen und gab mir den Rest zurück. „Im Winter zahl ich dann wieder.“ fügte er noch hinzu.

Ich stand langsam auf, nahm meine Jacke, streifte sie mir über, allerdings geling es mir erst beim vierten Versuch, stopfte die Geldtasche in den Hosensack zurück, gab Gino die Hand und sprach mit halb geschlossenen Augen: „Ich wünsch dir was. Man sieht sich.“

„Ja aber sicher doch.“

Wackelnd, mich an der Bar und den Tischen haltend, stürzte ich zur Tür hinaus.

„Du bist noch hier?“ wunderte sich Friedel, der noch Dienst bis 08.00 Uhr hatte.

„Ja. Aber jetzt gehe ich.“ fiel es mir schwer diese Worte auszusprechen.

„Schlaf gut.“ meinte er und winkte mir nach, wie ich aus dem Hotel schlenderte.

Draußen war es schon hell und ich brauchte fast eine halbe Stunde bis ich zu Hause war. Kaum in der Wohnung, zog ich mich nur halb aus und fiel ins Bett.

Gegen Mittag wachte ich wieder auf. Mir drehte sich noch alles. Der Magen fühlte sich flau an. Der Mund war trocken und ich hatte einen fürchterlichen Brand. Wenigstens hatte ich keine Kopfschmerzen. Aber schwindlig war mir immer noch. Erst nach Minuten schaffte ich es aus dem Bett zu kriechen. Erst machte ich mir einen starken Kaffee und ließ das Badewasser ein.

Nach dem Bad fühlte ich mich dann auch wesentlich frischer.

Wir hatten heute den 10. Oktober 1999.

Es war ein schöner, warmer Herbsttag. Seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet. Für diese Jahreszeit ungewöhnlich. Normalerweise regnete es in Strömen.

Die Ortschaft Seefeld hatte ungefähr 3.100 Einwohner und liegt auf einem Plateau in 1.200 Meter Höhe, umgeben von Bergen und Wäldern. Die Tourismusortschaft besitzt an die 12.000 Betten in Hotels und Gasthöfen in den verschiedensten Klassen und etliche Betten in Privatpensionen. Fast jedes Haus vermietete Zimmer. Die Sommersaison ging zu Ende und viele Betriebe hatten bereits geschlossen. In der Zwischensaison ist Seefeld eine kleine, verträumte Ortschaft. Während in der Hauptzeit die Fußgängerzone, im Zentrum gelegen, voll von Menschen ist und man nur langsam dadurch kommt, da kann es schon passieren, dass man jetzt alleine durch die Fußgängerzone geht, ohne auf einen Menschen zu treffen.

Die Sommersaison war für mich zwar kurz, aber dafür heftig. Derzeit arbeitete ich in einem kleinen Hotel, das nur 60 Betten besaß. Es ist ein Familienbetrieb, einem der Sterne Hotel. Normalerweise ist es unüblich, dass man eine Chefposition und am Wochenende frei hat. Aber meine Chefin war der Meinung, ich hätte ein paar Tage gut, die ich während des Sommers angesammelt hatte. Außerdem befänden sich im Hotel derzeit nur 12 Gäste und die könne sie auch alleine machen.

Ich wartete Zuhause auf meine Freundin. Sie war zwanzig Jahre alt und kaum aus Ostberlin. Sie hatte vor einem Jahr die Lehre abgeschlossen, die sie in Seefeld absolviert hatte. Wir waren seit fast zwei Jahren zusammen und hatten gemeinsam eine Wohnung in Miete, die sich einen Kilometer außerhalb des Zentrums, nahe den Bergen und einem Wald befindet.

Wie in jeder Beziehung, so hatten auch wir öfters einen Streit. Der Letzte lag bereits mehrere Wochen zurück. Und wieder übernachtete sie bei Sandra. Sandra hatte im selben Betrieb wie Andrea die Lehre gemacht, allerdings ein Jahr früher als sie. Für mich war es doch ungewöhnlich. Seit zwei Jahren waren die beiden nur durch 25 Kilometer getrennt und hatten sich in dieser Zeit nur drei Mal gesehen. Dabei kam jedes Mal Sandra nach Seefeld. Nicht dass es an Fahrmöglichkeiten gemangelt hätte. Ich besitze ein Auto, es fahren Busse, Taxis, ja sogar eine Bahn führt von Deutschlang über Seefeld nach Innsbruck. Aber seit anderthalb Monaten befand sie sich fast jedes Wochenende bei ihr. Auf der einen Seite war ich froh, dass sie sich mit ihr traf. Denn immerhin hatte Andrea seit längerer Zeit keine Arbeit mehr und dann war sie immer so nervig, weil sie nicht wusste was sie machen sollte. Verständlich. Ich arbeitete noch und sie saß zuhause herum. Aber trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Es war mir nicht recht, dass sie so oft bei ihr übernachtete. Freitags fuhr sie und kam erst am Sonntag zurück. Nie hatte sie mich in dieser Zeit angerufen und jedes Mal wenn sie wiederkam, erzählte sie von ihren tollen Erlebnissen. Was sie zusammen gemacht hatten. Da waren sie. Sandra, Sandras Freund ein Kumpel von ihm und Andrea. Da ich Andrea schon viel länger als zwei Jahre kannte, man viel über sie sprach wie; dass sie viel trinkt und dann jede Hemmungen verliert, machte mich doch misstrauisch. Bisher war sie in jeder Partnerschaft untreu gewesen. Hatte sie einmal keinen Freund, ging sie mit fast jedem anderen mit, der sie vollquatschte. Ich dachte, ich könnte sie ändern, bei mir würde sie dies nicht machen, außerdem wird viel zu viel gesprochen. Aber auch ich bekam dies öfters zu spüren, hatte aber keine Beweise und wollte dies auch nicht so wahr haben. Genau dies hatte oft zu Streitereien zwischen uns geführt und wir hatten deshalb schon fast zweimal unsere Beziehung beendet. Beim ersten Mal waren wir aus. In unserem Stammlokal. Es war Sommer. Beide waren wir bereits angetrunken. Ich kam von der Toilette zurück und sah sie, wie sie mit einem andern Händchen hielt, mit ihm flirtete und lachte. Hätte sie mich nicht gesehen, wette ich, hätten sie sich auch noch geküsst, sie war bereits in die richtige Position hierzu gegangen. Logischerweise war ich stocksauer. So bezahlte ich und ging. In meiner Wut wollte ich Schluss machen, die Beziehung beenden, aber es kam dann doch anders, sicher auch, da wir gemeinsam in einer Wohnung lebten und nicht wie die meisten in einem Personalzimmer. Dann wieder kamen im Sommer die Praktikantinnen, die jeweils für zwei oder drei Monate ihr Praktikum leisten mussten. Eines dies Mädchen hatte sich in mich verliebt, ich wollte aber nichts von ihr. Wir arbeiteten im selben Hotel. Andrea hatte dies gar nicht gefallen. Sie stritt deshalb jeden Tag mit mir, obwohl ich ihr versicherte, dass nichts mit der Praktikantin lief. Es ging soweit, dass Andrea aggressiv wurde und die sogenannte Nebenbullerin terrorisieren wollte. Mir ging dies zu sehr ins extreme, bis ich schließlich wieder die Nase voll hatte und drohte mit ihr Schluss zu machen. Da hatte sie mich bei den Vermietern angeschwärzt, dass ich ausziehen und anstelle von mir eine Freundin von ihr einziehen würde. Als ich dies bei meinem Vermieter bereinigt hatte, war Andrea bereit auszuziehen und bekam vom ihren Arbeitsgeber ein Zimmer gestellt. Wir sprachen uns dann einmal aus, was sicher schon höchste Zeit war und dabei machte ich ihr klar, dass ich nichts von der Praktikantin wolle und dann nach einigen Tagen sich dieses Problem von selbst löste.

So fand ich mich auf der Terrasse ein, stand auf die rote Bank, damit ich über den Rand des Daches sehen konnte und blickte über den Golfplatz hinweg zur Eisenbahnlinie.

Aus der Schachtel nahm ich eine Zigarette, steckte sie in den Mund und zündete sie an. Nervös rauchte ich sie. Ich machte mir dabei Gedanken was wäre wenn? Hat sie einen anderen? Das Gefühl dazu hatte ich ja. Je mehr ich darüber nachdachte, desto stärker pochte mir das Herz, desto mehr zitterte ich und begann zu schwitzen.

Da hörte ich den Zug wie laut und schrill er pfiff. Und schon sah ich ihn. Kurz blickte ich auf die Uhr. Es war halb sechs Uhr abends. Jetzt käme sie.

Ich hatte mir vorgenommen mit ihr zu sprechen, dass mir dies nicht gefalle, wollte mit ihr über meine Gedanken reden und wollte wissen was mit ihr los wäre. Es musste geredet werden. Immerhin lebten wir uns mehr und mehr auseinander. Jetzt sollte es noch fünfzehn Minuten dauern, bis sie vom Bahnhof hier ankäme. Schnell zog ich an der Zigarette. Der warme Rauch verdarb das Aroma und ein komischer, ja fast grausiger Geschmack machte sich in meinem Mund breit. Ich dämpfte den Stummel am Steinboden aus und steckte ihn in eine leere Bierflasche, die auf der Terrasse stand und ging zurück in die Wohnung. Fast jede Minute die verging, blickte ich auf die Uhr, ging zum Wohnzimmerfenster und sah hinaus.

Doch nichts.

Sie war nicht in diesem Zug.

So wartete ich weiter, wurde zappelig, nervös und machte mir noch mehr Gedanken.

Gegen 19.00 Uhr kam der nächste Zug von Innsbruck. Wieder stand ich auf der Bank, rauchte eine und sah dem Zug nach. Diesmal war sie darin. Ich war mir ganz sicher. Doch wieder nichts.

Ich holte mir aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier und trank hastig daraus. Das Bier war sehr kalt und hatte dadurch fast den Geschmack verloren.

Warum war sie nicht gekommen? Je länger ich warten musste, desto wütender schien ich zu werden. In meinen Gedanken spielten sich Szenen ab, die für mich nur selten zutrafen. Ich bin ein ruhiger Typ, aber sollte ich einmal platzen, dann kommt mir dabei alles hoch.

Die Uhr schlug 21.04 Uhr. Der nächste Zug an diesem Abend kam von Innsbruck. Doch keine Andrea darin. Ich dachte schon gar nicht mehr, dass sie kommen würde. Morgen sollte sie ihren ersten Tag in der Fahrschule haben. Vielleicht übernachtet sie ja ein weiteres Mal bei Sandra. Aber warum ruft sie dann nicht an?

Später sah ich fern. Die vier Bier, die ich inzwischen getrunken hatte, machten mich müde und so wollte ich bald schlafen gehen. Da hörte ich Schlüsseln. Kurz blickte ich auf die Uhr. Es war knapp nach 22.00 Uhr. Nur kurz darauf wurde das Schloss aufgesperrt. Andrea trat ein. Ich lag auf dem Sofa und starrte unentwegt in den Fernseher. Im selben Augenblick als ich sie gehört hatte, war ich aufgeschreckt. Mein Herz klopfte stärker. Mein Puls raste, mein Atem wurde langsamer aber stärker. Ich stand auf und sah sie an.

„Hallo.“ meinte sie nur und sah mich nicht einmal dabei an.

Sie zog die Schuhe und die Jacke aus.

Jetzt war sie da. Doch ich wusste nicht wie ich anfangen sollte. Eine Zeitlang stand ich nur da und starrte sie an. Auf einmal bekam ich das Gefühl abhauen zu müssen. Ich wollte nur noch raus. So nahm ich meine Jacke, schlüpfte in die Stiefel und schaltete den Fernseher ab.

Sie sah mich verwundert an und fragte: „Gehst du noch aus?“

„Ja.“ antwortete ich leise. „Ein bisschen.“ Und ich vermied den Blickkontakt mit ihr.

Sie stand regungslos neben der Schlafzimmertür. Ich tat so, als wäre sie gar nicht anwesend.

„Wo gehst du hin?“

„Buffalo.“ antwortete ich kurz und schloss hinter mir die Haustür. Draußen im Flur atmete ich erst einmal tief durch. Eigentlich wollte ich nicht ausgehen. Aber sie sehen, mit ihr reden, dazu hatte ich jetzt keine Lust mehr. Wie sollte ich das eine Gespräch anfangen? Vorher hatte ich mir genau ausgedacht wie ich es beginnen würde. Aber jetzt konnte ich es nicht mehr. Langsam ging ich die Treppe vom zweiten Stock hinunter und spielte in der Hosentasche mit dem Wohnungsschlüssel.

Unten auf dem Parkplatz blieb ich stehen, sah zuerst mein Auto an, dann hoch zum Wohnzimmerfenster. Es brannte Licht und ich konnte an der Wand den Schatten von Andrea sehen. Kurz verweilte ich in dieser Position. Dann zog ich schnell den Autoschlüssel aus der Tasche, sperrte die Tür meines roten Suzuki Swift auf, stieg ein, gurtete mich an, startete den Motor und fuhr los.

Unterm fahren drückte ich die Kassette ins Fach, die sich bereits am Laufwerk befand. Auf der Kassette befand sich ein von mir selbst zusammengestellter Mix der Gruppe ZZ-Top. Jedes Mal wenn ich Probleme hatte oder ich mich nicht gut fühlte, und zur Arbeit oder in die Disco fuhr, hörte ich mir diesen Mix an. Auf mich wirkte diese Musik beruhigend und sie schien mir Kraft zu geben. Ich konnte somit wieder einen klaren Gedanken fassen und auch an etwas anderes denken, ohne immer auf die Beziehungsprobleme zurückzufallen. Das Herz raste nicht mehr, der Puls beruhigte sich und gleichmäßiger wurde mein Atem. Ich stellte die Lautstärke höher ein. Nicht zu laut, aber genug um die Texte und den Sound auf mich wirken zu lassen. Da es in der gesamten Ortschaft eine 40 km/h Beschränkung gab, fuhr ich auch nicht schneller. Ab und zu gab es auch hier Kontrollen und da ich mich bereits über der erlaubten Promillegrenze befand, hatte ich auch keine Lust aufgehalten zu werden.

Mein Weg führte mich geradewegs auf die Hauptstraße. Als ich zur linken Seite blickte, sah ich das Hotel Alfani, indem Andrea in der Saison arbeitet. Sie hatte einen Fußweg von knapp zwei Minuten und es reichte nicht einmal für eine halbe Zigarette.

Ohne stehen zu bleiben fuhr ich von der Kreuzung weiter bis zum Kreisverkehr, dort die dritte Ausfahrt hinaus und hinunter ins Zentrum. Mein Auto stellte ich vor dem Hotelparkplatz „Ferienhotel Kaltschmid“ ab. Mein Ziel das Buffalo, eine Diskothek, die sich unterm Erdgeschoss befand. Über eine Treppe kam ich zum Eingang der Disco. Gleich gegenüber dem Eingang standen die Toiletten. Rechts über vier Stufen hinab, stand eine massige HolzGlastür, durch die man ins eigentliche Lokal kam. Wie der Name schon aussagte, war diese Disco im Stil des Wilden Westens eingerichtet. Es befand sich darin ein Brunnen, ein offener Planwagen, indem sich Erdnüsse befanden, der Eingang einer Mine und fast alles war aus Holz gebaut. Selbst der Fußboden glich dem eines Saloons. An den Wänden hingen alte Fotos aus vergangenen Tagen, beginnend mit Indianern, Cowboys und Soldaten, Fahnen und Mützen aus dem Sezessionskrieg.

Wenn meine eigentliche Stammkneipe in der Zwischensaison geschlossen hatte, befand ich mich immer hier in dieser Disco, außer dem Britannia, das sich zwei Stockwerke darüber befand, war dies das einzige was um diese Jahreszeit geöffnet hatte, allerdings auch nur an den Wochenenden. Beide Betriebe gehörten demselben Besitzer, der Familie Kaltschmid. Diese Familie besitzt in Seefeld einige Hotels, Restaurants und Nachtlokale. So wie ich gehört hatte, soll diese Familie der zweiten größten Privatunternehmer Österreichs mit rund 400 Beschäftigten sein.

Ich setzte mich an die Bar, die sich gleich neben dem Eingang befand.

„Abend Thomas.“ sagte Edward. Er war der Barmann im Lokal. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand. „Wie geht es?“ fragte er mich weiter. „Schon fertig mit der Arbeit?“ Er stellte sich bequemer hin und gab einen Fuß auf den Mistkübel und blickte mich an.

„Danke es geht. In einigen Tagen geht es noch besser.“ antwortete ich und lächelte gezwungen, denn ich wollte nicht, dass irgendjemand meine schlechte Laune bemerkte.

„Ein Wieselburger?“ fragte er mich weiter.

Ich lehnte ab und meinte: „Nein. Ich mag kein Bier. Lieber ein Wodka-Cola.“

Er nickte und machte sich an die Arbeit.