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Forschungen deuten immer mehr darauf hin, dass es in früherer Zeit bereits Hochkulturen gab, dessen Wissen aber erst wieder in unser modernes Leben dringt. Medizin, Bautechniken, Acker- und Landwirtschaft, Astrologie... Alles was man einer Zivilisation vor tausenden von Jahren nicht zugetraut hat und für uns als neue Errungenschaft gilt, gab es bereits früher in vielen Bereichen. Doch leider kann nicht sein, was nicht sein darf. Wenn wir alle ausgegrabenen Funde neutral und nüchtern betrachten, dann muss die Geschichte des Menschen, insbesondere die der Frühzeit und seiner Technologien neu geschrieben werden. Gerüchte um die Kammer des Wissens gibt es schon ewig, auch wo sie sich befinden soll, aber alle Grabungen in dieser Richtung werden von allen Seiten unterdrückt. Hat man bereits etwas gefunden für dessen Veröffentlichung die Menschheit noch nicht bereit ist? Ober ist sie so Erschreckend für unsere Zukunft? Einen möglichen Weg die alte Weisheit zu finden, wo sie sich befinden kann und was in der Kammer des Wissens gefunden werden kann, wurden in diesem Roman zusammengestellt. Spekulationen und eigene Meinungen über tatsächliche oder geheim gehaltene Geschehnisse sind jedem einzelnen überlassen.
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Seitenzahl: 622
Veröffentlichungsjahr: 2023
Kogler Gerhard
Geboren am 22.07.1973 in Lustenau/Österreich.
1998 Absolvierung eines Fernstudiums zum Autor.
2005 WER IST SCHON EINEN SELBSTMORD WERT?
2005 HÖLLENTRIP AM AMAZONAS!
2014 Absolvierung eines Fernstudiums zum Journalisten.
2014 TERROR - WEG ZUR VERNICHTUNG!
2014 BLUTIGES LAND - EINE GESCHICHTE ÜBER DEN
AMERIKANISCHEN BÜRGERKRIEG!
2015 ZIVILISATION - DAS GEHEIMNIS DER SPHINX!
2018 WAR - DIE BEFREIUNG KUWAITS!
2018 KIRGASHA – SCHLACHT IM PAZIFIK!
2022 12.000 BC – DIE KAMMER DES WISSENS!
(Neuverfassung von Zivilisation – Das Geheimnis der Sphinx)
Danksagung
Hiermit möchte ich allen recht herzlich danken, die mich unterstützt haben, damit dieses Buch entstehen konnte.
Unzählige Stunden habe ich damit verbracht dieses Werk von einer Idee bis zum fertigen Produkt zu schaffen.
Einen besonderen Dank möchte ich hiermit meiner Lebensgefährtin aussprechen, die mich stets unterstützt und akzeptiert hat, dass ich tagelang am Manuskript arbeiten konnte.
Ein Dankeschön auch an meine Familie und Freunde und insbesondere dem Verlag, der sich meinem Werk angenommen hat.
Gerhard Kogler
Die Handlung dieses Romans sowie die darin vorkommenden Personen sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit anderen tatsächlich lebenden oder bereits verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Für die Daten der Chronik gibt es keine Garantie für Vollständigkeit.
Kogler Gerhard
12.000 BC
Die Kammer des Wissens
© 2023 Kogler Gerhard
Autor: Kogler Gerhard
Umschlaggestaltung, Illustration: Quelle Pixabay
ISBN Softcover: 978-3-347-97912-3
ISBN E-Book: 978-3-347-97913-0
Druck und Distribution im Auftrag:
tredition GmbH
Heinz-Beusen-Stieg 5
22926 Ahrensburg
Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor Verantwortlich Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag, zu erreichen unter:
tredition GmbH
Abteilung „Impressumservice“
Heinz-Beusen-Stieg 5
22926 Ahrensburg
Deutschland
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
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Titelblatt
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Kapitel 1
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Irgendwo im Dschungel Brasiliens, unweit von den Grenzen zu Bolivien und Peru.
12. April dieses Jahres.
Es war ein schwüler Morgen. Der Wasserdampf vom letzten Regen schwebte noch teilweise über die Baumwipfel hinweg, wo er aber bald durch die heiße Sonne aufgelöst wurde. Es versprach ein heißer und trockener Tag zu werden.
An einem Fluss stand ein kleines altes und teils löchriges Zelt. Zwei Männer mit dunkler Haut saßen um ein Lagerfeuer und tranken Kaffee. Sie sahen erbärmlich aus. Keiner der beiden hatte sich seit Tagen richtig gewaschen. Ihre Haare auf dem Kopf waren zerzaust und mit Läusen gespickt. In ihren Gesichtern wucherten Vollbärte, in denen ebenso kleines Ungeziefer krabbelte. Die Kleidung der beiden Männer bestand nur aus einem verschmutzten Hemd, eine ebenso verschmutzte und teils aufgerissene Hose und Sandalen, die ebenso knapp vor dem Kaputtgehen waren. Die beiden Männer waren erst Ende zwanzig, aber durch ihr robustes und ungepflegtes Aussehen, konnte man sie leicht um die vierzig Jahre schätzen.
Während einer am Lagerfeuer sitzen blieb, stand der andere auf und ging zum Fluss. Er tauchte beide Hände kurz ins Wasser und bildete mit ihnen eine Schüssel. Er hob die Hände und wusch sich mit dem darin befindlichem Wasser das Gesicht ab. Die Hände trocknete er einfach in seiner durch Erde und Schmutz befleckten Hose ab. Er ging zurück zum Lagerfeuer und trank Kaffee aus seinem verrosteten Becher. Die beiden sprachen nicht viel miteinander. Alsbald standen sie auf und gingen mit zwei Schüsseln und zwei Sieben zum Fluss. Sie knieten sich am Ufer nieder und tauchten die Schüsseln und grob geflochtene Siebe ins Wasser. Sie schöpften mit den Händen Steine in die Gefäße und siebten es durch.
Da hier kaum einmal ein Mensch vorbeikam, ist die Natur noch so wie sie gewachsen ist. Die Bäume und Büsche stehen bis ganz an das Ufer und teilweise sogar im Wasser. Nur an manchen Stellen gibt es kleinere Buchten an denen keine Bäume wachsen. An so einer Bucht hatten die beiden ihr Zelt aufgeschlagen. Sie schienen sich um die Laute der Tiere nicht zu kümmern. Sie hörten Affen brüllen, Vögel kreischen, Fische im Fluss herum planschen und sie sahen die verschiedensten Papageienarten herumfliegen. Dennoch machten sie sich nicht viel daraus. Selbst die Moskitos ließen sie breitwillig bei ihnen herumfliegen. Nur ab und zu machten sie eine kurze Handbewegung um sie zu verjagen, was allerdings nicht viel brachte. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf ihre Arbeit gerichtet. Sie wuschen Gestein und rüttelten Erde durch ihre Siebe. Kaum hatten sie einige Steine in den Schüsseln gewaschen, betrachteten sie die Steine. Was nicht zu gebrauchen war, schütteten sie beiseite auf einen Haufen.
Der kleinere von ihnen tauchte das Sieb in das Wasser und schob mit der anderen Hand etwas vom Boden des Flusses in das Sieb. Er nahm es hoch und hielt die Schüssel darunter. Dann begann er das Sieb hin und her zu schütteln. Einige Steine verfingen sich in den Maschen. Die meisten fielen in die darunter liegende Schüssel. Beides durchsuchte er dann noch einmal. Da nahm er einen Stein heraus, legte das Sieb beiseite und sprach mit seinem Freund. Dieser nahm den Gegenstand entgegen und betrachtete ihn ganz genau. Dann verneinte er, schüttelte den Kopf und warf den Stein in den Fluss hinein.
Beide gingen wieder ihrer Arbeit nach.
Nach einer Stunde fand der kleinere von ihnen wieder etwas. Nachdem beide den Stein untersucht hatten, nahm der größere eine Lupe aus seiner Tasche und betrachtete das Stück. Er fing zu grinsen an. Seine wenigen und gelben Zähne kamen dabei deutlich zum Vorschein. Er sprach nicht viel, sondern zog einen Lederbeutel von seinem Gürtel, öffnete ihn und warf das Nugget hinein. Im Beutel befand sich erst wenig, aber sie schienen sich über jedes Stück das sie fanden, zu freuen. Für diese beiden Männer war selbst das kleinste, noch so unscheinbar aussehende Ding, was auch nur eine Spur von Gold aufwies, ein kleines Vermögen. Und so machten sie weiter.
Der kleinere schürfte weiter im Wasser. Da hielt er plötzlich inne. Im Wasser, nur wenige Zentimeter tief, erblickte er etwas Seltsames. Durch seine Schürferei hatte er etwas freigelegt. Er legte beide Sachen die er in den Händen hielt beiseite und machte einen kleineren Schritt vor. Er tauchte beide Hände in den Fluss, umklammerte den Stein und hob ihn aus dem Wasser.
Erst jetzt bemerkte der andere was los war. Auch er legte Schüssel und Sieb beiseite.
Der kleinere legte die Scheibe vorsichtig ans Ufer. Sie stellten fest, dass der Stein bearbeitet war. Das Ding war gute 10 Zentimeter dick und hatte eine quadratische Form von exakten 40 Zentimetern. Ober- und Unterseite, sowie die Seiten waren gründlich und genau geschliffen. Jedoch befand sich nur auf der Oberseite etwas eingeritzt.
"Was ist das?" fragte der größere.
Der andere antwortete: "Keine Ahnung. Es sieht wie etwas von den Eingeborenen aus."
"Eingeborene?" fragte sein Kumpel komisch. "Hier gibt es keine Eingeborene."
"Aber von irgendjemandem muss es doch kommen. Vielleicht ist es den Fluss runter geschwemmt worden."
"Dieser Stein ist viel zu schwer. Der könnte bei dieser leichten Strömung gar nicht bewegt werden."
"Dann hat ihn sicher jemand verloren."
Der größere blickte seinen Kumpanen fragwürdig an und sprach schließlich: "Wer sollte hier im Dschungel einen derart schweren Stein herumschleppen?"
"Keine Ahnung." zuckte der Mann mit den Schultern.
"Kannst du erkennen, was da auf dem Stein ist?"
Beide betrachteten ihn, dann kam der kleinere zum Entschluss: "Es sieht wie Figuren aus, wahrscheinlich Menschen."
"Und diese komischen Dinge daneben wie Spinnen und Affen."
"Ja. Aber darunter sind Ziffern, Zeichen und Knoten eingeritzt."
"Vielleicht eine alte Sprache, oder wie sie einige der wilden Völker verwenden."
"Hast du nicht gesagt, dass es hier keine Eingeborenen gibt?"
"Ja, aber früher vielleicht."
"Du meinst, dieser Stein ist viele Jahre alt?"
"Kann sein."
"Wie alt?"
"Ich bin kein Professor. Aber ich denke vielleicht einhundert Jahre."
"Ist so etwas wertvoll?"
"Keine Ahnung."
Die zwei betrachteten wieder den Stein.
"Was ist das in der Mitte?" fragte der größere.
"Weiß nicht. Das sind Striche, die zu einem dicken Strich führen. Dann gibt es noch einige Erhöhungen und an beiden Seiten ist es etwas tiefer. Keine Ahnung was das sein kann. Hast du eine Vermutung?" und er blickte den größeren an.
Dieser überlegte kurz, schüttelte den Kopf und antwortete: "Das können nur diejenigen wissen, die dieses Ding gemacht haben."
"Ist das nicht ein Karren?" fragte der Kleinere und deutete mit dem Finger auf ein Bild.
Darauf war deutlich ein Rad zu erkennen, auf dem ein viereckiges Gebilde stand. Von diesem Gebilde führte ein dünner eingeritzter Strich zu einer menschenähnlichen Gestalt, der es in den Händen zu halten schien.
"Ja du hast recht."
"Verdammt. Dann ist es nicht besonders alt. Sicher ist es nichts wert." er wollte schon aufstehen und den Stein zurück in den Fluss werfen.
"Halt warte." hielt ihn der größere zurück.
"Was ist?"
Beide starrten sich für eine kurze Zeit an. Dann sprach der größere: "In Manaus ist doch eine Forschergruppe aus Europa ansässig. Vielleicht wissen die etwas darüber."
"Du willst nach Manaus?" fragte sein Kumpel unglaubwürdig.
"Jetzt? Das liegt doch viele hundert Kilometer weit entfernt."
"Mein Onkel arbeitet in Manaus. Wir könnten ihn besuchen, wenn wir hier fertig sind. Dann nehmen wir den Stein einfach mit."
"Hast du Geld um die Reise zu bezahlen?"
"Nein nicht viel. Nur ein kleines Boot könnten wir uns damit leisten."
"Das dauert doch Wochen bis wir in Manaus sind. Denk an unsere Familien."
"Aber wenn dieser Fund wirklich etwas ist, dann werden die Forscher uns dafür bezahlen."
"Was glaubst du was das wert ist?"
"Ich weiß nicht. Sicher 100 Dollar."
"Und wie viel ist das in unserer Währung?"
Der Mann zuckte nur mit den Schultern. Dann sprach er weiter: "Sicher das Drei- oder Vierfache oder gar vielleicht das Fünffache. Weißt du wie viel das ist? Mehr als wir in ein paar Monaten verdienen würden." begannen die Augen des Mannes zu glänzen.
Sein Freund war sich da nicht so ganz sicher und fragte skeptisch weiter: "Und wenn wir nichts von ihnen bekommen?"
"Dann verkaufen wir es irgendeinem Ausländer. Die Leute aus Amerika und Europa kaufen doch alles. Wir sagen einfach, dass es alt wäre und von den Eingeborenen stammt."
"Wenn du meinst?" war sich der kleinere nicht so ganz sicher dabei.
"Es ist eine Chance und ich finde wir sollten sie ergreifen. Mit dem Gold was wir hier finden, werden wir nicht reich."
Beide standen auf und blickten auf den Stein der vor ihnen auf dem Boden lag.
Einen Monat später:
Manaus die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas besitzt derzeit 1,4 Millionen Einwohner.
Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts mitten aus dem Dschungel gestampft und liegt am Rio Negro, einem der großen Nebenflüsse des Amazonas. Obwohl Manaus 1.600 Kilometer vom Atlantik entfernt liegt, können Schiffe vom Meer aus den Hafen anlaufen. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist das prachtvolle Opernhaus.
Erst spät wurde Manaus durch Straßen mit anderen Städten verbunden, sofern man von Straßen sprechen kann. Asphaltierte Wege gibt es nur innerhalb der Stadt. Straßen die aus der Stadt führen sind lehmartige Wege, die einfach der Nase nach in den Dschungel gehauen wurden und bei Regen oft zu Schlammpfaden versumpfen. Am leichtesten erreicht oder verlässt man die Stadt über den Flussweg, oder wer es sich leisten kann mit dem Flugzeug.
Die meisten Menschen, die in diesem Bundesstaat leben, sind in und um Manaus verteilt. Am Rande wuchern inzwischen wie in jeder Großstadt Brasiliens Slums, die ständig größer werden.
Rund um die Stadt gibt es eigentlich nur den Dschungel, der allerdings durch die hohe Anzahl an Menschen und durch den rücksichtslosen Umgang mit der Natur, vor allem am Stadtrand schon sehr angegriffen ist und krank wirkt. Doch kurz dahinter besteht er aus dem was man von ihm erwartet, undurchdringliche Wildnis, mit all seinen Gefahren, Reizen und sich mit dem darin befindlichem Leben.
Hier in Manaus hatte sich eine Forschergruppe aus Deutschland und Österreich niedergelassen. Sie bestand aus einem Archäologen und einem Paläontologen mit Gehilfen. Die Gruppe bestand aus nur 12 Männer und zwei Frauen, wobei nur die beiden erst genannten einen Abschluss für ihre Tätigkeiten besaßen. Die übrigen waren Hilfskräfte und Studenten und organisierten nebenbei die anderen Dinge des Lebens.
Ein Archäologe ist ein Forscher, der alte Kulturen ausgräbt und alles darüber katalogisiert um die Kultur und die Lebensweise der Menschen herauszufinden und zu erklären.
Der Paläontologe hingegen ist ein Forscher, der versteinerte pflanzliche, tierische und menschliche Überreste untersucht und sie in die verschiedenen Epochen der Erdgeschichte einzufügen versucht.
Das Labor indem sie arbeiteten, wurde in einem ehemaligen Schulgebäude im Zentrum der Stadt eingerichtet. Hier waren die Klassenräume zu Lagerhallen und Büros umfunktioniert. Das Gebäude bestand aus dem Keller, dem Erdgeschoß und zwei weiteren Obergeschossen. Die oberen Stockwerke waren bereits zu Wohnquartieren umgebaut worden. Im Keller lagerten Fundstücke und das Archiv, im Erdgeschoß die verschiedenen Labors, in denen die unterschiedlichen Maschinen und Geräte standen, um jedes gefundene Artefakt genau untersuchen und katalogisieren zu können.
Einer der Gehilfen des Teams befand sich gerade in einem Labor und untersuchte mit verschiedenen Mikroskopen einige kleinere Gesteinsproben.
Der Paläontologegehilfe hatte bereits die 30 überschritten. Sein Name war Oswald Weinbauer. Er war in Innsbruck in Österreich geboren. Er maß zirka 1,85 Meter, wog jedoch nur 76 Kilogramm. Seine Augen waren dunkelbraun und wenn man ihn zeitweise ansah, konnte man keine Pupillen erkennen und es wirkte, als wären fast die ganzen Augen die Pupillen. Seine dunkelblonden Haare trug er stets kurz und wirkten von weitem, als hätte er eine Glatze. Er hatte ein ausgewogenes Leben. Nach der Arbeit ging er gerne Radfahren, Bergsteigen, betrieb diverse Sportarten, was man ihm auch ansah. Obwohl er sehr schmächtig war, waren seine Muskeln gut durchtrainiert und er konnte dadurch eine enorme Kraft entwickeln. Am liebsten würde er bis mittags schlafen, aber dies konnte er nicht immer vollziehen. Ab und zu setzte er sich gerne vor dem Computer und spielte Taktik-Spiele. Seine Einstellung zum Leben variierte sich von seinem Zustand und seiner Laune. Im Ganzen jedoch war er ein Naturliebhaber, was er auch für seinen Beruf dringendst benötigte. Er konnte aber nicht lange ohne seine geliebten Tiroler Berge leben. Er war der Typ der eine ziemlich große Klappe hatte und gerne einige Sprüche herausließ, ob sie stimmten oder nicht, darüber konnte man nur spekulieren, aber er war derjenige, der stets für seine Freunde zur Stelle war, wenn jemand etwas brauchte. Er machte seine Späßchen, von denen man oft nicht wusste wie sie gemeint waren. Er trank gerne sein Bier, aber wenn er etwas zu viel hatte, sollte man sich besser nicht auf eine Diskussion mit ihm einlassen, denn dann stieg er innerlich schnell hoch.
So war er nun wieder einmal in seiner Arbeit vertieft. Er klemmte die geschnittenen Proben zwischen zwei Glasplatten und legte sie unter eines der Mikroskope. Er blickte hindurch und schrieb verschiedene Notizen in ein Heft.
Da ging die Tür auf und ein anderer, ein Archäologegehilfe, betrat den Raum.
Oswald hob nicht den Kopf, sondern er blickte weiterhin durch das Mikroskop. Er sprach nur leise: "Bist du es Wölfi?"
"Ja. Wieso? Hast du etwas?"
"Nein nein. Es geht nur schleppend voran." Nach einer kurzen Pause fragte er weiter. "Gibt es bei dir etwas Neues?"
"Nicht viel." antwortete Wolfgang. Er setzte sich zum Elektronenmikroskop und nahm es in Betrieb. Dann sprach er weiter: "Die Knochen die wir gefunden haben, stammen von einem Affen. Allerdings kenne ich diese Art von Gattung noch nicht. Wir können sie nicht zu den hier bereits bekannten, vorkommenden Arten dazu rechnen."
"Dann deklariere ihn doch einfach als Missing-Link." meinte Oswald, ohne von seiner Arbeit abzulassen.
Wolfgang blickte verstört zu seinem Teamkameraden hinüber, schüttelte den Kopf und erwiderte: "Weißt du überhaupt wer Missing-Link ist?"
"Na klar. Das fehlende Bindeglied zwischen Affe und Mensch."
"Und dann soll ich diese Knochen hierfür deklarieren?"
"Wieso nicht? Es sind doch nur Knochen."
"Sag mal, bist du überhaupt mit allem Ernst bei der Arbeit?"
"Logisch." antwortete Oswald und würdigte diesmal nur einen kurzen Blick zu Wolfgang. Er steckte sich einen Kaugummi in den Mund und blickte erneut durch das Mikroskop.
Auch Wolfgang begann seine Arbeit fortzusetzen und murmelte in sich hinein: "Wenn ich deine Knochen als Missing-Link deklarieren lasse, dann würden sie mir das alle glauben."
Oswald hatte etwas gehört, aber nicht genau was und fragte: "Was hast du gesagt?"
"Och nichts." wich Wolfgang aus. "Ich habe nur über meine Arbeit gemurmelt."
"Ach so."
Da klopfte es an der Tür.
"Herein!" brüllte Oswald.
Die Tür ging auf und Ossi blickte zur Seite.
Eine Frau des Teams die für die Akten und Büroarbeiten zuständig war, betrat den Raum, blieb jedoch bei der Tür stehen und sprach: "Am Empfang stehen zwei Einheimische. Sie wollen mit den Professoren sprechen, die sind aber zurzeit in der Stadt."
"Ich wüsste nicht was die Ureinwohner uns zu berichten hätten." schob Oswald das Thema ab und wollte wieder seiner Arbeit nachgehen, als die Frau weitersprach: "Sie hätten etwas gefunden, das sie vielleicht interessieren würde."
Jetzt erst drehte sich auch Wolfgang zur Tür hin. "Etwas gefunden? Was denn?" fragte er neugierig.
"Das wollten sie mir nicht sagen."
Die beiden Gehilfen blickten sich kurz an, dann nickte Wolfgang der Frau und erwiderte: "Sie sollen hereinkommen."
Die Frau verließ den Raum, ohne jedoch die Tür zu schließen.
Beide standen langsam auf und gingen aufeinander zu.
"Was könnten die haben?" fragte Oswald nichts ahnend.
"Ich weiß es nicht." antwortete Wolfgang und fügte hinzu. "Aber ansehen können wir es uns einmal."
Und schon brachte die Frau die beiden Männer in den Raum.
"Danke." winkte Oswald der Frau. "Sie können gehen."
Sie verließ den Raum und schloss die Tür.
Die beiden Gehilfen blickten kurz die erbärmlich aussehenden Brasilianer an, starrten sich dann gegenseitig an und sie schienen instinktiv zu wissen, was der andere dachte.
Da meldete sich der größere zu Wort: "Gentleman. Wir sprechen portugiesisch und spanisch, leider nur ein wenig englisch."
"Das macht nichts." erwiderte Wolfgang auf Portugiesisch.
So standen sich die vier einige Sekunden schweigend gegenüber, die Augen ständig auf die jeweils anderen gerichtet.
"Bitte." unterbrach Wolfgang die Stille. "Sie wollten uns sprechen?"
"Ja." suchte der ältere und größere nach Worten, aber er schien die passenden nicht zu finden.
"Was haben sie uns zu zeigen?" fiel Oswald ungeduldig ins Gespräch mit ein.
Die beiden Brasilianer sahen sich an, dann nickten sie einander zu und der größere sprach weiter: "Meine Herren sie sind doch Wissenschaftler?"
"Ja." antwortete Wolfgang und Oswald nickte dazu. "So in der Art."
"Sie sind doch auf der Suche nach Altem und Vergangenem."
"Ja."
"Wir haben etwas gefunden und es sieht alt und wertvoll aus." fuhr der Mann mit leicht zittriger Stimme fort und spielte andauernd mit seinem alten, zerflederten Hut, den er in den Händen hielt und an die Brust gedrückt hatte.
"Zeigen sie es uns." sprach Oswald nicht gerade höflich und streckte die Hand nach den beiden aus. Doch diese wichen sogleich zurück.
"Habt ihr Angst?!" fauchte Oswald sie an.
"Nun gut meine Herren." ging Wolfgang dazwischen. "Wir sind mitten in der Arbeit. Wenn sie etwas für uns haben, dann zeigen sie es oder gehen sie. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit."
"Wissen sie." stocherte der größere herum, dann fiel sein Freund ihm ins Wort: "Wir haben gehört, dass die Forscher Geld bezahlen, für Dinge die ihnen wichtig erscheinen."
"Das ist richtig."
"Und wie viel?" fragte der kleinere.
"Das kommt ganz darauf an um was es sich handelt oder ob es echt ist und wie alt. Können wir es nun sehen?"
Die beiden Brasilianer nahmen es vorsichtig aus einem alten, zerlumpten Rucksack und legten den Stein auf den Tisch, der sich in der Mitte des Raumes befand.
Die beiden Gehilfen bekamen erst einmal kein Wort heraus. Sie starrten auf den Stein, den die beiden aus dem Fluss gezogen hatten. Oswald hörte sogar mit dem Kauen seines Kaugummis auf. Erst nach einer Weile erhielt Oswald die Worte wieder. Halblaut, so dass gerade einmal Wolfgang die Worte hören konnte, begann er zu sprechen: "Was? Was hältst du davon?"
Noch immer überwältigt betrachtete Wolfgang das Stück. Erst bei einer wiederholten Aufforderung von Oswald antwortete er: "Kann ich noch nicht sagen, aber wenn es wirklich etwas ist, was einige hundert Jahre alt wäre, dann könnte es schon etwas Tolles bedeuten."
"Entschuldigen sie bitte meine Herren Forscher." ging der größere dazwischen. Er hielt seinen löchrigen Strohhut wieder mit beiden Händen vor seiner Brust und machte einen kleinen Schritt nach vorn zu den Europäern.
Diese drehten sich zu ihnen und blicken die Einheimischen an.
"Verzeihen sie bitte meine Herren Forscher. Aber ist es etwas wertvolles?"
"Kann ich noch nicht sagen. Dazu wären genaue Untersuchungen nötig."
"Aber was sehen sie bisher. Verstehen sie. Wir beide." und er deutete auf seinen Kameraden. "Wir beide möchten nicht unhöflich erscheinen, aber wir dachten da an eine kleine Entschädigung."
"An was hattet ihr da gedacht?" forschte Oswald.
"Wir mussten viele hundert Kilometer hierher kommen." der Mann stocherte herum, suchte nach den passenden Worten, die ihm nicht einzufallen schienen und stotterte weiter: "Wir dachten da so an,…na ja,…etwas was dem Wert des Gefundenem entsprechen dürfte."
"Was wollen sie?" sprach Oswald mit harter Stimme. "Wir sind doch kein Museum, sondern Forscher, die aus eigener Tasche bezahlen müssen."
Inzwischen betrachtete Wolfgang das Stück weiter. Er nahm hierzu eine Lupe zur Hand und blickte durch ihr auf den Stein.
Oswald drehte sich um und flüsterte zu seinem Teamkameraden: "Was soll ich ihnen sagen?"
Ohne von der Lupe abzulassen sprach Wolfgang in normaler Lautstärke zurück: "Du brauchst nicht zu flüstern. Sprich einfach deutsch. Dann verstehen sie dich nicht."
"Ach ja. Das hatte ich vergessen." und er fragte nach einer kurzen Pause weiter: "Was denkst du?"
Ohne von der Betrachtung abzulassen erklärte Wolfgang seine erste These: "Einige der Zeichen oder Figuren auf dem Stein scheine ich zu kennen. Genau kann ich es nicht sagen, ich bin noch nicht so lange dabei, dass ich vom Bauch heraus entscheiden kann. Das Ding in der Mitte kann ich nicht identifizieren. Es hat unregelmäßige Erhöhungen und Rillen. Der Stein scheint wirklich einige hundert Jahre alt zu sein."
"Der Stein ja." verdrehte Oswald die Augen. "Aber nicht das Gekripsel darauf."
"Schwer zu sagen. Die können aber doch auch einige hundert Jahre alt sein."
"Was ist, wenn die beiden mit uns nur ein krummes Ding abziehen wollen?"
Wolfgang blickte kurz hoch und fragte: "Was für ein Ding?"
"Wenn dies eine Fälschung ist?"
Wolfgang blickte einen kurzen Augenblick zu den Brasilianern hinüber, die noch immer fragend und voller Erwartungen im Raum standen. Er betrachtete die Scheibe wieder mit der Lupe und sprach weiter: "Der Stein ist sehr gut geschliffen worden, aber ich kann einige Witterungsmerkmale erkennen. Vielleicht kommt das aber auch vom Schleifen."
"Oder der Kuckuck hat darauf geschissen." wurde Oswald langsam ungeduldig und fuhr fort. "Willst du es ihnen abkaufen oder nicht?"
Wolfgang erhob sich von dem Stein, legte die Lupe beiseite und ging auf die beiden Brasilianer zu: "Wir kaufen den Stein."
Die beiden begannen zu grinsen.
"Dann ist es doch etwas wertvolles?" lachte der kleinere.
"Genau kann ich es erst nach einer Analyse sagen, aber ich denke, dass es einen kleinen Wert hat."
"Und an wie viel hatten sie dabei gedacht?" funkelten die Augen des größeren.
Wolfgang kramte in seiner Hose herum, zog seine Brieftasche heraus und überreichte ihnen ein Bündel Noten.
Schnell blickten sie es durch. Als sie den Betrag erkannten, verbeugten sie sich und lachten weiter. Vor lauter Danksagung vergasen sie ganz auf das Gehen. Wolfgang musste sie hinausschieben. Als die Tür endlich hinter den beiden zufiel, atmete Wolfgang erstmals tief durch. "Das waren keine strengen Kandidaten."
"Wie viel hast du ihnen gegeben?"
"Etwa 200 Euro."
"Was?!" fiel Oswald fast aus den Schuhen. "Für dieses Stück Ding hier?"
"Wenn es etwas ist, dann bekommen wir vom Museum das Geld wieder zurück."
"Und wenn es nichts ist?" glaubte Oswald weiterhin an eine Fälschung.
"Um derartiges herauszufinden sind wir doch hier."
"Ich zwar schon, aber mir scheint du nicht mehr. Aber ich helfe dir trotzdem. Nicht aus Gefälligkeit, sondern um dir zu beweisen, dass dies alles nur Betrug ist."
"An was du immer gleich denkst."
Sie gingen daran den Stein zu untersuchen. Die Führung hierzu besaß Wolfgang Eschenbach. Er war 28 Jahre alt und stammte aus dem Burgenland. Nach seiner Pflichtschule war er kurz ins Gastgewerbe eingestiegen, aber da sein Vater selbst Wissenschaftler war, musste er in dessen Fußstapfen treten. Er maß gute 10 Zentimeter weniger als Oswald, wog aber seine stolze 115 Kilogramm. Seine Haare waren wie die seines Kameraden dunkelblond. Seine Augenfarbe war braun. Sein rundlicher Kopf wirkte mit den kleinen Ohren witzig und man sah ihm sein Alter gar nicht an. Obwohl er über 100 Kilo wog, besaß er einen guten Körperbau. Fett sah man eigentlich keines, eher Muskeln, obwohl er nur selten trainierte.
Sie legten den Stein in eine Lauge. Diese sollte den Stein von Fremdkörpern säubern. Anschließend gingen sie daran, das Alter des Steines zu bestimmen. Bei den Eingravierungen war es da schon schwieriger.
Der Stein besaß wie angedeutet Seitenlängen von exakten 40 Zentimeter und sie war auf ein tausendstel Millimeter genau zehn Zentimeter dick. Das Gewicht des Steins betrug etwas mehr als 40 Kilogramm und bestand aus einem roten, fast blutroten Vulkanstein. Aus der Lauge wurden die Pflanzenreste genommen und auch sie einer genaueren Analyse unterzogen.
Es dauerte einige Tage ehe sie genauere Daten über den Stein herausfanden.
Wolfgang befand sich alleine im Labor. Er blickte die Daten und Papiere über den Stein durch.
Da ging die Tür auf und Oswald trat herein. In seinen Händen hielt er einen Sack und zwei Flaschen Bier. Er ging auf Wolfgang zu und stellte alles auf den Tisch. Er öffnete beide Flaschen und überreichte seinem Kollegen eine davon.
Sie stießen an.
Nach einem Schluck musste Wolfgang fast kotzen. "Verdammt hast du das im Backofen gehabt?!" fuhr er Oswald an.
"Nein. Die standen im Kühlregal im kleinen Obstladen um die Ecke." und er nahm einen Schluck und tat so, als ob ihn dies nichts ausmachen würde.
"Verdammt. Da ist Pisse ja noch erfrischender."
"Schon ausprobiert?"
"Depp." Wolfgang setzte sich auf den Sessel, lehnte sich zurück und fragte: "Was hast du zum Essen mitgebracht?"
Oswald saß bereits auf dem Tisch und kaute an einer Wurstsemmel herum. "Dein Lieblingsgericht." sprach er mit vollem Mund. Er überreichte Wolfgang den Sack, während er erneut von seiner Wurstsemmel abbiss.
Wolfgang öffnete den Sack und begann gierig das Hühnchen mit Reis in sich hineinzuschlingen. "Ein wenig trocken." stellte er fest und kaute weiter.
"Dann trink doch dein Bier dazu."
Gierig wollte er schon zur Flasche greifen, zog seine Hand aber schnell wieder zurück.
"Du Feigling." grinste Oswald.
"Leck mich doch." knurrte Wolfgang nur und versuchte zu schlucken, was ihm erst nach einigen Versuchen gelang. Spaßhalber hielt Oswald ihm die Flasche Bier vor die Nase. Erst weigernd, dann doch, nahm er die Flasche und spülte den Inhalt vom Mund hinunter. Er drückte dabei beide Augen zu und es reckte ihn. Dabei verging ihm das Essen und er stellte beides auf den Tisch ab. Stattdessen steckte er sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. Er lehnte sich wieder zurück in den Sessel und genoss den Rauch.
"Hast du etwas Neues über den Stein?" forschte Oswald schließlich.
"Gut dass du fragst. Du wirst es nicht glauben." und er richtete sich wieder auf, griff zu den Blättern, die lose in einer Mappe vor ihm lagen und erklärte, während er sie flüchtig durchblickte: "Der Stein ist zwischen einem und anderthalb Milliarden Jahre alt."
"Das habe ich schon vorher gewusst, dass der Stein uralt ist." äffte Oswald.
"Du und dein Stein."
"Nein. Es ist deiner. Du hast ihn gekauft. Vergiss das bloß nicht."
"Ja ja." winkte Wolfgang ab.
Oswald fügte dem hinzu: "Ja ja heißt; Leck mich am Arsch."
"Dann tu es doch." grunzte Wolfgang.
"Hast du was gesagt?"
"Nein. Nichts. Das Alter des Steins ist nicht so wichtig. Vielmehr scheinen die Figuren und Zeichen eine Art Schrift einer vergangenen Kultur zu sein. Von Eingeborenen oder einem höher entwickeltem Volk."
"Maja? Azteken? Inka? Olmeken? Tolteken?" fragte Oswald.
"Nein. Ich denke nicht. Die hatten andere Schriften, waren zudem woanders beheimatet. So wie zum Beispiel die Knotenschrift."
"Ach ja. Die Knoten. Blöde Schrift." ließ Oswald eine abwertende Bemerkung fallen.
Ungehindert fuhr Wolfgang fort: "Die Zeichen lassen sich nicht genau datieren. Sie könnten mehrere hundert Jahre alt sein, aber auch drei oder vier tausend Jahre."
Oswald legte seine halbaufgegessene Semmel beiseite und bemerkte: "Na toll. Kannst du kein genaueres Datum sagen?"
"Wie denn?!" fuhr Wolfgang hoch und erklärte hierzu. "Unsere Geräte hier stammen noch aus der Steinzeit. Das Elektronenmikroskop ist noch eines der Ersten. Ein Wunder das es überhaupt noch funktioniert. Selbst der Computer scheint älter zu sein, als wir beide zusammen. Wie soll ich da genaue Berechnungen durchführen. Zudem hat er zu wenig Speicherplatz und stürzt regelmäßig ab."
"Wer hat modernere Geräte?"
"Viele. Aber bis wir mit denen Arbeiten können dauert dies Monate. Du kennst sie doch selber. Außerdem verlangen sie einen Haufen Geld dafür."
"Und was machen wir? Ohne genaue Zeitangaben lässt sich auch nicht die Kultur feststellen."
"Ich weiß. Ich wünschte wir hätten leistungsfähigere Geräte."
"Hast du den Alten angerufen?"
"Ja. Hab ich." klangen Wolfgangs Worte enttäuscht."
"Ja und?" stocherte Oswald nach. Dabei begannen seine abstehenden Ohren zu wackeln.
"Mach einmal etwas mit deinen Flügelwacklern, da auf dem Kopf."
"Kann ich doch nichts dafür. Das passiert wenn ich neugierig werde, oder ich eine alte geil finde." begann er zu grinsen.
"Sie sind mit anderem Material so vollgestopft, dass wir erst in einem halben Jahr, wenn überhaupt, die Möglichkeit besitzen, das Ding genauestens zu untersuchen. Wir könnten unseren Urlaub nehmen. Dann hätten wir einige Zeit, aber ohne Geräte."
"Verdammt."
Beide ließen sich sinken. Sie schwiegen.
Wolfgang drehte seinen Sessel zum Fenster, blickte hinaus und rauchte langsam die Zigarette weiter.
Oswald nuggelte an dem warmen Bier herum und blickte im Raum umher. Seine Augen fuhren über die einzelnen Instrumente und jedes Mal schüttelte er nur den Kopf, wenn er an ein altes Gerät gelangte. Er blickte zur Wand an der Eingangstür. Dort hingen Bilder von einigen der bekanntesten Wissenschaftler und Archäologen der Welt. Beim Portrait von Rollings Swen blieb er stehen. Der Mann wirkte auf dem Bild alt, hatte überall Falten, graue Haare und eine Stirnglatze. Seine Brille schien noch aus dem vorletzten Jahrhundert zu stammen. "Das ist es." sprach Oswald mit sich selber.
"Hä was? Hast du was gesagt?"
"Rollings. Der ist doch immer für so etwas zu haben. Jedes neue Ding was gefunden wird, würde er am liebsten sofort untersuchen."
Wolfgang blickte auf das Bild an der Wand: "Richtig. Der würde sofort seine Geräte bereitstellen."
Sogleich hob Oswald den Telefonhörer ab und wählte die Information ihres Museums in Wien an.
Als am anderen Ende jemand abhob, sprach Oswald: "Ich bin es. Tu mir einen Gefallen. Wir brauchen die Nummer von Rollings Swen."
"…"
"Ja dem Schweden."
"…"
"Dann ruf sein Institut an."
"…"
"Die werden es wohl wissen."
"…"
"Gut. Ruf mich zurück." und er legte den Hörer auf.
"Was hat er gesagt?" wollte Wolfgang wissen.
"Es war eine sie."
"Es war eine sie? Mir egal. Was hat er gesagt?"
"Nicht er, sondern sie hat gesagt; sie weiß es nicht."
Wolfgang ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen.
Oswald fuhr fort: "Sie versucht aber seinen Standort herauszufinden."
Es dauerte auch nur ein paar Minuten, bis das Telefon klingelte.
"Ja ich."
"…"
"Ich. Oswald. Wer denn sonst?"
"…"
"Und du bist dir da ganz sicher?"
"…"
"Gut danke." Oswald legte auf und berichtete mit strahlend leuchtenden Augen: "Du wirst nie erraten wo Rollings gerade steckt."
"Scheiße. Sag es endlich."
"Ägypten."
Wolfgang sprang auf und ging zur Tür.
"Wo willst du denn hin?!" rief Oswald ihm nach.
"Pack deinen Koffer. Wir fliegen."
"Und wohin?"
"Ins alte Ägypten."
"So einfach? Was ist mit der Arbeit hier? Können wir einfach so…?"
"Leck mich mit der Arbeit. Wir haben einen Auftrag. Außerdem nehmen wir unseren Urlaub. Das hatte ich doch gesagt. Also komm!" und er stapfte durch die offene Tür hinaus.
Oswald sprang vom Tisch und lief seinem Kameraden nach. "Durch seine blöden Einfälle werde ich noch meinen Job verlieren." knurrte er, als er das Labor verließ und hinter sich die Tür schloss.
Kogler Gerhard, geboren am 22. Juli 1973 in Lustenau, Vorarlberg, Österreich. Nach Beendigung seiner Pflichtschulzeit, Studium über Altertumsforschung in Wien. Nach erfolgreichem Abschluss im Dienste des Instituts für Altertumsforschung in Stockholm. Seit zwei Monaten in Ägypten tätig.
Der nur 1.68 Meter große Mann sah viel jünger aus, als er in Wirklichkeit war. Er trug seine Haare stets kurz mit blonden Strähnen darin. Seine Kleidung war noch immer die aus den 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Jeans mit Fransen, Hemden mit dem Schnitt der 80er und natürlich durften seine Biker-Boots nicht fehlen. Selbst in der glühend heißen Wüstensonne Nordafrikas hatte er sie an. In seinem linken Ohrläppchen hingen zwei goldene Ketten. An seiner linken Hand eine Breitling, allerdings nur eine Imitation, denn obwohl er es sich leisten konnte, würde er nie ein kleines Vermögen für eine Uhr ausgeben. Lieber steckte er das Geld in sein 150 Quadratmeter großes Haus, das er vor einem halben Jahr bauen hat lassen.
Dieser Mann konnte ziemlich aufbrausend sein, wenn man ihn dazu zwang, aber im Großen und Ganzen war er eher ein ruhigerer Typ. Er hatte vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört und trank auch nur ein oder zwei Bier in der Woche. In der heißen Wüstensonne mit bis zu 40 oder 45 Grad im Schatten, war Alkohol trinken und rauchen sowieso unangenehm.
Nervös wurde er nur selten, selbst wenn er unbekannte Artefakte finden sollte, aber es gab da schon einige Dinge, bei denen er die Beherrschung verlor.
Gerhard stand bei den Pyramiden in Giseh.
Die aufregendsten Bauten der alten Ägypter sind wahrscheinlich die Pyramiden und bis heute ist noch nicht ganz geklärt wie man die tonnenschweren Gesteinsblöcke transportiert und aufgetürmt hatte.
Hier in Giseh stehen die drei berühmtesten Pyramiden der Welt, die Cheopspyramide, die höchste der Welt, daneben steht die Chephrenpyramide, an dessen Spitze noch der Überzug vom Bau zu erkennen ist und die kleinste der drei, die Mykerinospyramide, an dessen Seite noch drei kleinere Pyramiden stehen.
Alleine für den Bau der Cheopspyramide wurden 2,3 Millionen Gesteinsblöcke verwendet und ein jeder rund 2,5 Tonnen schwer. Die Höhe der Pyramide beträgt 146 Meter.
Die Chephrenpyramide hat eine Seitenlänge von 210 Metern und ihre Höhe misst 136,5 Meter.
Die Mykerinospyramide ist mit 65 Metern Höhe schon fast ein Zwerg gegenüber den beiden anderen.
"Ich bewache dein Grab für alle Zeiten. Jeder der deine Ruhe stört wird des Todes sein." mit derartigen Texten wird der Sphinx als Bewacher verdeutlicht und in Giseh steht der bekannteste Sphinx der Welt.
Der Sphinx bei Giseh soll von König Chephren errichtet worden sein. Der Sphinx wurde aus den Fels geschlagen, anschließend mit Gips überzogen und bemalt. Mit seinen Ausmaßen von 73 Metern Länge, 6 Metern Breite und 20 Metern Höhe ist er zudem der größte aller Sphinxen.
Gerhard blickte kurz zum Himmel. Es war fast um die Mittagszeit. Die Sonne brannte gnadenlos herab. Selbst unter seinem Cowboyhut schien die Sonne das Gehirn heraus zu schmelzen. Er trug seine schwarzen Stiefeln, eine weiße lange Hose und ein weißes kurzärmliges Hemd, deren Knöpfe er nicht geschlossen hatte. Es war keine einzige Wolke am Himmel zu erkennen und es versprach wieder ein verdammt heißer Tag zu werden. Zwar blies der Wind etwas, aber der brachte auch nur warme Luft. Demnach keine Abkühlung. Die Luft war heiß und trocken und ab und zu spiegelten sich Trugbilder in der Luft, sogenannte Fata Morganas.
Überall auf und um das Plateau von Giseh waren Archäologen und Helfer beschäftigt, die an irgendwelchen Stellen gruben oder mit Pinseln den Sand entfernten. Einige liefen mit Wasserschläuchen umher, andere brachten Fundgegenstände zu einem vorgegebenen Ort wo bereits einige andere Gegenstände des alten Ägypten standen, die noch vor kurzem unter Sand begraben waren. Nach dem katalogisieren brachte man diese Gegenstände mit einem LKW ins Museum nach Kairo, wo sie gereinigt und sortiert wurden.
Insgesamt arbeiteten an diesem Ort 53 Arbeiter, meist einheimische Helfer, die anderen waren Archäologen und Gehilfen aus Stockholm.
Wenn man im Hintergrund nicht den modernen Verkehr, Autos, die Eisenbahn, Lastkraftfahrzeuge, das Hupen, das Knattern der Motorräder oder gar die Touristenbusse hörte, könnte man fast glauben, man wäre in die Vergangenheit zu den alten Ägyptern gereist.
Überall wo man hinblickte, gab es nur Steine und Sand. Keine Grünflächen oder Bäume. Die gab es nur in und vor der Stadt und am Ufer des Nils, aber ansonsten war dies eine eher trostlose Gegend. Wie mag es hier wohl früher gewesen sein? Vielleicht mit großen Wiesen und vielen Bäumen?
Gerhard blickte zu Boden. Ein Skorpion lief über seinen rechten Stiefel hinweg und versuchte bei der Sphinx einen schattigen Platz zu ergattern.
"Professor Kogler!"
Gerhard drehte sich um und blickte hoch. Oben stand ein Mann der in weißem Gewand gekleidet war, einfach, aber in diesem Land üblich. Dieser Mann rief erneut: "Professor Kogler!" Sein intensives Winken schien auf etwas Wichtiges zu deuten. So ließ Gerhard vom Monument ab, stieg die Stufen hoch, da die Sphinx in einer Vertiefung steht und ging auf den Mann zu, der ihn schon sehnsüchtig erwartete.
"Professor Kogler." wiederholte der Mann, als Gerhard bei ihm eintraf.
"Was gibt es denn?" fragte Gerhard auf Deutsch.
Ebenso auf Deutsch, zwar etwas gebrochen, aber doch verständlich, antwortete der Mann: "Sie haben mir gesagt, ich soll an ihrem Loch meine Arbeit verrichten."
"Ja und?"
"Ich habe etwas gefunden, das müssen sie sich einmal ansehen." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog der Ägypter Gerry 150 Meter mit zu einer kleinen Ausgrabung und hob eine Decke vom Boden weg, die er als Schutz darauf gelegt hatte. Gerhard blickte in das Loch. Erstaunt über das Vortreffende, nahm er langsam die Sonnenbrille ab und blickte zum Mann, der mit einem Vollbart und einem Tuch um den Kopf gewickelt, ebenso sprachlos da stand. Dieser nickte nur.
Gerry kniete sich langsam nieder. Er stand vor einem Grab. Der Arbeiter hatte gerade einmal vier Meter tief gegraben und da war er auf einen Steinsarkophag gestoßen. Gerhard blickte auf die Verzierungen und las deren Inschrift.
Der Arbeiter neben ihm schien dies nicht zu verstehen und so sprach Gerry seine Gedanken aus: "Das ist altägyptisch. Die Eingravierungen zeigen eindeutig die Auferstehung, wie sie im alten Ägypten stets prophezeit wurden. Was ich noch lesen kann ist; dass dies ein männlicher Leichnam ist und er anscheinend ein wichtiger Mann gewesen war. Aber warum er hier unkenntlich begraben liegt, verstehe ich nicht."
"Vielleicht war er ein böser Mensch und wurde deshalb hier begraben."
"Meinst du?"
"Ja Forscher Kogler. Böse Menschen werden immer weit ab von anderen Gräbern bestattet."
Gerhard blickte sich kurz um und antwortete: "Hier sollen in der Nähe aber Könige begraben worden sein. Denkst du wirklich, dass er ein schlechter Mensch war?"
"Warum konnte sein Grab dann nicht gesehen werden? Kein Grabstein, keine Innschriften außerhalb vom Grab? Keine Andeutungen eines Grabes?"
"In all diesen Jahrhunderten und Jahrtausenden kann viel passiert sein." Gerhard stand auf und nahm eine am Boden liegende Brechstange in die Hand.
"Was haben sie jetzt vor Professor Kogler?"
Gerhard zog sich ein Tuch um den Mund und antwortete: "Den Sarg öffnen?" und stieg über eine Leiter hinab.
Für einen kurzen Augenblick war der Arbeiter geschockt. Ein Grab zu öffnen schien nicht in seinem Sinne zu sein. Doch als Gerhard begann die Brechstange am Steinsarg anzusetzen, zog auch er sich schnell ein Tuch um den Mund und half den Deckel zu öffnen.
Obwohl der Deckel nicht dick war, mussten die beiden all ihre Kräfte einsetzen. Doch geeint gelang es ihnen den Deckel anzuheben und ihn beiseite zu schieben. Was sie nun sahen, verschlug ihnen den Atem. Ein Sarkophag aus Gold befand sich darin. Mit sämtlichen Mustern verziert und mit kleinen Hieroglyphen eingekerbt. Es sah wie ein normaler Sarkophag der Pharaonen aus. Ein Körper darauf, der Pharaokopf mit gekreuzten Armen und ein Zepter in der Hand. Diesen Deckel konnten sie nicht alleine öffnen. So beorderte Gerhard per Funk Verstärkung an. Sogleich kamen auch schon 15 Mann daher. Ebenso wurde ein Kranwagen herangefahren. Sie stemmten Brechstangen gegen den Deckel des Sarkophags und hoben ihn einige Zentimeter hoch. Es wurden einige Eisenplatten darunter geschoben, die an den Kran mit Ketten befestigt wurden. Somit konnte leicht der Deckel gehoben werden.
Alle Anwesenden legten ihre Arbeit beiseite und bestaunten den Inhalt. Es wurde kein Wort gesprochen. Im Sarkophag lag ein Skelett. An Hals und Armen Goldketten und Schmuck aus Perlen. Neben den Knochen lagen noch allerlei Schmuck und Goldfiguren aus vergangenen Tagen. Neben den Gebeinen des Toten, noch eine Goldtruhe. Zwei Mann mussten diese herausheben und nach oben bringen. Die Arbeiter wurden wieder fortgeschickt, nur vier Mann der Forschergruppe und der eine Ägypter, verblieben beim Grab. Noch immer staunend warteten sie gespannt, bis die kleine goldene Truhe geöffnet würde. Man stellte sie auf den Boden.
Gerhard kniete sich vor ihr nieder und betrachtete sie. Sie maß 34 mal 22 mal 32 Zentimeter. Zu seiner Verwunderung war die Truhe nicht verschlossen. Er hatte sich zum Schutz Handschuhe übergestreift und hob vorsichtig den Deckel. Er griff in die Truhe und zog einige kleinere Schmuckstücke, wie eine Halskette hervor. Dann erblickte er ein komisches Gebilde und nahm es heraus. Es sah wie ein goldenes Flugzeug aus.
Da erst löste sich die Spannung.
"Doch kein prähistorischer Fund." bemerkte einer der Männer.
"Ja." mischte ein anderer mit. "Die alten Ägypter hatten noch keine Flugzeuge."
"Und außerdem ist dieser Leichnam nicht mumifiziert worden." sprach ein dritter und fügte dem hinzu. "Er misst gute 2,10 Meter. Soweit mir bekannt ist, wurden die alten Pharaonen nicht so groß."
"Wer kann es dann gewesen sein?" fragte Gerhard nach und zog zugleich drei Schriftrollen aus der Truhe, die in goldenen, durchsichtigen Hüllen verschlossen waren. Er reichte sie weiter.
"Keine Ahnung. Aber lange dürfte er hier nicht liegen. Vielleicht einer, der die alten Pharaonen verehrte und ebenso wie diese in einem Sarkophag begraben werden wollte." antwortete einer von ihnen.
"Aber nicht mumifiziert?" stellte Gerry die Frage in die Runde.
Einer der Männer wollte die Hüllen öffnen.
"Halt!" hielt Gerhard ihn zurück. "Nicht öffnen. Selbst wenn der Inhalt nur 50 Jahre alt wäre, könnte er davon Schaden nehmen. Wir werden sie später im Labor untersuchen."
"Gut." meinte der Mann. "Legen wir es inzwischen zu den anderen Funden.“
Da wurde erneut der Name des Professors gerufen: "Professor Kogler! Besuch für sie!"
Gerhard ging einige Meter auf den Mann zu: "Wer ist es?"
Der Mann deutete mit der Hand zu seiner linken, zu den Pyramiden und antwortete: "Sie kommen aus Brasilien und wären von ihrem Fach. Ich habe sie zu eurem Zelt gebeten."
"Danke Safim." Gerhard ging zum Zeltlager, das aus kleinen und größeren weißen Zelten bestand. Die meisten und kleineren waren die Zelte für Ruhepausen und zum Schlafen. Sie waren für zwei und vier Mann gedacht. Die Größeren waren Lagerzelte und in ihnen wurden auch die gefundenen Gegenstände gelagert. Vor dem Zelt von Gerhard waren vier Holzstangen in den Sand getrieben. Über ihnen war ein Tuch gespannt, um einen Tisch und Sessel im Schatten zu wissen.
"Ihr wolltet zu mir?" sprach Gerhard noch aus einigen Metern Entfernung.
Oswald und Wolfgang streckten ihm die Hände entgegen.
"Eigentlich wollten wir zu Professor Rollings." antwortete Wolfgang.
"Mann ist es hier heiß." bemerkte Oswald und rieb sich mit seiner rechten Hand den Schweiß von der Stirn.
"Im Dschungel ist es auch heiß und sehr schwül." erwiderte der Ägyptologe darauf.
Oswald blickte seinen Kameraden fragend an und meinte dann zu Gerhard: "Woher wissen sie dies?"
"Dein Tropenhut hat es verraten."
Oswald blickte verstohlen auf seinen Kopf und nahm leicht beschämend den Hut ab.
"Bitte setzt euch doch." bot Gerhard den beiden einen Platz an.
Sie setzten sich auf die Sessel unter dem Schatten. Gerhard den beiden anderen gegenüber. "Ihr wolltet zu Professor Rollings?" fragte er.
"Ja." antwortete Wolfgang.
"Dürfte ich fragen wer ihr seid?"
"Ich bin Wolfgang Eschenbach. Archäologegehilfe."
"Ich bin einfach nur Oswald. Paläontologegehilfe."
"Angenehm eure Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Gerhard Kogler. Ich war leitender Assistent von Professor Rollings. Seit er aber vor zwei Tagen verstorben ist, führe ich die Ausgrabungen in seinem Namen weiter."
Verdutzt und geschockt blickten sich Oswald und Wolfgang an.
"Was meinen sie mit verstorben?" fragte schließlich Oswald nach.
"Rollings war schon ein alter Mann und geschwächt." erklärte Gerhard und fügte dem hinzu. "Die Ärzte rieten ihm zur Vorsicht. Er aber hatte einen Traum, dass sich unter den Füßen der Sphinx ein Geheimraum befinden würde. Dieser Gedanke ließ ihn nicht mehr los. Er schuftete Tag und Nacht. Dann machte sein Herz nicht mehr mit. Sein Leichnam wird bereits nach Schweden überführt."
"Das tut uns leid." hörte man Bedauern und Enttäuschung in den Worten von Oswald.
"Ja." sagte Gerry mit einem Seufzer. "Er war ein bemerkenswerter Mann. Ihm haben wir viel zu verdanken." dann schlug er ein anderes Thema ein. "Entschuldigt bitte meine schlechte Gastfreundschaft. Ich bin sicher, ihr habt Durst."
"Ja etwas." bemerkte Oswald. "Die Reise hierher war trocken und staubig."
"Ja sehr gerne." schloss sich Wolfgang dem an.
Gerhard klatschte in die Hände und ein rabenschwarzer Mann kam im weißen Gewand aus einem der Zelte gekrochen. Gerhard sprach ihn auf Arabisch an. Darauf ging der Mann davon und kam alsbald mit gekühltem Wasser und frischem Obst daher. Er stellte alles auf den hölzernen Tisch und ging wieder davon. Die beiden Reisenden bedankten sich und tranken zuerst je ein Glas voll Wasser.
Gerhard sprach erst, nachdem die beiden ihren größten Durst gestillt hatten: "In welcher Angelegenheit wolltet ihr Professor Rollings sprechen?"
Während Oswald die Melonen in sich hineinschob, so dass ihr Saft an seinem Mund herabrann, führte diese Unterhaltung Wolfgang: "Professor Rollings machte doch auch Untersuchungen über Hochkulturen der Frühzeit."
"Das ist richtig." antwortete Gerhard. Er schlug die Beine übereinander und sprach. "Dieses Thema hat ihn bis zum Tod beschäftigt. Er konnte nicht glauben, dass die Ägypter oder Assyrer eine der ersten Hochkulturen waren."
"Wie standen sie zu diesem Thema?" forschte Wolfgang weiter. Er lehnte sich zurück und horchte gespannt den Worten vom Ägyptologen.
"Ich war sein letzter Schüler den er ausbilden wollte. Anfangs war er mir gegenüber sehr verschlossen, dann aber begann er mir zu vertrauen. Er erzählte mir oft über bestimmte Artefakte, die weit in die Geschichte des Menschen zurückreichen, die es eigentlich nach unserem derzeitigen geschichtlichen Wissensstand gar nicht geben dürfte. Ich belächelte ihn anfangs, aber er lehrte mich wie ein Wissenschaftler zu denken. Nicht sprechen, sondern erst alle Möglichkeiten ausschöpfen und auch jenes zu akzeptieren, was nicht sein kann, was nicht sein darf."
"Machen sie in diesem Bereich weiter?" fragte Oswald und legte die Schale der Wassermelone beiseite.
"Ja. Ich habe es Rollings versprochen, als er in meinen Armen verstarb. Es war sein letzter Wunsch."
Wolfgang blickte seinen Kameraden an und deutete mit dem Kopf. Oswald nickte bejahend.
"Wir wollten Rollings in einer ganz besonderen Angelegenheit sprechen."
Gerhard nickte nur.
"Da sie nun der richtige Mann zu sein scheinen, werden wir es ihnen anvertrauen." und die beiden zogen einen in Stoff gewickelten Gegenstand aus einer Tasche, die sie mitgebracht hatten. Vorsichtig legten sie es auf den Tisch und schnürten auf. Oswald nahm den Stoff beiseite und deckte somit die Steinplatte auf.
Gerhard zog beim ersten Anblick dieses Steins die Augenbrauen hoch. Er stand auf und beugte sich über den Stein.
"Was halten sie davon?" fragte gierig Wolfgang.
Gerhard antwortete nicht, sondern fuhr mit den Fingern vorsichtig über die Oberfläche des Steines.
"Für was halten sie es?" fragte diesmal Oswald, jedoch mit Nachdruck in seinen Worten.
Erst jetzt brachte Gerhard ein Wort heraus: "Woher habt ihr diese Platte?"
"Zwei Brasilianer brachten dieses Stück zu uns nach Manaus."
"Aha. Brasilien. Dschungelkulturen." bemerkte Gerhard nur.
Wolfgang sprach weiter: "Zwei Goldwäscher hatten sie in einem Fluss gefunden, nahe der Grenzen zu Bolivien und Peru."
Gerhard blickte die beiden an und fragte auf einmal sehr interessiert: "Etwa westlich von Rio Branco?"
"Woher wissen sie das?" stellte nun Oswald eine Gegenfrage.
"Nach vielen Sagen und Mythen zu schließen, vermutete Rollings dort das El-Dorado."
"Die goldene Stadt?" fuhr Oswald hoch. "Jedes Kind kennt die Sage um die goldene Stadt."
"Rollings glaubte sie dort zu finden. Wenn er mit der Arbeit hier fertig wäre, wollte er dorthin. Leider kam er nicht mehr dazu."
"Waren sie schon einmal dort?" fragte diesmal Wolfgang.
"Nein. Aber ich wollte Rollings begleiten."
"Was denken sie über den Stein?" fuhr Wolfgang fort.
"Ich will mich zu nichts entschließen, ehe ich sie nicht genau untersucht habe. Aber wieso wolltet ihr damit zu Rollings?"
"Unser Institut hat bereits so viel zu untersuchen, dass es sicher Monate dauern würde, so wie die arbeiten." knurrte Oswald. "Der hier denkt es wäre eine Hochkultur, tausende Jahre alt." und er deutete von oben herab auf Wolfgang. "Das wäre doch etwas für den Professorchen gewesen. Außerdem sind unsere Geräte uralt. Damit lassen sich kaum mehr genaue Analysen bestimmen."
Gerhard überlegte kurz, setzte sich wieder nieder und stimmte dem zu: "Es war Rollings Wunsch gewesen nach Brasilien zu fliegen. Also werde ich mich dem annehmen. Wenn ihr beide nichts Wichtigeres zu tun habt, könnt ihr gerne hier bleiben. Wenn wir hier fertig sind, fliegen wir nach Brasilien."
"Das ist ein tolles Angebot." musste Oswald leider abschlagen. "Wir können vielleicht ein oder zwei Tage bleiben, aber dann müssen wir wieder zurück."
"Wo werdet ihr dort die nächste Zeit stecken?"
"In Manaus." übernahm Wolfgang wieder das Wort. "Wir werden sie dann dort treffen. Inzwischen versuchen wir mehr über den Ort des Steins herauszufinden."
"Gut." Gerhard stand auf und reichte den beiden die Hand. "Dann sind wir ab nun Partner."
"So ist es." meinte Oswald.
"Danke das sie uns helfen." sprach Wolfgang und seine Augen glänzten dabei.
"Jungs." hatte Gerry noch ein Anliegen, das er auch sogleich zur Geltung brachte. Ich bin mehr auf "Du" als auf "Sie". Es ist mir zu förmlich, zu hochnäsig. Mir wäre es lieber, wenn wir uns in Zukunft dudsen würden."
"Kein Problem." meinte Wolfgang. Und auch Oswald war ein freundschaftliches "Du" lieber als das abgekapselte "Sie": "Kein Problem. Soll mir recht sein."
"Entschuldigt mich. Ich muss an meine Arbeit. Ihr könnt euch hier gerne umsehen. Am Abend gehe ich in der Stadt essen. Ihr seid natürlich eingeladen. Wir können uns dann etwas genauer darüber unterhalten." dann verließ Gerhard den Platz.
Die beiden sahen ihm nach.
"Ein etwas komischer Typ." bemerkte Oswald. "Sollen wir den Stein wirklich hier lassen?"
"Er ist der Richtige." versuchte Wolfgang ihn zu beschwichtigen. "Ich denke wir können ihm vertrauen. Rollings tat es ja auch."
Mit den neuesten Radiokarbonuntersuchungen konnte ebenso schwer das tatsächliche Alter der Scheibe oder gar die der Eingravierungen bestimmt werden.
Denn die Radiokarbonmethode wird zur Altersbestimmung von Gegenständen der Vergangenheit, die aus organischem Material bestehen, angewandt.
Die beiden hatten mit dem Stein auch die zuvor herausgelösten Stoffe und Partikeln mitgebracht.
Die darin enthaltenen C-14-Isotope haben einen Halbzeitwert von 5.730 Jahren. Durch den natürlichen radioaktiven Zerfall lässt sich das Alter des Gegenstandes bestimmen.
Gerhard ging einen Schritt weiter. Er versuchte zuerst das Material des Steines festzustellen. Unter dem Elektronenmikroskop stellte er fest, dass die Scheibe aus Vulkangestein bestand. Denn er fand im Stein Spuren von Trachyt, Basalt und Schwefelstoffe. Weiteres stellte er fest, dass das Gestein sehr beständig war und damit verdammt hart und somit schwer zu bearbeiten.
Das Elektronenmikroskop funktioniert wie ein normales Mikroskop, das aber anstelle von Lichtstrahlen, Elektronenstrahlen benutzt. Auf einem Bildschirm kann man den Gegenstand auf zweimillionenfacher Vergrößerung sehen.
Er stellte weiteres fest, dass die Platte Quarz- und Diamantspuren besaß. Somit wurden die Figuren und Zeichen mit Quarz oder Diamant eingeritzt. Der Zustand des Steins war weiteres noch sehr gut, obwohl es sich schließlich durch andere Verfahren der Altersbestimmung herausstellte, dass die Platte doch in die prähistorische Zeit zurückdatiert werden musste. Zwar war dieser Quarz und die Diamantspuren ebenso uralt, ehe es Menschen auf dem Planeten gab, aber die Reibstellen auf der Scheibe durch die beiden Materialien, ließen eine genauere Bestimmung zu. Des Weiteren machte er Versuche mit dem Gestein und suchte in sämtlichen ihm zur Verfügung stehenden Unterlagen Vergleiche heraus, um auch das Alter der Schriftzeichen noch genauer bestimmen zu können. Hierzu standen ihm die modernsten Computer und Hochleistungsrechner zur Verfügung. In seinem Labor, standen sämtliche Geräte, die für eine derartige Aufgabe benötigt wurden.
Sämtliche Figuren und Zeichen auf der Platte ließ er vergrößern und jedes auf drei Mal zwei Meter großes Papier drucken. Sämtliche Daten zu jeder Figur und Zeichen schrieb er mit auf das Blatt. Für diese aufwendigen Arbeiten zur Feststellung und Vergleichen, standen ihm weitere Hochleistungsrechner über Anschlüsse zur Verfügung, die eine gesamte Kraft von vielen zehntausend Prozessoren besaßen. Gerhard ließ jede Figur, Symbole oder hieroglyphenähnliches Gebilde in den Computer einspeisen. Da er durch das Internet mit der gesamten Welt vernetzt war, standen ihm weitere sämtliche Informationen zur Verfügung, um Vergleiche mit bisherigen gefundenen Artefakten aus allen Teilen der Welt feststellen zu können. Automatisch suchte der Computer die einzelnen durch und verglich sie. Um weitere Informationen zu erhalten, ließ er auch ähnliche Zeichen vom Hochleistungsrechner heraussuchen. Vielleicht konnte er die Zeichen somit entschlüsseln. Gleichzeitig wurden alle Informationen auf Stick und Disc gespeichert.
Gerhard war so von diesem Artefakt fasziniert, wie er es noch von kaum einem Stück war. Er vernachlässigte bewusst seine bisherigen Arbeiten in Ägypten und beschäftigte sich tagelang nur mit diesem einen Stück. Kaum hatte er alle Untersuchungen abgeschlossen, begann er mit dem Vergleichen der Informationen. Für jedes der Symbole, Tierzeichen und Figuren hatte er zum Teil hunderte Vergleiche erhalten, die er nun auswerten musste. Er ging daran, ähnliche Teile zu bestimmen, aus welcher Epoche sie stammten, wie alt sie waren, aus welchem Teil der Welt sie stammten, von welcher Kultur sie verwendet wurden, wo man sie fand und wann sie von wem gefunden wurden. Diese Haufen von Informationen betrachtete er ganz genau und konnte somit eine Liste zusammenstellen, die es ihm ermöglichte, fast alle Details auf der Platte zu identifizieren oder sie ähnlichem zuzuordnen.
Es war tief in der Nacht. Im schalen Licht saß Gerhard um einen großen Tisch, auf dem alle Daten auf Papier standen und schrieb alles was er dachte und herausfand, auf einem Rechner und speicherte alles mehrmals ab.