Super vernetzt - oder doch ganz allein? - Craig Groeschel - E-Book

Super vernetzt - oder doch ganz allein? E-Book

Craig Groeschel

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Beschreibung

Die vernetzte Welt formt ein Paradox: Wir leben in einer kontaktreichen Beziehungsarmut. Aber wollen wir das wirklich? Groeschel zeigt, worauf es ankommt: Wir müssen aktiv entscheiden, wann und wie wir die neuen Medien benutzen. Sonst werden wir von ihnen benutzt!

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Craig Groeschel Super vernetzt – oder doch ganz allein?

www.fontis-verlag.com

«Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.»

Craig Groeschel

Super vernetzt –oder doch ganz allein?

Die Kunst, mit Smartphone klug zu leben

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Die Bibelstellen wurden folgenden Übersetzungen entnommen:

Originally published in the U.S.A. under the title: «#Struggles» Copyright © 2015 by Craig Groeschel Published by arrangement with The Zondervan Corporation L.L.C., a subsidiary of HarperCollins Christian Publishing, Inc.

Übersetzung aus dem Englischen: Christian Rendel, Witzenhausen

Copyright der deutschen Ausgabe: © 2016 by Fontis – Brunnen Basel

Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgöns Umschlagfoto: Rawpixel.com/Shutterstock.com Cartoon auf Seite 8: OHA Werbeagentur, Grabs – Karikatur24.ch E-Book-Vorstufe: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel E-Book-Herstellung: Textwerkstatt Jäger, Marburg

ISBN (EPUB) 978-3-03848-608-4 ISBN (MOBI) 978-3-03848-609-1

Inhalt

Einführung

Geräte und Wünsche

# 1Zurück zur Zufriedenheit

Der Kampf mit dem Vergleichen

# 2Nähe wiederherstellen

Der Kampf mit den «Likes»

# 3Authentizität offen zeigen

Der Kampf mit der Kontrollsucht

# 4Mitgefühl wecken

Der Kampf mit der Abstumpfung

# 5Integrität wiederbeleben

Der Kampf mit der heimlichen Unreinheit

# 6Sich Ermutigendes in Erinnerung rufen

Der Kampf mit der ständigen Kritik

# 7Anbetung neu ausrichten

Der Kampf mit dem Götzendienst

# 8Ruhe tanken

Der Kampf mit der ständigen Ablenkung

Zum Schluss

Der Technik ihre Grenzen zeigen

Anhang 1

Die zehn Gebote, um mit sozialen Medien so umzugehen, dass dein Glaube wächst und du Gottes Liebe weitergibst

Anhang 2

Schutzmaßnahmen

Danksagungen

Anmerkungen

Einführung

Geräte und Wünsche

Ja, ich liebe Technik, aber nicht so sehr wie du, weißt du. Aber trotzdem, ich liebe Technik, immer und für alle Zeit.

Kip in der Filmkomödie Napoleon Dynamite

Mich verbindet mit der modernen Technik eine Hassliebe.

Die meisten von uns kennen dieses Gefühl gut, aber wir kommen nicht so richtig dahinter, woran es liegt. Wir merken, dass unsere technischen Spielzeuge uns in ihren Bann schlagen, aber wir wissen nicht, wie wir mit den Herausforderungen fertigwerden, die mit ihrem Gebrauch verbunden sind und die sich immer mehr vervielfachen.

Wir sind immerzu beschäftigt, aber wir langweilen uns.

Wir sind angefüllt und doch leer.

Wir sind mit allem und jedem verbunden und doch einsamer als je zuvor.

Unser Leben ist angefüllt mit mehr Aktivitäten, als wir je für möglich gehalten hätten, aber am Ende des Tages fühlen wir uns oft ausgehöhlt. Wir haben mehr Zeug – Autos, Häuser, Klamotten, Geräte, Spielzeuge – als irgendeine andere Generation vor uns, und doch lechzen wir nach immer mehr. Wir sind online mit der ganzen Welt verbunden, aber oft fühlen wir uns so allein, dass wir es gar nicht beschreiben können. Wir wissen zwar, dass Gott etwas anderes für uns im Sinn hat, etwas Besseres, etwas Größeres. Aber wir wissen nicht genau, wie wir es finden sollen.

Zweifellos hat sich unser Leben durch viele dieser Neuerungen tatsächlich verbessert. Ich kann jederzeit meinem Freund in Australien eine SMS schicken und ihn wissen lassen, dass ich für ihn bete. Ich kann Verwandten, die Tausende von Meilen entfernt wohnen, Bilder von der Geburtstagsparty meines Sohnes zeigen. Ich kann meinen Rentenstand abfragen, Lebensmittel einkaufen oder ein Hotel am Strand buchen und brauche dazu nichts als mein Smartphone. Doch trotz all dieser Vorteile mache ich mir unwillkürlich Gedanken über die unbeabsichtigten Kehrseiten mancher dieser Annehmlichkeiten, ohne die ich inzwischen «echt nicht mehr leben kann».

Es fasziniert mich wirklich, wie die Technik und die sozialen Medien unser Leben, unsere Beziehungen und sogar unseren Glauben beeinflussen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich muss zugeben, dass ich darüber im Zwiespalt bin. Ich bin wirklich vernarrt in die Technik und nutze sie Tag für Tag fast ununterbrochen. Gleichzeitig aber kann ich sie nicht ausstehen. Es macht mich fertig, wie sehr sie mich in Beschlag nimmt, wie abhängig ich von ihr bin und dass ich manchmal einfach nicht dem Drang widerstehen kann, bei ihr die Antworten auf alle wichtigen Fragen meines Lebens zu suchen.

#AllesIstImFluss1

Denk mal darüber nach, wie schnell sich die Welt während unserer Lebenszeit verändert hat. Ich weiß noch, wie Handys erstmals erschwinglich wurden. Damals fragte ich mich, warum jemand so etwas haben wollte. Sicher, für einen, der Arzt war oder rund um die Uhr in Bereitschaft sein musste, war das bestimmt praktisch, aber ich weiß noch, wie ich dachte, was für eine Belastung das wäre, so etwas mit sich herumzuschleppen. Da könnte mich ja jeder jederzeit erreichen!

Das würde ich nie wollen.

So können sich die Dinge ändern. Damals wollte ich kein Handy haben; heute kriege ich fast eine Panikattacke, wenn ich mein Handy zu Hause oder im Büro vergesse. Für dich hört sich das vielleicht verrückt an (oder vielleicht weißt du auch ganz genau, wovon ich spreche), aber es ist mir sogar schon unangenehm, mein Telefon in einem anderen Zimmer des Hauses als dem, in dem ich mich gerade befinde, liegen zu lassen, wenn ich zu Hause bin. Ich könnte einen wichtigen Anruf von meinem Zahnarzt verpassen, der mich an meinen nächsten Termin erinnern will, oder von jemandem, der mich bitten möchte, sein neues Kätzchen einzusegnen. (Die Antwort lautet Nein.) Oder es könnte ja eine WhatsApp-Nachricht2 von einem meiner Kinder im Obergeschoss kommen, das wissen möchte, was es zum Abendessen gibt – lauter ganz dringende Dinge, weißt du.

Ich bin inzwischen so weit, dass ich mein Smartphone immer bei mir haben muss.

Krank, ich weiß.

Ein Werkzeug, das ich anfangs gemieden habe, ist für mich zu einer Rettungsleine geworden.

E-Mails sind auch so eine Geschichte. Ich erinnere mich noch, wie ich 1997 mein erstes E-Mail-Konto einrichtete, kostenlos bei Juno. (Ob du es glaubst oder nicht, diese erste E-Mail-Adresse ist immer noch aktiv. Dahin lasse ich alles schicken, was ich nie zu Gesicht bekommen möchte.) Anfangs war ich nicht sicher, ob E-Mail-Nachrichtenaustausch das Richtige für mich wäre. Mir war schon klar, dass manche Leute das beruflich gut gebrauchen konnten, aber ich hatte niemanden, mit dem ich von Computer zu Computer kommunizieren musste. Wer tat so etwas schon? Und warum konnte man nicht einfach zum Telefon greifen und die Leute anrufen? Das ist doch viel einfacher und schneller, oder? Du kannst es dir schon denken: Kaum ein Jahr später war es mir ein Rätsel, wie je ein Mensch ohne E-Mail hatte überleben können.

Erst glaubte ich nicht, so etwas zu brauchen. Dann hatte ich das Gefühl, nicht mehr ohne es leben zu können.

Binnen Kurzem fühlte ich mich davon wie gefangen.

Zum Glück ist der E-Mail-Nachrichtenaustausch offenbar inzwischen (zumindest bei meinen Freunden und Kollegen) nicht mehr so ein großes Ding wie früher. Heute kann mich jeder, mit dem ich wirklich Kontakt halten möchte, direkt per SMS oder WhatsApp erreichen. Ich arbeite immer noch mit E-Mails, aber ich tue es eigentlich nicht gern. Ich habe immer das Gefühl, nie ganz Herr der Nachrichtenberge in meinem Postfach zu sein, und wenn ich an einem Werktag länger als zwei Stunden nicht nach meinen Mails geschaut habe, mache ich mir Sorgen, wer da vielleicht schon auf eine Antwort von mir wartet.

Aber ich kann nicht bestreiten, dass die Technik uns das Leben in vieler Hinsicht viel leichter gemacht hat.

Früher mussten wir immer in ein Einkaufszentrum fahren, um Klamotten zu kaufen. Das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Heute geht es klick, klick, klick, und schon sind ein neues Paar Jeans, ein Hemd und ein neues Paar Schuhe unterwegs zu mir. Genauso ist es mit der Bank: Ich muss mich nicht auf den Weg zum Schalter machen, wenn ich meine Bankgeschäfte online erledigen kann.

Und durch mein Smartphone eröffnen sich noch ganz andere Dimensionen. Es kann Buch darüber führen, wie viele Kalorien ich zu mir genommen und wie viele Schritte ich in einem bestimmten Zeitraum getan habe. Es sagt mir, wie das Wetter in Bangladesch oder in Paris wird, zeigt mir, wo das Auto meiner 20-jährigen Tochter ist, liest mir aus der Bibel vor und macht mir ein Baguette mit Eiersalat. (Okay, der letzte Punkt ist noch im Betastadium.)

Es ist unbestreitbar, dass Technik unser Leben verbessert. Dasselbe gilt für soziale Medien. Facebook®3, Twitter®4, Instagram5, SnapChat6, LinkedIn7, Vine8, Pinterest9, Tumblr10, NeueAppdiegeradeirgendeinPickelgesichtinKalifornienerfundenhat. Unsere unsagbar große Welt ist unendlich viel kleiner geworden. Jetzt können wir neuen Kontakt zu unserem besten Freund aus der zweiten Klasse knüpfen, den wir schon vor Jahrzehnten aus den Augen verloren haben. Wir können alles verfolgen, was unsere Lieblings-Promis oder -Sportprofis zu sagen haben – solange es nicht mehr als 140 Zeichen sind.11 Und wir können alle unsere Follower mit Duckface-Selfies12 beglücken.

Aber haben wir vielleicht einen Punkt erreicht, an dem Technik und soziale Medien uns ebenso viel schaden können, wie sie uns helfen?

Was ist das Problem?

Ehe du jetzt denkst, es ginge mir in diesem Buch darum, gegen die Technik zu wüten und zum Boykott sozialer Medien aufzurufen, hoffe ich, du hörst heraus, was ich mit dieser Botschaft auf dem Herzen habe. Mir ist alles Gute willkommen, das unser Hightech-Zeitalter zu bieten hat. Wir können uns über praktisch alles informieren, was uns interessiert. Wir können Verbindungen zu Menschen in aller Welt knüpfen. Und wir können unsere Gedanken, Ideen und Gefühle zu jedem Thema allen Menschen mitteilen, wann immer wir es wollen. Ich finde es toll, dass die Technik das möglich macht.

Als Pastor gefällt es mir außerdem sehr, dass wir die Technik einsetzen können, um Menschen auf absolut verblüffende Weise mit der guten Nachricht des Evangeliums zu erreichen. Die meisten Leute gehen davon aus, die letzte große Neuerung bei der Bibel habe 1452–1454 stattgefunden, als Gutenberg die Bibel mit seiner neuerfundenen Druckerpresse druckte. Aber durch mobile Geräte lässt sich Gottes Wort heute in viel größerer Zahl unter die Leute bringen, als Gutenberg sich je hätte träumen lassen.

Unsere Gemeinde, Life.Church, brachte 2008 die «YouVersion Bible»-App heraus. Bis heute haben über 200 Millionen Menschen die App kostenlos auf ihre Mobilgeräte heruntergeladen. Dank der Gnade Gottes laden derzeit jeden Monat über 4 Millionen Menschen die App herunter. Durch die Großzügigkeit der Verlage und Übersetzer gibt es unsere Bibel-App in mehr als 1000 Versionen und über 700 Sprachen, und man hat die Wahl unter Tausenden von Bibelleseplänen. Und wenn jemand nicht gerne liest, ist das auch kein Problem: Die Bibel-App kann dir sogar aus der Bibel vorlesen.

Wenn du unter fünfundzwanzig bist, kennst du höchstwahrscheinlich die Welt gar nicht anders als so klickbegeistert, wie sie heute ist. Du hast noch nie einen Aufschlag für Ferngespräche bezahlt, geschweige denn zwei Groschen in einen Münzfernsprecher gesteckt. Wahrscheinlich kennst du nicht einmal die meisten Telefonnummern noch auswendig, die du jeden Tag benutzt, weil sie natürlich in deinem Mobilgerät gespeichert sind. Tonbandkassetten sind historische Artefakte – von Achtspur-Tonbändern gar nicht zu reden. Ich würde darauf wetten, dass du wahrscheinlich nicht einmal weißt, was ein Pager ist – und dafür darfst du Gott dankbar sein!

Leute in meinem Alter dagegen, vierzig und älter, können sich noch daran erinnern, wie wir Festnetzanrufe (du weißt noch, was das ist, oder?) annehmen mussten, ohne zu wissen, wer der Anrufer war. Und wenn man versuchte, jemanden anzurufen, der bereits telefonierte, hörte man ein Besetztsignal und musste es später noch einmal versuchen. Wenn jemand nicht zu Hause war, konnte man keine Sprachnachricht hinterlassen. Kannst du dir das vorstellen? Wie haben wir es überhaupt je geschafft, miteinander zu kommunizieren?

Filme konnte man nur im Kino anschauen, oder ein paar Jahre später dann auch im Fernsehen. Und wenn man sie sich im Fernsehen anschauen wollte, musste man davor sitzen bleiben. Wenn man aufstand, um aufs Klo zu gehen, verpasste man einen Teil davon. Unsere Musik kauften wir uns auf Vinyl-Platten, die wir auf speziellen Geräten abspielten, die man heute nur noch beim Retro-Trödler findet.13 Computer füllten ein halbes Zimmer aus und waren nur für Wissenschaftler, Ingenieure und Buchhalter verfügbar.

Ach ja, die gute alte Zeit.

Natürlich hatten wir damals auch unsere Kämpfe und Ablenkungen, wie zu allen Zeiten. Aber das, was wir heute erleben, ist schon etwas Besonderes. Manche von uns spüren allmählich, dass etwas nicht stimmt, auch wenn wir nicht genau benennen können, was es ist. Wir führen immer noch dieselben Kämpfe mit dem Vergleichen, dem Neid, der Eifersucht, der Gier, der Lüsternheit und allen möglichen Süchten wie früher, als die Technik noch nicht so weit fortgeschritten war. Nur kennen wir jetzt neue Wege, diesen Kämpfen des realen Lebens zu entfliehen und uns dabei gleichzeitig neue Kampffelder in den virtuellen Welten zu schaffen, in denen wir leben. Ich nenne diese Kombination #-Kämpfe.

Ich kann zwar nicht für dich sprechen, aber ich für meinen Teil bin endlich bereit dazu, mir die Wahrheit einzugestehen: Ich bin an mein Smartphone gekettet, süchtig nach meinen Lieblings-Apps und abhängig von sozialen Medien. Die Technik ist zu einem zentralen Punkt meines Lebens geworden. Ich habe sie nicht wirklich im Griff. Sie hat mich im Griff. Und das gefällt mir nicht.

Ob zum Guten oder zum Schlechten

Instinktiv wissen wir, dass Technik und soziale Medien uns verändern. Ob zum Guten oder zum Schlechten, sie verändern, wie wir Informationen aufnehmen, wie wir mit Menschen umgehen, wie wir uns selbst sehen und vielleicht auch, was wir für wertvoll halten und wie wir über Gott denken.

Ganz zweifellos verändert die Technik die Art und Weise, wie wir mit Menschen umgehen. Die Technik bringt viele Vorzüge mit sich, hat aber auch ihre Nachteile. Der Ausdruck Freund zum Beispiel steht inzwischen für jemanden, dem du noch nie begegnet bist, mit dem du aber über die sozialen Medien online verbunden bist. Infolgedessen können wir Freundschaft nach Belieben definieren, je nachdem, wem wir folgen14 oder wen wir liken15. Wir werden süchtig nach Sofortbefriedigung, während wir gleichzeitig versuchen, genau zu bestimmen, wie andere uns anhand dessen wahrnehmen, was wir posten, teilen oder twittern. Echte Kommunikation ohne Skript macht vielen Leuten heute Angst, besonders jungen Erwachsenen, die sich daran gewöhnt haben, ihre E-Mails, Kurznachrichten und Bildunterschriften redaktionell zu bearbeiten.

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass wir online zwar immer stärker vernetzt sind, aber weniger Anteil an den Bedürfnissen echter Menschen nehmen. Wir werden immer isolierter, und die Tiefe unserer Beziehungen nimmt ab. Wir lechzen nach der Anerkennung anderer, nach ihrer Aufmerksamkeit und Bestätigung, aber wir lassen nicht durchblicken, wie unser Leben unter der Oberfläche aussieht. Das sind nur einige der Themen, denen wir in diesem Buch nachgehen werden.

#-Kontrolle zurückgewinnen

Im Blick auf diese #-Kämpfe werden wir uns acht biblische Werte anschauen und überlegen, wie sie uns helfen können, die Balance in unserem Leben wiederherzustellen und unsere ungesunde Abhängigkeit von der Technik zu beenden.

Zufriedenheit:

Je mehr wir vergleichen, desto weniger zufrieden sind wir. Studien zeigen, dass wir uns durch den Umgang mit sozialen Medien oft niedergeschlagen fühlen.

Vertrautheit:

Je mehr wir online interagieren, desto mehr sehnen wir uns nach Vertrautheit von Angesicht zu Angesicht, aber desto schwieriger wird sie für uns erreichbar.

Authentizität:

Je stärker unser Leben gefiltert wird, desto schwerer fällt es uns, echt und transparent zu sein.

Barmherzigkeit:

Je mehr Leid uns vor Augen steht, desto schwerer fällt es uns, wirklich Anteil daran zu nehmen. Wir werden abgestumpft gegen das Leiden der Menschen um uns her und überall auf der Welt.

Integrität:

Wir werden ununterbrochen dazu verführt, Dinge anzusehen, die die Reinheit, die Gott sich bei uns wünscht, beflecken.

Ermutigung:

Die ständige Kritik, die online an jedem und allem geübt wird, verleitet uns dazu, den Blick auf die Schwächen, Fehler und Misserfolge anderer zu richten, statt sie zu ermutigen.

Anbetung:

Gott möchte in unserem Leben die Hauptrolle spielen, aber den Leuten fällt es immer schwerer, in der Selfie-Kultur Jesus nachzufolgen. Es ist Zeit, alle Götzen niederzureißen.

Ruhe:

Die Welt ist immer nur ein Fingertippen entfernt, und das ist unglaublich aufregend. Aber wir müssen Ruhe und Einsamkeit neu entdecken.

Auch wenn du soziale Medien nicht regelmäßig nutzt oder die Technik bereits unter Kontrolle hast, kann dieses Buch dir etwas bringen, denn wir alle haben ja mit geistlichen Ablenkungen zu kämpfen, mit Unzufriedenheit und Versuchungen. Auch wenn du noch nie getwittert, gepostet, etwas hochgeladen oder kommentiert hast, lebst du dennoch in der Selfie-Kultur. Und in deinem Herzen weißt du, dass es mehr gibt als das, was du siehst.

Du liebst die Technik und alles, was sie zu bieten hat. Aber du hasst sie auch.

Ich kann es nicht beweisen, aber ich habe so meine Theorien darüber, warum wir soziale Medien hassen, und darüber werde ich später etwas erzählen. Kurz gefasst: Soziale Medien sorgen dafür, dass sich alles um uns dreht. Wir werden dazu verleitet, unser Leben danach zu bemessen, wie viele Follower wir haben und wer diese Follower sind. Wir möchten gern glauben, dass wir mehr sind als die Summe der Likes, die unser letztes Posting bekommen hat, aber es fühlt sich trotzdem so an, als wären diese kleinen Klicks unendlich wichtig. Das Merkwürdige ist: Je mehr wir den Blick auf uns selbst richten, desto weniger zufrieden sind wir. Und je mehr wir uns von den Dingen dieser Welt in Beschlag nehmen lassen, desto leerer kommen wir uns vor.

Der Grund ist, dass wir für mehr geschaffen sind – für viel mehr. Wir sind nicht für die Erde geschaffen, sondern für die Ewigkeit. Wir sind nicht geschaffen, um geliked zu werden, sondern um Liebe zu zeigen. Wir sind nicht geschaffen, um Aufmerksamkeit auf uns selbst zu lenken, sondern um Gott Ehre zu geben. Wir wurden nicht erschaffen, um Follower anzusammeln, sondern um Jesus nachzufolgen.

Ich schreibe dieses Buch, weil es an der Zeit ist, ehrlich über unsere #-Kämpfe zu reden und die Kontrolle über die großartigen Werkzeuge, die die Technik uns bietet, zurückzugewinnen.

Es ist an der Zeit, die Technik in ihre Schranken zu weisen.

Es ist an der Zeit, Gott von ganzem Herzen zu lieben.

Kapitel 1

Zurück zur Zufriedenheit

Der Kampf mit dem Vergleichen

Zufriedenheit ist der einzig wahre Reichtum.

Alfred Bernhard Nobel (schwedischer Chemiker und Erfinder)

Früher fand ich, ich hätte jede Menge Freunde. Ihr wisst schon, Freunde an der Arbeit, Freunde in der Gemeinde, Freunde in der Nachbarschaft. Wir aßen zusammen zu Mittag oder unterhielten uns beim Fußballtraining unserer Kinder, nach dem Gottesdienst am Sonntag oder während wir draußen im Garten arbeiteten. Dann kam Facebook, und ich konnte Kontakte zu Freunden in weiter Ferne und zu Leuten knüpfen, die ich aus der Highschool oder vom College kannte. Aber alle sind jetzt immer so beschäftigt. Angeblich habe ich über dreihundert Freunde auf all meinen Seiten und Websites. Aber letzte Woche fand ich nicht einmal eine Freundin, die mit mir einen Kaffee trinken ging. Ich habe mich in meinem ganzen Leben nie so einsam gefühlt.

Carla S.

Mein Kumpel Steve ist immer auf Wettbewerb aus. Er muss nicht nur alles übertrumpfen, was ich sage oder tue, sondern dann auch noch unbedingt darüber twittern. Und immer schön Selfies posten von dem Preis, den er gewonnen hat, von der neuen Jacke, die er sich gekauft hat, oder von dem coolen Ort, den er gerade besucht hat. Früher war ich richtig stolz auf mein Leben und auf das, was ich zustande gebracht hatte. Aber wenn ich Steve anschaue, habe ich das Gefühl: Da komme ich nicht mehr hinterher. Ich würde ihm – oder sonst jemandem, den ich kenne – das nie sagen, aber ich komme mir dabei vor wie ein Loser, so, als ob ich überhaupt nichts hinkriege.

John K.

Ich schätze, man könnte sagen, dass ich an chronischer Kauf-Reue leide. Immer, wenn ich mir etwas kaufen will, besonders, wenn es etwas Großes ist, recherchiere ich gerne online darüber, wisst ihr, lese Kundenrezensionen und Verbraucherberichte von den Experten. Dann stöbere ich herum und versuche, den besten Preis zu finden, bevor ich schließlich meine Kreditkartendaten eingebe und auf «Jetzt kaufen» klicke. Aber wenn ich die Ware dann ein paar Tage später bekomme, wünsche ich mir jedes Mal, ich hätte etwas anderes bestellt. Manchmal schicke ich die Sachen auch zurück, nur um wieder von vorne anzufangen. Es scheint gar keine Rolle zu spielen, ob es ein neuer Pulli ist, eine Küchenmaschine, etwas für die Kinder oder ein paar Kissen für das Sofa. Nichts scheint jemals so gut zu sein, wie ich es mir erhofft hatte.

Sarah W.

Ich will Fonzie

Ich weiß noch, wie mich das Vergleichen zum ersten Mal völlig fertiggemacht hat.

Ich war auf der Highschool in Beaumont, Texas, und einmal – etwa eine Woche lang – war ich dort der größte König. Ich war der Erste an der Marshall Middle School, der einen motorisierten fahrbaren Untersatz besaß. Motorroller sind ja heute häufig zu sehen, aber von so einer Maschine rede ich nicht. Es wäre über die Maßen großzügig, mein feuerrotes Moped als Motorroller zu bezeichnen. Ich hatte die Art Moped, die ich gerne als «das Original» bezeichne: Es war im Grunde ein Fahrrad mit einem Motor. Und dieser Motor hatte eine Drosselung, die verhinderte, dass sich das Gefährt mit mehr als fünfundzwanzig Meilen pro Stunde bewegte, nicht einmal bergab, aber mir kam es immer so vor, als führe ich fünfzig. Leider hatte mein Moped auch nicht immer genug Power, um bergauf zu fahren. Dafür hatte es Pedalen, damit man mit der eigenen Muskelkraft ein bisschen nachhelfen konnte.

Wenn ich auf meinem Moped unterwegs war, besonders auf flacher Strecke, bildete ich mir ein, ich sähe ziemlich cool aus, ungefähr so wie einer der Biker von der amerikanischen Dramaserie Sons of Anarchy auf seiner riesigen Harley. In Wirklichkeit sah ich, besonders, wenn ich aus Leibeskräften bergauf strampelte, wohl eher lächerlich aus. Aber wie ich dabei aussah, war völlig egal, denn Tiffany, ein Mädchen, das gleich um die Ecke von mir wohnte, fand, mein Moped sei das Coolste, was sie je gesehen hatte. Ich schnallte mir meinen blauen Helm auf (natürlich farblich passend zum Moped) und düste um die Ecke und vier Querstraßen weit zu Tiffany, um sie abzuholen. Tiffany stieg hinter mir auf, schlang ihre Arme um meine Taille, und ab ging die Post, dass ihre Haare hinter uns im Wind flatterten, wenn auch bei dem zusätzlichen Gewicht wahrscheinlich nur noch mit zwanzig Meilen pro Stunde. Das Leben war herrlich.

Bis Brian Marquardt ein Motorrad bekam.

Ich töffte zu Tiffany nach Hause, parkte meine Mühle vor dem Haus und stolzierte zur Haustür, um zu klingeln. Als Tiffany aufmachte, sah sie mich stirnrunzelnd an. «Oh», sagte sie. «Du bist es. Ich fahre heute nicht mit dir.»

«Warum nicht?», fragte ich.

Tiffany hielt eine Hand vor sich hoch und musterte ihre perfekten Fingernägel, während sie antwortete. «Weil ich mit Brian fahre», sagte sie.

Ich hatte Mühe, diese neue Information zu verarbeiten. «Aber ich dachte, wir – ich meine – ich habe doch extra meinen Helm dabei und alles – und du hast doch so schöne Haare – die flattern immer so schön hinter dir – und …»

Doch trotz meiner lückenlosen Argumentation sah Tiffany mich nur etwas mitleidig an, schüttelte langsam den Kopf und sagte einfach: «Nein.»

Ich stand unbeholfen da. Es kam mir vor, als wären es Minuten. «Brian Marquardt? Wirklich?»

Sie sah mich abweisend an und sagte: «Hör zu, tut mir leid, aber du – na ja, du bist Richie Cunningham. Ich will Fonzie.»

#TutDasWeh.

Wenn du keine Ahnung hast, wer Richie Cunningham oder Fonzie sind, #SchonGutMachtNichts. Ich bin sicher, der Unterschied ist dir klar, auch wenn du noch nie eine Episode der amerikanischen Fernsehserie Happy Days gesehen hast. Noch heute, nach all diesen Jahren, denke ich manchmal an diesen Moment, und das zeigt, wie nahe es uns geht, wenn wir uns mit anderen vergleichen. Mein Bild von mir selbst passte nicht mit dem zusammen, was Tiffany in mir sah, und das machte mich völlig fertig. Ich konnte es nicht fassen, dass ich diesem anderen Kerl nicht gewachsen war. Ich war nicht gut genug. Dieses Erlebnis kann mir noch heute wehtun, obwohl ich mit einer großartigen Frau verheiratet bin und wir unglaublich reich beschenkt sind.

Und ich weiß, ich bin nicht der Einzige, der so eine Verletzung erlebt hat.

Kürzlich bei einem Fußballspiel einer meiner Söhne hörte ich mit an, wie zwei Mütter sich darüber unterhielten, wie eifersüchtig sie gegenseitig auf ihre Postings in den sozialen Medien waren. Die eine Mutter ist voll berufstätig und sagte ihrer Freundin, die Hausfrau ist, wie sehr sie sie beneidete: «Immer, wenn ich etwas von dir auf Pinterest sehe, schäme ich mich. Du investierst so viel in deine Kinder. Ich sehe sie immer nur fröhlich lächeln. Und wenn ich sehe, was du alles mit ihnen unternimmst, all diese niedlichen Handarbeiten und köstlichen Sachen zum Essen, die ihr zubereitet, dann komme ich mir als Mutter wie eine Totalversagerin vor.»

Die Hausfrau lachte. «Machst du Witze? Du hast ja keine Ahnung, wie neidisch ich auf dich bin! Jeden Tag sehe ich, was du alles für interessante Sachen treibst – du bist dauernd unterwegs und lernst neue Leute kennen. Und du hast so fantastische Klamotten – ich liebe deine Schuhe! Im Ernst, ich bin froh, wenn ich vor zwölf Uhr mittags aus dem Schlafanzug komme. Klar, ich liebe meine Kinder, aber es kommt mir so vor, als müsste ich mir ständig neue Aktivitäten für sie einfallen lassen, damit sie mich nicht in den Wahnsinn treiben. ‹Mamaaaaa, uns ist so langweilig!›»

Beide Mütter haben ein tolles Leben.

Aber die eine beneidet die andere um die Dinge, die diese hat und sie selber nicht.

Wenn du in den sozialen Medien unterwegs bist, weißt du genau, wovon ich rede.

Du sitzt im Jogginganzug auf dem Sofa, lässt dir einen Teller Spaghetti auf dem Schoß und einen Apfel dazu schmecken und blätterst auf deinem Smartphone herum, als du plötzlich auf einem Instagram-Foto von einer Freundin das umwerfende Abendessen siehst, zu dem sie wieder einmal eingeladen wurde. Das Kerzenlicht lässt ihre Haare traumhaft schimmern, und ist das etwa ein neues Designerkleid, das sie da trägt? Die Tischdecke ist so weiß, dass sie fast funkelt, und der Tisch ist überwältigend elegant gedeckt. Offenbar ist es ein sehr feines Restaurant mit Blick über die Stadt. Ihr Bild hat sogar einen Rahmen – und wie hat sie es überhaupt geschafft, in weniger als einer Stunde zweihundert Likes zu bekommen?

Oder dein Kumpel postet ein Selfie aus der Hantelecke im Fitnesscenter, auf dem er sein T-Shirt hochhebt, damit du sein Sixpack im Spiegel gut sehen kannst. Er könnte jederzeit als Soldaten-Darsteller für die Fortsetzung des martialischen Films 300 anheuern, während du – nun ja, während du dein Bestes gibst, um im Alleingang den Pizzaservice um die Ecke vor dem Bankrott zu bewahren.

Weißt du, was ich meine?

Mit der neuen Technik sind wir außerdem auch in der Lage, unsere Popularität zu messen, und das oft mit schmerzlicher Präzision. Als ich jung war, musste man noch schätzen, wie unbeliebt man war: «Schauen wir mal … In der Cafeteria will nie einer neben mir sitzen. Bisher habe ich drei verschiedene Mädchen gefragt, ob sie mit mir zum Valentinsball gehen, und von allen ein klares Nein bekommen. Die Wahl zum Klassensprecher habe ich auch verloren – wieder einmal. Hm – ich schätze, ich bin wohl nicht besonders beliebt.»

Heute können dir die empirischen Daten mit absoluter Treffsicherheit sagen, wo du stehst: «Schauen wir mal … Wenn ich 73 Follower habe und meine beste Freundin 423, dann heißt das, dass sie fast sechsmal so beliebt ist wie ich. Meine letzten drei Bilder bekamen 29, 33 und 18 Likes. Ihre letzten drei bekamen 88 und 73 – und dann sogar eine dreistellige Zahl, und das mit diesem blöden Welpenbild. #MeinLebenIstMist.»

Man kann behaupten, dass keine Generation vor uns so sehr mit Unzufriedenheit zu kämpfen hatte wie die unsere. Obwohl an vielen Orten auf der Welt immer noch Armut und wirtschaftliche Ungleichheit herrschen, führen doch die meisten von uns in der westlichen Welt ein alltägliches Leben voller Bequemlichkeit, Möglichkeiten und Überfluss – manchmal bis zum Exzess. Dennoch braucht es nicht viel, um uns das Gefühl zu geben, als bekämen wir nicht, was wir verdienen, und uns der Enttäuschung hinzugeben. Was kommt dabei heraus, wenn jetzt noch die sozialen Medien mit ins Spiel kommen? Noch nie zuvor haben so viele Menschen so viel besessen und sind dabei doch so unzufrieden gewesen.

Manche Soziologen sehen in der Technik einen wesentlichen Faktor für unsere ständige Unzufriedenheit. Wir sind die ersten Menschen in der Weltgeschichte, die das Privatleben anderer in Echtzeit beobachten können. Wir tragen winzige Medienzentren in unseren Hosentaschen mit uns herum, mit denen wir das Leben anderer mitverfolgen können, wann immer sie eine Statusmeldung, ein Bild oder ein Video veröffentlichen.

Und wenn uns das, was wir im Leben anderer sehen, besser, interessanter und erfüllender erscheint als unser eigenes Leben, dann kommt es uns so vor, als ob wir etwas verpassten. Freilich muss dieser Feed16, den wir verfolgen, nicht unbedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Die meisten Leute zeigen sich von ihrer Schokoladenseite und lassen andere nur das sehen, was sie wollen. Wie mein guter Freund und Pastorenkollege Steven Furtick erklärt: «Wir vergleichen das, was sich bei uns hinter den Kulissen tut, mit den Hochglanzbroschüren der anderen.» Mit Photoshop bearbeitet, gefiltert und geschnitten lässt das, was wir online sehen, unsere eigene Wirklichkeit schmuddelig und langweilig erscheinen.

Kein Wunder, dass wir uns oft so unbefriedigt fühlen.

Egal, wie viel wir haben: Mit dem, was andere zu haben scheinen, kann es nicht mithalten.

#AkzeptierDieWahrheit

Diese Unzufriedenheit macht nicht nur mir zu schaffen. In einer Studie wurde kürzlich versucht, in Zahlen auszudrücken, wie der Umgang mit sozialen Medien sich auf die Stimmung der Menschen auswirkt. Forscher an zwei Universitäten beobachteten zwei Wochen lang Studenten, die regelmäßig Facebook nutzten, indem sie sie fünfmal am Tag Fragebögen zu ihrer Lebenszufriedenheit ausfüllen ließen.17 Immer nachdem die Studenten Zeit bei Facebook verbracht hatten, zeigten sie sich auf ihren Fragebögen erheblich weniger zufrieden und kritischer gegenüber ihrem eigenen Leben als vor der Facebook-Zeit. Außerdem zeigten die Ergebnisse, dass über ein Drittel der Testpersonen sich selbst als «erheblich schlechter» empfanden, je mehr Zeit sie auf Facebook verbrachten. Warum? Wir sind von Gott nicht dazu gemacht, den Vorbildern von anderen nachzueifern; wir sind dazu gemacht, ihn zu suchen. Wenn wir unsere Zeit in den sozialen Medien verbringen und den Blick nur darauf richten, wie gut andere ihr Leben darstellen, dann verlieren wir – um eine der Baseball-Analogien meines Vaters zu gebrauchen – den Ball aus den Augen.

Da dies für viele von uns ein echtes Problem ist, möchte ich uns jetzt die Gelegenheit geben, uns die Wahrheit einzugestehen. Nehmen wir uns ein paar Minuten Zeit, um jegliche Gefühle von Unzufriedenheit – wir könnten auch sagen: von Neid – aufzudecken, die wir vielleicht in unserem Herzen beherbergen. Wir werden uns drei Kategorien anschauen, und ich möchte, dass du es dir schonungslos ehrlich eingestehst, wenn du dich selbst in einer davon wiedererkennst.

Erstens: Macht dir materieller und finanzieller Neid zu schaffen? Das kannst du folgendermaßen feststellen: Wenn ein Freund über sein neues Auto twittert, siehst du dann spontan deine Schrottmühle vor Augen, die kaum noch anspringt? Oder sagen wir, jemand von der Arbeit postet ein Bild vom Strand. Ist dann dein erster Gedanke: «Warte mal – haben die dieses Jahr nicht schon mal Urlaub am Meer gemacht?» (Aber es zählt ja keiner mit, nicht wahr?) Oder sagen wir, eine Freundin von dir postet wieder einmal ein #OOTD (Outfit of the Day/Die Klamotten des Tages), und du fängst an, ihre Postings durchzublättern, bis es dir dämmert – diese Frau hat mehr verschiedene Schuhe, als man bei Zalando kaufen kann? Sei ehrlich: Macht dir Besitzneid zu schaffen?

Zweitens: Hast du mit Beziehungsneid zu kämpfen? Wenn in deinem Feed plötzlich lauter Fotos von deinen Freunden bei einem gemeinsamen Essen auftauchen – alle gleichzeitig –, fragst du dich dann: «Warum hat mich dazu keiner eingeladen?» Vielleicht lebst du nicht in einer Beziehung, würdest es aber gern, und es ist Frühling, und es kommt dir so vor, als ob jeder, den du kennst, demnächst heiraten würde. Auf der einen Seite möchtest du dich für deine Freunde freuen, weil du sie liebst. Aber wenn du ehrlich bist, tut es auf der anderen Seite auch irgendwie weh, zu sehen, wie sie sich alle zu Pärchen zusammenfinden und lächelnd mit ihren neuen Partnern zusammen sind. Fühlst du dich übergangen, übersehen, unerwünscht?

Es könnte auch sein, dass du bis zur Erschöpfung in zwei Jobs arbeitest, um dich irgendwie über Wasser zu halten, und traurig darüber bist, dass du deinen Kindern nicht so viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken kannst, wie du eigentlich willst. Und dann hast du da so eine Freundin, die offenbar ständig mit ihren Kindern unterwegs ist, zum Fußballspiel, zum See oder (mal wieder) im Vergnügungspark, oder auch nur ganz einfache Dinge tut, wie ihnen zum Schlafengehen etwas vorzulesen. Kommen dir dann, statt dich für deine Freunde zu freuen, Schuldgefühle wegen alledem, was du mit deinen Kindern nicht unternehmen kannst? Wenn du eine dieser Reaktionen von dir selbst kennst, lass uns die Dinge beim Namen nennen: Du leidest unter Beziehungsneid.

Schließlich könnte es sein, dass du mit Situationsneid zu kämpfen hast: Du siehst, was andere Leute machen, wo sie arbeiten, wie sie leben. Schaust du dann auf dein eigenes Leben, auf deine Situation, und fragst dich, warum du nicht die Dinge hast, die sie haben, oder die Dinge tun darfst, die sie tun? Denkst du dir: «Ich hatte wirklich gedacht, dass ich in diesem Alter schon erfolgreicher wäre – oder zumindest etwas tun könnte, was mir Spaß macht»?

Vielleicht wünschst du dir ein Baby, aber damit ist in nächster Zeit nicht zu rechnen. Dann kommt es dir so vor, als ob du jedes Mal, wenn du auf deinen Feed schaust, wieder irgendjemand Bilder von einer Schwangerschaft oder vom frisch eingerichteten Kinderzimmer posten siehst. Denkst du dann: «Hübsch hellblau! Ich hoffe, es wird ein Mädchen»? Wenn ja, dann bist du wahrscheinlich grün vor Neid.

Erreichen, Erobern, Erwerben

Wenn ich ehrlich bin, habe ich es mit dem Situationsneid schwerer als mit den anderen beiden (dem finanziellen und dem Beziehungsneid). Als Pastor arbeite ich an den Wochenenden, sowohl samstags als auch sonntags. Wenn ich also arbeite, haben die meisten meiner Freunde und Gemeindemitglieder frei. Ich kann an den Wochenenden kaum einen Blick in die sozialen Medien wagen, denn ich sehe dort kaum etwas außer Leuten, die Fußball spielen, sich Frisbees zuwerfen, Radtouren machen oder johlend irgendwelche Wasserrutschen hinabschießen. Das macht mich wahnsinnig neidisch. Ich muss mir dann sagen: «Naja, immerhin kann ich zur Ehre Gottes die Welt retten, während alle anderen ihren Spaß haben und diesen ganzen Blödsinn machen.» Aber im Grunde fühle ich mich auch nicht besser, wenn ich mir das sage.

Chuck Swindoll soll gesagt haben: «Das Leben besteht zu zehn Prozent aus dem, was einem passiert, und zu neunzig Prozent daraus, wie man darauf reagiert.» Freilich haben die meisten von uns wahrscheinlich den Eindruck, es sei genau umgekehrt. Wir leben so, als bestehe das Leben zu neunzig Prozent (oder mehr) aus dem, was uns passiert. Und manchmal haben wir das Gefühl, es sei völlig egal, wie wir darauf reagieren.

Mir fällt in der ganzen Menschheitsgeschichte niemand ein, der mehr davon verstand, wie man seine Reaktionen in den Griff bekommt, als der Apostel Paulus. Als er in Rom im Gefängnis saß und rund um die Uhr an einen Wächter angekettet war (die Wächter wechselten sich ab), schrieb Paulus diese Worte: «Ob ich nun wenig oder viel habe, beides ist mir durchaus vertraut, und ich kann mit beidem zufrieden sein: Ich kann satt sein und hungern; ich kann Mangel leiden und Überfluss haben. Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt» (Philipper 4,12–13; Hfa).

Schauen wir uns diese Aussage näher an. Paulus sagt sinngemäß: «Es hat schon Zeiten gegeben, in denen ich auf das Nötigste verzichten musste. Aber es gab auch Zeiten, in denen ich mehr als genug hatte. Im Leben geht es auf und ab. Ich hatte gute Zeiten, in denen es mir wunderbar ging, und ich hatte schwere Zeiten, in denen nichts so lief, wie ich es mir wünschte. Aber in all diesen Zeiten habe ich gelernt, dass es ein Geheimnis der Zufriedenheit gibt, egal, wie meine Situation gerade aussieht. Und dieses Geheimnis ist, dass ich zu allem imstande bin, aber nicht durch meine Kraft, sondern durch Jesus Christus. Er ist es, der mir die Kraft gibt, mit allem fertigzuwerden, was mir begegnet.»

Achte auf diese Wahrheit. Du wirst so lange mit Unzufriedenheit zu kämpfen haben, bis du zulässt, dass Jesus alles ist, was du brauchst.

Du glaubst mir nicht? Dann beweise mir das Gegenteil: Jage allem nach, was du dir je gewünscht hast. Nur zu. Zeig es mir. Ich fordere dich heraus: Geh und verdien so viel Geld, wie du kannst. Kauf dir alles, was du dir wünschst. Erreiche alles, erobere alles, erwirb alles, und dann wieder von vorn. Kommt dir das bekannt vor? Vielleicht hast du manches davon schon probiert oder du kennst zumindest jemanden, der es probiert hat. All das funktioniert nicht.

Am Ende des Tages – jedes Tages – fühlst du dich immer noch leer.

Alles, was du brauchst

Vielleicht legst du gar nicht so viel Wert auf materielle Dinge. Vielleicht ist die Partyszene mehr dein Ding. Dann versuch es damit. Geh feiern, bis der Arzt kommt. Suche nach Spaß, Highlife und Konfetti, wo immer du sie findest. Und? Wenn die Party vorbei ist, alle wieder zu Hause sind und der Kater endlich nachlässt, stehst du wieder genau da, wo du angefangen hast, und sehnst dich immer noch nach mehr.

Vielleicht hast du auch lieber mit Menschen zu tun. Du hast nur noch nicht die richtige Person gefunden, die alle deine Bedürfnisse befriedigt. Dann versuche es weiter. Such dir einen neuen Freund oder eine neue Freundin. Wenn es mit dieser Person nicht klappt, versuch's mit der nächsten. Und wenn auch die nächste dich nicht zufrieden stellt, dann brauchst du vielleicht mehr als nur eine Person. Tausche alle deine alten Freunde gegen neue aus. Mach dich beliebt. (Es gibt haufenweise Bücher und Websites, die versprechen, dir beizubringen, wie man das macht.) Wer weiß? Vielleicht kannst du ja sogar berühmt werden! Aber wenn dann alle gegangen sind und die Lichter erlöschen, bleibst wieder nur du zurück, allein, immer noch einsam, immer noch voller Sehnsucht.

Wenn du irgendetwas davon oder vielleicht sogar all diese Dinge ausprobierst, dann halte unbedingt jeden Moment fest. Hol dir die größte Flatrate und sammle WLAN-Passwörter, wo immer du kannst. Poste deinen Standort, wann immer du an einem interessanten Ort bist. Teile jeden inspirierenden Gedanken, den du hast, und jeden Witz. Fotos und Videos musst du auch posten, versteht sich. Hör nie auf, alles, was du erlebst, zu teilen. Stell alles online, damit die ganze Welt es sehen kann. Sammle Likes und Freunde und Follower, bis sie dir alle vor den Augen verschwimmen. Rühr die Werbetrommel, bis dein wirkliches Leben all deine Träume übertrifft. Und wenn du dann den Gipfel erreicht hast, kann ich dir eins garantieren: Deine Sehnsucht nach mehr wird niemals aufhören.

Warum nicht? Weil du für die Ewigkeit erschaffen wurdest, nicht für diese Welt, wie wir sie kennen. Nichts auf der Erde kann je die geistliche Sehnsucht befriedigen, die du innerlich spürst, selbst wenn du alles haben könntest, was du dir wünschst.

Nichts.

Ich weiß noch, wie ich als Teenager, Jahre, bevor ich Jesus kennen lernte, Leute sagen hörte: «Gott hat in jeden Menschen einen christusförmigen Hohlraum hineingelegt.» Dieser Spruch ärgerte mich. Ich verstand nicht, was das heißen sollte. Aber dann erfuhr ich eines Tages selbst, warum sie das sagten: Weil es absolut wahr ist. Nichts außer einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus kann je die Leere in unserem Innern füllen.

Du weißt, du bist schon lange auf der Suche. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass es Jesus Christus ist, den du suchst. Er ist deine Quelle. Er ist deine Kraft. Er ist es, der dich erhält. Er ist deine Freude. Er ist deine Zufriedenheit. Er ist dein Ein und Alles.

Wenn Jesus alles ist, was du hast, wirst du endlich merken, dass Jesus alles ist, was du brauchst.

Er ist alles, worauf es ankommt.

Solange du weiter suchst, vergleichst und beneidest, wirst du niemals genug haben. Darum lass uns drei Wege anschauen, wie wir uns selbst helfen können, die Sünde des Neides zu bekämpfen, immer in dem Bewusstsein, dass wir die Kraft Christi brauchen, um die Schlacht zu gewinnen.

Die Vergleicheritis überwinden

Wie können wir den starken menschlichen Hang zum Vergleichen überwinden? Den ersten Weg, um den Neid zu bekämpfen, finden wir in der Bibel: «Wir würden es natürlich niemals wagen, uns mit denen zu vergleichen, die sich überall selbst empfehlen, oder uns gar auf eine Stufe mit ihnen zu stellen. Wie unverständig sie doch sind! Sie richten ihre eigenen Maßstäbe auf, um sich dann selbst daran zu messen» (2. Korinther 10,12; Hfa).