Susi Strohhut - Renate Anna Becker - E-Book

Susi Strohhut E-Book

Renate Anna Becker

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Susi ist eine kleine Hexe, die mit ihrer Großmutter und dem Raben Corax, in einem Haus im Wald wohnt. Selten macht sie das, was sie soll. Als sie eines Tages einen Feuerdrachen im tief verschneiten Wald findet, ist es klar, den muss sie nach Hause bringen. Der Drache wohnt im Vulkanland und hat sich verflogen. Begleitet Susi auf ihren Abenteuern.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 99

Veröffentlichungsjahr: 2019

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Susi Strohhut

TitelseiteImpressum

Renate Anna Becker

Susi Stroh

hu

t

Impressum

© Copyright by Renate Zawrel/Renate Anna Becker - 2018

Text: Renate Anna Becker

Illustrationen: Renate Anna Becker, Renate Zawrel

Lektorat/Layout: Renate Zawrel

Verlag:Renate Zawrel

4464 Kleinreifling Österreich

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

WIE ALLES BEGANN

NEUGIER IST NICHT IMMER GUT

SUSI STROHHUT FINDET HIERONYMUS

IN DER STADT ÜBER DEN WOLKEN

DER PALAST DES KÖNIGS

IM REICH DER HEXE GRAUWACKE

DER GLÜCKLICHE KÖNIG

HERRSCHER DER UNTERWASSERWELT

EINE WACKELIGE ANGELEGENHEIT

DER LÖWENMANN

QUEROLINO

DIE BEFREIUNG

DAS EISLAND

WIE ALLES BEGANN

Was da auf der Lichtung in einem finsteren Wald saß, sah von weitem aus wie ein kleiner Haufen bunter Tücher mit obendrauf einem gelben Strohhut. An dem Hut war ein rotes Band mit einer roten Blume befestigt.

Der bunte Haufen Tücher bewegte sich mit einem Mal und dann hörte man es daraus fluchen: „Himmelkreuzdonnerwetternocheinmal, nicht einmal kann ich mich in Ruhe zurückziehen, um zu meditieren.“

Derjenige, der den Unmut der Person unter den Tüchern erregt hatte, saß auf dem Ast eines Baumes, der weit in die Lichtung hineinragte. Es war ein schwarzer großer Vogel, der allgemein als Hexenvogel bekannt war und seines Zeichens aus der Gattung der Rabenvögel stammte.

„Susi Strohhut, mache kein Theater. Du weißt genau, dass bald die Sonne untergeht und du bei Anbruch der Dunkelheit zu Hause sein musst. Deine Großmutter schickt mich, um dich daran zu erinnern. Also, schwinge die Hufe und komm mit.“

„Grrrrrrrrrrrr! Immer soll ich etwas machen, was ich gar nicht will. Immer soll ich gehorchen, nur weil ich noch klein bin. Das ist so ungerecht. Die Großen dürfen immer alles. Sie dürfen essen, was sie wollen, schlafen gehen, wann sie wollen, aufstehen, wann sie wollen und hingehen, wohin sie wollen. Ich darf gar nichts.“ Trotzdem stand sie auf und ging langsam den Waldweg entlang, der zu einer Erdhütte führte – zum Haus ihrer Großmutter.

Susi Strohhut war eine kleine Waldhexe und erst einhundert Jahre alt. Noch sehr jung, denn eine Hexe ist erst mit fünfhundert Jahren ausgewachsen.

Im runden Gesichtchen der kleinen Hexe gab es eine kleine Stupsnase, große, grüne Augen und einen kleinen Mund, mit dem sie reden konnte … und zwar ohne

Punkt und Komma. Am liebsten trug Susi das bunte Tücher-Kleid. Wenn der Wind wehte, dann sah es so aus, als wollten die bunten Stoffe allesamt davonfliegen.

Rot war die Lieblingsfarbe von Susi Strohhut. Rot wie ihre Haare, die so lang waren, dass sie darüber stolpern würde, wenn sie diese nicht zu einem dicken Zopf geflochten hätte. So ging der Zopf nur bis zu ihrem Po. Ihren Namen hatte die kleine Hexe bekommen, weil sie immer, wohin sie auch ging, ihren gelben Strohhut auf dem Kopf trug.

Langsam schlenderte Susi den Weg entlang, der zum Haus ihrer Großmutter führte. An beiden Seiten des Weges wuchsen hohe Farne und dazwischen weiße Wald-anemonen. Die Bäume standen, je weiter sie ging, immer dichter beieinander. Kaum ein Sonnenstrahl drang durch die dichten Kronen. Als sie an eine dicke alte Eiche angekommen war, stampfte sie dreimal mit dem Fuß auf und es erschien das Haus, in dem sie und ihre Großmutter wohnten.

Es war von der Umgebung kaum zu unterscheiden. Das Dach war mit Gras und Flechten bewachsen und die Hauswände mit Schlingpflanzen überwuchert.

Drinnen war es sehr gemütlich eingerichtet. Hinter der Tür lag ein einziger großer Raum. An der rechten Seite standen zwei Betten – mit bunten Decken und Kissen darauf – und an der linken ein Herd, auf dem ein lustiges Feuer brannte. Darüber hing ein großer Kessel, aus dem es dampfte, und der Geruch einer deftigen Hühnersuppe verbreitete sich im ganzen Raum. Von der Decke hingen Kräuter, die in jeder guten Küche gebraucht wurden: Selleriekraut, Majoran, Petersilie, Salbei,

Knöterich, Zwiebeln, Ingwerwurzeln, Knoblauch, Johanniskraut, Lavendel und vieles mehr.

Aber auch Kräuter, die es nur in einer Hexenküche gab, wovon viele giftig waren und es heute noch sind. Wie zum Beispiel die Alraune, das Efeu, der Fingerhut, der Fliegenpilz, Stechapfel und die Tollkirsche.

Die Großmutter hatte für jede Krankheit ein Kräutlein und wusste diese auch zu gebrauchen. Auch jetzt stand sie wieder am Herd und rührte in dem großen Kessel. Sie drehte sich nicht um, als sie die Tür aufgehen hörte und auch nicht, als diese wieder heftig ins Schloss geschmettert wurde. Die Großmutter ahnte, dass Susi Strohhut ungehalten war wegen der vielen Vorschriften, die sie beachten musste. Freundlich sagte sie: „Setze dich, Kind, du bekommst gleich deine Suppe. Wasche dich aber vorher.“

„Waschen, Hühnersuppe essen“, maulte Susi Strohhut, „ätzend, Hühnersuppe und schon gar nicht mit Reis.“

Etwas weniger freundlich erwiderte die Großmutter: „Nörgle nicht an gutem Essen herum, sondern tu, was ich dir sagte. Wir werden heute Nacht noch Kräuter sammeln gehen. Es ist Vollmond und du weißt, dann sind sie am besten.” Wieder mit

sanfter Stimme erkundigte sie sich dann: „Was hast du seit heute Morgen im Wald getan?“

Schon plapperte Susi los: „Zuerst habe ich geschaut, wo die Eichhörnchen die Haselnüsse vergraben haben. Dann habe ich dem Specht geholfen, er hatte sich beim Hämmern, den Schnabel verbogen. Zum Schluss habe ich mich auf die große Lichtung gesetzt und versucht zu meditieren, aber da ist das dumme Rabenvieh gekommen und hat mich unterbrochen.“

„Sage nicht dummes Rabenvieh“, schimpfte die Großmutter. „Raben sind sehr begabte Vögel. Sie können sogar Zusammenhänge erkennen, wenn sie eine Aufgabe lösen müssen. Zum Beispiel, wie sie eine Made aus einem Astloch holen können, der Schnabel dazu aber zu kurz und zu dick ist. Dann benutzen sie ein Hölzchen und bohren in dem Loch herum. Sie ärgern die Made so lange, bis sie sich in dem Stöckchen festbeißt und dann ziehen sie die Larve heraus, um sie zu verspeisen.“

„Igitt!“ Susi verzog theatralisch ihr Gesicht und setzte sich an den Tisch.

Großmutter stellte ein Schüsselchen Hühnersuppe vor die kleine Hexe, reichte ihr einen Löffel und wünschte „Guten Appetit!“ Danach nahm sie einen Schal und wickelte ihn sich um den Kopf, sodass ihre weißen Haare ganz und gar darunter verschwanden. Sie rückte ihre Brille, die sie auf ihrer Nase balancierte, ordentlich zurecht und legte sich den grauen Mantel um die gebeugten Schultern. Mit wenigen Schritten war Großmutter an der Tür und griff nach ihrem aus Eichenholz geschnitzten Wanderstock, der in der Nische neben dem Türstock lehnte. Drei Mal klopfte sie mit dem Wanderstock auf den Boden … die Tür sprang auf.

Im Hinausgehen sagte sie noch zu Susi Strohhut: „Löffle deine Suppe, ich gehe schon einmal vor in den Wald. Komm dann nach. Du findest mich auf der großen Lichtung am Waldsee, dort, wo die Sternblumen stehen, die nur heute Nacht blühen.“

Hinter ihr schloss sich die Tür.

Susi Strohhut aber dachte gar nicht daran, ihrer Großmutter zu

gehorchen. Sie hatte Besseres vor …

NEUGIER IST NICHT IMMER GUT

Kaum war die Großmutter zur Tür hinaus, da nahm Susi Strohhut ihre Suppenschüssel und stellte sie auf den Boden. Dann stieß sie einen leisen Pfiff aus und aus den Ecken kamen kleine graue Feldmäuse. Ganze zwanzig Stück, die sich über die Suppe hermachten. Susi Strohhut aber holte sich aus der kleinen Vorratskammer einen Schinken und schnitt sich ein großes Stück davon ab. Damit die Mäuse nicht nur Suppe essen mussten, gab sie ihnen vom Schinken ein Stück ab.

Dennoch schaute sie sich um, ob jemand sie beobachtete, denn das wusste man bei der Großmutter nie so genau. Susi Strohhut schaute in den Küchenschrank, der in der Mitte eine Glastür hatte. Dort standen die seltenen Sammeltassen, mit bunten Motiven. Rote, blaue, gelbe und goldene Vögel waren darauf zu sehen und richtig, einer dieser Vögel, verfolgte jeder Bewegung von Susi Strohhut. Sie wusste, kaum wäre die Großmutter zu Hause, dann würde die Tasse petzen. Also, nahm sie das Gefäß in die Hand, schaute dem Vogel direkt in die Augen und sagte:

„Sagst du auch nur ein Wort, von dem was du gesehen hast und noch sehen wirst, dann werde ich dich morgen früh auf den Boden werfen, dass du in tausend Stücke brichst!“

Susi Strohhut verzog ihr Gesicht und schaute sehr böse. Sie merkte, wie das Behältnis in ihrer Hand zu zittern begann. Zufrieden stellte sie die Tasse zurück in den Schrank und warf sich auf ihr Bett.

Sie dachte hin und her, was sie tun könne, um sich die Zeit zu vertreiben. Dabei rieb sie sich an den Ohren, bis sie ganz warm waren. Wie wäre es, wenn sie in den Keller gehen würde? Nun, die Großmutter hatte es zwar verboten, aber hatte sich Susi Strohhut jemals an ein Verbot gehalten? Nein, denn alles was verboten war, machte ihr umso mehr Spaß.

An einem Haken an der Wand hing ein Windlicht. Susi entzündete den Docht, nahm die Lampe vom Haken und tappte vorsichtig die Stufen zum Keller hinunter. Unten angekommen öffnete sie die quietschende alte Tür. Wachsam betrat sie den halb dunklen Kellerraum. Das Licht, welches durch die Ritzen der Dielenbohlen fiel, malte seltsame Figuren auf den Boden und die umliegenden Dinge. Ganz hinten in der Ecke – an einer Wand – stand eine schwarze Truhe. Auf sie waren seltsame Zeichen und Bilder gemalt. Fremdländisch waren diese Malereien und erregten die Aufmerksamkeit der kleinen Hexe. Zu dumm, da war das große verrostete Vorhängeschloss, welches einen Riegel sicherte. Niemand konnte den Deckel der Truhe öffnen, wen er nicht den Schlüssel hatte.

Doch noch nie hatte es etwas gegeben, was Susi Strohhut davon abgehalten hätte, eine Torheit zu begehen. Sie sollte es bald erfahren, dass es eine sehr große Dummheit war, die Truhe zu öffnen.

Susi Strohhut besah sich das Schloss von allen Seiten und dachte sich, dass sie es doch mit einer Nadel aufbekommen konnte. Schnell rannte sie in die Kellertreppe hinauf und nahm aus dem Handarbeitskorb der Großmutter eine Stricknadel. Wieder im Keller angekommen, machte sie sich sofort an die Umsetzung des Plans, die Truhe zu öffnen. Vorsichtig steckte sie die Stricknadel in das Schloss und drehte ein wenig darin herum. Das war überhaupt nicht so einfach. Es war ein recht widerspenstiges Schloss. Vielleicht half ja ein Tropfen Öl? Wieder rannte Susi Strohhut die Kellertreppe hinauf, nahm aus dem Schrank die kleine Flasche mit dem Distelöl, welches ihre Großmutter selber herstellte. Nur ein Tropfen nahm sie davon und träufelte es in das Schlüsselloch. Wieder drehte sie mit der Stricknadel im Schloss herum und plötzlich sprang es auf. Der Deckel knarrte entsetzlich, als sie ihn vorsichtig anhob.

Als der Deckel ganz nach hinten geneigt war, Susi Strohhut über den Rand lugte, sah sie ganz unten in der Truhe eine schwarze Kugel liegen.

Seltsam, als sie in die Truhe hinein schaute, kam ihr vor, dass sie viel tiefer zu sein schien, als es von außen zu sehen war. Wie nur sollte sie an die Kugel herankommen? Schließlich wollte sie wissen, was es mit dem komischen Ding auf sich hatte. Susi beugte sich weiter über den Rand der Truhe, streckte ihren Arm aus und … verlor das Gleichgewicht.

Der Fall dauerte eine ganze Weile und es dauerte, bis sie am Boden der Truhe angekommen war. Genau neben der Kugel schlug sie auf. Susi hatte eigentlich erwartet, sich beim Aufschlag zumindest ein Bein zu brechen, aber sie fiel weich. Neugierig schaute sich sich um, konnte aber die schwarze Kugel plötzlich nirgendwo mehr sehen.

Ein Blick nach oben verriet, auch die Kellerdecke war verschwunden. An seiner Statt präsentierte sich ein mit Wolken verhangener Himmel, aus dem feiner Regen fiel. Unter Susis Füßen schien weiches Gras zu wachsen, aber es war nicht grün, wie Gras zu sein hatte, sondern grau.

Wohin sie auch schaute, alles war grau und schwarz ohne eine einzige andere Farbe. Der einzige Farbklecks in dieser trostlosen Umgebung, war das Kleid von Susi Strohhut.

Mit einem Mal erhob sich ein heftiger Wind und die Tücher des Kleides wehten durcheinander, in einem irren Wirbel. Wolkenfetzen lösten sich vom Himmel und verwandelten sich in grausige Gestalten. Graue Drachen, mit schwarzen, bösartigen Augen umkreisten die kleine Hexe, die sich tief auf die Erde duckte und das Gesicht in den Händen vergrub.

Vorsichtig lugte sie zwischen den Fingern hindurch und schaute genau in das schleimige Gesicht eines grauen Trolls. Susi Strohhut schrie laut auf und schlug um sich. Doch ihre Schläge gingen durch die grauen und schwarzen Gestalten hindurch. So plötzlich wie die Gespenster gekommen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden.

Susi Strohhut zitterte am ganzen Körper. Sie hatte alle Zaubersprüche, die sie je gelernt hatte, auf einen Schlag vergessen.

„Großmutter, Hilfe!“, rief sie jämmerlich und kniff ihre Augen ganz fest zu.

In diesem Augenblick kam von oben eine große knöcherne Hand, packte Susi Strohhut am Kragen und zog sie nach oben. Als die kleine Waldhexe die Augen wieder öffnete, fand sie sich neben der großen Truhe wieder und vor ihr stand mit drohend erhobenem Wanderstab die Großmutter.

So wütend hatte sie ihre Großmutter noch nicht erlebt. Was war nun besser? Die Truhe mit den grauen Gespenstern oder die Großmutter, die ein Gesicht machte, als wolle sie Susi Strohhut ganz fürchterlich verprügeln.

SUSI STROHHUT FINDET HIERONYMUS