Süßer Zauber der Sinnlichkeit - Deborah Hale - E-Book
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Süßer Zauber der Sinnlichkeit E-Book

Deborah Hale

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Beschreibung

Einst waren sie ein Liebespaar, und in zärtlichen Stunden entdeckte die blutjunge Dominic De Montford mit Armand Flambard den unendlich süßen Zauber der Sinnlichkeit. Doch ihr Glück währte nur kurz: Eine Fehde entzweite ihre Familien und Armand verschwand spurlos aus Dominics Leben. Dennoch hat sie nie aufgehört, von ihm zu träumen, und sie ist überglücklich, als sie seinen geheimen Aufenthaltsort erfährt. Dominics Entschluss steht fest: Sie will den Ritter ihres Herzens aufsuchen und zurückerobern. Denn nur er kann die Sehnsucht stillen, die seit dem Tag in ihr brennt, an dem er sie verlassen musste…

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Seitenzahl: 401

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IMPRESSUM

Süßer Zauber der Sinnlichkeit erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Deborah M. Hale Originaltitel: „The Last Champion“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd.,Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICALBand 199 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Martin Hillebrand

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733766771

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Norfolk, England, im Jahre 1143

Armand Flambard lebt!

Diese Erkenntis ließ Dominie beim Anblick von Breckland Abbey bis in die letzten Nervenfasern erschaudern. Hoch und erhaben strebten die Mauern des Klosters himmelwärts, umgeben von akkurat gepflegten Klostergärten, die sich bis zum Rande eines verwilderten, dicht verschlungenen grünen Waldes erstreckten.

Armand am Leben? Konnte das sein? Seit sie vor drei Tagen von Harwood aus zu ihrer heiklen Reise aufgebrochen war, hatte Dominie De Montford sich diese Frage immer wieder gestellt. Oder hatte Pater Clement, als er ihre Mutter bei einer Wallfahrt zum Heiligen Brunnen von Breckland begleitete, lediglich eine wundersame Erscheinung gehabt? Einem Phantom aus trügerischer Hoffnung nachzujagen und deswegen ungebührlich lange von den Ländereien ihrer Familie fernzubleiben, durfte Dominie sich eigentlich nicht leisten!

Und dennoch …

Wenn sie Armand hier im Kloster finden würde, wäre dies für ihre Familie und deren Gefolgsleute ein kleiner Hoffnungsschimmer, dem drohenden Hungertod im nächsten Winter zu entgehen. Inzwischen fielen jene Menschen zwar in Dominies Verantwortung, doch einst war Armand für sie zuständig gewesen. Damals, ehe er die ihm Anvertrauten – und Dominie! – schmählich im Stich gelassen hatte!

Ein Rascheln hinter ihr im Gras riss sie plötzlich aus ihren bitteren Gedanken, so dass Dominie sich blitzschnell duckte und Deckung in einem kleinen Gehölz aus Buchen und Haselnussbüschen suchte. Als dann ein mageres Moorhuhn aus dem Heidekraut aufflatterte, stieß Dominie stockend den Atem aus. Nachdem sie sich drei Tage lang klammheimlich durch Englands Wälder und Flure geschlagen hatte, spürte sie nun, dass ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren.

Eine sanfte Brise wehte von der Abtei herüber und marterte Dominies Nase mit verlockendem Bratenduft. Seit drei Tagen hatte sie kaum einen Bissen zu sich genommen. Das Wasser lief ihr im Munde zusammen, und ihr Magen ließ ein erbärmliches Knurren vernehmen. Nachdem sie sich auf dem Boden niedergekauert hatte, um hastig ihren Leinenbeutel zu durchwühlen, zog sie schließlich einen Kanten trockenen Brotes hervor. Während sie daran kaute, verdrängte sie jegliche Gedanken an den Hungerwinter, der den Bewohnern von Harwood und Wakeland drohte, sollte es nicht gelingen, den Wolf von den Toren fern zu halten – Eudo St. Maur, ehemals Graf von Anglien und Geißel der Fenns.

Lieber Gott, mach, dass Armand hier ist, betete sie, obwohl sie insgeheim nicht davon überzeugt war, dass der Allmächtige ihr verzweifeltes Flehen erhören würde. Vielleicht war er ja wirklich mitsamt seinen Engeln eingeschlafen, wie manche Frevler lästerten. Wären die himmlischen Heerscharen nämlich wachsam gewesen, dann hätten sie niemals zulassen dürfen, dass das Land von diesem abscheulichen Geschmeiß heimgesucht wurde!

Plötzlich war vom Turm der Klosterkapelle helles Glockengeläut zu hören, das die Mönche zu Breckland von der Andacht zur Arbeit rief. Kurz darauf schwang die Klosterpforte weit auf, und heraus kam ein Pulk von Patres und Laienbrüdern, allesamt in einfache, schwarze Kutten gehüllt und mit Hacken, Spaten oder sonstigem Gartengerät über der Schulter.

Obwohl sie ihren Hunger nicht gestillt hatte, stopfte Dominie den Brotrest in den Leinenbeutel zurück. Schritt für Schritt schlich sie verstohlen durch das Gehölz, näher und näher an die klösterlichen Feldarbeiter heran. Einen nach dem anderen musterte sie die Kuttenträger, bis ihr Blick schließlich auf der größten Gestalt verharrte.

Der sehnige, hagere Wuchs des Mannes, sein energischer Gang erinnerte sie an Armand Flambard. Noch zierte keine Tonsur sein Haupthaar, was den Schluss zuließ, dass er das Mönchsgelübde nicht abgelegt hatte – noch nicht!

Vielleicht hatte der allmächtige Gott sich im Schlummer geregt und Dominies verzweifeltes Flehen doch vernommen!

Wortlos verteilten die Klosterbrüder sich auf die verschiedenen Beete und Rabatten, um ihr Tagewerk in Angriff zu nehmen. Der Hüne strebte geradewegs auf Dominie zu, als würde er von ihren durchdringenden Blicken regelrecht angezogen oder von einer außergewöhnlich wohlwollenden höheren Macht gelenkt.

Als er am Rande des Gartens angelangt war, zückte der Laienbruder die mitgebrachte Hippe und machte sich an das Säubern der Begrenzungshecke, indem er die frischen Triebe kappte oder nach unten bog und mit dem Gertengewirr verzweigte. Noch stand er, den Kopf über die Arbeit geneigt, recht weit entfernt, so dass Dominie nicht mit Sicherheit sagen mochte, ob sein Gesicht jenes war, das sie in Gedanken vor sich sah.

So mach schon, schalt sie sich. Sie konnte es sich nicht leisten, ihre Zeit zu vergeuden, um herauszufinden, ob Armand Flambard hier war! Und doch hielt sie irgendetwas zurück. War es die Angst, dass auch diese Hoffnung vergebens war, wie so viele andere zuvor?

Nachdem sie all ihren Mut zusammengenommen hatte, trat Dominie aus der Deckung der Bäume heraus und ging auf die Einfriedung zu. In seine Arbeit vertieft, werkelte der Novize ungerührt weiter, ohne sie zu bemerken. Schließlich trennte die beiden bloß noch die schmale Barriere aus gestutztem Strauchwerk.

„Armand Flambard?“ fragte sie.

Der Ordensbruder schaute auf, und der Hieb seiner Hippe verfehlte das Ziel – eine Reaktion, welche seiner schroffen Auskunft in keiner Weise entsprach. „Einen Mann dieses Namens wirst du hier nicht finden, Junge!“

Junge? Für einen Augenblick war Dominie von dem Ausdruck nicht weniger konsterniert als von Armand Flambards Leugnen. Als er nämlich aufgeschaut und gesprochen hatte, vollführte ihr Herz einen Hüpfer, denn sie hatte ihn erkannt.

Gewiss, seit ihrer letzten Begegnung hatte er sich äußerlich ein wenig verändert. Sein Gesicht zeigte ein noch tieferes Braun als damals schon, und die einst jungenhaft weichen Züge waren mit den Jahren kantig geworden, was seinem Profil einen herben, maskulinen Reiz verlieh.

Seine Schultern waren so breit wie eh und je, die Glieder schlank und durchtrainiert. Seine Hände wirkten größer und kräftiger als in ihrer Erinnerung, und doch bewegten die Finger sich mit jener eleganten Gewandtheit, die früher der Laute solch berückende Klänge entlockt hatte … und ihr selbst seelenvolle Seufzer.

Dominie verwarf dieses betörende Bild und überprüfte ihr Äußeres. Kein Wunder, dass Armand sie für einen Burschen hielt!

Sie riss sich die Filzkappe vom Kopf und ließ den vollen, dicht geflochtenen Zopf aus kastanienbraunem Haar über die Schultern fallen. „Schau mich noch einmal an! Vielleicht hilft das deinem Gedächtnis auf die Sprünge … Bruder!“

In jüngeren Jahren hatte sie ihn zuweilen Bruder genannt, natürlich nur zum Scherz. Obwohl er zu Wakeland im Hause der De Montfords aufgewachsen war, hatte sie niemals schwesterliche Gefühle für Armand Flambard gehegt, und das war auch jetzt nicht anders.

Als er ihr abermals einen Blick zuwarf, rang Dominie sich ein Lächeln ab, damit er sie erkannte. Zwar wollte sie weder vergessen noch vergeben, was er ihr in der Vergangenheit angetan hatte, doch ihre Leute bedurften nun seiner Hilfe. Und sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihnen diese Unterstützung zu sichern!

„Dominie?“ Das Werkzeug entglitt seinen Fingern und schlug dumpf auf dem Boden auf. „Wie hast du mich gefunden? Warum bist du hergekommen?“

Also erkennt er mich doch! Dominie versuchte die freudige Erregung, von der sie wie von einer Woge erfasst wurde, zu unterdrücken, was ihr nicht gelang.

„Vor kurzem pilgerte Pater Clement zum Kloster, und bei seiner Rückkehr sagte er, er glaube dich dort gesehen zu haben. Also bin ich gekommen, um mich persönlich zu vergewissern, ob das wahr ist. Wir hielten dich nämlich für tot, Armand!“ Dominie konnte sich den scharfen, vorwurfsvollen Unterton nicht verkneifen. „Bei Lincoln gefallen, wie mein Vater und Denys.“

Wie sehr sie um ihn getrauert hatte! Und umso länger und bitterer, je angestrengter sie versuchte, es nicht zu tun! Gegenüber dem Vater und auch dem Bruder kam es ihr wie ein Verrat vor, einen von ihren gefallenen Feinden zu beweinen!

Armands wohlgestalte Züge verzerrten sich, genauso wie damals, wenn er bei seinen Schwertübungen, bei denen Dominie ihm manchmal zusah, einen Hieb abbekam.

Sie konnte sich denken, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. „Hattest du nicht gehört, dass sie gestorben sind?“

„Doch, doch!“ Er warf einen Blick über die Schulter zu den übrigen Brüdern. Sie waren alle zu weit entfernt und zu sehr in ihre jeweiligen Aufgaben vertieft, als dass sie ihm und Dominie Beachtung geschenkt hätten.

„Auch ich wurde bei Lincoln getötet!“ Er bückte sich, um die Hippe aufzuheben. „Zumindest zum Teil!“

Was mochte er damit meinen? Hatte er durch eine schwere Verwundung seine Kampffähigkeit eingebüßt, obwohl es nicht den Anschein hatte?

Ein Schauder überlief Dominie, doch dann mahnte sie sich, dass sie ja nicht von Armand erwartete, er müsse es ganz allein mit St. Maur und seinen Spießgesellen aufnehmen. Vielmehr benötigte sie sein taktisches Geschick als Krieger und Führer, auch wenn ihr ein zusätzlicher kräftiger Schwertarm gewiss nicht ungelegen gekommen wäre.

„Auf mich machst du einen recht gesunden Eindruck!“ Für meine Zwecke zumindest!

Armand zuckte die Achseln und begab sich wieder ans Stutzen der Hecke.

„Ich habe dich aufgesucht, weil ich deine Hilfe brauche, Armand!“

Er erstarrte. „Nenne mich bitte nicht bei diesem Namen! Ich bin hier jetzt Bruder Peter … beziehungsweise werde es bald sein.“

„Es ist einerlei, wie du dich nennst – du musst mir helfen!“ Ihre Worte klangen halb wie ein Flehen, halb wie eine Forderung. „Der König tut zwar, was er kann, jedoch zu spät und nicht genug, so wie es seiner Art entspricht. Das Problem ist Eudo St. Maur. Hast du gehört, was dieser Lump alles verbrochen hat, seit König Stephen so töricht war, ihn freizulassen?“

„Ich war nur im Kloster!“ entgegnete Armand hitzig. „Nicht in einer Krypta! Natürlich habe ich es gehört! Einige unserer Brüder hier zu Breckland sind Flüchtlinge aus jenen weiter ostwärts gelegenen frommen Abteien, die er geschändet hat!“

Der grimmige Zorn, den sie in seinen Worten vernahm, ließ ihr Herz höher schlagen. Normalerweise äußerten fromme Brüder sich nicht in einem solchen Ton!

Krieger schon eher!

„Dann dürfte dir wohl bekannt sein, dass er die Umgebung seines Lagers im Moor nach Strich und Faden ausgeplündert hat, und zwar im Umkreis von Meilen!“

Armand erstarrte abermals, als habe ihn eine Klinge getroffen. „Harwood?“

Dominie nickte. „Zum Ende des Winters überfiel eine Bande von St. Maurs Raubrittern eines unserer abgelegenen Gehöfte. Der Pächter und seine Familie kamen nur knapp mit dem Leben davon.“

„Der Teufel soll den Lump holen!“ knurrte Armand durch die zusammengebissenen Zähne.

„Vielleicht erhört uns der Leibhaftige ja eines Tages“, erwiderte Dominie. Wegen seiner Gewalttaten gegen den Klerus war St. Maur exkommuniziert worden. „So lange aber muss jemand die Unschuldigen vor dieser Bande von Gesetzlosen beschützen!“

Obgleich er ihre Bitte wohl begriffen haben musste, gab Armand keine Antwort, sondern hackte ungerührt auf die Triebe ein.

Dominie unternahm einen erneuten Anlauf. „Als der Pächter und seine Familie fortritten, drohten St. Maurs Schergen damit, wiederzukommen, sobald Harwood und Wakeland lohnendere Ziele abgäben. Wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Raubgesindel unsere Ernte plündert! Sonst verhungern uns noch die Gefolgsleute!“

Armand straffte sich, richtete sich zu seiner vollen, imposanten Größe auf und bedachte Dominie mit einem Blick seiner beeindruckend blauen Augen.

Sie schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel. Also war ihre gefährliche, von Hunger begleitete Wanderung doch nicht vergebens! Armand Flambard, Nachfahre aus einem bis zu Karl dem Großen zurückreichenden Geschlecht gottesfürchtiger Kriegsmänner würde ihr zur Seite stehen – als siegreicher Held gegen die Geißel der Fenns!

Gewiss würde er siegen! Dominie war sich sicher, so wie sie schon als Kind mit dem Glauben aufgewachsen war, dass das Gute dem Bösen zum Schluss überlegen sein würde.

Endlich ergriff Armand das Wort. „Ich werde mit ganzer Seele dafür beten, dass Wakeland und Harwood vom Übel erlöst werden.“ Bedauernd, aber entschlossen schüttelte er den Kopf. „Mehr als das kann ich nicht tun.“

„Wie bitte?“ rief Dominie empört, der es scheinbar vollkommen gleichgültig war, ob sie die anderen Benediktiner auf sich aufmerksam machte oder nicht. Hätte sie Armands Hippe in die Finger bekommen, sie hätte ihn wohl glatt damit geköpft. „Armand Flambard! Ich will nicht deine Fürbitten! Ich will dein Schwert!“

Eigentlich durfte mörderische Wut in Frauenaugen nicht dermaßen wunderschön aussehen!

Bei den tausendfachen Gelegenheiten, in denen Armand sich Dominie in den vergangenen fünf Jahren vorgestellt hatte, war sie ihm nie anders erschienen als mit einem Ausdruck engelsgleicher Unschuld. Und wenn sie in seinen Träumen mit ihm gesprochen hatte, dann ausschließlich in süßestem, sanftestem Flüsterton.

Nun aber stand sie vor ihm in langen Beinkleidern und dem Wams eines Knaben, die smaragdgrünen Augen hart und erfüllt von einem erbosten Blick, die Stimme vorwurfsvoll zornig. Und er begehrte sie mit einem wilden, zügellosen Verlangen, welches ihm schier die Sprache verschlug.

Fünf Jahre zuvor hatte Armand gegen seinen Willen ein Mädchen zurückgelassen. Nunmehr stand ihm die Frau gegenüber, zu der diese Jungfer herangewachsen war.

Und was für eine Frau!

Ihr üppiges Haar war kastanienbraun und glänzend! In ihren Augen mischten sich warmes Braun und das frische Grün eines Waldes zur Sommerzeit. Darin schimmerten goldene Pünktchen – wie Sonnenstrahlen, wenn sie sich durch den Baldachin aus grünen Blättern bohren. Einzeln für sich betrachtet, wiesen keine ihrer Züge auf ausgesprochene Schönheit hin: die hohen Wangenknochen, ein kantiges Kinn, dichte Brauen und volle, sinnliche Lippen. Dennoch verschmolzen sie alle zu einem Antlitz von solch bezauberndem Ebenmaß, dass Armand kaum den Blick abzuwenden vermochte.

„Gibt es dort etwa Ungemach?“ Wie heranrollendes Donnergrollen tönte aus dem rückwärtigen Bereich hinter Armand der tiefe Bass von Bruder Ranulf. Einmal mehr fuhr es Armand durch den Sinn, welch vorzüglichen Ordnungshüter der Gute abgegeben hätte!

„Mitnichten!“ Armand warf Dominie einen raschen Blick zu, der sie zur Zusammenarbeit auffordern sollte. Wiederholt war der Vorgänger von Bruder Ranulf dagegen gewesen, dass Armand sein Gelübde ablegte, und zwar mit der Begründung, er habe sein früheres Leben noch nicht ganz aufgegeben. Der neue hingegen wirkte ein wenig umgänglicher und war womöglich schon bald zu überreden … vorausgesetzt, Dominie vermied jegliches Aufsehen!

Armand wandte sich zu dem Wirtschaftsverwalter des Klosters um. „Bruder Ranulf, dies hier ist Lady Dominie De Montford, meine Pflegeschwester aus Wakeland. Sie ist zu uns nach Breckland gekommen …“

Er rang nach Worten. Einen Mitbruder zu täuschen wäre nicht nur unehrenhaft gewesen, sondern geradezu eine Sünde. Die Wahrheit hinauszuposaunen, das allerdings konnte womöglich zu allerlei unangenehmen Fragen führen, die er besser nicht beantwortete.

„Ich bin auf Wallfahrt“, verkündete Dominie vollkommen ernst, „um Euren Heiligen Brunnen zu besuchen!“ Sie bedachte Bruder Ranulf mit jenem treuherzigen Lächeln, von welchem Armand so häufig in seinen Träumen heimgesucht worden war.

Bruder Ranulf konnte ihrem Liebreiz nicht widerstehen. „Den ganzen Weg von Wakeland her? Und mutterseelenallein? Liebes Kind, das ist sehr gefährlich! Was fehlt dir denn?“

Der Unterton in der Frage ließ ahnen, dass sie nicht eben leidend aussah. Da konnte Armand nur zustimmen. Diese junge Frau wirkte viel zu gesund, als dass sie sich eine Wallfahrt auferlegt hätte, bei der sie um Heilung betete.

„Stechende Bauchschmerzen, Bruder!“ Schützend schlang Dominie die Arme um den Leib. Ein Ausdruck stummen Leidens verzerrte ihre Züge, was Armand schließlich überzeugte, dass sie die Wahrheit sagte. „Schon geraume Zeit plagen sie mich. Ich bete darum, dass die heilige Muttergottes ein gutes Wort für mich einlegt. Denn sonst …“

War Dominie vielleicht todkrank? Ein düsterer, abgrundtiefer Schmerz breitete sich in Armands Leib aus. Zugegeben, seit fünf Jahren hatte er sie nicht mehr gesehen und sogar ernsthaft gebetet, sie möge ihm nie mehr im Leben begegnen. Wie aber kam es dann, dass der Gedanke an eine Welt ohne sie ihn derart bekümmerte?

Und noch etwas fiel ihm ein. Es war edelmütig von ihr, dass sie sich bei ihm für ihre Gefolgsleute einsetzte! Und alles ohne ein einziges Klagewort über das Gebrechen, das sie nach Breckland Abbey geführt hatte! Armand verachtete sich wegen der fleischlichen Gelüste, die so plötzlich in ihm aufgelodert waren. Vielleicht hatte der alte Abt ja doch recht getan, indem er Armand die volle Mönchsweihe verweigerte!

Bruder Ranulf schüttelte das Haupt mit der kreisrunden Tonsur. „Ich bete für dich. Möge dir in unserem Hause Heilung zuteil werden, mein Kind! Komm nur um die Hecke herum, dann bringe ich dich zu Bruder Alwyn, unserem Herbergsvater.“

„Ich danke Euch!“ Dominie hüstelte verlegen. „Wäre es wohl zu viel des Guten, wenn ich euch bäte, dass Armand … äh, Bruder Peter … mir den Weg zeigen möge? Zu Kindertagen war er mir lieb und teuer wie ein leiblicher Bruder. Hier ganz zufällig auf ihn zu treffen, kommt mir wie ein Zeichen unseres himmlischen Vaters vor!“

Ihre süße, bekümmerte Art hätte einen Säulenheiligen zu Tränen gerührt. Als Armand begriff, dass Dominie es keineswegs darauf anlegte, ihm Scherereien mit seinen Oberen zu bereiten, fiel ihm ein Stein vom Herzen, auch wenn ihm bei ihren Worten recht mulmig wurde. Sie hatte ihn schließlich keineswegs zufällig oder durch die göttliche Vorsehung hier im Kloster Breckland aufgetrieben!

Nein, erst kurz zuvor hatte Dominie ihm mitgeteilt, sie sei in voller Absicht gekommen und auf der Suche nach ihm!

Bruder Ranulf indes sah keinen Anlass, an ihrer Ehrlichkeit zu zweifeln. „Gott bewahre, mein Kind! Ganz wie du möchtest!“ Seine mächtige Stimme hatte noch niemals so lammfromm geklungen. Er nahm Blickkontakt mit Armand auf und nickte in Richtung der Abtei. „Geleite die junge Dame zu Bruder Alwyn. Er wird gewiss Sorge tragen, dass sie angemessen untergebracht ist.“

Armand quittierte den Auftrag mit einem leichten Neigen des Kopfes, das sowohl Gehorsam als auch Dank signalisierte. Da er Dominie zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder getroffen hatte, fiel es ihm schwer, schon so bald wieder von ihr zu scheiden. Auch wenn sie in ihm Gefühle erweckte, die er nicht zulassen durfte.

Er bog das Heckengewirr auseinander, um ihr einen Durchlass zu öffnen. Als sie sich mit einem munteren Schritt hindurchwand, hatte Armand seine liebe Müh und Not, den Blick von ihren schlanken, wohlgeformten Beinen loszureißen, die in einer hautengen grünen Wollstrumpfhose steckten. Als es ihm endlich gelang, stellte er fest, dass er ihr nun auf die weichen Rundungen starrte, die auch die weiten Falten des Wamses nicht verhüllen konnten. Als er die Heckenzweige wieder an Ort und Stelle zurückschnappen ließ, überlegte er kurz, ob er nicht einige Gerten abschneiden solle, um sich später damit für seine unzüchtigen Gedanken zu geißeln. Dann fiel ihm ein, dass der neue Abt nichts von derlei Praktiken hielt.

Er straffte seinen Oberkörper und schritt mit energischen Schritten zum Klostergebäude. Er hörte, wie Dominie hinter ihm sich beeilen musste, um zu ihm aufzuschließen. Er verlangsamte seinen Schritt, ohne sich zu ihr umzudrehen. „Warum hast du mir deine Krankheit verschwiegen?“

„Es wäre doch ohnehin einerlei!“ seufzte sie schwer.

Armand stieß die Pforte auf. „Mir aber nicht!“

„So?“ Dominie streifte ihn mit einem herablassenden Blick, während sie schwungvoll an ihm vorbeieilte und die Abtei betrat.

Sie ging so dicht an ihm vorbei, dass er den erdigen Duft des Waldes riechen konnte, der noch an ihren Kleidern hing. Er folgte ihr durch die Pforte und schlug diese dann, heftiger als beabsichtigt, hinter sich zu.

Ohne jede Vorwarnung blieb Dominie wie angewurzelt stehen und wirbelte zu Armand herum, der um ein Haar mit ihr zusammengestoßen wäre. „Können wir hier irgendwo unter vier Augen sprechen?“ fragte sie. „Ehe du mich beim Herbergsvater ablieferst?“

Obgleich er wusste, dass ein zwar bedauerndes, doch konsequentes Nein die beste Antwort gewesen wäre, guckte Armand sich verstohlen im Innenhof um, sah jedoch keinen der Patres oder der Laienbrüder. Zu dieser Tageszeit waren jene, die nicht auf den Feldern arbeiteten, wahrscheinlich anderweitig eingeteilt: im Schreibsaal, im Krankenrevier oder wohin sonst die übliche Pflicht sie rief.

Armands Blick streifte zurück zu Dominie, und aufs Neue merkte er, wie er sich rettungslos im betörenden Grünbraun ihrer Augen verlor. Sie stand so dicht vor ihm, dass er das Gefühl hatte, ihre Körperwärme zu spüren. Eigentlich durfte kein Weib einem Manne so nahe sein, es sei denn, sie war ihm versprochen … oder er ihr.

„Dort hinten können wir reden“, beschied er, indem er zum Kreuzgang wies. Seine mönchische Disziplin gewann wieder die Oberhand. „Aber bloß für einen Moment, wohlgemerkt!“

„Ich brauche nicht lange!“ Dominie nickte beifällig. „Trödeln können wir uns nicht leisten!“ Dass sie das Wort wir benutzte, weckte eine bittersüße Regung in Armands Herz. Sie riss sich von seinem eindringlichen Blick los, drehte sich um und schritt den überdachten Wandelgang entlang, der unter dem Schlafsaal der Mönche verlief.

„Was hast du in einem Kloster zu suchen, Armand Flambard?“ Mit einer gereizten Handbewegung deutete sie auf die Säulenreihe, welche den äußeren Rand des Kreuzganges stützte. „Zu unserer Jugendzeit war bei dir nie die Rede davon, dass du einmal in den Dienst der Kirche treten würdest!“

Natürlich war es das nicht! Nichts hätte ihm damals ferner gelegen als das! Solange Armand zurückdenken konnte, war die Klinge sein Credo gewesen.

„Ich war doch der einzige Sohn!“ Er bot ihr eine Erklärung, von der er hoffte, sie werde sie akzeptieren. „Ich hatte eben andere Verpflichtungen! Der Landbesitz der Flambards, unsere Gefolgsleute!“

Es lag zwar nicht in seiner Absicht, sich so kurz angebunden zu geben, doch er konnte nicht anders. Dominies plötzliches Auftauchen, ihre aufdringlichen Fragen, ihre Probleme – all das hatte den hart erkämpften, aber zerbrechlichen Seelenfrieden, den er in den stillen Klosterwinkeln gefunden hatte, zutiefst erschüttert.

„Bei jenem Land sowie den Leuten stehst du nach wie vor in der Pflicht!“ mahnte sie ihn mit tadelnder Stimme, dass es schmerzhaft an seinen überstrapazierten Nerven zerrte.

„Nichts da!“ Armand wies ihre Worte zurück. „Alles gehört jetzt deiner Familie. Das ist die Belohnung dafür, dass dein Vater eidbrüchig wurde!“

Selbst jetzt, nach Jahren im Kloster, traf ihn die Ungerechtigkeit noch tief, dass die Menschen, die ihm am liebsten waren, das Erstgeburtsrecht gestohlen hatten. „Wie kannst du es wagen, dich an mich zu wenden? Jetzt, wo deine Vasallen in Gefahr sind? Meine Hilfe zu fordern, an mein Pflichtgefühl zu appellieren?“

„Eidbrüchig?“ Dominie ballte die Hände zu Fäusten, und die goldenen Pünktchen in ihren Augen glommen wie Höllenfeuer. „Du eingebildeter Esel, du! Meinem Vater, Gott sei seiner Seele gnädig, lagen die Gefolgsleute eben mehr am Herzen als jenes dumme Versprechen, das der alte König Henry ihm abnötigte! Er wusste nämlich, dass jene einfachen, fleißigen Menschen einen tatkräftigen Lehnsherren brauchten, der sie regierte und beschützte – und sie brauchten ihn dringender als den Ritterdienst, den Maud, die einstige Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrich V., von ihm verlangte!“

Teufel auch! Das war ja, als stritt man sich aufs Neue mit dem leibhaftigen alten Baldwin De Montford herum!

Armands Pflegevater war stets ein pragmatischer Mann gewesen, der über den Tellerrand seiner eigenen Interessen nie hinausgeblickt hatte. Alltägliche Dinge wie Säen, Ernten, Essen und Trinken galten ihm mehr als hochtrabende Ideale.

Noch gut entsann Armand sich an die Auseinandersetzungen mit ihm, als es darum ging, im Thronstreit nach dem Tode Henrys I. einem der beiden Anwärter auf die englische Krone den Treueschwur zu leisten – entweder Stephen von Blois, dem Neffen Henrys und Enkel von Wilhelm dem Eroberer, oder aber Maud, auch Mathilde genannt, einer der beiden Töchter Henrys I., welche in Deutschland den Kaiser Heinrich V. geheiratet hatte und nach dessen Tod nach England zurückgekehrt war. Ständig hatten diese Dispute sich im Kreise gedreht, in einer Abwärtsspirale bitteren Grolls, in dem schließlich das einst so mächtige Band zwischen Pflegevater und Pflegesohn unterging.

„Wenn dein Vater sein Wort ohnehin nicht halten wollte, dann hätte er’s gar nicht erst geben sollen!“ Armand klammerte sich an die beruhigende Gewissheit, dass er selber recht gehandelt hatte, ganz gleich, wie laut sein Gewissen dagegen protestierte. „Der Eid bindet den Lehnsmann nicht nur so lange, wie es ihm beliebt! Hätten alle Grafen und Lords den der Kaiserin gegebenen Treueschwur gehalten, dann wäre England nicht zu solch einem umkämpften, gesetzlosen Tummelplatz verkommen!“

Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Dominie ihm wie eine Furie ins Gesicht springen. Stattdessen jedoch schloss sie die Augen und holte tief Luft. Sie musste sich derart anstrengen, die Fassung zu wahren, dass sie vor Erregung am ganzen Körper zitterte.

Als Armand dies bemerkte, überkam ihn Reue. Sie war krank. Wie konnte er so hundsgemein sein und dies vergessen? Nur weil er sich von jenem uralten Zerwürfnis, das er längst hätte abschütteln sollen, erneut überrumpeln ließ?

„Dominie!“ Er streckte die Hand nach ihr aus, und zu seiner Überraschung wehrte sie sich auch nicht gegen seine Umarmung. „Verzeih mir! Ich hätte meine Zunge im Zaume halten müssen und dich angesichts deiner Erkrankung nicht noch zusätzlich erzürnen dürfen!“

„Krank?“ Schlagartig öffnete sie ihre Augen.

Es tat dermaßen wohl, sie in den Armen zu halten, dass Armand sogleich Böses schwante. Er versuchte sich einzureden, dass es bloß eine unschuldige Geste menschlichen Mitgefühls war, weiter nichts. „Die … deine Leibschmerzen!“

„Ach, die!“ Sie schniefte. „Ein, zwei deftige Mahlzeiten aus eurem Refektorium würden bei meinen Beschwerden gewiss wahre Wunder bewirken!“

„Was?“ Armands Umarmung lockerte sich.

Sie hob die Hand und versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter. „Ich habe Hunger, du tumber Tor!“

Armand zuckte zurück. „Du hast Bruder Ranulf erklärt, du habest Schmerzen!“

„Na, und ob ich die habe! Versuch du doch einmal, eine dreitägige Wanderung mit einem winzigen Kanten Brot und einem Stück Käse zu überstehen! Und dann schau, ob du nicht auch am Ende der Reise Magengrimmen bekommst!“

Plötzlich vernahm Armand vom Innenhof her das Geräusch herannahender Schritte und Stimmen. „Komm!“ Er packte Dominie beim Arm. „Wenn du nicht nach Brackland gekommen bist, um gesund zu werden, sondern um mir Ärger zu bereiten, solltest du schleunigst verschwinden! Ich kann dir nicht helfen!“

Aus Mangel an Übung hatten seine Kampfreflexe gelitten, so dass er nicht mehr so rasch reagierte wie früher. Irgendwie gelang es Dominie, ihm ein Bein zu stellen, sich mit ihrem ganzen, wenn auch leichten Gewicht gegen ihn zu werfen und ihn in eine ganz bestimmte Richtung zum Straucheln zu bringen. Ehe er auch nur einen Finger rühren konnte, sah Armand sich um die eigene Achse gewirbelt und mit dem Rücken an eine der Kreuzgangsäulen gepresst, Dominies Hand fest über dem Mund, ihr Knie genau zwischen seinen Schenkeln.

„Hör zu!“ zischte sie. „Ich für meinen Teil hätte nicht übel Lust, diesem Kloster den Rücken zu kehren und dich von dieser Stunde an für tot zu halten, so wie ich es bis vor einigen Tagen noch tat!“ Ihre Worte klangen kalt, als hätte ihm jemand eine Eisenklinge tief in den Leib gejagt. „Doch die Menschen von Harwood und Wakeland brauchen einen siegreichen Helden wie dich, wenn sie überleben sollen. Mit hehren Prinzipien allein werden sie im kommenden Winter weder ihren Hunger stillen noch St. Maurs Folterknechten entgehen können. Was ich für sie tun muss, das werde ich tun. Dazu ist mir jedes Mittel recht. Falls du mit mir zurückkehrst und mithilfst, uns St. Maur vom Leibe zu halten, werde ich dafür sorgen, dass man dir das Lehen der Flambards zurückgibt! Das verspreche ich dir hoch und heilig.“

Eigentlich sollte ein frommer Bruder außer der Kutte, die er am Leibe trägt, nur wenige irdische Dinge besitzen, und er sollte auch keine fordern. Dennoch lösten Dominies Worte bei Armand ein abgrundtiefes Verlangen aus, das sich durch Mark und Bein fraß.Von Kindesbeinen an war er dazu erzogen worden, jene Ländereien als sein Schicksal zu betrachten. Er hatte sie nur widerstrebend aufgegeben, obwohl Dominie das Gegenteil vermutete.

Er riss ihre Hand von seinen Lippen herunter und fragte atemlos: „Wie denn?“ Welche Mittel standen ihr schon zur Verfügung, um ihm das zurückzugeben, was ihm vom König genommen worden war?

Jetzt hielt sie ihre Hand an seiner Wange, als wolle sie ihn liebkosen, und in ihrer Stimme schwang ein Unterton von betörender Schmeichelei. „Indem ich dich zum Gemahl nehme! Wie denn sonst? Diese Ländereien sind meine Mitgift!“

Feuer gesellte sich zu jenem tief in Armands Seele wühlenden Verlangen, denn seine Heirat mit Dominie war einst geplant gewesen. Nur mit bitterstem Groll hatte er davon gelassen!

Die vom Hofe her schallenden Schritte und Stimmen näherten sich. Armand war, als hörte er Prior Gerard, seinen Beichtvater, der Stellvertreter des Abtes war.

Verzweifelt wehrte er sich gegen Dominies Griff. Wie aber sollte er sich befreien, wenn schon bei der kleinsten Bewegung die köstlichen Flammen der ewigen Verdammnis um sein Fleisch züngelten? Versuchte er, Dominie von sich zu stoßen, schlossen seine Hände sich über dem üppigen Rund ihres Busens und rührten sich auch bei äußerster Willensanstrengung nicht von der Stelle!

Die Erkenntnis, dass ihre weiblichen Reize ihn auf eine Weise in Geiselhaft hielten, wie eines Mannes Muskelkraft dies nie und nimmer vermocht hätte, entsetzte und verblüffte Armand gleichermaßen.

„Was geht hier vor?“ entrüstete sich Prior Gerard, während polternde Schritte sich rasch näherten.

Unter Aufbietung all seiner Willenskraft versuchte Armand, seine Fesseln abzuschütteln, doch zuvor stahl sich die Hand, die seine Wange liebkoste, in seinen Nacken und zwang sein Gesicht dem von Dominie entgegen. Als sie sich ihm entgegenreckte, öffneten sich ihre Lippen zu einem Kuss, der ihn traf wie der letzte, vernichtende Hieb in der Schlacht.

„Bruder! Was hat all dies zu bedeuten?“ Diesmal stammte die empörte Frage nicht vom Prior, was an sich schon schlimm genug gewesen wäre.

Endlich gelang es Armand, seine Hände von Dominies Busen loszureißen, seine Gegnerin an den Schultern zu packen und sie von sich zu stoßen. Als ihre Blicke sich für einen kurzen Moment begegneten, leuchteten ihre Augen schadenfroh und triumphierend auf.

„Ich kann Euch alles erklären, Vater Abt!“ keuchte er erstickt und verneigte sich tief vor dem neben dem Prior stehenden Mönch.

„So, so!“ Abt Wilfrids Blick flog zwischen Armand und Dominie hin und her. „Das würde ich an deiner Stelle auch schleunigst tun, mein Sohn!“

2. KAPITEL

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