Symphonie der Geister: Romantic Thriller - Ann Murdoch - E-Book

Symphonie der Geister: Romantic Thriller E-Book

Ann Murdoch

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Beschreibung

Der Umfang dieses E-Book entspricht 105 Taschenbuchseiten. In einer Ausstellung über die Ritterzeit in einem Londoner Museum berichten Besucher immer wieder von Geistersichtungen. Die junge Wissenschaftlerin und Tochter des Museumsdirektors, Melissa Wilson, glaubt ihnen zunächst nicht, bis sie selbst eine solche Erscheinung erlebt. Noch am gleichen Abend trifft sie auf den Archäologen Stephen Caine, der mehr darüber zu wissen scheint. Doch was kann er ihr berichten und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Melissas Vater auf sich?

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Ann Murdoch

Symphonie der Geister: Romantic Thriller

Cassiopeiapress Spannung

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Symphonie des Grauens

von Ann Murdoch

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

Der Umfang dieses E-Book entspricht 105 Taschenbuchseiten.

 

In einer Ausstellung über die Ritterzeit in einem Londoner Museum berichten Besucher immer wieder von Geistersichtungen. Die junge Wissenschaftlerin und Tochter des Museumsdirektors, Melissa Wilson, glaubt ihnen zunächst nicht, bis sie selbst eine solche Erscheinung erlebt. Noch am gleichen Abend trifft sie auf den Archäologen Stephen Caine, der mehr darüber zu wissen scheint. Doch was kann er ihr berichten und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Melissas Vater auf sich?

 

1

Das kleine Weston-Cone-Museum im vornehmen Stadtteil Belgravia in London hatte über die Jahre hinweg immer wieder besonders aufsehenerregende Ausstellungen zu Stande gebracht. Das lag voll und ganz im Sinne des Stifters, der neben seinem Namen auch eine ziemlich große Summe eingebracht hatte, damit viele Ausstellungen stattfinden konnten, die andere Museen in dieser Form nicht darstellten. Kenner erinnerten sich gerne an „Das mörderische Theater“ oder „Die Sphinx vor der Haustür“, bei denen Leihgaben gezeigt wurden, die große etablierte Museen nicht bekommen hatten.

Auch jetzt war „Die Ritterzeit – Kultur und Tod“ ein Anziehungspunkt, dem viele Interessierte nur zu gern folgten. Der Direktor des Museums, Professor Dorian Wilson, besaß die Fähigkeit, die Ausstellungsstücke so zusammenzustellen, dass ein plastisches Bild der jeweiligen Zeit entstand. In erster Linie ging es dieses Mal um die Ritterzeit mit Ausbildung und Waffen, wie auch das tägliche Leben mit Religion, Kultur und Freizeit, und die Exponate waren durchweg hochkarätig. Hellebarden, Pfeil und Bogen, Dolche, Schwerter, alles sorgfältig ausgesucht; dazu aber auch Folterinstrumente, die schon beim bloßen Betrachten eisige Schauder über den Rücken jagten.

Im Gegensatz dazu gab es Alltagsgegenstände, Kleidung, Musikinstrumente, und einige ausgesuchte Bücher, die von der hohen Handwerkskunst zeugten.

Professor Wilson und seine Tochter Melissa hatten die Ausstellung so gestaltet, dass eine Reihe von lebensgroßen Puppen eine eindringliche Darstellung vom Gebrauch der Waffen zeigten. Es gab voll gerüstete Ritter, die sich mit den Handwaffen schlugen, und die Besucher durften unter Aufsicht sogar selbst ausprobieren, mit welchen Gewichten, Schwierigkeiten und Hindernissen die Menschen der damaligen Zeit zu tun hatten. Dazu gehörte beispielsweise auch die Tatsache, dass die Rüstungen sehr schnell vom Rost befallen wurden. Wer es wagte, durfte dann die Folterkammer betreten, in der ebenfalls lebensechte Puppen die Qual und Grausamkeit deutlich veranschaulichten.

Janine Mason und ihr Freund Oliver Jones waren ziemlich blass im Gesicht, schon bevor sie die Folterkammer betraten. Die junge Frau holte erschreckt tief Luft, als sie sich einer Person gegenüber befand, die mit schmerzverzerrtem Gesicht und offenem Mund vor ihr saß. Das rechte Bein steckte in einem spanischen Stiefel, einer Art Metallröhre, die man aufklappen konnte wie einen Schrank. Darin saßen nadelspitze Dornen, die sich in das wehrlose Fleisch bohrten, Muskeln, Sehnen und Knochen zerstörten und dauerhafte Schäden hervorriefen. An der Seite des Foltergerätes sickerte scheinbar Blut heraus.

An einer Wand hing ein Mann in eisernen Ketten, an den Handgelenken aufgehängt, und auf einem Streckbett lag eine Frau, deren Gesicht ebenfalls von der empfundenen Qual zeugte. Das alles wirkte so lebensecht, dass Menschen mit schwachen Nerven einem Herzschlag nahe kamen. Natürlich standen schon am Eingang des Museums Schilder, die davor warnten, die Folterkammer zu betreten, aber genau dieser Hinweis reizte die Besucher natürlich.

Janine und Oliver jedenfalls tasteten nach der Hand des jeweils anderen, als sie die lebensnahen Szenen betrachteten.

„Mein Gott, das ist ja grausam“, stieß die junge Frau hervor. „So was hat man früher wirklich getan?“

„Ich glaube, das und noch viel mehr“, erwiderte ihr Freund ernst. „Aber ich sage dir, diese Ausstellung ist großartig. Das werde ich in der Studentenzeitung auch so schreiben. Besonders diejenigen, die Geschichte studieren, sollten unbedingt hierherkommen.“

Janine schien seine Begeisterung nicht so ganz zu teilen, so dass sie sich nicht noch länger hier aufhalten wollte. „Lass uns gehen“, bat sie. „Mir wird ganz übel, wenn ich da nur hinsehe.“

Die beiden befanden sich im Augenblick allein hier, es war kurz vor Schließung der Ausstellung, und der Sicherheitsbeamte, der sonst am Eingang stand, war bereits dabei, seinen Tagesbericht zu schreiben.

Janine schrie plötzlich auf. „Da, da hat sich etwas bewegt.“

Oliver blickte in die angegebene Richtung, zog dann aber seine Freundin dicht an sich. „Du täuschst dich, mein Liebes, aber das ist in dieser Umgebung nun wirklich kein Wunder. Na komm, wir gehen wieder hinaus.“

Doch dann blieb ihm der Mund offen stehen, auch er hatte jetzt etwas gesehen. Das Entsetzen lähmte die beiden förmlich, sie mussten eine absolut unglaubliche Szene mit ansehen.

Aus dem Nichts tauchten zwei Männer auf, der eine von ihnen hielt einen Gegenstand in der Hand, den die beiden jungen Leute nicht genau erkennen konnten, der andere drang mit einem Schwert auf ihn ein. Obwohl der erste versuchte, dem tödlichen Streich zu entgehen, gelang ihm das nicht, er wurde von der scharfen Klinge durchbohrt, fiel zu Boden, und sein Mörder schlug ihm gnadenlos den Kopf ab.

„Nein, nein, das dürfen Sie nicht“, schrie Janine und rannte auf die beiden zu – nur um festzustellen, dass da gar nichts war und ihre Hände ins Leere griffen. Erneut löste sich ein Schrei aus ihrer Kehle.

Es dauerte nur Sekunden, bis eine Frau die Folterkammer betrat. Sie besaß ein ebenmäßiges Gesicht, kluge braune Augen und streng im Nacken zusammengebundene dunkle Haare. Ihr blauer Hosenanzug wirkte geschäftsmäßig, nur eine außergewöhnlich extravagante Brosche durchbrach das Bild der kühlen und unpersönlichen Mitarbeiterin. Ein kleines Namensschild wies sie als Doktor Melissa Wilson aus.

„Verzeihen Sie, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie ruhig, obwohl ihre blauen Augen verärgert auf dem Pärchen ruhten. Doch das Entsetzen in den beiden jungen Gesichtern war nicht gespielt, aber vermutlich war es dennoch auf die Umgebung zurückzuführen. Ungeduldig dachte Melissa etwas genervt, es besser wäre gewesen, hätten die zwei das Warnschild beachtet und vor allem befolgt.

Stumm, mit weit geöffnetem Mund, deutete Janine in Richtung der Wand. Melissa schaute dorthin, sah aber nichts Ungewöhnliches.

„Aber da waren doch gerade noch ... er hat ihn umgebracht ... mit einem Schwert – vor unseren Augen“, brachte die junge Frau stammelnd hervor.

Melissa seufzte innerlich. Da war wieder einmal mit jemandem die Fantasie durchgegangen. Nicht zum ersten Mal übrigens.

„Kommen Sie bitte“, bat sie energisch und versuchte das Paar sanft aus der Folterkammer zu schieben.

„Aber wir haben es gesehen, beide“, beharrte Oliver.

„Was haben Sie gesehen?“, wollte die Wissenschaftlerin sachlich wissen. Jones machte einen eigentlich ganz vernünftigen Eindruck. Hatte er sich wirklich von dieser unheimlichen Atmosphäre anstecken lassen? Doch er berichtete möglichst unaufgeregt, was er gesehen hatte, aber plötzlich kam er sich selbst unglaubwürdig vor und wechselte einen Blick mit Janine, die tapfer weitererzählte.

Melissa schüttelte den Kopf, lächelte nun aber. „Dieser Raum ruft manchmal sehr seltsame Gedanken in uns allen hervor. Gehen Sie nach Hause und versuchen Sie abzuschalten. Sie werden sehen, dass Sie sich schon morgen selbst darüber amüsieren werden.“

Die beiden ließen sich nur zu gern beruhigen, mittlerweile glaubten sie selbst an Halluzinationen. Gleich zwei Geister? Nein, sie hatten sich bestimmt ins Bockshorn jagen lassen. Ein erleichtertes Lächeln spielte um die Lippen von Janine.

„Entschuldigen Sie bitte, aber das alles wirkte so echt – ich meine ...“

„Ist schon in Ordnung“, beruhigte Melissa Wilson. „Ich hoffe, Sie hatten trotzdem etwas Freude an der Ausstellung. Empfehlen Sie uns bitte weiter.“

Aufatmend schloss sie die Eingangstür und verriegelte sie dann. Sie ging in ihr Büro und rief ihren Vater an, der das Museum leitete und in erster Linie für die Ausstellung verantwortlich war.

„Dad, ich habe gerade wieder zwei Leute gehabt, die fest behaupteten, Geister gesehen zu haben.“

Professor Dorian Wilson am anderen Ende lachte leise auf. „Sind wir vielleicht doch etwas zu realistisch mit der Darstellung geworden? Es tut mir leid, dass du dich damit herumschlagen musst, Melissa. Mach dir weiter keine Gedanken, wahrscheinlich wird es noch mehr geben, die nach dem Besuch der Ausstellung schlecht schlafen. Aber etwas anderes, mein Kind, möchtest du heute Abend hierher zum Essen kommen?“

Melissa lebte seit einiger Zeit in einer kleinen Wohnung in London, ihr Vater hingegen wohnte seit Jahrzehnten auf Thorwald Manor, einem stattlichen Herrenhaus außerhalb der Stadt, das seine viel zu früh verstorbene Ehefrau Charlotte als Mitgift bekommen hatte. Es behagte ihm nicht, dass sein einziges Kind so weit entfernt war, und immer wieder wies er darauf hin, dass im Haus mehr als genug Platz war, um sich auch aus dem Wege zu gehen. Aber seine Tochter liebte ihre Unabhängigkeit und lehnte die Angebote des Vaters immer wieder ab. Doch zum Essen kam sie gern, die Köchin, Emily Crompton, war eine wahre Zauberin am Kochtopf.

„Ich komme gern, in zwei Stunden bin ich da, vielleicht kann ich dir bis dahin auch noch mehr über die Geister erzählen, die ich bisher leider noch nicht gesehen habe“, versprach sie.

Draußen war es schon dunkel, der Herbst war angebrochen, und ein kalter Wind pfiff durch die Straßen, wirbelte Blätter umher und trieb feine kalte Regentropfen gegen Häuser und Menschen. Es war diesig und die hereinbrechende Dunkelheit machte die Umgebung ungemütlich.

Melissa überzeugte sich, dass das Museum wirklich leer war. Ihre Mitarbeiterin Mary hatte heute etwas früher gehen müssen, die Wissenschaftlerin musste sich daher um alles selbst kümmern. Zum Schluss schaltete sie die Alarmanlage ein, nickte dem Nachtwächter zu und verschloss die Tür von außen sorgfältig. Der eisige Wind ließ ihre Haare jetzt vor dem Gesicht flattern, für einen Augenblick war sie fast blind. Sie strich sich die Haare zurück und hielt verblüfft inne. Zwei Menschen befanden sich plötzlich hier. Einer von ihnen trug fremdländische Kleidung und einen Gegenstand in der Hand, den sie nicht wirklich erkennen konnte. Der andere jedoch war eindeutig ein Ritter mit einem Schwert. Er ging auf den ersten Mann zu und attackierte ihn heftig.

Melissa schüttelte den Kopf, bekam sie nun auch Halluzinationen? Doch sie konnte sich nicht rühren und schaute der makabren Szene grauenvoll fasziniert zu.

Es gelang dem Ritter, dem anderen Mann sein Schwert in den Leib zu stoßen, der fiel zu Boden, und der Ritter vollendete seine grausige Tat, indem er dem Schwerverletzten den Kopf abschlug.

Melissa wollte schreien, auf die beiden zulaufen, diesen schrecklichen Mord verhindern, aber sie konnte sich nicht rühren. Eine feine Melodie lag in der Luft, wie von einem ganz leisen Orchester. Die liebliche Melodie wirkte skurril angesichts der blutigen Mordtat.

„Das ist doch nicht möglich“, murmelte die junge Wissenschaftlerin ungläubig und ging auf die beiden Gestalten zu. Mit ausgestreckter Hand wollte sie die Männer berühren, aber die Finger spürten nur eisige Kälte, keinen festen Körper.

„Nein“, flüsterte sie entsetzt und taumelte unbewusst rückwärts.

„Hoppla, jemand aus Fleisch und Blut“, sagte eine warme männliche Stimme, dann fühlte Melissa, wie zwei starke Hände sie festhielten, damit sie nicht zu Boden fiel. Sie versuchte trotz des Schreckens in ihrem Inneren beherrscht zu bleiben.

„Entschuldigen Sie bitte, ich war wohl unaufmerksam“, brachte sie einigermaßen höflich hervor. Sie blickte in ein sympathisches Gesicht mit dunklen Augen, einem Grübchen im Kinn und schmalen Lippen, die sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen.

„Ich habe es auch gesehen, Madam, und ich muss gestehen, das sah wirklich grausig aus.“

„Was? Was haben Sie gesehen?“

„O bitte, machen wir uns doch nichts vor, wir sind intelligente praktisch denkende Menschen, die eigentlich nicht an Geister glauben, und trotzdem haben wir keine Erklärung ...“

„Ich glaube, es geht Ihnen nicht gut“, stieß sie hervor, dabei war sie selbst leichenblass.

„Leugnen hilft uns auch nicht viel weiter, Dr. Wilson. Wir sollten dieser Angelegenheit lieber auf den Grund gehen.“

Sie runzelte die Stirn. „Woher kennen Sie meinen Namen?“

Gespielt nachdenklich legte er einen Finger an die Lippen. „Doktor Melissa Wilson, neunundzwanzig Jahre alt, Studium der Anthropologie und Geschichte des Mittelalters, Abschluss mit höchster Auszeichnung. Tochter von Professor Dorian Wilson, der sich einen Namen als Experte für das Mittelalter und seine Kriege gemacht hat. Sie haben archäologische Ausgrabungen durchgeführt in Ägypten, Angkor Wat und Schottland, bevor Sie dem Ruf Ihres Vaters an dieses Museum gefolgt sind. Sie sind nicht verheiratet, äußerst tüchtig in Ihrem Beruf und gelten als die Nachfolgerin des Professors, sobald er hier aufhören sollte. Und im Nationalmuseum möchte man Sie gerne abwerben, was bisher daran gescheitert ist, dass Sie sich beharrlich weigern. Habe ich etwas vergessen?“

Mit einem treuen unschuldigen Blick schaute er sie an, und Melissa musste eingestehen, dass er im Grunde umwerfend gut aussah. Glatte, gut rasierte Haut bedeckte die Kinnpartie, die Kleidung war ausgesucht lässig, und seine Hände waren sehr gepflegt.

„In der Tat, da Sie haben etwas vergessen, Sir“, erwiderte sie empört und doch amüsiert. „Sie haben sich mir gegenüber nicht vorgestellt, und Sie haben vergessen mir zu erklären, woher Sie alle diese Einzelheiten wissen und warum.“