T a t o r t  an der Kö-Verlängerung - Gabriele Kox - E-Book

T a t o r t an der Kö-Verlängerung E-Book

Gabriele Kox

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Beschreibung

Der grauenvolle Anblick des obdachlosen Toten hat sich tief in das Gehirn von Mike Muck eingebrannt. Der Ermittler der Mordkommission kann nicht begreifen, welches Motiv jemand haben kann, die Morde von vor zehn Jahren bis ins kleinste Detail nachzuahmen, da der dafür verurteilte Täter immer noch seine Strafe verbüßt. Ist hier lediglich ein Trittbrettfahrer am Werk oder ist der noch Inhaftierte tatsächlich an den Morden beteiligt? Als seine schwangere Lebensgefährtin spurlos verschwindet, beginnt für Mike ein Wettlauf mit der Zeit, da er nicht nur einem Killer hinterherjagen, sondern auch noch um das Leben seiner Liebsten bangen muss.

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Inhalt

Cover ………………………………………… 2

Titel ……………………………………..…… 3

Impressum ………………………………… 4

Über die Autorin ………………………….… 5

Zum Buch …………………………………… 6

Widmung ………………………………….… 7

Vorwort ……………………………………… 8

Roman ………………………………………. 9

G a b r i e l e K o x

T a t o r t

an der

Kö-Verlängerung

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek: Die Deutsche National-bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage: März 2023

Impressum

Texte und Covergestaltung:

Copyright © 2023 Gabriele Kox

Druck und Verlag:

epubli – ein service der neopubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Gabriele Kox wurde 1961 in Düsseldorf geboren. 1980 beendete sie erfolgreich eine Ausbildung zur Bürokauffrau in einem großen Unternehmen in Düsseldorf, in dem sie noch heute, seit über vierzig Jahren, hauptberuflich als Sachbearbeiterin tätig ist. Seit 2008 lebt Gabriele Kox in Hilden im Kreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen. Im Jahre 2013 entdeckte Gabriele Kox erstmals die Lust am Schreiben.

Zum Buch

Der grauenvolle Anblick des obdachlosen Toten hat sich tief in das Bewusstsein von Mike Muck eingebrannt. Der Ermittler der Mordkommission kann nicht begreifen, welches Motiv jemand haben kann, die Morde von vor zehn Jahren bis ins kleinste Detail nachzuahmen, da der dafür verurteilte Täter immer noch seine Strafe verbüßt.

Ist hier lediglich ein Trittbrettfahrer am Werk oder ist der noch Inhaftierte tatsächlich an den Morden beteiligt?

Als seine schwangere Lebensgefährtin spurlos verschwindet, beginnt für Mike ein Wettlauf mit der Zeit, da er nicht nur einem Killer hinterherjagen, sondern auch noch um das Leben seiner Liebsten bangen muss.

Danke an …

… Helmut M.,

der mein Manuskript mit Genauigkeit gegengelesen hat. Danke für die wertvollen Vorschläge und hilfreichen Kommentare zum Text.

Der grauenvolle Anblick des obdachlosen Toten hat sich tief in das Gehirn von Mike Muck eingebrannt. Der Ermittler der Mordkommission kann nicht begreifen, welches Motiv jemand haben kann, die Morde von vor zehn Jahren bis ins kleinste Detail nachzuahmen, da der dafür verurteilte Täter immer noch seine Strafe verbüßt.

Ist hier lediglich ein Trittbrettfahrer am Werk oder ist der noch Inhaftierte tatsächlich an den Morden beteiligt?

Als seine schwangere Lebensgefährtin spurlos verschwindet, beginnt für Mike ein Wettlauf mit der Zeit, da er nicht nur einem Killer hinterherjagen, sondern auch noch um das Leben seiner Liebsten bangen muss.

Die dunklen Wolken am Himmel, das kurze Aufleuchten und das krachende Geräusch am Firmament deuteten auf ein gewaltiges Unwetter hin. Christian Chan torkelte in Richtung Graf-Adolf-Platz, um sich eine trockene Bleibe in der Straßenbahn zu sichern. Als er die heranfahrende Bahn erblickte, machte er kehrt und schlenderte Richtung Königsallee.Der Regen peitschte ihm ins Gesicht. Er war enttäuscht über den verpassten Anschluss und blieb einen Moment auf der kleinen, nassen Mauer stehen, die die Straße vom Kö-Gärtchen trennte, um nach einem geeigneten Schlafplatz zu suchen. Wütend schlug er den Kragen seines abgetragenen Wollmantels hoch, fingerte eine Flasche Rotwein aus seiner Manteltasche und trank sie in einem Zug leer. Bevor er mit voller Wucht gegen den überfüllten Mülleimer trat, schmetterte er die Weinflasche auf den Steinboden, die in zahlreichen Scherben zersprang. Betrunken und durchnässt wankte er auf die Parkbänke an der Kö-Verlängerung zu. Er hielt abrupt inne, als er eine Gestalt mit einer roten Kapuzenjacke und ausgelatschtem Schuhwerk erblickte, die mit dem Rücken zu ihm lag. Sein Blick ruhte auf den braunen, fingerlosen Handschuhen, die auf einen Gleichgesinnten hindeuteten, der vermutlich seinen Rausch ausschlief. Christian kümmerte sich nicht weiter um die auf der Bank liegende Person, setzte sich auf die freie Parkbank, mit direktem Blick auf die Bronzefigur, die den rechten Arm mit einer Kugel in der Hand zum Wurf ausgestreckt hatte. Sein Blick glitt zu ihrem Busen, der sich durch den Schwung der Bewegung aus dem Kleid entblößt hatte. Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen lehnte er sich mit geschlossenen Augen zurück und schwelgte in Erinnerungen, als er noch ein intaktes Familienleben geführt hatte. Er wischte sich mit dem Handrücken die Regentropfen aus dem Gesicht, um besser zu sehen. Neugierig richtete er seinen Oberkörper auf, als er etwas am Handgelenk der Statur hängen sah. In dem Moment, als er sich aufrichtete, wurde er durch ein Geräusch aufgeschreckt. Er hielt die Luft an. Vermutlich handelte es sich um eine Ratte, die sich am Müll zu schaffen machte. Christians Blick war überall, sein Kopf bewegte sich ständig. Er wollte weglaufen, aber er bewegte sich nicht. Nachdem er seine Schockstarre überwunden hatte, drehte er seinen Kopf zur Seite und war überrascht, dass die Parkbank nun leer war. Aus dem Augenwinkel sah er etwas auf sich zukommen. Gerade als er aufspringen wollte, wurde er von einem stechenden Schmerz am Hals getroffen, als 500 000 Volt seinen Körper durchzuckten. Eine Sekunde später war alles schwarz um ihn herum. Der Mann fiel orientierungslos wie ein nasser Sack von der Parkbank und schlug mit einem dumpfen Geräusch mit dem Kopf auf dem harten, nassen Asphalt auf. Er lag auf der Erde. Kalte Hände legten sich um seinen Hals und drückten so lange zu, bis das Heben und Senken seines Brustkorbes vollständig verebbt war.

Sein Körper zuckte nicht mehr …

Sie kannten sich schon seit der Schulzeit. Marie Maas und Alina Flamm waren durch dick und dünn gegangen. Trotz unterschiedlicher Charaktere hielten die Freundinnen zusammen. Dies änderte sich auch nicht, als Marie auf Alinas Geburtstag ihre große Liebe kennengelernt hatte.

Die geladenen Gäste waren zwischen dreißig und fünfundvierzig Jahre alt und sehr gesellig und amüsierten sich prächtig. Es war ein gelungenes Fest, bis Alinas ehemalige Fitnesstrainerin in männlicher Begleitung auf der Party auftauchte. Angelika Muck fiel auf, weil sie sich für ein Outfit entschieden hatte, das für einen runden Geburtstag unangemessen war. Jedermann blickte unfreiwillig auf die freizügig geschnittene Seidenbluse, die perfekt mit ihrer Haarfarbe harmonierte. Angelika trug ihr langes rotes Haar zu einer Hochsteckfrisur. Dadurch kamen ihre feinen Gesichtszüge noch mehr zur Geltung. Ihre helle Haut glänzte mit einer Vielzahl von Sommersprossen. Die großen braunen Knopfaugen passten zu der gelungenen Nasenkorrektur und zum spitzen Kinn. Angelikas drahtiger Körper war aufgrund des täglichen Trainings zu muskulös. Die eng geschnittene Hose von Chanel war sehr figurbetont, aber ansonsten …

In der Muckibude wurde sie scherzhaft als die Eiskönigin bezeichnet, da sie weder wahre Freude noch Trauer empfinden und äußern konnte. Trotz unzähliger psychotherapeutischer Behandlungen waren keine positiven Wesensveränderungen an ihr festzustellen. Die Therapien schienen an ihr abgeprallt zu sein. Sie haben nichts bewirkt, rein gar nichts. Sie wollte weiterhin im Mittelpunkt stehen und suchte weiterhin nach Anerkennung. Angelika war überzeugt, dass sie im Vergleich zu anderen Menschen immer besser abschneiden musste. Ihre mangelnde Selbstsicherheit begegnete sie mit der Flucht nach vorn und neigte zu theatralischer, affektierter Selbstdarstellung. Wenn keiner der Anwesenden sie anblickte, täuschte sie vor, dringende Telefonate zu führen. Sie sprach dann so laut, dass die Menschen um sie herum automatisch auf sie aufmerksam wurden. Marie empfand ihre Stimme als besonders unangenehm, da sie unmittelbar neben ihr stand und sie Tage nach der Begegnung immer noch in ihren Ohren hallte. Nachdem Angelika ihre Aufmerksamkeit erhalten hatte, beendete sie das vorgetäuschte Gespräch und wischte das Handy am Oberschenkelhosenbein ab und steckte es ein. Angelika konnte diese Eigenart nicht ablegen, die Mike immer schon irritiert hatte.

Wie sich im Verlauf des Abends herausstellte, war ihr Begleiter genau das Gegenteil. Mike Muck, der seit über zwanzig Jahren mit Angelika verheiratet ist, hat eine humorvolle, sympathische und offene Ausstrahlung. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Vorzeige-Ehe nur eine Phrase war.

Alinas Geburtstagsfeier war der Glückstag ihrer besten Freundin Marie, weil Mike Muck alles verändert hat.

Mike Muck parkte seinen Dienstwagen abseits des Trubels und lief durch die Menschenmenge. Am Kö-Südende angekommen, war das gesamte Gebiet um den kleinen Garten an der Graf-Adolf-Straße/Ecke Königsallee weiträumig mit Flatterband abgesperrt. Dahinter waren ein Haufen Männer in Uniform und der Erkennungsdienst im Einsatz. Die Spurensicherung (SpuSi) läuft bereits auf Hochtouren. Als Mike seinen Dienstausweis vorzeigte, hielt ein Beamter wortlos das Absperrband hoch, um ihm den Durchgang zu ermöglichen. Unter dem aufgebauten Faltpavillon zog er Schutzkleidung und Füßlinge über, der sich als Schutz vor Schaulustigen und als Wetterschutz bewährt hatte. Zügig ging er zu den Gestalten in Weiß, die sich um den am Boden Liegenden versammelt hatten.

„Die SpuSi war sehr schnell“, sagte er zu Kriminaloberkommissar Karl-Heinz Valle, der sein Team seit vier Jahren verlässlich als seine rechte Hand unterstützt. Trotz der Wertschätzung seines Stellvertreters waren Mike Muck und sein Kollege nicht immer dienstlich auf derselben Wellenlänge. Dies lag unter anderem daran, dass sie nicht auf einer Ebene standen, da Mike seit fünfzehn Jahren Leiter der Mordkommission im Kommissariat 11 in Düsseldorf war.

Muck blickte auf einen nackten Rücken. Er fand keine Spuren von Gewalt. Das Gesicht des Mannes lag auf dem matschigen Boden. Um seinen Kopf herum befand sich getrocknetes Blut.

Sein Kollege erklärte unmissverständlich: „Christian Chan, 56 Jahre alt, obdachlos.“

„Woran erkennst du, dass er ohne festen Wohnsitz war?“

„Die Kleidung und die Geldbörse mit abgelaufenem Ausweis lagen neben der Leiche. Ich habe die Anschrift bereits überprüfen lassen.“

„Tatwaffe?“

„An dem Tatort wurden keine weiteren Gegenstände gefunden.“

„Ist der Ort, an dem die Leiche gefunden wurde, auch der Ort für das Verbrechen? Hat ihn schon jemand berührt?“, wollte Mike wissen.

„Nein, wir warten immer noch auf den Rechtsmediziner.“

Während sie geduldig auf Julius Herbst warteten, war ein Polizist am Absperrband lautstark mit der Entfernung einer randalierenden Person vom Tatort beschäftigt. Karl-Heinz eilte ihm unaufgefordert zur Hilfe. Mike zog Einmalhandschuhe über und drehte die Leiche auf den Rücken. Ihm wurde ein Anblick des Grauens geboten, sein Herz schlug in seiner Brust. Seine Haut war von einer Gänsehaut durchzogen und seine feinen Unterarmhaare waren kerzengerade. Er erinnerte sich an die Morde von vor zehn Jahren, als wären sie erst gestern gewesen. Er drehte die Leiche wieder um und deckte sie mit einem Tuch ab. Das Heulen eines Motors war aus der Ferne zu hören.

Mike Muck erkannte den Wagen des Rechtsmediziners Prof. Dr. Julius Herbst, der im ganzen Kommissariat gefürchtet war. Mit spitzer Miene und ohne ein Wort der Begrüßung ging das Scheusal an Mike vorbei. Er zog sich keinen Schutzanzug über, um die Übertragung von Spuren zu vermeiden, wie andere es taten. Das Arschloch spiegelte sich nicht nur in seinen fehlenden Umgangsformen wider, sondern auch in seiner respektlosen Art und Missachtung jeglicher Regeln. Der Rechtsmediziner ging in die Hocke und entfernte das weiße Tuch vom Körper. Er sah sich die nackte Leiche in Bauchlage an, drehte den Toten auf den Rücken und starrte in das entstellte Gesicht. Der Tote war besonders im Bereich des Kopfes und des Unterleibs von einer riesigen Blutlache umgeben. Bei der vorläufigen Leichenschau stellte Herbst tiefe Stich- und Schnittverletzungen fest. Zur Feststellung des Todeszeitpunktes überprüfte er die Temperatur und suchte den Körper nach Totenflecken ab. Er verzichtete auf die Prüfung des Pulses und legte das Laken auf die Leiche. Als Karl Heinz zurückkam und ebenfalls in die Hocke ging, hob er das Tuch an, um zu sehen, was darunter war.

„Was zum …“.

Der Kriminaloberkommissar verlor für einen Moment die Kontrolle. Er schluckte mehrmals hintereinander, konnte seine letzte Mahlzeit jedoch zurückhalten. Sein Blut gefror in den Adern. Er hatte viel gesehen, aber das hier übertraf alles, was er seit seiner Arbeit bei der Polizei gesehen hatte.

„Können Sie schon etwas zur Tatwaffe oder zum Todeszeitpunkt sagen?“, fragte Mike jetzt den Rechtsmediziner.

Prof. Dr. Herbst zog die Augenbraue hoch.

„Außer einem unkenntlich zugerichteten Gesicht, einem eingeschlagenen Schädel, zahlreichen Einstichen in Bauch und Brust, einer kompletten Kastration und dem …“

Herbst stockte mitten im Satz. Er zeigte auf das Brandmal auf der linken Brust mit dem Finger. Seine Körpersprache und sein Blick sagten mehr als tausend Worte.

„Wie bei den Bekkers Morden, nicht wahr?“, fragte Muck.

„Es sieht tatsächlich so aus. Genauere Informationen kann ich erst nach der Obduktion abgeben.“

Auf Empfehlung des Rechtsmediziners wurde der Leichnam in die Pathologie gebracht.

Mike war auf dem Weg zum Präsidium von der Presse belagert worden.

„Können Sie bestätigen, dass es sich hier um einen männlichen Leichnam handelt?“, wollte eine Reporterin wissen.

Mike antwortete zu jeder Frage, die ihm gestellt wurde, mit „Kein Kommentar“.

Die morgendliche Besprechung fand im Präsidium statt. Als Mike Muck das Licht löschte, um den Oberlichtprojektor zu starten, verstummten die Stimmen. Auf der Leinwand zeigte Mike mit einem Laserpointer drei schrecklich zugerichtete Leichen und informierte sein Team über die vielen Jahre zurückliegenden Bekkers Morde. Er räusperte sich mehrfach, bevor er mit belegter Stimme weitersprach.

„Die Männer wurden vor zehn Jahren bestialisch ermordet und wie ein Stück Vieh nackt liegengelassen. Jedes Mal nach demselben Muster. Der Täter hatte bei allen Opfern das Zigarettenbrandmal genau an dieser Stelle hinterlassen“, führte er seine Ausführungen weiter aus.

Die Gruppe blickte mit ungläubiger Spannung auf den roten Punkt, der sich auf dem Brandmal kreisförmig bewegte.

„Die Morde gingen auf das Konto von Rolf Bekkers.“

„Welches Motiv hatte dieser Bekkers?“, fragte Valle, sein Stellvertreter.

„Er hat einen Rachefeldzug gegen seinen Vater geführt, der ihn über Jahrzehnte missbrauchte.“

„Und das Brandmal?“

„Er war Kettenraucher und hat seinem Sohn zahlreiche Verbrennungen zugefügt.“

„Ist es sicher, dass Rolf Bekkers wirklich der Mörder war?“, fragte Valle.

„Ja, obwohl er die Morde niemals gestanden hat“, antwortete Muck und zeigte erneut auf die Leinwand, um fortzufahren.

„Gestern fand man diesen Mann am Kö-Südende. Sein Name lautet Christian Chan. Aktuell gibt es noch keinen Obduktionsbericht. Die Merkmale sind jedoch mit den Fällen von vor zehn Jahren vergleichbar.“

Isabel Pen hat nach Informationen der Spurensicherung gefragt. Sie ist die einzige Ermittlerin im Team.

„Die Hundertschaft hat den Park weiträumig durchkämmt, jedoch konnten sie nichts Brauchbares finden, da der Regen den Boden aufgeweicht und alle Spuren verwischt hat.“

„Wo ist dieser Bekkers eigentlich jetzt?“, fragte Karl-Heinz interessiert.

„Er wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.“

Als Mike in die kleine Runde schaute, sah er in das fragende Gesicht seines Stellvertreters.

„Ich verstehe nicht ganz“, entgegnete er überrascht und fuhr sich durch seine grauen Haare.

„Wenn er noch immer sitzt, wer ist dann für den Mord an Christian Chan verantwortlich?“

„Wir müssen genau dieses Geheimnis herausfinden. Vielleicht haben wir es hier auch nur mit einem Trittbrettfahrer zu tun“, sagte Mike.

„Nachahmer nach zehn Jahren?“, fragte Karl-Heinz mit einem zweifelnden Blick.

„Was suchen wir überhaupt?“, wollte Isabel wissen.

„Einen Zusammenhang, aus dem sich ein plausibles Motiv zwischen den Morden von vor zehn Jahren und dem Mord an Christian Chan ergibt“, erwiderte Mike und schaltete den Projektor aus.

Das Telefon klingelte ununterbrochen. Alina zeigte sich genervt, als sie abhob.

„Ja!“

„Alina, bist du das?“

„Wer sonst?“

„Kann ich heute vorbeikommen?“, fragte Marie mit einer glücklichen Stimme.

„Das passt mir heute nicht, denn ich habe mich mit Bruno verabredet.“

„Hast du ihm den Laufpass immer noch nicht gegeben?“

„Nein, er ist und bleibt mein Traummann“, sagte Alina ihrer Freundin.

Marie mochte Bruno nicht, obwohl er ein interessanter Mann war und an jeder Hand mehrere Frauen haben könnte. Eine solche Art von Mann würde keine Frau, die Verstand hatte, von der Bettkante schubsen, außer Marie. Er hatte unruhige Augen, die ihr Angst machten. Wenn er sie ansieht, sah sie zwei schwarze Löcher, die nichts außer Kälte ausstrahlten. Sie war überzeugt, dass er etwas zu verbergen hatte und nicht der Richtige für ihre beste Freundin war.

„Ist etwas passiert?“, wollte Alina wissen.

„Nein, nichts.“

„Für nichts klingst du aber sehr glücklich. Um wie viel Uhr würdest du gerne kommen?“

„Mm, vielleicht um 22:00 Uhr?“

„Was? So spät?“

„Ich werde mich zuerst mit Mike beim Italiener im Medienhafen treffen.“

„Na gut, dann bis heute Abend“, meinte Alina.

Angeschlagen kam Mike Muck vom Dienst nach Hause. Nachdem er seine Schuhe abgelegt hatte, ging er zunächst ins Wohnzimmer.

„Marie, ich bin da!“

Im Haus blieb es still. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich und wollte die letzten Stunden seines Arbeitstages einfach vergessen. Der schreckliche Anblick des obdachlosen Toten hatte sich tief in sein Gedächtnis eingegraben. Er war nicht in der Lage, zu verstehen, warum jemand die Morde von vor zehn Jahren nachahmen könnte.

Durch die Nachricht, die Marie auf dem Küchentisch hinterlassen hatte, wurde das Bedürfnis nach Ruhe zunichtegemacht. Sie hatte einen Tisch beim Italiener reserviert.

Mike stellte sich unter die Dusche. Das lauwarme Wasser rann an seinen Körper und beruhigte seine erhitzten Nerven schnell. Er zog sich frische Sachen an. Dann ging er fast fluchtartig aus dem Haus.

Mike war immer noch nicht eingetroffen. Marie wartete schon fast zwanzig Minuten. Sie schaute immer wieder zum Eingang. Sie suchte nach den richtigen Worten, denn der Grund ihrer Übelkeit, von dem viele Frauen sprechen, wurde heute beim Gynäkologen bestätigt. Marie überlegte, wie sie Mike mit der neuen Situation vertraut machen könnte. Sie zermarterte sich das Gehirn, überlegte sich tausend Sätze und entschied sich schließlich, das Ultraschallbild unter ihren Teller zu legen, falls ihr die richtigen Worte fehlen sollten.