Tatort Naturpark Südschwarzwald - Barbara-Katharina Beck - E-Book

Tatort Naturpark Südschwarzwald E-Book

Barbara-Katharina Beck

4,6

Beschreibung

Der Naturpark Südschwarzwald wird zum wildromantischen Tatort. Das Schicksal lauert, wo die Schönheit des Schwarzwaldes besonders zur Geltung kommt. Zwischen magmatischem Tiefengestein und märchenhafter Kulisse kennt Kriminalität keine Altersgrenze. Durch Zufall verunfallen Opfer. Täter werden zu Opfern und Opfer zu Tätern. Wie das passieren kann? Im Naturpark herrschen eben doch andere Gesetze. 10 Krimi-Kurzgeschichten im Naturpark Südschwarzwald mit Erste-Hilfe- und Freizeit-Tipps.

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Autorin

Barbara-Katharina Beck

Die Autorin wurde in Freiburg im Breisgau geboren. Aufgewachsen ist sie im wunderschönen Dreisamtal. Sie verbrachte eine erlebnisreiche und prägende Kindheit im wunderschönen Naturpark Südschwarzwald. Getreu dem Motto: „Immer in Bewegung“ erlebt sie am liebsten joggend, wandernd oder auf dem Mountainbike die Wälder im Hochschwarzwald.

Die Liebe zum Schreiben begann sehr früh. Mit 8 Jahren durfte sie die ersten Speisekarten des elterlichen Gastronomiebetriebes auf der Schreibmaschine schreiben. Zum 10. Geburtstag schenkte ihr der Großvater eine alte Torpedo 20 Schreibmaschine und brachte ihr bei, wie man Geschichten schreibt. Die Schreibmaschine steht noch heute als Talisman auf ihrem Schreibtisch.

Die Liebe zum Schreiben ist der Fach- und Sachbuchautorin FJS bis heute geblieben.

Für Euch: Karle, Mary, Katharina, Marco, Christina, Gabriele, Michael, Stephan, Marion, Andreas, Vanessa, Geneviève, Rosa, Guiseppe, Fabio, Francesco, Natascha

Inhaltsverzeichnis

Rache ohne Altersgrenze

Todesfalle Luxussaun

Mit 66 Jahren fängt das Morden an

Dumm verblutet

Rassig, temperamentvoll, tot

Im Naturpark…

Grausam nette Todesfälle

Wenn du wüsstest

Donna

Wenn des ruskummt

Freizeittipps

Schlusswort

Danke

Rache ohne Altersgrenze

Es war wieder einer dieser Hochdruckgebiete mitten im Frühjahr. Eine Nebelbank jagte die Andere. Die Wassertropfen waren fein verteilt und luden erst zum lebensbejahenden Spaziergang ein, wenn die Sonne sich durchsetzen würde – ja, wenn sie es tun würde! Karl hatte an diesem Tag einen Arzttermin. Der Spaziergang musste warten. Nichts hasste er mehr als frühes Aufstehen und ewiges Warten in total überfüllten, und stickigen Wartezimmern. Dieses Wartezimmer schien aus dem 21. Jahrhundert zu sein. Es war ein übermoderner Stil ohne Sitzkomfort. Auf völlig unpraktischen und unbequemen Designerstühlen aus Metall mit halbierter Sitzfläche musste er sitzen bis ihm die Arschbacken schmerzten. Dafür war es aber modern. Erst verlagerte er das Gewicht auf die rechte Backe, dann verlagerte er das Gewicht auf die linke Backe. Wie er sich auch verlagerte, es schmerzte irgendwann das gesamte Hinterteil.

Dachte hier mal jemand an die Patienten-Hintern mit Alterssensibilität?

Stundenlanges Warten auf unbequemen Stühlen schien zur Normalität dieser Praxis zu gehören. Dies musste er leider am eigenen Leib feststellen. „Da müssen wir uns eben noch gedulden, Herr Heinrich. Der Herr Doktor ist eben sehr beliebt und hat täglich viele Patienten um die er sich kümmern muss“, entgegnete ihm die Arzthelferin, als er bemüht war, sich freundlich über die, so schien ihm, verhältnismäßig lange Wartezeit zu beschweren. Immerhin war die junge Arzthelferin sehr nett zu ihm und ihr Erscheinungsbild durchaus akzeptabel. Sie kleidete sich sehr modern, was so viel bedeutete wie: reizvoll und knapp. Die meisten jungen Mädchen und Frauen von heute legten Wert darauf, nur das Nötigste ihres Körpers zu bedecken und selbst dies sehr eng und figurbetont. Die Proportionen ihrer Brüste erinnerten ihn an zwei wunderschöne Berge im Hochschwarzwald: den Feldberg und das Herzogenhorn.

Der Feldberg war mit seiner stattlichen Höhe von 1493 Metern der höchste Gipfel des Schwarzwaldes.

Hier befand man sich im größten und ältesten Naturschutzgebiet Baden-Württembergs und der Gipfel bot einen atemberaubenden Blick zu den Französischen Vogesen und der Schweizer Alpenkette. Der zweithöchste Gipfel im Feriengebiet Schwarzwald war das Herzogenhorn. Hier traf der Naturliebhaber auf eine subalpine Pflanzenwelt. Wollgras und Wiesenpieper entfalteten sich mit ihrer Schönheit.

Wie oft schon hatte Karl die Schönheit der Berge genossen. Das war sein Naherholungsgebiet. Anmutig wuchs die goldgelbe Arnika auf ihren mageren und stickstoffarmen Bergwiesen und Borstengrasrasen. Diese Heilpflanze stand unter Artenschutz und prägte auf den Höhenlagen das Gesamtbild. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Schöne doch so nah lag. Er genoss die Berge und jene unbeschreibliche Stille.

Er war ja Naturliebhaber und als solcher liebte er seine Wahlheimat.

Wo waren wir stehen geblieben? Genau, bei den fleischigen Bergen der Arzthelferin. Auch diese Berge fand Karl faszinierend. Zwischen den Bergen hing ein Rubinstein in Herzform. Rot, die Farbe des Feuers, der Erotik und der Liebe. Karl konnte sie leider nicht so scharf wie gewünscht betrachten, was wohl den alternden Augen zu verdanken war, doch das, was er nicht genau sah, schmückte er sich in seiner Fantasie reichlich aus. Er wünschte sich in diesem Moment den Augenarzttermin vorgezogen zu haben, dann hätte er in ihren Ausschnitt und auf das knapp bedeckte Hinterteil besser, sprich: „schärfer“ schauen können.

„Herr Heinrich, ich habe hier noch ein kleines Präsent für sie, einen kleinen Allround-Kalender“, die Arzthelferin reichte Karl ein kleines, schwarzes Büchlein.

„Vielen Dank junge Dame, womit habe ich denn das verdient?“ Karl begann darin zu blättern.

„Diesen Kalender bekommen alle treuen Patienten von uns, es ist ein kleines Dankeschön.“

Das neue Jahr war schon voll im Gange. Um genau zu sagen es war schon Anfang Mai. Trotzdem freute sich Karl über die nette Geste. Er würde gleich seine ersten Notizen darin machen. Ein Griff in sein Sakko und er hatte einen Kugelschreiber in der Hand. Kurz hob er seinen Blick und die nette, junge Arzthelferin drückte ihre Brüste aufrecht in seinen Blickwinkel.

Karl vermerkte in seinem neuen, kleinen, schwarzen Kalender mit Zitaten und Notizseiten in ganz großen Druckbuchstaben: AUGENARZT VOR HAUSARZT.

Das hatte ihm der Herr Doktor beim letzten Termin ausdrücklich empfohlen: „Herr Heinrich, sie sollten öfter abschalten und andere Dinge beobachten.“ Mit „abschalten“ meinte er den Fernseher. Zu häufiges Fernsehen (mehr als fünf Stunden täglich), konnte seiner Meinung nach die Gefahr einer Embolie begünstigen.

Der Deutschen liebste Freizeitbeschäftigung war scheinbar mit einem Risiko behaftet.

Als Stammpatient des Hausarztes bekam man immer nützliche Dinge geschenkt: Kalender mit netten Sprüchen, Seifen, Hustenbonbons und als Highlight eine Gesundheitsbroschüre. Letztere war ein Helfer in allen Lebenslagen. Mit der Broschüre konnte Karl den Alltag gelassener angehen und zur inneren Ruhe gelangen. Sie gab einem Tipps in allen Lebensumständen. Ab einem bestimmten Alter fühlte man die nervöse Unruhe mit begleitenden Schlafstörungen schon bei bloßer Betrachtung diverser Zeitschriften in sich. Die Gesundheitsbroschüre sorgte für die optimale Umstrukturierung der eigenen Gedanken und des alltäglichen Lebens. Sogleich lösten sich Anspannungen und die innere Stimmung wurde abrupt aufgehellt. Karl konnte so gelassener in die Zukunft schreiten. Selbst seine eingewachsenen Zehennägel und der hartnäckige Fußpilz wurden in seiner Lieblingsbroschüre thematisiert.

Den wasserlöslichen Anti-Pilz-Lack trug er immer in seiner Manteltasche. Am spannendsten fand Karl die Themen rund um die Demenz, auch wenn er sich, kurz nachdem er den Artikel gelesen hatte, kaum mehr an dessen Inhalt erinnern konnte. Woran das wohl lag?

Auch hätte er fast vergessen, warum er hier in diesem stickigen Wartezimmer eigentlich so lange warten musste und wäre fast schon aufgestanden um nach Hause zu gehen, hätte er da nicht diese grelle Stimme vernommen, die ihn auf den Boden der Realität zurückholte: „Herr Heinrich, Sie dürfen schon mal im Behandlungszimmer Platz nehmen.“ Jetzt erinnerten sich seine grauen Zellen wieder, warum er hier war – und auch sein fast schon wund gesessener Hintern sendete eine Nachricht ans Hirn: „Kneif deine Arschbacken zusammen und verschwinde von hier.“

Zu spät, die Vernunft bewegte seine alten, aber noch mobilen Knochen ins Behandlungszimmer.

„Da müssen wir uns mehr bewegen, Herr Heinrich, gell das werden wir doch tun, nicht wahr“, hatte der nette Doktor als erstes in einer Sopran ähnlichen Stimmlage zu ihm gesagt, als Karl nach zwei Stunden Wartezeit im Warteraum endlich an der Reihe war und den hochheiligen Behandlungsraum mit geröteten, schmerzenden Arschbacken betreten durfte. Karls prall gefüllte Beine schmerzten ebenso wie sein Hintern. Von Tag zu Tag kamen mehr Schmerzen hinzu. Sie kamen und gingen. Es gehörte zum alltäglichen Leben, irgendwann lebendig erleben zu dürfen, wie man langsam ablebte. Wie sich die Muskeln zurückzogen, die Elastizität verloren ging, die Stärke nachließ und der Körper dem Kopf nicht mehr folgen wollte. Was der Kopf befahl ignorierte der Körper gänzlich. Vieles konnte er nicht mehr umsetzen – und einiges setzte er um, obwohl er es nicht wollte. Hierfür gab es immerhin die optimale, anatomisch geformte, dünne Slip-Einlage für den Mann mit unfreiwilligem Harnabgang. Jetzt war er gerüstet in allen Lebenslagen.

Karl ließ sich nicht von seiner kleinen Blasenschwäche, welche sich durch die Nebenwirkung seiner blutdrucksenkenden Medikamente verstärkte, unterkriegen. Laut Doktor war der häufige Harnabgang therapeutisch erwünscht. Das therapeutisch gewünschte Resultat landete bei Karl leider nicht immer rechtzeitig im Pissoir.

Der Arzt betrachtete ihn von allen Seiten, hierfür umrundete er ihn mehrfach mit seinem exklusiven Lederstuhl auf nahezu lautlosen Rollen. Der lautlos rollende Doktor drücke seinen langen, dicken nagelpilzbefallenen Daumen immer wieder auf die verschiedensten Stellen der schmerzenden Beine und hinterließ als Beweis seiner gleich folgenden Diagnose mehrere unschöne Dellen auf Karls Unterschenkeln. Dann brachte der Arzt seinen aufgeblähten Wohlstandsbauch in eine aufrechtere Haltung, räusperte sich mehrmals hinter hervorgehaltener Hand, sah dabei unauffällig auf seine teure Armbanduhr und sprach: „Da haben wir`s - da haben wir aber ganz viel Wasser drinnen, in unseren Beinen, Herr Heinrich.

Nein, nein, das können wir so aber ganz bestimmt nicht lassen.“ Karl war kurz vorm Durchdrehen. Konnte dieser Idiot nicht einfach mal aufhören ihn wie ein Baby zu behandeln? Er wollte nie alt und gebrechlich sein. Er wollte bis zum Ende seines Lebens würdevoll behandelt werden, so wie er auch seine Mitmenschen würdevoll behandelte, seit er in Deutschland war.

Nun im höheren Alter wurde er von seinem leicht adipösen Hausarzt im Plural angesprochen: „Das darf uns jetzt nicht erschrecken, Herr Heinrich, es geht uns doch trotzdem gut, oder? Es geht uns doch trotzdem gut Herr Heinrich, auch mit so viel Wasser in den Beinen, oder?“

„Mir geht es den Umständen entsprechend gut, Herr Doktor und sie können ruhig normal mit mir sprechen, ich bin zwar alt…“ Karl machte eine Verschnaufpause, dann sagte er laut und energisch: „…aber noch lange nicht senil, Herr Doktor!“ Ohne auch nur ansatzweise auf Karls Ausbruch einzugehen, fuhr der Arzt mit seiner Behandlung fort.

„Na dann schauen wir doch mal, was wir da verschreiben könnten.“ Der rollende Doktor verabschiedete sich von Karl, drückte noch einmal fest in sein aufgeschwemmtes Bein um einen weiteren Abdruck auf seinem Unterschenkel zu hinterlassen, dann rollte er kommentarlos und rasant durch die Behandlungstüre hindurch. Im Empfangsbereich prallte er mit seinem rollenden Stuhl gegen die schwarz furnierte Theke der Anmeldung.

Der gestresst wirkende Herr Doktor streckte seiner Arzthelferin einen kleinen Zettel mit unlesbaren Notizen entgegen, gab ihr Anweisungen, was das Rezept anbelangte und rollte wieder zurück. Die Arzthelferin erstellte das bereits unterschriebene Rezept nach Anweisung.

Verschrieben wurden an diesem Tag: Kompressionsbestrumpfung nach Maß bis unterhalb der Knie mit Abschlussbündchen. Karl befand sich offensichtlich schon im Lymphödeme Stadium 1. Des Weiteren bekam er noch eine Packung Diazepam Beruhigungstabletten verschrieben.

Karl überlegte sich kurz mitsamt dem Rezept nochmals ins Behandlungszimmer zu gehen und das Rezept vor den Augen des Arztes hinab zu schlucken. Einfach so, ein bisschen aus Protest und weil Karl einmal ein Zeichen setzen wollte - doch dann bekäme er wahrscheinlich eine Verstopfung und der Arzt würde ihn und seinen Plural womöglich für verrückt erklären und zum Neurologen schicken. „Wir gehen dann jetzt und wünschen dem Herrn Doktor noch einen schönen Tag“, rief Karl lachend in das Behandlungszimmer und winkte dabei. „Humor ist, wenn man trotzdem lachen kann“, dachte sich Karl.

Nach diesem anstrengenden Arztbesuch war ein Spaziergang die beste Medizin. Sich über die Methoden des Arztes aufzuregen lohnte sich nicht. Es wäre eine reine Vergeudung wichtiger Zeit gewesen. Und wer wusste schon, wie viel Zeit zum Leben man noch hatte? Darum widmete sich Karl schöneren Dingen: ausgiebigen Spaziergängen beispielsweise.

Mehr Bewegung war ihm verschrieben worden, dann passte das ja - dabei hatte sich Karl mehr als bewegt, das ganze Arbeitsleben hatte er sich bewegt.

Wenn es darum ging hatte er sich längst zu lebenslanger Vitalität bewegt. Der adipöse Arzt mit Sopranstimme schien sich im Gegensatz zu Karl nur im äußersten Notfall zu bewegen, selbst dann nur auf Rollen. Wer würde ihm mehr Bewegung verschreiben? Warum hatte er keine Laufdich-schlank-Verordnung bekommen?

Zu Karls innerer Stimmung passte das Wetter an diesem Tag überhaupt nicht. Ihm war eine düstere Schlechtwetterfront viel lieber, das passte besser zu seinem finsteren Gedankengut, welches er bekam, wenn er an das Älterwerden dachte. Er wollte nie alt und gebrechlich sein und nun im höheren Alter wurde er sogar von seinem leicht adipösen Allgemeinmediziner nicht mehr respektvoll behandelt: „Wie geht es uns heute, Herr Heinrich?“ Sollte der sich besser um seine eigene Gesundheit scheren.

Unter härtesten Bedingungen hatte er geschuftet, den ganzen Tag um seine Familie und sich durchzubringen. Karl war einer dieser Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Eine geschlossene deutsche Volksgruppe, hieß es. Karl war sich nicht sicher, was schlimmer war, die Diskriminierungen in der Sowjetunion oder die Diskriminierung in Deutschland. Sicher, er hatte seit seinem 10. Lebensjahr Schwerstarbeit leisten müssen und wurde in eine Arbeitsarmee berufen, in der viele Deutsche umkamen, auch seine Eltern. Sie setzten ihn für den Bau von Industrieanlagen, Bahnlinien und Straßen ein. Im Arbeitsdienst hatte er sich dieses Tattoo auf den rechten Oberarm stechen lassen: „PAX“. Es sollte ihm einmal den inneren Frieden bringen, so ein Scheiß, der ließ schon zu lange auf sich warten, der innere Frieden. Ebenfalls lange musste Karl damals auf die Teilrehabilitierung warten, bis ihnen schließlich die Ausreise aus der Sowjetunion erlaubt wurde. Er wollte ausreisen, soviel stand fest - da war dann auch seine Frau verstört, als er ihr mitteilte, dass er erst einmal ohne sie ausreisen wollte. 20

Ein Leben in Freiheit in einem fremden Land und das wollte er ganz alleine, ohne sie, das war für sie sehr verletzend. Sie wollte nicht alleine zurückbleiben, in einem Land ohne Zukunft und so hatte sie ihm angedroht sich umzubringen, falls er alleine ging. Sein Entschluss stand jedoch fest und so hatte sie sich im nahe gelegenen Waldgrundstück einfach angezündet. Der Anblick und der Gestank verfolgten ihn bis heute.

Das war alles, was ihm von ihr in Erinnerung geblieben ist: Schreie auf dem Feld, der gekrümmte, brennende Körper und der Gestank. Er war wie in einer Schockstarre, konnte sie nicht mehr löschen, ihr nicht helfen.

Da stand er damals, unweit von ihr entfernt und nicht in der Lage irgendetwas zu tun, außer dem Leiden zuzuschauen. Ihre starren Augen meinte er noch kurz gesehen zu haben, bevor die Schreie verhallten. Hätte er sie löschen sollen, sich auf sie draufwerfen sollen? Es war doch ihre eigene Entscheidung – und so verbrannte der Körper, wie er glaubte.