Tatort Wien -  - E-Book

Tatort Wien E-Book

4,5

  • Herausgeber: MILENA
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

16 Krimis aus der Feder der österreichischen Sisters in Crime! 16 Autorinnen folgten dem Aufruf der renommierten Schriftstellerin Edith Kneifl, Kurzkrimis für eine Wiener Krimianthologie zu verfassen. Das Ergebnis ist ein Feuerwerk an bösen, morbiden, skurrilen, unterhaltsamen und durchwegs spannenden Kriminalgeschichten. Grausame Rächerinnen, kluge und schöne Mörderinnen, verzweifelte Frauen, die aus Angst und in Notwehr töten, missbrauchte, geschlagene Frauen, die nicht mehr gewillt sind, ihr Elend länger zu ertragen, sadistische oder berechnende Killer, psychopathische Mörder und Frauenhasser oder der nette Mafioso von nebenan: Von der harten, realistisch erzählten Crime-Story bis zur poetischen Vignette - in diesem Band sind sie alle vereint. Mit subtiler Leichtigkeit sprengen die österreichischen Sisters in Crime Grenzen des Genres. Neben nervenaufreibenden Psychothrillern und spannungsgeladenen Polizeikrimis finden sich in dieser Anthologie auch experimentelle Texte. Ein wahrhaft lustvoller Querschnitt durch die mörderische Literaturlandschaft Wiens.

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Seitenzahl: 360

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Edith Kneifl (Hg.)

Tatort Wien

Kriminalgeschichten

Bibliografische Information Der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Cover: Lika TrinklLektorat: Lika TrinklLayout: Vanessa WieserDruck und Bindung: Rema Print, Wien

© der Gesamtzusammenstellung: Milena Verlag 2004© der einzelnen Textbeiträge bei den Autorinnen

A-1080 Wien, Wickenburggasse 21/1-2www.milena-verlag.atALLE RECHTE VORBEHALTEN

ISBN 3-85286-124-1eISBN 978-3-902950-33-8

INHALT

Edith Kneifl

Vorwort

Amaryllis Sommerer

Kabelfleisch

Fran Henz

Mord am Spittelberg

Lisa Lercher

Entscheidungsmatch

Helma Giannone

Der Todestag

Sabina Naber

Tote Gesichter

Fran Henz

Anton

Eva Rossmann

Wiener Kugel, mitten ins Herz

Helga Anderle

Kubanisch zaubern

Beatrix M. Kramlovsky

Und am Morgen beginnt die Nacht

Elfriede Semrau

Noblesse oblige

Helma Giannone

Die Stiefschwester

Ulrike Rainer

Halb sechs

Irmtraut Karlsson

Boisenbergs Arkanum

Edith Kneifl

Festmahl

Dodo Kresse

Die Störung

Susanne Schubarsky

Wien ist anders

Sylvia Unterrader

Nicht die Macht

Sissi Gruber

Die Geburt

»Die Tat als Motiv«

Beatrix M. Kramlovsky über die Sisters in Crime

Die Autorinnen

Die Herausgeberin

VORWORT

Gibt es eine spezifisch weibliche Kriminalliteratur? Die Antwort auf diese Frage lautet meistens: Es gibt nur gute und schlechte Krimis. Die Begriffe »feministisch« und »Kriminalliteratur« erscheinen auf den ersten Blick unvereinbar, ja geradezu gegensätzlich, da im klassischen Krimi traditionell männliche Werte, konservative gesellschaftspolitische Einstellungen und Law & Order-Denken zelebriert werden.

Frauen schreiben seit mindestens einem Jahrhundert Kriminalliteratur, trotzdem ist dieses Genre aufgrund seiner Geschichte für Schriftstellerinnen nach wie vor problematisch. Obwohl die Fiktion Möglichkeiten bietet, Grenzen zu ignorieren, den ProtagonistInnen neue Formen von Widerstand und Auflehnung zuzugestehen, werden auch in der Kriminalliteratur Täterinnen meist heroisiert, dämonisiert oder pathologisiert. Frauen, die töten, gelten sowohl in der Realität als auch in der Literatur entweder als Femmes Fatales oder als frustrierte Frauenzimmer.

In vielen von Frauen geschriebenen Kriminalgeschichten stehen heute nicht mehr das Mordrätsel und seine Auflösung im Mittelpunkt, sondern geht es vielmehr um die Kritik an gesellschaftlichen Zuständen, um die Analyse von Charakteren und die Erforschung der Motive der Gewalt. Die herrschende Moral wird in Frage gestellt, die Kontrolle einer maskulinen Autoritätsfigur wird nicht mehr generell hingenommen.

Unsere berühmte englische Kollegin Ruth Rendall behauptete einmal in einem Interview, Frauen könnten sich besser in abwegige Psychen einfühlen. Ihrer Meinung nach sind Frauen realistischer als Männer und das Gesetz ist für sie nur von Menschen gemacht und daher kein furchterregendes Tabu.

Realistischere Protagonistinnen und widersprüchlich gezeichnete Figuren erleichtern den Leserinnen sicher die Identifikation.

In den letzten Jahren war viel von der Beliebtheit der Frauenkrimis die Rede.

Doch nach wie vor setzen sich mehr Autoren als Autorinnen im Literaturbetrieb durch. Ein Frauen-Krimi-Netzwerk (Autorinnen, Journalistinnen, Verlage, Literaturveranstalterinnen …) wie das der Sisters in Crime könnte dazu beitragen, mit diesem Missstand endlich aufzuräumen.

Als ich die in diesem Buch versammelten 16 renommierten österreichischen Autorinnen um literarische Beiträge für die erste Wiener Frauenkrimianthologie der Sisters in Crime bat, ahnte ich natürlich nicht, was dabei herauskommen würde.

Nahezu alle Autorinnen in diesem Band sprengen auf unterschiedlichste Weise das klassische Schema der Kriminalgeschichte: Verbrechen – Verdacht – Enthüllung. Mit verbrecherischer Heterogenität, verdächtiger stilistischer Bandbreite und enthüllender Vielfalt entgeistern sie den Spuk, es gebe DEN Frauenkrimi, verweigern sie sich jedweder Schubladisierung, lassen sie gar Mord zum Klischee gerinnen.

Und an das Märchen von der Gerechtigkeit, die siegt, glaubt verbindlich keine meiner Kolleginnen mehr. Vielmehr beschreiben sie den alltäglichen Schrecken, die alltägliche Gewalt und die kriminellen Möglichkeiten sogenannter ganz normaler Menschen, und sie schreiben auch über ihre eigenen Ängste und Albträume, versuchen Wut und Aggressionen zu verarbeiten.

Vielleicht geht es auch so mancher von ihnen dabei ähnlich wie Patricia Highsmith, die vermutete, dass wahrscheinlich ein streng unterdrückter verbrecherischer Trieb in ihr wüten würde, weil sie sich so sehr für Verbrechen interessierte …

Edith Kneifl, Wien, im September 2004

KABELFLEISCH

Amaryllis Sommerer

Sie kommt aus dem Waffengeschäft und fühlt sich so richtig gut. Plötzlich scheint alles perfekt. Der laue Frühlingswind, der durch die Stadt streicht, fegt jetzt sogar vor ihr die Straßen sauber. Nur für sie! Keine ätzende Hundepisse, kein Taubendreck, keine angekotzten Gehsteige mehr, nein: Der Weg ist sauber, eben und ganz leicht zu begehen. Selbst der Strom der Passanten scheint sich vor ihr zu teilen, wie einst das biblische Meer vor einem schwächelnden Moses.

Natascha atmet auf. Plötzlich ist ihr alles zuzutrauen. Nicht nur, dass sie dieses Gleichnis in leuchtenden Farben vor sich sehen kann, sie kann sogar in das Bild hineingehen und sich darin gut fühlen. Als Kind hatte sie es stundenlang angemalt. Eine Schwarzweiß-Zeichnung im Katechismus. Kein selbstgezeichnetes Bild, nein, ein vorgedrucktes zum Anmalen: Das Meer teilte sich, Wellenberge türmten sich ehrfurchtsvoll zu beiden Seiten, und Moses schritt unter der Himmelshand eines schützendes Gottes seinem Ziel entgegen.

Ein begehbares Bild, wundert sich Natascha, während sie das kühle Metall in ihrer Manteltasche fühlt, und ich dachte immer, das gibt es nur als Schrank.

Dreizehn Paar Damen- und sechs Paar Herrenschuhe in den unteren Fächern. Die Blusen rechts, die Hemden links. Röcke und Hosen nebeneinander. Draußen die Eltern, noch immer beim Frühstück. Sie denken, Natascha wäre schon längst in der Schule. Sie wissen nicht, dass ihre Tochter in den Schrank gegangen ist und dort wartet, bis die beiden zur Arbeit fahren. Sie wird auch heute nicht zur Schule gehen. Dort ist man nämlich bös zu ihr.

Raus aus den Bildern und Schränken, Natascha! Rein in die milde Zärtlichkeit des Frühlings, der dich endlich wieder zittern lässt. Alles blüht, alles duftet, auch wenn weit und breit keine einzige Pflanze zu sehen ist. Was soll’s? Sie fühlt den blanken Lauf der Pistole zwischen ihren Fingerspitzen und hätte die Welt umarmen können. Sie fühlt sich so gut wie noch nie in ihrem Leben.

Vor ein paar Wochen, da hatte sie ihrem Leben noch nachgeweint, ihrer Wohnung und dem Mann, der sie mit ihr teilte. »Beide sind nichts wert«, hatte sie sich damals gut zugeredet. Irgendwann hatte sie den gelblichen Nikotinfilm auf den Fensterscheiben – so dick, dass man weder herein- noch hinaussehen konnte – nicht einmal mehr gehasst. Besser so. Das Linoleum auf dem Fußboden wellte sich unter einer Schicht von leeren Flaschen, Dosen, Aschenresten, abgetretenem Schuhwerk, angebrannten Töpfen, faulen Essensresten. Links und rechts türmten sich ehrfurchtsvoll Berge von ungewaschenen Kleidungsstücken. So, als ob sie ihr den Weg freigeben wollten. Irgendwann war Natascha hinausgegangen. Unter ihren Schuhen knirschten die braunen Perlen einer längst vergammelten Hydrokultur. Sie sahen aus wie alte zertretene Scheiße.

Jetzt hat sie wenigstens gar nichts mehr. Keine Wohnung, kein Konto, kein Geld, keine Versicherung, keine Personalpapiere. Es gibt sie nicht mehr.

Deswegen konnte sie sich heute diese Waffe besorgen. Sie hat sie einfach mitgehen lassen. Nicht ohne sich vorher erklären zu lassen, wie sie funktioniert. Bis der Typ den Diebstahl bemerken, bis die Polizei etwas unternehmen würde, bis dahin wird schon längst alles erledigt sein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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