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Bären spielen in der Kulturgeschichte des Menschen schon immer eine besondere Rolle. Als kraftvolles Tier mit anthropomorphen Eigenschaften und Verhaltensweisen tritt es in Sagen, Märchen, Naturreligionen und auf Jahrmärkten als positiver und negativer Partner auf. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Geburt des Teddybären uns ein Spielzeug kreiert, das bis heute das beliebteste Plüschtier zum Knuddeln und Liebhaben ist. Die signifikanten Eigenschaften sind das Fell, der runde Kopf mit runden Augen und Ohren, der füllige Körper und die beweglichen Extremitäten. Das Kindchenschema lädt ein, sich um den Teddy in jeder Form zu kümmern. Ein individuelles Exemplar kann man selbst gestalten und so dem eigenen Ich anpassen.
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Seitenzahl: 28
Veröffentlichungsjahr: 2023
Bär aus dem Käfig entkommen – Joachim Ringelnatz
Der Bär ist los!
Spielzeug Bär
Die Geburt des Teddybären
Was Puppenmacher und Teddyhersteller verbindet
Vergleich Teddybär – Puppe
Bärenboom und Arctophilie
Exkurs Sammeln
Teddybären selber machen
Anhang: Schnitt für einen Teddybären
Quellenverzeichnis
Was ist nun jetzt?
Wo sind auf einmal die Stangen,
An denen die wünschende Nase sich wetzt?
Was soll er nun anfangen?
Er schnuppert neugierig und scheu.
Wie ist das alles vor ihm so weit
und so wunderschön neu!
Aber wie schrecklich die Menschheit schreit!
Und er nähert sich geduckt
einem fremden Gegenstände.
Plötzlich wälzt er sich im Sande,
weil ihn etwas juckt.
Kippt ein Tisch. Genau wie Baum.
Aber eine Peitsche knallt.
Und der Bär flieht seitwärts macht dann Halt.
Und der Raum um ihn ist schlimmer Traum.
Lässt der Bär sich locken. Doch er brüllt.
Lässt sich treiben, lässt sich fangen.
Angsterfüllt und hasserfüllt
wünscht er sich nach seines Käfigs Stangen.
Joachim Ringelnatz (1883–1934)
Bei den Gebrüdern Grimm kann man nachlesen, dass in der Nibelungensage Siegfried den Bären an den Sattel bindet und ihn hernach in die Küche loslässt. Dies war ein deutscher Scherz gleich dem Bärentanz.
Dieser Essay soll aber kein Scherz sein, sondern in ernsthafter Absicht Wissenswertes über Urus und Teddy vermitteln. Dabei bin ich bedacht, ihnen keinen Bären aufzubinden oder einen Bärendienst zu erweisen, ganz im Gegenteil, mit Historie möchte ich alle an die Praxis des Teddybärengestaltens heranführen. Ich übernehme die Rolle des Bärenführers, der versucht sie durch die Kulturgeschichte des Bären zu führen. Insbesondere bringe ich ihnen die besondere Rasse des Teddybären näher.
Im Altertum stellt sich der Bär in der Tiersage als der König dar. Der altnordische, slawische und finnische Volksglaube feiert ihn als ein höheres, heiliges Wesen, dem menschlicher Verstand und die Stärke von zwölf Männern zugeschrieben wird.
Im Lexikon der traditionellen Symbole wird uns der Bär als Zeichen der Auferstehung beschrieben, da er nach dem Winterschlaf, also im Frühling, mit seinem neugeborenen Jungen aus der Höhle heraustritt. In Heldensagen ist der Bär sowohl ein Sonnenals auch ein Mondtier. Er stellt versinnbildlicht verschiedene Tugenden und Eigenschaften dar wie z.B. im Chinesischen die Stärke und Tapferkeit, im Christlichen entgegengesetzt den Teufel, das Böse, die Grausamkeit, die Habsucht und die Sinnenlust. Der Kampf Davids mit dem Bären symbolisiert den Konflikt zwischen Christus und dem Teufel.
In der griechischen Mythologie ist Artemis – Schwester Apollos – eng mit dem Bären verbunden. Artemis hat Callisto in einen Bären verwandelt. In Arkadien wurde sie besonders verehrt. Kleine Mädchen, genannt arctoi (braune Bären) sind ihrem Dienst geweiht. Diese tanzten – in gelbe Gewänder gehüllt – während der alle fünf Jahre wiederkehrenden Zeremonien der Brauronia den Bärentanz um den Schrein der Göttin Artemis.
Kluges Etymologisches Wörterbuch weist unter dem Begriff „Bär“ u.a. darauf hin, welche Farbe dieses dicke massige Tier hat, nämlich braun. Bär ist das substantivische Adjektiv des indogermanischen „bhero“, also braun.
In der deutschen Tiersage heißt der Bär „Braun“. Andere Bezeichnungen geben Auskunft über seine Vorlieben wie z.B. „Honigesser".
Der berühmte Pädagoge Joachim Heinrich Campe (1746-1818) stellt in seinem BILDER-ABEZE den Bären eben als solchen Honigesser vor:
Illustration zum „b“ im ABEZE
Der Bär und die Bienen
Bär: Holla, ihr Bienen, brummt der Bär, Gleich gebt mir euern Honig her;