Teuflische Versuchung - Blaues Inferno | Erotischer SM-Roman - Angelique Corse - E-Book

Teuflische Versuchung - Blaues Inferno | Erotischer SM-Roman E-Book

Angelique Corse

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 288 Taschenbuchseiten ... Garet Quell ist in seine Schwester Melissa verliebt, die – abgesehen vom Verwandtschaftsgrad – auch noch in einer glücklichen Beziehung mit Millionärssohn Chris weilt. Anstatt sich jemandem anzuvertrauen, schweigt Garet und betäubt seinen Schmerz mit wechselnden Sex-Abenteuern: Sex zu dritt bis SM. Als Garet an einem Abend die ebenso schöne wie mysteriöse Isabeau kennenlernt, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Die attraktive junge Frau zeigt ihm neue Pfade der Lust und Gefühle, von denen er vorher nicht zu träumen wagte. Erstmalig empfindet Garet Geborgenheit und Glück. Doch Isabeau ist nicht die, die sie zu sein scheint, und als Garet die Wahrheit erfährt, ist es längst zu spät. Das dunkle Geheimnis seiner Geliebten bringt nicht nur ihn selbst, sondern auch Chris und Melissa in Gefahr … Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Seitenzahl: 378

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Impressum:

Teuflische Versuchung - Blaues Inferno | Erotischer SM-Roman

von Angelique Corse

 

Schon von Kindesbeinen an galt Angeliques größte Leidenschaft dem Schreiben. 2015 begann sie, unter verschiedenen Pseudonymen vielseitige Werke zu veröffentlichen. Mit „Sünde in Schwarz“ legt sie ihr Debüt im Erotik-Genre vor.Was für sie den Reiz an SM-Erotika ausmacht? „Der Kontrollverlust und die absolute Hingabe. Außerdem das Verruchte, Verbotene.“

 

Lektorat: Sandra Walter

 

 

Originalausgabe

© 2020 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © LightField Studios @ shutterstock.com © navee sangvitoon @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

 

ISBN 9783964771957

www.blue-panther-books.de

Prolog

Die Nacht war hereingebrochen, lautlos und doch selbstverständlich. Die meisten Fenster waren bereits abgedunkelt, ein sicheres Zeichen, dass die Bewohner sich schlafen gelegt hatten.

Doch ihre Zeit hatte gerade erst begonnen. Scheinbar unauffällig schritt sie die Straße entlang. Das hellblonde Haar tanzte mit vereinzelten Luftzügen. Jeder konnte sie sehen, ansprechen und doch ähnelten ihre Bewegungen denen einer Katze. Sie blieb stehen und studierte akribisch genau das prunkvolle Anwesen. Hier musste es sein. Hinter den erleuchteten, bis zum Boden reichenden Fensterscheiben konnte sie vereinzelte Bewegungen ausmachen. Ein junger Mann. Was genau er tat, war auf diese Entfernung nicht zu erkennen. Und es interessierte sie auch nicht, zumindest noch nicht.

Ihr Augenmerk richtete sich konzentriert auf ihn, die langen Haare in Kombination mit einem schlanken Körperbau. Arme und Schultern waren muskulöser geworden, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte und, täuschte sie sich? Oder prangte tatsächlich eine Tätowierung auf dem linken Oberarm? Bei allem, was sie bis jetzt über sein Leben wusste, war das eine kleine Überraschung. Sie lächelte. Doch nicht sanft oder gütig, sondern eiskalt. Sie hatte ihn gesehen, sich auf die Lauer gelegt und damit begann ihre Aufgabe. Die schmalen Hände ballten sich zu Fäusten.

Wie sie vorgehen sollte, war von Anfang an genau festgelegt worden. Auch hatte man ihr zuvor lang und breit die Gründe dargelegt. Nicht alles davon hatte sie verstehen oder nachvollziehen können, doch das spielte kaum eine Rolle. Ihre Aufgabe würde sie nach bestem Wissen, ungeachtet aller Konsequenzen für sie, absolvieren, mehr als jeder andere Mensch, an den sie sich erinnern konnte.

Ein leises Seufzen entsprang ihrem Mund, das ältere Ehepaar hatte die Schatten fortgejagt, die ihr Leben seit einer gefühlten Ewigkeit umgeben hatten. Außenstehende beschrieben sie oftmals als attraktiv, ehrgeizig, erfolgreich und es gab keinen Anlass, an diesen Worten zu zweifeln. Doch ihr Leben besaß einen Makel, eine Unvollständigkeit, die alles Bestehende in einen See aus Tränen und Kummer stürzte. Jene Situation schien ausweglos.

Bis sie eines Tages auf ihre späteren Auftraggeber gestoßen war. Die beiden hatten mit ihr geredet, sie getröstet und Stunden damit verbracht, das fehlende Puzzleteil einzusetzen. Und loyal war sie schon immer gewesen.

Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Ein wenig ziellos wanderte er in dem großzügigen Raum umher, als würde er auf jemanden warten oder nach etwas suchen. Kleine Schweißperlen rannen über seinen Oberkörper und sie zog die Luft ein. Er war wunderschön, das konnte sie nicht bestreiten.

Ohne es zu merken, öffneten ihre Finger die oberen Blusenknöpfe und ein wohliger Schauer ließ ihre Brustwarzen hart werden. Wie mochte es sich anfühlen, die Fingernägel in seine bleiche Haut zu graben und dort anschließend blutige Striemen zu hinterlassen? Es würde ihr gefallen und ihm höchstwahrscheinlich auch, obwohl die Position zweifellos ungewöhnlich war. Schließlich sah er sich selbst als dominant. Aber das kümmerte sie nicht, ebenso wenig wie eine mögliche Gegenwehr. Sie würde ihn lustvoll quälen und ihn auf diese Weise für das bestrafen, was er ihr angetan hatte.

»Bald bist du fällig, Chris.« Die Stimme klang wie das trügerisch sanfte Schnurren einer Raubkatze.

Kapitel 1

Der Mond stand bereits hoch am Himmel. Wie spät es genau war, wusste er nicht und es spielte auch keine Rolle.

Nachdenklich strich Garet seine knapp schulterlangen, blauschwarzen Haare zur Seite und ließ sich auf die vornehme Garnitur aus dunkelgrauem Leder fallen. Jener Luxus war für ihn noch immer ungewohnt, obwohl er Chris aus tiefstem Herzen dankbar war. Seit seine Schwester Melissa den Millionärssohn vor knapp eineinhalb Jahren kennengelernt hatte, hatte sich auch sein Leben grundlegend verändert. Nicht nur, dass der reiche Schnösel, wie sie ihn beide am Anfang abwertend genannt hatten, den Sog aus Gewalt und Alkoholismus im Elternhaus durchbrochen hatte, er beendete auch die finanziellen Sorgen mit einem Wimpernschlag.

Ein wahrer Superheld, dachte Garet sarkastisch und legte seine Beine auf den Holztisch.

Mit Schauern erinnerte er sich an sein früheres Leben, das er und Melissa auf engstem Raum geteilt hatten. Entbehrungen, Frust, Aggressionen und nicht zuletzt körperliche Gewalt, die schlussendlich sogar in die sexuelle Richtung gedriftet war, hatten an der Tagesordnung gestanden. Sein Gesicht erbleichte, als die Fragmente vor seinem geistigen Auge zum Leben erwachten, seine Schwester, nackt und gefesselt auf einem Drehstuhl im väterlichen Büro. Wolfram Quell selbst über sie gebeugt mit wirrem Blick und von Schnaps durchzogenem Atem.

Noch heute war Garet froh, dass es Melissa trotz allem gelungen war, ihm eine verzweifelte SMS zu schreiben, aufgrund dessen er Chris besucht hatte. Entgegen seiner Erwartung hatte der reiche Schnösel keinen Moment gezögert, sondern Garet aufgefordert, die Polizei zu informieren, während er selbst sich um die Motorradausrüstung kümmerte.

Wie von allein hatte Garet gehorcht, obwohl er normalerweise alles andere als manipulierbar war. Im Gegenteil. Mit mehr als einhundertzwanzig Stundenkilometer waren sie anschließend zum Elternhaus gefahren, wobei die Sorge immer weiter angestiegen war. Im Rausch schaltete Wolfram Quell stets das Gehirn aus und verhielt sich mehr wie ein Tier als wie ein Mensch, das wussten beide.

Auch Chris, obwohl er ihn zu jenem Zeitpunkt nicht persönlich kannte. Leider sollten die schlimmsten Befürchtungen Realität werden. Noch heute ballten sich Garets Hände aggressiv zu Fäusten, wenn er an die Situation zurückdachte. Melissa war halb ohnmächtig gewesen und hatte die Schmerzen erst im Nachhinein gespürt. Arme und Beine hatten mehrere Schnittwunden gezeigt, über das psychische Trauma wagte er nicht, nachzudenken. Und einem sogenannten Vater, der kurz davor war, sich an ihr zu vergehen.

Zum Glück hatte Chris beherzt eingegriffen, Wolfram von Melissa weggezerrt und ihm, trotz massiver Gegenwehr, eine blutige Nase geschlagen. Niemals würde Garet den funkelnden, entschlossenen Ausdruck in seinen Augen vergessen, als er den Vater der Polizei übergeben und anschließend Melissa befreit hatte.

Es grenzte an ein Wunder, dass die harten Praktiken mittels Rohrstock und Dildos keine tieferen Verletzungen hinterlassen hatten. Im Gegenzug waren die mentalen Wunden umso schlimmer, auch weil die Mutter sich trotz besseren Wissens sowie erdrückender Beweislast auf die Seite ihres Ehemannes stellte.

»So schlimm ist es doch gar nicht gewesen. Er ist immer noch dein Vater.«

Als jene Sätze fielen, hatte Garet zum ersten Mal den Impuls verspürt, eine Frau zu schlagen, obwohl es sich dabei um die eigene Mutter handelte. In jenem Moment hatte sie, in seinen Augen, ihr Recht auf diese Bezeichnung endgültig verloren, zumal Wolfram nicht müde wurde, Rache- und Vergeltungsschwüre auszustoßen. Garet mochte sich nicht im Ansatz vorstellen, wie furchtbar jene Worte für Melissa gewesen waren. Zumal das Gesicht seiner Schwester einer regungslosen Maske ähnelte. Wieder hatte Chris sich schützend vor sie gestellt, Melissa auf der Stelle bei sich einziehen lassen und sogar seine beauftragte Sicherheitsfirma vergrößert, damit niemand ohne Erlaubnis das Grundstück betreten konnte. In den ersten Tagen hatte Melissa sich, laut eigener Aussage, ein bisschen wie im goldenen Käfig gefühlt, sah aber die damalige Notwendigkeit ein.

Erst die Verurteilung Wolframs zu fünf Jahren Gefängnis mit der Option auf anschließende Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie veranlassten den Millionärssohn, die Bewachung zu lockern. Zumal den Geschwistern eine direkte Aussage innerhalb des Prozesses erspart geblieben war. Jenes erleichterte Garet bis heute. Er selbst hatte keine Probleme damit gehabt, seinem Vater ins Gesicht zu schauen und die Taten bis ins kleinste Detail zu schildern, aber Melissa wäre daran höchstwahrscheinlich zerbrochen.

Jedoch waren die Gerichtspsychologen und Mitarbeiter sehr kompetent gewesen und hatten die vorsorgliche, leidende Miene des Vaters schnell durchschaut und als Lügengebilde deklariert. Genauso wenig akzeptierten sie die Behauptungen über Melissas und Garets sexuelle Orientierung sowie vermeintliche Inzest.

»Das sind Wahnvorstellungen«, jener Satz hatte seinen Herzschlag vor Glück beschleunigt, während ihm gleichzeitig eine Steinlawine von der Seele gefallen war.

Denn niemand außer ihnen selbst wusste, dass aus Wolfram erstmalig nicht der Alkohol oder das vernebelte Gehirn sprachen. Zwischen Melissa und ihm waren Dinge passiert, wie sie in einer normalen geschwisterlichen Beziehung nicht geschehen durften und oft schon hatte ihn die Frage gequält, ob ihre Annäherungsversuche mehr geworden wären, wenn die beiden sich weniger beherrscht hatten.

Leicht verträumt strich Garet über seine Lippen, die Erinnerung an den wilden Kuss mit Melissa verursachte ein erwartungsvolles Prickeln in ihm und zeitgleich zuckten seine Beinmuskeln reflexartig. Es war schön, verboten gewesen. Und auch wenn ein nicht unerheblicher Teil seines Innern ihn verfluchte, so hatte Garet nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden. Kurz danach hatte er seine Schwester im Badezimmer ertappt, wo sie sich imaginären, sinnlichen Freuden hingegeben hatte.

Das verruchte Glänzen ihrer dunklen Augen sprach dafür, dass der Höhepunkt nur Minuten vorher über sie hinweggerollt war und ihre tomatenähnliche Gesichtsfarbe bestätigte diesen Eindruck. Garet hatte alle Mühe gehabt, seine kühle, unbeteiligte Fassade aufrechtzuerhalten, denn in seinem Herzen brodelte ein Vulkan. Es bedurfte nicht viel logisches Denken, um zu erahnen, dass Melissa seine Fantasie ihm gewidmet hatte.

Die Vorstellung allein hatte einen Schauer über seinen Körper rieseln lassen und alles in ihm hatte danach gelechzt, zu erfahren, was genau Melissa sich vorgestellt hatte. Von Kindesbeinen standen sie sich überdurchschnittlich nahe, hatten den verhängnisvollen Wandel des Vaters sowie die schwierige Pubertät gemeinsam durchgestanden. Und anschließend, an der Schwelle zum Erwachsenenalter, ihre verborgenen, sexuellen Wünsche auf platonische Weise miteinander geteilt. Melissa hatte ihm sogar beim Kauf seines ersten Männerkorsetts begleitet und beim Anziehen geholfen.

Rückblickend war es ungefähr jener Zeitraum gewesen, an dem seine verbotenen Gefühle zum Leben erwacht waren und aus verwandtschaftlicher Nähe sexuelle Leidenschaft wurde. Seine Scham darüber hatte Garet beinahe erstickt, zumal weder Verdrängen noch Ablenken etwas nützte. Und auf Distanz gehen war aufgrund der familiären Situation nicht möglich. Vater Wolfram war mit jedem Tag aggressiver, wahnsinniger geworden und es war seine Aufgabe gewesen, Melissa zu beschützen.

Auch weil die Mutter in jenem Punkt gänzlich versagte. Bei der Erinnerung daran unterdrückte Garet einen Würgereiz. Einschließlich bis zum heutigen Tag verabscheute er seine Mutter dafür, dass sie ihnen selten zu Hilfe gekommen war. Zwar hatte es hier oder da tröstende Worte oder Streicheleinheiten gegeben. Doch das Verhalten ihres Ehemannes entschuldigte sie immer wieder.

Wie konntest du so dämlich sein, Mutter. Garets Hände ballten sich zu Fäusten, doch anstatt laut aufzuschreien, füllten seine Augen sich mit Tränen.

Ärgerlich wische er sie weg. Im Laufe seines Lebens hatte Garet sich selten gestattet, zu weinen. Nicht, weil er es für eine Schwäche hielt, sondern weil die anderen das taten. Aber jetzt in dieser schönen, komfortablen Wohnung, in welcher trotzdem das Grauen der Einsamkeit lauerte, ließen die Tränen sich nicht mehr aufhalten. Wie Sturzbäche rannen sie über sein Gesicht und nach einigen Minuten gab Garet den Kampf auf.

Wieder erschien Melissas Bild vor seinem geistigen Auge. Jenes wirkte wie ein Geist, der ihn Tag und Nacht verfolgte. Das seltene, jedoch glockenhelle Lachen, ihre seidigen, schwarzen Haare, die schlanke und trotzdem nicht dürre Figur … all das hatte von jenem Augenblick an eine einzigartige Faszination auf ihn ausgeübt. Obwohl die Scham erbarmungslos in seinem Innern tobte.

Garet hatte sich dafür gehasst, tat es oftmals heute noch und trotzdem schwiegen die Empfindungen nicht. Im Gegenteil. Es hatte ihn große Mühe gekostet, im Beisein seiner Schwester gelassen zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Niemand durfte davon erfahren, insbesondere seine Eltern nicht. Andernfalls hätten Melissa und er selbst die Hölle auf Erden gehabt. Und wie jener Zustand auf kurz oder lang geendet hätte, wollte er sich nicht vorstellen.

Sein schlanker Körper vibrierte, als stünde er unter Strom. Wie damals. Aufgrund der räumlichen Nähe glich es fast einem Wunder, das seine Gefühle unentdeckt blieben. Selbst dann, wenn sie sich gegenseitig beim Anziehen halfen, um feiern zu gehen. Jene speziellen Clubs zu besuchen, war ebenfalls Garets nicht ganz uneigennützige Idee. Zum einen, weil man sich dort präsentieren und kleiden konnte, wie man wollte, ohne angestarrt oder belästigt zu werden.

Außerdem hoffte er, dort eine Frau oder auch einen Mann zu finden, der seine törichten Gefühle erstickte oder wenigstens für kurze Zeit ablenkte. Letzteres fand er oft auf unterschiedliche Art und Weise. Nicht selten entdeckte Garet dabei neue, faszinierende Tiefen der Lust, dennoch blieb das eigentliche Ziel unerreicht. Zu seinem Ärger ertappte er sich öfter bei der Vorstellung, die erlernten Praktiken mit Melissa durchzuführen. Was seine Scham bis ins Unermessliche vergrößerte.

Ein Teil von ihm schrie, er solle die Clubbesuche einstellen und Garet ahnte, dass es für ihn das Beste wäre. Aber er sah auch Melissas Freude und ihre leuchtenden Augen bei jedem Mal. Sie schien in diesen Etablissements aufzublühen und pflegte sogar erste sexuelle Kontakte, allerdings mit Frauen. Trotzdem hätte Garet nicht für möglich gehalten, dass es so weit kommen würde. Schließlich stellte ihr Vater Berührungen stets in ein negatives Licht. Denn seine verhießen Schmerzen, Tränen und Qual.

Er atmete tief durch, jene Erinnerung brannte noch immer mehr, als ihm lieb war. Ebenso wie die damalige Entscheidung, seinen eigenen Gram zu ignorieren und Melissa weiterhin in die Clubs zu begleiten. Solange es seiner Schwester gut ging, war alles andere zweitrangig. Und das, obwohl Garets Gefühle, gepaart mit unbändiger Lust sowie einer Prise Eifersucht ihn nicht selten innerlich zerrissen.

Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Züge und er nahm sich eine zweite Bierflasche. Auf einem dieser Streifzüge hatte Melissa Chris kennengelernt, einen gut aussehenden Mann von sechsunddreißig Jahren aus reichem Elternhaus, aber mit speziellen sexuellen Vorlieben. Dass jemand wie er sich überhaupt ins La nuit noire wagte, hatte Garet sehr verwundert. Diese Location befand sich weit unter dem, was dieser Mensch höchstwahrscheinlich gewohnt war.

Trotzdem schien ihm der Besuch dort Spaß zu machen. Erst genehmigte er sich eine SM-Session mit der Empfangsdame, um anschließend an der Bar etwas zu trinken. Von jenem Moment an hatte Garet gemerkt, dass ein Auge auf Melissa ruhte und sich ein teuflisches Lächeln nicht verkneifen können. Seine Schwester würde ihn nach allen Regeln der Kunst abblitzen lassen. Was genau passiert war, hatte sie ihm nicht erzählt, aber ihr schelmisches, triumphierendes Grinsen, als sie auf die Tanzfläche zurückgekehrt war, hatte Bände gesprochen.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte der reiche Schnösel Garet fast leidgetan. Seine Schwester war eine liebenswerte, junge Frau, aber wenn es darum ging, arroganten Typen eine Abfuhr zu erteilen, konnte sie zum Biest werden, das sein Gegenüber deutlich spüren ließ, was sie von ihm hielt.

Trotzdem hatte Garet unmittelbar nach diesem Abend eine Veränderung bei seiner Schwester festgestellt, die er zunächst selbst nicht einordnen konnte. Sie träumte mehr als sonst, was zu einigen Missgeschicken im Haushalt führte. Gebannt betrachtete Garet erst seine Finger, dann die Handinnenflächen. Noch mehr als eine Stunde danach hatte er die Schmerzen seines eigenen Griffes gespürt, zumal es das erste Mal gewesen war, dass er Wolfram physisch zurückgehalten hatte. Vorher reichten Worte aus.

Natürlich wehrte Melissa sich verbissen gegen die aufkeimenden Empfindungen, was nicht anders zu erwarten war. Ob die Situation für ihn selbst oder Melissa schwieriger war, konnte niemand mehr sagen. Auch weil Chris innerhalb einer Viertelstunde zum Helden wurde, als er Melissa unmittelbar nach einem erotischen Fotoshooting vor einem perversen Lustmolch rettete.

Im Nachhinein hätte Garet sich dafür ohrfeigen können, dass er seine Schwester gedrängt hatte, ihn zu kontaktieren. Obwohl es wahrscheinlich nicht viel geändert hätte. Melissas Veränderung dauerte an, was ihn sehr verletzte. Dennoch kam es in dieser Zeit zu dem besagten Kuss, welchen Garet, obwohl er lediglich zum Ausprobieren diente, als einen der schönsten Momente seines Lebens in Erinnerung behalten hatte.

Selbstverständlich mimte er Melissa gegenüber den betroffenen Bruder, doch in Wahrheit liefen Puls und Herz Amok. Zumal er gemerkt hatte, dass es sie nicht kaltließ, was die zufällig beobachtete Selbstbefriedung untermalte. Andererseits bemerkte Garet, wie der Kontakt zwischen Melissa und dem reichen Schnösel immer intensiver wurde, obwohl sie selbst es vehement abstritt.

Wann genau sie das erste Mal Sex gehabt und inwieweit seine Schwester dabei nach und nach zu seiner Sklavin wurde, wusste Garet nicht. Melissa als Sklavin war für ihn schwer vorstellbar, obwohl er ihre devote Ader durchaus kannte. Für ihn war die Geschichte ganz anders weitergegangen, denn aus Sorge um Melissa und aufgrund beunruhigender Informationen, die er im Stahlwerk erhalten hatte, entschied Garet, Chris zu besuchen.

Dabei war ihm das Villenviertel wie eine andere Welt vorgekommen. Dort gab es keine finanziellen, materiellen Sorgen, dafür einige finstere Abgründe. Aufgrund, aus heutiger Sicht betrachtet, von Unsicherheit, war Garet, ohne sich anzumelden, auf das Grundstück gegangen und Chris hielt ihn für einen Einbrecher.

Über den Schlag auf den Kopf und die anschließende, kurzzeitige Gefangenschaft lachten im Nachhinein beide. Doch Chris ahnte nicht, welchen inneren Aufruhr seine geforderte Gegenleistung ausgelöst hatte. Ihm seine persönlichste sexuelle Fantasie zu erzählen, hatte Garet sehr viel Überwindung gekostet und bis zum Schluss hatte er gehofft, dass Chris die Wahrheit nicht erkannte. Was zum Glück nicht passierte.

Nur wenige Tage später hatten sie sich verbünden müssen, denn Garet erhielt eine SMS von Melissa, die eindeutig als Hilferuf zu interpretieren war. Obwohl sein Herz sich verbissen sträubte, fuhr Garet mit der Information. Dieser reagierte schnell und, wie sich im Nachhinein herausstellte, keine Minute zu früh. Denn niemand wollte sich ausmalen, was sonst mit Melissa geschehen wäre.

Seufzend strich Garet seine Haare nach hinten. In den letzten Tagen dachte er viel zu oft an Melissa und ihre Vergangenheit, obwohl sein Verstand ihm gewaltsam befahl, aufzuhören. Zwischen ihr und ihm hätte sich niemals etwas entwickeln können, ob Chris nun existierte oder nicht. Es war verboten und würde es immer sein.

Leider teilte sein Herz diese Ansicht nicht und klammere sich verzweifelt an die kleinen, zauberhaften Momente, welche sie miteinander geteilt hatten. Garet unterdrückte nur knapp den Impuls, irgendetwas gegen die Wand zu schleudern. Stattdessen nahm er einen weiteren Schluck Bier und griff nach der Fernbedienung. Mitternacht war längst vorbei, aber etwas Anspruchsloses zum Berieseln sollte sich finden lassen.

Im nächsten Moment weiteten sich Garets Augen und ein hauchdünner Schweißfilm überzog seine Hände. Reflexartig versuchte er noch, den Powerknopf zu drücken, was jedoch misslang. Warum, um alles in der Welt, befand er sich ausgerechnet auf einem Erotikkanal? Garet wusste es nicht. Nur würde dieses Programm seine gedrückte Stimmung nicht beruhigen, sondern aufheizen. Auch, weil sein Körper sofort reagierte.

Die eingängige Musik, eine etwas spezielle Kombination aus New Age und Jazz, legte sich sofort wie ein nasses Tuch auf ihn und vernebelte seine Sinne. Erst nach einigen Sekunden erkannte er das Bild auf dem 25-Zoll-Flachbildfernseher. Es zeigte ein junges Pärchen, das sich eng umschlungen hielt. Die glatten, dunkelvioletten Haare der Frau fielen über ihre Schultern. Im Gegensatz zu ihrem Partner war sie schmaler gebaut und deutlich kleiner.

Als sie sich für den Bruchteil einer Sekunde zur Kamera umwandte, sah Garet ihre vornehm blasse Haut, die ihn sofort schauern ließ. Der Mann war in vielen Punkten das genaue Gegenteil. Groß, breit gebaut und muskulös. Seine kurz geschnittenen, hellbraunen Haare waren leicht gegellt und obwohl Garet weder sein Gesicht noch seine Augen klar erkennen konnte, hegte er sofort den Verdacht, wer von beiden der dominante Part sein würde.

Wie gebannt sah Garet zu, wie der Mann ihren Oberkörper zu streicheln begann und dabei etwas grob ihre Pobacken umfasste. Ein anzügliches Raunen war die Antwort. Was ihn dazu veranlasste, an ihren Haaren zu ziehen, um anschließend den Hals mit Bissen und Küssen zu traktieren.

Garet schluckte. Obwohl ein Teil sich massiv sträubte, ging seine Fantasie ihre Wege. Plötzlich war es nicht mehr das Filmpärchen, das sich dem Sog jener intensiven Liebkosung hingab, sondern Melissa und er. Wie von selbst kroch seine Hand zu dem steifen Glied und rieb daran.

Sanft drückte Garet Melissa auf das mit schwarzem Satin bezogene Bett. Ihre Lippen, rot und wund von all den Küssen, verzogen sich zu einem Lächeln. Auch ihre blasse Haut zeichneten bereits einige Kratzer, trotzdem wollte sie mehr … viel mehr.

»Mmh.« Melissa schnurrte wohlig und in Garets Ohren klang es wie Musik.

Sanft drückte er sie zurück in die Laken, aber der heimtückische Glanz seiner Augen verriet, dass die zärtlichen Gesten heute Nacht rar sein würden. Melissa jedoch war mehr als bereit, alles mit sich geschehen zu lassen.

Selbstständig, unaufgefordert öffnete sie ihre Schenkel und hob die Arme über den Kopf. Kein Laut kam aus ihrem Mund, als Garet ihr Handschellen sowie eine Spreizstange anlegte.

»Du gehörst mir.« Diese Worte klangen sonderbar fremd, aber gleichzeitig verlockend.

»Ich weiß«, entgegnete Melissa und die dunklen Augen musterten Garet liebevoll.

Was in drei Teufels Namen denke ich hier. Seine verlegene Röte schien bis in die Haarspitzen zu kriechen.

Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte den Kopf unter eiskaltes Wasser getaucht. Aber seine Erregung hinderte ihn. Garet war hart wie Stein und ohne, dass er es bemerkte, wurden seine Handbewegungen mit jedem Augenblick schneller.

Grob begann Garet, Melissas Brüste zu kneten. Seine Finger gruben sich regelrecht in das empfindliche Fleisch und hinterließen dabei winzige Male. Sie wimmerte vor Lust und bog sich ihm entgegen.

»Heiß und sündig.«

»Wie du«, entgegnete sie und nutzte die Chance, in seine Schulter zu beißen.

Dieser fauchte wie ein verärgerter Kater. »Na warte, du kleines Biest.«

Seine Zähne reizten die Brustwarzen mit kurzzeitigen Bissen, die jedoch ausreichten, um diese hart werden zu lassen. Sie keuchte erstickt, zumal Garet seine Finger in ihre Möse schob. Einladend weich und feucht empfing diese ihn und nur knapp unterdrückte er ein Stöhnen. Gott! Wie gut sie sich anfühlte. Wie mochte es sich anfühlen, noch weiterzugehen? Zu lecken, sie zu nehmen?

Allein die Vorstellung ließ seine Hüften beben. Doch vorerst begnügte er sich damit, sie im schnellen Wechsel zu fingern und als sie einen Aufschrei kaum noch zurückhalten konnte, zog er sie eilig aus ihr heraus. Melissa knurrte und schaute ihn wütend an, was Garet geflissentlich ignorierte.

»Schau mich an«, befahl er stattdessen und legte die trockene Hand unter ihren Kopf.

Sie gehorchte und ihre Augen weiteten sich vor Lust, als er ihr zunächst seine von ihrem Saft glänzende Hand zeigte und einen Finger nach dem anderen genüsslich ableckte.

Garet blinzelte. Er fühlte sich wie in einem niemals endenden Strudel aus verbotener, perverser Lust. Dennoch reagierte sein Körper wie ferngesteuert, die farblose Flüssigkeit des Lusttropfens benetzte bereits Glied und Finger. Ein Zeichen dafür, wie groß jene Leidenschaft war. Garet legte seinen Kopf in den Nacken und bemerkte erst dann, dass seine Lippen nass waren.

Verflucht! Hatte er unbewusst selbst darüber geleckt? Wie Melissas Saft wohl schmeckte? Heftig schüttelte Garet den Kopf. So etwas durfte er nicht denken. Obwohl, machte es jetzt noch einen Unterschied? Ein Räuspern entwich seiner Kehle. Aber selbst das löste kein winziges Bedauern in seinem Innern aus.

»Mmh … du schmeckst verdammt gut«, flüsterte er und küsste sie ungestüm.

Melissa erwiderte und grinste vorwitzig. »Dann hol dir doch mehr.«

Gespielt verärgert schaute er sie an, legte die feuchte Hand um ihren Hals und drückte leicht zu. Melissa starrte ihn an, würde Garet tatsächlich so weit gehen?

»Ich weiß, was du willst.« Sein Lächeln ähnelte dem des Leibhaftigen. »Und ich bin gewillt, deinen Wunsch zu erfüllen. Jedoch …« trügerisch sanft schmiegte er sich an ihre Brüste und setzte eilig ein paar Klemmen an.

Melissa funkelte ihn erbost an. »Was fällt dir ein?«

»Als ob es dir nicht gefallen würde.« Garet schmunzelte. »Außerdem siehst du so noch viel verführerischer aus.«

Melissa sank zurück auf das schwarze Laken, sichtlich bemüht, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen, aber die Gänsehaut über ihrem Körper sowie das Zucken ihrer Muskeln verrieten, wie sehr sie den Schmerz genoss.

Garets Glied pochte. Allein die Vorstellung, seine Schwester so vor sich liegen zu sehen, machte ihn fast wahnsinnig.

Grinsend holte Garet die Peitsche hervor und hielt sie vor Melissas Gesicht. Die zwölf aus hartem Leder geflochtenen Riemen ließen sie erschrocken den Kopf schütteln.

»Fürchte dich nicht.« In letzter Sekunde gelang es ihm, das Wort »Liebste« zu unterdrücken und er ließ die Peitsche zuerst auf Melissas Schenkel, anschließend auf ihren Oberkörper niedersausen.

Diese wandte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen, wobei die Klemmen den Schmerzreiz nicht unerheblich verstärkten. Nach einer Viertelstunde griff er ohne Vorwarnung zwischen ihre Schenkel und wieder glänzten seine Finger.

»Du hast recht.« Garet musterte seine Schwester mit einem tiefen Blick. »Mein Durst ist unermesslich … ich kann mich nicht mehr beherrschen.«

Ehe Melissa etwas sagen oder sich sträuben konnte, vergrub er den Kopf zwischen ihren Schenkeln und leckte hingebungsvoll durch die feuchte Spalte. Lockend stupste er zuerst ihre Schamlippen und peitschte sie anschließend. Bei ihrer Klitoris hielt er sich nicht lange zurück und saugte wie ein Ertrinkender daran. Melissa schrie auf, denn das Lustzentrum war bis zur Grenze angeschwollen und jene angestachelte Leidenschaft drohte, sie innerlich zu zerreißen.

Garet kicherte, spreizte ihre Schenkel noch ein wenig mehr und versenkte die Zunge in ihr. Die unwiderstehliche Nässe ließ ihn keuchen, wie mochte es erst sein, das steife Glied dort zu versenken. Allein die Vorstellung sorgte dafür, dass sein Zungenspiel noch stärker wurde. Garet wandte sich um und löste mit zwei schnellen Bewegungen die Klemmen.

Abrupt bäumte Melissa sich auf, als ihr Lebenssaft wie befreit durch die erregten Nippel schoss und diese sich von einer Sekunde auf die andere dunkelrot färbten. Ein teuflisches Lächeln huschte über seine Lippen, sollte er die sensiblen, gekräuselten Höfe noch einmal zusätzlich quälen? Sie beißen? Zwirbeln? Oder nur streicheln? Sein Innerstes schien danach, jenem Impuls nachzugeben, denn täte er dies, würde seine Schwester vor Lust regelrecht vergehen.

Und nichts anderes wollte Garet. Einzig und allein sein bis zur Unerträglichkeit pulsierendes Glied hinderte ihn daran. Jenes wollte Erlösung und zwar sofort. Mit einem animalischen Knurren positionierte er sich zwischen den Beinen, schob seine Arme und Hände unter den wohlgeformten Po und drang ruckartig in sie ein.

Melissa bog sich ihm entgegen, küsste ihn. Ihre Gesten zeigten, dass sie sich am liebsten irgendwo festgehalten hätte, jene Gnade gewährte Garet ihr jedoch nicht. Im Gegenteil. Immer härter stieß er in sie, umfasste ihre Hüften und streichelte den Bauch. Es dauerte nicht lange, ehe beide schreiend den Höhepunkt erreichten.

Aber nicht nur das Traumbild schrie. Auch in der Wirklichkeit sank Garet völlig erschöpft in die Kissen. Dass der Film längst zu Ende war, hatte er nicht bemerkt. Nur das Testbild flimmerte farbenfroh über die Scheibe. Mit zitternden Händen griff Garet nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher aus und strich sich die schweißnassen Haare aus der Stirn. Seine Atmung normalisierte sich wieder, nicht jedoch die Hitze auf seinen Wangen.

Verloren blickte Garet auf seine Finger, die von seinem Saft bedeckt glänzten. Ein Zeugnis seiner verbotenen Gefühle! Tränen kühlten die Röte, perlten salzig über seine Lippen. Wie konnte er aufhören, seine Schwester als Frau zu sehen? Es schien unmöglich.

Kapitel 2

Auch am nächsten Tag sah die Stimmung nicht besser aus. Zwar hatte Garet in seiner Ausbildung, welche mit einem dualen Studium verknüpft war, genug Ablenkung. Obwohl er dort ein Außenseiter war und seine Kollegen nie mehr als das Nötigste mit ihm besprachen. Doch jenes störte Garet nur begrenzt, schließlich kannte er es selten anders.

Früher hatte dieses Dasein zuweilen geschmerzt, auch weil die anderen sich mit ihrer Meinung nicht zurückhielten und diese lautstark kundtaten. Selbst physische Gewalt blieb nicht aus. Doch anstatt zu den Verantwortlichen zu gehen, wählte Garet seine eigene Vergeltung. Er lernte Karate und Kickboxen und zeigte in Form von Schürfwunden sowie einigen blauen Flecken, dass er kein wehrloses Opfer war.

Zwar waren die Universität und insbesondere Chris alles andere als erfreut über den Vorfall, doch aufgrund seiner vorbildlichen Leistungen und weil Garet eindeutige Beweise für das Mobbing zeigen konnte, beließ man es bei einer scharfen Verwarnung. Seitdem wurden die Worte Schwuchtel und Perverser nur noch hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Garet lächelte traurig. Obwohl es ihm niemand geglaubt hatte, war er alles andere als stolz auf seine Tat. Zumal Melissa ihn einige Minuten lang wie einen Fremden gemustert hatte. Den Schrecken und die Fassungslosigkeit in ihrem Blick würde er niemals vergessen. Trotzdem zwang Garet sich, sich zuerst auf die Arbeit und anschließend im Unterricht zu konzentrieren. Dies war die Chance, aus seinem Leben etwas zu machen, also musste er sie nutzen. Zu seiner eigenen Überraschung funktionierte diese Taktik, obgleich er sich immer wieder gedankenverloren durch die Haare strich.

Kaum, dass die Tür des Hörsaals hinter ihm ins Schloss gefallen war, kehrten die Fragmente von letzter Nacht wie ein Donnerschlag zurück. Garet taumelte und griff sich an die Schläfen. Niemals hätte er sich diesen Fantasien hingeben dürfen. Seine eigene Schwester. Es war verboten, abartig.

Nachdem Garet sich wieder gefangen hatte, verließ er so schnell wie möglich das Universitätsgelände, bevor jemand seinen Gefühlsausbruch mitbekam. Jener wäre ein gefundenes Fressen für seine Neider, die ihre Empfindungen aus anderen, banalen Gründen versteckten.

In einem Punkt haben sie allerdings recht, dachte Garet mit einem Hauch von Bitterkeit. Ich bin ein Perverser.

Erleichtert stellte er fest, dass der schwarze Samtbeutel noch immer über seiner Schulter lag, er war weder verloren noch beschädigt. Entschlossen steuerte Garet auf eine große öffentliche Toilette zu und schloss sich in dem großzügigen Häuschen ein. Er hatte lange gebraucht, sich zu entscheiden, doch vielleicht war Sex die einzige Möglichkeit, Melissa wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Denn so konnte es nicht weitergehen.

Garet schaute in den Spiegel. Allein die Ruhe an diesem Örtchen tat gut. Innerhalb der letzten zwei Jahre hatte sein Äußeres sich, wie er fand, nicht zum Schlechten verändert. Im Gegenteil. Durch Chris’ finanzielle Unterstützung konnte er sich ein paar Eitelkeiten erlauben, die früher undenkbar gewesen wären. Mithilfe diverser Pflegeprodukte waren seine schwarzen Haare kräftiger, voller und sogar das gelegentliche Färben einiger Strähnen verkrafteten sie deutlich besser.

Selbiges traf auf sein Gesicht zu. Die ehemals, durch unregelmäßige Nahrung, eingefallenen Wangen waren nahezu vollständig verschwunden, ebenso wie die leichte Akne, welche er stets mit billigem Make-up zu kaschieren versucht hatte. Jenes war ihm zuvor oft gelungen, doch seine Haut hatte ihm schnell die Konsequenzen gezeigt.

Garet lächelte und entledigte sich Stück für Stück seiner Alltagskleidung. Noch immer verabscheute er den Schnitt, die Stoffe, beides erschien kalt und schrecklich glanzlos. Doch Garet sah ein, dass es im täglichen Leben ein notwendiges Übel war. Sogar Chris musste sich in seiner Firma anpassen.

Seine Lippen pressten sich zu einem farblosen Strich zusammen. Auch nach zwei Jahren konnte er nicht sagen, in welchem Licht der Millionärssohn bei ihm stand. Literarisch gesprochen, passte der Begriff Hassliebe wohl am besten. Einerseits war Garet unsagbar wütend, dass Chris sich in die geschwisterliche Beziehung zwischen Melissa und ihm eingemischt hatte, obwohl es nichts an der Unerfüllbarkeit seiner Wünsche änderte. Außerdem empfand Garet eine große Dankbarkeit, dass Chris ihm und besonders seiner Schwester einen Ausweg gezeigt hatte. Durch ihn konnten sie ihrem schrecklichen Elternhaus entkommen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Es war gut, so wie es war, oder sollte es zumindest sein.

Tränen brannten in seinen Augen, Garet schluckte sie tapfer herunter und begann anstelle dessen, den Beutel zu öffnen. Schnell, aber behutsam zog er sich die hautenge, schwarze Lackhose und das gleichfarbige Netzhemd an. Die Kombination aus beidem schenkte ihm etwas Verruchtes, wie ein kurzer Blick in den Spiegel zeigte.

Anschließend zog Garet eine mittelgroße Kosmetiktasche hervor und fing an, sich zu schminken. Zuerst Brauen und Wimpern, dann die Augen selbst. Liebevoll betonte er sie mit schwarzem sowie silberfarbenem Lidschatten und umrandete sie zum Schluss mit einem dunklen Eyeliner. Das Gesicht puderte er großzügig weiß, wobei Garet sich entschied, auf den schwarzen Lippenstift zu verzichten.

Der knurrende Magen verriet ihm, dass er etwas essen sollte, bevor der Ausflug in die Nacht seinen Anfang nahm. Sein Lächeln wirkte echt, als Garet die Parfumflasche zur Hand nahm und den Inhalt weiträumig auf Hals und Kleidung verteilte. Es war ein starker, herber Duft, jedoch nicht zu maskulin. Er, Garet, hatte noch nie Wert darauf gelegt, im klassischen Sinne männlich zu wirken. Im Gegenteil. Die heutigen Klischees, Rollenbilder sowie der Zwang, ihnen um jeden Preis zu folgen, ließen ihn das Gesicht verziehen.

Vielmehr genoss er es, mit seinem von Natur androgynen Äußeren zu spielen und sich bewusst auf der Trennungslinie zwischen Mann und Frau zu bewegen. Obwohl Garet sich mit seinem angeborenen Geschlecht durchaus identifizierte. Er verspürte kein Verlangen, eine Frau zu sein oder dauerhaft als solche zu leben. Doch er sah nicht ein, warum es ihm als Mann verboten war, Kleider zu tragen oder sich zu schminken. So etwas Lächerliches.

Garet stieß die Luft aus und nahm das letzte Kleidungsstück aus dem Beutel. Einen langen, schwarzen Kutschermantel mit Pelerine! Eigentlich war dieser für die gegenwärtige Jahreszeit absolut ungeeignet, aber Garet sah keine andere Möglichkeit. Durch eigene Erfahrungen wusste er, dass sein Äußeres zusammen mit dem freizügigen Outfit gerne falsch verstanden wurden und dabei waren dumme Äußerungen und andere Unverschämtheiten noch die harmloseren Folgen.

Mit Schauern erinnerte Garet sich daran, wie eine Gruppe junger Männer sich um ihn gescharrt und versucht hatten, ihn brutal zu entkleiden. Angeblich, um zu schauen, ob Garet männlich oder weiblich war. Nur seine Kampfsportkünste hatten das Schlimmste verhindert, trotzdem brannte die Erinnerung sich unauslöschlich ins Gedächtnis ein.

Garet seufzte, versuchte, die unangenehmen Gedanken zu verdrängen und zog den Mantel über. Als er die Toilette verließ, war die Sonne glücklicherweise bereits hinter den Hochhäusern verschwunden, sodass eine kühle Brise wehte. Dennoch rann ihm die eine oder andere Schweißperle über die Stirn, was Garet geflissentlich ignorierte. Ebenso wie die zwischen Bewunderung und Abscheu schwankenden Blicke entgegenkommender Passanten. Jene kannte er zur Genüge und wenn er wollte, konnte er jeden abwertenden Spruch auswendig zitieren.

Zielstrebig steuerte Garet auf einen Kebab-Stand zu und bestellte einen Döner mit Fleisch. Der Inhaber war sichtlich bemüht, seine höfliche, unbeteiligte Miene aufrechtzuerhalten. Doch seine Augen ruhten eine Minute länger auf ihm und auch die Bestellung ließ auf sich warten. Gespielt lässig wählte er einen Tisch und wartete. Außer ihm standen noch einige ältere Männer herum und genossen ihr Feierabendbier.

Jenes taten sie etwas zu sehr, fand Garet und verzog das Gesicht. Ihre geröteten Wangen, die flapsige Sprache sowie der leicht schwankende Gang verrieten, dass sie bereits mehr als eine Flasche konsumiert hatten.

»Hey, bist du ’n Weib oder ’n Kerl?«, flog der erste Satz in Garets Richtung.

Für einen kurzen Moment presste er die Lippen zusammen, sagte jedoch nichts. Es machte keinen Sinn, mit Betrunkenen zu diskutieren. Aus ihnen sprach mehr der Alkohol als der Verstand.

»Wie wäre es, wenn wir nachschauen?«, feixte der Zweite und spöttisches Gelächter folgte.

Garet hingegen überlief es kalt, nicht nur, dass die Erinnerungsfetzen des ersten Vorfalls unbarmherzig auf ihn einströmen. Er hatte auch keine Lust, sich zu prügeln. Seine Hände zitterten.

»Kann ich nicht in Ruhe feiern gehen?«

Schwere Schritte nährten sich von hinten und Garets Sinne waren zum Zerreißen gespannt. Was passierte jetzt? Würde er erneut seine Künste einsetzen müssen? Er wusste, dass es eigentlich streng untersagt war, doch welche Möglichkeiten gab es? Gegen seinen Willen zuckte Garet zusammen, als eine schwere Hand sich vor ihm auf den Tisch legte, sodass dieser kurzzeitig zu wackeln begann.

»Weißt du, Burschen. Ich sage dir etwas.«

Obwohl er wegen der Alkoholfahne einen Würgereiz unterdrücken musste, schaute Garet sein Gegenüber an. Auf den ersten Blick schien es ein gewöhnlicher, etwa fünfzig Jahre alter Mann zu sein. Seine modische Jeans und das braune Hemd zeugten davon, dass er einer geregelten Arbeit nachging und dabei nicht schlecht verdiente. Doch wer genauer hinschaute, erkannte, dass es noch eine andere, dunkle Seite in seinem Leben gab. Denn seine zitternden Hände sowie die leicht eingefallenen Wangen zeigten, dass er dem Biergenuss regelmäßig und nicht selten über die Grenzen hinaus frönte.

Garet schluckte. Dieser Betrunkene ließ ihn unwillkürlich an seinen Vater denken, der in der Psychiatrie einen harten Entzug machte, um danach für lange Zeit im Gefängnis zu sitzen. Noch immer tobten verschiedene Gefühle in ihm, wenn er daran dachte. Einerseits erfüllte es Garet mit Trauer wegen des schmerzhaften Verlusts, andererseits Erleichterung und eine gewisse Genugtuung. Denn für das, was Wolfram seiner Schwester und ihm angetan hatte, war jene Strafe noch nicht genug. Ohne es zu merken, verfinsterte sich Garets Blick, was den betrunkenen Mann jedoch nicht davon abhielt, weiterzureden.

»So wie du aus … hicks … siehst, wirst du nie ’ne Frau finden.« Er hatte alle Mühe, den gelallten Worten zu folgen. »Frauen stehen auf echte Kerle.«

Prahlerisch warf er sich in die Brust, was Garet angewidert die Lippen schürzen ließ. Natürlich kannte er solche Äußerungen, war seit der Jugendzeit an sie gewohnt. Doch heute prallten die Worte nicht wie sonst an ihm ab, sondern drängten mitten in sein Herz, paarten sich dort mit der unterschwelligen Verzweiflung. Wie in Zeitlupe stand Garet auf, funkelte sein Gegenüber zornig an und bevor dieser reagieren konnte, wurde er am Kragen gepackt.

»Halten Sie sich aus meinem Leben raus«, zischte er gefährlich leise und seine Augen glühten.

Der Betrunkene wimmerte und aus seinem Blick sprach die kalte Furcht. Offensichtlich registrierte sein Gehirn erst jetzt, dass er zu weit gegangen war. Dabei hatte Garet nicht vor, ihn zu schlagen. Solche Menschen waren es nicht wert, dass man sich an ihnen die Finger schmutzig machte. Doch er sollte leiden, ein klein wenig zumindest. Außerdem genoss er die Furcht in seinem Blick. Obwohl es nur ein Bruchteil dessen war, was er tagtäglich durchlebte.

Nach einigen Minuten ließ Garet den Mann los, woraufhin dieser zitternd und aschfahl auf einem Stuhl niedersank. Er starrte ihn an, als wäre er eine Ausgeburt der Hölle, sagte jedoch nichts. Ein letztes Mal grinste Garet ihn höhnisch an, bevor er ohne einen Blick zurück in der Dunkelheit verschwand. Bis zu diesem Zeitpunkt war seine Entscheidung, ins Stahlwerk zu gehen, noch leicht schwammig gewesen.

Obwohl Garet diese Art von Clubs und einzigartige Atmosphäre dort noch immer mochte, schien das Stahlwerk wie ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite eignete es sich ausgezeichnet zum Entspannen sowie schnelles, unkompliziertes Vergnügen, andererseits verband Garet noch immer düstere Erinnerungen mit diesem Ort.

Hier hatte er sich einst wie eine männliche Hure angeboten, um an Informationen über Chris Schober zu gelangen. Dass seine Schwester ihr Herz an einen reichen Schnösel verloren hatte, erfüllte ihn nicht nur mit Schmerz, sondern auch mit Sorge. Denn die meisten wohlhabenden Familien hatten irgendwelche Leichen im Keller und Garet wollte um jeden Preis verhindern, dass Melissa etwas zustieß. Schließlich war ihre häusliche Situation belastend genug. Mit dem, was schlussendlich ans Licht gekommen war, hatten weder er noch Melissa noch Chris gerechnet. Besonders Letzteren stürzte es in ein riesiges Gefühlschaos, was Garet sogar ein wenig leidtat. Auf diese Art und Weise mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden, musste schrecklich sein und wahrscheinlich hatte allein die Liebe zu Melissa Schlimmeres verhindert.

Er schüttelte den Kopf, um die störenden Gedanken zu vertreiben. Heute Abend wollte er sich amüsieren, nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem spürte Garet einen bitteren Geschmack auf der Zunge, als die massive Eingangstür des Stahlwerkes hinter ihm ins Schloss fiel. Der Sex war nicht schlecht gewesen, im Gegenteil. Noch immer spürte er ein deutliches Ziehen im Unterleib, wenn er an den Analsex zurückdachte. Keine der Frauen hatte mit seiner besonderen Vorliebe ein Problem gehabt, sondern waren bereitwillig darauf eingegangen.

Ein regelrechter Hitzestrahl schoss durch seinen Körper. Wie gut der Dildo sich angefühlt hatte, als sie ihn erst langsam und anschließend bestimmt in seinen Po schoben. Garet schauerte. Nur mit Mühe konnte er seine Erregung zurückhalten. Mit einem offensichtlichen Ständer dort aufzutauchen, wäre unvorteilhaft, obwohl er beileibe nicht der Einzige dort war. Garet seufzte und konzentrierte sich für den Bruchteil einer Sekunde auf den negativen Aspekt jenes Abenteuers. Denn so wild und anregend der Sex auch gewesen sein mochte, er hatte es nur getan, um an Informationen heranzukommen. Sofort ließ seine Erregung nach und Garet marschierte zielstrebig auf eine weitere Tür zu.

»Hallo«, begrüßte ihn eine freudige Stimme. »Lange nicht gesehen.«

Garet erwiderte ihr Lächeln, während er sein Portemonnaie hervorholte. »Ja, ich hatte viel zu tun.«

Zu seiner Erleichterung war sie taktvoll genug, ihn nicht zu löchern. Obwohl der Vorfall schon zwei Jahre zurücklag, wussten noch immer alle Bescheid. Was Garet mehr als unangenehm war.

»Na dann. Nutze den Abend, um ein wenig auszuruhen.«

Ob sie sich absichtlich so bewegte, dass ihre Brüste gegen das hautenge Latexkleid rieben, wusste er nicht. Zumal sie gleichzeitig ihren Kopf so hielt, dass ihre schwarzen Haare aufreizend durch den weiten Ausschnitt glitten. Unwillkürlich errötete Garet und musste sich beherrschen, sie nicht sofort zu berühren. Sex im Eingangsbereich war nicht sein Stil. Außerdem hatte ihre Äußerung gezeigt, dass sie seine Vorlieben nicht unbedingt teilte. Die Art von Liebesspielen, die er bevorzugte, eignete sich beileibe nicht zum Ausruhen.

Im Gegenteil. Zweifelsohne fühlte man sich danach befreiter, aber dennoch meist erschöpfter als zuvor. Trotzdem hauchte Garet ihr einen Luftkuss zu, bevor er den Hauptraum des Stahlwerkes betrat.

Schwere, von Patschuli, Schweiß und einem Hauch von Sinnlichkeit getränkte Luft schlug ihm entgegen, während ihm gleichzeitig laute Musik in die Ohren drang. Urplötzlich schauerte Garet.

Diary of Dreams, wie ein Blitzschlag zuckte der Name durch seinen Kopf.

Warum um alles in der Welt wurden sie hier gespielt? Es war nicht so, dass er die Band nicht mochte. Aber für eine Party waren sie nicht unbedingt geeignet. Begleitet von den schwermütigen, elektronischen Klängen steuerte Garet auf die Bar zu und bestellte sich, entgegen seines Vorsatzes, keinen harten Alkohol zu trinken, einen Wodka auf Eis. Die tiefe, melodiöse Stimme des Sängers traf sein Innerstes, doch er weigerte sich, jene Empfindungen zuzulassen. Sie verursachten nur Schmerz und waren sinnlos.

Garet ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. An weiblichen Besuchern mangelte es an diesem Abend nicht. Auf der Tanzfläche sowie auf den Sitzgelegenheiten tummelten sie sich. Die meisten von ihnen waren allein und ohne es zu merken, leckte Garet sich über die Lippen. Nachdem die wehmütigen Klänge verstummt und sein Glas bis auf den letzten Tropfen geleert war, spürte er seine innere Kraft zurückkehren. Das Lächeln war selbstbewusst, als er auf die Tanzfläche zusteuerte und sich der nun geeigneteren Musik hingab.

Psycho Bitch, dachte Garet. Wie passend.

Innerhalb kürzester Zeit wurde er von zwei Frauen angeflirtet. Trotz identischer Frisuren und Haarfarbe waren sie augenscheinlich nicht verwandt. Hungrig fixierten sie ihn mit Blicken und versuchten, ihm unauffällig näher zu kommen. Was in Anbetracht ihrer deutlich aufreizenden Bewegungen sowie der knappen, figurbetonten Minikleidern aus Lack nicht funktionierte.

Garet schmunzelte in sich hinein, zeigte sich jedoch gnädig und machte einen Schritt auf sie zu. Sanft streichelte er die Wange der einen Frau und nutzte die Gelegenheit, ihr tief in die Augen zu blicken. Dabei stellte er fest, dass sie, trotz der Ähnlichkeit, jünger war als ihre Freundin. Diese stellte sich forsch hinter ihn, umfasste seine Hüften und das Becken. Garet keuchte überrascht auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Zumal ihre Hände vorwitzig seine Wirbelsäule hochglitten

»Na, na«, gespielt erbost wandte er sich um, griff nach ihrem Handgelenk. »Wer wird mich denn hier verführen wollen?«

»Also ob du etwas dagegen hättest«, erwiderte die Blondine keck und leckte sich über die Lippen.

Ihre Freundin nutzte die Chance, um in seine Schulter zu beißen.

»Luder«, keuchte Garet und funkelte sie in gespieltem Zorn an.

Beide kicherten schelmisch und er wusste, dieser Kampf war verloren. Seine Erregung wurde mit jedem Augenblick größer, schmerzhafter. Trotzdem blieb ein Rest Beherrschung zurück.

»Also gut. Ihr habt gewonnen.« Für den Bruchteil einer Sekunde schloss Garet die Augen, als sie begannen, seinen Oberkörper zu liebkosen. »Doch ich stehe weder auf Publikumssex noch darauf, mit Fremden zu spielen. Verratet mir eure Namen.«

»Nina«, erwiderte die eine und reichte ihm formell die Hand, während Garet nicht wusste, ob er zuerst in ihre grünen Augen oder auf die festen Brüste schauen sollte.

»Flumen.« Das spöttische Grinsen verriet, dass es nicht ihr richtiger Name war. Aber das kümmerte Garet nicht.

Durch den hautengen Lackstoff spürte er deutlich, wie ihre Finger die Innenseiten seiner Schenkel entlangfuhren, um die Mitte bewusst außen vor zu lassen. Ein unwilliges Knurren verließ seine Kehle.

»Lass dich von ihr nicht täuschen«, hauchte Nina und umspielte sein Ohrläppchen mit der Zunge. »Das ist nur Show. In Wahrheit ist sie eine unterwürfige Sklavin, die mit Freuden den Befehlen ihres Meisters gehorcht.«

Garet erwiderte ihren Blick und seine Augen leuchteten auf. Wie eine Schlange bei der Jagd griff er in Flumens Haarpracht und zog sie fast brutal auf die Füße.

»Was fällt dir ein, mich ohne Erlaubnis zu berühren?«, herrschte er sie an.

Die Augen der Angesprochenen weiteten sich zunächst vor Schreck, um danach schuldbewusst zu Boden zu blicken.

»Verzeiht mir, Herr.«

Garet lächelte wohlwollend und schaute Nina fragend an. Diese verstand sofort und nickte. Ohne Gnade zerrten sie Flumen mit sich in Richtung der Darkrooms. Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss und Garet sah, wie Flumen schauerte. Zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, sie eingehender zu betrachten.

Die junge Frau war deutlich kleiner als ihre Freundin und hatte, im Gegensatz zu Nina, aschblonde Haare. Ihre tiefblauen Augen sollten unschuldig wirken, doch Garet wusste es besser. In ihr schlummerte ein verdorbenes, kleines Drecksstück, das nur darauf wartete, seine schmutzige Seite auszuleben. Wieder einmal, wie Garet vermutete. Trotzdem reizte ihn die Vorstellung.

»Setz dich auf den Stuhl«, befahl er und wies auf einen Lederstuhl, dessen schmale Sitzfläche in zwei Hälften geteilt war.

Jeder, der darauf Platz nahm, musste zwangsweise die Beine spreizen. Flumen schaute verwirrt, erst zu Nina, dann zu Garet, tat aber, was von ihr verlangt wurde.

»Und, Nina. Zieh sie vorher aus«, kam der nächste Befehl, während er etwas aus der Truhe nahm.

Die Angesprochene nickte und schälte ihre Freundin aus dem Kleid, was aufgrund der zahlreichen Schnallen einige Minuten in Anspruch nahm. Teuflisch lächelnd kehrte Garet zurück. In der einen Hand trug er ein langes Seil aus Hanf, die andere war frei. Außerdem hatte er im Bund seiner Hose ein Vibro-Ei versteckt. Man konnte schließlich nie wissen.