The Haven: Rick - Stella Shaw - E-Book

The Haven: Rick E-Book

Stella Shaw

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Beschreibung

Als Rick das heruntergekommene Hotel Haven von seiner Tante erbt, ist er überrascht, dass sich dort bereits eine Gruppe von Männern als Sexarbeiter etabliert hat und ein florierendes Unternehmen betreibt. Er erlaubt ihnen zu bleiben, doch das Hotel muss dringend auf Vordermann gebracht werden und ist in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Rick muss sich mächtig ins Zeug legen, um das Haven zu retten, und hat eigentlich keine Zeit für Romantik. Aber dann steht auf einmal Eliot vor ihm, ein bisschen naiv, aber entschlossen auf der Suche nach einem Mann, der sein erstes Mal zu einem unvergesslichen Erlebnis machen kann. Rick ist sofort fasziniert von ihm und erfüllt ihm seinen Wunsch, merkt jedoch schnell, dass eine Nacht ihm nicht reicht. Wird Rick den besonderen Moment verstreichen lassen oder kann er den Fortbestand seines geliebten Hotels und sein eigenes Glück in Einklang bringen? Band 2 der "The Haven"-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 213

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Mai 2023

Für die Originalausgabe:

© 2021 by Stella Shaw

Titel der Originalausgabe:

»Rick«

Published by Arrangement with Stella Shaw

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2023 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock; AdobeStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: Amazon KDP

Lektorat: Martina Stopp

ISBN-13: 978-3-95823-993-7

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Ray Celar

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Als Rick das heruntergekommene Hotel Haven von seiner Tante erbt, ist er überrascht, dass sich dort bereits eine Gruppe von Männern als Sexarbeiter etabliert hat und ein florierendes Unternehmen betreibt. Er erlaubt ihnen zu bleiben, doch das Hotel muss dringend auf Vordermann gebracht werden und ist in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. Rick muss sich mächtig ins Zeug legen, um das Havenzu retten, und hat eigentlich keine Zeit für Romantik. Aber dann steht auf einmal Eliot vor ihm, ein bisschen naiv, aber entschlossen auf der Suche nach einem Mann, der sein erstes Mal zu einem unvergesslichen Erlebnis machen kann. Rick ist sofort fasziniert von ihm und erfüllt ihm seinen Wunsch, merkt jedoch schnell, dass eine Nacht ihm nicht reicht. Wird Rick den besonderen Moment verstreichen lassen oder kann er den Fortbestand seines geliebten Hotels und sein eigenes Glück in Einklang bringen?

Kapitel 1

Rick

Man sagt, das Schicksal schlägt am ehesten dann zu, wenn man es am wenigsten erwartet.

An diesem Freitagabend war ich allein in der Lobby des Haven Hotels. Die frühen Gäste waren schon wieder weg und all unsere Escorts waren mit ihren Abendterminen beschäftigt. Ich saß mit der neusten Ladung Rechnungen vor mir ausgebreitet auf meinem liebsten der alten Lederstühle – einem der wenigen, die sich meiner größeren und schwereren Figur angepasst hatten – und versuchte, mich nicht schuldig zu fühlen, weil ich die seltene Stille genoss.

Es war immer schwer zu entscheiden, welche Rechnung ich als Erstes begleichen sollte – und welche warten musste, bis ich irgendwo mehr Geld aufgetrieben hatte –, aber es war sehr viel schwerer, meine wachsende Panik geheim zu halten, wenn hier reges Kommen und Gehen herrschte. Ich hatte nicht realisiert, wie hoch die Summe diesen Monat sein würde. Die finanzielle Situation des Hotels war wackelig.

Und das würde immer so sein.

Ich warf einen Blick auf den Belegungsplan auf dem Schreibtisch, bei dem für jedes Zimmer der Name eines Mannes eingetragen war. Die Jungs kamen her, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und ich hatte überhaupt kein Problem damit. Das war ihre Entscheidung und die älteste Profession der Welt brachte immer noch Geld ein, oder? Heute überlegte ich nicht zum ersten Mal, ob ich mich ihnen anschließen sollte, um mein eigenes Einkommen aufzubessern.

Dann ging die Eingangstür auf und der Verkehrslärm der Pendler vom Earls Court, die einer arbeitsreichen Londoner Woche entflohen, drang herein. Ebenso das tief stehende, schneeweiße Sonnenlicht sowie die frostige Straßenluft – es war ein kühler Vorfrühlingstag gewesen.

Außerdem trat ein attraktiver, junger Mann ein.

Er blinzelte ein paar Mal, ehe er sich schüttelte wie ein Hund, der aus dem Regen kam.

Mit festen, selbstbewussten Schritten ging er auf den Tresen zu, den Blick starr geradeaus gerichtet und die Arme locker an seinen Seiten hängend. Er war groß und schlank, ich schätzte ihn auf Mitte 20, und trug eine schicke Hose und glänzende Schuhe. Den obersten Knopf seines Hemds hatte er geöffnet und aus seiner Jackentasche lugten ein paar Zentimeter eines gemusterten Stoffes hervor. Ich tippte auf eine Krawatte. Sein lockiges, dunkelblondes Haar trug er auffallend lang bis zum Kragen. Ernste, graue Augen, ein großer Mund. Jemand, der poetischer war als ich, würde ihn vielleicht als üppig bezeichnen.

Wenn ich ein Escort wäre… dachte ich plötzlich, fasziniert von dem Schauer, der mich durchlief. Wenn ein Kunde so süß aussehen würde wie er…

Ein tiefes, bisher ruhendes Verlangen regte sich in mir.

»Ich bin hier, um einen Termin zu buchen«, sagte er.

Er hatte eine tolle Stimme. Sie war fest und leicht zugleich und besaß einen warmen Tonfall, als wäre er jederzeit bereit, sich zu amüsieren. Wie sexy war das?

Ich verstaute meinen Papierkram in der Schublade und griff nach dem Terminkalender, während mein Blick noch immer auf ihm ruhte. Gott wusste, warum, aber ich fühlte mich etwas zittrig. »Normalerweise nehmen wir keine Laufkundschaft auf, aber vielleicht haben wir heute noch ein Zimmer frei. Möchten Sie direkt fortfahren?«

Er blinzelte mit diesen großen Augen, die die Farbe eines stürmischen Himmels hatten, und zum ersten Mal schien sein Selbstbewusstsein einzuknicken. »Ich dachte… nun, ich habe eine Karte. Es war ein Geschenk. Ich schätze, ich kenne den Ablauf nicht. Verzeihen Sie, wenn ich etwas missverstanden habe.«

Er lächelte kläglich, sein ganzes Gesicht lief knallrot an und… fuck. Es war, als würde ein Scheinwerfer in mir angehen. Nein. Hunderte. Das schläfrige Gefühl in meinem Bauch wurde schlagartig hellwach.

»Nein, alles in Ordnung«, sagte ich, als ich begriff, dass man meine Worte gänzlich anders verstehen konnte. »Möchten Sie vielleicht erst etwas trinken?«

Sein Hals lief rot an und ihm stand etwas Schweiß auf der Schläfe. Er hatte sich unter Kontrolle, aber möglicherweise brachte ihn seine draufgängerische Art nicht weiter.

»Sollte ich… ich meine, läuft das so ab?« Seine Stimme war nicht mehr so fest wie vorher.

Ich lächelte zurück. »Es gibt keinen festen Ablauf. Sie sind der Kunde. Wir können die Karte jetzt oder später registrieren. Nehmen Sie sich Zeit.«

Irgendetwas an dem Satz sorgte dafür, dass er Luft holen und sich etwas entspannen konnte. Er schaute auf den Tresen. Abgesehen von einem Ständer mit unseren schlichten Vorstellungskarten, einem Festnetztelefon und einem Glas voller Minzbonbons war dieser leer. Oh, und da war noch die Schale mit den Kondomen in allen Geschmacksrichtungen und Größen.

»Ja. Ich glaube, ich hätte gerne einen Drink«, sagte er und schaute wieder zurück in die Lobby. Er müsste unsere kleine Bar durch den Torbogen gegenüber der Rezeption sehen können. Sie war gemütlich, aber nicht versteckt. Das Haven Hotel schämte sich für nichts, was es anbot. Die Bar war für Gäste, um etwas zu trinken, aber wenn sie dort nicht gesehen werden wollten, konnten sie direkt in eines der Zimmer gehen. Aber dieser Kerl sah aus, als bräuchte er einen Moment, um sich zu sammeln.

»Gerne«, sagte ich und trat hinter der Rezeption hervor. Bei den Aufzugtüren durchquerte Arne gerade den Gang auf dem Weg zur Küche. Er trug eine Schürze und hatte ein Tablett mit benutzten Gläsern gegen seine Brust gedrückt. Er fing meinen Blick auf und zog eine Augenbraue hoch. Sollte er für mich übernehmen?

Ich traf schnell und von ganzem Herzen eine Entscheidung. Ich hab alles im Griff, sagte mein Blick als Antwort. Arne nickte und neigte den Kopf in Richtung Rezeption. Er würde sie für eine Weile besetzen.

Ich bedeutete dem jungen Mann, vor mir herzugehen, und er schien überrascht, als ich die Klappe des Bartresens öffnete, um dahinter zu treten und ihn zu bedienen. »Welches Bier hätten Sie gerne? Oder soll es etwas anderes sein?«

Er deutete auf ein beliebtes Flaschenbier und nickte zum Dank, als ich es aus dem Regal nahm. »Sie machen auch die Bar?«

Ich lachte, als ich ihm das Bier einschenkte. »Wir brauchen nicht viel zusätzliches Personal. Meistens wird im Vorhinein gebucht.«

Er setzte sich auf einen der Barhocker und zog die Brauen hoch, als wäre er von der gemütlichen Polsterung angenehm überrascht. »Ich hätte das Hotel beinahe übersehen, so wie es hier in der Seitenstraße versteckt ist. Kein Name an der Tür, nur ein Schild mit dem HH-Logo darauf.«

»Wir sind diskret«, sagte ich.

Er lief rot an und ein paar Sommersprossen zeichneten sich dunkler auf seiner Nase ab. Mir selbst wurde heiß, allerdings nicht vor Scham.

»Natürlich sind Sie das. Verzeihung.«

»Hey. Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Ich füllte die Schale mit der Frucht- und Nussmischung aus der Bar auf, da er schon die Hälfte davon gegessen hatte. Ich bezweifelte, dass er das bewusst machte, sondern seine Hände einfach nur beschäftigen wollte. Sie waren schmal und gut gepflegt. Die Hände eines Büroangestellten. Ein paar Sommersprossen zierten seine Knöchel, ebenso wie sein Gesicht.

In der hinteren Ecke der Bar stießen zwei Männer an. Sie waren momentan die einzigen anderen Kunden hier und ich konnte Toms gehauchtes Lachen hören. Er war einer der Männer, die hier regelmäßig Zimmer mieteten, aber er schaffte es jedes Mal wieder, zu klingen, als wäre er neu. Er hatte seinem Gast persönlich eingeschenkt, genau wie ich es tat.

»Wie war deine Woche?«, fragte ich meinen Begleiter.

Er schenkte mir ein halbherziges Lächeln, als wüsste er, dass ich versuchte, ihn zu beruhigen, er aber dankbar für den Small Talk wäre.

»Sie war scheiße. Ehrlich gesagt bin ich deshalb hier. Ich wollte heute nicht direkt nach der Arbeit nach Hause gehen.«

Ich brummte verstehend und legte meine beiden Hände vorsichtig und mit gespreizten Fingern auf die Bar. Ich wollte ihn zu einem Gespräch einladen, aber nicht drängend wirken.

»Weißt du, was du stattdessen willst? Bist du bereit, darüber zu reden?«

Sein Lachen klang mehr wie ein Bellen. »Sehe ich immer noch aus, als wäre ich verwirrt?«

Ja, dachte ich, sagte es aber nicht. »Es ist nur so, dass ich es besser finde, offen zu sein. Sachlichkeit macht die Luft frei. So wissen wir alle, woran wir sind.«

»Sachlich. Ja. Ich schätze, das ist genau das, was dieser Ort ist. Was diese ganze… Sache… ist.«

Ich nickte wieder, weil es so war.

Er atmete langsam ein und schien sich zu entspannen. »Nun. Ich hätte gerne jemand Erfahrenes.«

»Das sind die meisten von uns.«

»Oh. Gott, ja, da bin ich mir sicher. Ich meine jemand Reifes. Der besonnen damit ist. Ich will kein Melodrama. Nichts Außergewöhnliches.«

Gott, er war umwerfend. So ernst, so vernünftig, wie er darüber sprach, was sein Körper brauchte, wonach er sich vielleicht sehnte. Sein Blick war ruhig, aber das Flackern in seinen Augen feurig. So verdammt begierig, auch wenn er es sich selbst nicht eingestand.

»Hast du Vorlieben, was das Alter betrifft? Das Aussehen? Die ethnische Zugehörigkeit? Körperbau?«

Er schluckte. Sein Blick wanderte schnell, beinahe schuldbewusst über meine Unterarme. Ich hatte meine Ärmel hochgekrempelt, als ich Arne vorhin in der Küche geholfen hatte, und mir nicht die Mühe gemacht, sie wieder herunterzurollen.

Ich wusste, dass ich ordentliche Muskeln hatte. Ich war stolz auf sie. Aber als wir die Bar betreten hatten, hatte ich ihn überragt wie ein schwerfälliger Bär neben einer grazileren, zerbrechlicheren Kreatur. Meine Hände waren sicher anderthalb mal so groß wie seine.

»Nun, vielleicht«, sagte er mit leiser Stimme. »Jemand, der… Oh Scheiße.«

»Sag es einfach. Glaub mir, hier kannst du niemanden schockieren.«

»Jemand, der Zeit mit mir verbringt. Ich weiß, was ich will, aber…«

»Du würdest gerne umworben werden.«

»Was für ein altmodisches Wort. Aber ja.« Er sah unglaublich erleichtert aus. »Ich habe nicht… nun, das ist eine nette Art, das auszudrücken.«

»Wir werfen dich nicht auf ein Bett und fallen über dich her«, sagte ich sanft, in der Hoffnung, dass er den Humor erkannte. »Es sei denn natürlich, du bittest genau darum.«

Er lachte. »Ich weiß. Ich meine, jemand hat mir gesagt, dass das hier ein sicherer Ort ist. Ein Ort, an dem man mich verstehen würde.«

Ich würde herausfinden müssen, wer uns diesem reizenden jungen Mann empfohlen hatte. Derjenige verdiente ein Dankeschön.

»Wie ich schon gesagt habe, du bist der Kunde«, fuhr ich fort. »Du kannst so viel oder so wenig verlangen, wie du willst. Wir befolgen deine Anweisungen.«

»Tut ihr das wirklich?« Wieder blitzte es in den Augen, die aussahen wie ein Wintersturm. »Und es ist meine Entscheidung?«

»Ja, natürlich. Du kannst das alles haben, alles, was du beschrieben hast. Das Haven kann dir das geben.«

Ich nahm die Karte, die er neben seinem fast leeren Glas auf den Tresen gelegt hatte.

Es war einer der anonymen Geschenkgutscheine, die Arne zur Probe als Marketingangebot nutzte. Er deckte die grundlegenden Kosten eines Zimmers – und des dazugehörigen Services – bis Mitternacht. Es waren darauf keine Preise abgedruckt und keine Beschreibung des Services an sich. Nur die Anweisung, die Karte im Hotel vorzuzeigen, ein Zimmer zu buchen oder die weiteren Anforderungen zu besprechen. Dann lag es am Haven, das richtige Zimmer und den richtigen Begleiter für den Gast zu finden.

Er räusperte sich. »Gibt es Hausregeln, die ich kennen sollte?«

»Die erste Regel ist, dass dieses Hotel ausschließlich der Treffpunkt ist. Was in den Zimmern passiert, ist unabhängig davon und Privatsache.«

»Ich nehme an, um den Rechtsstatus zu schützen.« Er nickte anerkennend.

»Gut. Du verstehst es.« Wir mussten beide vorsichtig sein, um auf der richtigen Seite des Gesetzes zu bleiben, auch wenn er von sich aus hergekommen war. »Es ist essenziell, zu wissen, dass hier alles auf gegenseitigem Einvernehmen beruht. Das Haven Hotel bietet, wie du schon gesagt hast, einen sicheren Ort. Dein Gutschein zahlt für die Gesellschaft und das Hotel erhält für das Zimmer ebenfalls eine Entschädigung. Wie bei jedem Hotel und allen Gästen. Aber mit dem kostenlosen Vermittlungsservice, einen passenden Partner für dich zu finden.«

Er lächelte. »Nicht ganz so wie Grindr.«

»Überhaupt nicht wie Grindr«, sagte ich, vielleicht etwas zu harsch. »Wir tun alles, was wir können, um sicherzustellen, dass du eine gute Zeit hast. Wir haben eine sexpositive Einstellung und erwarten dasselbe von unseren Gästen. Wir bestehen auf Kondome. Keine Drogen, kein Essen oder Getränke, abgesehen von dem, was wir hier servieren, und keine Aggressionen, es sei denn, es wurde im Voraus besprochen.«

»Aggression?« Seine Augen weiteten sich und er griff nach der Frotteematte auf dem Tresen.

»Nur, wenn du das willst.« Ich war mir nicht sicher, ob seine Reaktion Schock oder Aufregung war, aber ich tippte auf Ersteres. »Wir bieten hier alles von vanilla bis mittelharten BDSM an. Aber wir haben kein Dungeon, nur ein paar angemessene Spielzeuge. Glaub mir, ich habe alle Schränke durchgesehen.«

Als er lachte, riskierte ich es und legte meine Hand auf seine, die auf der Theke lag. Er antwortete mit einem flüchtigen Lächeln, doch sein Gesichtsausdruck war noch immer nachdenklich.

Ich hingegen? Das Kribbeln kleiner Stromschläge in meinem Arm sorgte für Schwindelgefühle.

Ich räusperte mich und fuhr fort. »Wir sehen alle Anfragen als gleichwertig an, glaub mir. Niemand wird dich dafür verurteilen, was du tun oder nicht tun willst.«

Er runzelte leicht die Stirn. »Wie kannst du das schaffen? Ich meine, du hast keine Ahnung, was ich sage, was ich will. Wie kann sich jemand darauf vorbereiten?«

Ich war neugierig, weil ihn das wirklich zu beschäftigen schien. »Die Jungs sind daran gewöhnt. Sie freuen sich darüber. Wenn sie hier arbeiten, sind sie alle single. Es bleiben nicht alle bei uns, manchmal verlassen sie das Hotel, weil sie einen anderen Job anfangen, ein anderes Leben. Manchmal kehren sie später wieder zurück. Es ist immer eine gemeinsame Entscheidung. Aber wenn sie hier sind, stehen sie männlichen Gästen zur Verfügung, die ebenfalls single sind, und haben ein unbändiges und leidenschaftliches Verlangen nach dem, was sie tun. Nach Sex. Sie mögen es, andere zu befriedigen.« Die Röte kroch ihm den Hals hinauf und färbte die Ränder seiner Ohren rosa. Ich wettete, sie würden sich warm unter meiner Zunge anfühlen. Was passierte hier mit mir? »Verrätst du mir deinen Namen?«

Er zögerte nicht. »Eliot Walker. Oh. Warte. Ich meine… Versuchen Leute, hier unter falschen Namen zu buchen?«

Ich lachte auf. »Manchmal. Aber das ist nicht unbedingt die Klientel, die wir haben möchten. Wir sind absolut vertraulich, aber wir brauchen echte Angaben. Ich kann dir unsere Datenschutz- und Privatsphärebestimmungen zeigen, wenn du möchtest.«

Dieses Mal lachte er fröhlich auf. »Ich habe mir eure Website schon angeschaut. Alles ist rechtlich korrekt, ohne ins Detail zu gehen. Sehr geschickt gemacht. Und ich habe mir eure Kreditwürdigkeit angeschaut.«

Ich zog die Augenbrauen hoch. »Das ist sehr schmeichelhaft.«

»Dass ich den Laden überprüft habe, um zu sehen, ob alles legal ist?«

»Dass du uns als echtes Unternehmen überprüft hast. Wenn auch als eines mit dem Branchencode für sonstige Nebendienstleistungen.« Die Website des Hotels mochte nicht ins Detail gehen, aber Arne hatte dafür gesorgt, dass zumindest hinter den Kulissen alles in Ordnung war und einer unserer regelmäßigen Escorts hatte einen Bruder, der Anwalt war. Das Vergnügen musste noch immer geschützt werden.

»Also.« Eliot biss sich auf die Unterlippe. »Was kommt als Nächstes?«

»Dir wird ein Zimmer vorgeschlagen, das hoffentlich die passende Atmosphäre für dich hat. Du kannst durchgehen, wann auch immer du so weit bist.«

Er nickte und atmete tief durch, als würde er sich für das wappnen, was als Nächstes kommen würde. »Nun, ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich bin jetzt bereit.«

»Okay.« Ich schaute über seinen Kopf hinweg und versuchte zu sehen, wo Arne saß, damit er einen Blick in den Terminkalender werfen konnte…

»Hallo?«

Eliots eifriger Ton lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Hatte er noch eine Frage?

Aber er ließ sich einfach nur vom Stuhl gleiten und lächelte wieder dieses bestimmte Lächeln, das mein Herz rasen und meinen Schwanz sich aufrichten ließ. »Nach dir«, sagte er und deutete in Richtung des Flurs.

Ich… Was? Der Groschen fiel plötzlich, und zwar mit einem mentalen Klirren. Er dachte, ich wäre einer der Escorts! Er dachte, ich hätte mich ihm angeboten. Für ihn. Für den Abend.

Für Sex.

Wenn ich ein Escort wäre… Das war noch vor ein paar Minuten mein Gedanke gewesen.

Das Schicksal hatte heute Abend definitiv ein Auge auf mich geworden. Es hatte mir nicht nur Eliot Walker geschickt, sondern auch noch das alles verzehrende Verlangen, ihn in meine Arme zu schließen. Und ihn nur für mich zu haben.

Er dachte, ich wäre für ihn gebucht. Wie schnell und eifrig konnte ich entscheiden, den Schritt zu wagen und genau das zu werden?

»Okay«, sagte ich leise. »Ich bin heute Abend deine Wahl.«

Kapitel 2

Eliot

Ich hatte zwei verdammte Wochen gebraucht, um den Mut zusammenzukratzen, das Haven Hotel zu besuchen.

Doch an diesem Freitag war die Arbeit echt hart gewesen, mit Kundenterminen, die von frühmorgens bis Büroschluss andauerten, mit vielen erhobenen Stimmen und hochkochenden Emotionen und ohne jegliche Essenspausen. Mein persönlicher Assistent Simon hatte, wann immer er konnte, frischen Kaffee gebracht, um uns alle bei Laune zu halten, aber am Ende des Tages fühlte ich mich müde, unruhig und wollte… irgendetwas anderes. Irgendetwas für mich.

Als ich meine Entscheidung getroffen hatte, durchlief mich ein nervöser Schauer.

Ich bewahrte ein Set Ersatzkleidung im Büro auf, weil ich oft vor oder nach der Arbeit ins Fitnessstudio ging, also hatte ich mich schnell gewaschen und umgezogen, während ich mir durchgehend gedacht hatte: Was habe ich, abgesehen von einer stillen und einsamen Nacht in meiner Wohnung, zu verlieren?

Und der Gutschein, den ich von Lizzie bekommen hatte, hatte sich förmlich ein Loch durch mein Portemonnaie gebrannt, eine wachsende Versuchung für meine entsetzte und gleichzeitig faszinierte Neugier.

Es war keine Lüge, als ich gesagt hatte, dass ich das Hotel beinahe übersehen hatte.

Ich wohnte im hinteren Teil von Hammersmith und kannte mich in Earls Court nicht gut aus, eigentlich nur als Durchgangsstraße zu Londons Museen und dem Einkaufszentrum von Nightbridge.

Als ich von der Cromwell Road in die unscheinbare Straße einbog, fühlte ich mich merkwürdig vom Rest der Menschheit abgeschnitten. Hier war sonst niemand und meine Schritte hallten vom Bürgersteig wider. Der Eingang des Hotels – nachdem ich ihn gefunden hatte – war erstaunlich klein, obwohl das Gebäude mehrere Stockwerke hochragte. Es gab keine Schilder, es stand nicht einmal ein Name an der Tür, nur das überraschend elegante HH-Logo. Aber ich hatte die Hausnummern von dem italienischen Café an der Ecke ausgehend heruntergezählt, also musste es das sein.

Sobald ich eingetreten war, stellte ich fest, dass das Gebäude täuschte. Die Lobby erstreckte sich ganz bis ans Ende des Gebäudes und deutete auf mehr Zimmer hin, als ich erwartet hatte. Der Parkettboden war blank poliert und glatt unter meinen Füßen und die Wände waren in einem schlichten, aber modischen Marineblau gestrichen.

Gott allein wusste, welche Köstlichkeit sie heute gebacken hatten – oder handelte es sich um einen teuflisch cleveren Lufterfrischer? –, denn das ganze Hotel duftete wie die beste Art Coffeeshop. Eine Kombination aus frischen Blumen, hausgemahlenen Bohnen, süßem Gebäck und abgewetzten Ledermöbeln. An der Wand der Lobby verteilt standen Sessel und ab und an ein Tisch und auf halber Höhe befand sich ein Torbogen, der, wie ich glaubte, zu einer Bar oder einem Speisesaal führte. Ein kleiner Aufzug war am Ende der Lobby versteckt, neben einer schmalen und mit dickem Teppich bezogenen Treppe.

Mein Dad hatte immer gesagt: durch Schein zum Sein. Also machte ich das. Ich stolzierte zur Rezeption, als wäre ich es gewöhnt, spontan Zimmer in merkwürdigen, kleinen Boutique-Hotels buchen. Als würde ich genau wissen, was hier noch angeboten wurde, und mich das nicht im Geringsten verunsicherte.

Ja. Genau.

Dann bewegte der Mann hinter dem Tresen seinen muskulösen Körper in dem gemütlichen Stuhl und lächelte zu mir auf.

Und Gott, sieh nur, wie es von da an weiterging. Von meiner anfänglichen Verlegenheit über die peinliche Situation bei meinem Drink und dem sehr vernünftigen, aber auch bizarren Gespräch über die Hausregeln. Alles, was ich über meine Buchung für heute Abend wissen musste. Mit meinem Escort. Prostituiertem. Oh Gott.

Mir war so vieles so peinlich. Dass ich so geschockt gewesen war, während er so offen und ruhig über das Arrangement gesprochen hatte. Dass ich eine ganze Reihe naiver Fragen gestammelt hatte, die mich wie einen Vollidioten aussehen lassen mussten. Gott wusste, ich dachte, ich wäre ein Mann von Welt. Doch dieser Mann – er hatte mir vom ersten Augenblick an, als er mich begrüßt hatte, den Atem geraubt. Er war so verdammt heiß, so selbstbewusst, so ausgeglichen. Ich konnte kaum glauben, das Glück zu haben, seine Gesellschaft zu ergattern.

Aber was zur Hölle dachte ich, das ich bekommen würde? Was auch immer ich gefragt hatte, das war für mich nur die Spitze des Eisbergs. Ich war naiv in Bezug auf diese ganze verdammte Situation.

An einem anderen Freitagabend, vor gerade einmal zwei Wochen, hatte sich meine beste Freundin Lizzie über meinen Küchentisch gebeugt, wo wir gerade Essen vom Lieferdienst gegessen hatten und schon bei der zweiten Flasche Wein waren, und mir die Geschenkkarte von dem Hotel in die Hand gedrückt.

»Die letzten sechs Monate waren so hart für dich«, hatte sie gesagt. »Ich will, dass du diesen Laden mal ausprobierst.«

Wir waren beide auf dem Weg gewesen, ordentlich angetrunken zu sein, hatten viel zu locker über Männer und Sex und – zumindest in meinem Fall – über tiefe Reue gesprochen.

»Was ist das?« Nur eine schlicht-weiße Karte auf der Haven Hotel. Vorabbuchungen bevorzugt. Gültig für einen Abend stand. Und auf der Rückseite: Kontaktieren Sie die Rezeption für Ihre Zimmerwünsche.

»Du verdienst einen heißen, sexy Kerl und eine heiße, sexy Zeit, Eliot«, hatte sie gesagt. »Das ist es, was sie anbieten. Es ist ein sauberer, cleverer, sicherer Ort. Mein Freund Felix hat mir davon erzählt.«

Obwohl ich von dem Wein benebelt gewesen war, hatte ich mit Entsetzen begriffen, wovon sie sprach. »Liz, ich brauche keinen Sexclub.«

»Es ist kein… Oh, ich kann das nicht erklären! Ich war da noch nie, weißt du? Es ist nur für schwule Männer.« Ihre Stimme hatte sich verschärft, aber sie klang nicht grausam. »Und das bist du doch, oder nicht, Eliot? Wann wirst du diese Tatsache akzeptieren?«

Während ich sie angestarrt hatte – nicht, weil meine sexuelle Orientierung für uns beide zu dem Zeitpunkt ein Schock war, sondern weil ich noch immer verblüfft war, dass sie die Neuigkeit besser verkraftet hatte als ich selbst –, hatte sie mich in eine feste, alkoholgetränkte, tränenreiche Umarmung gezogen, bei der sie fast von ihrem Stuhl gefallen wäre.

»Bitte mach das Beste draus, Eliot. Sieh mal, ich liebe dich immer noch. Aber wir hätten niemals als Paar funktioniert, oder? Du solltest einen Kerl finden, der deine Welt auf den Kopf stellt. Finde heraus, wie es wirklich sein kann. Aber ohne Bedingungen, ohne Druck.«

Weil wir uns das gegenseitig nicht gegeben hatten, meinte sie. Oder besser gesagt, wir hatten den Druck gehabt – zumindest bis wir mit beidseitiger Erleichterung unsere Hochzeit abgesagt hatten –, aber nicht das Welt-auf-den-Kopf-stellen. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Und ich begann langsam, ihr zu glauben, dass es auch nicht meine Schuld gewesen war.

Und nun war ich hier, umklammerte den Tresen in der Bar des Haven Hotels und begriff plötzlich, dass ich mit diesem umwerfenden Berg von einem Mann in einem Hotelzimmer verschwinden würde.

»Alles gut bei dir, Eliot?«

Er sah besorgt aus, doch seine Stimme war wie ein tiefes, alles verzehrendes Schnurren oder eine Wohlfühldecke. Sie hatte diesen festen, heißen Tonfall, von dem ich schon fasziniert gewesen war, als er mich über alles Wichtige informiert hatte. Allein vom Zuhören spürte ich, wie ich einen Steifen bekam.

»Ich weiß nicht, wie du heißt«, platzte es aus mir hervor. Ich hatte ihm einfach unhöflich Hallo über die Bar hinweg zugerufen.