'The making of ...' Genie: Wittgenstein & Mozart - Nicole L. Immler - E-Book

'The making of ...' Genie: Wittgenstein & Mozart E-Book

Nicole L. Immler

4,8

Beschreibung

Kulturheroen verdanken ihre Popularität zum Teil jenem Kanonisierungsprozess, der in Gedenkjahren regelmäßig zelebriert wird. Ausgehend vom Mozartjahr 2006 stellen die Beiträge in diesem Band die Frage: Wie werden identifikationsstiftende 'Helden' zu solchen gemacht und welche Rolle spielt dabei das Label 'Genie'? WissenschaftlerInnen, BiographInnen und RegisseurInnen – einige von ihnen haben am 'making of' der Bilder von Mozart und Wittgenstein in den letzten Jahren selbst mitgewirkt – reflektieren über Entstehungsprozess und Funktion von Biographien. Dabei wird interdisziplinär – aus philosophischer, musikwissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher und historischer Perspektive – darüber nachgedacht, wie das Genre der Biographie in das Verfolgen persönlicher Erzählstrategien ebenso verwoben ist wie in gesellschaftliche Sehnsüchte und Gesetze des Marktes. Mit Beiträgen von Thomas Ballhausen, Elisabeth Grossegger, Gernot Gruber, Øystein Hide/Ray Monk, Nicole L. Immler, Mathias Iven, Allan Janik, Christian Klein, Herbert Lachmayer, Elisabeth Leinfellner, Thomas Mießgang, M.A. Numminen, Kurt Palm, Klaus Puhl, Ferry Radax, Peter Stachel, Stefan Zahlmann, Werner Zillig.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 417

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
12
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nicole L. Immler (Hrsg.)

‚The making of ...‘ Genie: Wittgenstein & MozartBiographien, ihre Mythen und wem sie nützen

 

 

 

 

 

 

 

 

Gedächtnis – Erinnerung – Identität

Band 11

Nicole L. Immler (Hrsg.)

‚The making of ...‘ Genie: Wittgenstein & Mozart

Biographien, ihre Mythen und wem sie nützen

 

 

 

© 2009 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

E-Mail: [email protected]

Homepage: www.studienverlag.at

Satz: Sabine Krammer

Umschlag: Studienverlag/Karin Berner

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in Der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

ISBN 978-3-7065-5824-2

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at.

Inhalt

Vorwort

‚The making of ...‘Überlegungen zur Biographieforschung aus der Perspektive der Kulturwissenschaften – eine EinleitungNicole L. Immler

Trademark ‚Biographie‘

Von der Faszination des inszenierten Lebens – Herausforderungen und Chancen der aktuellen BiographikChristian Klein

Die gestaltgewordene Leere.Was ist Prominenz im Zeitalter von Internet und MTV?Anmerkungen zur Produktion von Superstars unter zeitgenössischen MedienbedingungenThomas Mießgang

Ein sozialistisches Genie „in the making“?Frank Schumanns Lotte UlbrichtStefan Zahlmann

‚Wittgenstein‘

Zwischen Trattenbach und Gugging: Ein Bericht zur Institutionalisierung von Wittgenstein in ÖsterreichElisabeth Leinfellner

Zwischen Trattenbach und Gugging IIKlaus Puhl

Wittgenstein und das Genie-Marketing.Oder: Ein Philosoph wird nutzbar gemachtWerner Zillig

‚Wittgenstein? – Nein, Danke!‘ Geständnisse eines FilmemachersFerry Radax

Philosophen und Marsianer. „Wahrheiten“ und „Irrtümer“ über Derek Jarmans Wittgenstein (1993)Thomas Ballhausen

Wie die Tractatus-Suite entstand und sich in der Welt verbreiteteM.A. Numminen

„Wittgenstein und …“ Probleme beim Schreiben einer BiographieMathias Iven

Biographie, Philosophie und das Einzige, was etwas bedeutetØystein Hide im Gespräch mit Ray Monk

Wittgenstein’s Vienna, Biography and PhilosophyAllan Janik interviews himself

‚Mozart‘

„Mozarts Masken“ oder „Trazom versus Mozart“Kurt Palm

Das Krokodil im roten Rock und der silberne Schwan des Wohlklangs. Mozart – Genie und Popstar?Peter Stachel

Erzählstrategien in Mozart-Biographien der Jahre 1991 und 2006Gernot Gruber

„Wir müssen Mozarts Musik wie eine Uraufführung behandeln ...“ – Mozart als Zeitgenosse 2006Elisabeth Großegger

Mozarts produktive Dekadenz. Überlegungen zur Künstlerfigur und zur Kreativitätsökonomie des CompositeursHerbert Lachmayer

Personenregister

AutorInnenverzeichnis

Vorwort

Die meisten der in diesem Band versammelten Beiträge verdanken sich der Konferenz ‚The making of ...‘ Genie: Mozart und Wittgenstein. Biographien, ihre Mythen und wem sie nützen, die 2006 in Wien im „Wittgenstein-Haus“ stattgefunden hat. Das Anliegen der kulturwissenschaftlichen Tagung war es, gerade im Mozartjahr 2006 das Thema Biographie und dessen Marketing-charakter an zwei spezifischen Beispielen interdisziplinär und komparatistisch zu diskutieren. In diesem Band kommen WissenschaftlerInnen, BiographInnen und RegisseurInnen zu Wort, einige von ihnen haben am ‚making of‘ der Bilder von Mozart und Wittgenstein in den letzten Jahren selbst mitgewirkt. Die interdisziplinären Ansätze aus philosophischer, musikwissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher, medienwissenschaftlicher, soziologischer und historischer Perspektive sollen verdeutlichen, wie Biographien ‚gemacht‘ (konstruiert) werden. Das Ziel ist zu zeigen, wie sehr Biographien von den persönlichen Autoren-Intentionen sowie den gesellschaftlichen Anliegen ihrer Zeit geprägt sind. Es werden aktuelle Fragen aus der Biographie-Forschung mit theoretischen Ansätzen zu Erinnerungsund Identitätspolitik verknüpft, und damit zugleich die Konsum- und Marketingstrategien in den Blick gerückt und gefragt: Wie werden identifikationsstiftende ‚Helden‘ zu solchen gemacht und welche Rolle spielt dabei das Label ‚Genie‘? An dieser Stelle danke ich allen TeilnehmerInnen, die dem Thema in den Vorträgen und Diskussionen viele neue Impulse geliefert haben.

Die Konferenz und das vorliegende Buch orientieren sich an einer zentralen forschungsleitenden Perspektive des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (www.oeaw.ac.at/ikt), dem Problem von Gedächtnis, Erinnerung und Identität. Für die finanzielle Unterstützung der Tagung und der Drucklegung dieses Bandes bin ich mehreren Institutionen zum Dank verpflichtet: dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien, der Magistratsabteilung 7 – Wissenschafts- und Forschungsförderung – der Stadt Wien, dem Amt des 3. Wiener Gemeindebezirks, der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Für den kostenfreien Abdruck der Fotos möchte ich der Albertina, dem Da Ponte Institut, dem Filmarchiv Austria, dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Fischer Film und dem Künstler Anton Herzl herzlich danken. Am Zustandekommen des Buches waren zwei weitere Personen maßgeblich mit beteiligt, die die gesamte Reihe gewissenhaft betreuen: für das engagierte Lektorat möchte ich Josef Schiffer herzlich danken, ebenso Sabine Krammer für ihr wunderbares Layout.

Nicole L. Immler

Wien, Juni 2009

‚The making of ...‘ Überlegungen zur Biographieforschung aus der Perspektive der Kulturwissenschaften – eine Einleitung

Nicole L. Immler

„Wirklichkeit ist immer auch das von uns Bewirkte“(Siegfried J. Schmidt)

Das so genannte ‚Wittgenstein-Haus‘ in Wien ist der Ort, an dem in den 1970er Jahren erstmals in Österreich eine breitere Aufmerksamkeit für die Person Ludwig Wittgenstein entstanden ist: in der gesellschaftspolitischen Debatte darüber, ob man das Palais – welches Wittgenstein zusammen mit dem Architekten Paul Engelmann für seine Schwester Margarethe Stonborough erbaut hatte1 – tatsächlich abreißen könne, oder ob Wittgensteins Werk nicht doch als Denkmal zu schützen sei. Mit der Bewahrung des Hauses vor dem Abriss (heute Sitz des bulgarischen Kulturinstituts) beginnt eine Erfolgsgeschichte, die sich zunächst von Wittgensteins Ansehen im angloamerikanischen Sprachraum herleitete und 1996 in der Benennung des ‚großen‘ Wittgenstein-Preises kulminierte, dem höchst dotierten Wissenschaftspreis der Republik.2 Die Erfolgsstory Mozarts muss nicht nur angesichts der Feierlichkeiten der Mozartjahre 1991 und 2006, insbesondere in dessen Rolle als Ikone der Musikstadt Wien, hier nicht näher beschrieben werden. Das Mozartjahr 2006, geprägt auch von lebhaften Debatten über die Verwendung des Namens ‚Wittgenstein‘ für eine neue Elite-Universität in Österreich, schien ein guter Zeitpunkt dafür zu sein, auf einem Symposium über die Inszenierung dieser beiden gesellschaftlichen Identifikationsfiguren sowie über Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Markt nachzudenken. Damit ist die Frage beantwortet: Warum Mozart und Wittgenstein? Keine gemeinsame Feierstunde (Mozarts 250. Geburtstag bzw. Wittgensteins 55. Todestag), sondern ein anlassbezogenes und inhaltliches Experiment. Die Gegenüberstellung sollte helfen, interdisziplinär über das „making of ...“ von Biographien – zugespitzt auf die Kategorie ‚Genie‘ – nachzudenken.

Der Begriff ‚Genie‘3 wird von der wissenschaftlichen Avantgarde ungern verwendet und ist dazu historisch belastet, aber dennoch kulturpolitisch bedeutsam in Debatten über das kulturelle Erbe. Mozart und Wittgenstein werden beide gerne als Ikonen des kulturellen Gedächtnisses Wiens dargestellt und vermarktet. Zugleich ist die Wiener Wissenschaftslandschaft jener Ort, an dem BiographInnen, FilmemacherInnen, AusstellungsmacherInnen, WissenschaftlerInnen oder KulturpolitikerInnen maßgeblich daran mitwirkten, dass jene zu identifikationsstiftenden Figuren wurden und werden. Das habe auch mit der Stadt selbst zu tun, meint der Philosoph Eberhard Ortland : „Das Geniethema hat in Wien eine besondere Präsenz. Das liegt zum einen an der unvergleichlichen Stellung Wiens als Musikstadt, zum anderen wurde hier im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die literarische, psychologische, soziologische und historische Reflexion über Faszination und Problematik des Genies so intensiv betrieben wie nirgendwo sonst. Heute ist es noch so, dass hier das Interesse an dem Unterschied zwischen dem Ordentlichen und dem Außerordentlichen eine größere Rolle spielt als an anderen Orten.“4 Dem ist beizufügen, dass die Frage des Genies in der Popkultur und heutigen Mediengesellschaft eine völlig neue Dimension bekommen hat.

Spielen Wittgenstein und Mozart in diesem Kontext eine Rolle; und welche? In den Diskussionen um das Wienerische oder österreichische kulturelle Erbe werden ihre Namen unabhängig von der historischen Figur auch gerne symbolisch sowie kulturpolitisch plakativ verwendet. Inwiefern ist die Zuschreibung ‚Genie‘ also eine, die in der Kulturindustrie nutzbar gemacht wird? Gerade das Beispiel des Wittgenstein-Hauses führt vor Augen, wie sich die Kategorie ‚Genie‘ mit der Frage nach der Bewahrung historischen Erbes verschränkt. Wie kam es zu dieser Anerkennung? Die Erfolge von Mozart und Wittgenstein basieren ursprünglich auf ihrem Werk, dennoch spielen in beiden Fällen die historischen Personen und ihre Biographien von Beginn an eine wichtige Rolle in der Rezeption wie auch im Marketing. Seit den neunziger Jahren kann man sogar vom Dilemma eines übergroßen biographischen Interesses sprechen, hinter dem die Werke selbst oft zu verschwinden drohen. Aus diesem Grund seien einige allgemeine Bemerkungen zum gegenwärtigen Biographietrend und dessen Herausforderungen vorangestellt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!