The Wicked Horse 3: Wicked Need - Sawyer Bennett - E-Book

The Wicked Horse 3: Wicked Need E-Book

Sawyer Bennett

4,5

Beschreibung

Rand Bishops Träume von einer olympischen Goldmedaille sind bereits vor vielen Jahren geplatzt. Doch er hat alles hinter sich gelassen, genießt seine neue Karriere und ein Leben, das in jedem Mann Neid weckt. Obwohl er keine Skipisten mehr herunterrast, hat er Spaß an seiner Tätigkeit, die sexuellen Fantasien anderer im "Silo" zu erfüllen. Er ist gut in seinem Job. Verdammt gut. Es könnte nicht besser für Rand laufen, doch für Catherine Lyons Vaughn ist das genaue Gegenteil der Fall. Die Welt der dunkelhaarigen Schönheit mit den braunen Augen bricht auseinander. Viele Jahre hat sie damit verbracht, die Launen ihres bedeutend älteren Ehemannes zu ertragen; alles für ihn zu tun, was immer er von ihr verlangt hat. Doch nach seinem Tod ließ er sie vollkommen mittellos zurück. Jetzt muss sie alleine in einer harten, grausamen Welt überleben. Glücklicherweise hat Rand seine tätowierten Arme beschützend um sie gelegt. Doch kann er Catherine davon überzeugen, dass sie es verdient, sich in die Frau zu verwandeln, die schon immer in ihr gesteckt hat? Teil 3 der "The Wicked Horse"-Serie aus der Feder der USA Today- und New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

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Sawyer Bennett

THE WICKED HORSE 3: WICKED NEED

Erotischer Roman

© 2016 by Sawyer Bennett

© 2018 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Übersetzung: Julia Weisenberger

Covergestaltung: © Mia Schulte

Coverfoto: © Shutterstock.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-340-8

ISBN eBook: 978-3-86495-341-5

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches andere Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Autorin

Leseprobe aus „Filthy Games: Du gehörst mir“ von Cheryl Kingston

Prolog

Rand

Ich gehe durchs Silo und schalte das Licht hinter mir aus. Normalerweise ist das die Aufgabe von Bridger oder Cain, aber keiner von beiden ist heute Abend da. Bridger ist auf einer Party auf dem Gelände des Mayhem's-Mission-Motorradclubs, was bedeutet, dass er eine Pussy ficken kann, die nicht mit dem Silo in Verbindung steht. Obwohl das hier Bridgers Baby ist, habe ich das Gefühl, dass seine „Pflichten“ hier manchmal auf ihm lasten.

Es gibt Zeiten, in denen es so wirkt, als ob er es hasst, einige Leute zu „bedienen“, aber vielleicht versuche ich, etwas in die Situation hineinzuinterpretieren, was nicht da ist. Wie auch immer, er ist nicht hier, und Cain auch nicht.

Cain ist heute aus Tennessee zurückgeflogen und hat sich mit Sloane zurückgezogen. Ich bin sicher, dass er immer noch an den notwendigen Entschuldigungen arbeitet, die diese Frau von ihm verdient. Aber sie sind schon ein süßes Paar. Ich hätte angenommen, dass er einer der Letzten sein würde, der einer Frau verfällt, wenn man die Sache mit Rachel bedenkt, aber was zum Teufel weiß ich schon? Ich bin definitiv ein Pechvogel in Sachen Liebe, aber es ist okay, wenn dieser Kelch an mir vorübergeht. Ich habe Freunde, einen tollen Job und kann so viel kinky rumvögeln, wie ich will.

Ich schmunzle vor mich hin und denke darüber nach.

Kinky rumvögeln.

Irgendeine Tussi hat das neulich Abend gesagt, als Logan und ich sie beide flachgelegt haben, und wir fanden es urkomisch. Sie sagte, es sei ein Begriff aus einem ihrer Lieblingsbücher, aber egal. Es beschreibt wirklich gut, was hinter den Mauern dieses runden Gebäudes passiert.

Ich gehe den kurzen Flur hinunter zum Ausgang, betätige den Schalter der Wandleuchte und schiebe die Tür auf. Die Luft ist kühl und riecht frisch. Reinigt irgendwie die Seele, denn manchmal, wenn ich aus dem Silo komme, fühle ich mich wegen der Dinge, die ich tue, beschmutzt.

Aber noch mal, das ist mir egal. Ich mag mich manchmal schmutzig fühlen, aber einiges davon fühlt sich auch verdammt gut an.

Ich ziehe die Tür zu und stelle sicher, dass das Schloss eingerastet ist. Sicherheit ist wichtiger denn je geworden, wenn man bedenkt, dass dieser Drecksack Colton Stokes die Klappe so weit aufgerissen hat. Allerdings könnte man sagen, dass es eine gute Sache war, weil es Sloane Preston in unseren Teil der Welt gebracht hat. Sie ist nicht nur fantastisch zu vögeln – und ich hoffe, Cain lässt mich wieder mal mitmischen –, sondern hat auch meinen Kumpel super glücklich gemacht. Vielleicht verdient Colton daher nur eine Tracht Prügel, statt dass ich ihn ermorde – was ich gern tun würde, weil er unsere Existenz bedroht hat.

Der Parkplatz ist fast leer, das Wicked Horse hat vor etwa einer Stunde geschlossen. Das Silo ist theoretisch rund um die Uhr für alle Mitglieder geöffnet, die sich in die Verderbtheit hinabreißen lassen wollen, aber die Barkeeper machen zur gleichen Zeit Schluss wie das Wicked Horse, das um zwei Uhr früh schließt. Ich bin der Letzte, der geht, nachdem ich mir noch einen letzten Blowjob von Carol, einer der reizenden Serviererinnen von exquisiten Getränken, habe verpassen lassen. Sie ist vor nicht einmal fünfzehn Minuten mit einem spröden Nachtgruß abgehauen. Ich hätte ihr den Gefallen erwidern sollen, aber sie schuldete mir den Blowjob, weil sie letzte Woche eine Wette auf das Spiel der Yankees verloren hat. Sie ist eine New Yorkerin, die hergezogen ist, und ich hasse die Yankees, daher wette ich immer gegen sie, egal wie hoch der Preis für den möglichen Verlust ist.

Mein Blick fällt auf meinen Suburban. Er steht in der Nähe des Wicked Horse auf dem Parkplatz, der dem Schieferpfad am Nächsten liegt, der von der Hintertür zum Silo führt. Ich drücke auf den Schlüssel, und die Lichter blinken und zeigen damit an, dass die Türen entriegelt sind. Ich öffne die Fahrertür, und gerade als ich einsteige, bemerke ich ein weißes Mercedes-Coupé, das zwei Reihen dahinter und drei Plätze weiter steht. Ich drehe mich um und sehe verdutzt, dass es Catherines Auto ist.

Ich weiß, dass sie das Silo vor einer halben Stunde verlassen hat, nachdem sie heute Abend vor allen eine Show hingelegt hat. Seit ihr Mann letzte Woche gestorben ist, ist sie jede Nacht im Silo gewesen und hat sich jeder verruchten Spielart von Sex hingegeben, die man sich vorstellen kann. Nicht, dass sie nicht schon früher einiges ausprobiert hätte, aber aus irgendeinem Grund ist sie seit dem Tod des alten Arschlochs noch freizügiger. Vielleicht könnte man sogar sagen, dass sie hartnäckig entschlossen ist, sich jedes Mal selbst zu übertreffen.

Heute Abend hing mir – wie bei einem Zeichentrickwolf – die Zunge förmlich aus dem Mund, als sie einen Raum ganz für sich allein beanspruchte und mit einer Vielzahl von elektrischen und mechanischen Spielzeugen loslegte, die Bridger angesammelt hat. Sie stand direkt an der Glaswand und sorgte dafür, dass jeder sehen konnte, was sie tat. Ich wette, ich habe sie mindestens sechs Mal kommen sehen, bevor sie schließlich in einem Häufchen zu Boden sank und mit verschwitzter Haut und schläfrigen Augen keuchte. Nachdem sie sich gesammelt hatte, zog sie sich an, schlenderte zur Tür hinaus und winkte zum Abschied. Ich war danach so verdammt geil, dass Carol mir in kürzester Zeit einen unglaublichen Orgasmus entlocken konnte. Und … dabei stellte mir vor, dass Catherine meinen Schwanz lutscht, was ein wenig seltsam ist.

Es ist ja nicht so, als wäre sie ein großes Mysterium für mich. Catherine hat mich schon ein paarmal tief in ihrem Rachen aufgenommen und ich habe sie noch häufiger gefickt. Ich dachte nicht, dass sie wirklich etwas anderes war als all die anderen sexuellen Begegnungen, die ich hatte, aber aus irgendeinem Grund stellte ich mir vor, ihr dunkles Haar in der Faust zu halten statt Carols rotblonde Locken.

Vielleicht hat Catherine ihr Auto hiergelassen und ist mit jemand anderem nach Hause gefahren. Das muss es sein.

Gerade als ich mich wieder auf mein Fahrzeug konzentrieren will, sehe ich Bewegung im dunklen Inneren ihres Autos. Ich schaue genauer hin, hoffe, dass das Licht vom nächsten Sicherheitsposten mir einen besseren Blick gewährt. Wenn ich mich nicht irre, ist der Sitz zurückgestellt und jemand liegt da. Vielleicht hat derjenige sich gerade von einer Seite zur anderen gedreht.

Was zum Teufel …?

Ich schließe meine Tür und gehe schnell über den Parkplatz zu ihrem Auto, den Kopf neugierig geneigt. Als ich näherkomme, kann ich mehr erkennen. Es ist in der Tat Catherine auf dem Fahrersitz, der ganz zurückgelegt ist. Sie liegt auf der Seite, die Hände ruhen neben ihrem Gesicht, ihr Rücken ist mir zugewandt. Ihre langen, dunklen Locken ergießen sich über ihren Rücken und ihre Schulter.

Ich klopfe sanft gegen das Fenster. Ich weiß, dass ich sie erschrecken werde, aber ich kann es nicht ändern. Sie fährt auf und blickt mich verängstigt an. Ich kann sehen, wie sie aufatmet, als sie mich erkennt. Sie stellt den Sitz gerade und macht das Scheibe runter. Erst da merke ich, dass ihr Auto an ist.

„Hey“, sagt sie. Ihr Blick huscht über den Parkplatz.

„Was machst du hier?“, frage ich, völlig verwirrt, dass sie in ihrem Auto schläft. Ich weiß, dass sie nicht betrunken ist, weil Catherine nicht trinkt.

Überhaupt nicht.

Das liegt daran, dass sie verrückte Sachen im Club macht und nicht will, dass jemand denkt, es wäre nicht aus eigenem Willen. Sie ist diejenige, die ihr kinky Rumgevögel kontrolliert … und sie hat es vollkommen unter Kontrolle. Ich glaube nicht, dass sie Drogen nimmt, deshalb ist es sehr verwirrend, sie hier so vorzufinden.

„Also … ich …“ Sie senkt den Blick auf ihre zarten Finger, die eng miteinander verwoben sind.

„Catherine … wolltest du die Nacht hier draußen verbringen?“

Sie schnaubt frustriert. Resigniert sieht sie zu mir auf und sagt: „Ja.“

Nichts weiter.

Ich hebe eine Augenbraue. Catherine und ihr verstorbener Mann wohnen eigentlich dauerhaft in Vegas, aber er hat eine Luxuswohnung kurz hinter Jackson, in der sie viel Zeit verbracht haben, seit er ihr eine Mitgliedschaft im Silo verschafft hat.

„Ist dein Auto kaputt oder so was?“

Sie schüttelt den Kopf und schaut zurück auf ihren Schoß.

„Was zum Teufel ist denn dann los?“, frage ich verärgert und auch ziemlich erschöpft von meinen nächtlichen Aktivitäten. Ich will nach Hause und ein bisschen schlafen. Die Arbeit beginnt früh, und ich kann es mir nicht leisten, zu verschlafen. Ich muss den Tattoo-Shop, für den ich arbeite, um zehn Uhr morgens öffnen, und ich brauche die wenigen Stunden Schlaf, die ich reinquetschen kann.

Sie schweigt, und ich denke schon, sie weigert sich, mir zu antworten, aber dann erreicht ihre leise Stimme meine Ohren. „Ich kann nirgendwo anders übernachten.“

Ich bin baff. „Was soll das heißen? Du hast ein über 650 Quadratmeter großes Haus keine dreißig Minuten entfernt.“

Sie schüttelt den Kopf. Ihr dunkles Haar fällt wie ein Schleier vor ihr Gesicht und verbirgt es. Es ist ein wunderschönes Gesicht mit hohen Wangenknochen, und ihre braunen Augen wirken durch ihren Winkel exotisch. Es sollte in Filmen oder Zeitschriften auftauchen. Ein Gesicht, das so schön ist, dass es ihr einen wohlhabenden Ehemann an der Schwelle des Todes verschaffte und sie hätte im Reichtum schwimmen lassen sollen.

„Catherine“, sage ich und ziehe am Griff ihrer Tür. Es ist immer noch verschlossen, also fasse ich durchs Fenster, finde den Entriegelungsknopf, drücke ihn und öffne dann die Tür. Ich trete vor, gehe in die Hocke und lege meine Hand auf ihren Schenkel. „Was ist los?“

Sie atmet zittrig ein, hebt eine Hand, um sich das Haar hinters Ohr zu stecken, was ihr Gesicht wieder freigibt, und dreht sich um, um mich mit trostlosen Augen anzusehen. „Er hat mir nichts hinterlassen. Nur dieses Auto, das er auf meinen Namen gekauft hat.“

„Wie bitte?“

„Samuel hat alles seinen beiden Kindern vererbt. Natürlich wusste ich, dass er ihnen etwas vermachen würde. Aber er hat mir versprochen, sich um mich zu kümmern. Ich würde immer einen Platz zum Leben haben. Vor zwei Tagen ist ein Anwalt im Haus bei Jackson aufgetaucht und hat mir gesagt, ich müsse raus. Ich durfte meine Sachen packen, und das war’s.“

Mein Atem zischt zwischen meinen Zähnen hervor, und ich wünschte, dieser gruselige Wichser wäre noch am Leben, damit ich seinen verwelkten, verkrüppelten Arsch in Grund und Boden rammen könnte. Dieser gottverdammte Hurensohn.

Ich stehe auf, nachdem ich ihr einen kurzen Klaps auf den Oberschenkel gegeben habe. „Du kannst heute bei mir übernachten. Ich helfe dir, eine Lösung zu finden.“

„Echt?“, fragt sie mit weit aufgerissenen Augen, und ihre Lippen zittern. „Ich meine … wir kennen uns nicht wirklich.“

„Ich war ein oder zwei Mal bis zu den Eiern in dir, Catherine. Ich glaube, ich kenne dich ein wenig“, sage ich mit einem neckenden Lächeln.

Sie wird rot und … Scheiße, sie ist hübsch. Ich habe Catherine noch nie erröten sehen, und sie hat ein paar Dinge getan, die selbst die abgedrehtesten Bastarde rot werden lassen würden.

„Bist du sicher?“, fragt sie zögernd.

„Auf jeden Fall. Du kannst hinter mir herfahren.“

„Ich zahle dir gern was“, sagt sie ernst. „Du weißt schon … mit Sex oder so. Ich habe nur noch etwa fünfzig Dollar in bar.“

Mein Schwanz zuckt bei dem Gedanken, denn ja … obwohl ich müde bin, würde ich heute Abend nicht Nein zu ihr sagen. Aber stattdessen beschließe ich, ein Gentleman zu sein. „Du schuldest mir nichts. Schaffen wir dich zu mir, damit du gut schlafen kannst. Wir reden morgen weiter darüber und versuchen einen Weg zu finden, dir zu helfen.“

Sie wird wieder rot, als ich meine Hand an die Tür lege, um sie für sie zu schließen. Kurz bevor ich das tue, flüstert sie: „Danke, Rand. Du rettest mir das Leben.“

Hmm … klingt gut.

Kapitel 1

Rand

Ich versuche, so leise wie möglich zu sein, als ich an der Couch vorbeischleiche, auf der Catherine schläft. Meine kleine Wohnung kann man in etwa fünf Sekunden zu Fuß durchschreiten. Knapp 44 Quadratmeter effizienter Wohnraum. Ich habe diese Wohnung von meinem Kumpel Jake Gearhart gemietet. Sie befindet sich über der Garage seines bescheidenen Farmhauses in der Stadt Jackson, Wyoming, und ist nichts anderes als ein großes Viereck. Sobald man sie betritt, steht man in einem halb privaten Foyer/Vorzimmer. Wenn man um die Ecke geht, sind links die Küche und das Wohnzimmer und rechts mein Schlafzimmer. Das Badezimmer liegt neben dem Foyer.

Ich könnte mir zwar etwas Größeres und Besseres leisten, aber ich sehe keine Notwendigkeit, mein Geld dafür auszugeben, da ich selten hier bin. In den letzten Jahren habe ich mich daran gewöhnt, in Kaschemmen oder Hotels zu schlafen.

Jake ist anders. Er hat eine Familie, bestehend aus seiner hübschen Frau, die eine Einheimische ist, einer bezaubernden zweijährigen Tochter und einem weiteren Kind auf dem Weg, obwohl man Loreleis Babybauch zu diesem Zeitpunkt kaum erkennen kann.

Als ich versuche, an der schlafenden Catherine vorbeizuschleichen, wünsche ich, ich hätte eine größere Behausung, sodass ich ihr ein Gästezimmer hätte anbieten können, damit sie sich ausruhen kann. Ich habe ihr tatsächlich mein Zimmer angeboten, als wir gestern Abend in meiner Wohnung ankamen, aber sie hat abgelehnt.

Mit hoch erhobenem Kinn.

Sie sagte, sie wolle mich nicht belästigen und fühle sich eh schon wie eine Bürde.

Ich versicherte ihr, sie sei keine, und versuchte weiter, ihr mein Zimmer zu überlassen.

Ihr Blick wurde sofort warm, und dann flammte darin sexuelle Hitze auf, die meinen Schwanz dazu brachte, hart zu werden. „Ich nehme dein Zimmer nur, wenn du mich bezahlen lässt, und na ja … du weißt, das Einzige, was ich an diesem Punkt zu bieten habe, sind mein Mund oder meine Pussy. Willst du?“

Verdammt, ja, ich wollte. Ich hatte beide schon mal und sie waren verdammt fantastisch.

Aber nicht vergangene Nacht.

Vergangene Nacht befand sich Catherine in einer misslichen Lage. Ich wollte diese nicht ausnutzen, indem ich das Angebot annahm. Ich wollte, dass Catherine sieht, dass sie etwas von jemandem bekommen kann, ohne zu erwarten, dass sie etwas zurückgeben muss. Das nennt man Freundschaft, und das ist es, was Freunde tun.

Und ich denke, Catherine und ich sind Freunde.

Vielleicht.

Scheiße, ich bin mir nicht sicher.

Also, obwohl ich sie wirklich ficken wollte, sah ich den hartnäckigen Stolz tief unter der Sinnlichkeit in ihrem Blick, und ich wusste, dass ich und mein Schwanz allein ins Bett gehen würden. Da sie mein Zimmer nicht nehmen wollte, ohne das Bedürfnis zu verspüren, sich dafür quasi zu prostituieren, habe ich nachgegeben und ihr die Couch mit Kissen, Bettwäsche und einer dicken Decke zur Verfügung gestellt. Ich bot ihr auch ein T-Shirt und eine meiner Jogginghosen an, wovon sie nur das T-Shirt akzeptierte. Es verschluckte sie völlig und ließ sie noch verletzlicher aussehen, als sie ohnehin bereits wirkte.

Sie rührt sich nicht, als ich hinter der Couch entlanggehe, die im rechten Winkel zum Vorzimmer steht und im Grunde einen Wohnbereich schafft, der sich direkt zu einer L-förmigen Küchenzeile öffnet, in der mein Herd, mein Kühlschrank und gerade genug Schränke für mein Geschirr untergebracht sind. Ein kleiner, runder Tisch mit zwei Stühlen rundet die Einrichtung ab.

So leise ich kann, fange ich an, Kaffee zu kochen, aber sobald ich eine quietschende Schranktür öffne, höre ich, wie sich Catherine auf der Couch rührt. Nachdem ich Wasser eingeschenkt, das Kaffeepulver abgemessen und die Maschine gestartet habe, drehe ich mich um. Catherine sitzt aufrecht und hat sich den Quilt über den Schoß gezogen. Sie muss unruhig geschlafen haben, denn ihr Haar ist ein wildes Durcheinander, und sie hat Wimperntusche unter den Augen, was mich an etwas erinnert.

„Deine Taschen und Sachen sind im Kofferraum deines Autos?“, frage ich sie.

Sie blinzelt mich einmal an, verzieht das Gesicht und reibt mit dem Finger unter ihrem Auge entlang. Sie sieht auf den schwarzen Fleck auf ihrer Fingerkuppe und kräuselt die Nase. „Ähm … ja.“

„Gib mir deine Schlüssel. Ich gehe sie holen, damit du dich waschen und umziehen kannst.“

„Stimmt“, sagt sie und steht von der Couch auf. Ihre Stimme ist immer noch rau vom Schlafen. „Ich sollte mich auf den Weg machen.“

„Das habe ich nicht gemeint“, sage ich, als sie ihre Handtasche vom Couchtisch zieht und hineingreift. „Keine Hektik. Du kannst noch bleiben.“

Ihr Gesicht verdüstert sich, fast so, als ob sie sich weigert zu glauben, dass jemand nett sein könnte, bevor sie nach unten sieht, damit sie in ihrer Handtasche kramen kann. Ich nutze die kurze Gelegenheit, um festzustellen, dass sie selbst mit wildem Haar, verschmierter Wimperntusche und ausgebeultem T-Shirt immer noch eine der sexiesten Frauen ist, die ich je gesehen habe. Zur Hölle, vielleicht ist sie sogar die sexieste – ich behaupte das wegen der Tatsache, dass ich mich in diesem Moment mehr zu ihr hingezogen fühle als jemals zuvor. Ich weiß nicht, ob es ihre Verwundbarkeit oder mein Helferkomplex ist, aber ich habe Catherine in jeder Menge sexy Outfits mit perfektem Haar und Make-up gesehen, und ich wollte sie noch nie so sehr vögeln wie jetzt.

Als sie sich mit ihren Autoschlüsseln in der Hand zu mir dreht, hoffe ich, dass sie meinen Ständer nicht bemerkt. Nicht, dass es mir peinlich wäre. Catherine hat mich vorher schon hart gemacht, und das weiß sie, aber ich will nicht, dass sie denkt, das wäre alles, was mich an ihr interessiert. Vor allem will ich nicht, dass sie denkt, dass sie mich auf diese Weise bezahlen muss.

Ich nehme die Schlüssel und gehe zur Tür. „Würdest du mir eine Tasse Kaffee einschenken? Ich trinke ihn schwarz.“

„Klar“, murmelt sie, aber ich schaue nicht zurück. Ich muss meinen Schwanz unter Kontrolle bringen.

Im Kofferraum ihres Autos finde ich einen großen Koffer, ein Handgepäckstück und eine Tasche, alles in dem klassischen braunen Leder mit Goldschrift von Louis Vuitton. Ich habe keinen Schimmer von Mode, aber ich habe einiges an Designerzeug für meine Mutter und Tarryn gekauft, daher weiß ich, wie teuer diese Scheiße ist. Ich befürchte, dass Catherine sich in einer Situation befindet, in der sie ihr verdammtes Gepäck verkaufen muss, um etwas Geld zu bekommen, und das ist ziemlich beschissen.

Ich schleppe die Sachen die Außentreppe hinauf zu meiner Garagenwohnung; meinen Steifen habe ich wieder unter Kontrolle. Ich sehe sie am kleinen Küchentisch sitzen, eine Tasse Kaffee in der Hand. Meine Tasse ist eingeschenkt und wartet neben der Kaffeekanne auf mich.

„Hör mal“, sage ich möglichst lässig, damit sie sich nicht wie ein Fall für die Wohlfahrt fühlt. „Warum bleibst du nicht ein paar Tage hier, bis du dich neu aufgestellt hast?“

„Das könnte ich nicht …“

Ich wusste, dass sie das Angebot ablehnen würde. „Komm schon, Catherine“, unterbreche ich sie streng. „Wir sind Freunde. Das ist es, was Freunde füreinander tun.“

„Cat“, sagt sie.

Das bringt mich aus dem Konzept, weil ich Widerspruch erwartet habe. „Wie bitte?“

„Cat. Ich mag es lieber, Cat genannt zu werden.“

Ich blinzle sie an, verblüfft über den Themenwechsel. „Das wusste ich nicht.“

Sie zuckt nonchalant die Achseln und senkt ihren Blick auf ihre Tasse. „Niemand hat sich je die Mühe gemacht, zu fragen. Samuel hat darauf bestanden, mich Catherine zu rufen. So hat er mich auch immer vorgestellt.“

Fuck.

Einfach … Fuck.

Ich kann fast sehen, wie ihre Persönlichkeit vor meinen Augen verschwindet. Was hat dieses Arschloch mit ihr gemacht? Er hat sie mittellos zurückgelassen, nachdem er ihr schon die Frau, die sie war, weggenommen hat.

Ich nehme meine Tasse von der Ablage, gehe zum Tisch und setze mich ihr gegenüber. Ich treffe eine Entscheidung, weil ich weiß, dass es in diesem Moment das Richtige ist, obwohl Jake mich damit aufziehen wird, dass ich in meine Retterrolle schlüpfe, aber scheiß auf ihn. Cat braucht Hilfe, und ich glaube nicht, dass sie jetzt noch jemanden hat, an den sie sich wenden kann.

„Hier ist der Plan“, sage ich mit fester, kontrollierter Stimme. Ihr Blick schießt sofort zu meinem. „Du wirst hier bei mir in meiner Wohnung bleiben. Wenn du stur sein und weiter auf der Couch schlafen willst, ist das in Ordnung. Keine Widerrede von mir. Hierzubleiben wird dich wieder auf die Beine bringen. Du kannst dir etwas Zeit nehmen, herausfinden, was du tun willst … oder wohin du gehen willst.“

„Ich habe kein Geld …“

„Wenn es dir so wichtig ist, kannst du es mir zurückzahlen, sobald du welches hast.“ Ich denke nicht einmal daran, sie davon zu überzeugen, einfach meine Großzügigkeit anzunehmen, weil ich sehen kann, dass Cat Stolz hat. Das ist wohl das Einzige, was ihr geblieben ist, daher werde ich ihn ihr nicht ausreden. „Wie klingt das?“

Sie wendet sich leicht von mir ab und lässt ihren Blick über den begrenzten Platz in meiner Wohnung schweifen. Es dauert zwei Sekunden, bis er wieder auf mich gerichtet ist. „Du hast hier nicht viel Platz. Ich will dir nicht im Weg sein.“

„Ich bin nicht oft hier“, sage ich, während ich mit dem Becher in der Hand aufstehe. „Ich habe tagsüber einen Vollzeitjob. Wegen dem und meiner Zeit im Silo werden wir uns wahrscheinlich nicht so häufig begegnen.“

Und warum fühle ich eine erdrückende Enttäuschung bei diesem Gedanken?

„Ich möchte dir Miete zahlen, sobald ich einen Job habe oder so“, sagt sie und reckt das Kinn höher.

Himmel … diese sexy Verführerin sieht gerade bezaubernd aus in ihrer Würde und Entschlossenheit.

„Welche Art von Arbeit würdest du denn gern machen?“, frage ich. Ich habe meine Kontakte. Vielleicht kann ich ihr auch dabei helfen.

„Ich habe nur zwei Dinge getan, um in diesem Leben zurechtzukommen, Rand“, sagt sie sanft und mit einer Spur Bitterkeit. Es ist scheiße, diesen Tonfall zu hören, wenn sie mich bei meinem Namen nennt. „Und das ist Tanzen und Ficken.“

„Tanzen?“ Ich konzentriere mich darauf, weil ich es nicht ertragen kann, dass sie sich prostituiert, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Obwohl … war es nicht das, was sie getan hat, als sie einen älteren Mann heiratete?

Ich verfluche mich selbst, weil ich das gedacht habe.

„Ich war eine exotische Tänzerin in Vegas“, sagt Cat mit einem grimmigen Lächeln. „Da hat Samuel mich getroffen.“

Ich habe Catherine viele, viele Male nackt gesehen und ja … sie hat den Körper einer Tänzerin. Lange Gliedmaßen, weiche Kurven an den richtigen Stellen und spektakuläre Brüste. Ich wette, sie hat eine fantastische Show abgezogen.

Aber das würde ihr hier in Jackson nichts nutzen, da es keine Tittenbar gibt, und der Gedanke, dass sie nach Vegas zurückkehrt, gefällt mir auch aus irgendeinem seltsamen Grund nicht. Also zeige ich ihr vorerst die nächstbeste Richtung.

„Ich schlage vor, du arbeitest daran, mehr über deine Rechte herauszufinden“, sage ich und sehe sie bedeutungsvoll an, bevor ich meine Tasse für einen Schluck an meinen Mund hebe.

„Meine Rechte?“ Sie blinzelt verwirrt.

„Ja, klar. Ich meine … du dachtest, Samuel würde sich um dich kümmern, dann taucht ein Anwalt auf und sagt dir, du sollst aus deinem Haus verschwinden. Hat er dir überhaupt eine Kopie des Testaments gezeigt, das ihm dieses Recht gibt?“

Cat schüttelt den Kopf, die Wangen rot vor Verlegenheit. „Ich habe nicht gefragt. Er hat mich gedrängt, meine Sachen zu packen und zu abzuhauen.“

Auch wenn ich vielleicht nicht aufs College gegangen bin und nur einen Abschluss in der harten Schule des Lebens habe, weiß ich genug, um zu erkennen, dass das nicht richtig klingt.

„Du musst zu diesem Anwalt gehen und nach einer Kopie von Samuels Testament fragen“, sage ich. „Als seine Frau hast du das Recht, es zu sehen. Ich glaube wirklich nicht, dass sie dich einfach so rauswerfen können. Ich bin sicher, sie müssen dazu erst einen langen Prozess führen oder so.“

Cats Wangen werden noch röter. „Ich habe nicht einmal daran gedacht, um eine Kopie zu bitten. Gott, ich bin so dumm.“

Bevor ich mich zurückhalten kann, gehe ich einen Schritt auf ihren Stuhl zu, umfasse ihr Kinn und drücke leicht zu, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Du bist nicht dumm. Du hast gerade viel Stress, und der Anwalt hat das ausgenutzt. Aber jetzt stehst du wieder fest auf beiden Beinen, und ich werde dir helfen, das alles auseinanderzufieseln. Einverstanden?“

Einen Moment lang fürchte ich, dass sie weinen könnte, und ich bereite mich darauf vor. Ich kann nicht gut mit Tränen umgehen, da werde ich immer schwach. Wenn ich auch nur eine sehe, nehme ich die Weinende in die Arme. Dahingehend muss ich mir von Jake wirklich einiges gefallen lassen, weil ich nicht anders kann, sobald es um eine Frau geht, die alles verloren hat.

Sie überrascht mich aber und nickt. „Einverstanden.“

Obwohl ich es hasse, sie loszulassen, tue ich es trotzdem. „Also gut. Ich denke, dein Ziel für heute ist es, in die Anwaltskanzlei zu gehen und nach einer Kopie von Samuels Testament zu fragen.“

„Einfach ohne Termin?“, fragt sie zögerlich.

„Ja. Geh ruhig rein und frag danach. Du solltest dafür keinen Termin brauchen.“

Denke ich … Scheiße, ich habe keine Ahnung, aber es ist ein Anfang.

„Ich kann das“, sagt sie und steht auf.

Zum ersten Mal seit gestern Abend sehe ich in ihren Augen tatsächlich einen Schimmer der Hoffnung, dass es vielleicht gut enden wird. Ich weiß nicht, ob das der Fall sein wird, aber ich weiß sicher, dass ich sie nicht im Stich lassen werde.

Jake wird mir so was von die Leviten lesen.

Kapitel 2

Cat

Also habe ich einen Plan.

Einen vorübergehenden, aber wenigstens habe ich einen Plan.

Ich habe vorerst ein Dach über dem Kopf, und da Rand mir gesagt hat, ich solle mich in seiner Wohnung bedienen, werde ich auch Essen im Bauch haben. Während er duscht, nehme ich die Eier aus seinem Kühlschrank und mache Rührei für uns beide. Ich habe einen Teller vorbereitet, der auf ihn wartet, als er aus dem Badezimmer kommt und nichts als ein hellblaues Handtuch trägt, das tief um seine Hüften gewickelt ist.

Ich kenne diesen Körper gut. Er ist groß und schlank mit genau der richtigen Menge an Muskeln, die eine breite Brust und starke Arme zieren. Ich weiß, dass seine Bauchmuskeln, wenn er sie anspannt, zu einem Sixpack werden, genauso wie ich weiß, dass sich seine gepiercte Zunge gut zwischen meinen Beinen anfühlt. Ich kenne diese grünen Augen, die mich mit rasender Lust anstarren können, und das Gefühl der weichen blonden Barthaare auf meiner Haut.

Rand ist wunderschön, kein Zweifel. Er ist exzentrisch, was sich an seinen goldenen Haaren zeigt, die er lang trägt, aber mit einem Undercut. Oft fährt er sich mit den Fingern hindurch und schiebt sie von seinem Gesicht weg. Ich finde es amüsant, dass er sich scheinbar immer über die Länge ärgert, sie aber sie nie kürzer schneidet. Dazu noch die Vielzahl von Tattoos auf seiner Brust, dem Rücken und den Oberarmen, der silberne Ring in seinem linken Nasenflügel und der dazu passende durch seine linke Augenbraue, und man hat einen Mann, der Ecken und Kanten hat und cool und sexy ist – alles zur gleichen Zeit.

Ich füttere ihn mit Rühreiern, während er am Tisch sitzt. Ich versuche, nicht auf die Lücke im Handtuch zu starren, die seinen rechten Oberschenkel entblößt, sondern mich auf seine Wohnung zu konzentrieren.

Sie ist klein und so vollgestopft, dass es sich anfühlt, als befände man sich in einer Rumpelkammer. Es ist nicht so, als ob er unordentlich wäre mit ungespülten Tassen auf den Tischen oder so, sondern in seinem Vorzimmer hat er beispielsweise mindestens vier Paar Skischuhe unter eine Bank geschoben, dazu stehen ein Paar Schneeschuhe in der Ecke und dicke Skihosen und Mäntel hängen an Haken an der Wand. In seinem Wohnzimmer befinden sich in zwei Ecken verschiedene Skier und Skistöcke, die nebeneinander an die Wand gelehnt sind. Ein Bücherschrank enthält Trophäen und Medaillen, die ich gestern Abend kurz bemerkt habe, während er die Couch fertig gemacht hat. Es sind so viele, dass es wirkt, als ob sie nur zufällig in die Regale gestopft worden wären; nicht um sie auszustellen, sondern um sie aus dem Weg zu räumen.

Ich war letzte Nacht so erschöpft, dass ich nicht genau hingesehen habe, aber während Rand vorhin mein Gepäck aus dem Auto geholt hat, bin ich zur Toilette gegangen und habe dabei ein gerahmtes Foto entdeckt. Es war von oben in die hintere Ecke des zweiten Regals geschoben worden und hat meine Aufmerksamkeit erregt, weil eines der bekanntesten Logos der Welt im Hintergrund zu sehen war.

Fünf Kreise.

Drei oben. Zwei unten. Alle miteinander verbunden.

Jeder eine andere Farbe. Blau, Schwarz, Rot, Gelb und Grün.

Ich hielt an, als ich die olympischen Ringe erkannte, aber was noch wichtiger war, ich erkannte, dass Rand auf einem abgestuften Podium stand, genau in der Mitte, auf der höchsten Stufe. Er streckte beide Arme siegreich in die Luft, wobei eine Hand einen Blumenstrauß umklammerte und der Zeigefinger der anderen nach oben Richtung in den Himmel zeigte.

Um seinen Hals hing an einem breiten, weißen Band eine große, runde Goldmedaille.

Ich war fassungslos.

Rand war Olympiasieger?

Mein Blick wanderte wieder durch sein kleines Wohnzimmer und ich bemerkte die Skiausrüstung. Zurück zum Foto, auf dem er einen schweren, dicken Mantel trug, auf dessen makellosem Weiß die amerikanische Flagge über der linken Brust angebracht war.

Heilige Scheiße. Rand hat eine olympische Goldmedaille gewonnen.

Ich habe nichts gesagt, als er zurückkam, mein Gepäck neben die Couch fallen ließ und meinte, er müsse unter die Dusche und zur Arbeit. Also machte ich Rührei, aber mein Blick glitt immer wieder zu den Regalen mit Trophäen und Medaillen. Ich fragte mich, was da noch drin war.

Jetzt schaue ich über Rands Schulter, während er sich über seinen Teller beugt und das Essen in sich hineinschaufelt, was mich vermuten lässt, dass er zu spät zur Arbeit kommen wird. Meine Augen ruhen auf dem Foto, das ich vorhin studiert habe.

„Du hast eine olympische Goldmedaille gewonnen?“, platze ich raus und will unbedingt mehr über ihn wissen. Ich meine … er war immer nur Rand. Ein wunderschöner, sexy Mann, der unglaublich talentiert mit seinem Schwanz, seinem Mund und seinen Fingern ist, aber darüber hinaus weiß ich nichts über ihn.

Er hebt den Blick und erwidert meinen, während er kaut. Nachdem er geschluckt hat, wischt er sich die Lippen mit dem Küchenpapier ab, das ich neben seinen Teller gelegt habe, und schenkt mir ein wölfisches Lächeln. „Das war vor fünf Jahren in Vancouver. Ich habe Gold in der Super-Kombination sowie Silber im Super-G und in der Abfahrt gewonnen.“

Mein Mund steht leicht offen vor Erstaunen. „Drei Medaillen?“

Er nickt, zwinkert mir zu, nimmt noch einen Bissen und scheint nicht daran interessiert zu sein, mit seinen Leistungen anzugeben. Ich bin erstaunt, dass ich das nicht über ihn wusste. „Hast du letztes Jahr auch an den Olympischen Spielen teilgenommen?“

Ich kann nicht sagen, dass er mich traurig ansieht. Es ist nicht einmal Bitterkeit. Vielleicht etwas Nostalgie wegen dem, was nie wieder sein wird. Er legt seine Gabel auf den Teller, wischt sich erneut den Mund ab und sagt: „Ich wollte. Ich habe es ins Ski-Team der USA geschafft, aber etwa ein Jahr vor Beginn der Spiele hatte ich einen schweren Sturz bei einer Veranstaltung in San Sicario. Ich habe mir das rechte Knie ziemlich übel verletzt. Drei der vier Bänder im Knie sind gerissen.“

„Sie konnten es nicht wieder in Ordnung bringen, bevor die Olympischen Spiele begonnen haben?“, frage ich. Es ist schrecklich, dass er eine so großartige Gelegenheit verpasst hat.

Rand schüttelt den Kopf und steht auf. Ich erhasche einen Blick auf die goldene Haut seines Oberschenkels, bedeckt von Härchen, und zum ersten Mal bemerke ich die Narben an seinem rechten Knie.

„Es war nicht das erste Mal, dass ich mir das Knie verletzt habe. Ich habe an den Spielen 2006 teilgenommen, als ich neunzehn Jahre alt war. Bei meiner ersten Runde beim Super-G bin ich übel gestürzt. Ich hatte ich eine OP, um den Schaden zu beheben, und hab mich danach für die Spiele 2010 bereit gemacht. Zum Glück hielt mein Knie durch und ich bekam ein paar Medaillen.“

Ich stehe ebenfalls auf, nehme meinen Teller und folge Rand zur Küchenspüle. Bevor er anfangen kann, seinen zu spülen, komme ich ihm zuvor und sage: „Ich räume auf. Geh und mach dich fertig für die Arbeit.“

Unsere Finger berühren sich, als er mir den Teller gibt, und ich schwöre, ich kann die Berührung bis in meine Zehen spüren. Es ist so unschuldig, aber trotzdem geht es mir durch und durch. Rand wendet sich seinem Schlafzimmer zu, und ich muss es einfach sagen: „Du scheinst nicht allzu verbittert darüber zu sein, dass du diese Chancen verpasst hast.“

Er dreht sich mit einem breiten Grinsen zu mir um. „Tja, ich schätze, ich konzentriere mich lieber auf die Erfolge während meiner Laufbahn. Und ich wusste immer, dass es eine Karriere mit Verfallsdatum war, die jederzeit enden könnte. Sie ist zu gefährlich, und so ein Unfall wäre früher oder später sowieso passiert.“

„Fährst du noch Ski?“, frage ich, umso neugieriger auf diesen Mann.

Er nickt. „Natürlich … aber rein zum Vergnügen. Und ich mache nichts Verrücktes. Falls du hier bist, wenn Schnee liegt, nehme ich dich mit. Fährst du Ski?“

Ich schüttle den Kopf. „Noch nie probiert.“

„Dann müssen wir das unbedingt machen“, sagt er, und ich glaube ihm fast, dass er es ernst meint. Als ob er erwartet, dass ich lange genug hierbleibe, um Schnee zu sehen. Okay, es wird kälter und hat sogar schon ein paar Böen gegeben, also wird es in Kürze so weit sein, aber ich weiß nicht, wo ich diesen Winter sein werde.

Tatsächlich habe ich absolut keine Ahnung, und das macht mir eine Scheißangst.

„Ich weiß nicht mal, wie du mit Nachnamen heißt“, murmle ich und bin entgeistert, dass ich weiß, dass Rand ein Olympiamedaillengewinner ist, und dennoch seinen vollständigen Namen nicht kenne. Ich habe mich von diesem Mann vögeln lassen und seinen Schwanz gelutscht, aber diese Information fehlt mir. Ich fühle mich gerade ziemlich unbedeutend und schmutzig.

„Bishop“, sagt er leise, den Kopf zur Seite geneigt. „Rand Bishop. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Cat Vaughn.“

Ich schüttle den Kopf und korrigiere ihn. „Lyons.“

„Lyons?“

„Mein Mädchenname. Lyons. Ich würde es vorziehen, Samuels Nachnamen nicht mehr zu tragen.“

Er nickt mit einem verständnisvollen Lächeln. „Cat Lyons. Der Gag an dieser Kombination von Namen ist dir aber schon bewusst, oder?“

Das kurze Lachen, das aus meinem Mund kommt, ist ungebeten und ungewohnt. Mir wird klar, dass ich lange nicht mehr richtig gelacht habe.

Ohne ein weiteres Wort wendet sich Rand seinem Schlafzimmer zu und schließt die Tür hinter sich. Ich habe ihn schon oft nackt gesehen, aber es ist auch nicht seltsam, dass er sich ohne Zuschauer anziehen will. Ich nutze die Gelegenheit, meine Taschen zu durchsuchen, in denen ich saubere Unterwäsche, einen BH und eine Jeans sowie einen leichten Kaschmirpullover finde. Ich stehe mit der Kleidung in der Hand auf, gehe zwei Schritte in Richtung Bad und ändere dann meine Meinung. Wenn ich den Anwalt treffe, der mich mit diesem angeblichen Letzten Willen aus meinem Haus geworfen hat, muss ich mehr wie die Frau eines toten Milliardärs aussehen.

Ich durchsuche noch einmal meine Sachen und wähle einen schwarzen Hosenanzug aus Wolle mit ausgestellten Beinen und doppeltem Kragen an der Jacke. Dazu schnappe ich mir eine hellblaue Seidenbluse, die ich darunter tragen werde, und lasse meine schwarzen Louboutins in der Tasche. Ich werde sie holen, bevor ich gehe.

Im Badezimmer bin ich für einen Moment schockiert von meinem Spiegelbild. Mein Haar ist eine Katastrophe, und dank der Wimperntusche, die rund um meine Augen verschmiert ist, sehe ich aus wie ein Waschbär. Ich muss über mich selbst lachen. Ich lache leise darüber, dass ich es wage, so grauenhaft auszusehen. Samuel verlangte immer, dass ich perfekt aussehe, und bestand sogar darauf, dass ich mich um meine Schönheitsrituale kümmerte, bevor ich morgens in die Küche kam, um eine Tasse Kaffee zu trinken. Das bedeutete Dusche, Rasur, Make-up und kunstvolle Frisuren sowie meine Designerkleidung mit dem passenden Schmuck. Nur so durfte ich mich in seiner Gegenwart aufhalten.

Einen Moment lang denke ich darüber nach, dass ich gerade mit Rand gefrühstückt und wahrscheinlich grauenhaft ausgesehen habe, aber es schien ihm nicht einmal aufgefallen zu sein. Stattdessen habe ich ihn einige Male dabei erwischt, wie er mich mit diesem Blick in seinen Augen anstarrte, der zeigte, dass ihm gefiel, was er sah. Ich habe auch die Erektion nicht übersehen, die er zu verstecken versucht hat. Ich hätte ihm gern damit geholfen, aber aus irgendeinem Grund schien es Rand wichtig zu sein, dass ich mich ihm nicht verpflichtet fühle, und es war mir ebenso wichtig, dass es sich nicht wie ein Job anfühlt. Er hat meine Gefühle schon vor mir erkannt, und ich weiß das mehr zu schätzen, als er je ahnen wird.

Leider dauert mein Schönheitsritual außerordentlich lange. Obwohl ich finde, dass ich einen attraktiven Körper und einen wirklich tollen Knochenbau habe, ist es immer noch eine Menge Arbeit, das perfekte Make-up aufzutragen und mein dickes Haar zu trocknen, bevor ich es in Locken legen oder glätten kann, um die gekräuselten Strähnen unter Kontrolle zu bekommen. Als ich endlich gestylt und hergerichtet bin und in einer leichten Wolke des Designerparfüms, das mir Samuel letztes Weihnachten geschenkt hat, aus dem Badezimmer komme, ist die Wohnung still und leer.

Ich sehe meine Handtasche auf dem Tisch und bemerke den weißen Zettel darauf. Ich schnappe ihn mir und lese, kneife die Augen zusammen und grübele, was Rands Sauklaue mir sagen soll. Ich glaube, da steht:

Cat,

wenn du die Kopie des Testaments vom Anwalt bekommen hast, komm zu mir in den Shop, Westward Ink. Er befindet sich an der Ecke Cache und Pearl. Ich will sehen, was drinsteht.

Rand

Mehrere Dinge an dieser Notiz lassen mich stutzen.

Rand arbeitet in einem Tattoo-Shop? Dem Namen nach könnte es auch eine Druckerei sein, aber ich weiß, dass es ein Tattoo-Shop ist, weil ich mehrmals dort vorbeigegangen bin. Er liegt im Herzen der Stadt, nur wenige Blocks vom Main Square entfernt. Wann immer Samuel mich nach Jackson brachte, um mich im Silo zu beobachten und sich daran aufzugeilen, hatte ich viel freie Zeit, in der ich verzweifelt dem Haus und seinem kalten, lüsternen Blick entkommen wollte. Also wanderte ich durch Jackson und erfuhr einiges über die Geschäfte hier.

Es fällt mir schwer, das zu begreifen. Betreibt Rand den Tattoo-Shop? Oder ist er bloß dort angestellt? Und warum? Wie kommt es, dass er nicht in der Skiindustrie arbeitet, die hier in den Monaten mit Schnee boomt?

Die andere Sache, die mich mit einem warmen, prickelnden Gefühl im Magen erfüllt, ist, dass er das Testament lesen will. Das heißt, sein Interesse geht tiefer, als mich nur auf seiner Couch übernachten zu lassen, und bei dieser Erkenntnis nimmt das warme, prickelnde Gefühl noch ein wenig zu. Ich kann mich nicht erinnern, wann sich das letzte Mal jemand um mich gekümmert hat oder mich in Sicherheit sehen wollte. Im Grunde hat sich noch keiner Gedanken um mein Wohlergehen gemacht, wenn man von den anfänglichen Illusionen absieht, die Samuel mir bei unserer Heirat eingeimpft hat – dass er meine Rettung wäre, ha.

Ich bin heutzutage misstrauisch, besonders nachdem Samuel mich in eine Scheinheirat manövriert und auf jede erdenkliche Weise missbraucht hat. Seit dem Erlebnis, aus dem Haus in Jackson rausgeschmissen zu werden und auf der Straße zu landen, bin ich nur noch misstrauischer.

Es wäre sehr einfach für mich, Rands Gründe dafür, mir zu helfen, infrage zu stellen, aber ich kann beim besten Willen nicht anders als zu glauben, dass er ein guter Mensch ist. Nachdem ich beim Anwalt war, werde ich ihn in seinem Laden besuchen und ihn mit mir das Testament lesen lassen.

Kapitel 3

Rand

Um zehn Uhr komme ich bei der Arbeit an und öffne Westward Ink. Ich bin kein Tätowierer. Meine Gründe, hier zu arbeiten, sind vielfältig, haben keine bestimmte Reihenfolge und definieren wirklich nicht, wer ich bin.

Nachdem ich vor zwei Jahren aus dem Wettkampfsport ausgeschieden bin, habe ich mich entschlossen, Jackson zu meinem festen Zuhause zu machen. Ich hatte viel Zeit hier verbracht und bin im Rahmen meines Trainings auf der Piste mit dem Schwierigkeitsgrad doppelte schwarze Raute gefahren. Ich mochte die Einheimischen und die Atmosphäre. Mir gefiel auch der Schnee, der immer im Überfluss vorhanden war. Außerdem machte Jake Gearhart, einer meiner engsten Freunde, den Ort zu seinem Wohnsitz und öffnete einen Skishop, also dachte ich mir: Warum zum Teufel nicht? Ich konnte mich hier genauso wie sonst irgendwo niederlassen.

Was ich nicht wollte, war, in der Skiindustrie zu arbeiten. Nicht aus Bitterkeit wegen meiner Verletzungen und des frühen Endes meiner Karriere. Ich habe Cat heute Morgen nicht angelogen. Ich habe mich dafür entschieden, die Tatsache zu würdigen, dass ich eine großartige Laufbahn hatte, solange sie andauerte. Cat hat nicht danach gefragt, aber zum Skifahren gehört mehr als nur das Gewinnen von Rennen. Ich rede von Werbe- und Sponsorenverträgen. Wie ich schon sagte, ich konnte mir etwas Größeres und Besseres als die kleine Wohnung, in der ich lebe, leisten, da ich in meiner Blütezeit eine Menge Geld verdient habe. Aber ich brauche nicht viel, also ist mein Geld zusammen mit meinen Gold- und Silbermedaillen in einem Schließfach sicher verstaut. Ich gebe Geld aus, wenn ich etwas haben will und ich kaufe meiner Mutter immer noch Louis Vuitton und meinem Vater teure Zigarren.

Den Großteil meines Trainings habe ich an der Ostküste absolviert, da ich ein gebürtiger Vermonter bin. Ich besuchte mit Jake das Trainingszentrum in der berühmten Carrabassett Valley Gemeinde, eine private alpine Ski-, Snowboard- und Freestyle-Akademie, die viele Olympia- und Weltcupsieger hervorgebracht hat. Sie liegt am Fuße des Sugarloaf Mountain und ich habe dort erste eigene Erfahrungen gesammelt, aber nachdem ich achtzehn geworden war, zog ich nach Park City, Utah, um mit dem US-Ski-Team zu trainieren. Zwischen dem Training für Wettkämpfe und der Genesung von meinen Verletzungen lebte ich an Orten wie Tahoe und Jackson, wo ich Wochen, manchmal Monate damit verbrachte, mich wieder auf Meisterschaftsniveau zu bringen.

Ich traf meinen Kumpel und Westward-Ink-Besitzer, Pish Malden, hier in Jackson, als ich während eines meiner zahlreichen Aufenthalte in der Gegend mein erstes Tattoo bekam. Er ist jemand, der über die Jahre zu einem Freund geworden ist. Nachdem ich in die Wohnung über Jakes Garage gezogen war, haben Pish und ich uns eines Tages beiläufig unterhalten, als er an einem Tattoo an meinem Arm arbeitete, und daraufhin bot er mir einen Job an. Nicht als Tätowierer, wohlgemerkt, sondern als Leiter des Ladens. Ich habe letztes Jahr außerdem einen Teilzeitjob als Barkeeper im Wicked Horse angenommen, was mir dann ein One-Way-Ticket für meine Rolle als Fantasy Maker im Silo einbrachte, auch wenn ich weiterhin Pish helfe. Es hält mich beschäftigt, und ich mag es, beschäftigt zu sein.

Obwohl ich kein Tätowierer bin, bin ich eine Art Künstler. Tatsächlich waren meine Eltern stolz, zu sehen, dass ich mich während meiner späten Teenagerjahre in zwei Dingen hervorgetan habe: Skifahren und Zeichnen. Ich hatte herausragende Fähigkeiten in beidem. Aber sie drängten mich sanft zum Skifahren, denn ehrlich gesagt gab es dort einfach mehr Möglichkeiten. So wurde ich ein professioneller Skifahrer, der in seiner Freizeit zeichnete und malte. Als Pish das erfuhr, nahm er einige meiner Kritzeleien und Designs und legte sie in sein Tattoo-Vorlagenbuch. Also, ich steche vielleicht nicht die Tattoos, aber es gibt viele Leute, die mit einem meiner Designs auf ihrem Körper herumlaufen.

Pish hat mir angeboten, mir das Tätowieren beizubringen, daran bin ich jedoch einfach nicht interessiert. Zum einen dauert es lange, bis man gut darin ist, und zum anderen ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, was ich mit meinem Leben anfangen will. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht für immer in einem Tattoo-Shop arbeiten will. Außerdem verbringe ich viel Zeit im Silo und will nicht mehr Stunden bei Westward aushelfen. Also entschied Pish, dass ich eine Art Manager des Shops bin, der die Terminpläne der anderen Künstler koordiniert und dafür sorgt, dass die Dinge reibungslos laufen. Ich bin außerdem dafür verantwortlich, den Laden jeden Tag – außer am Wochenende – zu öffnen.

In seiner Freizeit hat er mir beigebracht, wie man Piercings sticht. Das ist gar nicht so schwer, und obwohl Pish meine Zunge gepierct hat, bin ich stolz zu sagen, dass ich meine Nase und Augenbraue selbst durchstochen habe. Wenn also jemand reinkommt und ein Piercing will und die anderen Künstler beschäftigt sind, kann ich das im Handumdrehen erledigen.

Im Moment ist im Laden jedoch tote Hose. Pish ist heute weg, und ein anderer Künstler, Josh, beendet gerade ein kleines Tattoo an seinem Arbeitsplatz. Er geht danach zu einem späten Mittagessen, und ich bleibe hier, bis er zurück ist und sich wieder um die Laufkundschaft kümmert. Ich soll den ganzen Tag arbeiten, aber wenn es am Nachmittag wirklich ruhig ist, ist es Pish egal, wenn ich etwas früher abzische.

Ungefähr alle fünf Minuten schaue ich auf die vorderen Glasfenster und die Tür des Geschäfts, aus denen man auf die Pearl Street hinausblicken kann. Ich erwarte, dass Cat jeden Moment kommt. Es ist fast vierzehn Uhr und ich habe nichts von ihr gehört. Ich habe nicht einmal ihre verdammte Telefonnummer, da ich nicht daran gedacht habe, sie danach zu fragen, bevor ich heute Morgen losgezogen bin. Ich nehme an, sie hat meine Nachricht entdeckt, sich angezogen und ist zum Anwaltsbüro gegangen. Ehrlich gesagt habe ich erwartet, dass es nicht länger als ein paar Minuten dauern würde, eine Kopie zu bekommen, und dann würde sie in den Laden kommen. Sie hätte schon vor langer Zeit hier auftauchen sollen, und ich frage mich, ob sie ihre Sachen gepackt hat und abgehauen ist.

Das ist eine Möglichkeit, die mir überhaupt nicht gefällt.

Ich höre Joshs Südstaatenslang, als er aus seiner Kabine kommt. Er ist ein zugereister Südstaatler, der vor etwa zehn Jahren hierherkam, um in Yellowstone zu arbeiten, und nie gegangen ist. Josh gibt seinem Kunden Hinweise zur Nachsorge, und dann geht er zum Mittagessen raus, während ich die Bezahlung übernehme. Gerade als ich das Wechselgeld zähle, öffnet sich die Eingangstür mit dem Klingen einer großen Kuhglocke und ich sehe Cat hereinkommen.

Sie verkörpert atemberaubend eleganten Reichtum. So, das weiß ich, war sie wahrscheinlich die meisten Tage ihres Ehelebens mit Samuel angezogen – in Designerkleidung und behängt mit teurem Schmuck. Ich habe sie noch nie so gesehen, denn wann immer Samuel sie ins Silo brachte, hatte sie Leder, Vinyl oder kaum etwas an. Es spielte keine Rolle, was sie beim Eintreten trug, sie war normalerweise kurz darauf nackt. Wenn ich sie jetzt ansehe, während sie mit einer großen, schwarzen Handtasche über der Schulter auf mich zukommt und die Sonnenbrille nach oben geschoben hat, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass diese Frau und ich jemals gefickt haben. Oder ein paar der wirklich verdammt schmutzigen Dinge gemacht haben, die wir zusammen erlebt haben. Es ist fast surreal.

Sie wartet geduldig, bis ich mit dem Kunden fertig bin, die Arme lässig vor der Brust verschränkt, und betrachtet ein paar der Designs, die an den Wänden in Rahmen hängen. Sobald der Kerl mit seinem bandagierten Bizeps geht, weil er Stacheldraht um seine blassen, dünnen Arme herum tätowiert haben wollte, dreht sich Cat zu mir um.

„Hast du das Testament bekommen?“, frage ich.

Sie verzieht das Gesicht und greift in ihre Handtasche. „Dieser blöde Anwalt hat mich fast zwei Stunden warten lassen.“

Cat zieht das dicke Dokument heraus. Es ist in Drittel gefaltet. Sie öffnet es und kommt näher.

Ich trete hinter dem Tresen vor und frage: „Warum musstest du so lange warten?“

Sie knurrt fast. „Ich wurde herumgereicht. Zuerst meinte seine Sekretärin, er sei nicht da, aber ich sagte ihr, das sei in Ordnung. Ich müsse ihn nicht wirklich treffen, ich bräuchte nur eine Kopie des Testaments meines verstorbenen Mannes. Daraufhin gestand sie, dass er drin sei und es genehmigen müsse, aber er sei in einem Meeting und ich müsse warten. Als er schließlich eineinhalb Stunden später in die Lobby kam, gab er zu, dass er keine signierte Kopie habe. Nur eine nicht unterschriebene, die Kevin ihm gegeben hat.“

Ich stelle mich neben Cat an den Tresen, als sie das dicke Dokument vor uns platt streicht. Bevor sie anfängt zu lesen, blättert sie zu den letzten Seiten, und natürlich gibt es dort keine Unterschriften.

„Wenn es nicht unterschrieben ist, ist es doch nicht gültig, oder?“, frage ich.

„Vermutlich, aber der Anwalt sagte, die unterschriebene Kopie sei in Vegas.“

„Und er hat nie darum gebeten, eine unterschriebene Kopie zu bekommen, bevor er dich rausgeworfen hat?“

Cat zuckt mit den Achseln. „Schätze nicht.“

Wir stehen nebeneinander und unsere Schultern berühren sich, als wir uns über das Dokument beugen. Es ist lang und kompliziert geschrieben, aber in den ersten Absätzen schon sehen wir das Problem.

Ich, Samuel P. Vaughn, vermache hiermit aus freien Stücken und bei klarem Verstand meinen gesamten Nachlass, einschließlich aller Immobilien und persönlichen Güter, zu gleichen Teilen meinen Söhnen Kevin Vaughn und Richard Vaughn.

Danach folgen Regelungen, was mit seinem Eigentum geschieht, wenn seine Söhne vor ihm sterben, zusätzlich zu der Verteilung an seine Enkelkinder, da sein jüngster Sohn Richard offenbar zwei Kinder hat. Der eigentliche Tritt in die Eier ist der nächste Absatz, in dem es heißt:

Ich hinterlasse meiner Frau, Catherine Lyons Vaughn, in diesem letzten Willen und Testament ausdrücklich nichts außer ihrer Kleidung und anderer persönlicher Gegenstände, die während unserer Ehe erstanden wurden, sowie sämtlichen Schmuck, den ich ihr während der Dauer besagter Ehe gekauft habe.

Cat gibt tief in ihrer Kehle ein Geräusch von Ekel von sich und blättert durch den Rest des dicken Dokuments. Wir sehen keine anderen Bestimmungen, die wirklich auf sie zutreffen, und die letzten Seiten sind tatsächlich verdächtig unterschriftslos.

„Dieses Dokument bedeutet nichts ohne Unterschriften“, sage ich, während ich mich aufrichte und ihr zuwende.

„Korrekt“, sagt Cat voller Abscheu. „Ich denke darüber nach, Richard anzurufen. Er lebt in Vegas und ist der ‚vernünftigere’ der beiden Brüder, obwohl er der jüngere ist.“

„Wo ist Kevin?“, frage ich.

„Ich glaube, im Haus in Jackson. Das hat der Anwalt gesagt, als er mich rausgeschmissen hat: Dass ich gehen muss, weil Kevin einziehen will.“

„Also solltest du dein eigenes Haus verlassen, ohne dass er eine gültige Kopie eines Dokuments hatte, das ihm die Befugnis dazu gibt? Und das wahrscheinlich nur auf Anweisung von Kevin Vaughn, der behauptet hat, dass eine Unterschrift vorliege?“

„So ungefähr“, meint Cat.

„Tja, das funktioniert bei mir nicht“, murmle ich, nehme das Testament vom Tresen und falte es wieder zusammen. Als ich es ihr gebe, sage ich: „Du brauchst wirklich einen Anwalt. Das ist das Beste, was du im Moment tun kannst.“