The Wicked Horse 5: Wicked Bond - Sawyer Bennett - E-Book

The Wicked Horse 5: Wicked Bond E-Book

Sawyer Bennett

4,5

Beschreibung

Bridger Payne ist wie ein unlösbares Rätsel. Weiser, als sein Alter vermuten lässt, intuitiv und sexy wie die Hölle. Jede Frau im "Silo" will ihn, doch keine kann ihn haben. Jedenfalls nicht den wahren Bridger Payne. Wenn du ihn hübsch bittest, wird er die Peitsche für dich schwingen, aber es wird ihm keine Befriedigung schenken. Er bringt dich vor Lust zum Schreien, verschwendet danach aber keinen weiteren Gedanken an dich. Bridger hat das dunkelste aller Geheimnisse. Er trägt großen Schmerz in sich. Er ist absolut unantastbar. Bis sie kommt: Maggie - gefangen gehalten, gefoltert und verfolgt von einem kriminellen Rocker-Club. Nun ist es an Bridger, Maggie vor dem Bösen zu beschützen. Abschlussband der "The Wicked Horse"-Reihe aus der Feder der New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

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Sawyer Bennett

THE WICKED HORSE 5: WICKED BOND

Erotischer Roman

© 2016 by Sawyer Bennett

© 2019 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Übersetzung: Julia Weisenberger

Covergestaltung: © Mia Schulte

Coverfoto: © Shutterstock.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-375-0

ISBN eBook: 978-3-86495-376-7

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches andere Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Epilog

Autorin

Leseprobe aus „Undercover: Fever“ von S.P. Bräutigam

Prolog

Bridger

Ich gehe vollkommen erschöpft in meine Hütte auf dem Grundstück der Double J. Ich bin im Silo geblieben, bis der letzte Kunde gegangen ist, weil wir volles Haus hatten, und wenn man eine ganze Horde dazu bringt, wie verrückt zu ficken, können die Hormone und Pheromone, die dabei umherschwirren, die Leute irremachen.

Wie sich herausstellte, musste ich einen Streit zwischen zwei Mädchen um den riesigen gepiercten Schwanz eines Kerls beenden und eine Session stoppen, die außer Kontrolle geraten war, weil der Peitsche schwingende Drecksack keine Ahnung hatte, was er tat. Die beteiligte Frau wurde so heftig erwischt, dass sie blutete, was sie nicht gewollt hat und worauf sie nicht vorbereitet gewesen ist. Und obwohl sie voll und ganz zugestimmt hatte und es in Wirklichkeit ihre Idee gewesen ist, dass ihr „Date“ einen neuen Kink an ihr ausprobierte, wusste ich, dass sie sich in einer Welt voller Schmerz verlieren würde, wenn ich das weiterlaufen lassen würde.

Der Typ war sauer und drohte, seine Mitgliedschaft zu beenden. Ich packte ihn am Nacken, zerrte diesen Wichser aus dem Silo, und bevor ich ihm die Tür vor der Nase zuwarf, sagte ich ihm, dass seine Mitgliedschaft hiermit gekündigt sei. Der Scheißkerl hatte dann die Eier, gegen die Tür zu hämmern. Als er nicht aufhören wollte, öffnete ich, trat hinaus und schlug ihn zusammen. Es war kein großartiger Kampf, weil die zwei Treffer – einer auf seinen Kiefer und einer gegen seine rechte Niere – ihn zu Boden warfen und ihn wie eine Schlampe stöhnen ließen. Ich bin sicher, dass er morgen Blut pissen wird. Ich habe ihn von einem der Barkeeper nach Hause bringen lassen mit der strengen Anweisung, ihm mitzuteilen, dass er mehr davon bekommen würde, wenn er sich noch mal auf dem Grundstück blicken lassen würde.

Danach ging ich wieder rein und fickte das Mädchen, das er ausgepeitscht hatte, weil sie trotz seiner lausigen Arbeit ziemlich erregt war. Fickte sie im selben Raum, in dem er ihr Blut verteilt hatte, während die Silo-Meute zusah. Ich tat es leidenschaftslos, trotzdem habe ich sie zum Höhepunkt gebracht. Ich schob sie auf ihre Hände und Knie, ignorierte die Leute, die ihre Gesichter gegen das Glas drückten. Ich interessiere mich wirklich nicht für öffentlichen Sex, aber das hält mich nicht auf, wenn ich in Stimmung bin, und ich kam wie geplant zum Orgasmus.

Wie üblich zog ich mich in der Sekunde, in der ich fühlte, wie meine Eier sich wegen der bevorstehenden Entladung anhoben, aus ihr heraus, streifte das Kondom ab und ergoss mich auf ihren Rücken. Ich verpasste ihr gleichzeitig einen harten Schlag auf den Hintern, fuhr mit dem Daumen durch die Feuchtigkeit auf ihrer Haut und schob ihn dann in ihren Arsch. Sie ging erneut ab wie ein Feuerwerkskörper, und meine Arbeit war erledigt. Sie keuchte auf dem Boden, während ich meinen Schwanz wieder einpackte und rausging.

Also ja … Ich bin erschöpft, und das mehr als üblich. Es wird immer schwieriger, meine Rolle als Chef des Silo auszufüllen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich es jetzt seit fast sechs Monaten, seit Woolf gegangen ist, allein mache, oder ob ich einfach das Interesse an dem ganzen Kink verliere. Es gab eine Phase in meinem Leben, in der dieser Scheiß das Einzige war, was mich geistig gesund und geerdet gehalten hat, aber ich erkenne immer deutlicher, dass ich tatsächlich eine gewisse Intoleranz entwickle. Deshalb verbringe ich so viel Zeit in meinem Büro im Wicked Horse und verlasse mich auf einige meiner vertrauenswürdigsten Fantasy Maker, um sicherzustellen, dass die Dinge reibungslos laufen.

Leider fallen die Leute, auf die ich bauen kann, wie die Fliegen. Zuerst ließ Woolf das Geschäft hinter sich, als er mit Callie Hayes zusammenkam. Ich missgönne meinem besten Freund sein Glück überhaupt nicht und ich freue mich bis heute für ihn, obwohl ich ihn vermisse, da wir uns jetzt sehr selten sehen. Dann verliebte sich Cain in Sloane, Rand in Cat, und erst vor Kurzem gab Logan alles für Auralie auf. Obgleich diese Männer es immer lieben werden, wenn sich in ihren Sex etwas Perversität mischt, sind sie auch der Typ, der die Tage der Ausschweifungen aufgibt, sobald sie sich an eine Frau binden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass monogame Paare das Silo besuchen, aber obwohl diese Paare eine erstaunliche Menge Vertrauen zueinander haben, um diesen Lebensstil zu führen, wusste ich immer, dass in ihrer Beziehung etwas fehlt, wenn es sie hierhertreibt.

Woolf, Cain, Rand und Logan?

Auf sie wartet alles, was sie sich wünschen, zu Hause im Bett, also ja … ihre Tage im Silo sind vorbei, und nur noch ich bin übrig.

Seufzend gehe ich in die Küche und hole mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Ich drehe die Kappe ab und werfe sie in den Mülleimer, bevor ich meinen ersten Zug mache. Es läuft gut, und ehe ich einen zweiten Schluck nehmen kann, sehne ich mich schon nach einem weiteren Bier. Es scheint, dass ich auf dem besten Weg bin, mich heute Abend zu besaufen, aber nach dem Scheiß, den ich heute handhaben musste, habe ich das mir verdient.

Ich gehe ins Wohnzimmer, setze mich auf meinen Ledersessel und stelle das Bier auf den Tisch daneben. Ich ziehe meine Stiefel aus – heute mal Cowboystiefel, obwohl es an jedem anderen Tag Bikerstiefel sein könnten –, und nehme mein Bier vom Tisch, zusammen mit der Halskette, die dort liegt.

Sie ist aus Silber, mit zunehmendem Alter etwas matt geworden und mit einem einfachen Karabinerverschluss versehen, der vor Jahren kaputtgegangen ist und nie repariert wurde. An der angelaufenen Kette hängt ein silberner Ehering für Männer, der nicht abfällt, weil ich die Enden der dünnen Kette verknotet habe. Ich halte den Ring, der sich im Lauf der Zeit ebenfalls verfärbt hat, hoch und lasse mich von den Erinnerungen überwältigen.

Ich will es nicht, doch sie tun es trotzdem.

Sie tun es jedes Mal, wenn ich mir diese Halskette und diesen Ring ansehe, und ich schaue sie mir regelmäßig an.

Ich befinde mich auf dem Rücken, gefesselt, die Handgelenke am Kopfteil. Aber meine Beine sind frei und liegen flach auf der schmutzigen, verfärbten Matratze. Ich habe mich freiwillig fesseln lassen, bin jedoch nicht freiwillig hier. Ich bin hier, ohne dass ich die Entscheidung getroffen habe.

Sie reitet meinen Schwanz langsam, die Hände auf meiner Brust, und benutzt mich, um an meinem Schaft auf und ab zu gleiten. Die Nadelspuren auf ihrem Arm sind wie helle Sterne, und ich konzentriere mich auf sie, damit ich nicht auf diese verfickte Halskette schauen und den Ring hin und her schwingen sehen muss, während sie mich fickt.

„Fühlt sich gut an, nicht wahr, Baby?“, murmelt sie mit einer rauen Stimme voller Lust. Nicht wegen der Drogen. Sie ist immer nüchtern, wenn sie ficken will, weil sie nicht will, dass das Gefühl bei dem, was sie mir antut, von irgendwas gedämpft wird. Sie wird sich einen Schuss setzen, sobald wir fertig sind.

Ich stöhne ungewollt, denn sosehr ich diese verfickte Schlampe auch hasse, mein Schwanz wird ihr geben, was sie will.

Ich konzentriere mich auf die Gefühle … die feuchte Haut, das Kribbeln meiner Eier kurz vor dem Orgasmus – nicht, weil ich es will oder mich danach sehne, sondern nur, weil ich will, dass es vorbei ist und diese Schlampe von mir verschwindet.

„Gib es mir“, stöhnt sie und bewegt sich schneller auf mir. „Komm in mir, Bridger, Liebling. Gib es mir.“

Ich beiße die Zähne zusammen. Ihre Worte sind faulig, schmerzen in meinen Ohren, auch wenn sie Wirkung zeigen und mich dem Orgasmus näher bringen. Ich will es und ich hasse es. Ich werde mich noch mehr hassen, sobald ich gekommen bin.

„Mmm. Vielleicht lasse ich mich eines Tages sogar von dir schwängern. Wir würden ein schönes Baby zusammen bekommen, nicht wahr?“

Sie erkennt ihren Fehler sofort, als mein Blick leer wird und jedes bisschen verhasste Lust, die ich empfunden habe, zu verschwinden beginnt. Mein Schwanz wird weicher, also rudert sie schnell zurück. Damit meine ich, dass sie die Hand ausstreckt und kräftig meine Brustwarzen verdreht. Sie sind bereits gerötet von dem Gürtel, den sie an mir benutzt hat, bevor sie auf mich gestiegen ist. Der Schmerz schießt durch mich hindurch und liefert ihr das gewünschte Ergebnis: Mein Schwanz wird wieder steinhart in ihrer abgenutzten Pussy.

Sie hüpft immer härter und schneller, und dann reizt sie mich weiter, indem sie den Ring, der von der Halskette baumelt, mit einer Hand ergreift und ihn an ihre Lippen legt. Sie drückt ihn in ihren Mund und saugt daran, während sie triumphierend auf mich herabblickt. Anschließend spuckt sie ihn wieder aus und hechelt: „Du bist so verdammt gut, Baby. Ich werde diesen Schwanz nie überhaben.“

Ich stehe am Rande des Orgasmus und sie weiß es, also treibt sie mich voran, indem sie nach hinten greift und meine Eier kräftig drückt. Sie schrumpfen und verhärten sich, als der Schmerz durch mich hindurchfährt. In völliger Stille schieße ich meinen Samen in sie. Ich mache es schweigend, denn es ist der einzige Weg, wie ich dieser Schlampe zeigen kann, dass mein Körper auf sie reagieren mag – weil er dazu manipuliert wurde –, aber dass das auch die maximale Bestätigung sein wird, die sie bekommt.

Sie beobachtet interessiert, wie der Orgasmus durch mich hindurchströmt und kommt zur völligen Ruhe mit meinem schlaffen Schwanz in ihr. Sie steigt ab, ohne ihren eigenen Höhepunkt erreicht zu haben, und ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt dazu fähig ist. Ich habe es noch nie gesehen, und sie fickt mich nicht, um zu kommen. Sie fickt mich, weil sie eine kranke Schlampe ist, die Macht und Kontrolle mag.

Mit einer Ruhe, die zeigt, wie irre sie ist, löst sie die Seile um meine Handgelenke. Sie schaut mit diesem selbstgefälligen Blick der Überlegenheit auf mich herab, der von Wahnsinn erfüllt ist, bevor sie sich bückt und einen leichten Kuss auf die Spitze meiner Nase drückt. Es ist ein liebevoller Kuss. Ich vermute, dass das in ihrer eigenen abgefuckten Welt bedeutet, dass sie mich liebt.

Der Gedanke veranlasst meine Haut, zu kribbeln, und lässt Zorn durch mich schießen.

Sie tätschelt herablassend meine Brust und springt vom Bett. Bevor ich begreife, was ich tue, strecke ich die Hand aus und packe sie am Hals. Ihre Augen flackern für einen kurzen Moment weit auf und zeigen ihre Wut und Lust darüber, dass ich es wage, einen solchen Zug zu machen.

Meine andere Hand packt zu, fasst nach der Halskette und reißt sie von ihrem Körper. Der schwache Verschluss geht leicht kaputt.

„Bridger“, schreit sie und greift nach der Kette.

Ich rolle mich schnell herum und benutze meinen Griff an ihrem Hals, um sie über mich hinweg und auf die Matratze zu werfen, wo ich ein Bein über ihren verbrauchten Körper lege und mich auf sie hocke.

„Geh von mir runter“, brüllt sie, und die Angst in ihrem Blick begeistert mich.

Sie motiviert mich dazu, mir mein Leben zurückzuholen.

Meine Hände legen sich um ihren Hals, die silberne Halskette ist um meine Finger geschlungen und der Ring – der Ring meines Vaters – liegt in der Vertiefung in ihrem Hals. Ich drücke, und für einen kurzen Moment blitzt Lust in ihren Augen auf.

Das motiviert mich sehr.

Ich presse fester, bewege meine Daumen, um sie auf ihre Luftröhre zu legen, und drücke dann nach unten.

Die Lust verwandelt sich in Angst, und gottverfluchte Scheiße … das macht mich noch mehr an.

Als ich meine Hände zusammendrücke, fange ich an, sie zu würgen. Ich sehe fasziniert zu, wie sie keucht. Ihre Nägel krallen sich jetzt in meine Hände, kratzen mich, ihre Beine treten unter mir verzweifelt in die Luft. Sie versucht, mich abzuwerfen, doch der Mangel an Sauerstoff und die Tatsache, dass sie körperlich schwach ist, machen ihre Versuche sinnlos. Ihr Gesicht färbt sich schön rot … nicht annähernd so rot wie die Gürtelspuren auf meiner Brust, aber rot genug, um mich zufriedenzustellen.

Dann wird es violett, und ihre Augen beginnen, sich vorzuwölben, während reichlich Tränen austreten. Ich sehe zu, wie ein Blutgefäß in ihrem rechten Auge sichtbar wird und platzt, und auch das fasziniert mich.

Ich lehne mich nach unten, lasse den Mund direkt über ihrem schweben, der sich wie bei einem nach Luft schnappenden Fisch öffnet und schließt, und flüstere ihr zu: „Ich. Bin. Fertig. Mit. Dir.“

Ihre Augen sind leer, vor allem, weil sie nicht genug Luft kriegt. Keine Ahnung, ob sie mich überhaupt versteht. Ich untermauere meinen Punkt, indem ich die Hände von ihrem Hals nehme und mir einen Moment Zeit gönne, um die roten Spuren dort zu genießen, von denen ich weiß, dass sie sich später lila färben werden. Sie beginnt sofort zu husten und zu keuchen und saugt die wertvolle Luft tief ein. Ich rolle mich vom Bett, hebe meine Kleidung vom Boden auf und verlasse das Schlafzimmer.

Ich ziehe mich im Flur an und schiebe die Halskette und den Ring in meine Jeanstasche. Ich schnappe mir meine Brieftasche von der Küchenzeile, die mit getrockneten Essensresten befleckt ist, und gehe durch das Wohnzimmer, wo Betrunkene und Junkies liegen, die sich einen Schuss gesetzt haben. Ein paar von ihnen ficken auf dem schmutzigen Teppich.

Ich öffne die Tür und trete aus dem Haus meiner Stiefmutter.

Ich bin gerade fünfzehn Jahre alt und werde nie wieder zurückkehren.

Ein Klopfen an der Haustür reißt mich aus den Erinnerungen und für einen Moment bin ich verwirrt. Aber es wiederholt sich, diesmal lauter.

WUMM, WUMM, WUMM.

Ich richte mich schwungvoll auf, stelle mein Bier auf den Tisch, lege die Kette daneben und gehe durchs Wohnzimmer, während das Wummern dröhnend durchs Haus hallt.

Ohne mir die Mühe zu machen, nachzuschauen, wer draußen ist, reiße ich die Tür auf und starre auf den Eindringling. Die Kinnlade klappt mir runter.

Kyle Sommerville steht da und hält etwas in seinen Armen.

Eine Frau.

Eine bewusstlose Frau, wie es aussieht.

„Was zum Teufel …“

Kyle schiebt sich an mir vorbei und zwingt mich, rückwärts zu gehen, damit er eintreten kann. Ich schließe die Tür, drehe mich um und beobachte, wie er zu meiner Couch geht und die Frau mit unglaublicher Sanftheit hinlegt.

„Herr im verfickten Himmel, Kyle“, knurre ich ihn an, den Blick auf das Bündel gerichtet, das er gerade da deponiert hat.

Er dreht sich mit grimmiger Miene zu mir. „Ich brauche deine Hilfe.“

Ich marschiere zur Couch und schaue auf die Frau hinab. Ihre Augen sind geschlossen, das Gesicht ist blass mit dunklen Wimpern, unter denen ich blaue Flecken erkennen kann. Ihr braunes Haar ist schmutzig und verfilzt von etwas, das aussieht wie Blut, und über ihrem ganzen Gesicht sind Schmutzstreifen verteilt. Ihre Kleidung ist genauso dreckig.

„Wer zum Teufel ist das?“, frage ich und zeige auf die Frau.

„Hör mir zu“, sagt Kyle drängend. „Es tut mir leid, dass ich dich hier mit reinziehe, aber ich hatte keine Wahl. Sie ist ernsthaft in Gefahr, und ich brauche dich, um sie für eine Weile zu verstecken.“

„Bist du verrückt geworden?“

„Bridger“, brüllt er. „Ich verarsche dich nicht. Sie steht mit einem Fuß im Grab, wenn du sie nicht versteckst.“

„Du kannst sie nicht hierlassen“, schreie ich ihn an, weil ich keine Ahnung habe, in was dieser verrückte Hurensohn von einem Biker da verwickelt ist, und ich will nichts damit zu tun haben. „Bring sie zur Polizei oder so.“

„Ich bin die verdammte Polizei“, knurrt Kyle mich frustriert an und ich mache zwei unsichere Schritte zurück.

„Was?“, frage ich verwirrt.

Kyle atmet tief durch, fährt sich durch sein langes, blondes Haar und sagt: „Ich bin vom ATF und seit über drei Jahren undercover bei Mayhem’s Mission. Ich bin auf der Suche nach illegalen Schusswaffen, Drogen und einem Sexsklavenring, den sie in allen Clubs vom Mittleren Westen bis zur Westküste betreiben.“

Ich begreife nicht einmal, was er da sagt. Das ist Kyle Sommerville, ein knallharter Biker, der, ja … ein Freund ist, aber keiner der guten Sorte. Ich kenne ihn nur oberflächlich und habe nicht mal andeutungsweise mitbekommen, dass er bei der Strafverfolgung ist. Ich kann das nicht verarbeiten, weil ich gesehen habe, wie dieser Wichser Scheiße abzieht, die höchst illegal ist. Ich habe gesehen, wie er etwas klargemacht hat, was ganz sicher gestohlene Waffen und Koks waren. Ich habe gesehen, wie er auf übelste Weise eine Pussy im Club gefickt hat und wie er auf einer Party einmal einen Kerl mit einem Messer angegangen ist, weil er einfach Bock drauf hatte.

„Ich glaube dir nicht“, sage ich unsicher.

„Warum?“, murmelt er. „Weil ich wirklich, wirklich gut in meinem Undercoverjob bin? Wenn du in diese Scheiße eintauchst, Bridger, gehst du mit allem rein, was du hast. Du musst den gleichen Dreck wie die Leute abziehen, unter die du dich mischst, sonst kaufen sie dir die verfickte Coverstory nicht ab.“

Das ergibt Sinn.

Irgendwie.

Aber Scheiße … Ich dachte, das passiert nur in Filmen.

Ich sehe wieder zu der Frau, und scheinbar glaube ich ihm etwas von dem, was er sagt, weil ich frage: „Ist sie Teil des Sexsklavenhandels?“

Er schüttelt den Kopf. „Nein, sie ist Teil von etwas Größerem, und ich brauche dich, um sie zu verstecken.“

„Warum ich?“, will ich mit zusammengekniffenen Augen wissen.

„Wenn ich sie heute Abend nicht da rausgeholt hätte, wäre sie morgen früh tot gewesen“, sagt er düster. „Und ich bin nicht bereit, diesen Job den Bach runtergehen zu lassen. Ich habe drei verdammte Jahre in diese Operation investiert, und ich habe Dinge getan, die meine Seele ruiniert haben. Ich habe mein Leben aufgegeben, um diese Wichser zu Fall zu bringen, und ich kann nicht zulassen, dass das jetzt gegen die Wand gefahren wird. Ich muss es durchziehen. Außerdem konnte ich sie nicht einfach sterben lassen, also flehe ich dich an: Behalte sie hier, in Sicherheit, bis es vorbei ist.“

„Wie lange?“, frage ich, vollkommen fassungslos, dass ich diesen Wahnsinn überhaupt in Betracht ziehe.

„Keine Ahnung. Ein paar Wochen?“

„Was stimmt nicht mit ihr?“

Die zerbrechliche Frau liegt bewusstlos auf meiner Couch.

Kyle tritt von einem Bein aufs andere, neigt den Kopf, und ich weiß, dass auch er auf sie hinabblickt.

„Alles, Mann“, flüstert er fast ängstlich. „Alles stimmt nicht mit ihr, verflucht.“

Kapitel 1

Bridger

Alles stimmt nicht mit ihr, verflucht.

Kyles Worte klingen immer noch in meinem Kopf nach, als ich auf die bewusstlose Frau hinabsehe.

Er ist erst seit ein paar Minuten weg, aber ich fühle mich bereits überwältigt von der enormen Verantwortung, die er mir übertragen hat.

Meine erste Reaktion ist, dass das nicht richtig klingt. Kyle kommt her, wälzt das auf mich ab und behauptet auch noch, ein Undercovermann der ATF zu sein. Ich habe fast das Gefühl, dass mich hier jemand verarschen will, aber vermutlich ist das nur meine eigene Paranoia. Trotzdem ist es verdammt schwer, mir vorzustellen, dass Kyle Sommerville etwas anderes ist als ein Schläger, der mit Mayhem’s Mission die Straßen unsicher macht.

Nicht falsch verstehen … Sein Hang zur Kriminalität hat mich nie gestört. Ich verurteile niemanden und werde mich verdammt noch mal aus dieser Scheiße raushalten. Solange man mir diesen Dreck vom Leib hält, hänge ich gern mit ihnen ab und feiere mit ihnen. Und zu mehreren Gelegenheiten habe ich genau das mit Kyle getan, weshalb es umso weniger Sinn ergibt, dass er zu mir gekommen ist, um diese Frau zu verstecken. Wir kennen uns nicht so gut, denn den Alk miteinander zu teilen, bedeutet nicht unbedingt, dass man starke Freundschaftsbande geknüpft hat. Daher kann er nicht wissen, ob ich diese Frau in Sicherheit behalten oder Zeke übergeben werde. Shit, ich habe einige perverse Sachen mit dem Clubpräsidenten Zeke und seiner Old Lady Kayla gemacht und mehr Zeit mit ihm verbracht als jemals mit Kyle. Wie zum Teufel kommt er darauf, dass ich Zeke gegenüber nicht mehr Loyalität empfinden würde?

Nicht, dass das der Fall ist.

Offen gestanden kann ich diesen Bastard nicht ausstehen. Er ist ein Schläger hoch zehn und regiert seinen Club mit eiserner Hand. Wenn er mir nicht so verdammt gutes Geld zahlen würde, würde ich nie das kinky Zeug machen, für das er mich anheuert. Traurig, aber leider wahr: Meine Dienste für Geld zu verkaufen ist das, was ich am besten kann. Dort liegt mein grundlegender Wert als Mensch, daher rümpfe ich darüber nicht die Nase.

Ironischerweise brauche ich das Geld nicht einmal. Ich verdiene genug mit dem Wicked Horse und dem Silo. Aber das ist nicht dasselbe. Ein Dollar für einen Orgasmus, den ich jemandem verschafft habe, ist für mein verdrehtes Selbstwertgefühl mehr wert als alles, was ich anderweitig verdiene. Obwohl ich den Personen, die als Fantasy Maker für mich arbeiten, nicht erlaube, Geld für sexuelle Dienste anzunehmen, habe ich keine Probleme damit, es selbst zu tun, und zwar aus dem Grund, weil das, was ich tue, mich nicht anmacht. Es ist wirklich nur ein Job für mich. Es liegt kein richtiges Vergnügen darin, aber es ist auf einem Level für mich wichtig, das niemand je verstehen könnte. Derjenige zu sein, der die Peitsche kontrolliert, den Schmerz schenkt und dafür bewundert wird, dass er das dermaßen beherrscht, dass mir für meine Fähigkeiten Geld gegeben wird …

Es ist für mich notwendig, um zu überleben.

Die Frau auf der Couch hat sich nicht bewegt, aber ich erkenne am steten Heben und Senken ihrer Brust, dass sie noch atmet. Die Bewegungen sind kräftig, sodass ich nicht nach ihrem Puls tasten muss. Trotzdem macht mir das Blut in ihren Haaren Sorgen, und ich fürchte, es könnte noch andere Verletzungen geben, die ich nicht sehen kann. Vielleicht verstecken sich Wunden unter ihren dreckigen Kleidern oder in ihrer Seele … was der Fall sein könnte, wie ich vermute.

Alles stimmt nicht mit ihr, verflucht.

„Himmel“, murmle ich niemand Bestimmtem zu, da sie mich nicht hören kann.

Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und suche darin, bis ich Logans Nummer finde und auf den Bildschirm tippe.

Er nimmt mit einem „Jo, Mann?“ ab.

Ich sehe hinab auf die Frau und fluche noch einmal fast unhörbar, bevor ich sage: „Du musst zu meinem Haus kommen. Es gibt eine Art Notfall, bei dem ich Hilfe brauche.“

Logan fragt nicht nach, sondern sagt einfach: „Ich bin unterwegs. Schätze, du willst, dass ich allein komme?“

„Ja.“ Mein Blick liegt immer noch auf meinem unwillkommenen Gast.

Logan beendet das Gespräch ohne ein Wort des Abschieds. Es ist besser, wenn Auralie aus all dem hier herausgehalten wird, obwohl Logan ihr vermutlich sowieso davon erzählen wird. Die zwei haben im Grunde nur noch einen Schritt zu machen, bis sie vor dem Altar stehen, obwohl es weniger als einen Monat her ist, seit sie hierher zurückgekommen ist, um mit Logan zusammen zu sein. Aber nachdem sich Logan endlich dazu entschlossen hatte, in der realen Welt zu leben, ist er gleich mit beiden Beinen ins kalte Wasser gesprungen und gehört nun mit Leib und Seele Auralie.

Ungefähr vor zwei Wochen kam Logan in meinem Büro im Wicked Horse vorbei und klopfte fast zaghaft mitten am Tag an meine Tür. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich sofort ablesen, dass er mir sein Herz ausschütten wollte.

Es stellte sich heraus, dass Logans Gründe, vor seinen Dämonen davonzulaufen, so legitim waren, wie sie nur sein konnten. Sie waren vom gleichen Kaliber wie meine eigenen, aber Logan besitzt offensichtlich mehr innere Stärke als ich, denn er entschied sich, sich ihnen zu stellen, statt sie zu hegen und pflegen, wie ich es tue. Er saß länger als eine Stunde in meinem Büro und erzählte mir alles von seinem Leben in Chicago, in dem er ein erfolgreicher Chirurg gewesen war. Mein Herz hatte sich vor Mitgefühl für meinen Freund zusammengezogen, als er mir gestand, dass seine Tochter gestorben war, nachdem er sie operiert hatte, und von den unglaublich quälenden Schuldgefühlen erzählte, mit denen er gelebt hatte.

Warum er mir das berichtete, hat er mir nie gesagt, aber ich vermute, der Grund liegt darin, dass ich ihm gegenüber mal Andeutungen über meine eigenen Dämonen gemacht habe. Ich hatte ihm einen weisen Rat gegeben und ihm gesagt, dass er nicht vor ihnen davonlaufen könne, weil sie sich in ihm befinden. Er drehte den Spieß um und wollte wissen, ob ich meine eigenen losgeworden wäre, aber nein … sie sind immer noch da und leben in mir.

Wie ich es Logan erklärt hatte: Ich behalte diese Scheißkerle bei mir als Erinnerung daran, was für eine Scheiße ich ertragen habe und was ich nie wieder durchleben will. Was ich ihm nicht mitgeteilt habe, war, dass es wichtig ist, dass sie mich immer wieder daran erinnern und nie vergessen lassen, dass Liebe für Idioten und Vertrauen etwas für Trottel ist. Hinter einer Eisenwand stark zu bleiben, ist weitaus gesünder für meinen geistigen Zustand, als mich dem Unbekannten zu öffnen. Es gibt nicht viel, was mich in dieser Welt ängstigt, aber nicht zu wissen, was mich hinter der nächsten Kurve erwartet, führt bei mir zu Herzrasen und Angstzuständen. Genau deswegen lässt mich das Chaos, das die Frau auf meiner Couch repräsentiert, etwas ausflippen. Es zerstört meine sorgfältig geordnete Welt.

Während ich darauf warte, dass Logan ankommt, gehe ich in mein großes Badezimmer, wo ich meinen Erste-Hilfe-Kasten aufbewahre. Darin befinden sich fast nur Desinfektionsmittel und Verbandszeug, aber ich vermute, dass genau das nachher gebraucht wird. Mir gehen noch einmal die Worte durch den Kopf, die Kyle mir während seines sehr kurzen Besuchs gesagt hat, aber es reicht einfach nicht, um zu entscheiden, ob ich ihm vertrauen kann oder nicht.

Nach seiner Eröffnung, dass er undercover unterwegs sei, bevor er ins Kryptische abdriftete, als er behauptete, dass diese Frau mit einem Bein im Grab stehe, versuchte ich, ihn nach Details auszufragen, weil ich auf keinen Fall eine halb tote Person in meinem Haus behalten würde, ohne etwas mehr von ihm zu erfahren.

„Alter“, habe ich frustriert gesagt. „Du musst mir ein wenig mehr Infos geben. Ich will nicht in etwas Illegales verwickelt werden, das mit Mayhem’s Mission zu tun hat.“

Kyle schüttelte den Kopf. „Das würde ich nie von dir verlangen. Sie hat nichts mit dem illegalen Zeug zu tun.“

Für mich ist das die Bestätigung gewesen, dass sie kein Teil des Sexsklavenrings war, den er erwähnt hatte. Mein Schicksal war besiegelt, als Kyle hinzufügte: „Sie ist unschuldig an der ganzen Sache und nur in den Strudel dieser beschissenen Welt geraten. Es hätte sie das Leben gekostet, wenn ich sie nicht rausgeschafft hätte.“

„Inwiefern?“ Ich brauchte noch mehr.

Kyle ging zur Eingangstür, vermutlich in der Annahme, dass ich damit einverstanden wäre, dass die Frau bei mir blieb. Das war ich nicht, und ich würde auch nicht zögern, sie vor der Polizeiwache abzuliefern, wenn er meine Neugier nicht befriedigte.

„Kyle“, knurrte ich, als er die Hand nach der Tür ausstreckte. „Ich muss wissen, was für Ärger sie hat, bevor ich dem hier zustimme.“

Seine Schultern sanken herab. Als er sich mir zuwandte, schien er um zwanzig Jahre gealtert zu sein. „Sie ist Zekes Eigentum, und Kayla gefällt das nicht besonders. Zeke ist unterwegs, und Kayla hat sie in den vergangenen vier Tagen gefoltert. Sie würde keinen weiteren durchhalten.“

„Gefoltert?“ Ich knirschte verblüfft und ungläubig mit den Zähnen. Nicht in Unglauben, dass Kayla jemanden quälen könnte, weil diese Bitch ernsthaft gestört ist, sondern dass sie es bis hin zu Mord treiben würde.

Kyles Blick huschte zu der Frau auf dem Sofa und dann wieder zu mir, bevor er mit solchem Schmerz in der Stimme sprach, dass ich das Gefühl hatte, meine Ohren würden bluten. „Ich habe in den drei Jahren, in denen ich tief drinstecke, viel kranke Scheiße gesehen. Ich habe Leute sterben sehen. Ich habe Leute sterben lassen, während ich zugesehen habe. Ich konnte das einfach nicht noch mal. Ich musste sie rausschaffen. Ich flehe dich an, sie einfach eine Weile zu verstecken, bis ich mit dem ATF die Dinge so weit regeln kann, dass dieser Club hochgenommen wird.“

Herrgott noch mal.

Ich kenne mich damit aus, wie es ist, ungeschützt, allein und einem anderen vollkommen ausgeliefert zu sein. Ich kenne Hilflosigkeit, sadistisch ausgeübten Schmerz und die Hoffnungslosigkeit, die aus erzwungener Isolation und Antipathie entstehen kann. Verfickte Scheiße, das hat mich tief berührt, obwohl Kyle nie verstanden hätte, wieso ihr Leid solche Macht über mich hatte.

„Na gut“, habe ich gesagt und tief ausgeatmet. „Na … gut. Lass sie hier.“

Kyle nickte nur und ging dann, und da stand ich nun und musste entscheiden, was zum Teufel ich als Nächstes tun sollte.

Ich bringe den Erste-Hilfe-Kasten zurück ins Wohnzimmer, wo die Frau immer noch in derselben Position auf dem Sofa liegt, und schaue kurz nach, ob sie noch lebt. Ich nähere mich ihr nicht weiter und weiß nicht recht, warum die Gefahr, dass sie aufhört zu atmen, mich so verdammt ängstigt.

Ich setze mich in den Sessel, mache es mir aber nicht bequem, sondern hocke mehr auf dem Rand, die Füße fest auf dem Boden. Ich nippe an meinem Bier und betrachte wieder die bewusstlose Frau. Ich warte auf Logans Ankunft, die nicht einmal fünfzehn Minuten, nachdem ich aufgelegt habe, erfolgt.

Sein Klopfen an der Tür ist leise, als ob er wüsste, dass das alles hier im Geheimen stattfinden muss. Ich schleiche in meinen Socken zum Eingang, was im Grunde lächerlich ist, weil mein unwillkommener Gast sowieso nichts mitbekommt. Ich öffne, trete zur Seite und nicke Richtung Couch.

Logan kommt herein, hält aber sofort inne, als er die Frau dort sieht. „Wer ist das?“, flüstert er.

„Keine Ahnung“, sage ich offen und ehrlich und schließe die Tür. „Und ich darf dir die Details, wie sie hier gelandet ist, nicht erzählen, aber sie ist in Gefahr und wurde übel misshandelt.“

Ich benutze bewusst nicht das Wort „gefoltert“, weil ich Logan nicht mehr als notwendig beunruhigen will.

Logan geht in Richtung meiner Küche. Obwohl er mir an dem Tag, als er in mein Büro gekommen ist, gesagt hat, dass er nie wieder Medizin praktizieren wird, weiß ich, dass ihn nichts davon abhalten wird, mir zu helfen. „Lass mich erst Hände waschen“, erklärt er.

Ich warte im Wohnzimmer auf ihn, gehe nervös hin und her und blicke immer wieder von dem Hartholzboden zu der Frau.

Als Logan zurückkommt, rollt er seine Hemdsärmel hoch, bevor er sich auf den Wohnzimmertisch vor der Couch setzt, sodass er sie genauer ansehen kann. „Wie lange ist sie schon bewusstlos?“

„Keine Ahnung. Sie war es schon, als er sie hergebracht hat.“

„Wann war das?“, fragt er, beugt sich vor und begutachtet das getrocknete Blut an ihrem Kopf.

„Ungefähr zwei Minuten, bevor ich dich angerufen habe.“

Logan nickt. „Ich brauche eine Taschenlampe.“

Ich hole eine aus einer Schublade meiner großen Entertainmentschrankwand. Überall im Haus sind Taschenlampen verteilt für den Fall, dass der Strom ausfällt.

Logan hebt mit Daumen und Zeigefinger das Lid der Frau an und leuchtet kurz in ihre Pupille, dann wiederholt er dasselbe mit dem anderen Auge. Sie zuckt nicht einmal und reagiert nicht, was mich nicht überrascht. Ich habe sie sorgfältig beobachtet, seit Kyle mit ihr durch die Tür gekommen ist, und sie ist wirklich bewusstlos.

Logan reicht mir die Taschenlampe und tastet vorsichtig über ihr blutiges und platt gedrücktes Haar. Er fühlt ihren Puls und wirkt zufrieden. „Ich glaube nicht, dass diese Kopfwunde etwas Ernstes ist. Ihre Pupillen reagieren normal.“

„Was hat sie denn dann?“

Er zuckt mit den Achseln. „Ich müsste sie intensiver untersuchen, aber Bridger … mir sind bis zu einem gewissen Punkt die Hände gebunden, weil ich keine Ausrüstung hier habe. Verdammt, ich kann ohne ein Stethoskop nicht mal ihren Herzschlag oder ihre Lunge abhören. Kein Schimmer, wie ihr Blutdruck ist. Ich bin einigermaßen handlungsunfähig.“

„Das ist mir klar“, sage ich dankbar. „Lass uns herausfinden, was mit ihr los ist, wenn du das kannst, und dann kann ich entscheiden, was ich tue.“

Logan nickt und wendet sich wieder der Frau zu. Ich hocke neben ihm, bereit zu helfen, falls nötig, aber darüber hinaus habe ich keinen verdammten Schimmer, wie sehr mein Leben gerade auf den Kopf gestellt wurde.

Kapitel 2

Maggie

Tiefe Stimmen – Männer, denke ich – reden leise. Mein Kopf schmerzt davon, obwohl sie nicht laut sind, und ich kämpfe dagegen an, aufzuwachen. Ich will nicht hören, was sie sagen, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass sie darüber diskutieren, wie sie am besten meine Leiche loswerden. Ich will nicht aufwachen, weil mein Körper eindeutig Frieden in der Bewusstlosigkeit gefunden hat. Ich habe in den letzten Tagen genug Erfahrungen in diesem Bereich gewonnen, während mein Körper so von Schmerz überwältigt und mein Verstand so von Hoffnungslosigkeit überschwemmt wurde, dass ich bereit bin, aufzugeben.

Helles Licht blendet mich und macht alles weiß, bevor es wieder dunkel wird.

Ich will wieder in die Bewusstlosigkeit eintauchen, und fühle, wie ich tiefer sinke.

Erneut helles Licht und … oh, das tut so weh.

Selbst als es weg ist, windet sich mein Gehirn vor Schmerzen, bis nur noch ein Zucken meiner Nerven bleibt.

Die Stimmen werden nicht wirklich lauter, aber ich verstehe sie etwas deutlicher. Ich hasse meinen Körper und seine offensichtliche Weigerung, mich zu schützen.

… glaube nicht, dass diese Kopfwunde etwas Ernstes ist …

… was hat sie denn …

… müsste sie intensiver untersuchen …

… dann kann ich entscheiden, was ich tue …

Ein scharfer Schmerz schießt von meinem Scheitel in mein Gehirn und von dort meine Wirbelsäule hinab. Ich reiße die Augen auf, nicht in der Lage, das Gefühl zu ignorieren, und reiße die Hände hoch, um was auch immer an mir herumdrückt, wegzubekommen.

„Nicht“, keuche ich heiser. Meine Stimme ist so kaputt vom stundenlangen Schreien, dass sie kaum hörbar ist. Oder kommt das daher, dass mein Trommelfell von den vielen Schlägen, die ich an den Kopf erhalten habe, geplatzt ist?

Der Schmerz lässt nach, und ich zwinkere ins Licht, das jetzt meine Augen quält. Es brennt nicht wirklich, und ich merke, dass ich in einem schwach erleuchteten Raum bin, aber da es vorher vollkommen dunkel war, tut es dennoch weh. Ich versuche, mich zu fokussieren, und blinzle ein paarmal, bevor ein Mann vor mir Gestalt annimmt.

Dunkles Haar, olivfarbene Haut, Vollbart.

Mein Kopf arbeitet besser als gedacht, weil ich angesichts der Sorge in seinem Blick und seiner Kleidung sofort erkenne, dass er nicht Teil von Mayhem’s Mission ist. Ich sehe kein begeistertes Funkeln in seinen Augen wegen der Schmerzen, die ich habe. Keine Tattoos. Kein Gestank von abgestandenem Bier. Ein blaues Hemd, in dem sich kein Mitglied einer Bikergang jemals erwischen lassen würde.

„Wer sind Sie?“, frage ich vorsichtig. Meine Stimmbänder schmerzen vor Anstrengung, während ich versuche, mich auf der Couch aufzusetzen. Mir tut noch mehr weh, nicht nur mein Kopf, sondern der ganze Körper. Ich zucke, beiße die Zähne zusammen und schaffe es, mich aufzurichten und so weit wie möglich von diesem Kerl abzurücken. Er sieht „nett“ aus, aber ich kenne ihn nicht. Nur die Rückenkissen des Sofas, auf dem ich wohl liege, halten mich davon ab, noch weiter vor ihm wegzurutschen.

Der Mann lächelt mich verständnisvoll an, aber ich vertraue diesem Blick nicht. Er ist nicht in der Lage, meine tiefe Angst in diesem Moment zu begreifen.

Er wendet den Kopf nach rechts und sieht etwas nach oben. Ich folge seinem Blick und erkenne einen furchtbar großen Mann, der mit verschränkten Armen grimmig auf mich hinabstarrt. Ich sinke tiefer in die Kissen. Beide bemerken meine Reaktion. Der große Mann ändert seinen Gesichtsausdruck ein wenig, und ich erkenne einen Funken von Schuldgefühl, weil er mir Angst eingejagt hat.

Der andere hält die Handfläche hoch in der universellen Geste von „Beruhige dich, wir werden dir nicht wehtun“. Das lindert meine Angst kein bisschen, weil ich mich nicht daran erinnern kann, wann ich einmal bei jemandem gewesen bin, der mir nicht wehtun wollte.

„Ein Freund hat dich hergebracht“, sagt der bärtige Mann.

„Ich habe keine Freunde“, sage ich mit heiserer Stimme, die nicht mehr so sehr schmerzt, je häufiger ich rede. Jetzt mehr als zuvor misstraue ich meiner derzeitigen Umgebung und den beiden.

„Kyle Sommerville“, sagt der Große. Seine Stimme ist tief, klingt aber zugleich wie glatt geschmirgelter Kies. Sie grollt irgendwie, was ein Zittern verursacht und so etwas wie … Angst, möglicherweise … in mir hervorruft.

Kyle Sommerville ist ein Name, der reinen Horror in mir hervorruft, und die Tatsache, dass er mich hergebracht hat, bedeutet, dass ich diesen Männern auf keinen Fall vertrauen kann. Mein Körper füllt sich mit Energie und Adrenalin, was mir ein wenig Schwindel verursacht. Aber das Großartige daran ist, dass dadurch auch der Schmerz übertüncht wird, und in einer überraschenden Bewegung, die beide zurückzucken lässt, springe ich in einem verzweifelten Fluchtversuch von der Couch auf. Ich habe die Eingangstür auf der anderen Seite des Wohnzimmers entdeckt und renne fast hysterisch darauf zu.

Die Tür kommt näher … oder komme ich ihr näher?

Es ist egal, weil ich so verdammt nah dran bin.

Fast da.

Gerade als meine Finger den Türgriff berühren, legen sich starke Arme um mich und ziehen mich zurück an den harten, muskulösen Körper, von dem ich instinktiv weiß, dass er dem großen Mann gehört, der Kyle Sommerville als meinen Freund bezeichnet hat.

Schmerz durchzuckt meinen ganzen Körper. Der Schuss von betäubendem Adrenalin hat zu rasch nachgelassen.

„Stopp!“, kreische ich, weil mir mein Rücken, meine Rippen, meine Arme, Hüften und Beine wehtun. Ich versuche, mich frei zu winden, aber der Schmerz ist so schlimm, dass mein Kopf sich dreht und mir die Magensäure hochsteigt.

Die Arme lassen mich in dem Moment los, in dem ich das Wort „Stopp“ ausspreche, und ich falle hart auf den Holzboden. Ich ignoriere diesen Schmerz, weil er nichts ist verglichen mit den elektrischen Schocks, die scheinbar jedes meiner Nervenenden erfasst haben. Ich stütze mich mit den Händen ab. Ich wölbe unfreiwillig den Rücken, als ich wegen des Feuersturms von Qual, der meinen Körper erfasst hat, reflexartig würge.

„Himmel“, höre ich den großen Kerl über mir knurren. Ich fühle Fingerspitzen sanft am Saum meines Shirts zupfen, das mir ein wenig über den Rücken nach oben gerutscht ist. „Sieh dir das an.“

Ich krabble von ihm weg, Angst vor seiner Berührung – jeder Berührung – gibt mir Kraft. Meine Hand rutscht unter mir weg und mein Körper fällt zu Boden. Die Muskeln und die Haut über meinen Rippen protestieren. Übelkeit steigt wieder in mir auf, aber glücklicherweise wabert Dunkelheit am Rand meines Sichtfelds.

Und ich sinke tiefer, um mich wieder vor meinem Elend zu schützen.

Als ich aufwache, spüre ich sofort, dass etwas anders ist.

Ich liege in einem Bett. Das Gefühl von weichen Laken und einem Kissen unter meinem Kopf im Gegensatz zu hartem Beton unter mir fühlt sich himmlisch an. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich jemals etwas besser angefühlt hat.

Mir ist auch warm.

Und mir tut nichts weh.

Zögerlich öffne ich die Augen. Das Zimmer ist nur schwach erleuchtet. Scheinbar befindet sich zu meiner Rechten eine Lampe, aber ich will den Kopf nicht dorthin drehen. Ich fürchte mich vor den Schmerzen, die eine solch kleine Bewegung hervorrufen könnte.

„Zuerst einmal solltest du verstehen, dass du in Sicherheit bist und dir niemand mehr wehtun wird.“ Die Stimme ist tief, leiser und sanfter, als ich es je gehört habe.

Trotzdem habe ich noch Angst, als ich den Kopf wende, um ihn anzusehen. Mir fällt auf, dass meine Schmerzen, abgesehen von einem dumpfen Pochen in meinem Schädel und meinen vielen blauen Flecken, tatsächlich erträglich sind. Wie könnte ich das auch nicht bemerken, da sie Teil meiner täglichen, nein stündlichen Existenz gewesen sind. Ich hole tief Luft, konzentriere mich auf den großen Mann und warte darauf, was er als Nächstes sagt.

„Anhand deiner Reaktion letzte Nacht weiß ich, dass Kyle Sommerville kein Freund von dir ist“, sagt er zaghaft. „Also werde ich dir das hier sagen, damit du dich zumindest entspannen kannst und weißt, dass du in Sicherheit bist.“

Meine Sicht wird etwas klarer, und ich bemerke, dass der Mann auf einem Stuhl neben dem Bett sitzt und sich mit den Ellbogen auf den Knien abstützt. Sein Gesichtsausdruck, obwohl er grimmig ist, wirkt gleichzeitig sanft. Er ist eigentlich ziemlich gut aussehend, was mir vorhin nicht aufgefallen ist, aber das kümmert mich einen Scheiß. Wen interessiert es, dass er schönes braunes Haar hat, das ungezähmt und lang ist, und dass seine Augen die Farbe von warmem Bernstein haben? Mich sicher nicht.

Aber die Tatsache, dass diese atemberaubenden Augen sanft auf mich gerichtet sind, führt dazu, dass ich stillhalte.

Für den Augenblick.

„Kyle ist kein Freund von mir“, sagt der Mann vorsichtig. „Er hat dich zu mir gebracht und mir gesagt, dass du in Gefahr warst.“

„Er würde mir nicht helfen“, flüstere ich.

Der Mann nickt verständnisvoll. „Er ist ein Cop. ATF. Er ist seit drei Jahren undercover.“

Ich schüttle den Kopf. Das kaufe ich ihm nicht ab. Kyle ist ein sadistischer Bastard. Er hat Kayla angefeuert, während sie mich gefoltert hat.

„Ich schwöre es“, versichert mir der Mann, der scheinbar die Zweifel auf meinem Gesicht sieht. „Er hat dich rausgeschafft, weil er Angst hatte, dass Kayla dich umbringen würde.“

Ein Zittern erfasst mich, weil das die reine Wahrheit ist. Sie hätte mich sicher getötet, und ich weiß das, weil sie mir gesagt hat, dass sie es tun würde.

Nachdem sie damit fertig wäre, mich leiden zu lassen.

„Wer sind Sie?“, frage ich zögerlich. Obwohl ich diesem großen Kerl nicht mal so weit traue, wie ich ihn werfen kann, muss ich begreifen, warum ich hier bin, wenn ich entkommen will. Ich muss alles über denjenigen wissen, der mich gefangen hält.

„Ich heiße Bridger“, sagt er mit einer Stimme wie grollender Donner, was seltsamerweise gerade beruhigend ist. „Ich verspreche, dass ich dir nicht wehtun werde und auch niemand anderem erlauben werde, dich zu verletzen.“

Das bedeutet mir nichts. Vertrauen muss man sich verdienen, es wird nicht wie Bonbons verteilt. Seine knappen Worte prallen an mir ab, und ich grüble, wie ich am schnellsten von ihm wegkommen kann. Falls ich meinen geschundenen Körper aus diesem Bett bekomme. Probeweise grabe ich die Ellbogen in die Matratze und versuche, meinen Oberkörper ein wenig anzuheben, um auf den Kissen unter meinem Kopf höher zu rutschen.

Mein Körper schmerzt, aber ich bin erstaunt, dass es nicht so schlimm ist, wie ich es gewöhnt bin. Das verwirrt mich, daher ist meine nächste Frage: „Warum tut es nicht mehr so weh wie noch vor Kurzem?“

Der Mann – Bridger – bewegt keinen Muskel, und mir ist sofort klar, dass er versucht, möglichst wenig bedrohlich zu wirken. „Ein befreundeter Arzt ist vorbeigekommen und hat deine Verletzungen behandelt, während du noch bewusstlos warst.“

„Der Mann, der gerade hier war?“, frage ich neugierig.

Bridger schüttelt den Kopf. „Sein Besuch ist fast vierundzwanzig Stunden her.“

Ich keuche, als mir klar wird, dass ich einen ganzen Tag verloren habe, ohne jegliche Erinnerung daran … und trotzdem waren das vermutlich die besten vierundzwanzig Stunden seit Jahren.

„Und nein“, fährt er fort. „Das war mein Freund Logan, der ein wenig medizinische Erfahrung hat, aber er konnte dich nicht richtig behandeln. Ich musste einen anderen Freund um einen Gefallen bitten.“

„Einen Gefallen?“ Auf einmal bin ich wieder vorsichtig.

„Ja, einen Gefallen.“ Das Missfallen in seiner Stimme ist deutlich hörbar. „Er hat dir die Rippen verbunden und die Wunde an deinem Kopf gereinigt und versorgt, auch wenn es zu spät war, sie zu nähen. Außerdem hat er ein paar der Schnitte an deinem Bauch genäht und dir Schmerzmittel gespritzt. Ich habe noch ein paar Pillen hier. Vor sechs Stunden habe ich dir welche gegeben, aber ich nehme an, dass du dich nicht daran erinnerst, weil das ziemlich hartes Zeug ist.“

Kein Wunder, dass ich mich ziemlich gut fühle. Ich bin zugedröhnt, aber ich bin dankbar für die Auszeit. Vielleicht bin ich sogar in ziemlich guter Verfassung, sodass ich es hier rausschaffe.

Ich richte mich im Bett auf. „Also … Bridger … Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, aber ich bin Ihnen lang genug zur Last gefallen …“

„Hinlegen“, befiehlt er mir, und weil die Anstrengung, mich aufzurichten, mich erschöpft hat, bringt mich sein Befehl dazu, sofort wieder in die Kissen zu sinken, weil mein Kopf sich dreht. „Das waren ziemlich starke Betäubungsmittel, die er dir gegeben hat. Du wirst für eine Weile nirgendwohin gehen.“

„Aber … ich muss weg“, murmle ich. Mein kleines Manöver hat mich eindeutig ausgelaugt. Meine Lider fühlen sich schwer an.

„Nein, musst du nicht“, sagt Bridger sanft und ich bin überrascht über seine Tonlage. Es ist fast, als ob der Kies in seiner Stimme durch Samt ersetzt worden wäre. „Du wirst hierbleiben, bis du wieder gesund bist, und dann finden wir den besten Weg, wie du in Sicherheit bleibst.“

Ich kann nicht anders. Ich will dem nicht vertrauen, was er sagt, aber ich fühle die Last meiner Verletzungen, des Stresses und der Erschöpfung, die mich niederdrücken. Ich habe nicht länger als hier und da ein paar Sekunden geschlafen in den vergangenen vier Tagen – abgesehen von den letzten vierundzwanzig Stunden natürlich. Meine Lider senken sich, und mein Körper verlangt, dass ich der Medizin und meinem Bedürfnis nach Ruhe nachgebe.

Bevor ich mich ergebe, finde ich die Kraft, ihn einen Moment anzusehen und zu fragen: „Bridger … wie lautet dein Nachname?“ Wenn er mich duzt, werde ich das auch tun. Immerhin sind wir durch eine ungewöhnliche Art miteinander bekannt geworden.

„Payne“, erwidert er.

Natürlich, denke ich, bevor ich die Augen schließe.

Payne … Schmerz.

Kapitel 3

Bridger

Ich kratze das Rührei aus der Pfanne und lege es auf den Teller neben den Speck, den ich aus der Mikrowelle geholt habe. Ich nehme zwei verbrannte Brotscheiben aus dem Toaster, verfluche meine Unfähigkeit, werfe sie in die Spüle und werde sie später in den Müll schmeißen.

Zwei weitere Scheiben wandern in den Toaster, ich schalte die Temperatur niedriger und versuche es erneut. Währenddessen greife ich über die Theke, schnappe mir das Fläschchen Schmerzmittel und nehme zwei Pillen heraus, dazu noch zwei Antibiotika. Zeit, dass mein mysteriöser Gast aufwacht, damit ich ihm etwas zu essen und die Medikamente geben kann.

Ich habe die blauen Flecken, die Narben und Schnitte auf ihrem ganzen Körper gesehen, vom Scheitel bis zu ihren Waden, und ich weiß, dass sie essen muss, um Kraft zu tanken, und dass sie die betäubende Wirkung der Schmerzmittel brauchen wird. Es wird ein paar Tage dauern, bevor sie ohne diese Tabletten herumlaufen kann.

Logan und mir ist regelrecht übel geworden, als wir vorletzte Nacht einen Blick auf ihren Rücken geworfen haben. Wir waren beide verblüfft, als sie versuchte, aus dem Haus zu rennen, schneller als ich es jemandem in ihrer Lage zugetraut hätte. Ich habe instinktiv reagiert und sie von hinten in die Arme geschlossen.

Aber in dem Augenblick, in dem sie „Stopp“ gerufen hat, habe ich sofort den Schmerz in ihrer Stimme erkannt, keine Panik, und habe sie wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Als sie zu Boden gesunken und ihr Shirt ein wenig hochgerutscht ist, habe ich den Würgereiz hinunterschlucken müssen angesichts der blauen, schwarzen, violetten und grünen Flecken, die ihre Haut bedeckten. Kyle hatte gesagt, sie sei gefoltert worden, aber er hatte mir die Brutalität nicht deutlich gemacht, die diese Frau, deren Namen ich nicht mal kannte und die jetzt in meinem Bett schlief, hatte ertragen müssen.

Nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte, half mir Logan, sie in mein Zimmer zu bringen. Wir zogen sie aus und nutzten ihre Bewusstlosigkeit dazu, sie zu untersuchen, ohne ihr weitere Schmerzen zufügen zu müssen. Logan säuberte sie leidenschaftslos mit einem warmen, nassen Waschlappen und Desinfektionsmittel, so gut er konnte. Wir beide knurrten angeekelt beim Anblick der Wunden, die fast ihren ganzen Körper bedeckten, und Logan gelang es, etwas von dem Blut wegzuwischen, sodass wir sie besser betrachten konnten. Blaue Flecken waren nicht das Einzige; scheinbar hatte Kayla den Körper der Frau mit einem Messer bearbeitet. Überwiegend waren es oberflächliche Schnitte, die von allein verkrustet waren, aber der in der Mitte ihres Bauchs war immer noch offen, blutete und war offensichtlich frisch.

Ohne dass Logan ein Wort sagen musste, war mir klar, dass das seine Fähigkeiten überstieg. Na ja, vielleicht nicht ganz, aber das ging über das hinaus, was er ohne eine Zulassung als Arzt tun durfte. Außerdem hatte er keinen Zugriff auf die Utensilien, die er brauchen würde, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass diese Frau Medikamente zur Erholung benötigen würde.

Daher hatte ich keine andere Wahl, als jemand anderen dazuzurufen. Ich habe die Optionen kurz überdacht und mich an Kyles warnende Worte erinnert, dass das alles geheim bleiben müsse, aber vermutlich wäre es auch in seinem Sinne, dass sie die Hilfe bekam, die nötig war. Das reichte, um Jared Crossgrave anzurufen, der seit der Eröffnung Mitglied im Silo ist. Er ist Arzt und praktiziert Allgemeinmedizin in Jackson.

Als er ankam, schickte ich Logan weg,

Dann betonte ich Jared gegenüber, dass seine Verschwiegenheit notwendig war, bevor ich ihn um Hilfe bitten und ihm die Frau in meinem Bett präsentieren konnte. Er versprach mir vollkommene Geheimhaltung, aber wie ich der Frau letzte Nacht gesagt habe, hat er im Gegenzug ebenfalls einen Gefallen dafür gefordert.

Einen harten Fick von hinten, was mich nicht überraschte. Der Kerl ist stockschwul, aber im konservativen ländlichen Wyoming ist das nichts, was man an die große Glocke hängt. Daher sorgt er dafür, dass sein nichts ahnendes Eheweibchen mit schicken Autos und Juwelen glücklich ist, und er hat es geschafft, sie zumindest bei zwei Gelegenheiten zu vögeln, weil er zwei Kinder hat, aber abgesehen davon holt er sich seinen Kick im Silo.

Das werfe ich ihm nicht vor. Ich bin froh, dass er das Silo hat, wo er sich ausleben kann. Das ist einer der Gründe, weshalb Woolf und ich es eröffnet haben. Es sollte ein sicherer Hafen für Menschen sein, um ihre sexuellen Wünsche auszuleben. Für Homosexuelle, die noch kein Coming-out hatten, ist es vermutlich noch wichtiger als für Leute, die einfach allgemein ihren Kick suchen. Jared kommt ein paarmal die Woche, lutscht glücklich an Schwänzen und wird flachgelegt, weil er lieber unten liegt. Weil ich sein schmutziges, dunkles Geheimnis kenne, von dem er Angst hat, es der Welt zu offenbaren, wusste ich, dass ich ihn anrufen und relativ sicher sein kann, dass er den Mund hält.

Wie gesagt war ich nicht besonders überrascht, dass er wollte, dass ich ihn ficke. Er hat nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, dass er auf mich steht, und bereits subtil bei anderen angefragt, wie er meine Aufmerksamkeit erregen könne. Er hat ziemlich rasch gemerkt, dass ich niemanden im Silo beachte, außer derjenige hat eine Vorliebe für harten BDSM. Und dann nehme ich dafür nichts außer Bargeld. Jared mag seinen Sex etwas gröber, aber er steht nicht wirklich auf die Art von Schmerzen, die ich normalerweise zufüge.

Daher hat Jared die Unbekannte behandelt und mir zwei Rezepte auf meinen Namen für Schmerzmittel und Antibiotika ausgestellt, weil er den Eindruck hatte, dass die Wunde an ihrem Bauch etwas entzündet aussah. Danach hat er formell gefragt, ob er seinen Gefallen sofort einlösen könne.

Mir war das egal, daher hatte ich ihn in eines der Gästezimmer geführt. Da ich wusste, dass Jared im Allgemeinen submissiv ist und darauf steht, dominiert zu werden, habe ich ihn am Haar gepackt und ihn auf die Knie gedrückt, sodass er ein paar Minuten an meinem Schwanz lutschen konnte, damit ich hart wurde.

Ich habe das alles mit fast robotergleicher Präzision getan und eine Show für diesen Mann hingelegt, wie ich es auch im Silo tue, wenn ich jemanden mit dem Stock bearbeite. Ich weiß, wie wichtig es für jemanden wie Jared ist, das Gefühl zu haben, dass ich genauso auf ihn stehe wie er auf mich.

Aber die Wahrheit ist, dass das überhaupt nicht der Fall ist. Nein … ich stehe nicht auf Kerle, weil ich eine warme, nasse Pussy bevorzuge, aber das heißt nicht, dass ich nicht auch Hintern ficke – egal ob männlich oder weiblich. Ich mache im Grunde alles mit meinem Schwanz, weil ich in ihm nicht mehr als ein Werkzeug sehe, das ich zu meinem persönlichen Nutzen einsetzen kann. Ich spreche hier nicht von Orgasmen, obwohl ich die habe, wenn ich es erlaube, sondern eher davon, meine Bedürfnisse zu stillen, egal ob sie nun sexueller Natur sind oder nicht. In diesem Fall brauchte ich einen Arzt. Er wollte meinen Schwanz.

Er hat gewürgt und gekeucht, als ich seinen Mund gevögelt habe, und ich wusste, dass das genau das war, was er wollte. Dann habe ich ihn in den Arsch gefickt. Ich habe viel Gleitgel benutzt und ihn hart rangenommen, genau wie ich es bei ihm unzählige Male im Silo beobachtet hatte.

Meine Gedanken sind gewandert, während ich ihm zu Diensten war, und ich habe mir Sorge um die Frau in meinem Zimmer gemacht. Ich war ein Experte im Multitasking und in der Lage, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden zum Orgasmus zu kommen. Mein Schwanz weiß, was zu tun ist, und mein Körper reagiert, denn darauf wurde er trainiert. Vermutlich könnte ich sogar eine Partie Schach spielen und gleichzeitig jemanden rannehmen. So gut bin ich darin, mein Sexleben vom Rest von mir zu trennen.

Also hat Jared wie ein kleines Mädchen gequiekt und fieberhaft seinen eigenen Schwanz bearbeitet, während ich mich immer wieder in seinem Arsch versenkte. Es endete befriedigend für ihn; er feuerte mit einem erleichterten Stöhnen seine Ladung auf das Laken meines Gästebetts – und ich notierte mir im Geiste, es wegzuwerfen und ein neues zu kaufen. Ich zog mich aus ihm heraus, bevor ich kam, streifte das Kondom ab und ergoss mich auf die Rückseiten seiner Beine, da ich meinem Ziel keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

Während meines Höhepunkts empfand ich einen sehr kurzen Augenblick der Ruhe. Wenn ich komme, ist das nicht immer wirklich angenehm und bringt nie die Erde zum Beben. Stattdessen ist es eher wie die Reinigung von einer Krankheit, und es gibt eine Sekunde … vielleicht zwei, in denen ich allem gegenüber taub bin. Es ist diese Lähmung meiner Sinne, die ich genieße und die mir Erleichterung von meiner Existenz verschafft, selbst wenn sie viel zu schnell vorübergeht. Vielleicht ist der Grund, weshalb ich so viel vögle, meine ständige Suche nach diesem Moment der Besinnungslosigkeit.

Was immer Jared der Frau gegeben hat, hat sie fast vierundzwanzig Stunden schlafen lassen. Nun, nicht ganz, aber ich bin mir sicher, dass sie sich nicht daran erinnert, dass ich ihr zweimal während der Nacht und einmal am nächsten Tag ins Badezimmer geholfen habe. Sie murmelte immer ein Danke und nannte mich einmal „Tante Gayle“, aber sobald ich sie zurück unter die Bettdecke gesteckt hatte, sank sie wieder in tiefen Schlaf.

Der Grund, weshalb ich wusste, dass sie auf die Toilette musste, war, dass ich die ganze Zeit an ihrem Bett saß. Ich hatte Angst, sie allein zu lassen, weil ich mir sicher war, dass sie irgendwann komplett aufwachen und bereit sein würde, wieder abzuhauen. Sie wachte jedoch nicht richtig auf – nur für die kurze Unterhaltung, die wir geführt haben und von der ich glaube, dass es mir gelang, ihr zu versichern, dass sie in Sicherheit ist. Dann dämmerte sie erneut weg.

Ich bin davon überzeugt, dass sie nicht nur wegen der Medikamente, die Jared ihr gegeben hat, so tief schläft, sondern weil sie körperlich und geistig vollkommen erschöpft ist. Ich hoffe, sie hat meine Worte akzeptiert und ist daher in der Lage, sich zu entspannen und zu heilen.

Aber jetzt muss sie aufstehen; die zwei Toastscheiben, die in die Höhe springen, bringen mich wieder in die Gegenwart. Ich bin erleichtert, dass sie diesmal nur leicht gebräunt sind, und streiche Butter darauf, gefolgt von Himbeermarmelade. Keine Ahnung, ob sie das mag, aber wenn nicht, muss sie es nicht essen.

Ich trage den gefüllten Teller, Besteck und ein Glas Orangensaft in mein Schlafzimmer. Ich habe sie dort untergebracht, weil ich wollte, dass das Badezimmer in der Nähe ist, wenn sie es braucht, und weil ich fand, dass sie nach allem, was sie durchgemacht hat, ein gutes Bett verdient. Warum mir das wichtig ist, weiß ich nicht, aber als ich ihre Verletzungen gesehen habe, wollte etwas in mir dieser Frau helfen.

Ich bin fast nicht in der Lage, Schmerz und Vergnügen voneinander zu trennen, und wegen meiner Vergangenheit unglaublich kaltschnäuzig gegenüber Sex. Gleichzeitig bin ich jedoch nicht fähig, jemandem den Rücken zu kehren, der misshandelt wurde.

Als ich vom Flur ins Schlafzimmer gehe, bin ich sofort erleichtert zu sehen, dass sie wach ist und aufrecht im Bett sitzt. Sie trägt eines meiner T-Shirts, in dem sie fast ertrinkt, und die Decke bauscht sich in ihrem Schoß.

„Ich habe Frühstück dabei“, sage ich und bemerke mit etwas Genugtuung, dass weniger Vorsicht in ihrem Blick liegt.

„Ich habe dich draußen herumklappern hören“, sagt sie sanft, aber es liegt kein Humor in ihrer Stimme. Sie klingt matt.

 „Du musst am Verhungern sein.“ Ich platziere den Teller in ihrem Schoß und stelle den Saft und die Medikamente auf den Nachttisch. „Das hier sind Schmerzmittel und Antibiotika zum Einnehmen, wenn du mit dem Essen fertig bist.“

Sie sieht zu den Pillen und dann zurück auf den Teller, bevor sie vorsichtig die Gabel aufnimmt. „Danke.“

„Wie fühlst du dich?“, frage ich und setze mich auf den Stuhl neben dem Bett. Ich will, dass sie etwas isst, aber ich brauche auch mehr Informationen.

Sie zuckt mit den Achseln und schaufelt etwas von dem Rührei auf die Gabel. Bevor sie sie in den Mund schiebt, sagt sie: „Maggie.“

„Wie bitte?“

„Ich heiße Maggie. Dachte nur, das willst du wissen.“ Sie kaut und sieht mich an.

„Maggie … wie noch?“ Und ich fühle mich etwas beschissen, weil ich das nicht als Erstes gefragt habe.

Sie schluckt und murmelt: „Waylon. Magdalene Waylon, aber meine Freunde nennen mich Maggie.“

Interessant, dass sie mich in die Freunde-Kategorie einreiht, aber ich weiß tief in mir, dass sie es nicht ernst meint. In ihrem Blick liegt zwar nicht mehr die gleiche Vorsicht und sie nimmt mein Essen an, aber ich weiß, dass sie sich immer noch wie auf einer Insel umgeben von Haien fühlt, die nur darauf warten, einen Happen von ihr zu erhaschen.

Und weil ich mich ein wenig mit Missbrauch und dem Umgang damit auskenne, fange ich mit weiteren Zusicherungen an. „Ich will dich nur an unsere kurze Unterhaltung von gestern Abend erinnern. Du bist hier in Sicherheit. Niemand außer meinem Freund Logan und dem Arzt, der dich behandelt hat, weiß, dass du hier bist, und die beiden werden es keiner Menschenseele erzählen.“

„Und Kyle“, sagt sie. Angst kriecht in ihre leise Stimme.

„Er hat dir geholfen“, erinnere ich sie.

Sie streitet sich nicht mit mir, sondern pikt nur in den Speck, sticht ein kleines Stück ab und schiebt es in den Mund. Es ist tatsächlich ein süßer Mund … jetzt, da ich mal darauf achte. Sie hat volle Lippen, und ich erhasche einen Blick auf gerade, weiße Zähne, als sie sich teilen. Ja … ich weiß, die meisten Kerle sehen auf Lippen und denken an Blowjobs, aber ich sehe sie mir an und denke an Bisse. Lippen sind interessant, weil sie Zähne verbergen, die süßen Schmerz verursachen können. Ich liebe es, wenn sie weich und üppig sind und sich teilen, kurz bevor die Zähne dahinter sich in der Haut vergraben.

Mein Schwanz zuckt bei dem Gedanken, aber ich verscheuche ihn. Diese Frau ist tabu und außerdem auch gar nicht so attraktiv.