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Was, wenn du die Zukunft kennst und weißt, sie wird grausam?
Weil sie sich weigert, Odin etwas über seine Zukunft zu verraten, straft dieser die Hexe Angrboda mit Feuer. Verletzt und machtlos flieht sie in den entlegensten Winkel des Waldes. Doch auch hier wird sie gefunden - von Loki, der als göttlicher Trickster berüchtigt ist. Völlig unerwartet verwandelt sich Angrbodas Misstrauen ihm gegenüber in eine große Liebe, aus der drei Kinder hervorgehen: Fenrir, der Wolf, Jörmungandr, die Midgardschlange, und Hel, die Herrscherin der Unterwelt. Angrboda ist fest entschlossen, ihre Kinder zu beschützen. Doch sie weiß: In der Prophezeiung von Ragnarök spielen sie eine wichtige Rolle. Muss sie ihr Schicksal akzeptieren, oder kann sie ihm trotzen?
Historischer Roman meets Nordische Mythologie - ein kraftvoller Roman über Liebe, Mutterschaft, Selbstbestimmung - und eine Frau, die in der rauen Welt der nordischen Götter ihren Weg geht
Packende Neuerzählung der Saga von Angrboda
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Seitenzahl: 558
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Über das Buch
Titel
Widmung
TEIL I
TEIL II
TEIL III
Danksagung
ANHANG
Personen
Völker
Orte
Literaturempfehlungen
Über die Autorin
Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
Impressum
Was, wenn du die Zukunft kennst und weißt, sie wird grausam?
Weil sie sich weigert, Odin etwas über seine Zukunft zu verraten, straft dieser die Hexe Angrboda mit Feuer. Verletzt und machtlos flieht sie in den entlegensten Winkel des Waldes. Doch auch hier wird sie gefunden – von Loki, der als göttlicher Trickster berüchtigt ist. Völlig unerwartet verwandelt sich Angrbodas Misstrauen ihm gegenüber in eine große Liebe, aus der drei Kinder hervorgehen: Fenrir, der Wolf, Jörmungandr, die Midgardschlange, und Hel, die Herrscherin der Unterwelt. Angrboda ist fest entschlossen, ihre Kinder zu beschützen. Doch sie weiß: In der Prophezeiung von Ragnarök spielen sie eine wichtige Rolle. Muss sie ihr Schicksal akzeptieren, oder kann sie ihm trotzen?
Historischer Roman meets Nordische Mythologie - ein kraftvoller Roman über Liebe, Mutterschaft, Selbstbestimmung – und eine Frau, die in der rauen Welt der nordischen Götter ihren Weg geht
Packende Neuerzählung der Saga von Angrboda
Genevieve Gornichec
THE WITCH’S HEART
Das Verhängnis
Roman
Übersetzung aus dem Englischen von Frauke Meier
Für Poppy
Vor langer Zeit, als die Götter noch jung waren und Asgard neu, da kam vom Rande der Welt eine Hexe. Sie kannte viele alte Zauber, verstand sich aber besonders auf Seid, eine Magie, die es erlaubte, außerhalb des Körpers zu reisen und die Zukunft vorauszusagen. Das wiederum reizte Odin, den höchsten der Asen, sehr; als er von ihren Fähigkeiten hörte, bot er der Hexe an, sein Wissen über die Runen mit ihr zu teilen, wenn sie ihn im Gegenzug Seid lehrte.
Zunächst war sie unsicher. Sie hatte genug über Odin gehört, um zu zaudern. Aber sie wusste auch, dass er seine Geheimnisse nicht leichtfertig offenbarte, was bedeutete, dass ihre Kenntnisse über Seid für ihn in der Tat äußerst wertvoll sein mussten. Also schluckte sie ihren Argwohn gegenüber dem grimmigen einäugigen Gott runter und nahm sein Angebot an.
Als sie gemeinsam Seid wirkten, fand sich die Hexe bald in weiter Ferne wieder. Weiter fort, als sie je zuvor gereist war, streifte sie einen finsteren Ort, dunkler als der Anbeginn der Zeit selbst. Dieser Ort ängstigte sie. Die Geheimnisse, die er barg, waren groß und schrecklich, und so wagte sie nicht, tiefer einzudringen – sehr zu Odins Verdruss, denn das Wissen, das er mehr als alles andere begehrte, verbarg sich genau dort, und es schien ihm, als könnte nur sie es erreichen.
Die Hexe unterwies auch die Rivalen des Asen in ihrer Magie, die Wanen, ein verschwistertes Göttergeschlecht, durch dessen Heimstatt sie auf dem Weg nach Asgard gekommen war. Den Wanen fiel außer Gold nichts ein, um die Hexe für ihre Dienste zu entlohnen, obgleich sie daran wenig Interesse hatte.
Aber als Odin begriff, dass sie zwischen Asgard und Wanenheim pendelte, erkannte er eine Gelegenheit. Er wiegelte die Asen gegen die Hexe auf und nannte sie Gullveig, »Gold-Lust«. Sie durchbohrten sie mit Speeren und verbrannten sie dreimal, und dreimal wurde sie wiedergeboren – denn sie war sehr alt, sehr schwer zu töten, und überhaupt steckte viel mehr in ihr, als man ahnen konnte. Jedes Mal, wenn sie brannte, versuchte Odin, sie in jenen finsteren Ort zu stoßen, um an das gewünschte Wissen zu gelangen, und jedes Mal hielt sie stand. Als aber die Wanen hörten, wie die Asen sie behandelten, waren sie erzürnt, und so wurde der erste Krieg im Kosmos erklärt.
Nach ihrer dritten Wiedergeburt floh Gullveig, doch etwas ließ sie zurück: ihr aufgespießtes Herz, das noch immer auf dem Scheiterhaufen schwelte.
Und dort fand er es.
Einige Zeit später folgte er ihr zum tiefsten, dunkelsten Wald am äußersten Rand von Jötunheim: der Welt der Riesen, der erbittertsten Feinde der Asen. Dieser Wald wurde Eisenwald genannt, und die knorrigen Bäume wuchsen so dicht, dass es keinen richtigen Weg hindurch gab, und sie waren hoch genug, um die Sonne auszublenden.
Doch in diesen Wald musste er sich nicht wagen, denn bereits am Ufer des Flusses, der Eisenwald vom Rest Jötunheims trennte, fand er die Hexe, die über das Wasser zu dem dunklen Wald und den Bergen hinter ihm blickte. Sie saß auf einer derben Wolldecke, einen dicken Umhang um die Schultern gewickelt und eine Mütze auf dem Kopf. Die Sonne schien, aber sie saß im Schatten, lehnte, die Hände im Schoß gefaltet, an einem Baumstamm.
Er beobachtete sie eine Weile, trat von einem Fuß auf den anderen, kratzte sich an der Nase, lauschte dem leisen Plätschern des Flusses und dem Gezwitscher der Singvögel. Dann, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, schlenderte er zu ihr. Er konnte nur die untere Hälfte ihres Gesichts sehen, aber ihre Haut sah rosig aus – zart, heilend, neu. Als er näher kam, fiel ihm auf, dass das Gleiche für die Haut ihrer Hände galt. Die Hexe schien friedlich zu rasten, und ein Teil von ihm wollte sie nicht stören.
Andererseits hatte er die bloße Vorstellung von Frieden schon von jeher als ziemlich langweilig empfunden.
»Wie lange stehst du da schon?«, krächzte sie und klang, als hätte sie seit eineinhalb Zeitaltern nichts mehr getrunken. Er nahm an, dass den Rauch des eigenen Scheiterhaufens einzuatmen so etwas bewirken mochte.
»Du bist eine schwer zu findende Frau«, antwortete er. Um der Wahrheit Genüge zu tun: Er wusste einfach nicht, was er nun machen sollte. Er war gekommen, um ihr zurückzugeben, was sie in Odins Halle zurückgelassen hatte – und wegen etwas anderem; doch er wusste nicht so genau, was das war.
Etwas hatte ihn an diesem Tag zum Eisenwald getrieben, mit ihrem Herzen in seinem Bündel. Und er hatte das Gefühl, dass wichtig war, was immer ihn auf diesen Pfad geführt hatte, dass es besonders und interessant war, denn er langweilte sich schnell.
Und nun war er hier, verleitet von der Ahnung, etwas Aufregendes könne ihn erwarten, und er hoffte, die Hexe würde ihn nicht enttäuschen.
Zunächst antwortete sie nicht, studierte stattdessen lediglich den fremden Mann, der sich ihr genähert hatte. Die Sonne stand hinter ihm, weshalb sie seine Züge nicht so recht ausmachen konnte – nur einen tiefgrünen Reiseumhang mit Kapuze, eine braune Hose, braune Lederschuhe und eine Silhouette wirrer Haare.
»Ich bewundere deine Arbeit wirklich«, sagte er im Plauderton. »Du weißt schon – Chaos säen, wohin der Weg dich führt. Machtvolle Wesen verleiten, sich um deiner Gaben willen zu bekriegen. Das ist ziemlich beeindruckend.«
Ein Augenblick zog dahin, ehe sie sagte: »Das war nicht meine Absicht.«
»Was dann?«
Sie antwortete nicht.
»Na schön, solltest du vorhaben, das noch einmal zu tun«, sagte er, »so würde ich nur zu gerne zusehen und wenn möglich auch daran teilhaben, solang ich nicht erwischt werde. Aber ich sage dir von vornherein, ich werde dir unter keinen Umständen ein Versprechen geben, aus dem ich mich nicht herausreden kann. So offen spreche ich für gewöhnlich nicht, du kannst dich also glücklich schätzen. Ich sage dir das nur als ein Freund.«
»Ein Freund?« Das Wort war ihr fremd.
»Ja. Das habe ich gerade beschlossen.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Bin ich dein erster Freund? Was für ein Triumph für dich.«
Sie ging nicht auf die Frage ein. »Das scheint mir eine recht einseitige Entscheidung deinerseits zu sein.«
»Nun ja, soweit ich es sehe, bist du nicht gerade von Bewunderern umzingelt.« Er betrachtete sie forschend. »Von meiner Warte aus scheinst du weiter nichts zu sein als eine harmlose Hexe aus dem Hinterland – ich habe lange Zeit niemanden mehr sprechen gehört wie dich. Mich wundert, dass die Asen deinen Akzent überhaupt verstehen konnten. Wer bist du? Woher kommst du?«
»Ich weiß es nicht«, sagte sie nach kurzem Zögern und drehte den Kopf, damit sie ihn sehen konnte, doch er konnte sie nicht recht ausmachen. »Ich könnte dir die gleiche Frage über dich stellen, und du würdest die Antwort vermutlich auch nicht kennen.«
»Ach ja?« Er ging in die Hocke und fixierte sie. Nun konnte sie sehen, dass er ein blasses, kantiges Gesicht hatte, eine scharfe Nase mit leicht aufwärtsgerichteter Nasenspitze, was ihn verschmitzt erscheinen ließ. Er hatte schulterlanges blondes Haar, das irgendwo zwischen wellig und lockig angesiedelt war, die Augen waren grasgrün, sein Lächeln schelmisch.
Die Hexe nickte knapp.
Das Lächeln verblasste ein wenig. »Und woher willst du das wissen?«
»Ich weiß Dinge«, sagte sie. »Vielleicht hast du davon gehört.«
»Vielleicht habe ich auch gehört, dass du wegen deines Wissens um Dinge erdolcht und in Brand gesteckt wurdest, und das mehrere Male. Möglicherweise solltest du dich von nun an einfach dumm stellen.«
»Das macht keinen Spaß«, sagte sie nur halb im Scherz, und ihre Hand bewegte sich instinktiv zu der vertikalen Wunde zwischen ihren Brüsten, der Stelle, an der man ihr das Herz herausgeschnitten hatte.
»So ist’s recht!« Lachend wühlte er in seinem Beutel. Einen Moment später nahm er ein Stoffbündel heraus und hielt es ihr hin.
Sie nahm es – und erschrak, als sie es in ihren Händen rhythmisch pulsieren spürte.
»Dein Herz«, erklärte er. »Ich wollte es erst aus irgendeinem Grund essen, aber dann dachte ich, du solltest es vielleicht zurückbekommen.«
»Essen?«, fragte sie und verzog das Gesicht. »Warum?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Um zu gucken, was passiert.«
»Du hättest das Herz einer Hexe verzehrt? Das kann nicht gut für dein Wohlergehen sein«, entgegnete sie trocken und packte stirnrunzelnd das Herz aus. »Es scheint nach dem Feuer ein Stück weit geheilt zu sein. Aber …«
»Aber es ist immer noch ein Loch drin«, beendete er den Satz an ihrer Stelle. »Du wurdest erdolcht. Vielleicht wird es gänzlich verheilen, wenn du es wieder dahin tust, wo es hingehört. Mach es gleich – ich sehe auch nicht hin.«
»Das kann warten.« Sie wickelte es wieder in den Stoff und sah ihn an. »Danke.«
»Gern geschehen.« Nun setzte er sich, streckte ein Bein aus und stützte den Ellbogen auf das Knie des anderen. »Also, ich nehme an, du hast den Namen Gullveig abgelegt. Wie soll ich dich jetzt nennen?«
»Ich bin nicht sicher.« Sie sah ihn von der Seite an, als er einen Grashalm abriss, ihn in den Mund steckte und träge baumeln ließ. Ihr fielen die Sommersprossen auf seiner Nase und den Wangen auf und in welch intensivem Orange seine Locken im Licht der Sonne leuchteten.
Sie wusste immer noch nicht recht, was sie von diesem Mann halten sollte. Es fiel ihr schwer, zu entscheiden, wie viel sie ihm erzählen sollte.
»Du kennst deinen eigenen Namen nicht?«, fragte er und zog eine Braue hoch.
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich würde gern reisen, und dann würde man mir einen Namen verleihen, der etwas mit dem Wesen meiner Wanderungen zu tun hat.« Sie warf einen Blick über den Fluss zu dem grauen Dickicht des Eisenwaldes. »Doch ich könnte ebenso gut beschließen, eine Weile hier zu ruhen.«
»Und wie würdest du dich selbst nennen, solltest du bleiben?«
Sie dachte einen oder zwei Momente darüber nach, ehe sie sagte: »Angrboda.«
Daraufhin zog er die Nase kraus, und der Grashalm fiel ihm aus dem Mund. »Was? ›Kummerbereiterin‹? Das ist ein sonderbarer Name. Warum sollte ich dein Freund sein wollen, wenn das alles ist, was du tun wirst?«
»Du bist derjenige, der beschlossen hat, dass wir Freunde seien«, konterte sie. »Außerdem bist nicht du es, dem ich Kummer bringen werde.«
»Sind alle Hexen so kryptisch wie du?«
»Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schon anderen Hexen begegnet bin, auch wenn ich glaube, dass ein paar in diesen Wäldern gelebt haben. Vor langer Zeit.« Wieder blickte sie über den Fluss hinweg und senkte beinahe ehrfürchtig die Stimme. »Es heißt, es gab hier eine Hexe, die gebar die Wölfe, die Sonne und Mond jagen, und zog noch viele andere auf.«
»Richtig, als Kind habe ich Geschichten über sie gehört. Die Alte und ihre Wolfskinder.«
»Hast du diese Geschichten in Asgard gehört?«
»Nun ja, ich stamme nicht aus Asgard. Wie auch immer, hier draußen kennt diese Geschichten jeder.«
»Du bist ein Riese«, sagte sie; es war eine Mutmaßung, doch sie sprach sie aus wie eine Frage.
»Riese« war im Übrigen irreführend, ein Unwort: ein Name, weiter nichts, denn Riesen waren oftmals nicht größer als ein Durchschnittsmensch. Und wenn ihr Gesprächspartner auch gekleidet war wie ein Ase, so war es doch oft nicht möglich, einen Gott anhand seiner Physis von einem Riesen zu unterscheiden.
Aber dieser Mann, allein reisend, nicht verkleidet … Er hatte etwas Ungebärdiges an sich, etwas in seinen Augen kündete von tiefen Wäldern und Mittsommernächten, etwas, das ungezähmt war, ungezügelt.
Ein Gott kann er doch nicht sein, oder?
Er nahm ihre Schlussfolgerung mit einem einseitigen Schulterzucken auf. »Gewissermaßen. Jedenfalls scheint diese Gegend jetzt ziemlich verlassen zu sein. Keine Wölfe … keine Hexenmutter …«
»Allerdings.« Als sie nun wieder über den Fluss schaute, verspürte sie ein Stechen in der leeren Brust. »Aber vielleicht war ich das? Vielleicht war ich ihre Mutter.«
»Doch erinnern kannst du dich nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Stille senkte sich über sie, und er wurde zappelig. Sie hatte das Gefühl, er konnte es nicht leiden, wenn in einem Gespräch eine Ruhephase einkehrte; er erschien ihr als jemand, der es genoss, die eigene Stimme zu vernehmen.
»Wohlan«, sagte er schließlich, »Wisse, dass ich es zu meiner persönlichen Mission machen werde, all deine deprimierenden Prophezeiungen zu ignorieren und zu tun, wonach immer mir ist.«
»Du kannst Prophezeiungen nicht einfach ignorieren.«
»Du kannst, wenn du dir genug Mühe gibst.«
»Ich bin nicht überzeugt, dass das so funktioniert.«
»Hmm.« Er schlang die Arme über den Kopf, lehnte sich an den Baum und verkündete hochmütig: »Tja, du bist eben nicht so schlau wie ich.«
Amüsiert sah sie ihn von der Seite an. »Wie also nennst du dich? Schlauberger?«
»Das verrate ich dir, wenn du mir dein Gesicht zeigst.«
»Ich werde dir mein Gesicht zeigen, wenn du versprichst, nicht entsetzt zurückzuweichen.«
»Ich sagte, dass ich dir meinen Namen nennen werde. Mehr kann ich nicht versprechen. Aber du kannst mir vertrauen, ich habe einen starken Magen – ich wollte schließlich dein Herz verspeisen.«
»Mein Herz beherbergt nicht so viele Widerwärtigkeiten, das kann ich dir versprechen.« Nichtsdestoweniger zog sie die Haube ab. Zum Vorschein kamen müde blau-grüne Augen und die braunen Stoppeln verbrannter Haare. Dies waren nicht Gullveigs Farben gewesen, aber Angrboda dachte sich, sie sollte diesen speziellen Namen und alles, was damit verbunden war, hinter sich lassen und nie wieder zur Sprache bringen.
Dies war eine neue Phase ihrer Existenz. Von nun an würde sie ihre Zauberkraft für sich behalten. Kein Seid mehr, keine Prophezeiungen mehr – kein Ärger mehr. Davon hatte sie genug gehabt für mehrere Leben.
»Und ich dachte, du würdest da drunter eine abscheuliche Ogerin verstecken.« Er hob die Hände und krümmte sie zu Klauen. »Angrboda, die Trollfrau, so hässlich, dass Männer beim Anblick ihres Gesichts die Flucht ergreifen.«
Sie verdrehte die Augen. »Und wie ist nun dein Name? Oder willst du dein Versprechen etwa brechen?«
»Ich beabsichtige nichts dergleichen. Ich stehe zu meinem Wort, Angrboda. Ich bin Odins Blutsbruder persönlich«, sagte er erhaben und drapierte eine Hand auf seiner Brust.
Ach, dachte sie, da haben wir es ja. Sie erinnerte sich nicht, dass Odin einen Riesen zum Blutsbruder genommen hatte, als sie in Asgard war. Andererseits konnten seither Jahrhunderte vergangen sein, nach allem, was sie wusste – sie hatte nur sehr wenig von ihrer Zeit in Asgard im Gedächtnis behalten und wusste so gut wie gar nichts mehr über die davor. Vielleicht war ihr Besucher einfach nicht in der Burg gewesen, als man sie verbrannt hatte.
Oder er war dort und hat alles mit angesehen. Verzückt. Wie all die anderen.
»Und ich bin fassungslos«, fuhr er fort, »dass du meinen guten Namen beschmutzen willst, indem du andeutest, ich sei ein Eidbrecher …«
»Um deinen Namen zu beschmutzen, müsste ich ihn doch erst kennen, oder?«
»Du beschmutzt die Idee meines guten Namens.«
»Die Idee deines Namens an sich oder die Idee, es sei ein guter Name?«
Er blinzelte sie an, und seine Lippen formten tonlos ein Oh.
»Ich werde mir einen Namen für dich ausdenken, wenn du mir nicht sagst, wie er lautet.«
»Aah, wie interessant.« Er schlang die Arme um die Knie wie ein aufgeregtes Kind. »Was schwebt dir vor?«
»Es wird dir nicht gefallen, so viel steht fest. Ich werde dich beim schlimmsten Namen nennen, der mir in den Sinn kommt, und ich werde meine Hexenmagie benutzen, um dafür zu sorgen, dass auch alle anderen dich so nennen.«
»Hexenmagie? Oh, ich habe ja solche Angst.«
»Zwing mich nicht dazu, dich dazu zu bringen, das hier zu essen«, warnte ihn Angrboda und hielt ihr in Stoff gewickeltes Herz hoch.
»Hmm, vielleicht hätte ich das von Anfang an tun sollen.« Er setzte sich aufrechter hin und bedachte sie mit einem gespielt lüsternen Blick. »Vielleicht geht deine Macht dann auf mich über. Komm, gib her.«
Sie hielt das Herz außerhalb seiner Reichweite, als er danach greifen wollte, und sagte im unheilvollsten Ton, den sie zustande brachte: »Oder es passiert etwas viel, viel Schlimmeres.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es nicht. Ich meine nur.«
»Na, dann. Ich schätze, ich kann dir kaum zum Vorwurf machen, dass du es behalten willst, nach allem, was passiert ist.«
»Ich werde mich in nächster Zeit nicht davon trennen – auch das steht fest.« Sie legte das Herz wieder auf den Schoß und blickte darauf hernieder. Niemals wieder.
Ein paar Augenblicke zogen dahin. Als sie wieder zu ihm aufblickte, bedachte er sie mit einem schiefen Lächeln. Zögernd erwiderte sie es – sie wusste nicht, wie ihr Lächeln derzeit wirkte, ob es grotesk war oder unvorteilhaft oder einfach beängstigend.
Aber sein Lächeln wurde nur breiter und gab keinen oder jeden seiner Gedanken preis.
»Mein Name«, sagte er, »lautet Loki Laufeyjarson.«
»Du benutzt deiner Mutter Namen statt den des Vaters?«, fragte sie, denn Laufey war ein Frauenname.
»Das tue ich. Und ich kann wahrlich nicht glauben, dass du mich nicht kennst, nach all der Zeit, die du in Asgard verbracht hast. Die Götter sind sooo ernst, und das ist bisweilen ziemlich langweilig, also vertreibe ich mir gern die Zeit damit, die Dinge in Schwung zu halten – vorwiegend auf Kosten anderer, aber das spielt jetzt keine Rolle. Sie können sowieso nichts dagegen tun, dass ich so ziemlich die geistreichste Person weit und breit bin.«
»Und die bescheidenste auch, nehme ich an«, bemerkte Angrboda in aller ungerührten Aufrichtigkeit.
Loki musterte sie einen Moment, als versuchte er herauszufinden, ob sie scherzte. Als sich ihre Miene nicht veränderte, dehnte sich sein verschrobenes Lächeln zu einem anerkennenden Grinsen aus.
»Weißt du, Angrboda«, sagte er, »ich glaube tatsächlich, wir werden die besten Freunde sein.«
Angrboda ließ sich ganz im Osten des Eisenwaldes nieder, dort, wo die Bäume sich mühsam an die steilen Hänge der Berge an der Grenze zu Jötunheim klammerten. Sie stolperte nahe dem Fuß eines dieser Berge über eine Lichtung, in der sie auf eine Felsformation stieß, die in eine Höhle führte, groß genug, um aufrecht darin zu stehen. Als sie eintrat, erkannte sie, dass in den Fels über ihr ein Loch getrieben worden war, unter dem sich die Überreste einer Feuerstelle befanden.
Das alles war ihr auf eine unheimliche Art vertraut. Als hätte die Höhle nur auf sie gewartet.
Mit Steinen, die sie im Wald gesammelt hatte, baute sie die Feuerstelle als längliches Oval wieder auf. Die Höhle selbst war so groß wie eine bescheidene Halle in Jötunheim: weiträumig genug, um Möbel unterzubringen, und dazu eine Menge Lagerplatz im hinteren Bereich, wo die Decke niedriger war. Bei Tag fiel ausreichend Sonnenschein durch die Öffnung herein; bei Nacht ließ sie das Feuer brennen, um sich der ansonsten totalen Finsternis in ihrem neuen Zuhause zu erwehren.
»Eine Höhle?«, fragte Loki blinzelnd, als sie ihn das erste Mal hineinbat. »Warum baust du dir keine Halle?«
»Ich verstecke mich. Eine Halle wäre viel zu auffällig.«
Loki zuckte nur mit den Schultern. Ihr fiel auf, dass er keinen Kommentar dazu abgab, vor wem sie sich versteckte – obwohl er einer von ihnen war. Sie wusste, sie hätte besorgt sein müssen, und zwar spätestens seit er seine Verbindung zu Odin offenbart hatte, aber irgendetwas sagte ihr, dass er nicht war, was er zu sein schien, und dieser Instinkt hielt sie jedes Mal, wenn er ihre Höhle verließ, davon ab, die Flucht zu ergreifen und sich eine andere zu suchen.
Angrboda sah ihn seit jenem ersten Tag häufiger, wann immer er den Eisenwald besuchte. Er war von Geburt ein Gestaltwandler, wie sie bald herausfand, und er konnte den Weg von Asgard zum Eisenwald recht schnell bewältigen, wenn er die Form eines Vogels annahm. Und er kam nicht nur auf ein paar nette Geplänkel vorbei. Manchmal blieb er eine Nacht oder zwei. Bäuchlings am Boden liegend schnarchte er zu ihrer Belustigung auf seinem Umhang, den er zu einem Kissen zusammengeknüllt hatte.
Sie hingegen schlief selten.
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war seit der ersten Begegnung am Fluss, aber ihr helles aschbraunes Haar war lang geworden und glatt und fein; oft flocht sie es zu einem dünnen Zopf, der ihr über die Schulter hing, oder sie steckte es zu einem lockeren Dutt am Halsansatz fest. Die Verbrennungen ihrer höhlenbewohnerblassen Haut waren rasch verheilt, was ihr das Aussehen einer viel jüngeren Frau verlieh, doch blieben die dunklen Ringe unter ihren Augen stets präsent.
Sie hatte auch ihr Herz wieder dorthin zurückgetan, wo es hingehörte, indem sie ihren Körper weit genug verließ, um den Schmerz zu betäuben, ihm aber ausreichend verbunden blieb, um ihre Hände bewegen zu können. Sie hatte die Wunde an der Stelle, an der sie aufgespießt worden war, geöffnet, also war die vertikale Narbe zwischen ihren Brüsten erhalten geblieben.
Aber ihr war immer noch, als fehlte ein Teil von ihr. Als wäre das Loch in ihrem Herzen nicht vollständig verheilt.
Dennoch kam sie gut zurecht. Es gab einen Bach, der von dem Fluss abzweigte, an dem sie Loki zum ersten Mal getroffen hatte, und sich nahe genug an ihrer Höhle vorbeischlängelte, dass es keine Mühe war, ihn aufzusuchen, um Wasser zu holen oder die wenigen Kleidungsstücke zu waschen, die sie besaß. Sie hatte auch einen spärlichen Haufen Felle angesammelt, auf denen sie schlafen konnte, doch mangelte es an Nahrung. Tiere waren im Eisenwald kaum zu finden.
Als sie eines Tages loszog, um die Fallen zu kontrollieren, die sie zwischen den Bäumen ausgelegt hatte, und sah, dass sie nichts eingebracht hatten, schlenderte sie weiter zum Bach, um Fische zu fangen. Stundenlang saß sie zu Tode gelangweilt am Ufer, aber nichts biss an. Beinahe wäre sie an dem Baum, an den sie sich gelehnt hatte, eingeschlummert, als plötzlich ein Pfeil an ihrem Kopf vorbeisauste und sich gerade mal drei Zoll von ihrem Gesicht entfernt in die Rinde bohrte.
Als der Schreck nachließ, sah Angrboda sich mit geweiteten Augen nach seinem Ursprung um.
Ein anderer Riese tauchte auf der gegenüberliegenden Seite des Bachs zwischen den Bäumen auf. Eine Riesin, um genau zu sein, breitschultrig, gekleidet in eine kurze Wolltunika und eine Hose, einen Bogen in der Hand und ein Bündel über der Schulter. An ihrer Hüfte hing ein leerer Köcher und an ihrem Gürtel ein Haufen fetter Kaninchen.
»Du bist kein Kaninchen«, stellte die Frau fest und sah dabei ein bisschen zu enttäuscht aus.
»Du hättest mich beinahe umgebracht«, gab Angrboda als Antwort und blinzelte hektisch dazu.
»Was machst du überhaupt hier? Weißt du nicht, dass dieser Ort tot ist?« Obwohl sie nicht älter aussah als Angrboda, blickte die Frau auf sie herab, als wäre die uralte Hexe weiter nichts als ein ungezogenes Kind.
Angrboda war darüber nicht erfreut und starrte geradewegs zurück, ohne einen Ton von sich zu geben.
Die Frau taxierte sie noch einen Moment länger, ehe sie sagte: »Wie wäre es, wenn du meinen Pfeil aus diesem Baum ziehst und mit mir isst? Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich dich beinahe abgeschossen hätte.«
»Mir wurde schon Schlimmeres angetan«, sagte Angrboda und warf die provisorische Angel weg. Der Bach führte weniger Wasser als sonst zu dieser Jahreszeit, und sie musste lediglich über ein paar Steine hüpfen, um auf die andere Seite zu gelangen.
Während Angrboda ein Feuer anfachte, häutete die Riesin geschickt zwei der Kaninchen und stellte sich ihr vor als Skadi, Tochter von Thiazi, und fügte stolz hinzu, in Jötunheim nenne man sie wegen ihrer Kunstfertigkeit im Umgang mit Bogen und Fallen »Die Jägerin«. Auf ihre Art war sie recht hübsch, hatte dichtes, helles Haar, das sie unter ihrer fellbesetzten Mütze zu zwei Zöpfen geflochten hatte, und starke, geschickte Hände. Ihre Augen waren gletscherblau.
Skadi nickte nur, als Angrboda sich ebenfalls vorstellte, wenngleich sich eine Spur Verwirrung in ihren Zügen abzeichnete, als sie den Namen vernahm.
»Also, lebst du hier irgendwo?«, fragte Angrboda, als Skadi begann, das Kaninchenfleisch in einem kleinen Eisentopf zu garen, den sie aus ihrem Bündel geholt hatte.
Skadi schüttelte den Kopf. »Ich lebe in den Bergen, aber weiter im Norden und landeinwärts. Woher kommst du? Ich kann deinen Akzent kaum verstehen.«
»Ich bin sehr alt«, erklärte Angrboda wahrheitsgemäß. »Älter, als ich aussehe. Wenn du aus den Bergen bist, wo sind dann deine Ski?«
»Hier schneit es noch nicht. Ich musste sie unterwegs zurücklassen.«
»Und was führt dich dann hierher? Außer Niederwild gibt es nichts in diesen Wäldern, und davon auch nur wenig. Die Berge sind bestimmt ein besserer Jagdgrund für dich.«
Skadi rührte mit ihrem Messer im Topf und grinste Angrboda über das Feuer hinweg an. »Wegen einer Geschichte, die man sich in Jötunheim erzählt. Es heißt, die Hexe, die das Volk der Wölfe geboren hat, ist immer noch irgendwo hier. Sie ist eine der uralten Riesinnen des Waldes – angeblich haben die alle vor langer, langer Zeit hier im Eisenwald gelebt. Ich komme manchmal her, wenn ich auf die Jagd gehe, aber ich habe nie jemanden angetroffen. Dann sah ich heute Rauch aus dem Vorgebirge aufsteigen und konnte nicht widerstehen. Ich musste kommen und mir die Sache anschauen. Aber ich nehme an, das warst nur du, richtig?«
»Aye, das war ich.« Angrboda verstummte, wollte ihre nächsten Worte mit Sorgfalt wählen. »Ich bin eine Hexe, aber sicher nicht die, die du suchst.«
»Eine Hexe?«, wiederholte Skadi. »Was für eine Art Hexe?«
Angrboda zuckte mit den Schultern.
»Was kannst du tun?«
»Nichts Besonderes, vermute ich«, sagte Angrboda nachdenklich. »Nicht einmal eingerichtet bin ich hier.« Sie hatte keinen Topf, in dem sie etwas kochen konnte. Eine Hexe mochte sie sein, aber keine Handwerkerin. Angrboda war niemand, der zu Werkzeug greifen konnte, um sich das neue Leben mit eigener Hand zu möblieren.
Skadi stutzte und starrte sie an – einerseits argwöhnisch, andererseits mit dem gleichen Bist-du-dumm-Blick, den Loki ihr zugeworfen hatte, als er ihre neue Behausung das erste Mal gesehen hatte. Angrboda erwiderte den Blick und zog sich den Umhang fester um die Schultern, während um sie herum die Nacht hereinbrach.
»Aha«, sagte Skadi nach einer Weile nur und rührte das Essen mit einem Gesichtsausdruck, der nahelegte, dass sie gerade an etwas ganz anderes dachte. »Du musst aber fähig sein, irgendetwas zu tun, wenn du dich Hexe nennst. Einige Hexen, von denen ich gehört habe, beherrschen Seid. So wie Freya. Kannst du das?«
»Was weißt du über Freya?«, fragte Angrboda misstrauisch.
»Hab Gerede aufgeschnappt. Als Händlerin hört man so einiges. Weißt du von dem Krieg?« Angrbodas abwesende Miene stufte sie fälschlicherweise als Verwirrung ein, also fügte sie hinzu: »Dem zwischen den Asen und den Wanen?«
Angrboda nickte. Während eines Besuchs hatte Loki ihr erzählt, was geschehen war, nachdem sie aus Asgard geflohen war.
»Ich hörte davon«, sagte sie. »Aber ich kenne kaum Details. Um genau zu sein, habe ich gehört, es habe gar keinen Krieg gegeben, nur die Kriegserklärung und dann die Waffenruhe. Wie ist es zu dieser Waffenruhe gekommen?«
»Sie haben Geiseln ausgetauscht«, erklärte Skadi. »Der Wane Njörd mit Sohn und Tochter, Freyr und Freya, im Austausch gegen zwei Männer der Asen, einer davon Mimir.«
Angrbodas Brauen schossen gen Haaransatz – noch ein vertrauter Name. »Mimir? Odins wichtigster Berater? Diese Wanengeiseln müssen dem Einäugigen überaus wichtig gewesen sein, wenn er solch einen Verlust hinnimmt.«
»Ach, nur keine Sorge«, entgegnete Skadi düster. »Asen spielen selten fair. Odin hat ihn am Ende zurückbekommen – zumindest seinen Kopf …«
Angrboda schauderte. »Trotzdem, überhaupt so einen Handel zu schließen … Was ist mit diesen Wanen? Was ist so besonders an ihnen?«
»Njörd ist eine Art Meeresgott, aber über seine Tochter Freya heißt es, sie sei die schönste aller Frauen, und man sagt, sie würde Odin selbst Seid lehren.«
»Tatsächlich?« Gut, dachte Angrboda. Sollen die nur alle darüber reden, dann wird sich bald niemand mehr an die Hexe erinnern, die dreimal verbrannt wurde, und ich habe meine Ruhe.
»Ja«, fuhr Skadi fort. »Und Freya lebt jetzt mit den Asen. Ich hörte, sie hat ihre eigene Halle und alles.«
Angrboda verlagerte ihr Gewicht und zog den Umhang noch fester um sich. Freya – vor dem Krieg eine junge Frau – war die Erste, die Gullveig in Wanenheim gebeten hatte, sie in Seid zu unterweisen. Sie erinnerte sich nur daran, weil das Mädchen so atemberaubend schön und erstaunlich überzeugend gewesen war. Ihr Gesicht und das von Odin waren die einzigen, an die sich Angrboda noch klar und deutlich aus ihrer Zeit als Gullveig erinnern konnte.
»Also, kannst du tun, was Freya kann?«, fragte Skadi.
»Ja und nein«, sagte Angrboda langsam und hoffte, das Gespräch von Seid wegsteuern zu können. »Aber ich besitze ein paar andere nützliche Fähigkeiten.«
Skadi wirkte nachdenklich, als sie Eintopf in eine kleine Holzschale, die sie dabeihatte, füllte und sie Angrboda reichte, während sie selbst direkt aus dem Topf aß.
»Ich überlege, wie ich dir helfen kann«, sagte Skadi. »Denn ich habe die Absicht, das zu tun. Aber ich bin auch eine Händlerin. Das ist ein geschäftlicher Vorstoß, und es liegt in der Natur des Geschäfts, dass du mir im Gegenzug auch etwas bieten musst. Also, was kannst du?«
Angrboda stutzte und sann darüber nach. Abgesehen von Seid, was konnte sie? Sie erinnerte sich nicht an viel aus der früheren Zeit … von ihrer Magie abgesehen. Die war so sehr ein Teil von ihr wie ihre Seele und in ihrem Kopf so präsent wie das Frühstück von diesem Morgen.
»Ich kann Tränke anmischen«, sagte sie. »Allerdings habe ich derzeit keinen Zugriff auf die Zutaten.« Sie deutete vage auf die dicken, kahlen Bäume um sie herum. »Hier draußen gibt es nicht viel, womit ich arbeiten könnte.«
Skadi grinste. »Eine meiner Verwandten hat einen großen Garten. Ich könnte mein Wild gegen die Pflanzen eintauschen, die du brauchst. Dann könnte ich dir die Pflanzen im Austausch gegen die Tränke geben, die ich dann wieder gegen was immer du sonst noch brauchen magst eintausche. Alles gegen eine Provision, natürlich.«
»Natürlich«, wiederholte Angrboda, dankbar dafür, dass Skadi sich überhaupt für die Idee erwärmte. »Du wirst den größten Teil der Arbeit tun müssen. Du kannst dir von dem, was der Handel bringt, nehmen, was immer du wünschst – ich brauche nicht viel.« Sie verstummte einen Moment. »Trotzdem frage ich mich, was für dich bei alldem herausspringt. Ich lebe hier weit entfernt von allen Handelswegen. Von jeglichen Wegen, wenn man es genau nimmt.«
Skadi zuckte mit den Schultern. »In dem Punkt liegst du nicht falsch. Aber jeglicher Handel hängt davon ab, ob deine Tränke etwas taugen. Tun sie das, kann ich bessere Geschäfte abschließen, und all das Reisen wird sich für mich lohnen. Kannst du sonst noch etwas herstellen?«
»Heilsalben, beispielsweise. Mittel gegen Krankheiten«, sagte Angrboda und nahm ein Schlückchen von ihrem Eintopf – er war köstlich, vor allem, weil sie sich eine recht lange Zeit von dürren, im Feuer halb verkohlten Kaninchen ernährt hatte. »Und Tränke gegen den Hunger – sehr nützlich im Winter.«
Skadi zeigte sich beeindruckt. »Die werden hohe Preise erzielen. Vorausgesetzt, sie wirken.«
»Vertrau mir«, sagte Angrboda mit einem angedeuteten Lächeln. »Sie wirken.«
Wie sich herausstellte, hatte Angrboda die Wahrheit gesagt. Schon bald betrieb Skadi überall in Jötunheim regen Handel mit den Tränken und nahm dabei so viel ein, dass sie häufig mit neuen Haushaltswaren zu Angrbodas Höhle kam – Messer, Löffel, Leinen, Wollwaren, ein Kochtopf, eine Axt, um Holz zu schlagen. Wild brachte sie ebenfalls, entweder selbst gefangenes oder eingetauschtes. Als Teil ihrer Vereinbarung schleppte Skadi auch große Holzkisten herbei, gefüllt mit kleinen Tontöpfen mit Deckeln und von allen Seiten durch ungekämmte Wolle abgepolstert, damit die Töpfe unterwegs nicht zerbrachen. Angrboda füllte sie mit ihren magischen Tränken und gab sie Skadi zurück, die ihr im Gegenzug neue Kisten mit leeren Töpfen hinstellte.
Einige der Dinge, die Skadi von ihren Reisen mitbrachte, legten es nahe, dass Angrbodas Elixiere über Jötunheim hinaus Abnehmer fanden. Skadi erklärte, sie habe tatsächlich ein paar Leute an der Hand, die mit den Zwergen in Nidawellir Handel trieben, mit den Schwarzalben in Schwarzalbenheim und sogar mit den Menschen in Midgard. Zu dem, was sie aus Midgard erreichte, gehörten Dinge wie feine Gewebe, von denen Angrboda noch nie zuvor gehört hatte.
»Dieses nennt man Seide«, hatte Skadi sie informiert, als sie mit einem besonders schönen, schimmernden Stoff aufgetaucht war. »Die Menschen reisen in ihren Langschiffen über weite Meere, um Handel zu treiben. Dieser Stoff hat einen sehr langen Weg zurückgelegt.«
»Ich kann mit solcher Pracht nicht viel anfangen«, sagte Angrboda ein wenig eingeschüchtert, während sie mit dem Finger über die unglaublich glatte Oberfläche der Seide strich. Am Ende tauschte sie sie zurück und erhielt von Skadi im Gegenzug etwas, das für sie viel kostbarer war: einen kleinen Topf des feinsten Honigs, den Angrboda je gekostet hatte; ein Schatz, den sie hütete wie ein Drache.
Nicht nur, dass Skadi Angrboda lehrte, wie man eine anständige Falle baut, um Wild zu fangen, die Jägerin zerrte zudem Holzstämme aus den höheren Lagen der Berge auf ihrem Schlitten herbei, die sie vor der Höhle ablud. Als sie einen hübschen, großen Haufen zusammenhatte, verkündete sie, sie beide würden nun Möbel bauen.
»Ich weiß nicht, wie man Möbel baut«, wandte Angrboda lahm ein und dachte: Ich bin sicher, ich könnte herausfinden, wie ich etwas zusammenzaubern kann, auch wenn das Ergebnis nicht sonderlich schön ausfallen dürfte.
»Ich zeige es dir. Ich habe die Werkzeuge«, sagte Skadi und holte sie aus ihrem Bündel. »Vertrau mir, wir Bergbewohner können alles bauen.«
Und so baute Skadi ihr einen Tisch und zwei Bänke und ein Bettgestell, das dann an eine Wand gestellt und mit Decken und Fellen beladen wurde. Die Matratze bestand aus zwei Leinentüchern, die Angrboda zusammengenäht und mit Stroh ausgestopft hatte. Bald darauf fertigte Skadi noch einen kleineren Tisch und einen Schrank für Angrbodas Tränke, aber die beste Schöpfung der Jägerin war dies: ein robuster Stuhl am Feuer. Angrboda verzierte ihn mit geschnitzten Mustern und Wirbeln und legte Felle auf die Sitzfläche, um ihn bequemer zu gestalten.
Auch brachte Skadi ihr eine Menge Kerzen, um Licht in der dunklen Höhle zu schaffen – besonders an ihrem Arbeitsplatz, denn der stand an der Wand, sodass sie, wenn sie ihre Tränke anrührte, mit dem Rücken zum Feuer saß, das in der Mitte der Höhle brannte. Die Kerzen waren gerade rechtzeitig eingetroffen, denn die lange Dunkelheit des Winters stand kurz bevor. Angrboda verbrachte diese Zeit gewöhnlich tief in ihrer Höhle zusammengekauert und lebte von einem ihrer Hungertränke, den sie aus was immer sie an kleinen Pflänzchen im Eisenwald hatte finden können, braute. Diese Elixiere wirkten recht zufriedenstellend, aber der Geschmack ließ sehr zu wünschen übrig – stets mangelte es an passenden Zutaten.
Aber nun hatte sie Skadi, die ihr die Pflanzen lieferte, die sie benötigte, um ihre Gebräue schmackhafter zu machen. Außerdem musste sie nicht mehr von ihren eigenen Hungertränken leben; dank der Jägerin verfügte sie nun über einen Vorrat an getrocknetem Fleisch und einige Ziegen, die sie melken konnte. Die Ziegen waren wohlgenährt eingetroffen, wofür Angrboda dankbar war, denn in den Bergen und Wäldern am Rande der Welt gab es nicht viel Grün, auf dem sie hätten weiden können.
Vielleicht, dachte Angrboda hoffnungsfroh, wird dieses Jahr anders werden. Jedes Frühjahr scheint der Eisenwald ein wenig grüner zu sein. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
Loki tauchte weiterhin bei ihr auf, wann immer ihm danach war. Ihr war es recht, denn sie genoss seine Gesellschaft, auch wenn es ihr manchmal ein bisschen zu viel wurde. Frieden und Ruhe waren die einzigen Gefährten, auf die sie sich verlassen konnte; Loki war weder an Frieden noch an Ruhe interessiert. Andererseits machte er aber sowieso keinen allzu verlässlichen Eindruck, und eine seiner Lieblingsbeschäftigungen bestand darin, sich darüber zu beklagen, wie uninteressant sie geworden sei, seit sie ihre Wurzeln als Gullveig hinter sich gelassen hatte.
Er war allerdings einigermaßen verblüfft, als er eines Tages in ihre Höhle geplatzt kam und diese vollständig möbliert vorfand, und sie fand Gefallen an dem Ausdruck der Überraschung in seinen Zügen, als er sich umschaute.
»Du kommst gerade recht zum Abendessen«, sagte sie, während sie in einem Topf über dem Feuer rührte.
»Du hast nun sogar einen Tisch? Du kommst wirklich voran, was?«, rief er. »Wo hast du all das Zeug überhaupt her? Selbst eine Tür hast du jetzt! Ich dachte, die würdest du nie bekommen.«
Angrboda zuckte mit den Schultern. Der Eingang zu ihrer Höhle hatte eigentlich unauffällig bleiben sollen, sah er doch mehr oder weniger aus wie ein Haufen moosbedeckter Felsbrocken, die sich aus dem Vorgebirge erhoben; wenn auch mit Abzugsloch, aus dem Rauch aufstieg. Aber sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie zumindest so etwas in der Art wie eine Tür brauchte, also hatte Skadi Holz zusammengenagelt, bis eine Tafel entstanden war, die geeignet war, den Höhleneingang zu verdecken.
Angrboda war bemüht, sich nicht allzu sehr von der Tatsache beunruhigen zu lassen, dass sie uralte Eisenscharniere im Eingangsbereich entdeckt hatten, als sie die Öffnung für die Tür ausmaßen. Skadi hatte selbst ein wenig verstört auf den Fund reagiert, aber nichts weiter gesagt. Sie hatte lediglich die Funktionsfähigkeit geprüft, ehe sie die neue Tür daran befestigt hatte.
»Ich habe Handel getrieben«, sagte Angrboda nun. »Tränke gegen Güter. Das ist recht einträglich.«
»Handel mit wem?«, fragte Loki und zog eine Braue hoch. »Sag nicht, du hast jetzt auch noch andere Freunde? Ich bin beeindruckt.«
»Wie es sich gehört.«
»Und wie läuft es hier?« Loki stach mit dem Finger auf ein Kaninchen ein, das von der Decke hing. »Langweilig? Schlicht?«
»Mehr oder weniger.«
»Wie ich sehe, hast du jetzt auch einen Garten«, stellte er feixend fest.
»In der Tat«, antwortete sie lächelnd, ohne auf seine herablassende Art einzugehen. Früher im Jahr hatte Skadi ihr etwas Saatgut, Gartenwerkzeuge und sogar einen einfachen Strohhut mit breiter Krempe mitgebracht, und Angrboda hatte sich an die Arbeit gemacht. Sie war ziemlich stolz auf ihren Garten, baute aber gerade genug an, um sich mit frischem Wurzelgemüse, Kohl und würzigen Kräutern zu versorgen.
»Wie wunderbar häuslich«, kommentierte Loki trocken. »Was kochst du?«
»Kanincheneintopf.«
»Isst du je etwas anderes als Kaninchen?«
»Wenn du meinen Kanincheneintopf nicht willst, kannst du wieder gehen.«
»Nicht zu fassen, dass du einmal eine mächtige Hexe warst, die lauter interessante Dinge getan hat.«
»Ich bin immer noch eine mächtige Hexe, und du tätest gut daran, das nicht zu vergessen.« Sie löffelte Eintopf in Schalen und reichte ihm eine, ehe sie sich auf die gegenüberliegenden Bänke an ihrem neuen Tisch setzten. »Wie läuft es bei den Göttern?«
Er plapperte in einem fort und hielt nur inne, um zu essen. Und während Angrboda ihm lauschte, bemühte sie sich, nicht über die Bitternis nachzudenken, die sich in seinen Ton schlich, als er ihr Geschichten aus Asgard erzählte.
Kurze Zeit später saß Angrboda in einer regnerischen Nacht auf ihrem Stuhl am Feuer, als Loki im Höhleneingang auftauchte, durchnässt und taumelnd. Er schloss die Tür hinter sich und blieb zitternd und mit hochgezogenen Schultern mit dem Rücken dazu stehen. Seine Kapuze hatte er sich weit über den Kopf gezogen, und sie konnte rein gar nichts von seinem Gesicht sehen.
»Loki?«, fragte sie und stand zögerlich auf. »Was führt dich so spät her?«
Er schlurfte herbei, ließ sich auf eine Bank fallen und legte den Kopf auf den Tisch. Er atmete stockend, keuchend, und hatte die Fäuste geballt, so fest, dass sich die Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten.
Aufgeschreckt ging Angrboda zu ihm, setzte sich neben ihn auf die Bank und legte ihm sacht eine Hand auf die Schulter. Er zuckte weg, hob den Kopf gerade weit genug, dass sie eine kleine Blutpfütze auf dem Tisch sehen konnte. Angrboda erbleichte und versuchte, ihm die Mütze abzunehmen, aber er legte den Kopf auf seine Arme und wollte sich nicht mehr rühren.
»Was hast du getan?«, fragte sie ihn.
»Nichts«, sagte er. Seine Stimme klang gedämpft und eigentümlich. »Warum gehst du davon aus, dass ich etwas getan hätte?«
»Weil es für gewöhnlich so ist. Nachdem ich dich nun eine Weile kenne, scheint mir, du kannst deinen Mund nicht halten, nicht einmal, wenn es um dein Leben geht.« Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich, als ihr das Blut auffiel, das auf seine Unterarme tropfte. »Was ist passiert?«
»Nichts.«
Erneut legte sie ihm die Hand auf die Schulter. »Lass mich dein Gesicht sehen.«
»Nein.« Loki setzte sich auf, den Kopf immer noch unter der Kapuze verborgen, und nun konnte Angrboda sehen, dass Blut auch den vorderen Teil seiner Tunika tränkte. »Lass mich in Ruhe.«
»Du wärest kaum den ganzen Weg hierhergekommen, wenn du das gewollt hättest.«
»Ich konnte sonst nirgends hin«, gestand er kaum hörbar.
Angrboda zerrte ihm die Kapuze vom Kopf. Prompt wandte er sich ab. Sie konnte seine Schulter unter ihrer Hand fiebrig zittern spüren, und sie rückte näher an ihn heran und sagte: »Ich kann dir nicht helfen, bis du dich mir zeigst.«
Endlich drehte er sich zu ihr um, sodass sie sehen konnte, woher das Blut kam: Sein Mund war übel zugerichtet, mit einer Kordel unachtsam und mit groben Stichen zugenäht. Etwa die Hälfte der Stiche hatte er aufgerissen, und die dicke, blutige Schnur baumelte an der Seite herab.
Ihr blieb die Luft weg, als ihr Blick von der Wunde zu den grünen Augen zuckte, die hilflos zu ihr zurückstarrten, blutunterlaufen und glasig.
Angrboda sagte nichts weiter. Sie zog ihr Messer – eine neue Gabe von Skadi mit dünner Klinge, einem aus Geweih gefertigten Heft und einer dicken Lederscheide, die an ihrem Gürtel hing – und schnitt die herabbaumelnde Schnur so nahe an Lokis Gesicht ab, wie sie nur konnte, ehe sie mit geschickten Fingern flink die restlichen Stiche löste. Der zuckte unter der Berührung zusammen, Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen, aber er sagte nichts. Als sie fertig war, reichte sie ihm einen trockenen Lappen, mit dem er die Blutung stillen konnte, und versicherte ihm, sie sei gleich wieder da. Leeren Blicks starrte er ins Nichts und nickte.
Der Regen hatte ein wenig nachgelassen. Sie holte zwei Kübel Wasser aus dem Bach. Aus einem füllte sie den Topf über ihrem Feuer, und als das Wasser heiß war, befeuchtete sie ein sauberes Leinentuch und tupfte stumm seinen Mund ab. Dieses Mal zuckte Loki nicht einmal mehr zusammen.
»Soll ich dich fragen, was sie dir angetan haben?«, fragte sie nach einer Weile. »Oder was du ihnen angetan hast, um so etwas zu verdienen?«
»Ich habe ein bisschen Unfug getrieben, den Schaden aber wieder in Ordnung gebracht, wie es meine Gepflogenheit ist. Ich konnte mir nur einfach nicht verkneifen, eine dicke Lippe zu riskieren.« Er verdrehte die Augen. »Könnte man so sagen.«
Sie bedachte ihn mit einem schwachen Lächeln, während sie weiter seine Lippen abtupfte. »Schockierend. Was für eine Art Unfug hast du denn getrieben?«
»Du kennst doch Thors Frau Sif, oder? Na ja, während er mit den anderen Göttern gesoffen hat, habe ich mich in ihre Gemächer geschlichen und ihr im Schlaf das Haar abgeschnitten. Als ich das tat, hat sie sich nicht gerührt, aber am Morgen danach konnte man ihr Geschrei in ganz Asgard vernehmen. Und dann hat man meine Schreie gehört, als Thor mich erwischt und gedroht hat, mir jeden Knochen im Leib zu brechen, wenn ich das nicht wieder in Ordnung bringe.«
Angrboda blinzelte und bedeutete ihm mit einer Geste, er solle nun den Lappen selbst an seinen Mund halten. »Und warum genau hast du ihr das angetan?«
»Der Streich galt eher Thor als ihr. Er liebt ihr Haar.« Loki zuckte mit den Schultern, aber seine Stimme klang sonderbar gequält, als er hinzufügte: »Ich dachte, das sei lustig.«
»Dein Sinn für Humor erscheint mir fragwürdig«, bemerkte Angrboda trocken, ging durch die Höhle zu dem Schrank mit ihren Elixieren und machte sich daran, eine frische Heilsalbe anzurühren. »Und nicht nur der. Was ist dann passiert?«
»Ich habe eine Wette verloren. Auf der Suche nach neuem Haar für Sif habe ich die Zwerge besucht und zwei weitere Dinge eingehandelt. Dann bin ich zu einem anderen Zwergenpaar und habe gewettet, sie könnten keine bessere Variante dieser Dinge schaffen. Aber den Göttern gefiel das, was sie daraufhin erschufen, besser. Wäre ich nicht so endlos schlau, dann hätte ich jetzt keinen Kopf mehr.«
»Wie das?«
»Ich habe meinen Kopf verwettet. Aber meinen Hals konnten sie nicht haben, verstehst du? Also haben sie sich darauf verlegt, mir den Mund mit einer Ahle zuzunähen.«
Angrboda sprach einen raschen Zauber über der Salbe in ihrem winzigen Tontopf, ehe sie sich umdrehte und ihm einen schiefen Blick zuwarf. »Das war ein dummer Handel, und das Ergebnis war sogar noch unsinniger.«
»Nicht ganz. Die Asen besitzen dank mir jetzt ein paar nette Dinge.«
»Welche Art von Dingen?«
»Na ja, Thor hat jetzt einen Hammer mit kurzem Stiel – mach daraus, was immer du willst – und echtes goldenes Haar für Sif. Odin hat einen Speer, der nie danebentrifft, und einen magischen Ring, und Freyr ein goldenes Wildschwein und ein Schiff, das man zusammenfalten und mitnehmen kann und das immer günstigen Wind hat.«
»Das scheinen wunderbare Geschenke zu sein. Du kannst den Lappen jetzt wegnehmen.«
»Ja. Nun, das hat Thor und Freyr aber nicht daran gehindert, mich am Boden festzuhalten, während die Zwerge mir den Mund zunähten.« Er beäugte Angrboda mit der skeptischen Mimik eines Kindes, dem zum Abendessen etwas Neues vorgesetzt wird, als sie wieder zu ihm kam und den Finger in den Tontiegel steckte. Als sie ihm von dem breiigen grünen Inhalt etwas auf den Mund schmierte, schnitt er eine Grimasse. »Ist das das Zeug, das du deiner Freundin Skadi verkaufst? Und die Leute geben ihr echte Waren dafür?«
»Das wird dafür sorgen, dass die Wunden schneller heilen, als sie es von selbst täten. Aber du wirst Narben zurückbehalten. Und auf der Seite, wo du dir wie ein Tier im Gesicht herumgekrallt hast, werden sie schlimmer aussehen. Außerdem ist diese Salbe frisch und besonders wirkungsvoll, weil ich sie speziell für deine Wunden angerührt habe. Also wird sie schneller wirken als das Zeug in den Tiegeln, die ich bei Skadi eintausche, die für den Handel gedacht sind.«
»Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«
»Das solltest du auch. Du bist in guten Händen, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Sei nur nicht zu bescheiden.«
Sie verdrehte die Augen. »Ich versuche es. Und ganz selten gelingt es mir auch.«
»Ich wusste doch: Eine Hexe zu kennen könnte sich eines Tages als nützlich erweisen. Wann kann ich mir das aus dem Gesicht wischen?«
»Wenn es nicht mehr blutet.« Angrboda schmierte den Rest aus dem Tiegel energischer als beabsichtigt auf seine Lippen, worauf er prompt zusammenzuckte. »Ein bisschen Dankbarkeit wäre nett.«
»Dankbarkeit? Ich habe keine Ahnung, wo du die hernehmen willst. Vielleicht solltest du deiner Freundin Skadi noch ein bisschen mehr von diesem Stinkezeug andrehen und schauen, ob sie dir welche dafür besorgen kann.«
»Hör auf, deine Lippen zu bewegen, oder du machst all meine Mühe zunichte.« Seufzend stellte sie den Tiegel auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mir ist, als wäre dies nicht das erste Mal, dass ich dich aus Schwierigkeiten herausholen muss.«
»Du holst mich nicht aus Schwierigkeiten heraus, du machst mich nur wieder ganz. Aus den Schwierigkeiten habe ich mich selbst wieder rausgeholt.«
»Da frage ich mich, was wohl die schwierigere Aufgabe sein mag.« Angrboda griff zu einem neuen Tuch und tupfte die frischen Blutstropfen ab, die sich auf seinen Lippen gebildet hatten und durch die Salbenschicht quollen. »Siehst du? Es hat wieder angefangen zu bluten, weil du ständig redest. Vielleicht solltest du einfach eine Weile den Mund halten und den Wunden Zeit geben, zu heilen.«
Loki griff nach ihrem Handgelenk und bedachte sie mit einem schiefen Grinsen. »Unwahrscheinlich.«
Dieses Lächeln, blutig und verzerrt wie es war, brachte sie zum Stutzen. Die Hand, die den Lappen an seinen Mundwinkel presste, verharrte.
»Danke«, sagte er, die Augen halb geschlossen und einen ungewohnt sanften Ausdruck im Gesicht.
Sie schüttelte sich, wich zurück und begann, all ihre blutigen oder anderweitig beschmutzten Lappen in einen der Kübel zu werfen. »Du bist ein gänzlich lästiger Mann, Loki Laufeyjarson.«
Das entlockte ihm ein beleidigt klingendes Schnauben. »Moment mal, was?«
Angrboda ergriff den Kübel. »Ich gehe zum Fluss, um dies hier zu waschen. In dem anderen Kübel ist noch Wasser, mit dem du dich säubern kannst.«
»Ich könnte mich auch einfach ein Weilchen draußen in den Regen stellen und mir die Mühe ersparen.« Er zerrte sich die schlammigen Lederschuhe und nassen Wollsocken von den Füßen und warf beides zusammen achtlos Richtung Höhleneingang.
»Es wäre mir lieber, du tätest das nicht«, sagte sie und schürzte die Lippen beim Gedanken an all den getrockneten Schlamm, den sie am kommenden Morgen aus ihrem Heim würde fegen müssen.
Loki machte sich daran, die langen Stoffstreifen, die er um jede Wade geschlungen hatte, abzuwickeln; ein üblicher Bestandteil der männlichen Kleidung. »Ich falle dir wirklich zur Last, was?«
Angrboda ignorierte die Frage und trug den Kübel zur Höhlentür. Stirnrunzelnd blickte sie hinaus. Inzwischen regnete es stärker. »Vielleicht kümmere ich mich darum doch erst am Morgen.« Als sie kehrtmachte, wandte sie abrupt den Blick ab, denn Loki hatte gerade die blutige Tunika abgestreift und hielt sie mit Daumen und Zeigefinger, als er sie in den anderen Kübel eintauchte.
»So wäscht man keine Kleider.« Seufzend stellte sie ihren Kübel ab, ging zu ihm, um ihm die Tunika abzunehmen, und riskierte dabei einen kurzen Blick. Das bisschen Muskulatur an seinem Körper war nur erkennbar, weil er so dürr war. Sie ermahnte sich, nicht zu genau hinzusehen, und konzentrierte sich auf die Tunika; sie breitete sie auf dem Tisch aus und fing an, die Blutflecken mit einem Lappen zu bearbeiten.
»Meine Hose ist auch dreckig«, bemerkte Loki treuherzig, wobei er nach der Kordel griff, die besagtes Kleidungsstück auf seinen Hüften hielt.
Angrboda reckte eine Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. »Die musst du jetzt nicht ausziehen.«
»Dann willst du, dass ich dein Bett beschmutze?«
»Seit wann spielt denn mein Bett eine Rolle bei dieser Sache?«
»Ich könnte auch eines deiner Kleider anziehen und darin schlafen. Ich mag Kleider ganz gern. Es sei denn, du hast nur das eine. Das sieht nämlich ziemlich dreckig aus. Schläfst du darin?«
Angrboda beschloss, ihn nicht zu fragen, was ihn zu der Bemerkung über ihr Kleid veranlasst hatte. »Was geht es dich an, worin ich schlafe? Und ich gehe nicht davon aus, dass du dir einbildest, du würdest heute Nacht in meinem Bett schlafen – immerhin ist es ja mein Bett.«
»Dann, so schätze ich, werden wir es uns wohl teilen müssen«, konterte Loki mit einseitigem Schulterzucken. Zu ihrer großen Erleichterung hatte er seine Hose jedoch anbehalten. »Ich bin verwundet und habe heute Welten durchquert, um hierherzukommen. Das Mindeste, was du tun kannst, ist, mir einen anständigen Platz zum Schlafen anzubieten, Angrboda Eisenhexe.«
Angrboda lächelte schwach, denn der Name hatte seinen Klang. »Ich nehme an, den Namen hast du mir wegen meines Zuhauses gegeben?«
»Nein, ich gab ihn dir wegen deines eisernen Naturells.«
»Wie nett von dir.« Sie hängte seine patschnasse Tunika zum Trocknen über die Lehne ihres Stuhls. »Deine Hose ist nicht so schmutzig, dass sie gewaschen werden muss, aber ich werde versuchen, die Flecken rauszukriegen, und dafür muss sie deinen Körper nicht verlassen.«
»Schön.« Er ließ sich aufs Bett fallen. »Ich habe Hunger.«
»Dann steh auf und hol dir was zu essen. Bin ich etwa deine Mutter?«
»Nein, und dafür bin ich dankbar.« Er streckte sich aus, legte die Hände hinter den Kopf, zog ein Knie an und stützte den Unterschenkel des anderen Beins darauf. »Wärst du meine Mutter, dann hätte ich auch so einen derben, bäuerlichen Akzent wie du. Nein, meine Mutter war eine echte Herausforderung.«
»Muss in der Familie liegen«, kommentierte Angrboda, als sie sich neben ihn setzte und anfing, einen Blutfleck von seiner Hose zu schrubben. »Warum benutzt du dann in Asgard ihren Namen? Warum nicht den deines Vaters?«
»Na ja, sie war mehr wie die Asen, als mein Vater es war. Zumindest denke ich das.« Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, vielleicht war sie sogar eine von ihnen. Er war ein Riese, da bin ich sicher. Daran kann ich mich erinnern.«
Angrboda stutzte. »Du weißt es nicht?«
Mit außergewöhnlich ernster Miene sah Loki sie an. Die Salbe tat ihr Werk; sie konnte erkennen, dass unter der grünen Paste die Narbenbildung bereits eingesetzt hatte. »Ich erinnere mich nicht an viel aus der Zeit vor Asgard. Sag mir nicht, du würdest dich an alles erinnern, was vor Gullveig geschehen ist.«
»Nein, und das hat mich lange Zeit beunruhigt«, sagte sie und beendete die Arbeit an dem letzten Fleck auf seiner Hose. Schön war das Ergebnis nicht, aber zumindest fielen die Flecken nun nicht mehr so auf. Sie reichte ihm den letzten sauberen Lappen. »Hier, du kannst dir jetzt den Mund abwischen.«
»Vielleicht ist es ja einfach nicht wichtig«, sagte er, tat wie geheißen und warf den mit grüner Paste verschmierten Lappen dann in den schon übervollen Kübel. »Es ist im Grunde nicht von Bedeutung, woher wir gekommen sind, nicht wahr? Jetzt sind wir hier. Wir sind wir selbst. Was könnten wir anderes sein?«
Angrboda stand auf. Plötzlich erschöpft packte sie ihren eigenen Lappen zur Wäsche und legte mehr Holz ins Feuer. Dann nahm sie ihren beinernen Kamm vom Tisch und fing an, ihr Haar zu entwirren. Während sie das tat, hörte sie, wie Loki sich auf dem Bett bewegte, aber keiner von ihnen sagte noch etwas dazu.
»Hältst du eigentlich je still?«, fragte sie, als sie beinahe fertig war. Als er nicht antwortete, drehte sie sich um und sah, dass er sich bäuchlings auf dem Stapel Felle ausgestreckt hatte und wenig überzeugend schnarchte.
Angrboda stand auf und ging zum Bett, um sich eines der Felle zu nehmen, auf dass sie es sich über Nacht auf ihrem Stuhl bequem machen konnte, denn sie schlief nach wie vor kaum. Aber als sie dort war, sah sie, dass er zitterte. Prompt widerstrebte es ihr, ihm etwas wegzunehmen.
Einen Moment stand sie nur da, dann nahm sie ihren Gürtel ab, das Stück Stoff, dass sie sich als Schürze umgebunden hatte, und ihr wollenes Überkleid, sodass sie nur noch das linnene Unterkleid trug, das sie eigentlich hatte waschen wollen. Wäre sie in dieser Nacht allein gewesen, hätte sie es nicht gewechselt – aber nach einem Seitenblick auf den »schlafenden« Loki zog sie ein frisches Leinenkleid aus der Truhe, die Skadi für sie angefertigt hatte, und zog sich diskret um.
Erst vor kurzer Zeit war sie nur mit den Kleidern, die sie am Leib hatte, in den Eisenwald gekommen. Sie schätzte sich glücklich, die Zeit und die Mittel zu haben, sich ein paar Ersatzkleidungsstücke zu fertigen, und das aus so hochwertigen Materialien wie warmer Wolle und dickem Leinen, die Skadi ihr beschafft hatte. Wie es schien, züchteten Skadis Pflanzenlieferanten auch Flachs, besaßen viele Schafe und hatten zudem anscheinend genug Zeit, um Wolle vorzubereiten, zu spinnen und zu weben.
Angrboda war es nur recht, denn sie fand derlei Tätigkeiten mühsam und langweilig, wohingegen viele Frauen sie als schöpferisch und läuternd empfanden. Es sei ihnen vergönnt, dachte sie oft. Ich tausche gern meine Ware gegen die ihre ein.
»Ich dachte, du hast nicht die Absicht, das Bett mit mir zu teilen«, murmelte Loki, als sie neben ihm ins Bett schlüpfte. Er zog die Oberlippe hoch. »Liegt es daran, dass ich friere und verwundet bin?«
Innerlich seufzte sie, war aber froh, dass sie sich diskret etwas Anständiges angezogen hatte, weil sie ihn verdächtigt hatte, wach zu sein. Wenn er wirklich schlief – gewöhnlich mit dem Gesicht auf ihrem Tisch –, klang sein Schnarchen ihrer Erfahrung nach viel abscheulicher.
»Vielleicht liegt es daran, dass du mitleiderregend bist und ich das überwältigende Bedürfnis habe, mich um mitleiderregende Leute zu kümmern«, sagte Angrboda kaum hörbar. »Beinahe so überwältigend wie dein Bedürfnis, ständig zu plappern, auch wenn du besser den Mund halten und erst einmal nachdenken solltest.«
Statt zu antworten, rutschte er ein wenig näher, bis zwischen ihren Körpern so wenig Platz war, dass sie einander fast berührten. Minuten später war er eingeschlafen, während sie wach dalag und seinem Schnarchen lauschte. Während sie ein sonderbares Flattern in ihrer Brust spürte, eine unerwünschte Regung in ihrem Inneren, als ob da etwas erwachte, das besser schliefe, das besser tief in ihrem Hinterkopf vergraben wäre, wo es sie nicht plagen konnte.
Aber Loki war eben eine Plage.
Lautes Gezeter weckte sie, gefolgt von gemurmelten Verwünschungen Lokis.
Angrboda setzte sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen, fühlte sich aber bedeutend wacher, als sie das Chaos sah, das Loki mit ihren Kochgeräten angerichtet hatte.
»Ich habe versucht, Frühstück zu machen«, jammerte er, als er ihren Blick bemerkte. Glücklicherweise war seine Tunika über Nacht getrocknet, und er hatte sie wieder übergestreift.
»Woraus?«
»Äh«, machte er. »Getrocknetes Fleisch und Eier, schätze ich. Das ist alles, was du auf Lager hast. Und ich bin hungrig. Du bist eine schlechte Gastgeberin.«
Angrboda ging nicht auf den Vorwurf ein, schließlich hatte sie ihn nicht nur geheilt, sondern auch seine Kleidung gewaschen und ihm gestattet, in der letzten Nacht in ihrem Bett zu schlummern. »Was machen deine Wunden?«
»Na ja, ich rede, oder?«
»Das sagt mir genau gar nichts von Bedeutung.« Sie ging zu ihm und untersuchte seinen Mund. Wieder wurde sein Blick sanft, ganz wie letzte Nacht. Etwas zuckte in ihrer Brust – ihr Herz, wie sie feststellen musste – und sie verfluchte das Gefühl.
»Siehst du?«, sagte er leise und deutete auf die Narben. »Alles verheilt.«
Angrboda schüttelte sich und wich zurück. Plötzlich fühlte sie sich klaustrophobisch. Er nahm zu viel Platz ein – in ihrer Höhle und in ihrem Kopf.
»Trink was. Ich gehe ein paar Beeren für das Frühstück sammeln.« Sie sah Sonnenschein durch die Ritzen in ihrer Tür und nahm an, es war ein warmer Morgen, also verzichtete sie auf das wollene Überkleid, legte aber den Gürtel an und band sich eine Schürze um. Dann schenkte sie einen Becher Bier ein und schob ihn ihm über den Tisch zu.
Loki nippte daran und sagte: »Das ist viel besser als sonst. Hast du dieses Mal etwas anders gemacht?«
Angrboda errötete, als sie nach ihrem Korb griff. Niemand musste ihr sagen, dass Skadi eine viel bessere Brauerin war als sie selbst, so viel besser, dass die Hexe aufgehört hatte, ihr eigenes Bier anzusetzen, und stattdessen das ihrer Freundin nahm. »Nein. Das habe ich eingetauscht. Trink, so viel du willst.«
»Das musst du mir nicht zweimal sagen«, rief Loki ihr nach, als sie hinausging und die Tür hinter sich schloss.
Irgendwann im Lauf der Nacht hatte es aufgehört zu regnen. Angrboda atmete die frische Herbstluft tief ein und fühlte sich gleich besser.
Seit sie nach ihrer Verbrennung erstmals in den Eisenwald gekommen war, schien der mit jedem Frühjahr grüner und grüner geworden zu sein, und ihr entging nicht, dass sich das Grün von dem Gebiet her auszubreiten schien, in dem sie sich häuslich niedergelassen hatte. Vielleicht zeigte ihr der Eisenwald so seine Dankbarkeit dafür, dass er wieder einen Bewohner hatte.
Je weiter sie sich von der Höhle entfernte, desto dichter wurde das Dickicht der Bäume und der Wald umso dunkler. Östlich von Angrbodas Höhle gab es nichts, denn sie lag am Fuß der Berge am Ende der Welt Jötunheim. Aber Skadi kam von Norden, und Angrboda ging in diesem Moment am Rand des Gebirges gen Süden auf der Suche nach Pflanzen, die sie oder die Tiere noch nicht angerührt hatten. Bald betrat sie unbekanntes Territorium; in diesem Gebiet würde nicht einmal Skadi Spuren tierischen Lebens finden, also hatte es keinen Sinn, hier Fallen aufzustellen. Da die Pflanzen an ihren üblichen Plätzen jedoch abgeerntet waren, wollte sie sich hier wenigstens einmal umsehen.
