Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen - Silke Heimes - E-Book

Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen E-Book

Silke Heimes

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Beschreibung

Schreiben kann Einsichten in Lebenszusammenhänge vermitteln und zur Bewältigung von Krisen beitragen. Das Buch unterstützt mittels verschiedener praktischer Schreibübungen an Krebs erkrankte Menschen dabei, einen guten Umgang mit ihrer Erkrankung zu finden, sich selbst zu entlasten und, soweit es die Erkrankung zulässt, ihr Wohlbefinden zu steigern. Das therapeutische Schreiben wird als "Hilfe zur Selbsthilfe" verstanden, das die Selbstwirksamkeit betont und Selbstheilungskräfte aktiviert. Die Autorin vermittelt nicht nur ein theoretisches Basiswissen, sondern lädt von Beginn an zum Schreiben ein. Betroffene werden als Experten in eigener Sache verstanden, die aktiv an der Gestaltung ihrer Gesundheit mitwirken. In der Selbstreflexion lernen sie wieder besser einzuschätzen, was sie wollen und brauchen, um ihr Leben als sinnvoll und lebenswert zu begreifen, trotz und mit einer schweren Erkrankung.

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Die Autorin

Prof. Dr. Silke Heimes studierte Medizin und Germanistik in Deutschland und Brasilien. Sie hat lange als Ärztin in Psychiatrien in Deutschland und der Schweiz gearbeitet. Heimes ist Poesietherapeutin, leitet das Institut für kreatives und therapeutisches Schreiben (IKUTS) und ist Professorin für Journalistik an der Hochschule Darmstadt. Sie ist Expertin für therapeutisches Schreiben und lebt in Darmstadt sowie am Meer und in den Bergen, wo sie Romane und Sachbücher schreibt.

Silke Heimes

Therapeutisches Schreiben bei Krebserkrankungen

Hilfe zur Selbsthilfe

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Pharmakologische Daten verändern sich ständig. Verlag und Autoren tragen dafür Sorge, dass alle gemachten Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Eine Haftung hierfür kann jedoch nicht übernommen werden. Es empfiehlt sich, die Angaben anhand des Beipackzettels und der entsprechenden Fachinformationen zu überprüfen. Aufgrund der Auswahl häufig angewendeter Arzneimittel besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

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Dieses Buch ist kein Ersatz für professionelle ärztliche oder therapeutische Hilfe bei gesundheitlichen und psychischen Problemen. Es dient lediglich zur Unterstützung der Therapie. Obwohl sich die Arbeit mit den Übungen in der Praxis als hilfreich und effektiv erwiesen hat, erfolgt deren Anwendung in eigener Verantwortung. Der Verlag und die Autorin schließen jegliche Haftung für Gesundheits- und Personenschäden aus.

Autorinnenfoto: Christoph Rau.

Icon: Susanne Geminn.

 

1. Auflage 2023

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-042365-7

E-Book-Formate:

pdf:        ISBN 978-3-17-042366-4

epub:     ISBN 978-3-17-042367-1

Inhalt

Vorwort

1              Therapeutisches Schreiben

1.1             Für wen eignet sich das therapeutische Schreiben?

1.2             Psychische Wirkungen des Schreibens

1.3             Studien zur Wirkweise

1.4             Der Aspekt der Selbstwirksamkeit

1.5             Das Element der Achtsamkeit

1.6             Risiken und Nebenwirkungen

1.7             Grübeleien und Gedankenspiralen

2              Was ist eine Krebserkrankung?

2.1             Die Diagnose und was nun?

2.2             Krebs, ein traumatisches Geschehen

2.3             Formen und Phasen von Krebserkrankungen

2.4             Somatische Therapie als Belastungsfaktor

2.5             Schmerzen bei Krebserkrankungen

2.6             Krebserkrankungen und Depressionen

2.7             Lebenszeit und Lebensqualität

2.8             Krebserkrankungen und Beziehungen

3              Supportive Therapien

3.1             Psychoonkologie und Psychotherapie

3.2             Künstlerische und kreative Therapien

3.3             Selbsthilfegruppen bei Krebserkrankungen

4              Schreibpraxis pur

4.1             Kleine Inventur

4.2             Assoziative Schreibübungen

4.3             Imaginative Schreibübungen

4.4             Wertvorstellungen und Prioritäten

4.5             Umgang mit Angst

4.6             Umgang mit Trauer und Wut

4.7             Anpassungsleistung

4.8             Ressourcen und Potentiale

4.9             Selbstkonzept und Lebensziele

4.10          Die Bucket-Liste

5              Nachwort

6              Anlaufstellen und Internetadressen

6.1             Anlaufstellen und Internetadressen zum Thema Krebs

6.2             Anlaufstellen und Internetadressen zum Thema Schmerz

6.3             Anlaufstellen und Internetadressen zum Thema Depressionen

6.4             Anlaufstellen und Internetadressen in Krisen

Literatur

Vorwort

Herzlich willkommen zum therapeutischen Schreiben. Wenn Sie sich dieses Buch1 gekauft haben, weil Sie unter einer Krebserkrankung leiden, wissen Sie darüber vermutlich bereits einiges. Sie werden sich ausführlich informiert und mancherlei dazu gelesen haben. Und sicher werden Sie bereits allerhand getan haben, um einen guten Umgang mit Ihrer Krankheit zu finden, sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene, wobei Sie wahrscheinlich Fort- und Rückschritte gemacht haben und hoffnungsvoll beziehungsweise hoffnungslos gewesen sein werden. Aber das Wichtigste: Sie haben nicht aufgegeben. Sie haben weitergemacht und nach Lösungen gesucht. Das heißt, Sie haben den Mut und Willen, sich für sich und Ihre Gesundheit einzusetzen und Neues auszuprobieren.

In jedem Fall scheinen Sie motiviert, aktiv zur Verbesserung Ihrer Lebensqualität beizutragen. Und dafür haben Sie meinen vollen Respekt. Denn wer die Diagnose Krebs erhält, für den ist nichts mehr, wie es einmal war. Vom einen auf den anderen Augenblick verändert sich alles. Eine Krebserkrankung ist ein einschneidendes Ereignis mit potenziell lebensgefährlichem Charakter. Und selbst wenn die Heilungschancen gut sind, verursacht die Diagnose zunächst ein Gefühl der Bedrohung. Hinzu kommen Belastungen durch Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapie sowie die Angst vor Schmerzen, zukünftigen Einschränkungen und möglichen Rückfällen oder Metastasen (Tochtergeschwülsten).

Mitunter ist auch keine vollständige Heilung möglich, so dass eine neue Lebensorganisation und -ausrichtung erlangt und ein Umgang mit eventuellen Beschränkungen gefunden werden muss. Sollte die Erkrankung zudem die Lebenszeit verkürzen, besteht immer auch die Frage der Lebensqualität für die noch verbleibende Zeit. Diese Frage führt wiederum dazu, dass man über Werte und Prioritäten nachdenkt und vielleicht sogar eine andere Lebensführung und -organisation ins Auge fasst, als die bisherige. Steht einem nur noch eine begrenzte Lebenszeit zur Verfügung, ist es nachvollziehbar, dass man sich möglicherweise gegen eine belastende Therapie und einen oder mehrere Krankenhausaufenthalte entscheidet, um die verbleibende Zeit möglichst selbstgestaltet verbringen zu können.

Nach der Diagnose und im Verlauf der Krebserkrankung können verschiedene Gefühlszustände im raschen Wechsel auftreten, von Angst über Wut bis Hoffnung und Verzweiflung. Alle diese Gefühle und die damit einhergehenden Gedanken wollen beachtet und verarbeitet werden. Deswegen ist es in einem ersten Schritt zentral, dass Sie einen Arzt oder eine Ärztin finden, der oder die mit Ihnen in Ruhe bespricht, was die Krebskrankheit für Sie persönlich bedeutet, welche Therapieoptionen für Ihren speziellen Fall zur Verfügung stehen und wie die Aussichten auf Heilung sind.

Neben einem Onkologen Ihres Vertrauens, der Sie intensiv begleitet, bei dem alle Fäden zusammenlaufen und mit dem Sie die Therapien planen, bietet es sich an, dass Sie sich psychologische Hilfe holen, um einen Umgang mit der Krankheit und den oft belastenden Therapien und deren Nebenwirkungen zu finden. Weiterhin gibt es Anlaufstellen (z. B. Psychosoziale Beratungsstellen), die sich um die soziale Komponente kümmern und Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um berufliche und finanzielle Belange geht.

Doch so schwer diese Zeit auch sein mag, habe ich an dieser Stelle zwei gute Nachrichten für Sie:

1.  Sie verfügen über alle Fähigkeiten und Ressourcen, die Sie brauchen, um trotz Ihrer Krankheit ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen.

2.  Das Schreiben kann Ihnen helfen, diese Fähigkeiten und Ressourcen zu aktivieren und Ihr volles Potential zu entfalten.

Jetzt fragen Sie sich sicher, woher ich das wissen will und finden es vielleicht anmaßend, so etwas zu behaupten. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es so ist, weil ich es in zahlreichen Fällen erlebt habe. Ich weiß, dass es Ihre Fähigkeiten und Stärken sind, die es Ihnen ermöglicht haben, weiterzumachen und durchzuhalten. Auch glaube ich, dass Sie dieses Buch nicht in den Händen halten würden, gäbe es Ihre Ressourcen nicht. Denn Sie haben es nicht nur geschafft, Ihr Leben zu führen, sondern sind zugleich aktiv auf der Suche danach, was Sie tun können, um es noch lebenswerter zu gestalten. Und das ist sehr stark und dafür möchte ich Ihnen meine Hochachtung ausdrücken. Dass das Schreiben Sie auf Ihrem Weg unterstützen kann, habe ich wiederum in verschiedenen Seminaren und Therapiestunden erlebt. Außerdem werden diese persönlichen Erfahrungen durch zahlreiche Studien gestützt, von denen ich Ihnen einige in diesem Buch vorstellen werde.

Natürlich ersetzt dieses Buch keine ärztliche Behandlung oder Psychotherapie. Aber das ist auch nicht sein Anliegen. Dieses Buch möchte Ihnen eine zusätzliche Möglichkeit bieten, jenseits der wohlbekannten Therapien aktiv etwas für sich und Ihre Gesundheit zu tun. Es will Ihnen einen Raum eröffnen, in dem Sie sich in aller Ruhe erkunden können. Und es will Ihnen die Augen dafür öffnen, dass Sie ein Mensch mit Bedürfnissen und Träumen, Wünschen und Sehnsüchten sind, ein Individuum mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, eine Persönlichkeit mit besonderen Fähigkeiten und Facetten.

Damit Sie das möglichst schnell spüren können, ist das Buch so aufgebaut, dass Sie von Anfang an Schreibübungen erwarten, auch schon in den Anfangskapiteln, selbst wenn diese zunächst etwas theoretischer ausgerichtet sind als der Praxisteil. Doch bereits bei den Fragen, was eine Krebserkrankung ist, wie man sie behandelt und wie man damit einen guten Umgang findet, geht es um Sie und Ihre Vorstellungen sowie Sichtweisen. Es geht um Ihre Gedanken und Ideen sowie darum, was Sie sich von Ihrem Leben erwarten und erhoffen, darum, wie Sie und andere mit Ihrer Krankheit und den Umständen umgehen und welchen Umgang Sie selbst sich wünschen.

Deswegen kann dieses Buch auch für Angehörige sowie Pflegende, die in diesem Bereich tätig sind, eine Hilfe darstellen. Zum einen, um sich selbst zu stärken und Klarheit zu erlangen und zum anderen, um Betroffene gut begleiten und unterstützen zu können.

Die Übungen führen selbstverständlich nicht immer gleich zu Lösungen. Wenn es so einfach wäre, hätten Sie die Lösungen schließlich längst selbst gefunden. Doch auch wenn die Übungen keine schnellen Antworten bereithalten, tragen sie doch zu einem höheren Grad an Bewusstheit und Achtsamkeit bei, der wiederum dazu führt, dass Sie sich immer besser kennenlernen, um auf diese Weise eine gute Einschätzung zu erhalten und wieder handlungsfähiger zu werden.

Bevor wir loslegen, möchte ich Sie um einen Gefallen bitten: Achten Sie gut auf sich und Ihre Bedürfnisse. Machen Sie vor allem die Übungen, die Ihnen Freude bereiten oder die Sie spontan ansprechen sowie jene, die Sie für sinnvoll halten, auch wenn diese zunächst unter Umständen schmerzliche Gefühle hervorrufen. Gehen Sie in Ihrem eigenen Tempo vor und behandeln sich beim Schreiben wie einen guten Freund oder eine gute Freundin. Schenken Sie sich das Vertrauen und die Geduld, die es braucht, neue Wege zu erkunden und zu gehen.

Haben Sie nicht den Anspruch, alle Übungen machen zu müssen, sondern wählen Sie aus. Es geht nicht darum, das Buch durch- und abzuarbeiten, sondern darum, dass Sie Impulse und Denkanstöße bekommen, die Sie für sich nutzen können.

Ich jedenfalls finde es bewundernswert, dass Sie sich auf den Weg des Schreibens begeben. Schließlich habe ich das Buch aus einem einzigen Grund geschrieben: Weil ich an Sie glaube und darauf vertraue, dass Sie schreibend Ihren ganz eigenen Weg finden werden. Dafür wünsche ich Ihnen Mut, Energie und Geduld.

Ihre Silke Heimes

1     Die Schreibweise folgt in weiten Teilen dem generischen Maskulinum, ohne dass dies einem bestimmten Geschlecht den Vorzug geben soll. Es sind immer alle Geschlechter mitgemeint.

1       Therapeutisches Schreiben

Da es in diesem Buch um Sie und Ihr Schreiben geht, wollen wir genau damit starten. Sicher haben Sie Ihre ganz eigenen Ideen und Vorstellungen, was das therapeutische Schreiben ist und um was es dabei geht. Unter Umständen haben Sie bereits etwas darüber gelesen oder gehört und es sogar selbst ausprobiert bzw. ein entsprechendes Seminar besucht. Vielleicht haben Sie auch schon einmal versucht, jemandem zu erklären, um was es beim therapeutischen Schreiben geht. Genau das, Ihre Ideen und Gedanken dazu, dürfen Sie jetzt, in der allerersten Übung des Buches, zu Papier bringen.

Was stellen Sie sich unter therapeutischem Schreiben vor? Um was geht es? Was unterscheidet es vom kreativen Schreiben? Was soll dabei herauskommen? Soll überhaupt etwas herauskommen? Schreiben Sie einfach los, es gibt kein richtig oder falsch. Ihre Ideen und Gedanken sind genauso wichtig wie bereits existierende Definitionen. Der Autor André Breton (1986) hat einmal geschrieben, dass in jedem Augenblick zahlreiche Gedanken und Gefühle in uns sind und nur darauf warten, aufs Papier gebracht zu werden. Werden Sie also zum Protokollanten Ihrer Gedanken und Gefühle.

Nachdem Sie Ihre Ideen festgehalten haben, möchte ich meine mit Ihnen teilen. Bei meinem ersten Versuch, in Worte zu fassen, um was es beim therapeutischen Schreiben geht, kam folgendes heraus: »Unter therapeutischem Schreiben kann jedes Verfahren verstanden werden, das durch Schreiben den subjektiven Zustand eines Individuums zu bessern versucht.«

Zur Erläuterung hatte ich hinzugefügt: »Der Ausdruck der Poesietherapie, von dem der Begriff des therapeutischen Schreibens abgeleitet wurde, ist dem amerikanischen Begriff ›poetry therapy‹ entlehnt. Die Poesietherapie ist keiner klassischen Psychotherapieschule verpflichtet, sondern zählt zu den expressiven und kreativen Therapien, die über Förderung der schöpferischen Potentiale, der Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit und der Einsicht in lebensgeschichtliche Konflikte zur Heilung und Entwicklung beitragen. Sie nimmt unter den kreativen Therapien eine besondere Stellung ein, weil sie mittels Sprache auf eines der ältesten therapeutischen Medien zurückgreift« (Heimes, 2008).

Mein zweiter Definitionsversuch lautete: »Unter Poesietherapie kann jedes therapeutische und (selbst-)analytische Verfahren verstanden werden, das durch Schreiben und Lesen den subjektiven Zustand eines Individuums zu bessern sucht und (auto-)biographisches, expressives, intuitives, kreatives, therapeutisches, imaginatives, analoges, assoziatives und automatisches Schreiben ebenso umfasst wie die aktive Textrezeption und -verarbeitung« (Heimes, 2012).

Auch Organisationen unternehmen Definitionsversuche wie etwa die »National Association for Poetry Therapy«: »Poetry therapy is the use of language, symbol, and story in therapeutic, educational, growth, and community-building capacities. It relies upon the use of poems, stories, song lyrics, imagery, and metaphor to facilitate personal growth, healing, and greater self-awareness. Bibliotherapy, narrative, journal writing, metaphor, storytelling, and ritual are all within the realm of poetry therapy« (National Association for Poetry Therapy, 2022). Übersetzt könnte das lauten: »Poesietherapie umfasst die Verwendung von Sprache, Symbol und Story in therapeutischen, pädagogischen, wachstumsfördernden und gemeinschaftsbildenden Bereichen. Dabei stützt sie sich auf Gedichte, Geschichten, Liedtexte, Bilder und Metaphern, um persönliches Wachstum, Heilung und Selbsterkenntnis zu fördern. Bibliotherapie, Erzählung, Tagebuchschreiben, Metaphern, Geschichtenerzählen und Rituale gehören alle zum Bereich der Poesietherapie.«

Anhand dieser Definitionsversuche sehen Sie, dass wir alle nur um Worte ringen und unser Bestes geben, um Dinge so in Sprache zu kleiden, dass möglichst viele Menschen etwas damit anfangen können.

1.1         Für wen eignet sich das therapeutische Schreiben?

Zurück zu Ihnen und zwei Fragen, die sich stellen:

1.  Für wen eignet sich das therapeutische Schreiben?

2.  Wer profitiert davon?