This is War - Travis & Viola - Kennedy Fox - E-Book

This is War - Travis & Viola E-Book

Kennedy Fox

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Beschreibung

Ihn zu hassen ist ihr Prinzip. Sie zu lieben ist seins.

Viola hasst Travis King. Seit er herausgefunden hat, dass Viola in ihn verliebt ist, seit sie denken kann, macht der beste Freund und Mitbewohner ihres Bruders ihr das Leben mit seiner gemeinen und arroganten Art zur Hölle. Jede Begegnung mit seinem übergroßen Ego, das für zwei Vollidioten wie ihn gereicht hätte, ist ein Kampf. Doch als sie in die Wohnung ihres Bruders zieht, weil ihr Wohnheim während der Ferien geschlossen bleibt, wird ihr schlimmster Albtraum wahr: Travis ist für die Feiertage am College geblieben! Das bedeutet Krieg, den einer verlieren muss ... oder etwa nicht?

"Wer Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichten mag, wird Kennedy Fox lieben!" Stories for Coffee

Band 1 der Checkmate-Reihe von USA-Today-Bestseller-Autorin Kennedy Fox


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Seitenzahl: 418

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Inhalt

TitelZu diesem BuchProlog1234567891011121314151617181920Die AutorinDie Romane von Kennedy Fox bei LYXImpressum

KENNEDY FOX

This is War

Travis & Viola

Roman

Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler

Zu diesem Buch

Viola hasst Travis King. Seit er herausgefunden hat, dass Viola in ihn verliebt ist, seit sie denken kann, macht der beste Freund und Mitbewohner ihres Bruders ihr das Leben mit seiner gemeinen und arroganten Art zur Hölle. Jede Begegnung mit seinem übergroßen Ego, das für zwei Vollidioten wie ihn gereicht hätte, ist ein Kampf. Doch als Viola in die Wohnung ihres Bruders zieht, weil ihr Wohnheim während der Ferien geschlossen bleibt, wird ihr schlimmster Albtraum war: Travis ist für die Feiertage am College geblieben! Das bedeutet Krieg, den einer verlieren muss … oder etwa nicht?

»Wer Enemies-to-Lovers-Liebesgeschichten mag, wird Kennedy Fox lieben!« Stories for Coffee

Schachmatt

[∫aχ’mat] Substantiv

(Schach)

1. Eine Stellung, in der ein König im Schach steht und es für den Spieler keinen regelgerechten Zug mehr gibt. Ein Spieler, dessen König schachmatt gesetzt wurde, verliert die Partie.

2. Totale Niederlage.

Prolog

VIOLA

Es war einmal in einem fernen Land, da lebte eine junge Prinzessin und wartete auf einen Prinzen, der ihr alles geben würde, wovon sie je geträumt hatte … Liebe, Leidenschaft, Treue. Er wäre der liebste, netteste, herzerwärmendste Gentleman, den ein Mädchen sich nur wünschen konnte. Und er wäre perfekt.

… entschuldigt, ich muss mal eben kotzen.

Es ist absolut, definitiv unmöglich, dass so ein Mann auf dieser Erde existiert. Früher habe ich gedacht, dass er so wäre, aber natürlich lag ich damit falsch. Ich war jung und naiv und wusste es nicht besser.

Und er war Travis King.

Ich erinnere mich, wie klar der Himmel war, als ich draußen auf dem Dach vor meinem Schlafzimmerfenster saß. Der Sommer ging zu Ende, und schon bald würde mein siebtes Schuljahr beginnen. Die Sterne schienen besonders hell, und als ich sie zählte, hörte ich aus dem Haus gegenüber Travis’ Vater schreien. Das tat er oft, und ab und zu sah ich Travis durch sein Schlafzimmerfenster. Dann hatte er seine Kopfhörer aufgesetzt, um das Gebrüll auszublenden, als wäre er es gewöhnt. Aber an diesem Abend ging er nicht in sein Schlafzimmer. Er rannte zur Haustür hinaus, knallte sie hinter sich zu, und begann, im Vorgarten auf- und abzugehen. Ich schluckte und beobachtete ihn konzentriert, während er die Hände an seinen Seiten zu Fäusten ballte.

Als die Kings gegenüber von uns einzogen, wurden Travis und mein älterer Bruder Drew sofort beste Freunde. Sie kamen beide auf die Highschool, und ich war traurig, weil ich nicht mehr in dieselbe Schule gehen würde wie sie. Nun, vor allem wegen Travis. Drew hatte sehr deutlich gemacht, dass er seine kleine Schwester nicht ständig dabeihaben wollte, aber Travis gab mir nie das Gefühl, ihn zu nerven.

Als ich ihn beobachtete, wie er auf dem Gehweg Dreckklumpen kickte, sah er zu mir auf. Seine Mundwinkel waren nach unten gezogen, und ich konnte die Wut in seinen Augen sehen. Mir stockte der Atem, als er mich entdeckte, und ich war mir sicher, er würde meinem Bruder sagen, dass ich ihm nachspioniert hatte.

Stattdessen kam er über die Straße, kletterte das Spalier hinauf und setzte sich neben mich. Er schwieg lange, aber dann drehte er sich endlich zu mir um und redete. »Manchmal hasse ich meinen Dad.«

»Weshalb wird er so wütend?«, fragte ich.

Er sah weg und legte die Arme um seine angezogenen Knie. »Er trinkt. Manchmal zu viel.«

»Schlägt er dich?«

Er sah mich nicht an.

»Oder deine Mutter?«

Er zuckte zusammen. »Nein. Er brüllt nur.«

Wir saßen schweigend da, legten uns auf den Rücken und sahen zu den Sternen auf. Den Himmel über uns, die Sterne hell und groß.

»Du kannst jederzeit hier oben sitzen, weißt du? Meinen Eltern macht das nichts aus.«

»Aber Drew«, sagte er nüchtern. »Er würde sagen, ich sei ein Weichei.« Er lachte leise.

»Drew nennt alle so.«

Er lachte wieder.

Ich sah mich zu ihm um. »Für mich bist du kein Weichei.«

Travis legte den Kopf schief, sah mir in die Augen und wurde ernst. Ich sah, wie sein Adamsapfel sich bewegte, er schluckte schwer. Er leckte sich die Lippen und rückte näher zu mir. Seinen Atem auf meiner Haut zu spüren, machte mich so nervös, dass ich instinktiv den Kopf wegdrehte.

»Freust du dich schon auf die Highschool?«, stieß ich hervor, um das Thema zu wechseln, und sah wieder zu den Sternen. Ich hätte schwören können, dass Travis mich hatte küssen wollen. Es wäre mein erster Kuss gewesen.

Augenblicke verstrichen und schließlich antwortete er: »Ja, schätze schon. Es wird schön, wenn die Basketballsaison wieder losgeht, und ich abends wegen Training und Wettkämpfen länger wegbleiben kann.«

Ich wusste, was er andeutete, ohne es explizit zu sagen. Weniger Zeit zu Hause.

»Warum, denkst du, lässt deine Mutter sich das gefallen?« Jetzt hatte mich die Neugier gepackt und ich konnte sie nicht länger zügeln. »Kann sie ihn nicht verlassen?«, fragte ich.

Er zuckte die Schultern. Ich nahm an, dass es für Erwachsene nicht so einfach war, aber für mich klang es nach gesundem Menschenverstand. Warum mit jemandem zusammenbleiben, der einen wie Dreck behandelte?

Es war nicht das letzte Mal, dass Travis sich aufs Dach schlich und mit mir unter den Sternen saß. Wir erzählten einander Sachen, die wir sonst noch nie jemandem erzählt hatten. Es war unser geheimer kleiner Platz, wo wir reden oder einfach nur dasitzen und zum Himmel hinaufstarren konnten.

Es war leicht.

Er war nicht der beste Freund meines Bruders.

Ich war nicht die kleine Schwester seines besten Freundes.

Und die Grenzen zwischen uns waren nicht verwischt.

Ich war erst zwölf, also glaubte ich wirklich noch an den Märchenprinzen. Als ich älter wurde, wurde mir klar, dass es ihn nie gegeben hatte. Denn wenn es ihn gab, wäre er mit Sicherheit nicht zu haben und definitiv nicht an einem Mädchen wie mir interessiert. Das sage ich nicht deshalb, weil ich will, dass jemand das Gegenteil behauptet, aber wenn so ein Mann existieren würde, hätte er bei mir sowieso keine Chance. Denn aus irgendeinem Grund, Gott allein weiß warum, schlägt mein Herz nur für einen Mann. Mein Puls beschleunigt sich erst, wenn er den Raum betritt. Meine Wangen röten sich und mein Körper summt, wenn er mich ansieht. Ich spüre das Blut in meinen Adern, wenn meine Haut heiß wird, nur weil er existiert. Er ist der Inbegriff der Perfektion.

… Zu schade, dass er zehn Jahre später ein totales Arschloch geworden ist.

Travis King.

Er ist kein Ritter in glänzender Rüstung; schon eher ein Riesenblödmann. Von außen sieht er vielleicht wie ein Prinz aus, aber in Wirklichkeit ist er ein eingebildeter, arroganter Aufreißertyp, den ich am liebsten über eine Klippe stoßen würde.

Na gut, das klingt jetzt vielleicht dramatisch und so, wo ich doch eben erst meine Gefühle für ihn gebeichtet habe, aber was ich für ihn fühle, ist Hass … nicht Liebe.

Als kleines Mädchen war ich bis über beide Ohren in ihn verknallt, als erwachsene Frau verabscheue ich ihn – und muss Travis King an die goldene Regel erinnern: Gib dich nie geschlagen.

Das Spiel konnte beginnen.

1

TRAVIS

Ich stehe auf Frauen, die gute Blowjobs geben. Allein schon vom Zusehen, wie ihre Zunge die Ader hinaufleckt, die Blut in mein bestes und größtes Stück pumpt, geht mein Körper in Flammen auf. Sie schließt die Hand um meinen Schaft, saugt an der Eichel und leckt hart, bis ich in ihrem köstlichen Mund komme.

»Mmh … salzig.« Sie leckt sich die Lippen.

»Sorry für die Schweinerei.« Ich packe ihn wieder ein und schnalle meinen Gürtel zu.

»Das meiste habe ich geschluckt.« Sie grinst, als wäre das eine besondere Leistung.

Ich nehme ihre Hand und ziehe sie hoch, lehne mich vor und gebe ihr einen keuschen Kuss. »Danke, Baby.«

»Nein, danke dir.« Ihre Augen leuchten auf und ein leises Kichern dringt aus ihrer Kehle.

Ich lecke mir die Lippen. »Mmh … du hast recht.«

Sie runzelt fragend die Brauen.

»Salzig.«

Ihre Augen werden groß, als sie kapiert, was ich meine.

»Also … selbe Zeit nächste Woche?« Sie klimpert mit ihren langen falschen Wimpern, und ich kämpfe gegen den Drang an, ihr ins Gesicht zu lachen.

»Ich schaue mal in meinem Terminkalender nach.« Ich öffne die Tür und blicke beiläufig in den Gang hinaus, um sicherzugehen, dass niemand kommt. »Entwarnung, Baby.«

Sie folgt mir hinaus, aber wir gehen in unterschiedliche Richtungen.

Ich gehe zum Aufzug und drücke den Knopf. Sobald ich im Lift bin, drehe ich mich um und lächle, während Alyssa Crawford mit schwingenden Hüften auf den Notausgang zum Treppenhaus zugeht.

Jep. Ich habe eine Affäre mit der Tochter von Sloan Crawford – dem Firmenboss von Crawford Marketing.

Und was für eine nette Affäre das geworden ist.

»Wischen Sie sich diesen selbstgefälligen Ausdruck vom Gesicht, King«, höre ich, sobald ich aus dem Aufzug trete. Es ist Blake James, mein direkter Vorgesetzter.

»Nur kein Neid, Mann«, kontere ich und gehe auf mein Büro zu.

»Ich bin nicht neidisch, Mann.«

»Wären Sie aber, wenn Sie wüssten, weshalb ich lächle.« Ich drehe mich grinsend um und gehe rückwärts durch meine Tür. Er verdreht seufzend die Augen, und ich lache und knalle die Tür zu.

Weil ich die Mittagspause in der Toilette im achten Stock verbracht habe, bin ich immer noch am Verhungern. Aber weil ich nicht schon wieder mein Büro verlassen kann, schicke ich meinem Mitbewohner Drew eine SMS: Alter, bring mir ein Sandwich! Bin am Verhungern!

Hast du nichts zu Mittag gegessen?, antwortet er prompt.

Nicht direkt … schicke ich zurück, und weiß, dass er verstehen wird, was ich meine.

Will ich das wirklich wissen?

Ich grinse. Sagen wir mal … die Mahlzeit war ich, und sie hat alles begeistert heruntergeschluckt.

Dass die dich nicht hochkant feuern, werde ich nie verstehen. Ich stelle mir vor, wie er missbilligend den Kopf über mich schüttelt.

Liegt an meinem Charme, Bro.

Unwahrscheinlich.

Also komm schon … bring mir was zu Essen, bevor ich hier krepiere.

Geht nicht … muss durchmachen bis fünf.

Ich stöhne entnervt. Seit unserem Collegeabschluss vor zwei Jahren arbeitet er für die Polizei von Sacramento. Weil er mit seiner Freundin eine Fernbeziehung führt und ständig Überstunden macht, sehen wir uns kaum noch.

Scheiße. Na gut, egal.

Warum bestellst du dir nicht einfach was?

Weil jede Schnitte vom Lieferservice sich bei mir Extratrinkgeld verdient. Das ist nicht ganz gelogen. Und ich habe auch meinen Portemonnaie vergessen, aber erspare ihm die Einzelheiten.

Du machst mich fertig.

Verstehst du also mein Dilemma? Ich lache in mich hinein.

Tut mir leid, Mann. Ich schaue mal, ob ich eine Schnitte mit etwas Selbstbeherrschung und Willenskraft auftreibe, die dir was vorbeibringen kann.

Ich verdrehe die Augen. Danke, schreibe ich zurück.

Dann mache ich mich wieder an die Arbeit, erledige Anrufe und beantworte Mails vor meiner Telefonkonferenz am Nachmittag. Keine Stunde später ruft die Rezeptionistin durch und sagt mir, mein Mittagessen sei da.

JA! Wusste ich doch, dass Drew mich nicht hängen lässt.

»Schicken Sie’s rein«, antworte ich.

Ich rücke meine Krawatte zurecht und lehne mich zurück, als die Tür aufgerissen wird. Ich sehe auf, während Einsfünfundsechzig reiner Hass in den Raum geschossen kommen. Gute Wahl, Drew. Selbstkontrolle und Willenskraft sind ihre Stärken.

Viola Fisher.

»Schau einer an«, meine ich gedehnt und verschränke vergnügt die Arme vor der Brust. »Wenn das nicht die Überraschung des Jahrhunderts ist.«

Die kleine Streberin bringt mir mein Mittagessen vorbei, als wäre ich die größte Unannehmlichkeit ihres Lebens. Wahrscheinlich hatte Drew noch was gut bei ihr.

Sie knallt mir eine braune Papiertüte auf den Schreibtisch und starrt mich wütend an. »Spar dir das Gesülze, Travis.«

»Ich freue mich immer, dich zu sehen, V.« Ich lächle weiter, während sie wütend die Lippen zusammenpresst.

»Ich heiße Viola«, korrigiert sie mich, wie sie es immer tut.

»Aber V the Virgin klingt so viel besser. Findest du nicht auch? Viola die Jungfrau.«

»Ich bin keine Jungfrau«, zischt sie. Dann hebt sie genervt die Hände und wirbelt herum. »Dir muss ich gar nichts erklären. Mahlzeit, Arschloch. Ich habe dein Essen vergiftet.« Sie öffnet die Tür, stapft hinaus und knallt sie hinter sich zu.

Ich schnappe mir die Tüte und ziehe ein Truthahn-Klubsandwich und eine Tüte Chips heraus. Ich inspiziere alles genau, weil ich verdammt gut weiß, dass sie mich wahrscheinlich vergiften würde, wenn sie die Chance dazu bekäme. Nur um auf der sicheren Seite zu sein, stecke ich das Sandwich zurück in die Tüte und schnappe mir stattdessen die Chips. An denen kann sie nichts manipuliert haben.

Ich kann es nicht ändern, dass sich ein erfreutes Grinsen auf meinem Gesicht ausbreitet, als ich sehe, dass sie ofengebackene Barbecue-Chips für mich ausgesucht hat. Sie weiß, dass das meine Lieblingssorte ist, auch wenn sie das bis zu ihrem letzten Atemzug leugnen wird.

Tja, so ist das eben, wenn man ein Mädchen fast sein ganzes Leben kennt. Sie hat gemeinsame DNA mit Drew, meinem besten Freund, seit wir zwölf waren. Wir sind zusammen aufgewachsen, waren in denselben Sportmannschaften und haben sogar gegenüber voneinander gewohnt. Nach unserem zweiten Collegejahr sind wir aus dem Wohnheim ausgezogen. Jetzt haben wir zusammen ein Haus außerhalb des Campus gemietet, und Viola schleicht ständig bei uns herum. Sie ist wild entschlossen, jeden Aspekt meines Liebeslebens zu kommentieren, obwohl sie diejenige ist, die sich endlich mal eines zulegen sollte.

Unnötig zu erwähnen, dass Viola und ich keine tolle Beziehung haben. Oder überhaupt je eine hatten.

Sie hasst mich wie die Pest.

Ich kann es ihr nicht ganz verübeln, bin aber auch nicht direkt hin und weg von ihr. Sie ist eine prüde kleine Zicke, die denkt, dass sie alles wüsste, nur weil sie Klassenbeste ist. Sie urteilt über alles, was ich mache, und ist dabei eine, die die Jungs heiß macht und dann abblitzen lässt. Wenigstens bin ich jemand, der zur Sache kommt. Ich wäre überrascht, wenn sie wüsste, wo ihr eigener G-Punkt ist.

»King …« Blake kommt mit leuchtenden Augen und aufgeregtem Grinsen in mein Büro. »Wer war die Kleine? Die war scharf!«

Ich verdrehe die Augen. Viola ist nicht scharf.

Jessica Biel – scharf.

Megan Fox – schärfer.

Eva Mendes – höllenscharf.

Scarlett Johansson – Pornostar-scharf.

Aber Viola Fisher – der Wahnsinn, absolut atemberaubend. Schärfer als scharf. Auch wenn sie es sich leisten könnte, ihr Höschen mal etwas zu lockern. Im übertragenen wie im wörtlichen Sinn.

Aber wenn sie auch nur in meine Richtung mit den Wimpern klimpern würde, würde Drew mich eher umbringen, als dass er mir erlauben würde, sein Schwesterchen anzufassen.

»Das ist die kleine Schwester meines Mitbewohners, Viola. Sie hat mir nur mein Mittagessen vorbeigebracht.«

Seine Mundwinkel sinken nach unten. »Oh … die haben Sie schon in Arbeit, was?«

Ich muss ein wenig lachen. »Äh, nein. Auch nicht annähernd.«

Er runzelt die Stirn. »Warum war sie dann hier und hat Ihnen was zu Essen gebracht?«

»Weil Drew mein bester Freund ist, und ich die beiden kenne, seit wir klein waren. Wahrscheinlich hat er sie darum gebeten, und als sie ihm gesagt hat, dass er sich verpissen soll, hat er ihr vermutlich damit gedroht, dass er die Schlösser auswechselt.«

»Ach, Erpressung.«

Ich lache. »Vielleicht. Insgeheim liebt sie es, Dinge für mich zu tun.«

»Sie sind ein arrogantes Arschloch, King.« Er schüttelt den Kopf und geht auf die Tür zu, aber mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

»Arroganz ist der Schlüssel zum Erfolg, James!«, rufe ich ihm nach, doch er geht schon hinaus.

Ach, was soll’s … man kann nicht jeden für sich gewinnen.

VIOLA

Verdammt, willst du mich verarschen?

Ich will losbrüllen und um mich schlagen. Wie kommt mein Bruder dazu, mich um so etwas zu bitten?

Kannst du Travis ein Sandwich ins Büro bringen? Er hatte in seiner Mittagspause keine Zeit zum Essen.

Ich verdrehe die Augen über seine SMS. Ein wenig überzeugender Versuch, Travis den Rücken frei zu halten. ›Hatte keine Zeit‹ … ach, wirklich? Ich bin doch nicht von gestern.

Aber Drew tut so viel für mich, dass ich ihm nichts abschlagen kann. Als Kinder standen wir uns nicht besonders nahe, aber je älter wir wurden, desto mehr bedeutete er mir. Er ist mein bester Freund. Sosehr ich ihm auch sagen will, dass er Travis zum Teufel schicken soll, ich lasse es bleiben.

Stattdessen antworte ich, Okay. Aber ich streue ihm Rattengift in die Mayonnaise.

Wenn’s dann besser schmeckt.

Ich lächle, als ich seine Nachricht lese. Drew weiß, dass ich Travis hasse. Nicht die, haha, Ich-hasse-dich-Art von Hass, sondern Abscheu von der Art ich beiße mir lieber den Arm ab, als in deiner Nähe zu sein.

Aber Travis ist nun mal sein bester Freund, wenn er also einen Gefallen braucht, lasse ich mich normalerweise breitschlagen, ihm irgendwie zu helfen.

Nachdem ich ihm sein Mittagessen auf den Schreibtisch geworfen habe, stürme ich wütend aus seinem Büro. Ich war drei Sekunden davon entfernt, ihm sein bescheuertes Ich-bin-so-scharf-Grinsen aus der Fresse zu schlagen.

Er ist nicht scharf, nur damit das klar ist.

Er ist ein verdammter Teufel und hinreißender Gott, alles in einem, und das weiß er auch. Mit seinem wie gemeißelten Sixpack, Sleeve Tattoos und den tollen braunen Augen ist er der Typ, der sich bei Frauen nie Mühe geben muss.

Er trainiert gewissenhaft und erinnert mich jedes Mal daran, wenn er ohne Hemd im Haus herumläuft. Neben dem Fitnessstudio verbringt er seine Freizeit vor allem nackt und zwischen den Beinen irgendeiner Tussi. Wenn ihm die Mädchen, die er mit nach Hause bringt, so viel bedeuten würden wie sein Körper, wäre das eine ganz andere Sache.

Nur damit das klar ist, das alles weiß ich nur, weil er mit meinem älteren Bruder zusammenwohnt.

Ich fahre vom Parkplatz und zurück zur Uni. Obwohl das mein letztes Jahr ist, wohne ich immer noch auf dem Campus. Ich habe wegen meiner Noten und meinem Aufnahmetest ein Vollstipendium bekommen, also macht es keinen Sinn, zusätzlich noch Geld für Miete außerhalb des Campus auszugeben. Glücklicherweise konnte ich letztes Jahr ein sogenanntes Hofhaus wählen, was bedeutet, dass ich mein eigenes Schlafzimmer und Bad habe und mir mit meinen drei Mitbewohnerinnen nur Wohnzimmer und Küche teilen muss. Um mir nebenher was dazuzuverdienen, gebe ich Sportlern Nachhilfe. An wissenschaftlich fragwürdigen Athleten herrscht auf dem Campus nie Mangel.

»Hallo Viola!«, ruft Ashley, als ich zur Tür hereinkomme.

»Hallo! Du bist ja früh zu Hause.« Ich stelle meine Sachen auf dem Tisch ab und wühle darin herum.

»Wir konnten gehen, sobald wir mit dem Test fertig waren«, sagt sie mit vollem Mund und isst ihr Mittagessen auf.

»Was für eine Verschwendung von Unterrichtszeit.« Ich liebe die Uni. Ja, ich bin eine dieser Studentinnen, die leidenschaftlich gern studiert, Hausaufgaben liebt und sich aktiv am Unterricht beteiligt. Ich nehme mir sogar ein ganzes Wochenende Zeit, um meine Unisachen einzukaufen und alles nach Farbe und Thema zu ordnen.

Ich bin eben klug, ich kann nichts dafür, verklagt mich doch deshalb.

Oder nein, lieber nicht. Ich kann mir keinen Anwalt leisten.

»Mir doch egal!« Sie steht von der Couch auf und stolziert herüber. »Himmel, Viola. Was ist denn das alles für Mist?«

Ich blicke sie stirnrunzelnd an. »Dieser Mist nennt sich Lehrbücher, Hefte und Lesematerial. Schon mal davon gehört?«, necke ich sie.

»Ich schwöre bei Gott, Viola. Du bist viel zu sehr auf die Uni konzentriert. Ich glaube, ich habe dich noch nie ohne ein Buch in der Hand gesehen.«

»Oft eigentlich. Aber siehst du das Gebäude, in dem wir hier wohnen?« Ich lasse dramatisch einen Finger in der Luft kreisen. »Und die ganzen größeren Gebäude um uns herum? Das Ganze nennt sich Campus, da kommen Leute hin, um was zu lernen.«

»Auch um zu feiern und Sex zu haben, aber bei so was sehe ich dich nie«, sagt sie grinsend.

Ich schnaube verächtlich. »Ich habe jede Menge Sex.« Nein, tue ich nicht.

Sie prustet los und verschluckt sich fast. »Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe.«

Ich seufze. »Ich gehe jetzt. Und TSCHÜSS.« Ich staple meine Sachen wieder in meine Tasche und gehe zur Tür.

»Hab dich lieb!«, ruft Ashley mir nach, doch ich zeige ihr über die Schulter nur den Mittelfinger und knalle die Tür hinter mir zu.

Ich bin wirklich nicht die Spaßbremse, als die sie mich darstellt, aber es stimmt schon, dass ich auf die Uni konzentriert bin. Noch wichtiger, ich bin zukunftsorientiert. Ich bin zwei Stunden von zu Hause entfernt, und wenn ich nach meinem Abschluss nicht in diese kleine Stadt zurück will, muss ich weiterstudieren oder mir einen gut bezahlten Job suchen. Ich versuche, mir alle Möglichkeiten offenzuhalten, weil ich kein Zuhause habe, wohin ich zurückgehen kann. Nach der hässlichen Scheidung unserer Eltern wurde das Haus verkauft, in dem ich aufgewachsen bin. Mom lebte ihr Leben weiter und verliebte sich in einen netten Typen namens Larry. Sie würden mich zweifellos einziehen lassen, aber das könnte ich nie. Es wäre einfach zu komisch, bei einem Mann zu wohnen, der für mich praktisch ein Fremder ist. Dad ist immer noch glücklich mit seinem Job in der Anwaltskanzlei verheiratet, was nicht überraschend ist. An den meisten Tagen fühlt es sich so an, als hätten Drew und ich nur noch einander.

Im Hauptfach Internationale Wirtschaft zu studieren, macht mich glücklich. Es beschäftigt meinen Kopf, und mir hat immer gefallen, wie andere Kulturen Geschäfte führen. Mikro- und Makroökonomie sind meine Leidenschaft und schon bei der Erwähnung von Außenhandelsabkommen werde ich ganz aufgeregt.

Früher im Semester hat Dr. Johnson mich nach dem Seminar beiseitegenommen und gefragt, ob ich nach meinem Abschluss eine Ausbildung in Erwägung ziehen würde. Ich hatte schon angefangen, mich bei Hochschulen zu bewerben, war aber nicht abgeneigt. Wenn sie dachte, dass es meiner Zukunft förderlich wäre, würde ich definitiv darüber nachdenken.

Sie gab mir mit einem Lächeln einen Stapel Papiere und mehrere handgeschriebene Empfehlungen für jedes Unternehmen. Nachdem ich sie durchgesehen hatte, beschloss ich, mich bei einigen von ihnen zu bewerben. Seither warte ich ungeduldig auf Antwort, aber bis jetzt war noch nichts gekommen. Als ich die Unternehmen recherchiert und die Vorteile abgewogen hatte, die diese Erfahrungen für eine zukünftige Karriere bedeuten konnten, bin ich völlig davon besessen, die diversen Wege, die ich gehen konnte, bis ins Detail zu planen. Diese Angebote werden ganz allein meine Zukunft nach meinem Abschluss entscheiden.

Das ist etwas, was ich Drew bis jetzt verheimlicht habe. Ich fühle mich mies deswegen, aber wenn ich es ihm sage, wird er entweder versuchen, mir das Wegziehen auszureden, oder aber mich tagtäglich fragen, ob ich schon etwas gehört habe. Druck und Enttäuschung will ich lieber vermeiden, bevor ich es also nicht sicher weiß, erzähle ich ihm nichts. Soweit er weiß, habe ich mich nur bei Hochschulen innerhalb des Staates beworben.

Aber ich weiß, dass ich es ihm irgendwann sagen muss. Ich warte nur ab, bis ich muss. Sobald unsere Eltern angefangen hatten, sich regelmäßig zu streiten, und ihnen immer weniger wichtig wurde, eine Familie zu sein, und sie stattdessen dazu übergingen, einander zu sabotieren, begann Drew, sich um mich zu kümmern. Obwohl er genervt von meinen Büchern und meiner Abneigung gegen Sport war, passte er von da an auf mich auf. Ich war im zweiten Highschooljahr und er in seinem letzten, als die Konflikte unserer Eltern wirklich schlimm wurden. Ich konnte mich gar nicht mehr an eine Zeit erinnern, in der wir alle zusammen um den Tisch beim Essen gesessen hatten oder sogar zu einem von Drews Basketballspielen gegangen waren. Irgendwo zwischen Middel- und Highschool veränderte sich etwas, und ich wusste nie was oder warum, aber es hat Drew und mich enger zusammengebracht. Wenn die Scheidung meiner Eltern etwas Gutes hatte, dann das.

Nach meinem letzten Seminar gehe ich zurück in mein Zimmer, packe meine Wäsche in einen Korb und fahre zu Drew. Da er und Travis nur zehn Minuten vom Campus entfernt ein Haus gemietet haben, besuche ich Drew oft nach seiner Schicht und wasche jeden Mittwochabend dort meine Wäsche. Weil Drew den ganzen Tag auf Streife ist, komme ich erst vorbei, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, damit wir zusammen abhängen können, während meine Wäsche durchläuft.

»Hallo, Vi«, begrüßt er mich, sobald ich eintrete. Seine dunklen Locken sind wild zerzaust wie immer, sein Blick gebannt auf den Fernseher gerichtet, und seine Finger bewegen sich wild über den Gamecontroller. Wenn man ihn so sieht, mit seinem muskulösen Körperbau, würde man ihn nie für einen totalen Videospiel-Junkie halten. Wenn er nicht in Uniform ist oder auf dem Bildschirm Zombies abknallt, trainiert er mit den Jungs aus seiner Einheit.

»Hallo. Waschmaschine ist frei?«

»Ich glaube, Travis hat sie vor ein paar Minuten angeworfen.«

Ich fluche leise. »Er weiß doch, dass ich mittwochabends zum Waschen rüberkomme. Warum ist das so schwer zu verstehen?«

Er antwortet nicht, aber wir wissen beide, warum.

Weil Travis ein verdammter, arroganter Mistkerl ist, der denkt, dass die Welt ihm allein gehört.

»Na gut, egal. Dann warte ich eben.« Ich setze meinen Korb mit einem harten Rumms auf dem Boden ab und stapfe zu Drew hinüber, lasse mich neben ihm auf die Couch fallen und frage ihn, ob ich mitspielen kann.

»Du weißt nicht, wie das geht«, erwidert er.

»Dann bring’s mir bei. Kann ja wohl nicht so schwer sein.«

Er lacht leise. »Okay. Wenn du denkst, dass du mit den großen Jungs spielen kannst.«

»Hör auf, sexistisch zu sein und gib mir einen verdammten Controller.«

Wir ballern eine halbe Stunde, dann stolziert Travis in einer tiefsitzenden Jeans ins Wohnzimmer. Ich beiße mir auf die Wange, um mir jeden Kommentar zu verkneifen, aber es fällt mir schwer. Ich hasse es, wenn er ohne Hemd rumläuft und mit seinen straffen Muskeln und dem V an seinem Hosenbund angibt.

Als könnte er noch ein größeres lebendes Klischee sein, hat er ein ganzes Sleeve Tattoo am einen Arm und ein halbes am anderen. Ich ertappe mich dabei, dass ich es mehr bewundere, als ich sollte, und schaue schnell weg, bevor er es merkt.

»Was ist los, V?«

»Warum sagst du mir das nicht, Arschloch? Sind deine Klamotten durch?«

»Ich wasche keine Klamotten«, sagt er ausdruckslos, aber ich sehe, wie sich seine Mundwinkel leicht heben.

»Was dann? Du weißt doch, dass ich mittwochs meine Wäsche mache.«

»Meine Bettwäsche.« Er grinst, und ich muss mir ein Würgegeräusch verkneifen. »Ich kriege bald Besuch.«

»Tja, wenn du die Besucherinnenparade etwas drosseln könntest, hätten wir diesen Konflikt nicht.«

»Oder du könntest deine Wäsche irgendwo anders waschen, dann gäbe es überhaupt keinen Konflikt.«

Ich lege den Controller auf den Couchtisch und gehe in die Küche, während er auf die Couch zusteuert. »Du bist so eine ekelhafte Schlampe.«

Er setzt sich auf meinen Platz und ruft hinüber, »Ach, ist da jemand eifersüchtig?«

Ich verdrehe so heftig die Augen, dass sie mir, ich schwöre es, fast rausfallen. »Geh einen Schwanz lutschen, Travis.« Ich schnappe mir meinen Wäschekorb und laufe zur Kellertür.

»Ich hatte ja gehofft, das ist deine Spezialität!«, ruft er mir nach, aber dann höre ich, dass Drew ihm die Faust in die Schulter rammt.

»Alter, hör auf, meine Schwester anzumachen.«

»Der hat keine Chance«, brülle ich, öffne die Tür und gehe die Treppe hinunter.

Gott, ich kann es kaum erwarten, bis ich meine eigene Wohnung habe und mir diese reizenden Besuche sparen kann.

2

TRAVIS

Zuzusehen, wie Viola knallrot anläuft, ist für mich jedes Mal ein Nervenkitzel. Sie ist so leicht zu ärgern, und noch leichter zu beschämen. Sie tut so, als hasse sie mich, aber seien wir ehrlich, an mir gibt es kaum etwas, das sich zu hassen lohnt. Schon als sie zehn war und wir uns eben erst kennengelernt hatten, konnte ich sie zum Erröten bringen, ohne auch nur etwas zu sagen.

Ich trainiere so oft ich kann, ernähre mich gesund und arbeite mir den Arsch ab, sowohl im Studio als auch außerhalb. Und wenn ich nicht trainiere oder bei der Arbeit bin, gönne ich mir andere Formen der Entspannung.

Derzeit heißt sie Rachel und sabbert praktisch vor Erwartung, während sie darauf wartet, dass ich ihr gebe, was sie will und sie ordentlich rannehme.

Ich gebe natürlich nach.

Schließlich bin ich ein Mann.

Als wir beide gesättigt und keuchend nebeneinanderliegen, wische ich mich sauber und ziehe mir die Boxershorts wieder hoch. Sie schmiegt sich an mich und drückt mir einen schnellen Kuss auf die Schulter.

»Schmeißt du mich jetzt raus?«

Ich schaue über die Schulter und grinse ihr mitleidig zu. »Tut mir leid, Baby. Bei mir gibt’s keine Übernachtungsbesuche.«

Diese Regel ist nicht direkt in Stein gemeißelt, aber ich schlafe lieber allein. Besonders wenn es keine Chance auf Sex am nächsten Morgen gibt. Ich stehe um fünf Uhr früh auf und gehe ins Studio, um acht muss ich auf der Arbeit sein.

»Na gut.« Sie steht auf und sucht ihre Kleider zusammen. Sobald sie angezogen ist, schnappt sie sich ihre Handtasche und kommt für einen Gutenachtkuss zu mir herüber. »Ruf mich später an.«

»Klar.« Ich begleite sie aus dem Haus und küsse sie noch mal, dann schließe ich die Tür. Ich drehe mich um und pralle fast mit Viola zusammen, die gerade im Flur vorbeikommt.

»Ach, wieder ein Opfer freigelassen. Wie lieb von dir.«

»Das sind keine Opfer, wenn sie willig sind«, erwidere ich nüchtern.

»Tja, dann haben sie eben nichts in der Birne.« Sie geht weiter in die Küche. Zögernd folge ich ihr.

»Du klingst ganz schön neidisch.«

»Das ist kein Neid, sondern Mitleid. Ist ein Unterschied.« Sie öffnet den Kühlschrank und greift nach einer Flasche Wasser.

»Glaub mir, was sie gerade fühlt, ist alles, nur kein Mitleid.« Ich lehne mich an den Türrahmen und sehe ihr zu, wie sie einen großen Schluck nimmt.

»Wenn nicht Mitleid, dann definitiv Reue. Oder vielleicht fragt sie sich, wo die nächste Klinik ist, damit sie sich auf Geschlechtskrankheiten testen lassen kann.« Sie trinkt erneut von ihrem Wasser und ignoriert meinen wütenden Blick.

»Nur weil eine Frau Sex mag, ist sie noch kein Hohlkopf. Aber das kannst du ja nicht wissen, nicht? Nicht, wenn du deine Jungfräulichkeit hütest wie einen Eine-Million-Dollar-Diamanten.«

»Zum hundertsten Mal, ich bin keine Jungfrau mehr!«, erwidert sie scharf. »Nur weil ich nicht so oft die Beine breitmache wie eine Turnerin, heißt das nicht, dass ich prüde bin.«

»Tja, ein Vergnügen bist du deshalb nicht.«

Sie wirft die Flasche in den Müll, kommt auf mich zu und rempelt mich im Vorbeigehen mit der Schulter an. »Nur weil du mit deinem Schwanz umgehen kannst, bist du kein Gott, Travis.«

Ich wirble herum und sehe ihr nach. »Du redest, als wüsstest du das aus Erfahrung.«

»Glaub mir, die Wände sind dünn. Die ganze Nachbarschaft weiß das aus Erfahrung«, ruft sie über die Schulter.

»Du willst mir also sagen, mir sollte leidtun, dass ich mit meinem Schwanz umgehen kann?«

Sie erstarrt und dreht sich zu mir um. »Nein, dir sollte jedes Mädchen leidtun, das auf die Masche reinfällt, mit der du sie ins Bett kriegst.« Sie presst die Lippen zu einem falschen Lächeln zusammen und geht den Flur hinunter, zurück zu Drew, der immer noch zockt.

Ich weiß nicht, was ihr Problem ist, bin aber entschlossen, es herauszufinden.

Es ist schon zehn Uhr und ich habe morgen einen langen Tag im Büro vor mir, aber ich kann mir Viola nicht lange genug aus dem Kopf schlagen, um einzuschlafen.

Was mir übrigens sonst nie passiert.

Okay, na gut, vielleicht manchmal. Nur wenn sie mir unter die Haut geht, also praktisch ständig, verdammt!

Aber man kann mir keinen Vorwurf machen. Sie ist immer perfekt und korrekt, irrt sich nie und weiß immer die Antwort auf alles. Sie ist die nervige Klassenstreberin, die allen anderen den Notendurchschnitt versaut. Die sich schlicht anzieht, aber irgendwie trotzdem immer heiß aussieht.

Nach außen ist Viola Fisher das Aushängeschild für Unschuld und Reinheit. Aber ich weiß es besser.

Viola Fisher hat Tattoos und einen rechten Haken, der erwachsene Männer zum Weinen bringt.

VIOLA

Würg, ich hasse ihn! Ich hasse ihn so sehr, dass ich am liebsten schreien würde, bis ihm die Ohren bluten.

Jedes Mal, wenn er mir nah ist, geht meine Körpertemperatur durch die Decke. Er weiß, wie er mich derart wütend macht, dass ich ihn am liebsten nur noch anbrüllen würde. In meinem ersten Highschooljahr, als er und Drew im dritten waren, hörte ich ein Gerücht, dass er primitive Witze über mich erzählen würde. Sofort sah ich rot. Ich war sowieso schon sauer, weil er in der ersten Stunde eine meiner Freundinnen gefragt hatte, ob sie mit ihm ausgehen wolle. Also ging ich auf ihn zu und stolperte über meine eigenen Füße, sodass mein ganzes Essenstablett in seinem Schoß landete. Es war kein reiner Unfall, aber nichtsdestotrotz verdiente er es. Und weil es an diesem Tag Spaghetti mit Hackfleischbällchen gab, war er über diese kleine Hassdemonstration ziemlich sauer.

Aber als die treue Schwester, die ich bin, versuche ich, mich zu beherrschen, wie immer. Mit Betonung auf versuchen.

»Worüber zofft ihr zwei euch schon wieder?«, fragt Drew, als ich zur Couch zurückkomme. Er hat die Augen immer noch auf dem Bildschirm und bearbeitet den Controller.

»Darüber, dass er mir mit seinen Sexeskapaden besser nicht den Schlaf raubt.«

Am Freitag ist mein letzter Tag an der Uni und dann hatte ich geplant, die Frühlingsferien über bei Drew zu wohnen, statt nach Hause zu fahren, weil dieses Jahr der Campus schließt. Irgendwas von wegen Etatkürzungen, und dass man den zusätzlichen Wachschutz einsparen wolle.

Seine Mundwinkel heben sich ein wenig, aber sein Blick bleibt auf die Kreatur gerichtet, auf die er gerade zielt. »Ach, man gewöhnt sich dran. Bald ist das wie entspannende Hintergrundmusik, die einen in den Schlaf lullt.«

»Igitt, das ist ekelhaft, Drew. Im Ernst jetzt. Hab etwas Niveau.«

»Habe ich doch! Was soll ich denn machen? Ihm sagen, dass er keine Mädchen mit nach Hause bringen darf?«

»Äh, ja. Das ist auch dein Haus.«

»Wir teilen uns die Miete. Ich kann ihm nicht vorschreiben, was er in seinem Zimmer machen darf oder mit wem.«

Ich stöhne genervt. »Das werden die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens.« Warum müssen die Frühlingsferien dieses Jahr eine ganze Woche länger dauern?

Er pausiert sein Spiel und dreht sich endlich zu mir um. »Du kannst doch jederzeit nach Hause und bei Mom und Larry wohnen. Oder zu Dad.«

Ich mache ein finsteres Gesicht. »Lieber fresse ich eine Ratte.«

»Tja, dann musst du da eben durch, Butterblümchen. Zwei Wochen männliche Glückseligkeit.« Er zwinkert mir zu und spielt weiter.

Ich stöhne genervt, weil ich weiß, dass er recht hat, und wechsle das Thema.

Kurz nach elf ist meine Wäsche endlich fertig. Ein Donnerschlag und das Geräusch eines plötzlichen Platzregens lenken meine Aufmerksamkeit zum Fenster und ich seufze über mein schreckliches Pech.

»Na toll.«

»Du kannst auf der Couch übernachten, wenn du möchtest«, ruft mir Drew aus der Küche zu. »Ich gehe schlafen.«

»Schon?«

»Ja, ich muss noch packen.«

»Wofür?«

»Ich fahre zu Mia.«

»Moment mal, was?« Ich wirble zu ihm herum, als er seine Freundin erwähnt. Sie geht auf ein College, das ein paar Stunden entfernt liegt. »Du fährst weg?« Das höre ich zum ersten Mal.

»Ja, habe ich’s dir nicht gesagt?« Ich schüttle wild den Kopf. »Ich nehme mir ein paar Wochen frei, während sie Semesterferien hat.«

Vor Zorn mache ich große Augen. »Was? Ich werde die ganze Zeit mit Travis allein sein?«

»Ja. Ich schwöre, ich hab’s dir erzählt.«

»Sieht mein Gesicht so aus, als hättest du es mir gesagt?«, frage ich laut.

Er zuckt die Schultern. »Sorry. Habe gedacht, ich hätte es dir gesagt.«

Das ist nicht wahr. Das kann einfach nicht wahr sein. »Also sitze ich hier allein mit Travis fest?«, stelle ich klar.

»Schätze ja. Vielleicht können seine Betthäschen dir Gesellschaft leisten«, neckt er. Ich schnappe mir ein Kissen von der Couch und schmeiße es quer durch den Raum nach ihm.

»Nicht lustig!«

Er weicht mühelos aus und schlägt es weg, bevor es ihn trifft. »Ich finde mich ziemlich witzig.«

Ich stöhne genervt und breche mit einem übertriebenen Rumms auf der Couch zusammen.

»Wenn es dir hilft, du kannst in meinem Bett schlafen. Ich beziehe es dir sogar frisch.« Ich höre den Sarkasmus in seiner Stimme.

»Wow, danke. Wie entgegenkommend«, erwidere ich trocken.

»Alles für mein Schwesterherz!«, ruft er, und geht dann in sein Zimmer. »Gute Nacht!«

Ich schnappe mir die Decke vom Boden und decke mich zu. Ich koche vor Wut darüber, dass ich die nächsten zwei Wochen im selben Haus mit Travis King festsitze – dem Arschloch und Herzensbrecher Nummer eins.

Der Regen prasselt gegen das Dach und die Fenster des Hauses, und ich wälze mich eine gefühlte Ewigkeit lang hin und her. Dann schlafe ich endlich, aber unruhig.

Als der Wecker auf meinem Handy klingelt, fühlt es sich an, als wären nur Minuten vergangen, obwohl es Stunden waren. Einen Augenblick muss ich überlegen, wo ich bin. Blind greife ich nach meinem Handy und öffne die Augen, nur um Travis zu sehen, der vor dem Fernseher steht, ohne Hemd, in Pyjamahosen, die ihm tief auf den Hüften sitzen. Nicht, was ich heute Morgen als Erstes sehen will. Er schaut leise die Nachrichten und sieht wütend zu mir herüber, bis ich auf den Knopf drücke, um einen der nervigsten Klingeltöne der Welt auszuschalten. Ich stöhne, drehe mich auf die Seite, und hoffe, dass er weggeht, aber wann hat er jemals irgendetwas gemacht, das ich wollte? Nie. Gestern Abend habe ich gehofft, ich könnte meine Wäsche waschen und mich heute Morgen vor der Uni nach Hause schleichen, damit ich ihn bis zum nächsten Wochenende nicht wiedersehen muss, aber die Glücksgöttin ist nicht auf meiner Seite und Mutter Natur auch nicht. Blöder Regen.

»Hast du schön von mir geträumt, Prinzessin?«, fragt er, und sein Ton trieft vor Selbstvertrauen.

Seine Worte machen mich wütend, vielleicht etwas mehr, als sie sollten, aber er sollte solchen Scheiß nicht zu mir sagen, schon gar nicht morgens vor dem ersten Kaffee. »Das wäre ein Albtraum.«

Er lacht und zeigt mir seine perfekte Zahnreihe, und mein Blick verweilt ein wenig zu lange auf seiner vollen Unterlippe, was mich noch wütender macht. Zum Glück merkt er es nicht. Meine Nasenflügel beben, und ich werfe die Decke ab und stehe auf. Ich stemme die Hände in die Hüften, aber bevor ich ihm ordentlich die Meinung geigen kann, kommt Drew ins Wohnzimmer und unterbricht mich.

»Bitte bringt einander nicht um, solange ich weg bin.«

Travis schaut zu ihm hinüber, eine Sekunde lang völlig entgeistert. »Wohin gehst du?« Travis blickt zu mir und sein Lächeln schwindet, als er wieder zu Drew zurückschaut.

»Zu Mia, weißt du nicht mehr?«

»Das ist dieses Wochenende?« Ich höre denselben schockierten Ton in seiner Stimme wie bei mir selbst gestern Abend.

Das Lächeln, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet, ist hinterhältig, und zu wissen, dass das womöglich alles ruiniert, was er an Sexeskapaden geplant hatte, macht mich glücklich. Nur ich und Travis, zwei Wochen lang allein miteinander – das kann nicht gut gehen.

»Ich schätze, du wirst nicht auf der Couch vögeln können, wie geplant«, sage ich, gehe zu meinem Wäschekorb hinüber und hebe ihn auf.

Er wirft mir einen herausfordernden Blick zu und schnaubt verächtlich. »Ich werde darauf achten, dass ich dir dabei in die Augen sehe«, sagt er anzüglich.

»Oh, Gott. So schmeckt das also, wenn einem die Kotze hochkommt. Wusste ich bis jetzt gar nicht.« Ich lächle meinem Bruder zu, und mein Gesicht wird ernst, als ich zu Travis zurückschaue. Er verschränkt die Arme vor der Brust, und ich weiß, das bedeutet Krieg.

Ich habe so ein Gefühl, dass die nächsten zwei Wochen die Hölle auf Erden werden, überwacht von einem Teufel namens Travis.

3

TRAVIS

Ich bin ein Gewohnheitstier, ich mag Struktur und Zeitpläne. Jeden Morgen, während mein Proteinshake im Mixer durchläuft, schaue ich die Nachrichten, um auf dem Laufenden zu bleiben, und gehe dann vor der Arbeit zum Training.

Ich beobachte Viola, die friedlich auf der Couch schläft, und bleibe wie angewurzelt stehen. Sobald ihr Wecker klingelt, ist aller Friede dahin. Aber wenn sie ausnahmsweise mal keinen Flunsch zieht und mich nicht mit Blicken erdolcht, sieht sie wirklich süß aus. Fast wie damals, als wir uns kennengelernt haben.

Ich war sauer, als meine Eltern mir sagten, dass wir von Arizona nach Kalifornien ziehen würden, obwohl mein Dad einen besser bezahlten Job gefunden hatte. Ich redete eine Woche nicht mit ihnen, aber mit zwölf hatte ich in der Situation nichts zu sagen. Meine Freunde und das einzige Zuhause zu verlassen, das ich je gekannt hatte, passte mir gar nicht. An dem Abend, an dem wir offiziell in unserem neuen Haus einzogen, sah ich ein paar Kinder etwa in meinem Alter auf der anderen Straßenseite spielen. Weil ich meinen Eltern immer noch aus dem Weg ging, versteckte ich mich in meinem Zimmer und beobachtete sie aus dem Fenster. Der Junge war wohl etwa so alt wie ich, das Mädchen ein paar Jahre jünger, aber etwas an den beiden brachte mich dazu, aus meinem Zimmer zu kommen, die Treppe hinunter, zur Haustür hinaus und über die Straße auf sie zuzugehen. Das Mädchen hörte sofort auf zu kichern, und beide starrten mich an.

Schließlich sagte ich ihnen meinen Namen, und sie akzeptierten mich sofort in ihrem Leben. Viola war erst zehn, wirkte aber reif für ihr Alter. Drew schien zu nerven, dass sie uns immer folgte, doch ich hatte keine kleine Schwester, ich fand es süß. Drew weniger.

In den nächsten paar Jahren waren Drew und ich im selben Basketball- und Footballteam. Seine Eltern nahmen mich immer im Auto mit, Viola kam zu unseren Trainingsspielen und Wettkämpfen, und die meiste Zeit war sie ziemlich cool. Ich begann ihre Gesellschaft zu genießen, und ein Teil von mir wollte sie beschützen. Jedes Mal, wenn Drew ihr sagte, dass sie abzischen solle, trat ich für sie ein und sagte ihr, dass sie bleiben konnte. Ich wusste, dass sie in der Schule nicht viele Freunde hatte, und hatte angefangen, sie als eine meiner engsten Freunde zu sehen. Drew wollte nicht, dass sie in unserer Nähe herumhing, aber mir machte es nichts aus. Tatsächlich hingen wir beide oft zusammen ab und das waren die Momente, nach denen ich mich am meisten sehnte. Aber in jenem Sommer veränderte sich unsere Beziehung, und seither war es nie mehr wie früher.

Sobald ich in meinem Studio bin, trainiere ich härter als sonst. Gewichte stemmen ist ein Ausgleich, den ich dringend brauche. Schon seit dem College trainiere ich gewissenhaft und regelmäßig. Ich brauchte etwas, um Dampf abzulassen, und als ich herausgefunden hatte, dass Training eine gute Art dafür war, wurde ich süchtig danach.

Heute stemme ich neun Kilo zusätzlich und renne fünf Kilometer ohne Pause. Mir läuft der Schweiß über den Körper, also dusche ich schnell im Studio und fahre dann nach Hause. Ich habe zu viel aufgestaute Aggression in mir.

Auf dem Heimweg muss ich an Viola denken und dass wir zwei Wochen ohne einen Schlichter im selben Haus wohnen werden. Obwohl es Spaß machen wird, ihr zuzusehen, wie sie sich windet, wenn ich ihre perfekt gezogene rote Linie übertrete, hat sie recht damit, dass es mir nicht in den Kram passt. Hoffentlich schrumpfen mir von ihrer Verachtung und ihrem Hass nicht die Eier. Ich werde es einfach darauf anlegen, sie zum Äußersten zu treiben. Entweder sie hasst mich wirklich oder sie will mich insgeheim in ihrem Bett haben. Ich bin ziemlich sicher, es ist Letzteres.

Zu Hause angekommen, schnappe ich meine Sporttasche und gehe wieder rein. Ich werfe meine Tasche voller Schmutzwäsche auf den Boden und gehe dann direkt in mein Schlafzimmer. Ich nehme einen meiner Anzüge aus dem Schrank und werfe ihn auf mein Bett. Sosehr ich es auch hasse, jeden Tag Anzüge zu tragen, bin ich entschlossener denn je, mich in der Unternehmenshierarchie hochzuarbeiten und mir selbst und allen anderen zu beweisen, dass ich es draufhabe.

In dem Unternehmen bin ich einer der jüngsten Angestellten und es ist meine Mission, eine der jüngsten Führungskräfte in der Geschichte von Crawford Marketing zu werden. Ich bin auf einem guten Kurs, muss mich allerdings ständig bewähren und so viel über die Branche lernen, wie ich nur kann. Doch ich liebe Herausforderungen. Der Job selbst kann manchmal öde sein und da schadet es nicht, dass ich mir von der Tochter des Firmenchefs jede Woche einen blasen lasse. Allein schon deswegen fühle ich mich wie der King.

Es ist Donnerstag und wenn alles läuft, wie geplant, kann ich morgen freinehmen und früher ins Wochenende gehen. Kein Grund, mir meine Pläne von Viola ruinieren zu lassen.

Feines weißes Hemd, schwarze Krawatte, Anzug, edle Halbschuhe, und ich sehe aus, als gehöre mir der Laden; und als Bonus gehen Frauen innerhalb von fünf Sekunden vor mir auf die Knie. Als ich mir eine Tasse dampfenden Kaffee in meinen Thermosbecher gieße, sehe ich aus dem Augenwinkel Violas iPhone auf dem Wohnzimmertisch. Mit einem fiesen Grinsen schnappe ich es mir, stecke es in die Brusttasche und gehe dann wieder zur Tür hinaus.

Gerade als ich zu meinem Wagen gehe, kommt Viola wie eine gesengte Sau in die Einfahrt gefahren. Sie sieht verärgert aus oder vielleicht ist das einfach ihr normaler Gesichtsausdruck, aber ich werfe ihr ein strahlendes Lächeln zu, weil ich weiß, dass ich sie damit zur Weißglut bringe.

»Hast du mein Handy gesehen?«, fragt sie.

Ich lege eine Hand in meine Tasche und berühre ihr Handy, während ich mich an die Tür des Challengers lehne. Sie starrt mich wütend an, und ich schaue auf meine Uhr. Viola flüstert etwas vor sich hin, wahrscheinlich was Obszönes, dann dreht sie sich auf dem Absatz um und geht zum Haus. Ich muss erst in zwanzig Minuten auf der Arbeit sein, also habe ich noch Zeit für ein Spielchen. Ich stelle meinen Thermosbecher mit dem Kaffee in den Wagen und folge ihr wieder ins Haus.

Sie zerrt hektisch Kissen von der Couch und stürmt wie eine Wahnsinnige durchs Haus. Es ist süß, wenn sie sich ärgert, was sie anscheinend ständig tut, wenn sie in meiner Nähe ist. Ich stehe noch ein paar Minuten da und sehe ihr zu, dann ziehe ich das Handy aus der Tasche und halte es in die Luft. Sofort bleibt sie stehen, und ich lege den Kopf schief und sehe sie an.

Sie stößt einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und kommt auf mich zu, aber ich stecke es wieder ein. So leicht wird’s nicht, Schätzchen.

»Wenn du’s haben willst, komm und hol’s dir.«

»Verpiss dich«, zischt sie. »Ich brauche mein Handy wirklich. Gib’s mir zurück.«

»Na ja, wir wissen beide, dass du es nicht brauchst, um dich damit zum Sex zu verabreden.« Ich grinse, aber sie sieht alles andere als amüsiert aus. »Weißt du überhaupt, wie das geht?« Mein herablassender Tonfall bringt ihre Nasenflügel zum Beben.

Sie stöhnt genervt auf und streicht sich ihr kastanienbraunes Haar hinter die Ohren. »Travis, ich zähle bis fünf, und du gibst mir das Handy, oder, Gott steh mir bei, ich reiße dir die Eier ab und stopfe sie dir in dein Maul.«

»Traust du dich doch nicht«, flüstere ich und gehe einen Schritt auf sie zu. Ich ziehe sie auf, doch sie findet es überhaupt nicht lustig, was mich noch mehr freut.

Sie hält mir die offene Hand entgegen. »Eins.«

»Ich bin kein Kind.«

»Dann führ dich nicht auf wie eines«, feuert sie zurück.

Ich trete noch einen Schritt auf sie zu.

»Zwei.« Sie hebt eine Braue. »Es ist mein Ernst, Travis.«

Noch ein Schritt.

»Drei.« Sie ist wirklich sauer. »Es ist mein Ernst.«

Noch ein Schritt.

»Vier.« Sie stöhnt auf. »Hör auf, du nervst.«

Ich bin ihr unangenehm nah, sie weicht etwas zurück.

»Bitte«, flüstert sie. Sie ist so ruhig, es ist fast gruslig.

»Sag mir, warum ich das machen sollte«, sage ich. Ich bin nur noch Zentimeter von ihr entfernt und kann ihr Haar und die Seife auf ihrer Haut riechen. Ihr so nah zu sein, ist gefährlich, aber ich kann mich nicht stoppen.

»Du bist ein Arschloch. Ich kann mich heute nicht mit dir abgeben.«

»Ich denke, ich werde immer eine Nummer zu groß für dich sein, Prinzessin.« Damit gebe ich ihr das Handy und sie reißt es mir aus der Hand und stürmt aus dem Haus. Die Tür knallt hinter ihr zu, und ich frage mich, was ich vor all den Jahren bloß getan habe, dass sie mich so hasst.

Ich gehe hinaus, und sie sieht mich kopfschüttelnd an, fährt dann rückwärts aus der Auffahrt und tritt aufs Gas. Ich werfe ihr eine Kusshand zu und winke.

Im Büro fühlt es sich an wie Montagmorgen auf Crack. Blake kommt mit einem Stapel Aktenordner herein und seinem Gesichtsausdruck nach hat er mir nichts Gutes zu sagen. Er legt die Ordner auf meinen Schreibtisch, neben die Arbeit, die ich heute noch erledigen muss, damit ich morgen freinehmen kann.

»Können Sie diese Verträge heute noch durchsehen?«

Ich höre auf zu tippen, mustere den Stapel und schaue dann zu ihm auf. Verdammt, kann ich zaubern, oder was? »Heute noch?«

»Morgen früh ist eine kurzfristig angesetzte Aufsichtsratssitzung und Mr Crawford will eine vollständige Übersicht, wo wir mit den Fälligkeitsterminen stehen. Sie besprechen Marktprognosen und wollen wissen, wie viele zusätzliche potenzielle Kunden wir vor dem nächsten Quartal verpflichten können. Stacy hat zu tun und Julie hat sich krankgemeldet.«

»Was ist mit Alyssa?«, frage ich.

Blake verdreht die Augen und wir wissen beide, dass sie im Büro nichts tut, als in ihren superkurzen Röcken und tief ausgeschnittenen Blusen Augenweide spielen. Muss nett sein, die unfähige Tochter des Firmenchefs zu sein.

Ich seufze und weiß, ich habe keine Wahl. »Okay.«

»Heute noch«, erinnert mich Blake und schließt meine Tür hinter sich.

Ich lehne mich in meinem Stuhl zurück und kneife mir in den Nasenrücken. Ich bin erst zwanzig Minuten hier und schon geht der ganze Tag den Bach runter.

Meine Tür öffnet sich und Alyssa stolziert herein. Sie war noch nie in meinem Büro und wir hatten uns darauf geeinigt, uns auf einer anderen Etage als unserer zu treffen. Ihre Kühnheit ist einfach nur ärgerlich, besonders wenn man bedenkt, dass ich die zusätzliche Arbeit wegen ihr habe. Ich werde dafür sorgen, dass sie kriegt, was sie verdient, wenn ich ihr nächstes Mal den Schwanz in den Mund stecke.