Tierschutzhunde - Martin Rütter - E-Book

Tierschutzhunde E-Book

Martin Rütter

0,0
16,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Noch nie zuvor wurden so viele Tierschutzhunde adoptiert wie heute – in Deutschland allein mehr als 200.000 Tiere pro Jahr! Ein klarer Trend, den Hundeprofi Martin Rütter mit der Kampagne "Adoptieren statt Produzieren" unterstützt. Denn jeder Tierschutzhund hat eine Vorgeschichte und verdient es, in ein liebevolles zu Hause zu kommen. Damit die Eingewöhnung für Hund und Mensch reibungslos vonstatten geht, gibt Martin Rütter in diesem Buch gemeinsam mit DOGS-Coach-Ausbilderin Andrea Buisman sein Fachwissen weiter. Kompetent, verständlich und Schritt für Schritt bereiten sie den Leser auf die Ankunft des neuen Familienmitglieds vor, helfen dabei, den Hund zu verstehen, und geben wertvolle Tipps für den Alltag mit einem Tierschutzhund.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 216

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.

Zu diesem Buch

Oft werden Hunde aus dem Tierschutz als „Problemhunde“ dargestellt. Doch Secondhand-Hunde bringen keinesfalls immer Probleme mit sich.

Genauso wie bei Hunden, die von Welpe an in ihrer Familie leben, gibt es auch bei Hunden aus dem Tierschutz unendlich viele unterschiedliche Charaktere. Da gibt es freundliche und auf das neue Leben neugierige Hunde, die beispielsweise einfach nur das Pech hatten, aufgrund einer Erkrankung des Menschen ihr Zuhause zu verlieren. Andere dagegen wurden vielleicht wirklich aufgrund einer bestimmten Problematik abgegeben, die Menschen kamen mit dem Hund bzw. seinem Verhalten nicht mehr zurecht. In einer anderen Umgebung, bei anderen Menschen, kann das Verhalten des Hundes jedoch vollkommen unproblematisch sein. Zudem sind die wenigsten Probleme unlösbar und die wenigsten Hunde aus dem Tierschutz wirklich „unvermittelbar“. Mit etwas Training und gegebenenfalls Unterstützung durch professionelle Hundetrainer kann aus dem scheinbar schwierigen Problemhund der einzigartige Traumhund werden, der sich eng an dich anschließt und dich durch dick und dünn begleitet.

Hunde aus dem Auslandstierschutz

Tierschutz kennt keine Grenzen und so möchte ich an dieser Stelle auch eine Lanze für die Hunde aus dem Auslandstierschutz brechen. Wenn du gerade auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied bist, lohnt sich der Kontakt zu einer seriösen Tierschutzorganisation in jedem Fall. Viele dieser Hunde, die aus den südlichen bzw. östlichen Ländern kommen, haben jedoch häufig zuvor auf der Straße gelebt. Daher ist es wichtig, dass die Organisation weiß, woher ihre zu vermittelnden Hunde kommen und welche Vorerfahrungen sie mit sich bringen. Diese sogenannten „Straßenhunde“ haben zum Teil in ihrem bisherigen Leben gar nicht bei oder mit dem Menschen gelebt und kennen nicht selten ein vollkommen anderes Lebensumfeld, als es sie hier in unserer Zivilisation erwartet. Große Selbstständigkeit gepaart mit starkem Jagdtrieb oder auch Stubenunreinheit gepaart mit großer Unsicherheit gegenüber dem Menschen und dessen Körpersprache bringen viele Halter an den Rand der Verzweiflung und es gibt häufig Grenzen, die man akzeptieren muss. Oft bedeutet dies dann eine herbe Enttäuschung. Daher gehört zu sinnvollem Auslandstierschutz auch, vor Ort aufzuklären und die Lebensbedingungen für die dort lebenden Hunde zu verbessern. Eine Vermittlung gerade von Hunden aus dem Ausland darf nicht um jeden Preis erfolgen, denn viele Straßenhunde verbringen ein nach ihren eigenen Gesichtspunkten zufriedenes und glückliches Leben in ihrem Heimatland. Freiwillig würden sie niemals „auswandern“, weder für einen immer gefüllten Futternapf noch für ein weiches Bett und unendliche viele Streicheleinheiten!

Doch die Aufnahme eines Hundes aus zweiter, dritter, vierter oder sogar fünfter Hand ist nicht nur eine gute Tat im Sinne des Tierschutzes. Wenn du einen Hund aus dem Tierschutz aufnimmst, kannst du Erfahrungen machen, die nicht nur dein Herz berühren, sondern auch dein Leben verändern werden. Denn wer einmal erlebt, wie der verängstigte Hund sich nach einiger Zeit vertrauensvoll an seinem Menschen orientiert, hält gerührt die Luft an. Und wenn der „ignorante“, selbstständige Straßenhund auf einmal begeistert auf das Spiel mit seiner Familie eingeht und überschäumend, ja fast schon „kindisch“ herumtobt, dann sieht man die ausgelassene Freude nicht nur beim Hund! Finden Mensch und Hund zueinander und vertrauen einander, beginnt für beide ein neues Leben.

© Andreas Linde/Kosmos

Im Tierschutz gibt es die unterschiedlichsten Hunde, hier findet jeder den passenden Begleiter.

Secondhand-Hunde— Was sie so besonders macht

© Andreas Linde/Kosmos

Welpe oder erwachsener Hund?

Für die Anschaffung eines Hundes gibt es zahlreiche Gründe und immer mehr Menschen wünschen sich ein Leben mit Hund.

© Andreas Linde/Kosmos

Der Hund soll Freund und Begleiter sein, seine Anwesenheit soll sich positiv auf die Entwicklung der Kinder auswirken, er soll die Einsamkeit verringern oder ist der „Motor“ für Ausflüge in die Natur und mehr Bewegung. Er wird als Helfer bei der Arbeit benötigt oder ist Team-Partner bei sportlichen Aktivitäten und auf Wettkämpfen. Die Motivation beeinflusst dabei auch die Auswahl des Hundes: Der Hund als sozialer Begleiter soll möglichst niedlich, kuschelig und nett sein. Der Arbeitshund wird dagegen in der Regel aus einer bestimmten Rasse oder Rassegruppe gewählt, da er entsprechende Fähigkeiten mitbringen soll.

Steht die Anschaffung eines Hundes an, haben viele Menschen immer noch als Erstes den Gedanken an den süßen, niedlichen Welpen, den sie bald im Arm halten werden. Sicher gibt es Gründe, die für einen Welpen sprechen. Du kannst ihn in kleinen Schritten an dein Leben und die Anforderungen, denen er dabei gewachsen sein muss, gewöhnen. Auf der anderen Seite musst du aber einige Monate (je nach Größe des Hundes bis zum Alter von einem Jahr) Rücksicht in Bezug auf die Länge der Spaziergänge nehmen, ein Welpe wird vermutlich auch länger brauchen, stubenrein zu werden, er muss das Alleinbleiben erst in kleinen Schritten lernen und die meist etwas anstrengende Junghundezeit und Pubertät steht euch noch bevor. Erwachsene Hunde können dagegen von Beginn an, außer wenn sie durch eine Erkrankung körperlich eingeschränkt sind, an allen Aktivitäten teilnehmen.

© Andreas Linde/Kosmos

Der Labrador gehört zu den Apportierhunden, er eignet sich daher ideal für das Dummytraining.

Die Stubenreinheit ist zwar gerade bei Hunden aus dem Tierschutz oft noch nicht vorhanden, wird aber in der Regel schneller erlernt als beim Welpen, da sie ihre Blase bereits gut kontrollieren können. Der Hund muss lediglich lernen, dass er sich nur draußen lösen soll. Zwar haben einige Hunde aus dem Tierschutz Probleme mit dem Alleinbleiben (siehe hier), doch wenn dies nicht der Fall ist, lernen diese Hunde schnell, auch für einige Stunden ohne den Menschen zu Hause zu bleiben. Der erwachsene Hund ist jedoch in seinem Charakter bereits gefestigt. Natürlich kann er auch noch lernen, sich an besondere Umstände zu gewöhnen, dies wird jedoch in aller Regel länger dauern als beim Welpen und ist oftmals nur eingeschränkt möglich. Ein Generalisieren fällt zudem schwer, der Hund muss alle Situationen neu kennenlernen, um diese als bekannt und vertraut abzuspeichern.

Du hast dich entschieden – ein Welpe soll bei dir einziehen? Doch wo findest du deinen Traumwelpen? Schaut man sich in Kleinanzeigenportalen um, werden dort unendlich viele Mischlingswelpen angeboten. Doch wie seriös sind solche Angebote? Sind sie wirklich eine Alternative zum Züchter von Rassehunden?

Designer-Hunde

Leider steht gerade bei der „Produktion“ (denn Zucht kann man dies nicht nennen!) von Hunden häufig immer noch der Profit im Vordergrund. Dabei gibt es unterschiedlichste „Geschäftsmodelle“. Der professionelle Händler hat neben vielen unterschiedlichen Rassehundewelpen auch alle möglichen Mischlingswelpen im Angebot, denn diese verkaufen sich nicht weniger gut wie Rassehunde. Designerhunde wie Labradoodle, Cockapoo und Puggle, die gezielt als Mischling gezüchtet werden, kosten häufig sogar mehr als Rassehunde aus seriöser Rassehundezucht. Immer noch denken viele Menschen, dass sie mit einem Mischlingswelpen in jedem Fall einen gesunden Hund bekommen, zumindest einen gesünderen Hund als einen Rassehundewelpen. Verpaart man jedoch einen Labrador und einen Pudel, die beide an HD (Hüftgelenksdysplasie) leiden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Labradoodle-Welpen an HD leiden, sehr groß. Lediglich in Bezug auf rassespezifische Erkrankungen, für die der Labradoodle dann jeweils nur das Gen von einem Elternteil für diese Erkrankung besitzen kann, ist die Wahrscheinlichkeit, hieran zu erkranken, geringer als bei einem Rassehundewelpen.

Qualzuchtrassen

Schaut man sich allerdings einige Rassen an, so muss man der These, dass Rassehunde sehr häufig erkranken, wohl leider zustimmen. Denn gerade sogenannte Qualzuchtrassen haben mittlerweile so viele gesundheitliche Probleme, dass man von einem Kauf von Hunden dieser Rassen leider abraten muss!

© Andreas Linde/Kosmos

Was wie ein Lächeln wirkt, ist in Wahrheit ein Zeichen höchster Not: Durch die kurze Nase bekommt die Französische Bulldogge kaum noch Luft.

Die bekanntesten Rassen mit Qualzuchtmerkmalen sind wohl Mops und Französische Bulldogge, die wegen ihres „niedlichen“ Aussehens einen regelrechten Boom erlebten, aufgrund der Brachyzephalie, also der Kurzköpfigkeit, jedoch unter Atemnot und zudem unter diversen anderen schweren gesundheitlichen Problemen leiden. Eine schnarchende Bulldogge und ein Mops, der nur noch im Sitzen ohne zu ersticken schlafen kann, sind nicht niedlich, sie sind bedauernswert!

Beim Thema Qualzucht müssen nicht nur die Züchter in die Verantwortung genommen werden: Jeder, der einen solchen Welpen kauft, fördert die Zucht dieser kranken Hunde und damit weiteres Tierleid. Auch aus Mitleid solltest du keinesfalls Welpen, egal welcher Rasse kaufen, weder aus einer Massentierhaltung noch beim Händler, der dir den Hund auf dem Parkplatz aus dem Auto heraus übergibt.

© Andreas Linde/Kosmos

Hunde kauft man nicht auf dem Parkplatz. Das gilt sowohl für Welpen als auch für erwachsene Hunde!

Gerade Mops und die Französische Bulldogge haben einen Charakter, der viele Menschen begeistert. Möchtest du unbedingt mit einem Hund dieser Rassen dein Leben teilen, kannst du dich in den umliegenden Tierheimen umschauen. Dort findest du nicht selten solche Hunde aus Beschlagnahmungen bzw. illegalen Zuchten oder Welpentransporten. Du musst dir aber im Klaren darüber sein, dass du in keinem Fall einen gesunden Hund bekommen wirst! Operationen, z.B. am Gaumensegel oder zur Erweiterung der viel zu kleinen Nasenlöcher sowie diverse Behandlungen, verursachen hohe Tierarztkosten, die du bei der Anschaffung des Hundes von Beginn an einplanen solltest.

© Andreas Linde/Kosmos

Französische Bulldoggen werden nicht selten im Tierheim abgegeben, wenn hohe Tierarztkosten anstehen.

§ 11b DES DEUTSCHEN TIERSCHUTZGESETZES

Was unter Qualzucht fällt, ergibt sich in Deutschland aufgrund des § 11b des deutschen Tierschutzgesetzes, der Zuchtbedingungen regelt:

(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten (…), soweit (…) züchterische Erkenntnisse (…) erwarten lassen, dass als Folge der Zucht (…)

bei der Nachzucht (…) erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder

bei den Nachkommen

mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,

jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder

die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

Welpen in Kleinanzeigen

Wer einen Hund aus dem Tierschutz möchte, wird vermutlich selten einen Hund im Handel oder beim Designerzüchter erwerben. Doch was ist mit all den Mischlingswelpen, die man in den vielen Kleinanzeigenportalen findet? „Unfallwurf: Wunderschöne Border Collie/Schäferhund-Mischlingswelpen vom Bauernhof suchen dringend ein neues Zuhause“! Wäre das nicht eine Möglichkeit, einem armen Welpen, der auf der Suche nach einem Zuhause ist, zu helfen? Beim Besuch kannst du die Welpen dann in einem Stall, im Stroh einer Pferdebox liegend, anschauen und spätestens jetzt ist die Entscheidung gefallen: Diese Welpen brauchen ein liebevolles Zuhause mit einem weichen Bett und Menschen, die sich um sie kümmern, und einem davon wirst du helfen! Und natürlich, entscheidest du dich für diesen Welpen, hat er das große Los gezogen und wird ein wundervolles Leben bei dir haben. Doch leider handelt es sich bei solchen Angeboten nicht selten um geplante Würfe. Natürlich kann es durchaus auch hier in den westlichen Ländern einmal vorkommen, dass eine Hündin aus Unachtsamkeit ungewollt von einem Rüden gedeckt wird. Allerdings ist das eher selten der Fall, denn die Verhältnisse hier sind doch ganz andere als z.B. in südlichen oder östlichen Ländern, in denen Straßenhunde zum Alltag der Menschen dazugehören. Freilaufende Hunde sind selbst in unseren Dörfern inzwischen eine Ausnahme. Daher solltest du solche Angebote immer hinterfragen, damit du nicht ungewollt einen Vermehrer unterstützt, der Hunde verpaart, ohne diese auf Krankheiten untersuchen zu lassen, und der die Welpen mit minimaler gesundheitlicher Versorgung großzieht sowie bei der Aufzucht kaum Wert auf Sozialisierung legt, wie es ein seriöser Züchter tut. Nicht selten hat die Mutterhündin ein Jahr später wieder einen Unfallwurf, und das Jahr für Jahr. Auch wenn die Welpen vermutlich nicht so viel wie Rassehundewelpen kosten, ist ein solcher Wurf für den Vermehrer eine sehr gute Nebeneinnahme. Kaufst du also einen dieser Welpen, unterstützt du damit, dass die Hündin immer und immer wieder Welpen gebären und aufziehen muss, meist unter erbärmlichen Bedingungen.

© Andreas Linde/Kosmos

Ein seriöser Züchter investiert nicht nur Geld, sondern auch sein Herzblut in die Zucht gesunder Hunde.

Welpen aus seriöser Zucht

Entscheidest du dich für die Aufnahme eines Welpen, der nicht aus dem Tierschutz kommt, suche dir einen seriösen Züchter! Diesen macht vor allem eines aus: Er fühlt sich ein Leben lang für die von ihm gezüchteten Hunde verantwortlich. Er interessiert sich während des gesamten Hundelebens für die Entwicklung der Hunde, ist Ansprechpartner für die Familien bei Erziehungsfragen oder Problemen, und fühlt sich auch dann verantwortlich, wenn ein Hund einmal nicht mehr bei seiner Familie bleiben kann. Sei es, weil Krankheit oder Tod eines Familienmitglieds die Haltung nicht mehr möglich machen, aber natürlich auch, weil es – trotz sorgfältiger Auswahl des passenden Welpen für jede Familie – vielleicht Probleme mit dem Hund gibt, denen sich die Halter nicht mehr gewachsen fühlen. Ein guter Züchter hilft nicht nur bei der Lösung von Problemen, er nimmt von ihm gezüchtete Hunde auch wieder bei sich auf bzw. hilft aktiv bei der Vermittlung in eine neue Familie. Letztlich ist ein Züchter damit auch aktiv im Tierschutz, denn er tut alles dafür, dass keiner „seiner Hunde“ im Tierheim landet.

Viele Züchter engagieren sich auch im größeren Rahmen für ihre Rasse, indem sie bei der Vermittlung von in Not geratenen Hunden aus nicht seriösen Zuchten helfen. Und nicht selten findet dann auch einer dieser Hunde im Züchterhaushalt einen Platz auf Lebenszeit. Denn die Liebe zu diesen Hunden steht hier immer über dem Profit. Letztlich gibt es bei der Entscheidung für bzw. gegen einen Rassehundewelpen oder alternativ für bzw. gegen einen Hund aus dem Tierschutz kein „Richtig“ oder „Falsch“, kein „Gut“ oder „Böse“. Wichtig ist nur, dass die Entscheidung, die du triffst, immer auf dein aktuelles Leben und die Anforderungen bzw. Möglichkeiten abgestimmt sein muss.

Welpen aus dem Tierschutz

Natürlich kannst du dich auch für einen Welpen aus dem Tierschutz entscheiden. Allerdings wird es vermutlich einige Zeit dauern, bis du hier fündig wirst. Das liegt daran, dass selten jemand seinen Welpen abgibt, denn dieser ist ja wirklich einfach nur bezaubernd. Dass der Welpe später einmal Probleme machen wird, mit denen man nicht klarkommt, können sich die wenigsten Menschen vorstellen. Doch spätestens, wenn der junge Hund in die Pubertät kommt, wird deutlich: Erziehung ist anstrengend. Bleibt der Mensch hier nicht dran, zeigt sich das schnell im Verhalten des Hundes: Beim Spaziergang an der Leine ziehen, im Freilauf zu anderen Hunden rennen oder sogar der Jagd nachgehen, ohne auf den Rückruf zu reagieren, bis hin zum Durchsetzen der eigenen Wünsche und das auch mit aggressivem Verhalten, sind die häufigsten Probleme, die auftreten, wenn Hunde keine Grenzen erfahren und nicht lernen, sich an bestimmte Regeln im Alltag zu halten. Doch selbst wenn keine Probleme auftreten, zeigt sich im weiteren Zusammenleben, dass ein Hund das Leben einschränkt, dass man auf ihn und seine Bedürfnisse immer Rücksicht nehmen muss. Spätestens jetzt wird vielen Menschen klar: „Der Hund passt nicht in unser Leben, er muss weg.“ All dies sollte man sich natürlich vor der Anschaffung des Welpen überlegen, doch leider kaufen immer noch viele Menschen einen Welpen aus einer spontanen Idee heraus. Und so landen dann nicht wenige dieser voreilig angeschafften Hunde als erwachsener Hund im Tierheim.

© Klaus Grittner

Auch im Tierschutz findet man immer mal wieder Mischlingswelpen, die ein neues Zuhause suchen.

Ungewollte Trächtigkeit

Auch die ungewollte Trächtigkeit einer Hündin kann dazu führen, dass diese im Tierheim abgegeben wird. In diesem Fall werden die Welpen im Tierheim geboren und aufgezogen. Die Tierheimmitarbeiter kümmern sich liebevoll um Mutterhündin und Welpen, was insbesondere in der Sozialisierungsphase ab der vierten Lebenswoche der Welpen eine anspruchsvolle Aufgabe ist, die neben dem alltäglichen Trubel im Tierheim eine große Herausforderung bedeutet. In der Regel werden diese Welpen dann mit acht bis zehn Wochen abgegeben. Dies ist eine der wenigen Möglichkeiten der Aufnahme eines Welpen aus dem Inlandstierschutz.

Illegale Welpentransporte

Immer wieder einmal findet man auch Welpen aus dem illegalen Welpenhandel im Tierheim. Leider gibt es immer noch unseriöse Händler, die ihre Welpen im Handel oder auf Online-Plattformen anbieten. Diese Welpen werden, häufig schlecht versorgt bzw. ernährt, im Ausland aufgezogen und dann in großen Transporten, zusammengepfercht in engen Kisten, an den Verkaufsort gebracht. Ab und an gelingt es, einen solchen Transport zu stoppen. Die häufig kranken und nicht selten viel zu jungen Welpen kommen dann erst einmal ins Tierheim, wo sie medizinisch versorgt und wieder aufgepäppelt werden. Da zudem garantiert werden muss, dass die Welpen nicht an ansteckenden Krankheiten wie z.B. Staupe leiden, werden sie zunächst einmal nicht vermittelt. Erst nach einer mehrwöchigen Quarantäne dürfen Interessenten die Kleinen kennenlernen. Genau genommen sind die meisten der zu vermittelnden Hunde dann aber keine Welpen mehr, denn mit ca. 16 Wochen beginnt bereits die Junghundezeit.

Wenn du einen dieser Junghunde aufnehmen möchtest, musst du dir allerdings darüber im Klaren sein, dass der Hund einen eher schlechten Start ins Leben hatte, sowohl was die Ernährung und medizinische Versorgung als auch was die Sozialisierung betrifft. Diese Hunde leiden zudem häufig an vielen genetisch bedingten Krankheiten, die in der jeweiligen Rasse vorkommen können. Denn in aller Regel wurden weder die Mutterhündin noch der Deckrüde in Bezug auf diese Erkrankungen vom Verkäufer getestet. Bei solchen Händlern spielt einzig eine Rolle, dass die Hündin sich problemlos decken lässt und so viele Würfe mit so vielen Welpen wie möglich produziert. Der Profit ist das Einzige, was zählt.

© Andreas Linde/Kosmos

Ein 6 Monate alter Hund kann eine Herausforderung sein, wenn er bisher noch nicht viel kennengelernt hat.

Welpen aus dem Auslandstierschutz

Im Auslandstierschutz gibt es viele Welpen, die ein Zuhause suchen. Diese werden meist zusammen mit der Mutterhündin auf der Straße gefunden und in einer Auffangstation der Tierschutzorganisation versorgt. Auch wenn eine gute Organisation sich dadurch auszeichnet, dass nicht ausschließlich bzw. hauptsächlich Welpen vermittelt werden – denn es soll ja nicht der Profit im Vordergrund stehen –, wird man diese in fast jeder Tierschutzorganisation aus dem Auslandstierschutz immer wieder in der Vermittlung finden, denn durch die unkontrollierten Lebensbedingungen der Straßenhunde ist Nachwuchs garantiert. Und natürlich spricht nichts dagegen, einen dieser Welpen aufzunehmen und ihm ein neues Zuhause zu bieten. Da es sich in der Regel um Mischlingswelpen handelt, musst du dir bewusst sein, dass nicht nur in Bezug auf die Gesundheit bzw. die genetisch bedingten Erkrankungen, sondern auch zu Größe, Gewicht sowie Verhalten keine genauen Aussagen gemacht werden können. Der als „maximal kniehoch werdende“ junge Hund hat sich nicht allzu selten als Rüde von stattlicher Größe eines Schäferhundes entwickelt.

In den meisten Ländern dürfen die Welpen (wie zurzeit z.B. in Deutschland) frühestens mit wirksamer Tollwutimpfung einreisen. Da diese erst im Alter von 12 Wochen erfolgen darf und drei Wochen später erst wirksam wird, ist eine Einreise frühestens mit 15 Wochen möglich. Dann handelt es sich aber eben nicht mehr um den süßen kleinen Welpen, der im Internet auf dem Foto zu sehen war, sondern vielmehr um einen Junghund, der gerade dabei ist, seine eigenen Stärken zu entdecken.

Die Auswahl – keine leichte Aufgabe

Überleg dir vorab genau, was für einen Hund du möchtest. Dabei spielt nicht nur die Frage nach dem Alter deines zukünftigen Hundes eine Rolle.

Genauso wichtig sind auch Fragen zu deinen Vorstellungen, deinem Lebensraum und den Interessen, denen du und dein Hund in Zukunft gemeinsam nachgehen wollt:

Soll es ein Welpe, Junghund, ein erwachsener Hund oder ein Senior sein?

Hast du genügend Zeit für einen Hund? Wieviel Zeit kannst du täglich investieren?

Soll er dich evtl. zur Arbeit begleiten oder auch mal einige Zeit allein bleiben können?

Möchtest du eher einen bequemen Hund oder einen echten Sportskollegen?

Muss er mit Kindern klarkommen?

Soll er mit anderen Hunden zusammenleben?

Wohnst du eher ruhig oder im städtischen Umfeld?

© Andreas Linde/Kosmos

Passen Mensch und Hund zueinander, entsteht eine tiefe Bindung, die durch gegenseitiges Vertrauen geprägt ist.

Erste Hinweise auf den Charakter eines Hundes ergeben sich, falls bekannt, aus der Rasse bzw. Rassemischung. Doch jeder Hund muss individuell betrachtet werden! Mithilfe eines professionellen Hundetrainers kannst du in Erfahrung bringen, ob dein gewählter Hund bezüglich seiner Veranlagungen und Motivationen zu dir passt. Lass dir bei der Auswahl deines künftigen Schützlings Zeit und kontaktiere mehrere Tierheime bzw. Vereine. Viele Tierheime arbeiten auch mit Hundetrainern zusammen, lassen die Hunde ausbilden und ihren Charakter einschätzen.

Viele Menschen verlieben sich direkt in den ersten Hund, den sie sehen oder aber haben das Gefühl, dass sie diesen armen Hund, wo er doch schon in die engere Auswahl gekommen ist, nun nicht zurücklassen und weiter leiden lassen können.

Doch dem Hund ist nicht wirklich geholfen, wenn er zwar aus dem Tierheim herauskommt, danach aber in einer Familie lebt, die ihn nicht versteht und ihm seine Bedürfnisse gar nicht erfüllen kann. Er hat dann zwar eine Familie, leidet aber weiter, unter Umständen sogar mehr als im Tierheim. Und muss er dann nach einiger Zeit, wenn die Familie feststellt, dass der Hund wirklich nicht mehr ins Leben passt, wieder zurück ins Tierheim, ist das Leid für den Hund umso größer!

Gründe für einen Secondhand-Hund

Ein sehr häufiger Grund für die Anschaffung eines Secondhand-Hundes ist Mitleid. Der Mensch nimmt das Elend der vielen Hunde ohne ein „gutes“ Zuhause wahr und möchte diesen helfen. Dabei sollte Mitleid bei der Anschaffung eines Secondhand-Hundes niemals im Vordergrund stehen. Und damit sind gar nicht die Menschen gemeint, die sich mit dieser „sozialen Leistung“ Ansehen bei ihren Mitmenschen verschaffen wollen. Je schlechter ein Hund aussieht, je abgemagerter, verletzter, gehandicapter er ist und je gestörter er sich verhält, umso größer scheint das Ansehen zu sein, dass derjenige, der diesen Hund aufnimmt, damit erreicht. Doch Mitleid ist grundsätzlich kein guter Grund, einen Hund aufzunehmen oder sich – egal in welchem Bereich – sozial zu engagieren.

Empathie statt Mitleid

Das Leid der Hunde ist oftmals groß und das nicht nur in Bezug auf erwachsene Hunde. Auch viele Welpen fristen ein trostloses Leben in großen Zwingeranlagen bei sogenannten Züchtern. Doch ein Kauf oder eine Anschaffung aus Mitleid führt oft zu weiteren Problemen.

Mitleid verhindert, den Hund so zu sehen, wie er eigentlich ist, mit all seinen positiven und wundervollen Eigenschaften.

Wer Mitleid hat, der „leidet mit“! Er sieht immer nur das Leid, was dieser Hund in seinem bisherigen Leben erfahren hat. „Mitleid zieht Trauergefühle, Ängste und Ärger mit sich und wird von Resignation geprägt, weil eben alle Aufmerksamkeit auf das Mit-Leiden gelegt wird“ (von der Leyen und Böhm-Reithmeier, 2017, S. 26).

Und nicht selten ist dieses Leid ein Spiegel für die eigenen Gefühle und Erfahrungen. Der Mensch, der sich einsam und verlassen fühlt, nimmt einen Hund auf, der von niemandem gewollt wird, der von allen verlassen wurde. Der misshandelte Mensch fühlt sich zu dem Hund hingezogen, der noch die Narben seiner eigenen Misshandlung trägt. Aus menschlicher Sicht ist dies auch erst einmal verständlich: Wir fühlen uns zu Lebewesen hingezogen, die uns gleich sind, die das Gleiche durchmachen mussten und uns damit doch auch verstehen müssen. Doch leider ist genau das die falsche Motivation. Der Mensch, der trauert und sich einsam fühlt, braucht eigentlich einen Hund, der lebensfroh und kontaktfreudig ist, und diesem Menschen dabei hilft, seine Probleme zu überwinden. Er sieht, wie unbeschwert der Hund durchs Leben geht, und muss über ihn lachen, wenn er wieder einmal Blödsinn macht. Und wenn der Hund dann ständig unterwegs zu anderen Hunden ist, kommt sein Mensch automatisch in Kontakt mit den Haltern der anderen Hunde – und auf einmal ist er nicht mehr einsam. Er geht wieder nach draußen, pflegt Kontakte und nimmt am Leben teil.

Wird der Hund jedoch ständig nur als „armes Tier“ betrachtet, steht immer seine Vergangenheit im Fokus. Und diese wird nicht selten als Entschuldigung angeführt, warum der Hund dieses oder jenes nicht kann bzw. sich in einer bestimmten Art und Weise verhält. Häufig ist dies auch für den Menschen einfacher, denn Veränderung kostet Anstrengung und Kraft! Das Training von Hunden, insbesondere mit Problemverhalten, ist aufwendig und dauert seine Zeit. Man muss also sowohl finanziell als auch in Bezug auf den zeitlichen Rahmen viel investieren. Kommt dann noch hinzu, dass es nicht reicht, mit dem Hund zu trainieren und ihm neue Verhaltensweisen beizubringen, sondern muss der Mensch sich ändern und sein Leben umgestalten, wird die Haltung eines Hundes nicht selten zum Geduldsspiel, zur großen Herausforderung.

Mitleid beeinträchtigt das Handeln des Menschen, es entsteht ein Teufelskreis. Ein Hund, der bisher nur schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, zeigt verständlicherweise Angst. Das bedeutet aber nicht, dass du ihn in dieser Angst lassen musst, indem du ihn bedauerst, ihn tröstest, ihn mit Liebe und Sorge überschüttest. Sicherlich wird ein Training beschwerlich – für Mensch und Hund. Doch das gemeinsame Überwinden der Ängste des Hundes schweißt beide Partner zusammen und führt letztendlich zu einer vertrauensvollen Beziehung. Daher solltest du anstelle von Mitleid viel eher Empathie für den Hund zeigen!

Nur wer die Gefühle, Bedürfnisse und den Charakter eines anderen Lebewesens erkennt und versteht, nur wer mit einem anderen Lebewesen fühlt, kann diesem helfen, sich weiterzuentwickeln und an vorhandenen Schwierigkeiten zu wachsen.

© Andreas Linde/Kosmos

Die Aufnahme eines blinden Hundes, wie Mika, bedeutet eine große Aufgabe für die Halter.

Leben in der Gegenwart

Du solltest also vielmehr deinen Hund bewundern. Schließlich hat er seine bisherige Vergangenheit gemeistert und diese überlebt! Wenn du Mitgefühl statt Mitleid empfindest, siehst du vielmehr die Gegenwart als die Vergangenheit. Du siehst, welches Glück der Hund hat, denn ihn erwartet ab sofort ein wundervolles Leben! Ab jetzt hat er nicht nur ausreichend Futter und medizinische Versorgung, er darf auch seine Bedürfnisse ausleben und wird von dir sicher durch das Leben geführt (von der Leyen & Böhm-Reithmeier, 2017, S. 26)!