Tirol persönlich erzählt -  - E-Book

Tirol persönlich erzählt E-Book

4,7

Beschreibung

Tirol aus nächster Nähe - und aus fünf spannenden Blickwinkeln! FÜNF BEKANNTE TIROLER PERSÖNLICHKEITEN erzählen ihre ganz persönliche Geschichte Tirols: "The Voice" ERNST GRISSEMANN spricht über eine jahrzehntelange Radiokarriere, eine harte Schule bei Hermann Brix, davon, wie er zum Mister Ö3 wurde, über die Entwicklung des Songcontests und seine Liebe zur Schauspielerei. HELMUT PECHLANER, langjähriger Leiter des Innsbrucker Alpenzoos und ehemaliger Direktor des Tierparks Schönbrunn, beschreibt das Innsbruck der Nachkriegszeit, den Weg vom "Viechernarrischen" zum hohen Tier, seinen Kampf, für den Alpenzoo Geld aufzutreiben, die nicht immer leichte Arbeit im Tierpark Schönbrunn und die Zeit bei "Treffpunkt Natur". Bildhauer und Künstler JOS PIRKNER redet von großer Liebe und großer Kunst, bewohnbaren Skulpturen und der Arbeit an den Bullen für die Red-Bull-World und das Verhältnis zwischen Kunst und Provinz. Berglegende WOLFGANG NAIRZ erklärt, weshalb er Innsbruck als Welthauptstadt des Optimismus bezeichnet, wie er sich die Welt erkletterte, wie er mit den großen Verlusten umgeht, die er am Mt. Everest hinnehmen musste, wie er eine Eislawine in einem Zelt überlebte und was er vom Bergtourismus hält. Der Industrielle und Volksschauspieler ARTHUR THÖNI erzählt von seiner Tätigkeit als Präsident des Tiroler Rotkreuz-Verbandes, seinem Streben nach Unabhängigkeit, straffer Zügelführung als Notwendigkeit für unternehmerischen Erfolg und von der Kontroverse um die bekannte Dornenkrone, die nahe seinem Firmengelände in Telfs ihren Platz gefunden hat. Sie alle schildern in diesem Buch, wie sie wichtige Ereignisse in der Geschichte dieses Landes erlebt und mitgestaltet haben. Dieses Buch versammelt Beiträge über -Ernst Grissemann -Helmut Pechlaner -Jos Pirkner -Wolfgang Nairz -Arthur Thöni

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Tirol persönlich

erzählt

Zeitzeugen im Gespräch

Herausgegeben von Tiroler Tageszeitung,

ORF Tirol und Casinos Austria

Aller guten Dinge sind drei

Dr. Karl Stoss, Generaldirektor der Casinos Austria AG

Ich gebe zu, ich war von Beginn an zuversichtlich, dass die Zeitzeugen-Gespräche gute Resonanz finden. Dass sie derart erfolgreich sein würden und wir Ihnen die dritte Ausgabe des Buches präsentieren dürfen, hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Und ich möchte nicht verhehlen: Ich bin darüber wirklich froh und glücklich. Und dankbar.

Dankbar vor allem jenen großen Persönlichkeiten des Landes Tirol, die sich für diese Gespräche zur Verfügung gestellt haben. Die uns sehr persönliche Einblicke gewährt haben, uns teilhaben ließen an ihren Erlebnissen, die mit uns gemeinsam noch einmal eingetaucht sind in längst vergangene Jahrzehnte voller Höhen und Tiefen. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön dafür!

Freilich ging das nicht ohne die Mithilfe zahlreicher engagierter Damen und Herren. Hier gilt mein besonderer Dank Elmar Oberhauser, einem der profiliertesten und besten Journalisten unserer Zeit. Dank seiner großen journalistischen Erfahrung hat er es auch diesmal wieder ausgezeichnet verstanden, den Zeitzeugen Antworten und Statements zu entlocken, die für uns alle von großer Bedeutung sind und, dank dieses Buches, auch für die Nachwelt aufbewahrt werden können.

Mein Dank gilt natürlich auch unseren Kooperationspartnern, der Moser Holding und dem ORF Landesstudio Tirol. Sie haben durch die begleitende, umfangreiche Berichterstattung zum erfolgreichen Gelingen dieser Veranstaltungen beigetragen.

Ein Dankeschön auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Verantwortlichen des Casino Innsbruck. Sie haben durch ihre großartige Unterstützung einmal mehr gezeigt, dass unsere Casinos deutlich mehr sind als Orte der gehobenen Unterhaltung und des Vergnügens. Casinos sind mit Veranstaltungsreihen wie den Zeitzeugen-Gesprächen besondere Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Lebens.

Vielen Dank auch den Zuhörerinnen und Zuhörern der Veranstaltungen und Ihnen als Leserinnen und Lesern dieses Buches, die Sie sich Zeit nehmen für diese Zeitdokumente und damit auch einen Beitrag leisten, damit diese wichtigen Erinnerungen in den Köpfen und Herzen der Menschen fortbestehen.

Dr. Karl Stoss

Generaldirektor Casinos Austria AG

Charme des Geheimnisvollen

Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding

Mit der publizistischen Aufarbeitung beeindruckender Lebensgeschichten haben wir uns vor rund drei Jahren das ehrgeizige Ziel gesetzt, das Lebenswerk jener Menschen aufzuzeichnen und für nachfolgende Generationen festzuhalten, die maßgeblichen Anteil an den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Entwicklungen des Landes Tirol hatten und haben.

Ich betrachte dieses nunmehr bereits dritte Zeitzeugenbuch als einen wichtigen Schritt in den Anstrengungen, mehr über unsere Heimat Tirol zu erfahren, und die drei Ausgaben sind die beste Bestätigung dafür. Denn dieser Schatz an Erfahrungen und persönlichen Eindrücken, den Elmar Oberhauser in seinen Interviews meisterhaft zu Tage fördert, vermittelt in Zusammenarbeit mit den Recherchen der TT-Redakteure einfühlsame Porträts faszinierender Zeitgenossen genauso nachdrücklich wie die dadurch »lebendig« werdende Vielfalt Tirols.

Geschichte lebt durch Geschichten – tatsächlich ist es immer wieder das Ergebnis aus den Gesprächen mit Menschen, die zum Teil historische Ereignisse und Zeiten selbst erlebt haben, die Neugierde entfachen. Band drei muss daher – wie seine Vorgänger auch – als eine Bereicherung der Geschichtsschreibung betrachtet werden, soll zur Stärkung des Geschichtsbewusstseins anregen.

Wenn ein Pionier wie Arthur Thöni über die Anfänge seines jetzigen Imperiums zu plaudern beginnt, wenn Wolfi Nairz über Grenzerfahrungen auf über 8000 Metern berichtet oder Ernst »The Voice« Grissemann mit unverwechselbarer Stimme Episoden aus einer Zeit erzählt, in der Radio gleichsam als »gesellschaftlich hochwertiges Kulturinstrument« betrachtet wurde, dann vermittelt das auch den Charme des Geheimnisvollen. Das sollte sich niemand entgehen lassen.

Verbunden mit einem herzlichen Danke an unsere Zeitzeugen, an unsere Partner Casinos Austria und ORF Tirol, an Elmar und den Haymon Verlag wünsche ich höchstes Lesevergnügen mit Tirol persönlich erzählt.

Hermann Petz

Vorstandsvorsitzender der Moser Holding

Spannende Lebensgeschichten

Helmut Krieghofer, Landesdirektor des ORF Tirol

In der bereits dritten Staffel der Gesprächsreihe »Zeitzeugen« in Zusammenarbeit von Casinos Austria, Tiroler Tageszeitung und ORF Tirol ist die jüngere Zeitgeschichte Tirols einmal mehr spannend und sehr persönlich erzählt worden. An fünf Abenden haben jeweils Hunderte interessierte Tirolerinnen und Tiroler faszinierende Persönlichkeiten als Zeitzeugen erlebt. Im Gespräch mit Elmar Oberhauser haben diese teils ganz neue Einblicke in ihre jeweiligen Lebensgeschichten zugelassen: Radiolegende Ernst Grissemann, Bildhauer Jos Pirkner, der frühere Zoodirektor Ernst Pechlaner, Paradeunternehmer Arthur Thöni sowie Alpinist und Abenteurer Wolfgang Nairz.

Ernst Grissemann hat die Geschichte des ORF über Jahrzehnte hinweg geprägt. 1952 begann der Imster als Sprecher bei »Radio Innsbruck/ Sendergruppe West«, aus dem später ORF Radio Tirol entstand. Später baute er innerhalb weniger Wochen das bis heute erfolgreiche Ö3 auf, gestaltete als Hörfunkintendant den Kultursender Ö1 maßgeblich mit und kehrte 1990 als Intendant zum ORF Tirol zurück. Der unverwechselbare Klang seiner Stimme brachte Ernst Grissemann den Spitznamen »The Voice« ein, auf den er selbst aber nur ungern reduziert wird.

Der Osttiroler Bildhauer Jos Pirkner fasziniert als heute 86-Jähriger mit ungebrochener Schaffenskraft und Kreativität. Ein geradezu gigantisches Werk hat er zuletzt für die neue Red-Bull-Firmenzentrale in Fuschl geschaffen: Es ist eine in Bronze gegossene Bullenherde, jede der Skulpturen wiegt eineinhalb Tonnen. Jos Pirkner ist stolz darauf, dass er sich nie dem Zeitgeist angepasst hat. Viele Modeströmungen in der modernen Kunst sieht er kritisch und nimmt sich dazu kein Blatt vor den Mund. Kunstkäufern rät er mit Nachdruck, sich auf das eigene Gefühl und nicht nur auf Namen zu verlassen.

Aus einem tierisch bewegten Leben erzählt Helmut Pechlaner. Der studierte Tierarzt leitete viele Jahre lang den Alpenzoo in Innsbruck und machte später aus dem Tiergarten Schönbrunn in Wien einen international anerkannten Zoo. Nachhaltig in Erinnerung geblieben ist Helmut Pechlaner vielen Menschen in Österreich auch durch die jahrelange Moderation der ORF-Fernsehreihe »Universum«. In launigen Anekdoten erinnerte er sich etwa an Brieftauben im Dienst von Bergrettung und Bundesheer oder den wissenschaftlich erbrachten Beweis dafür, dass auch Tiere lügen können.

Vorzeigeunternehmer Arthur Thöni aus Telfs zeigt bis heute, wie man eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte schreibt. Vor 50 Jahren gründete er die »Thöni Industriebetriebe« in Telfs. Das Familienunternehmen beschäftigt heute 600 Menschen und ist mit Produkten in den Bereichen Aluminium, Umwelt- und Energietechnik sowie Maschinen- und Anlagenbau international erfolgreich. Arthur Thöni war auch Präsident der Tiroler Industriellenvereinigung sowie des Roten Kreuzes Tirol. Den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten, sieht er nach wie vor als seine Aufgabe.

Als leidenschaftlicher Alpinist hat Wolfgang Nairz ein bewegtes Leben hinter sich und ist immer noch neugierig auf weitere Abenteuer. Der Innsbrucker leitete 1978 die erste österreichische Expedition auf den Mount Everest. Dass er als erster Österreicher auf diesem höchsten Berg der Welt stand, sieht er im Rückblick als glücklichen Zufall. Neben dem Bergsteigen ist das Ballonfahren die zweite große Leidenschaft von Wolfgang Nairz. 2000 Stunden war er im Ballon unterwegs, besonders fasziniert hat ihn die Alpenüberquerung. Seit Jahren engagiert sich Nairz sozial für die Bevölkerung von Nepal. Der Titel seines neuen Buches ist bezeichnend für seine Lebenseinstellung: »Es wird schon gut gehen«.

In den Zeitzeugen-Gesprächen haben alle diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten faszinierende Lebensgeschichten erzählt.

Im »Trommelfell« von ORF Radio Tirol waren die Höhepunkte aus den einzelnen Interviews bereits zu hören. Ich darf Ihnen eine kurzweilige Lektüre mit den ausführlichen Lebensgeschichten der Zeitzeugen wünschen.

Helmut Krieghofer

Landesdirektor ORF Tirol

Vermächtnis für die Ewigkeit

Projektkoordinator Fred Steinacher

Hintere Reihe: Helmut Krieghofer (ORF), Silvia Lieb (Moser Holding), Hannes Hutter (Casinos Austria)

Vordere Reihe: Zeitzeuge Ernst Grissemann und Moderator Elmar Oberhauser

Gut gelaunt und vollgepackt mit interessanten Geschichten von sechs Persönlichkeiten, die in Tirol hautnah erlebt ihre abenteuerliche Zeitreise durch die Jahrzehnte zum Besten gegeben hatten, deponierte Elmar Oberhauser im April 2012 seine Vorfreude auf Teil zwei der Zeitzeugenserie.

Nun schreiben wir den November 2014 und am Tisch liegt mit Tirol persönlich erzählt bereits der dritte Band – wiederum als eine ganz spezielle Form der Geschichtsschreibung, in der fünf bedeutende Tiroler in ebenso vielen faszinierenden Kapiteln in ihre Erinnerungen eintauchten, aus ihrer Sicht das Geschehen aus vergangenen Jahrzehnten lebendig werden ließen.

Oberhausers Grundsatzfrage zu dieser Serie, ob es denn eine Garantie dafür geben würde, dass in der Vergangenheit alles so verlaufen ist, wie uns das die Historiker erzählen, ist bisher für alle unsere Hauptdarsteller zu einer Herausforderung geworden und die Antworten bzw. Erzählungen sind eine Bestätigung der These des Dr. Walter Fink (ehemals Kulturchef des ORF), der behauptete: »Wenn mehrere Menschen die gleiche Geschichte erzählen, dann ist es jedes Mal eine andere Geschichte.«

Elmar Oberhauser hat es jedenfalls einmal mehr meisterhaft verstanden, die viele Jahre umfassenden Gedanken, Erinnerungen und Erlebnisse unserer aktuellen Zeitzeugen zu erfragen; fünf Redakteure der Tiroler Tageszeitung haben mitgeschrieben, nachgefragt und letztlich Porträts und Geschichten über jene Menschen verfasst, die in den unterschiedlichsten Bereichen Großes, Nachhaltiges geleistet haben; und damit ihrer Zeit sowie dem Land Tirol ein Vermächtnis für die Ewigkeit hinterlassen.

Dieses Vermächtnis aufzuzeichnen und gemeinsam mit dem Haymon Verlag in einer Buchreihe zu dokumentieren, hat einen besonderen Reiz, nicht zuletzt weil man – aus nächster Nähe sozusagen – eintauchen darf in die Historie von Menschen, die mit ihrem Wirken entscheidend dazu beigetragen haben, dass der Name Tirol in aller Welt bekannt ist.

Dank sagen möchte ich an dieser Stelle vor allem unseren Zeitzeugen, die mit ihren Erzählungen für kurzweilige Abende im Casineum gesorgt haben und ausreichend Stoff für spannende Buchbeiträge lieferten. Ein herzliches Dankeschön gebührt aber auch den KollegInnen aus der TT-Redaktion, die mit ihren Beiträgen wohl einzigartige Erinnerungen in einem Lesestoff der besonderen Art vermitteln.

Viel Spaß bei

Tirol persönlich erzählt wünscht

Fred Steinacher

Projektkoordinator

Moser Holding

Arthur Thöni – ein politischer Kopf und Wirtschaftsgeist

Von Peter Nindler

Arthur Thöni im Zeitzeugen-Gespräch mit Elmar Oberhauser

Im März 1996 war der Präsident des Tiroler Roten Kreuzes Arthur Thöni plötzlich mit einem Problem konfrontiert, das tirolweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. Die Haarpracht von drei Außerferner Zivildienern erregte die Bezirksleitung so sehr, dass ihnen die Versetzung nach Osttirol angedroht wurde. Die Außerferner Rot-Kreuz-Führung zog sogar Anzeigen bei der Bezirkshauptmannschaft in Erwägung, sollten sich die drei nicht die Haare schneiden lassen. Der Industrielle Arthur Thöni war damals seit 12 Jahren Rot-Kreuz-Präsident, die Dienstanweisung für die Zivildiener jedoch eindeutig: Bei aufrechter Körperhaltung dürfen die Haare den Hemdkragen nicht berühren und Koteletten sind exakt mit dem unteren Ohrläppchenende zu begrenzen.1 Das Problem wurde jedoch rasch und pragmatisch bereinigt, heute muss Thöni darüber schmunzeln. »Wenn man nach den damaligen Kriterien die Rot-Kreuz-Organisation aufrechterhalten hätte müssen, wäre das eine kleine Truppe gewesen. Das Rote Kreuz hätte seiner Aufgabe nicht mehr nachkommen können.«

Arthur Thöni ist ein strikter Verfechter des Hausverstands. Auf der Ebene der Rot-Kreuz-Funktionäre musste er jedoch manchmal gegenteilige Erfahrungen machen. Da wurden junge Leute mit dem Argument abgelehnt, dass sie ja nichts taugen würden, »weil sie Ohrringe haben. So weit ist das gegangen.« Der Telfer Industrielle ließ sich deshalb aber keine grauen Haare wachsen, sondern verfolgte seinen Weg des Hausverstands. »Ich habe mir insofern nicht schwergetan, weil ich zu dieser Zeit noch relativ jungwüchsige Familienmitglieder hatte. Da lernt man als Familienvater schon mit diesen Problemen umzugehen. Heute geht es nicht mehr um lange Haare, sondern um Piercings und Tattoos. Zuerst wehrt man sich dagegen, aber dann sind solche Trends sehr wohl verkraftbar«, sagt der 75-Jährige. Er will Menschen nicht nach solchen Nebensächlichkeiten und Äußerlichkeiten beurteilen, weil das weder richtig noch zuträglich ist. »Würden solche Maßstäbe gelten, hätte ich in meinem Mitarbeiterstab einige hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ablehnen müssen. Gott sei Dank steht man heute über solchen Dingen. Aber eigentlich war es auch schon damals so.«

Es ist ein Wesenszug des Industriellen, dass er das Übergeordnete nicht nur sieht, sondern nicht aus den Augen verlieren möchte. Seit Jahrzehnten prägt Thöni das Tiroler Wirtschaftsgeschehen und ist bestens vernetzt mit der Wirtschaft, der Politik und öffentlichen Institutionen und Einrichtungen. Von 1984 bis 1997 war er Präsident des Tiroler Roten Kreuzes und gleichzeitig Vizepräsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Als Präsident der Industriellenvereinigung saß er acht Jahre lang am Tisch mit den Sozialpartnern, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Hypo Tirol Bank erlebte er 2001/2002 die heftigsten politischen Turbulenzen in der Tiroler Landespolitik seit Jahrzehnten. Thöni war Teil davon, gemeinsam mit dem damaligen Raiffeisen-Chef Fritz Hakl wurde er in der Debatte über die letztlich gescheiterte Fusion der Hypo Tirol Bank mit der Südtiroler Sparkasse als zentraler Akteur im Schatten der Politik bezeichnet.2

Patriarch, Patriot mit einem großen sozialen Gewissen, (wirtschafts)politischer Kopf, einflussreicher Strippenzieher und Paradeunternehmer mit 600 Mitarbeitern, der aus dem 1964 gegründeten Ein-Mann-Schlossereibetrieb ein zu 98 Prozent exportorientiertes Unternehmen in Telfs geschaffen hat; Arthur Thöni werden viele Eigenschaften zugeschrieben, er selbst bekennt sich zu einem gesunden Egoismus und ist vor allem eines: ein Tiroler Charakter. Er, der im Salzburger Pinzgau aufgewachsen ist, wurde ein waschechter Tiroler, der sich jedoch keinen Talblick angeeignet hat, sondern über die Grenzen Tirols hinaus denkt und agiert.

Auf die Beschreibung Patriarch oder Paradeunternehmer folgt die Erwiderung sofort. »Paradeunternehmer – das ist Unsinn, den gibt es nicht. Es ist allerdings richtig, dass ich mit Leib und Seele Unternehmer bin.«3Das mit dem Patriarchen sieht Thöni differenziert. Grundsätzlich gibt er ja zu, dass es gewisse straffe Zügel benötigt, »um Ordnung aufrechtzuerhalten«. Diesen Weg hat er von frühester Jugend an gelernt »und vor allem lernen müssen«, wie er sagt. »Als Selbstständiger, beginnend mit meinem Ein-Mann-Betrieb, habe ich das tagtäglich erleben müssen.« Thöni ist überzeugt, dass Erfolg immer im Zusammenhang mit einem Minimum an Ordnung steht. »Sonst hat man keinen Erfolg.«

Diese Einsicht und Botschaft will Thöni seinem Führungsstab und seinen Mitarbeitern in der Thöni Gruppe vermitteln. Im Konferenzraum liegen fünf aus Aluminium angefertigte Zahnräder. »Nur wenn sie ineinandergreifen, bewegt sich das Ganze. Das ist unsere Philosophie, das sind unsere Werte«, blickt Thöni 2014 auf 50 Jahre Unternehmensgründung zurück. In der Lehrwerkstätte befindet sich für jeden Lehrling ein eigenes Zahnrad mit Namen und Bild, damit sich die Lehrlinge als Teil des Ganzen sehen und es ihnen auch bewusst wird. Thöni ist zuversichtlich, dass seine Firmenphilosophie nachhaltig wirkt. »Wenn jeder selbst ein wenig seine Zügel in der Hand hält, dann ist auch in schwierigen Zeiten Erfolg immer wieder machbar.«

Der Drang nach Unabhängigkeit

Die Lebensgeschichte des Arthur Thöni ist eng verknüpft mit dem Drang auszubrechen, persönliche Freiheit und Unabhängigkeit anzustreben. Das lässt sich nicht stoppen, auch nicht mit 75. Daraus schöpft der erfolgreiche Unternehmer mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Euro gleichzeitig seine Innovationskraft.

Thöni strebte stets nach einer geordneten Unabhängigkeit, was angesichts eines autoritär geprägten Elternhauses mit einem strengen Vater und Anfang der 1950er-Jahre nicht so einfach war. Vor allem seinem Vater behagte Thönis Unternehmergeist gar nicht. »Mein Vater war immer voller Ängste, dass das nicht gutgehen kann. Er stammte aus Landeck und hatte 15 Geschwister. Er war Eisenbahner und wuchs in ärmsten Verhältnissen auf. Meine Mutter kam aus dem Salzburgerischen, sie waren zuhause auch 13 Kinder. Das alles hat meine Eltern sehr geprägt.«

Wenn Thöni über das Verhältnis zu seinem Vater spricht, dann ringt er mit sich. Zum einen sind es der Respekt und die Anerkennung, die er ihm entgegenbringt. Andererseits erinnert er sich an die Enge. »Dass ich mich selbstständig gemacht habe, war in Wahrheit auch eine Trotzreaktion gegenüber meinem doch sehr autoritären Vater.« Thöni will seinem Vater jedoch gerecht werden, weil dieser immer bestrebt war, »dass es der Bua einmal besser haben soll«. Vater Josef ermöglichte den Kindern den Hauptschulbesuch, was damals nicht selbstverständlich gewesen ist. »Ich bin in Mittersill zur Hauptschule gegangen, rund zehn Kilometer entfernt von unserem Wohnort Uttendorf. Manchmal mussten wir sogar zu Fuß zur Schule gehen, weil es kaum Verkehrsverbindungen gab.«

Doch nicht nur besser sollte es der junge Arthur einmal haben. Nein, er sollte auch in die Fußstapfen seines Vaters als Eisenbahner treten. Thöni holt die Vergangenheit in die Gegenwart zurück: »Mein Vater hat sich sehr darum bemüht, dass auch ich ein Eisenbahner werde.« Noch vor seiner Übersiedelung nach Telfs erlernte Arthur Thöni im Pinzgau den Beruf eines Werkzeugschmieds. Nach Telfs kommend fühlte er sich »als erster Gastarbeiter«. Offen und ohne Zurückhaltung spricht Thöni über seine Erfahrungen mit den Einheimischen, »weil ich Zurückhaltung und das Zuagerast-Sein am eigenen Leib miterlebt habe«.

Trotz seines Freiheitsdrangs kommt wieder die Disziplin ins Spiel. »Von meiner Kinderstube her wurde ich so geprägt, aber auch in meiner beruflichen Ausbildung als Lehrling.« Sein Lehrherr war während des Zweiten Weltkriegs Ausbildner. »Was Disziplin und Ordnung betrifft, hat er uns schon die Wadln nach vorne gerichtet. Es war nicht immer angenehm, aber ich möchte diese Zeit nicht missen.« Doch Thöni überzeichnet seine Erfahrungen und Eindrücke von damals nicht und möchte manches natürlich nicht in die heutige Zeit übersetzen. Verschmitzt gibt er zu, »dass ich heute manchen gerne bei den Ohren ziehen möchte. Aber keine Sorge, ich tu es natürlich nicht.«

Nach seiner Lehrzeit begann das Abenteuer Eisenbahn, das Thöni aber nicht befriedigen konnte. Ein Jahr arbeitete er als Stellwerkswärter am Bahnhof Telfs/Pfaffenhofen. »Der Bahnhofsvorstand hat uns die einschlägigen Eisenbahnvorschriften gedrillt und uns richtig in die Mangel genommen«, sah sich Thöni erneut in ein tägliches Korsett gezwungen. Als Stellwerks- und Schrankenwärter zu arbeiten, war ihm nicht ausreichend. Deshalb versuchte er in Innsbruck Fuß zu fassen, und zwar am Westbahnhof und später am Bahnhof in Hötting. Aber die Bahn war nicht die Welt des Arthur Thöni. Sehr zum Leidwesen seines Vaters, der darüber bitter enttäuscht war. Thöni zog es zurück in die Privatwirtschaft zur Textilfabrik Jenny & Schindler. In der Reparaturwerkstätte bestand seine Aufgabe im Generalüberholen der Webstühle und Textilmaschinen. Er musste sie warten und auf Vordermann bringen. »Da habe ich mir viel Allgemeinwissen und fachliche Kompetenz aneignen können«, schwärmt Thöni noch heute über diese beruflichen Erfahrungen.

Doch die Tätigkeit in der Textilbranche konnte ihn auf Dauer ebenfalls nicht befriedigen, also wechselte Thöni zum Maschinenbau Ganner. »Bei Ganner verbrachte ich eine wertvolle Zeit, weil ich mich beruflich weiterentwickelt und den Werkmeister gemacht habe. Denn mit dem Werkmeister stand auch eine Gewerbeberechtigung in Verbindung.« Der Gewerbeschein: Beinahe magisch fühlte sich Thöni davon angezogen. »Selbstständig zu werden, das spukte immer schon in meinem Hinterkopf. Das hat mich einfach gereizt.« Eigentlich sollte er zum Werksmeister bei Ganner aufsteigen, aber einmal mehr musste er jemanden enttäuschen, um seinen Traum zu leben, und zwar den Betriebsinhaber Hermann Ganner. Für Thöni gab es kein Zurück mehr, endlich wollte er die Gelegenheit beim Schopf packen und einen eigenen Betrieb eröffnen. »Ich hatte das Glück, dass in Telfs ein älterer Herr einen kleinen Schlossereibetrieb, aber keine Nachfolger hatte. Als ich ihn gefragt habe, ob ich seinen Betrieb übernehmen könnte, hat er spontan zugesagt und mich großartig unterstützt.« Jetzt war Arthur Thöni Unternehmer. Das war im Jahr 1964. Dort, wo sein Ein-Mann-Betrieb damals stand, eröffnen sich heute seine Werke. »Telefon hatte ich anfangs noch keines. Ein benachbarter Gärtner half mir jedoch aus. Bis du selbst ein Telefon hast, kannst ruhig bei mir telefonieren, hat er mir angeboten. So verfügte ich von der ersten Stunde an auch über eine gute Infrastruktur, obwohl das Telefon rund 200 Meter entfernt war.«

Unternehmer zu werden, bedeutete für Thöni auch eine Abnabelung vom Vater. »Mein Freiheitsdrang war wegen der strengen Erziehung immer schon ausgeprägt. Unabhängig und frei zu sein, das motivierte mich damals und auch heute noch.« Für ihn ist es gleichfalls ein Ansporn, tagtäglich Erfolg anzupeilen. »Ich bin kein Materialist, aber es benötigt eine gewisse Liquidität, um etwas umzusetzen und etwas zu bewegen.«

Am Beginn von Thönis Unternehmerkarriere stand ein striktes wirtschaftliches Konzept. Er orientierte sich an Vorbildern, die ihm Ratschläge gaben. Im Wesentlichen ging es immer um eine solide Basis als Grundlage für eine stete Weiterentwicklung. So hat er den Sprung ins Unternehmertum nie als Abenteuer empfunden. »Du hast täglich die Möglichkeit, aus einem Schilling zwei zu machen. Und wenn du ganz gut bist, kannst du aus einem Schilling drei machen«, haben gute Freunde Thöni geraten. Schon bei seinem ersten Auftrag ist ihm das gelungen. »Das gab mir schon Auftrieb.« Der Schilling verfolgte Thöni in seiner Gründerzeit auf Schritt und Tritt.

»Gib nie einen Schilling aus, den du nicht hast«, riet ihm sein Vater. Diesen Ratschlag hat Thöni dankbar angenommen. »Das zieht sich bis in die heutige Zeit herauf, in der wir wirtschaftlich doch erfolgreich sind. Wir investieren in neue Werke, Produkte oder in die Thöni-Akademie. Wir geben nur Geld aus, das wir vorher erwirtschaftet haben.« Gerne zitiert Thöni mit Benjamin Franklin einen der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika, um den wahren Wert von Arbeit und wirtschaftlichem Erfolg zu definieren. »Wer euch sagt, dass ihr anders reich werden könnt als durch Arbeit und Sparsamkeit, der betrügt euch, der ist ein Schelm.«4

Innovation und Widerstand als Antriebskraft

50 Jahre später sitzt Arthur Thöni in seinem Büro auf dem Areal der Thöni-Werke in Telfs. Von 1000 Schilling Umsatz bei seinem ersten Auftrag im Jahr 1964 ist der Jahresumsatz im Vorjahr auf über 200 Millionen Euro angewachsen. Die Eckpfeiler der Thöni-Gruppe sind die Aluminiumverarbeitung, Umwelt- und Energietechnik, Anlagenbau, Schlauchproduktion und Manufacturing. Mittlerweile zählt der Telfer Industriebetrieb auch zu den großen Zulieferern der Automobilindustrie. Darauf ist Arthur Thöni besonders stolz, denn in dieser Sparte Fuß zu fassen, ist nicht einfach. Vergleiche mit der Gründerzeit und dem wirtschaftlichen Aufschwung will er dennoch nicht ziehen. »Aufgrund unserer heutigen soliden Basis und auf dem Fundament, auf dem wir stehen, dürfen wir uns effektiv als unabhängig bezeichnen. Wenn wir ein Projekt interessant finden, dann wird abgewogen, ob sich der Erfolg einstellen kann oder nicht. Wenn ja, dann sind wir oft schneller als jeder andere in der Lage, einem Kunden zu sagen: Ja, das machen wir. So war es möglich, uns in einer so schwierigen Sparte wie in der Autoindustrie zu etablieren.« Grundlage für die Zulieferung von Strukturteilen und Komponenten für Motorengehäuse ist jedoch einmal mehr Thönis Kernkompetenz in der Aluminiumbranche. Heute verlassen täglich rund 40.000 Komponenten für diverse Automarken die Werkshallen in Telfs. In den vergangenen vier bis fünf Jahren wurden rund 30 Millionen Fahrzeuge mit Thönis Aluminiumkomponenten ausgestattet.

Insgesamt werden bei Thöni aktuell 35.000 verschiedene Produkte hergestellt.

Schattenseiten, ja, die hat es natürlich für Arthur Thöni immer wieder gegeben. »Zur Genüge«, wie er sagt. Was den spontanen Widerstand anlangt, sind für ihn die Tiroler Weltmeister. »Man ist einfach dagegen. Gott sei Dank bin ich von meinem Naturell her so gestrickt, dass ich etwas Widerstand benötige, um den Gegenbeweis anzutreten. Und entgegen oder trotz mancher Unkenrufe ist daraus das eine oder andere entstanden.« Manches, und das bedauert Thöni, ist leider auf der Strecke geblieben. Da fällt ihm etwa das Müllthema ein und sofort ein aktueller Rechnungshofbericht des Bundes, der im Juni 2014 veröffentlicht wurde. Dass es in Tirol nach wie vor keine Lösung im Land gibt, stört ihn heute noch. »Das hat den Tirolerinnen und Tirolern unglaublich viel Geld gekostet.« Selbstbewusst ist er überzeugt, dass mit dem Thöni Knowhow das Abfallthema der thermischen Verwertung von wertvollen Wertstoffen beispielhaft gelöst hätte werden können. »Auf diesem Gebiet wären wir heute Marktführer.« Thönis Konzept Anfang der 2000er-Jahre sah vier mechanisch-biologische Anlagen sowie drei Verbrennungsanlagen in Tirol vor. Doch die Politik bzw. die damalige Landesregierung hat sein Angebot nicht angenommen. Heute wird der Tiroler Müll zur Verbrennung außer Landes gebracht.

1960 Telfer Buam: Arthur Thönis (l.) erste Firma: die Telfer Buam

1984: Hofübergabe im Tiroler Roten Kreuz: Daniel Swarovski (l.) übergibt die Präsidentschaft an Arthur Thöni.

1974 Besuch Wallnöfer: Der legendäre Landeshauptmann Eduard Wallnöfer besuchte Arthur und Christl Thöni in Telfs.

Wie in der Müllfrage, so kreuzten sich Thönis Wege mit der Politik immer wieder. Die Politik war und ist heute noch, wenngleich sie eine deutlich untergeordnete Rolle spielt, ein Teil seines Lebens. Thöni, der zweifellos der Macht nicht abhold ist, will in Tirol etwas bewegen. Deshalb kommt und kam er stets mit der Politik in Berührung. Inzwischen ringt ihm die damalige Absage an sein Müllkonzept ein Lächeln ab. Trotzdem ist für ihn eine gewisse humoristische Betrachtung nicht angebracht, weil die Tiroler seit Jahrzehnten zur Kasse gebeten werden; weil es eben keine Mülllösung im Land gegeben habe. Doch Thöni wäre nicht Thöni, wenn er in dieser politischen Niederlage nicht noch einen Vorteil sehen würde. »Auch diesen Widersachern bin ich dankbar, weil wir deshalb heute ganz anders gelagert sind. Am Biogassektor wird Thöni nämlich in ganz Europa als erste Adresse gehandelt. Immerhin konnten wir in den letzten Jahren in Italien 72 Biogaskraftwerke errichten«, verweist Thöni auf die erfolgreiche Sparte Umweltenergietechnik in seinem Unternehmen. In Deutschland wurden ebenfalls Großprojekte errichtet wie das Biogas-Kraftwerk auf dem Gelände der Rhein-Main-Deponie bei Frankfurt, wo 45.000 Tonnen organische Abfälle umgewandelt werden. Und 2013 hat Thöni in Augsburg ein noch größeres Werk mit einem Volumen von 55.000 Tonnen Bioabfall eröffnet. »Aus Abfall und Müll wird gefiltertes Methangas in das Erdgasnetz eingespeist. Das sind Errungenschaften und Antworten auf den damaligen anhaltenden Widerstand in Tirol«, kann sich Thöni einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Dem Standort Tirol will Thöni die Treue halten, wenngleich es für ihn nicht immer einfach war und ist. »Immer vorausgesetzt man lässt uns arbeiten«, spricht er die seinerzeitige Errichtung des Aluminiumschmelzwerks im bayerischen Kempten an. Das wäre eigentlich in Tirol geplant gewesen. 1995 wollte er die Aluminiumschmelze in Ötztal Bahnhof bauen, doch die Verhandlungen brachten nicht den gewünschten Erfolg. »Die Gemeinde ist meinem Wunsch, 15.000 Quadratmeter Grund zu kaufen und 20.000 Quadratmeter Fläche für eine allfällige Erweiterung bereitzuhalten, nicht nachgekommen. So sind wir nach Kempten in Deutschland ausgewichen.«5 Thöni bezeichnet die Vorgangsweise der Kommunalpolitik heute noch als Fehler. »Das ist eine unnötige Belastung. 150 Kilometer liegen zwischen Kempten und Telfs für den Hin- und Rücktransport. Aber wenn etwas nicht machbar ist, benötigt es Kompromisse, obwohl es wirtschaftlich nicht vernünftig und ein umweltpolitischer Unsinn ist.« Täglich werden in Kempten 200 Tonnen Recycling-Metall geschmolzen und das Vormaterial dann mit zwölf Lkw-Zügen am Tag über den Fernpass nach Telfs geliefert. »Ein Lkw-Fahrverbot über den Fernpass würde das Aus für Telfs als Produktionsstandort bedeuten.« Der Kern des Unternehmens soll jedoch immer in Tirol bleiben, versichert Thöni. Die Forschungs- und Entwicklungszentrale ist schließlich in Telfs beheimatet. »Wo das Hirnschmalz ist, wird auch immer die operative Zentrale sein.«6