Tiroler Heimat 86 (2022) -  - E-Book

Tiroler Heimat 86 (2022) E-Book

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Beschreibung

Der diesjährige Band der Tiroler Heimat präsentiert neueste Forschungen von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Der Themenschwerpunkt gilt dem Mittelalter, der Frühen Neuzeit und der Neueren Geschichte, mit Beiträgen zur Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Region, zu einzelnen Persönlichkeiten wie Viridis Visconti, Maximilian I., Nikolaus Cusanus, Peter von Spaur, Gaspar Brusch und Hippolyt Guarinoni. Editionen mittelalterlicher Quellen, Beiträge zum historischen Erzbergbau und zu römischen Meilensteinen im Pustertalergänzen den Band ebenso wie Rezensionen zu neuesten Publikationen.Inhalt (Titel gekürzt): Christina Antenhofer: Witwen und ihre Netzwerke | David Fliri: Der historische Erzbergbau im Vinschgau | Tobias Pamer: Der Rotulus des Peter von Spaur | Simon Rabensteiner: Politische Kommunikation zwischen Nikolaus Cusanus und dem Brixner Domkapitel | Anton Strobl: Die lateinischen autobiographischen Fragmente Kaiser Maximilians I. | Gottfried Eugen Kreuz: Gaspar Brusch in Tirol | Hansjörg Rabanser: Hippolyt Guarinoni und seine Beschreibung der Grafschaft Tirol in Gestalt des Riesen Haymon | Wolfgang Strobl: Dr. Franz Töpsl als Archäologe und Antiquar | Hubert Held: Carl Ghega und die Handelsstraße von der oberen Adria zum Bodensee | Francesca Brunet, Siglinde Clementi: Überlegungen zur Entwicklung der Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Region Tirol-Südtirol-Trentino

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Tiroler Heimat

Zeitschrift fürRegional- und KulturgeschichteNord-, Ost- und Südtirols

Begründet von Hermann Wopfner

Herausgegeben von Christina Antenhoferund Richard Schober

86. Band 2022

Universitätsverlag Wagner

Inhaltsübersicht

Editorial

Aufsätze

CHRISTINA ANTENHOFER

Witwen und ihre Netzwerke. Beziehungen, Handlungsräume und Geschäfte der Viridis Visconti am Beispiel des Verzeichnisses ihres Urkundenarchivs (nach 1407)

DAVID FLIRI

Der historische Erzbergbau im Vinschgau

TOBIAS PAMER

„Herzog Fridreichs clag und fürpringung“.Der Rotulus des Peter von Spaur – Beschreibung, Edition und Kommentar

SIMON RABENSTEINER

„Ubi non est ordo, ibi est confusio.“Politische Kommunikation zwischen Nikolaus Cusanus und dem Brixner Domkapitel (1450–1455)

ANTON STROBL

Eine Keimzelle dynastischer Legitimation:Die lateinischen autobiographischen Fragmente Kaiser Maximilians I.

GOTTFRIED EUGEN KREUZ

Gaspar Brusch in Tirol. Ein prominenter Humanist als Spion für den Fürstenaufstand gegen Karl V.?

HANSJÖRG RABANSER

„Der uhrheber, Pflantzer unnd Vatter diser Graffschafft“.Hippolyt Guarinoni und seine Beschreibung der Grafschaft Tirol in Gestalt des Riesen Haymon

WOLFGANG STROBL

Dr. Franz Töpsl als Archäologe und Antiquar.Zum Fund von drei römischen Meilensteinen in Toblach (1743)

HUBERT HELD

Carl Ghega und die Handelsstraße von der oberen Adria zum Bodensee. Eine verkehrshistorische Untersuchung der Straßenverbindungen des Kronlandes Tirol und Vorarlberg mit Venetien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil I

FRANCESCA BRUNET / SIGLINDE CLEMENTI

Eine umfassende Perspektive.Überlegungen zur Entwicklung der Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Region Tirol-Südtirol-Trentino

Besprechungen

Klaus Brandstätter, Tirol und das späte Mittelalter.Ausgewählte Aufsätze, hg. von Julia Hörmann-Thurn und Taxis und Gustav Pfeifer (JÖRG SCHWARZ)

Ursula Stampfer / Claudia Schretter-Picker, Die mittelalterlichen Handschriften in der Bibliothek des Augustiner Chorherrenstiftes Neustift (RUTH ISSER)

Michael Stolberg, Gelehrte Medizin und ärztlicher Alltag in der Renaissance (ELISABETH LOBENWEIN)

Elena Taddei, Anna Caterina Gonzaga, Erzherzogin von Österreich, Landesfürstin von Tirol und Klosterstifterin (RUTH ISSER)

Hansjörg Rabanser, Der Lauterfresser.Der Hexenprozess gegen Matthäus Perger in Rodeneck und seine Rezeption (PETER FÄRBERBÖCK)

Ein Fürstenleben zwischen Alltag und Aufruhr. Die französische Korrespondenz des letzten Salzburger Fürsterzbischofs Hieronymus Colloredo mit seinem Bruder Gundaker. Eine historisch-kritische Edition, bearb. von Elisabeth Lobenwein (LUKAS FALLWICKL)

Il paese sospeso. La costruzione della provincia tirolese (1813–1816), hg. von Marcello Bonazza / Francesca Brunet / Florian Huber (ANDREAS GOTTSMANN)

Michael Kasper, Ländliche Elite zwischen Beharrung und Wandel? Die regionale Oberschicht in Westtirol und Vorarlberg an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert (ERIKA KUSTATSCHER)

Katharina Scharf, Alpen zwischen Erschließung und Naturschutz. Tourismus in Salzburg und Savoyen. 1860–1914 (HASSO SPODE)

Francesco Frizzera, Cittadini dimezzati. I profughi trentini in Austria-Ungheria e in Italia (1914–1919) (HANS HEISS)

Nikolaus Hagen, Nationalsozialistische Kulturpolitik in Tirol und Vorarlberg (HELGA EMBACHER)

In Treue fest durch die Systeme. Geschichte der Südtiroler Blasmusik 1918–1948, hg. vom Südtiroler Landesarchiv und vom Verband Südtiroler Musikkapellen (FRANZ GRATL)

Christian Mathies / Hilde Strobl, Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte (MICHAEL GEHLER)

Christoph Franceschini, Geheimdienste, Agenten, Spione. Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte (GERALD J. STEINACHER)

Erbgesund und kinderreich. Südtiroler Umsiedlerfamilien im „Reichsgau Sudetenland“, hg. von Elisabeth Malleier / Günther Pallaver / Margareth Lanzinger (ROBERT OBERMAIR)

Renate Mumelter / Siglinde Clementi / Karl Tragust, Die Landesmutter. Waltraud Gebert Deeg (ANDREA URTHALER)

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften 1847–2022. Eine neue Akademiegeschichte, 3 Bände, hg. von Johannes Feichtinger / Brigitte Mazohl (ERIKA KUSTATSCHER)

Kindheitsgeschichten. Storie d’infanzia, hg. von Ulrich Leitner / Annemarie Augschöll-Blasbichler (WALTRAUD SCHÜTZ)

Ulrike Loch / Elvisa Imširović / Judith Arztmann / Ingrid Lippitz, Im Namen von Wissenschaft und Kindeswohl. Gewalt an Kindern und Jugendlichen in heilpädagogischen Institutionen der Jugendwohlfahrt und des Gesundheitswesens in Kärnten zwischen 1950 und 2000 (DANIEL DEPLAZES)

 

Abstracts

Autorinnen und Autoren dieses Bandes

Editorial

Der diesjährige Band der Tiroler Heimat präsentiert eine zeitlich und thematisch breit gestreute Palette an Forschungen, die von der Antike bis ins 20. Jahrhundert reichen. Als zeitlicher Schwerpunkt heben sich das Mittelalter und die Frühe Neuzeit ab, wobei die Beiträge vielfach Einzelpersonen in den Blick nehmen: so etwa Viridis Visconti, Maximilian I., Nikolaus Cusanus, Peter von Spaur, Gaspar Brusch oder Hippolyt Guarinoni. Mehrere Arbeiten rücken ausgewählte Quellen ins Zentrum und liefern Editionen etwa von mittelalterlichen Quellen. Ein Forschungsüberblick ist der Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Region gewidmet. Weitere Aufsätze befassen sich mit dem historischen Erzbergbau und römischen Meilensteinen im Pustertal. Schließlich bieten neunzehn Rezensionen einen Überblick zu neuesten Publikationen aus der Region und benachbarten Gebieten.

Den Auftakt macht ein Aufsatz zu Viridis Visconti, der ausgehend vom Inventar ihrer Urkunden die Netzwerke, Handlungsräume und Geschäfte der Witwe Leopolds III. in den Blick nimmt. CHRISTINA ANTENHOFER legt hier erstmals eine kommentierte Edition dieses bislang von der Forschung eher vernachlässigten Dokuments vor. Das Inventar umfasst jene Urkunden, die nach dem Tod von Viridis (nach 1407) in ihrem Haus in Ljubljana/Laibach gefunden wurden. Neben Regesten ihrer Eheurkunden listet es auch kurze Zusammenfassungen von Urkunden über ihre frommen Stiftungen an lokale Klöster und über eine Reihe wirtschaftlicher Transaktionen, vor allem Pfand- und Kaufgeschäfte. Diese beinhalten die Namen zahlreicher lokaler Personen aus verschiedenen sozialen Schichten und überliefern viele regionale Ortsund Flurnamen. Das Dokument besticht als frühes Urkundenverzeichnis ebenso wie als Quelle über ein Frauenarchiv, das Einblick in die Geschäfte einer Witwe gibt.

DAVID FLIRI bietet im Anschluss eine Zusammenschau der Überlieferung zum historischen Erzbergbau im Vinschgau. Der Westen des heutigen Südtirol wurde bislang in der reichen Forschung zur Geschichte des Tiroler Bergbaus eher vernachlässigt. Vor diesem Hintergrund liefert dieser Aufsatz eine zusammenfassende Darstellung der bekannten Archivquellen und der relevanten Literatur, die neu betrachtet und um weitere Funde ergänzt werden. Nach der Lokalisierung der Tiroler Berggerichte im Vinschgau werden die individuellen Bergbauinitiativen in dieser Gegend in chronologischer Reihenfolge vorgestellt. Während im Mittelalter nur wenige Operationen nachgezeichnet werden können, gab es im 18. Jahrhundert einen regelrechten Boom. Dies kulminierte in der Einrichtung eines staatlichen Schmelzwerks in Prad am Stilfserjoch 1725, das jedoch nach weniger als 40 Jahren wieder schließen musste, was einen Niedergang des Bergbaus in dieser Gegend nach sich zog. Insgesamt kann man somit den Bergbau im Vinschgau als ein eher begrenztes Phänomen betrachten.

Drei Beiträge blicken sodann auf sehr bekannte historische Persönlichkeiten des Spätmittelalters. TOBIAS PAMER legt in seiner Arbeit eine kommentierte Edition des Rotulus Peters von Spaur vor, ein Dokument, das einen der spektakulärsten Prozesse in der spätmittelalterlichen Tiroler Geschichte belegt. Seit 1418 gab es Verhandlungen und militärische Aktionen zwischen Herzog Friedrich IV. und Peter von Spaur, Hauptmann in Trentiner und Tiroler Diensten. Nach einer kurzen Zusammenschau der Vorgeschichte des Konflikts und der Friedensverhandlungen zwischen den beiden Kriegsparteien richtet sich der Fokus auf den mehr als drei Meter langen Rotulus selbst − einer von drei aus dem Spätmittelalter erhaltenen Tiroler Rotuli − als Quelle für den Konflikt. Beschreibungen der einzelnen Klagen und Verteidigungen sowie eine Liste aller genannten Personen ergänzen die Edition des Dokuments. Einem sehr bekannten spätmittelalterlichen Konflikt widmet sich auch SIMON RABENSTEINER. Er betrachtet die Auseinandersetzung zwischen Nikolaus Cusanus und dem Domkapitel von Brixen im Zeichen der politischen Kommunikation. 1450 war Cusanus gegen den Willen des lokalen Domkapitels von Papst Nikolaus V. als Fürstbischof von Brixen eingesetzt worden. Zahlreiche Quellen belegen die Kommunikation zwischen den verschiedenen Interessensgruppen in den diversen Phasen der Auseinandersetzung. Im ersten Jahr dominierte der Konflikt zwischen der päpstlichen Ernennung und der lokalen Wahl, die folgenden Jahre bestimmen die Differenzen zwischen Bischof und Domkapitel mit Blick auf die Frage, wie das Bistum zu führen sei, Differenzen, die durchaus als Fortsetzung der Agenden von Cusanus’ Reise als päpstlicher Legat durch deutsche Lande zu sehen sind. ANTON STROBL wendet sich ebenso einer vernachlässigten Quelle aus prominenter Feder zu: den sogenannten lateinischen autobiographischen Fragmenten Kaiser Maximilians I., die bislang im kaiserlichen Ruhmeswerk eher am Rande behandelt wurden. Der Autor gibt eine kritische Zusammenschau des gegenwärtigen Forschungsstandes zu den Fragmenten und bietet sodann eine diskursanalytische Untersuchung des Textes aus der Handschrift J, die es erlaubt, einige bisherige Annahmen zur Datierung wie zur Intention dieses Manuskripts zu hinterfragen. Weniger als um eine wirkliche Autobiographie handle es sich hier wohl um Vorarbeiten zum kaiserlichen Ruhmeswerk.

Ins barocke Tirol führt GOTTFRIED EUGEN KREUZ. Zitate in der barocken Geschichte Tirols aus der Feder des Franz Adam von Brandis (1678) lassen darauf schließen, dass Brandis Manuskripte verwendete, die von Gaspar Brusch (1518– 1557) verfasst wurden, einem bekannten Sammler und Dichter. Die auf diese Weise rekonstruierten verlorenen Manuskripte belegen, dass Brusch durch Tirol reiste, vermutlich im Sommer 1551. Diese Reise stand wohl in Zusammenhang mit dem Fürstenaufstand gegen Kaiser Karl V., was sie zu einem seltenen Beispiel humanistischer Spionagetätigkeit macht. Darüber ergeben sich auch neue Bewertungen mit Blick auf die Rolle König Ferdinands und Erzherzog Maximilians im Jahr 1552, die gegenüber dem Kaiser wohl weniger Loyalität als bisher angenommen zeigten. Historiographisches Schrifttum im Tirol des 16. Jahrhunderts steht auch im Zentrum des Beitrags von HANSJÖRG RABANSER. Er richtet das Interesse auf die Darstellung Tirols in Karten der Zeit. Hatte der Aquila Tirolensis das Land in der Form eines Adlers gezeigt, so übertrug Hippolyt Guarinoni diese Darstellung in seinem Werk in die Gestalt eines Riesen. Guarinoni inkorporierte wohl die Legende des Riesen Haymon, den er förmlich zum Gründervater Tirols stilisiert, in sein Werk.

WOLFGANG STROBL folgt anschließend dem Archäologen und Antiquar Franz Töpsl auf den Spuren römischer Meilensteine in Toblach im 18. Jahrhundert. Das Pustertal war in römischer Zeit Teil der Provinz Noricum und weist eine Reihe römischer Meilensteine auf. Der Erste, der diese erfasste und zugänglich machte, war Editorial Anton Roschmann (1694–1760). Ein bislang übersehenes Dokument belegt, dass 1743 der bayerische Augustinermönch und Gelehrte Dr. Franz Töpsl drei römische Meilensteine in Gratsch bei Toblach wiederentdeckte. Er beschrieb diese und schickte den Bericht über den Fund an seinen Freund Roschmann. Die Lage der drei Fundstücke deutet auf die strategische Bedeutung des Weilers Gratsch in römischer Zeit.

Einem weiteren lokalen Pionier gilt das Interesse von HUBERT HELD, der Carl Ghega (1802−1860) als Wegbereiter des Straßenbaus in den Blick nimmt. Der Beitrag widmet sich dabei der Handelsroute von der oberen Adria bis zum Bodensee. 1840 wurde Ghega mit Plänen für ein großes Straßenprojekt in Tirol betraut und startete darauf seine Karriere als technischer Hauptbeamter beim Eisenbahnbau. Der Beitrag widmet sich insbesondere dem Handbillet Kaiser Franz’ I., das 1819 in Venedig erlassen wurde und Verbesserungen an den Straßen vorsah, die von den neuen italienischen Provinzen in die Erblande führten. Das großangelegte Programm der Diagonale sollte den Verkehr zwischen den Habsburger Häfen an der Oberen Adria und dem Bodensee beschleunigen, vor allem den Transport von Rohbaumwolle. Ghega wurde damit beauftragt, die Durchführbarkeit des Projekts zu bewerten.

Der letzte Beitrag bildet insofern eine schließende Klammer zum ersten, als hier wieder Frauen als Protagonistinnen der Geschichte ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. FRANCESCA BRUNET und SIGLINDE CLEMENTI bieten eine Zusammenschau der Entwicklung der Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Region Tirol-Südtirol-Trentino. Der Text ist in folgende thematische Abschnitte gegliedert: Biographien, Frömmigkeit, Ehe und Familie, Körper – Mutterschaft – Psychiatrie, Wirtschaft, Arbeit, Auswanderung, Schule und Bildung, Politik und Feminismus, Krieg und Regime sowie Kriminalität, Abweichung und Rechtsquellen. Entlang dieser Themen wird jeweils ein Überblick über die relevanten Arbeiten im Bereich der Frauen- und Geschlechtergeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart gegeben. In der Einleitung führen die Autorinnen in die Forschungsrichtung ein, skizzieren auch Versuche in der Vermittlung der Themen und benennen im Fazit Desiderate für die weitere Forschung. Der Beitrag schließt mit einer Gesamtbibliographie.

CHRISTINA ANTENHOFER / RICHARD SCHOBER

Witwen und ihre Netzwerke. Beziehungen, Handlungsräume und Geschäfte der Viridis Visconti am Beispiel des Verzeichnisses ihres Urkundenarchivs (nach 1407)

CHRISTINA ANTENHOFER

1. Einleitung

Viridis oder Verde Visconti (um 1351–1407/1409) ist eine jener Fürstinnen, die in der Geschichte vergleichsweise wenig Spuren hinterlassen haben. Geboren als älteste Tochter von Bernabò Visconti und Beatrice Regina della Scala, war sie eine der sogenannten Hunderttausend-Gulden-Töchter der aufstrebenden Mailänder Signori, deren enorme Mitgift es ihnen ermöglichte, Verbindungen zu den großen europäischen Fürstenhäusern zu knüpfen und damit das politische Netzwerk der Visconti über ganz Europa auszudehnen.1 Viridis heiratete den Habsburger Leopold III. und wurde damit eine der Tiroler Landesfürstinnen,2 dies gerade im historischen Moment des Übergangs von Tirol an die Habsburger.3 Bildlich hinterlassen hat sie ihre Spuren auf dem Flügelaltar von Schloss Tirol, dessen Stifterbildnis die Huldigungsreise der Habsburger Leopold III. und Albrecht III. dokumentierte, die beide mit ihren Gattinnen abgebildet sind (Abb. 1).4 Noch ein zweites Kulturdenkmal wird mit Viridis in Verbindung gebracht, die Pariser Handschrift des Tacuinum sanitatis, in der eine handschriftliche Notiz auf Viridis als Besitzerin verweist.5

Abb. 1: Stifterinnenbild der Viridis Visconti (links, neben ihrem Gemahl Herzog Leopold III. von Habsburg) am Altar von Schloss Tirol. Wiener Hofmaler, 1370/73. Altar von Schloss Tirol, Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Ältere Kunstgeschichtliche Sammlungen, Inv.-Nr. Gem 1962 (Leihgabe Prämonstratenser Chorherren-Stift Wilten). Foto: Tiroler Landesmuseen. Mit freundlicher Genehmigung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Innsbruck.

Nicht weniger bemerkenswert ist eine weitere schriftliche Quelle, die mit Viridis in Zusammenhang gebracht werden kann und die bislang von der Forschung weitgehend vernachlässigt wurde, nämlich das Verzeichnis der Urkunden, die sich nach ihrem Tod in ihrem Haus in Laibach/Ljubljana befanden. Dieses Verzeichnis ist nicht nur als ein besonders frühes Inventar eines Archivs von Bedeutung.6 Vielmehr interessiert es in diesem Zusammenhang insbesondere als Dokument über die Urkunden einer Fürstin, die zugleich Einblick in ihre Handlungsräume und damit ihre Agency geben.

Im Folgenden wird zunächst ein kurzer Blick auf das Leben der Viridis Visconti geworfen. In einem zweiten Schritt werden die wichtigsten Informationen aus dem Urkundenverzeichnis knapp zusammengefasst und damit die Auswertung des Verzeichnisses in großen Zügen umrissen. Ein abschließendes Fazit resümiert die Erkenntnisse der Quelle vor allem mit Blick auf die Frage der Netzwerke und Handlungsräume spätmittelalterlicher Fürstinnen. Im Anhang erfolgt sodann die Edition des Dokuments.7 Für die große Hilfe bei der Identifizierung der vielen Orts-, Flur- und Personennamen sowie für die Hinweise zu noch erhaltenen Urkunden aus dem Bestand danke ich herzlich Miha Kosi und Matjaž Bizjak (beide Zgodovinski inštitut, ZRC SAZU, Ljubljana), ohne deren Unterstützung ich diese Edition nicht hätte umsetzen können.

2. Viridis Visconti – Umrisse eines Fürstinnenlebens

Viridis wurde um 1351 als Älteste der insgesamt 16 Kinder von Beatrice Regina della Scala (um 1331–1384) und Bernabò Visconti (1323–1385) geboren.8 Als Vierzehn jährige heiratete sie 1365 den gleichaltrigen Herzog Leopold III. (1351–1386). Die Ehe gründete auf den engen Beziehungen, die bereits die Tiroler Grafen zum oberitalienischen Raum unterhielten,9 und ist vor dem Hintergrund des Bestrebens Rudolfs IV. um Bündnispartner im Norden Italiens zu verstehen.10 Am 23. Februar 1365 wurde die Hochzeitsfeier in Mailand zelebriert. Das über die Eheversprechen ausgestellte Notariatsinstrument erlaubt lebhafte Einblicke in die Zeremonie. So werden die drei Verlobungsringe genannt, die Leopold Viridis an den Finger steckte, und es wird berichtet, dass ein Dolmetscher anwesend war, um die Verständigung zu gewährleisten.11 Im März reisten die Brautleute zurück. Am 26. April stellte Rudolf in Wien im Namen seiner Brüder Albrecht und Leopold die Urkunde über die Versicherung ihrer Mitgift auf die in Krain gelegenen Städte und Schlösser Laibach/Ljubljana, Krainburg/Kranj und Stain/Kamnik aus.12 Nicht zuletzt ist die Eheschließung in Mailand auch insofern in Erinnerung geblieben, als Rudolf IV. in Mailand nur wenige Monate später, am 27. Juli 1365 verstarb, vermutlich an einem Nierenleiden.13

Albrecht konnte sich in der Folge gegenüber Leopold als der Ältere behaupten und Vorrechte beanspruchen. 1370 nahmen dann auch beide gemeinsam die Erbhuldigung in der Grafschaft Tirol vor, ein Ereignis, an das am Altar von Schloss Tirol erinnert wird, wie eingangs ausgeführt. Spannungen zwischen den Brüdern führten dazu, dass Leopold im Juli 1373 die Verwaltung Tirols, der Vorlande und Krains übernahm, während die Einnahmen aus allen Ländern unter den Brüdern aufgeteilt wurden.14 Weitere Vereinbarungen folgten, welche die Schwierigkeiten nicht beseitigten und schließlich 1379 zur endgültigen Teilung der Länder im Neuburger Vertrag führten.15 1386 starb Leopold in der Schlacht bei Sempach und hinterließ Viridis mit 35 Jahren als Witwe.16

Bis zum Tod ihres Mannes war Viridis kaum in Erscheinung getreten, ein Befund, der sich durchaus auch mit dem anderer Fürstinnen deckt.17 Insgesamt kann man wohl von einer dynastisch geglückten Ehe sprechen, da das Paar sieben Kinder hatte, drei Töchter und vier Söhne: Margarete (* um 1370, † nach 1400; verh. mit Johann von Mähren), Wilhelm der Ehrgeizige/Freundliche (1370–1406), Leopold IV. der Dicke (1371–1411), Ernst der Eiserne (1377–1424), Elisabeth (1378–1392), Katharina (* nach 1380, wurde Nonne) und Friedrich IV., genannt mit der leeren Tasche (1382–1439).18

Einblicke in Viridis’ Handlungsräume eröffnen die Urkunden, die sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien erhalten haben. Insbesondere trat sie als Stifterin für das Zisterzienserstift Sittich/Stična in Krain19 hervor, als dessen Wohltäterin sie Johann Weichard Valvasor mehrfach anführt, nämlich für die Jahre 1397, 1404 und 1424.20 Schellmann zufolge soll sich Viridis nach dem Tod Leopolds in das Kloster Sittich zurückgezogen haben.21 Das hier vorgestellte Urkundenverzeichnis bestätigt, dass sich die Fürstin nach dem Tod Leopolds in Laibach/Ljubljana und Umgebung, also in den Gebieten ihres Wittums aufhielt, dort auch über ein eigenes Haus verfügte, dessen Inventar sich ebenso in diesem Verzeichnis findet, und dass sie dort zahlreiche Geschäfte tätigte, wie folgend ausgeführt wird. Das Verzeichnis zeigt zudem, dass Viridis auch als Stifterin für das Zisterzienserkloster Mariabrunn22 bei Landstraß/Kostanjevica tätig war. Immer wieder lieh sie wie auch im Fall von Sittich dem Kloster Geld und bekam dafür Güter übertragen, die nach ihrem Tod alle an die Klöster zurückfallen sollten. Im Gegenzug konnte sie für sich und ihre Familie Seelgeräte sichern. In Sittich sollte sie dann auch ihre letzte Ruhestätte finden, wenngleich der Grabstein dort heute nicht mehr erhalten ist.23

3. Handlungsräume der Viridis Visconti im Spiegel ihrer Urkunden

Im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien hat sich eine Reihe von Urkunden zu Viridis Visconti erhalten. Relativ typisch ist der Befund, dass die meisten zunächst Vereinbarungen im Vorfeld der Eheschließung betreffen.24 In der Folge sticht wie erwähnt besonders das Instrument über die Eheschließung mit seinen Einblicken in die Hochzeitszeremonie hervor.25 Zwei Monate später folgte die Urkunde über die Sicherung der Mitgift durch Rudolf IV.26 Jährlich sollte Viridis aus diesen Geldsummen der Sicherung Renten in Höhe von 10.000 Gulden erhalten, über die sie auch frei verfügen durfte.27 Allerdings sind erst aus der Witwenzeit der Fürstin urkundliche Belege darüber erhalten, dass sie eigenständig wirtschaften konnte – ein Befund, der wohl auch für andere Fürstinnen gelten kann, wie etwa Karl-Heinz Spieß dargelegt hat. Anne Foerster hat jüngst das Verständnis von Witwenschaft am Beispiel des Handelns und Verhaltens von königlichen Witwen im Mittelalter auch theoretisch ausgeleuchtet und mit dem Begriff der Performanz gefasst.28 Auch die Performanz der Viridis Visconti, um hier anzuschließen, über ihr eigenständiges Handeln und ihre Netzwerke lässt sich erst in der Witwenzeit konkret fassen. So stammen alle weiteren Urkunden im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Viridis erst aus den späteren Jahren (ab 1403).

Bemerkenswert ist die Vollmacht, die Viridis am 5. Dezember 1403 für ihren Sohn Herzog Leopold IV. ausstellte, wonach dieser die Zahlung von 85.000 Gulden durch Herzog Albrecht IV. vorantreiben sollte, die Viridis laut des Ehevertrags noch zustanden.29 Es handle sich dabei um versessenen Zins, der ihr noch nicht ausbezahlt worden sei. Man kann davon ausgehen, dass damit wohl die Auszahlung ihrer jährlichen Renten gemeint war; somit hatte sie in der Zeit ihrer Witwenschaft achteinhalb Jahre keine Renten erhalten oder es waren über einen längeren Zeitraum entsprechend geringere Renten an sie bezahlt worden.30

Einen plastischen Einblick in weibliche Netzwerke gibt eine Erbverschreibung vom 3. Juli 1404 durch Elisabeth, Witwe des Ulrich von Newel/Nevlje in Krain, die für den Fall ihres Todes Viridis ihren lehnbaren Hof in Nevlje vermacht.31 Sie dürfte in einem Dienstverhältnis zur Fürstin gestanden haben, da sie diese ihre gnädige Frau nennt. Unter weiblichen Netzwerken verstehe ich in diesem Fall die Beziehungen, die sich explizit zwischen Frauen nachzeichnen lassen, und zwar sowohl innerhalb des Hofes als auch über diesen hinaus reichend ebenso wie zwischen verschiedenen sozialen Schichten. Über die von Gerd Althoff maßgeblich geprägte Trias der Netzwerkbildung durch Verwandtschaft, Freundschaft und Genossenschaft hinaus gilt es hier die diversen Beziehungen zu betrachten, die wesentlich die Handlungssphären von spätmittelalterlichen Fürstinnen und Fürsten prägten.32 Netzwerke sind dabei keineswegs nur auf emotionale Verbindungen beschränkt, sondern umfassen diverse andere Beziehungen, etwa geschäftlicher Natur, oder auch das Stiftungsverhalten, wie das hier besprochene Verzeichnis exemplarisch zeigt. Insbesondere Testamente eignen sich, solche Netzwerke nachzuzeichnen, die sich etwa auch im Vererben von Geldbeträgen und mobilen wie immobilen Gütern widerspiegeln, wie die genannte Erbverschreibung erkennen lässt.

Weitere Einblicke in die Netzwerke und Handlungsräume von Viridis eröffnet schließlich ein Papierlibell, das als Urkunde 360 im HHStA überliefert ist. Es handelt sich dabei um das Inventar über alle Urkunden, die nach ihrem Tod in Laibach vorhanden waren, jenes Verzeichnis also, das im Zentrum dieses Beitrags steht.33

Das Inventar ist im typischen Schmalfolioformat als Verwaltungsverzeichnis angelegt. Es umfasst drei mittig gefaltete Doppelblätter und ein halbes Doppelblatt. Fol. 1r/v stellt heute samt der unbeschriebenen zweiten Hälfte die Außenhülle dar. Es ist undatiert, weist aber einen Dorsualvermerk, wohl von späterer Hand, auf, der das Verzeichnis auf ungefähr 1404 datiert.34 Die heutige Anordnung ist vermutlich aber nicht jene, in der das Verzeichnis ursprünglich angelegt war. So sind fol. 1r/v und das lose Blatt 6r/v in derselben blasseren Tinte beschrieben, während die beiden mittigen Doppelblätter (fol. 2r–5v) in dunklerer Tinte verfasst wurden. Man kann annehmen, dass fol. 6r/v eigentlich vorne einzuordnen wäre, vielleicht sogar den Anfang des Verzeichnisses bildet. Diese Annahme lässt sich darauf stützen, dass sich dort auch das Protokoll35 des Verzeichnisses findet: „Hie sind vermerkcht die briff, kauff / sacz und gelostbriff, die mein / vraw, die herczogin, lassen hat nach / irm abgang zu Laibach.“36

Viridis wird hier als meine Frau angesprochen, ein Hinweis darauf, dass es einer ihrer Bediensteten war, der das Inventar erstellte. Fol. 6 weist im Unterschied zum Rest des Verzeichnisses zwei Datierungen auf und ist insgesamt sorgfältiger, in einer steileren Schrift, vielleicht auch von anderer Hand verfasst worden. Dies deutet ebenso wie der Umstand, dass das Blatt lose eingelegt wurde, darauf hin, dass es vielleicht separat erstellt wurde, möglicherweise von einem anderen Schreiber. Das ist eine Vorgehensweise, die sich auch bei anderen Inventaren findet; sie wurden oft von verschiedenen Schreibern auf separaten Bögen erstellt.37

Das Verzeichnis weist den typischen Aufbau eines Inventars auf, indem jeder einzelne Eintrag mit einem „Item“ eingeleitet und auch über das Layout abgehoben ist.38 Für die Annahme, dass fol. 6r den ursprünglichen Beginn des Verzeichnisses darstellt, spricht der Umstand, dass fol. 6r mit „Item von erst“ beginnt. Es bleibt unklar, warum diese Seite dann irgendwann im Zuge der Archivierung nicht als Beginnseite angesehen wurde.

Die Nennung der einzelnen Urkunden ist recht schematisch: Es werden die ausstellenden Personen und der Rechtsinhalt aufgelistet, mit Nutzungsrechten, Fristen und Fälligkeiten sowie der Nennung weiterer Personen, die diese Verfügungen jeweils betreffen. Sowohl die zahlreichen genannten Personen als auch die vielen Flur- und Ortsnamen machen dieses Dokument auch zu einer regionalgeschichtlich wertvollen Quelle für die historischen Gegebenheiten in und um Laibach/Ljubljana. Im Inventar ist die zuvor genannte, von Herzog Rudolf ausgestellte Urkunde über die Sicherung der Mitgift ebenso angeführt wie die Erbverschreibung der Elisabeth von Navellin/Nevlje.39

Einen weiteren Bestand stellen die Seelgerätstiftungen dar, die Viridis für sich und ihre Familie in den Klöstern Sittich und Mariabrunn einrichtete. Einige Urkunden sind von Viridis’ Schwägern und ihrem Mann ausgestellt. Hier verdeutlicht sich wohl als weitere Erkenntnis, dass Viridis auch einen Teil des Hausarchivs ihres verstorbenen Mannes verwahrte und verwaltete.40

Der Großteil der Urkunden dokumentiert wirtschaftliche Transaktionen von Viridis, die im Zentrum zahlreicher Kauf- und Pfandhandlungen steht. So lassen sich als eine eigene Gruppe Kaufurkunden herauslösen, in denen einzelne Personen der Fürstin Güter verkaufen. Daran schließen Pfandurkunden an, wenn Güter an Viridis versetzt wurden.

Dass Viridis auch selbst Schulden machte und zwar etwa bei jüdischen Geldleihern, dokumentiert ein Sammeleintrag über 16 alte Geldschuldbriefe an Juden, die in einer Schachtel aufbewahrt wurden und offensichtlich beglichen worden waren.41 Dass sie weiterhin aktiv Schulden bei jüdischen Geldleihern machte, belegt ein weiterer Eintrag: „Item Schabel Janes des Juden sun ze / Laibach hat enphangen von meiner / vrawen der herczogin LXVI gulden / von hern Hansen von Stegberg / wegen.“42 Weitere Lösurkunden verdeutlichen, dass Viridis auch bei anderen Personen Güter verpfändet hatte, die sie selbst wiederum auslöste.

Genannt sind insgesamt über 150 Personen,43 darunter auch prominentere adlige Geschlechter wie die Auersperg. Das Verzeichnis listet mehr als 47 Urkunden und ein Inventar auf. Dieses wird auf fol. 5v angegeben, wieder ein Argument dafür, dass dieses Blatt als Ende des Verzeichnisses angesehen werden kann. Typisch ist dafür auch, dass der Eintrag über das Inventar mit Nota und damit als Nachtrag und Abschluss des Verzeichnisses über die Urkunden gekennzeichnet ist: „Nota was man in das dem haws / funden hat, das noch nicht getailt / ist.“ Das Inventar gibt keine weiteren Hinweise darauf, ob es sich um das Haus handelt, in dem Viridis gelebt hat. Der Nachtrag, dass es noch nicht geteilt wurde, kann darauf hindeuten, dass es im Zuge der Erbschaft aufgeteilt werden sollte. Möglicherweise ist es nur eines der Häuser, die Viridis besaß, was der relativ karge Inhalt des Inventars auch zu verdeutlichen scheint: Pferde, Kühe und Ochsen, Schweine, Wein, Lebensmittel, neun kleine Betten, zwei Decken, Hausgerätschaften, ein Saumsattel, Armbrüste sowie ungewirkte Kuh- und Kälberhäute.

Insbesondere dokumentiert das Verzeichnis, wie umfassend Viridis für ihr eigenes Seelenheil sorgte, indem sie Huben und eine Mühle von Klöstern als Pfand erhielt, die nach ihrem Tod wieder an diese zurückgingen. Damit verbunden waren mehrere Stiftungen: eine ewige Messe, ein ewiges Licht und ein Jahrtag mit Vigilien und Messen in Mariabrunn sowie täglich eine Messe, ein ewiges Licht und ein ewiger Jahrtag in Sittich. Zudem sollten die Ordensleute täglich für sie beten. Weitere Stiftungen sind erwähnt, aber nicht näher ausgeführt.

Das Verzeichnis eröffnet daneben auch Einblicke in die Schicksale von Personen und Nachbarschafts- wie Familienverbänden in und um Laibach/Ljubljana; manche Personen tauchen immer wieder auf. Etwa Lienhart Yger und seine Hausfrau, die Viridis an der Stelle der Kinder des Ludwig von Yeg/Ig44 bei Ljubljana 13 Huben verpfändeten (fol. 5r). Man kann hier wohl auf Unterstützung im Familienverband für womöglich noch unmündige Kinder, vermutlich Waisen, schließen. Soziale Härtefälle deuten sich an, wenn wir erfahren, dass Thomel Werder und seine Hausfrau sowie Iacob Woiska und seine Hausfrau Viridis 218 Gulden schulden, die sie bis Georgi bezahlen müssen und dafür mit all ihrer Habe haften (fol. 4v). Janes Witigo, der als Bürger zu Laibach genannt ist, und seine Hausfrau waren gezwungen, Viridis ihr Haus und ihren Hof in Laibach um 10 lib. Wiener denari zu versetzen. Auch Peter Sund Wulfings Sohn muss Viridis für 12 Pfund Wiener Pfennig sein Haus und seine Hofstatt zu Laibach sowie zwei Äcker verpfänden (fol. 3r). Gury Ginischvicz, Bürger zu Laibach, versetzte Viridis um 10 lib. Wiener denari sein Haus am alten Markt zu Laibach (fol. 2r). Martnie Unger, ebenso Bürger zu Laibach, und seine Frau Margret verkauften Viridis schließlich ihren Mayrhof, vor der Pruck zu Laibach gelegen (fol. 1r). Und auch Hanns Kocher zu Craberkch und sein Bruder Hundl sowie Reygweins des Igger Sohn verkauften Viridis ihr Haus und ihren Hof, gelegen in der Stadt zu Laibach.

4. Fazit

Sind Fürstinnen in den letzten Jahren vor allem mit Fokus auf ihre politische Macht und Handlungsmöglichkeiten verstärkt in den Blick geraten,45 so gibt es für ihr wirtschaftliches Agieren noch weit weniger Forschungsergebnisse.46 Zweifelsohne ist dies gerade für das deutsche Spätmittelalter auch durch die Quellenlage bedingt, da sich weit weniger Dokumente erhalten haben, die über dieses wirtschaftliche Agieren Aussagen zulassen.47 Wirtschaftsbezogenes Schriftgut, die so genannte pragmatische Schriftlichkeit, zählt generell zu den weniger gut erhaltenen Quellen, da diese Schriften in der eher politisch ausgerichteten Geschichtsschreibung der Neuzeit weniger Aufmerksamkeit erfuhren und damit geringere Überlieferungschancen hatten.48 Auch hier kann das Verzeichnis von Viridis im Vergleich zur urkundlichen Überlieferung im Haus-, Hof- und Staatsarchiv beredtes Zeugnis ablegen: lediglich sechs der 48 im Verzeichnis genannten Urkunden und Dokumente sind heute dort erhalten, drei weitere im Arhiv Republike Slovenije (ARS) Ljubljana; sechs weitere finden sich als Abschriften. Es mag dabei wenig verwundern, dass es vor allem jene Dokumente sind, die die Eheabsprachen anlangen, sowie die Schenkung über den Hof, der wohl noch zu verschreiben war.

Damit ist das Verzeichnis ein bemerkenswertes Dokument in mehrerer Hinsicht: Es belegt exemplarisch das Archiv einer Fürstin, das sich aus den genannten Urkunden erkennen lässt; es dokumentiert die Handlungsräume einer spätmittelalterlichen Witwe und zugleich auch die wirtschaftlichen Transaktionen, die Viridis in wechselseitigen Beziehungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Gebiete ihrer Witwengüter unterhielt. Ferner ist das Verzeichnis Zeugnis für ihr Stiftungsverhalten, das bislang zu einseitig auf Sittich fokussiert behandelt wurde. Über die Erkenntnisse zu Viridis hinaus gibt dieses Verzeichnis aber auch wertvolle Einblicke zu Personen und Orten in und um Laibach/Ljubljana, zu jüdischen Geldleihern dort und letztlich auch zur Frage, was sich aus dem Spätmittelalter bis heute an Überlieferung erhalten konnte.

5. Edition

Verzeichnis der Urkunden der Viridis Visconti

Signatur: HHStA UR FUK 360

Datum und Ort: [nach 1407] [Laibach/Ljubljana]

Regest: „Verzeichnis der Kauf-, Satz- und Ablösungsurkunden, welche zu Laibach nach dem daselbst erfolgten Tode der Herzogin Viridis von Mailand, Witwe Herzogs Leopold III. von Österreich, vorgefunden worden sind.“49

Anmerkungen: Papierlibell. Drei ineinandergelegte Papierblätter, bereits stark brüchig im Bug, ohne Heftung, zum Schmalfolio in der Mitte gefaltet. 1 Blatt besteht nur aus einem halben Papierbogen, dort befindet sich das Protokoll, nunmehr aber als vorletztes Blatt lose eingelegt. Aufschrift hinten auf der letzten leeren Seite. Keine Foliierung, es wird folgend so durchgezählt, wie das Verzeichnis heute aufbewahrt ist.

Format: Maße nach Scan mit cm-Leiste ca. 31 h x 10,5 b cm. Rechts und links je ca. 1 cm Rand gelassen, rechts schreibt der Schreiber teilweise ganz hinaus, manchmal auch 1,5 cm Rand; oben 1,5 cm, zwischen den Posten ca. 1–1,5 cm Abstand; später auch nur mehr 0,5 cm Abstand, z. B. fol. 2r. Ab fol. 1v links 2 cm Rand, zu der die einzelnen Stücke bzw. Inventarposten einleitenden Partikel „Item“ ca. 1,5 cm; dort wird „Item“ nur mehr mit Kleinbuchstaben („it“) geschrieben, nicht mehr wie auf fol. 1r „It“ in Auszeichnungsschrift; damit ist fol. 1r als erste Seite anzunehmen, auch wenn das Protokoll dann auf fol. 6r folgt. Fol. 1r und v und das eingelegte lose Blatt 6r und v (das nur mehr die Hälfte eines Doppelblattes darstellt) sind in derselben blassen Tinte beschrieben, während die zwei anderen, mittigen Doppelblätter (heute zu zählen fol. 2r–5v) mit dunklerer brauner Tinte, aber von der gleichen Hand beschrieben wurden. Daraus ist nochmals zu schließen, dass das lose Blatt 6r–v wohl weiter nach vorne einzuordnen wäre und am Anfang des Verzeichnisses stehen sollte.

Die „Items“ setzen ca. 0,5 cm vom Rand weg an, sodass eine hängende Absatzgliederung entsteht. Braune Tinte. Teilweise kleinere Löcher auf fol. 1, 2, 5, 7.

Digitalisat:https://www.archivinformationssystem.at/detail.aspx?id=592132

Editionsrichtlinien: Die Editionsrichtlinien orientieren sich an den Prinzipien, die für die Edition der Briefe um Barbara Gonzaga erarbeitet und angelegt wurden.50Es gelten folgende Grundsätze: U und v werden entsprechend dem Lautwert normalisiert. − I und j werden unterschieden. − Rundes und langes s werden nicht unterschieden. − Diakritische Zeichen wurden nach Möglichkeit annähernd wiedergegeben. − Zeilenwechsel wird beibehalten. − Nur Satzanfänge, Eigennamen und Nomina Sacra beginnen mit Großbuchstaben. − Römischen Ziffern werden als Versalien wiedergegeben. − Sichere Abkürzungen wurden ohne Kennzeichnung aufgelöst, zum Teil auch gekürzt stehen gelassen und mit Punkt gekennzeichnet (um den Textfluss zu reduzieren). − Unsichere Auflösungen von Abkürzungen und unsichere Lesungen stehen in runden Klammern. − Ergänzungen durch die Bearbeiterin stehen in eckigen Klammern. − Ungewöhnliche und (nach heutigem Verständnis) fehlerhafte Wortformen und Wortverwendungen sind nur an besonders auffallenden Stellen durch nachfolgendes [!] markiert. − Die Interpunktion folgt einer verständnisfördernden Satzgliederung in mäßiger Anlehnung an die modernen Regeln. − Streichungen und interlineare Ergänzungen werden entsprechend graphisch wiedergegeben. − Zur leichteren Orientierung wurden die genannten Urkunden und das Inventar mit einer fortlaufenden Nummer in eckigen Klammern versehen.

[folio 1r]

[1]

Item Hanns Kocher cze Craberkch und pharr ze

Pilichgrecz51 und Hu(n)dl sein brueder und

Reẏgweins des Igg(er) sün haben verchawfft

meiner frawen der herczogin ïr haws und

hoff gelegen in der stat cze Laybach beẏ des

Snabels haws umb LII mãrk schilling(er).

[2]

Item Kathreȳ Seȳwost von Ruspach52 witïb

hat verchawfft der herczogin czwo hueben

zu Sand Jost53 in Pilichgrêczer pharr.

Auff der ain siczt Pet(er) der Brate, auff

der andern Pett(er) peȳ der chirchen mit dem

Jehud(e)n [?] czwo garben cze nemme(n) umb LIIII lb.54

Wienner phen(n)ig.

[3]

Item dye egenannte Kathreÿ Seÿbost von Ruspach55

witib hat dýe ain vorgeschriben hueben

vor versaczt meiner ffrawn [!] der herczogin,

da Pett(er) der Brate auff siczt per X mārk s(chillinger).56

[4]

Item Martnie der Ung(er) pürger cze Laȳbach und

Margret sein wirtin habent verchaufft

der herczogin den Maÿrhoff vor der

prukch cze Laȳbach hinder dem kloster57

cze nachst Michels des Ungesmach

und Martes des Schusters Maÿrhoffen

umb LIIII flor(enen).

[5]

Item Dȳepolt von Awerspergk58 hat meiner frawn

der herczogin versaczt ain hueben cze

Phahengrueb59 in Igger60 pharr da Michel

auff ist gesessen fur XXXVI flo(renen)

und ist dÿe losnüg vierczehen tag vor

Jorẏ oder vierczehen tag hinnäch.

[folio 1v]

[6]

Item ain briff von herczog Albrechten61 selligen

dem eltern, das Anna Egolffs tochter

von Wẏllïngen Niklas des Gallen62

witib an sich gelost hat unser herschaft

supan63 von Ostereich Marthann den

supan zu Sand Veẏt64 mit zwelff huben

XXII hueben, die er under im hat,

und Jerman unsern herschaft supan

zu Geschel65 mit XII huben, die under

im sind, die Haidlein von Staïn

vormalen von herczog Lewpolten66 sind

versaczt fur drewhundert und sechtzig

march schillinger und hundert gulden,

hat die vorgena(nn)t Anna herczog

Albrechten perait darauf gelihen.

[7]

Item der abt und confent zu Unser Vrawen

beẏ Prūn67 beẏ Landstrost68 haben unsern

vrawen der herczogin ingeantwurt

sechs huben in dem dorff ze Frest69

IIII und in dem dorff beẏ Sand

Ulreich70 II in Laẏbacher pharr

umb zway hundert gulden. Und

wan sẏ abget, so sullen in die

guter ledig sein und sich d(er) wid(er)

under winden gernvkleich71 [?] an

wider red. Aber die gaistleich

lewt daselbs sullen nach irem

abgang Got pitten fur sich und

all ir vordern sell und die stift

volfuren, dar umb sie sich

vormallen gen ir verpunten habent

mit briffen.

[8]

Item das kloster zu Sẏttich72 hat unser

vrawen der herczogin ingeantwurt

XVII hueben und I mul, der funff

ligent am Treffenberg73, und III

huben zu dem Repiczt74, II hub ze

Lakk75, I mul ze Lakk, I hueb ze

Sateis76, I hub am Stainpach77

fur IIII hundert gulden ir lebtag.

Wan sy dan stirbt, so sind dem

gotzhaws die guter und mull

gancz wider ledig und sullen

an sich gernvkleich78 gefallen an

an widerred. Und mugen sich d(er)

under wïnden, doch also das

sẏe nach irem abgang altag

in irem kloster haben sullen ain

mess und ain ewigs liecht vor

Unser Vrawn altar und ainen

ewigen jartag, als sẏ abgangen

ist auf denselben tag.

[folio 2r]

[9]

Item das kloster zu Syttïch hat unser vrawn

der herczogin ingeantwurt XIII

hueben,79 III hueben dacz Kaczendorff80,

III hueb dacz Tewffental81 und zu

dem Lipowicz82 I hueben und under

der Lÿnden83 V hueb, zu Hulb(e)n84

I hueben fur II 1/2 hundert gulden.

Also wan sẏ mit dem tod abget,

so sullen sÿ denn dem kloster hin

wider ledig und los sein und

an sÿ gernkchleich85 gefallen an

widerred und mugen sich d(er) under

wïnden und umb das gelt sullen

sye ir und irenn erbn vordern sel.

gedechtnus haben, als die briff lawten,

die unser vraw die herczogin vormalen

von in dar umb hat.

[10]

Item von herczog Rudolffen86 und von herczog

Albrechten87 und von herczog Lewpolten88

ainen briff das unser fraw die

herczogin ist geweist auf das lant

Krain und pesunderleich auf die

vest und stet Laibach, Krainburg89

und Stain.90

[11]

Item Gurẏ Ginischvïcz purger ze Laibach

sel meiner vrawen gelten X lib. Win(er)

d. und hat ir dar umb versaczt

ir haws gelegem [!] am alten markch

ze Laibach zwischen des Domas

Blasen haws und geben von dem

haws jerleich II lib. d.91

[12]

Item XVI altter juden gelt schuld briff in

ainer schattel.

[13]

Item unser vraw die herczogin hat gelost

von den Roming unsern herschaft

zehent zu Sand Marien kirchen92 beẏ

Laibach und den zehent an dem

Traẏen93 dar umb herczog Lewpolt94

den Rommig seinen briff geben hat.

[14]

Item unser vraw die herczogin hat gelost

von Niklein dem Staynner umb

tausent gulden die Supan hueben

und zehent die sup im Mos,95 dar

zu VIII huben gehorent, und die

sup zu Sremsnik,96 dar zu XII hub

gehorent, und d(en) zehent ze Mathestorf,97

das alles fur LXII markch und

hundert lib. agler98d. schilling(er) angeslag(en)

ist.

[folio 2v]

[15]

Item unser vraw die herczogin hat an sich

gelost von Hansen dem Zekkarnner

umb III hundert phunt und LX lib.

Wẏenner d. fumff huben zu der

Newl,99 auf ainer siczt Ulreich, auf

ainer Juri, auf ainer Ulreich, auf

ainer Lewpet, auf ainer der Star,

ain hoff auf d(er) Chrepïn,100 ain hub

in dem Aichach,101 da Primas auf

siczt, ain hub am Purgstall,102 da

der Pirkcher auf siczt, ain hueb

zu Seẏcz,103 da Lame auf siczt, ain

ze Pelaicz,104 da Jacob auf siczt, ain

huben ze Radumel,105 da der Dïnczma(n)

auf siczt, ain hueb ze Sternawicz,106

da der Weber auf siczt, II huben zu

Mall(e)m107 [?], da der Weber auf der ainen siczt,

auf der andern sein sun, I hof ze

Lak,108 I hueb zu Chleczach,109 da der

Reisner auf siczt, I hub ze Zirkglach,110

da der Plafus auf siczt, I hueb in der

Tewnicz,111 da der Presenicz auf siczt,

I hueb in der Rumnychk,112 da Jorig auf

siczt, I mul under dem Cholenperg,113

im Lustal114 IIII huben, da auf ainer

siczt supan Hertel, auf ainer Herman,

auf ainer Jurẏ, auf ainer Lienhart,

auf ainer Laurein,115 auf ainer

der Schuster, VII huben zu Erlach,116

auf ainer siczt Lienhart, auf ainer

Lawrein, auf ainer Hartma(n), auf

ainer H(er)ma(n) Trotiak, auf ainer Jansat,

auf ainer Sẏma(n) und I hueb

zu Oberfeld,117 da Andre auf siczt.

[16]

Item Lienhar Ẏger hat versaczt meiner

vrawen der herczogin ain hueben

zu Lakch ze Ẏger118 gelegen, dar

auf ist gesessen Martein fur

LX gulden und ist die losung

und ist die losung [!] virzehen tag

vor Mitterfasten oder virzehen tag

hin nach.

[folio 3r]

[17]

Item Peter Sund Wulfings sun vor der Prugken119

zu Laibach ist unser vrawen der herczogin

schuldig XII guld phunnt phen(n)ig

Wẏenner, dar umb hat er ir versaczt

sein haws und hofstat vor der

prugken ze Laibach zwischen Janes

Koschacz und Marein Plecscha

hawssern und zwen akcher vor der

stat ze Laibach bey dem chrewcz

gelegen zwischen Pawlen pfarrer ze

Honnigstain120 und Pawls des

Faisten akchern und dint ir da

von II lib. d. auf Sand Merteins tag.

[18]

Item Kathereẏ Friczzen des Rewttenberger121 witib

und Wilhalm ir sun haben versaczt

unser vrawen der herczogin XVIII hub

an der Wẏndschen Markch gelegen,

I hub beẏ der pfȧrkirchen ze Honnistain,122

da der Pericz auf siczt, zu dem

Ausseczental123 ain hub, da ain wittib

auf siczt, zu Magendorf124 IIIII huben,

auf der ain siczt Thomas, auf der andern

Mathe, auf der triten Jurẏ, auf der

virden Wule(r), auf der fumften Herma(n) [?],

all in Hȯnnigtaller Honnigstainer

phar gelegen und ze Witterdorff125

III huben gelegen, auf der ainen Jure,

auf der andern Tomecz, auf der tritten

Iacob Schuster, zu Langenpurg126 I hub,

da Nikl(as) auf siczt, in Nassenfusser127

pharr ze Ygelspach128 I hub, da

Chime auf siczt, zu Trabel129 IIII

huben, auf der ainen ThomasRafein siczt,

auf der andern Katherey die wittib,

auf der triten Ulreich, auf der virden

Christan mit sampt der mul auch

in Nassenfusser phar gelegen

und ze Trybestorf130 II huben, da

Mathe und Stefan auf siczent in

Sewssenberger131 phar gelegen umb

IIII hundert gulden ducaten, und ist

die lossung virzehentag vor Sand

Margretentag oder virzehen tag hin

nach.132

[19]

Item das kloster ze Sittich hat unser vrawen

der herczogin ingeantwurt VII

huben zu Grossen Altendorff133 in

Hurlanter134 pfar und den zehenten

[folio 3v]

auf denselben VII huben umb drew

hundert gulden ir lebtag, wan sẏ

nicht mer ist, so sind dem gotzhaws,

die VII huben wider ledig an wider

red und mugen sich der underwinden.135

[20]

Item Peter Scherrer, purger ze Laibach, sol

unser vrawen der herczogin gelten hundert

gulden und hat ir da fur versaczt

sein haws gelegen zwischen Pawls

des Hafner, pharrer ze Honnigstain,

und Pawls des Mawrer hawsser

und sol ir da von diennen XVI gulden.

[21]

Item Albrecht von Gallenberg136 hat unser vrawn

der herczogin versaczt ain huben in der

Ainod137 bey Sand Jacob138 in Mongespurger139

phar, da der Chriecher und Thomas

pruder auf sicznt fur XXXII gulden,

die losung ist virczehen tag vor Sand

Veyts tag oder virczehen tag hinnach

[22]

Item Merch(e)l d(er) Stupel140 hat unser vrawn der

herczogin ain hub versaczt, die

gelegen ist ze Dolannach,141 da

Pawl auf siczt in Stainer pharr142

fur XX markch schilling(er) und die

lȯsung ist XIIII tag vor des Hailgen

Chrewcztag im herbst oder XIIII

tag hin nach.

[23]

Item das gotzhaws zu Unser Frawen

Prun bey Landestrost143 hat in

geantwurt unser vrawen der herczogin

VIII 1/2 hub144 in dem dorff ze Vrest,145

dacz Yger in Yger pharr146 fur fumff

hundert gulden. Wan sy ab(er) abget,

so sind die huben dem gotzhaws

wider ledig und los und dar umb

sullen sew ir ain ewig messe und

ain ewigs liecht haben und iren

tag pegen, als sÿ gestorben ist

mit vigilien und messen, als

des orden gewonhait ist.

[folio 4r]

[24]

Item Hans der Ostereicher sol unser vrawn der

herczgoin [!] gelten XX lib. Wẏnner d(enarii),

da fur hat er ir versaczt den hoff

ze Peitschat,147 darauf Michel und

Jannes sicznt und I paumg[a]rten

und I akcher, da Syman Ulraichs148

sun auf siczt. Die losung ist

XIIII tag vor Georii oder XIIII tag

hin nach.

[25]

Item Merch(e)l der Stupel von Staÿn hat

unser vrawen der herczogin versaczt

I hueb ze Tẏepoltzstorf149 in Mange

spurger150 pharr, da Peter auf siczt

umb XX gulden. Die losung ist

XIIII tag vor Phingsten oder XIIII tag

hin nach.

[26]

Item das kloster zu Unser Vrawn Prunn151

haben unser vrawen der herczogin in

geantwurt XI huben,152 der VI gelegen

sind ze Chessteten153 und V ze

Zerkewicz154 fur zwaẏhundt gulden

und XXVI gulden. Und wan sẏ

abget, so sullen die huben dem

pena(nn)t kloster wider ledig und los

sein und sullen sich der underwinden,

also das sy tagleich fur ir sell

pitten sullen.

[27]

Item das kloster Sittich hat unser vrawen der

herczogin versaczt und ingeantwurt

VII huben155 ze Trosthaim156 fur drew

hundert gulden, wan sy mit dem

tod abget, so sind sie dem kloster

wider ledig und los und sullen

die klosterlewt pitten fur sẏ

und ir vordern.

[28]

Item Janes Witïgo, purger ze Laibach,

und sein hawsfraw sind unser vrawen

der herczogin schuldig X lib. Winn(er) d(enarii)

und haben ir da fur versaczt ir haws

und hof zu Laibach zwischen Hans

dem Stainmeczzen und Merten

dem Sawsneider hawsern und sullen

ir da von jarleich diennen II lib. d(enarii).

[folio 4v]

[29]

Item Hensel der Sewer, purger ze Laibach, und

sein hawsfraw haben meiner vrawn

der herczogin versaczt ainen maẏgerhof

in dem Purgstal157 ze Laẏbach fur

XII lib. d. und sullen ir da von

raichen all iar II lib. d., das I lib.

vor Weihnnacht, das ander achttag

vor Vasnacht, die losung ist XIIII

tag vor Viti oder XIIII tag hin nach.

[30]

Item Merch(e)l der Stupel hat versaczt meiner

vrawen der herczogin I hub gelegen

ze Presawicz158 in Stainer phar, da

Jure auf sitz umb XXIII gulden

ducaten und die losung ist XIIII

tag vor Jacobi oder XIIII tag hin nach.

[31]

Item Diepolt von Awersperg159 hat versaczt

meiner vrawen der herczogin seinen

tail an der mawt an der Reschnicz160

in Krain gelegen, die da gilt sein

tail X markch schilling(er) umb

hundert phunnt Wẏenner phenig und

die losung ist XIIII tag vor Georii

oder XIIII tag hin nach.

[32]

Item Elspecht zugenant Penera Ulrichs

wittib von Neber hat meiner vrawen

den hof ze Neber161 verschriben, wan

sẏ abget, so sol meiner vrawen der

hof gefallen und sol ir jarleich da

von dinen von der votter wegen

XX Venediger schilling(er) ausgenom

I akcher ze Forchwolẏ,162 wer den in

hat, der sol da von dinen der pruderschaft

der pharkirchen zu Sand Jorigen163

XXX d.

[33]

Item Thom(e)l Werder164 und sein hawsfraw und

Iacob Woiska und sein hawsfraw sullen

gelten meiner vrawen der herczogin zwaẏ

hundert gulden und XVIII gulden ze pezalen

auf Georii und sullen das haben auf

aller ir hab.

[folio 5r]

[34]

Item von herczog Wilhalm165 ainen pestetbrif

als Jacob Mat, unser purger ze Laybach,

unser vrawen der herczogin hat versaczt

ainen zehnt von XII huben zu

Nasaw166 und von VIII huben ze Feld167

und von IIII huben ze Zirklach168 fur

zwaẏhundert gulden ducaten und ist

lehen von der herschaft von Osterreich.169

[35]

Item Lienhart Yger und sein hawsfraw

haben versaczt unser vrawen der herczogin

an stat Ludweigs von Yͤg170 kẏnder

XIII huben, der X gelegen sind ze

Puch171 in Wodiczzer pharr172 und I

hub ze Hard,173 da Fridrich auf siczt,

und I hub ze Pancz,174 da Jure auf

siczt in Laibacher pharr, und I hub

zu Herttenberg,175 da Thoma(n) auf siczt

in Sand Veẏter176 phar fur zwaẏ

hundert und dreyzzig gulden und

die losung ist XIIII tag vor der

Liechtmas oder XIIII tag hin nach.

[36]

Item ainen pestetbrïff von herczog Wilhalm177

umb des Zekkarnner178 sacz, den mein

vraw gelost hat umb drewhundert

und sechszig gulden.

[37]

Item Schabel Janes des Juden sun ze

Laibach hat enphangen von meiner

vrawen der herczogin LXVI gulden

von hern Hansen von Stegberg179

wegen.

[38]

Item Marein, der stat mawter ze Laibach,

ist meiner frawen schuldig gewesen

hundert phunt und V lib.d. darumb

sy ainen briff gehabt hat, denselben

briff er vormalen gelost hat uncz

an XXVI lib. d., die selben XXVI lib.

hat er yeczund zu der taillung

ausgericht und seinen briff genom(men)

mit den selben XXVI lib. d. hat

man ir haws gesin ausgericht.180

[folio 5v]181

[39]

Nota was man in das dem haws

funden hat, das noch nicht getailt

ist.

Item II reitros, III wagen ros, I peslagin

wagen, IIII vas wein schaczt

man fur IIC emb(er) [?].

Item Thom(e)l Werder hat IIII chu inne.

Item und die pawern haben III chu

und I oxschen inne.

Item und im haws sind II pachen

und ander tursch flaisch

und XLVII schulter und II lebentig(e)

swein.

Item V kaufmecz ungenawern gersten.

Item III kaufmes lins.

Item II kaufmes arbais.

Item IIc klainer kas und XVII grozzer.

Item VIIII klainer pet.

Item II leinen gulter.

Item III felleis II foftr fotrum182

ze schussel(l)n.

Item I samsattel.

Item IIII arnbrust, hat man dem

haubtman lassen.

Item XIII ungewurchter chu und

chelber hewt.

Item Thomel Werder hat inne XXI

kaufmes korn und XII mes waicz.

Item zwen kupferin kessel I rost.

Das ist ungetailt dan die

pferd.

[folio 6r]

Hie sind vermerkcht die briff, kauff

sacz und gelostbriff, die mein

vraw, die herczogin, lassen hat nach

irm abgang zu Laibach.183

[40]

Item von erst ain briff an herczog Lewpolten,184

das Wilhalm185 und Jorig die Awersperger186

mit seinem gunst gelost haben von des

Staÿnner erben das dorff Mathestorf187

umb hundert march ageler und umb

ainen und achtzig gulden.

[41]

Item ainen brïff, das herczog Albrecht der

elter188 hat den Awerspergern auf

das dorff Mathestorff geslagen

zwaẏ hundert und fumffzig lib.

Wẏnner d., die herczog Lewpolt189

Wilhalm dem Awersperger hat

geben ze hairatgut zu Elspetten

der Rewttenpergerin.190

[42]

Item aïnen briff, das Hensel der Ostereicher

meiner vrawen verkauft hat das

trittail an der mul und stempfen

inderhalb der Pollan191 vor Laẏbach

und das trittail an sechs huben

zu Sand Merten192 gelegen und die

briff, die Wernhart der Krumel

von der Newenstat193 und sain erben

gehabt haben von Nïcklae dem

Hafner von Laẏbach fur hundert

gulden und acht gulden, und ainen

schermbrïff von herczog Wilhalm

uber den penanten kauf.

[43]

Item Thomel der Werder, purger ze Laÿbach,

und sein hawsfraw sullen meiner

vrawen der herczogin gelten XXX

gulden auf Sunwenten in dem fumff

und newnczigisten iar und haben

ir darumb versaczt zwen akcher vor

Laibach gelegen zwischen Peters

des Johann und Niklas des

Häfner akchern.

[44]

Item Thomel der Werder und sein hawsfraw

haben versaczt meiner vrawn der

herczogin den zehent gelegen im Moss194

fur zwaẏhundert gulden und ain

urlaubbriff dar uber von dem

Sumerekker.

[folio 6v]

[45]

Item Thomel der Werder und sein hawsfraw

haben meiner vrawen der herczogin

verkauft den Maigerhoff gelegen

zu Laẏbach vor der Prugg zwischen

Thoman des Gugkker und des

Hafner gartten umb dreẏzzig

markch schillinger.

[46]

Item Elspecht Wilhalms des Awersperger

wittib und Herbat195 ir sun haben

versaczt196 meiner vrawn der herczogin

acht huben und ainen zehent und

der dreẏ huben gelegen sind zu

Herczogenpach,197 da Mathe Pawl

und Phillip auf siczent, ain

hueb zu Pruͤenn in Ẏeger phar,198

da Pernhart und Mathe auf sïczent,

zu Werblach199 ain hueb, da Mathe

auf siczt, zu Slewnnúcz200 ain

hub, da Jorig auf siczt, zwo

huben zu dem Gall,201 da auf ainer

Mert der jung und Mathe auf

siczent und auf der andern Thomas,

und der zehent ist gelegen ze Gall

fur funffhundert gulden ducaten

und ist die losung achttag vor

Mathie oder achttag hin nach an

dem hunderttistem und zwaẏ und

virzigistem iar.202

[47]

Item Niklas Jacob Mat und sein hawsfraw

haben versaczt203 meiner vrawen der herczogin

ainen zehent gelegen in Nasereut204

von zwelf huben und ze Feld205 VIII

huben und zu Zirglach206 von IIII huben

zwo garben ze nemen, der ist

lehen von der herschaft von Osteraich,

umb zwaẏ hundert gulden und

ist die losung achttag vor Sand

Mertten tag oder achttag hin nach

und haben denselben zehent wider

von in pestanden umb newn

und zwanczig gulden jarleich,

da von ze geben ano Domini etc.

quadrïngentesïmo quinto (etc.).207

[48]

Item Nïkel Malaker und sein

wirtïn und sein wirtin [!] Kathereẏ habn versaczt meiner

vrawen der herczogin irs aigen guts,

ain huben gelegen beẏ Sand Anthonien

in der Gleynnÿcz,208 da Prẏmus auf

siczt umb XL gulden und ist die

losung achttag vor Petri und Pawlẏ

oder achttag hin nach.

[folio 7r leer]

[folio 7v wohl zeitgenössischer Dorsualvermerk:]

Der herzogin brief die

zú Laibach starb ungevar

lich anno 1404

l. 109

[Auf dem beigelegten Zettel (= Regest; wohl 19. Jahrhundert) mit Fragezeichen]: 1404

[…]

Aufzeichnung Papier 4 Stücke

 

1 Vgl. dazu den Ausstellungskatalog und Tagungsband zur Schwester von Viridis, Peter RÜCKERT (Bearb.), Antonia Visconti († 1405). Ein Schatz im Hause Württemberg. Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stuttgart [13. September 2005 bis 16. Dezember 2005]. Antonia Visconti († 1405). Un tesoro in casa Württemberg. Libro e catalogo sulla mostra del Landesarchiv Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stoccarda [13 settembre 2005 – 16 dicembre 2005], Stuttgart 2005; Peter RÜCKERT / Sönke LORENZ (Hg.), Die Visconti und der deutsche Südwesten. Kulturtransfer im Spätmittelalter. I Visconti e la Germania meridionale. Trasferimento culturale nel tardo medioevo (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 11), Ostfildern 2008; zu den Visconti-Schwestern ferner Christina ANTENHOFER, Die Familienkiste. Mensch-Objekt-Beziehungen im Mittelalter und in der Renaissance (Mittelalter-Forschungen 67), Ostfildern 2022; zum Folgenden bes. 427–451.

2 Klaus BRANDSTÄTTER, Die Tiroler Landesfürstinnen im 15. Jahrhundert, in: Margarete „Maultasch“. Zur Lebenswelt einer Landesfürstin und anderer Tiroler Frauen des Mittelalters (Schlern-Schriften 339), hg. von Julia Hörmann-Thurn und Taxis, Innsbruck 2007, 175–217.

3 Vgl. dazu Christoph HAIDACHER / Mark MERSIOWSKY (Hg.), 1363–2013. 650 Jahre Tirol mit Österreich (Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 20), Innsbruck 2015.

4 Eleonore GÜRTLER, Altar von Schloss Tirol um 1370/72, in: Kunstschätze des Mittelalters. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 27. Mai 2011 bis 15. Jänner 2012, hg. von Wolfgang Meighörner, Innsbruck 2011, 32–45.

5 Vgl. dazu Vera SEGRE, Il Tacuinum sanitatis di Verde Visconti e la miniatura milanese di fine Trecento, in: Arte cristiana. Rivista internazionale di storia dell’arte e di arti liturgiche 88 (2000) Heft 800, 375–390; RÜCKERT, Antonia Visconti (wie Anm. 1).

6 Vgl. etwa zu frühen Archivinventaren Christian LACKNER, Archivordnung im 14. Jahrhundert. Zur Geschichte des habsburgischen Hausarchivs in Baden im Aargau, in: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung (im Folgenden MIÖG) Erg.-Bd. 42 (2002) 255–268; Axel BEHNE (Hg.), Antichi inventari dell’archivio Gonzaga (Pubblicazioni degli archivi di stato strumenti 117), Roma 1993.

7 Dieser Beitrag ist hervorgegangen aus meiner Habilitationsschrift: Christina ANTENHOFER, Mensch-Objekt-Beziehungen im Mittelalter und in der Renaissance am Beispiel der fürstlichen Höfe des süddeutschen und oberitalienischen Raums (Habsburg – Tirol – Görz – Wittelsbach – Württemberg – Visconti – Sforza – Gonzaga), Habil. Innsbruck 2014, wo ich eine erste Edition (ebd. 1115– 1126) sowie eine erste Auswertung (ebd. 393–401) vorgelegt habe. Eine weitere Bearbeitung erfolgte im Rahmen eines Forschungsseminars, das ich im Sommersemester 2020 an der Universität Salzburg mit Studierenden durchgeführt habe, wobei Teilaspekte des Verzeichnisses intensiver behandelt wurden. Zur Auswertung siehe jetzt auch ANTENHOFER, Familienkiste (wie Anm. 1) 441–451. Auf diese Abschnitte bauen die folgenden Ausführungen.

8 Vgl. den Stammbaum in: RÜCKERT, Antonia Visconti (wie Anm. 1) 231. Vgl. zu den Lebensdaten von Viridis Visconti: Josef RIEDMANN, Art. Viridis (Verde) Visconti, in: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, hg. von Brigitte Hamann, Wien 1988, 427; Francesca Maria VAGLIENTI, Art. Verde Visconti, in: Dizionario biografico delle donne lombarde (568–1968), hg. von Rachele Farina, Milano 1995, 1120–1121. − Weitere Forschungen zu Viridis bieten Konrad ČRNOLOGAR, Der Grabstein der Herzogin Viridis in Sittich, in: Mittheilungen des Musealvereins für Krain 5 (1892) 57–64; im Kontext der Visconti-Heiraten ANTENHOFER, Die Familienkiste (wie Anm. 1); die beiden Bände zur Stuttgarter Ausstellung: RÜCKERT, Antonia Visconti (wie Anm. 1); RÜCKERT/LORENZ, Die Visconti (wie Anm. 1). Im Kontext der Habsburgerinnen des 15. Jahrhunderts: Christina ANTENHOFER, Habsburgerinnen des 15. Jahrhunderts: Die Agency der weltlichen Fürstinnen im Schnittfeld von strukturellen und biographischen Parametern, in: Starke Frauen? Adelige Damen im Südwesten des spätmittelalterlichen Reiches (Sonderveröffentlichungen des Landesarchivs Baden-Württemberg), hg. von Klaus Oschema / Peter Rückert / Anja Thaller, Stuttgart 2022, 21–42; in der Zusammenschau der Tiroler Landesfürstinnen des 15. Jahrhunderts: BRANDSTÄTTER, Tiroler Landesfürstinnen (wie Anm. 2) 175–217; im Vergleich der Tiroler und Habsburger Fürstinnen Julia HÖRMANN-THURN UND TAXIS, Angepasst oder selbstbestimmt? Zur Sozial- und Kulturgeschichte spätmittelalterlicher Fürstinnen im Herzogtum Österreich und in der Grafschaft Tirol im 13. und 14. Jahrhundert, Habil. Innsbruck 2016. Dort ist auch dieses Verzeichnis in Auszügen behandelt worden.

9 Vgl. Josef RIEDMANN, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse. Sitzungsberichte 307), Wien 1977.

10 Vgl. Hans PATZE, Die Wittelsbacher in der mittelalterlichen Politik Europas, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 44 (1981) 33–79. Vgl. zu dieser Generation der Habsburger vor allem Christian LACKNER, Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365–1406) (MIÖG Erg.-Bd. 41), Wien/München 2002.

11 Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (im Folgenden HHStA), Urkundenreihen, Habsburg-Lothringische Familienurkunden (im Folgenden UR FUK) 194, 23. Februar 1365, siehe ANTENHOFER, Die Familienkiste (wie Anm. 1) 428.

12 HHSTA UR FUK 198; Eduard von LICHNOWSKY, Geschichte des Hauses Habsburg, Band 4, Wien 1839, DCXXXIX, Nr. 670.

13 Christian LACKNER, Die Integration Tirols in den habsburgischen Herrschaftsbereich, in: 1363– 2013. 650 Jahre Tirol mit Österreich (Veröffentlichungen des Tiroler Landesarchivs 20), hg. von Christoph Haidacher / Mark Mersiowsky, Innsbruck 2015, 135–146; Alois NIEDERSTÄTTER, Österreichische Geschichte 1278–1411. Die Herrschaft Österreich. Fürst und Land im Spätmittelalter (Österreichische Geschichte 2), Wien 2001, 169–170.

14 NIEDERSTÄTTER, Österreichische Geschichte (wie Anm.13) 178.

15 Ebd. 179–181.

16 Ebd. 184–188; Guy P. MARCHAL / Waltraud HÖRSCH, Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Beiträge zur Frühgeschichte des Kantons Luzern. Mit einer Studie von Waltraud Hörsch – Adel im Bannkreis Österreichs, Basel/Frankfurt a. M. 1986.

17 Vgl. ANTENHOFER, Habsburgerinnen (wie Anm. 8).

18 Vgl. RIEDMANN, Viridis (wie Anm. 8); NIEDERSTÄTTER, Österreichische Geschichte (wie Anm. 13) 195.

19 Vgl. dazu Nataša GOLOB, Art. Sittich (Sittichen), in: Lexikon des Mittelalters. Bd. 7, München 2003, Sp. 1941–1942. Monographie über das Kloster Sittich: Jože MLINARIČ, Stiška opatija 1136–1784, Novo mesto 1995.

20 Johann Weichard VALVASOR, Die Ehre dess Herzogthums Crain Teil 3, Buch 11, Ljubljana 1689, 533. Zum Verhältnis von Viridis und Sittich vgl. auch Tina Košak, Depictions of Benefactors of Stična Cistercian Abbey, in: Acta Historiae Artis Slovenica 25.2 (2020) 173−202.

21 Vgl. Monika SCHELLMANN, Zur Geschichte Herzog Ernsts des Eisernen (1386/1402–1424), Diss. Wien 1966, 7; BRANDSTÄTTER, Tiroler Landesfürstinnen (wie Anm. 2) 176.

22 Das Kloster wurde 1234 in Krain durch Bernhard II. von Spanheim (auch Sponheim), Herzog von Kärnten gegründet. Vgl. Heinrich APPELT, Art. Bernhard II., in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955) 111, online https://www.deutsche-biographie.de/pnd138734763.html#ndbcontent (Zugriff: 05.01.2021); August JAKSCH, Geschichte Kärntens bis 1335, Band 2: 1246–1335, Klagenfurt 1929, 8; Karl DINKLAGE, Kärntner Städtegründungen unter Herzog Bernhard (1202–1256), in: MIÖG 69 (1961) 85–96.

24 HHStA UR FUK 188, 23. Juli 1364; UR FUK 189, 26. Oktober 1364; UR FUK 194.

25 HHStA UR FUK 194, 23. Februar 1365. Ausführlich dazu: Cyrille DEBRIS, „Tu Felix Austria, nube“. La dynastie de Habsbourg et sa politique matrimoniale à la fin du Moyen Age (XIIIe–XVIe siècles) (Histoires de famille 2), Turnhout 2005, 387.

26 HHStA UR FUK 198, 26. April 1365.

27 Vgl. zur Diskussion der Frage, inwieweit die Visconti-Fürstinnen über ihre Mitgiften frei verfügen konnten: Ulrich SCHLUDI, Mailänder Stolz und schwäbische Sparsamkeit – die Heiratsverhandlungen für Antonia Visconti und Eberhard III. von Württemberg in den Jahren 1379/80, in: Die Visconti und der deutsche Südwesten. Kulturtransfer im Spätmittelalter. I Visconti e la Germania meridionale. Trasferimento culturale nel tardo medioevo (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 11), hg. von Peter Rückert / Sönke Lorenz, Ostfildern 2008, 131–152; Joachim SCHNEIDER, Innerdeutsches und internationales Konnubium. Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern und Graf Eberhard III. von Württemberg, in: Die Visconti und der deutsche Südwesten. Kulturtransfer im Spätmittelalter. I Visconti e la Germania meridionale. Trasferimento culturale nel tardo medioevo (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte 11), hg. von Peter Rückert / Sönke Lorenz, Ostfildern 2008, 153–170; ANTENHOFER, Die Familienkiste (wie Anm. 1) 456–468.

28 Karl-Heinz SPIESS, Witwenversorgung im Hochadel. Rechtlicher Rahmen und praktische Gestaltung im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit, in: Witwenschaft in der Frühen Neuzeit. Fürstliche und adlige Witwen zwischen Fremd- und Selbstbestimmung (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 6), hg. von Martina Schattkowsky, Leipzig 2003, 87–114; Anne FOERSTER, Die Witwe des Königs. Zu Vorstellung, Anspruch und Performanz im englischen und deutschen Hochmittelalter (Mittelalter-Forschungen 57), Ostfildern 2018.

29 HHStA UR FUK 351.

30 Eine zweite Lesart könnte sich direkt auf die Summe der Mitgift beziehen und würde dann darauf hindeuten, dass Viridis nur 15.000 Gulden der Mitgift nach dem Tod von Leopold ausbezahlt worden waren, was in etwa der Summe einer Morgengabe entsprechen würde. Vgl. dazu ANTENHOFER, Die Familienkiste (wie Anm. 1) 441.

31 HHStA UR FUK 356, 3. Juli 1404. Siehe dazu Anm. 161.

32 Vgl. Gerd ALTHOFF