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Keine Beziehung beginnt schmerzhafter als die von Mutter und Kind. Keine Verbindung ist stärker ... und kein Vertrauensbruch reißt tiefere Wunden. Zwei verfeindete Familien, eine Aufgabe und ein Monster aus der Vergangenheit. Nach den Ereignissen in der Walpurgisnacht flüchtet Marietta nach Leipzig und hofft, dort von ihrer Mutter die Antworten zu bekommen, die sie sucht. Doch in deren neuer Familie hat eine Hexe keinen Platz. Zurück im Harz erwartet Marietta bereits die nächste Herausforderung: ausgerechnet Gabriele braucht ihre Hilfe. Gabriele richtete ihr gesamtes Leben nach den Regeln der Götter aus. Ihre Tochter Katrin hatte großes Potential und sollte die Zukunft ihrer Blutlinie sichern. Doch ein einziger Fehler in der Vergangenheit veränderte das Schicksal ihrer gesamten Familie und bildete den Grundstein für die Fehde mit Mariettas Großmutter. Dank Mariettas Hilfe ergibt sich für Gabriele eine Chance auf Rache, die sie sich nicht entgehen lassen kann. Können Marietta und Balou aus den Fängen ihrer Feinde entkommen? Mariettas und Balous Abenteuer gehen weiter - Band zwei der Harz-Fantasy-Serie!
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2022
Über dieses Buch: Keine Beziehung beginnt schmerzhafter als die von Mutter und Kind.
Keine Verbindung ist stärker ... und kein Vertrauensbruch reißt tiefere Wunden.
Zwei verfeindete Familien, eine Aufgabe und ein Monster aus der Vergangenheit.
Nach den Ereignissen in der Walpurgisnacht flüchtet Marietta nach Leipzig und hofft, dort von ihrer Mutter die Antworten zu bekommen, die sie sucht. Doch in deren neuer Familie hat eine Hexe keinen Platz. Zurück im Harz erwartet Marietta bereits die nächste Herausforderung: ausgerechnet Gabriele braucht ihre Hilfe.
Gabriele richtete ihr gesamtes Leben nach den Regeln der Götter aus. Ihre Tochter Katrin hatte großes Potential und sollte die Zukunft ihrer Blutlinie sichern. Doch ein einziger Fehler in der Vergangenheit veränderte das Schicksal ihrer gesamten Familie und bildete den Grundstein für die Fehde mit Mariettas Großmutter.
Dank Mariettas Hilfe ergibt sich für Gabriele eine Chance auf Rache, die sie sich nicht entgehen lassen kann.
Können Marietta und Balou aus den Fängen ihrer Feinde entkommen?
Mariettas und Balous Abenteuer gehen weiter - Band zwei der Harz-Fantasy-Serie!
Autorenbeschreibung: Linda Bier wuchs im schönen Harzvorland auf und kannte bereits im Grundschulalter alle Sagen, Märchen und Legenden der Region auswendig. Nach dem Abitur folgten Ausbildung und Studium im Tourismusbereich, bis sie aus beruflichen Gründen den Harz gegen den Schwarzwald tauschte. Seit ein paar Jahren lebt sie mit ihrem Mann und den drei Katzen im Ländle. Bis heute verschlingt sie einen Fantasyroman nach dem anderen und nutzt jede freie Minute zum Schreiben eigener Geschichten. 2020 begann sie mit einem Lehrgang zur Romanautorin an der „Schule des Schreibens“, 2021 veröffentlichte sie eine Kurzgeschichte in einer Anthologie für den guten Zweck.
Im September 2022 erschien der erste Band der Harz-Fantasy-Saga der "Töchter des Harzes - Hexenblut" im Selbstverlag.
Linda Bier
Töchter desHarzes
Band 2 – Hexenfluch
Impressum © 2022 Linda Bier Coverdesign von: Lea Böttcher (www.lab-design-boettcher.com) Lektorat: LeseLichtung (www.leselichtung.com) Korrektorat: Annika Schuster (https://annischuster.wixsite.com/lektoratwortwind) E-Book-Formatierung: Stefanie Scheurich (www.stefaniescheurich.de) ISBN E-Book: 978-3-347-80319-0 Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Für Alex
Liebe Leser,
auch für diesen Band gilt:
Ähnlichkeiten zu lebenden oder toten, von mir genannten Personen, Geschäften oder Institutionen sind rein zufällig und nicht gewollt. Produktplatzierungen und werbende Erwähnungen zu Attraktionen oder Sehenswürdigkeiten im Harz sind beabsichtig. Wer sich für die Falknerei und die Flugshows auf der Burg Falkenstein interessiert, findet alle wichtigen Informationen und historische Hintergründe auf der Website der Burg. Die Villa am Cospudener See und das Café in Leipzig sind von mir frei erfunden, trotzdem sind der See und Leipzig jederzeit eine Reise wert.
Wer sich genauer für die Schauplätze der Geschichte interessiert oder Nachhilfe in der Leipziger Mundart benötigt, darf sich gern bei mir melden. Ich freue mich auf eure Nachrichten unter:[email protected].
Liebe Grüße
Linda
Die Blutlinien
Familie “von Mayerhofer”
Marietta von Mayerhofer
Erbt das Haus, den Kater Balou und das Zauberbuch ihrer Großmutter und steckt damit mitten drin im Chaos. Alle Frauen in ihrer Familie sind Hexen, doch ihre Großmutter kann ihr nichts mehr erzählen und ihre Mutter schweigt wie ein Grab. Beim Versuch, ihre Fähigkeiten auszuprobieren, bekommt sie ausgerechnet Hilfe von Gabriele, der Leiterin eines Hexenzirkels. Doch das gemeinsame Ritual mit dem Zirkel nimmt einen unerwarteten Ausgang und Marietta kämpft im Anschluss mit ihrem schlechten Gewissen ... Nach einer mysteriösen Einladung zur Walpurgisnacht gelangt Marietta dank ihres schwarzen Katers Balou ins Reich der Göttin Hel und trifft dort auf die heilige Mutter aller Hexen: Angrboda.
Rosalind von Mayerhofer
Ist Mariettas Großmutter und die zukünftige Seherin der Götter. Im Gegensatz zu ihrer Tochter ist ihre Enkelin ein wahres Naturtalent. Als Marietta alt genug ist sie in die Welt der Götter und der Hexen einzuführen, verlangt ihre Tochter ein großes Opfer: Sie will ein normales Leben für Marietta ohne Magie. Rosalind, die bereits tief in der Schuld der Götter steht, riskiert den Verrat an Angrboda und entscheidet sich für die Familie – mit großen Folgen für Marietta.
Familie “Fischer”
Gabriele Fischer
ist Angrbodas treueste Dienerin und hat ihr Leben in den Dienst der Götter gestellt. Ihre Aufgabe ist es, alle neun Blutlinien zu finden und in einem Hexenzirkel zu vereinen. Rosalind ist eine mächtige Seherin und die erste Hexe, die sie ausfindig macht. Doch nach einem bösen Verrat verwandeln sich die einstigen Freundinnen in erbitterte Feindinnen. Von der heiligen Mutter gedemütigt, nutzt Gabriele nun jede Gelegenheit, um Rosalinds Familie zu schaden. Als die ahnungslose Marietta in ihrem Kräuterladen auftaucht, bietet sich ihr die perfekte Gelegenheit, die Fehde zu beenden und ihren Ruf bei den Göttern wieder herzustellen.
Gabriele
damals
„Wo bringst du mich hin? Warum fahren wir nicht ins Krankenhaus?“, fragte Katrin und biss bei der nächsten einsetzenden Wehe die Zähne zusammen.
„Die können uns dort nicht helfen, wir fahren zu Rosalind, sie wird wissen, was zu tun ist.“ Gabriele beschleunigte den Wagen und bog von der Hauptstraße ab.Ihre Tochter stöhnte und krümmte sich über ihren Babybauch.
„Weiß sie ... dass wir kommen?“ Katrin keuchte und krallte sich in das Armaturenbrett.
Gabriele sah besorgt zur Uhr, zwei Minuten. Das Kind hatte es eilig. „Ich bin mir sicher, dass sie uns erwartet. Sie ist eine Seherin, das ist ihr Job.“
„Wozu dann dieses blöde Versteckspiel?“
Gabriele bremste heftig und der Wagen schlitterte um die letzte Kurve. Keine hundert Meter weiter blieb er knirschend auf der Kieseinfahrt stehen. „Dass du dich von einem Holzkopf hast schwängern lassen, war das Dümmste, was du hättest tun können. Je weniger von dem Baby wissen, desto einfacher wird das Ganze.“
Katrin wurde blass und Gabriele fluchte stumm. Rosa hatte sie bemerkt und stürmte zur Haustür hinaus.
„Wo bleibt ihr denn, verdammt! Ich warte seit Stunden.“ Sie öffnete die Beifahrertür, beugte sich zu Katrin in den Wagen hinein und legte sich ihren rechten Arm um die Schultern. Langsam half sie der jungen Frau aus dem Auto.
Gabriele stieg ebenfalls aus und knallte die Tür zu. „Du hättest uns ja vorwarnen können“, murmelte sie.
Rosa quittierte die Bemerkung mit einem mahnenden Blick.
In kleinen Schritten gingen sie in das für die Geburt vorbereitete Wohnzimmer. Der Kamin brannte und durchflutete den Raum mit Wärme. Auf dem Boden waren Decken und Laken ausgebreitet, mehrere Kissen sollten es der Gebärenden so bequem wie möglich machen. Ein Eimer mit frischem Wasser stand neben einem Stapel sauberer Tücher in greifbarer Nähe. Gemeinsam setzten sie Katrin auf den gepolsterten Boden, Gabriele nahm hinter ihrer Tochter Platz und stützte ihren Rücken. Rosa wusch sich die Hände und Unterarme gründlich und desinfizierte sie mit hochprozentigem Alkohol.
„Hast du das schon mal gemacht?“, fragte Katrin und atmete stoßweise aus.
„Nein, aber die Frauen meiner Familie waren häufig bei Geburten dabei. Die Ahnen werden mir zuflüstern, was ich tun muss. Bitte öffne deine Beine und lehne dich zurück.“ Rosalind kniete sich vor das Mädchen und schob den Rock ihres Kleides hoch. „Du hast es gleich überstanden, ich kann es bereits sehen. Tief einatmen und mit der nächsten Wehe fest pressen.“
Gabriele schnappte sich eines der Tücher und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann schlang sie ihre Arme um die Brust ihrer Tochter und griff nach deren Händen. Rosas Blick streifte ihren und musterte sie strafend.
Sie wusste die ganze Zeit, was passieren würde, und hat mich nicht gewarnt.
Mit der folgenden Wehe krallte sich ihre Tochter in ihre Hände. Katrin schrie und presste. Der Schweiß lief ihr von der Stirn.
„Gut gemacht, es kommt! Noch ein- oder zweimal pressen. Du machst das prima. Halte durch.“
„Es tut so weh“, flüsterte Katrin angestrengt, „deine Kacktropfen wirken nicht!“
Rosalind sah erschrocken zu ihnen beiden auf. Blankes Entsetzen spiegelte sich in ihren Augen. Sie wurde bleich. „Schmerzmittel? Du hast ihr Schmerzmittel gegeben?“, fragte Rosa ernst.
Gabriele schwieg und hielt ihrem Blick stand.
„Warum, was ist?“ Katrin war der panische Blick nicht entgangen.
„Schon gut, du musst pressen! Einmal noch“, antwortete Rosa und griff beherzt nach dem Kopf des Babys.
Katrin legte alle Kraft in die letzte Wehe und schrie den Schmerz hinaus. Dann war es vorbei.
Rosa lächelte und wickelte den Jungen in ein sauberes Tuch. Sie befreite die Nase, den Mund und die Augen von Schleim und Blut. In dem Moment erfüllte der kräftige Schrei des Säuglings den Raum. Die Mutter lachte erleichtert auf, während sich Gabriele hinter ihr verkrampfte. Fragend hielt ihr Rosa die Schere hin, doch sie schüttelte den Kopf.
Ihre Hexenschwester durchschnitt die Nabelschnur und legte Katrin das Baby auf die Brust. Die weinte und bedeckte das Köpfchen ihres Sohnes mit Küssen. Gabriele kämpfte gegen die aufsteigende Galle an. Die Hitze und der Geruch von frischem Blut setzten ihr zu. Mühsam stand sie auf, sammelte die dreckigen Tücher ein und verließ das Wohnzimmer, ohne sich ihren Enkel anzusehen. Wenige Augenblicke später folgte Rosa ihr nach draußen.
„Du hast es gewusst und kein Wort gesagt“, begann Gabriele und starrte auf die blutigen Tücher in ihren Händen.
„Du hast ihr Schmerzmittel gegeben. Du hast über das Schicksal des Kindes entschieden. Katrin ist ahnungslos. Dabei ist sie deine Tochter!“ Die Worte prasselten wie Hagelkörner auf sie ein. Rosalind entriss ihr die Laken und stopfte sie in eine alte Blechtonne. „Deine Tochter ist bis über beide Ohren verknallt in diesen Jungen. Dafür brauchte ich nicht hellzusehen. Du hättest es unterbinden oder die Situation nutzen können, um sie ihre Pflicht erfüllen zu lassen.“
Gabriele stöhnte und schüttelte den Kopf. Sie hatte Besseres zu tun, als ihrer Tochter den ganzen Tag hinterherzuspionieren.
Katrin ist zu jung für diese Art der Liebe.
„Gib zu, dass du die Situation ausgenutzt hast. Seit Wochen arbeitest du gegen mich und den Zirkel. Du wirfst mir Steine in den Weg und willst verhindern, dass ich die anderen Blutlinien aufspüre. Dein Hass bringt dich dazu, meiner Familie zu schaden!“
„Jetzt gibst du mir die Schuld an der Schwangerschaft deiner Tochter? Hast du dich je für sie interessiert? Oder ist sie nur die Frucht deiner Pflichterfüllung?“
Gabriele erstarrte. Heiße Schauer wallten über ihre Haut. Ihr wurde schlecht, doch sie riss sich zusammen. Katrin war das Ergebnis der Nacht, auf die alle Frauen der Blutlinien vorbereitet wurden. Für Gabriele war es das erste und einzige Mal gewesen, dass sie das Bett mit einem Mann geteilt hatte.
Ob Rosa es ihr eingeflüstert hatte?
Rosalind goss Benzin über die Laken und entzündete sie mit einem Streichholz. Die Stichflamme verpuffte in einer schwarzen Rauchwolke gen Himmel. Knisternd fraß sich das Feuer durch den Stoff.
„Du bist Angrbodas rechte Hand. Jede deiner Handlungen ist geplant. Ich dachte, die Beziehung mit diesem Jungen gehörte zum Plan. Katrin hätte es nicht einmal bemerkt. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Kinder zu täuschen.“
Gabriele schwankte. Rosa hatte recht. Sie hatte alles genauestens vorbereitet. Mit achtzehn wäre Katrin ihrer Jugend entwachsen und reif genug gewesen, ein Kind zu gebären. Der Zirkel wäre bis dahin vollzählig gewesen und sie hätte sich um den Nachwuchs gekümmert.
Es ist alles Rosalinds Schuld! Ihr Treiben lenkte mich zu sehr ab. Nur deshalb ist mir die Schwangerschaft nicht aufgefallen. Wenn ich darüber nachdenke ...
„Hast du ihr geholfen, es vor mir zu verheimlichen?“
Rosalind schwieg, doch ihre Augenlider zuckten verdächtig. Sie war niemals ihre Freundin gewesen und hatte von Anfang an gegen sie gearbeitet.
„Es wird dunkel. Wir sollten nach Katrin sehen und das Schlimmste verhindern. Der Werfluch ..., dass du so grausam bist“, sagte Rosa und schüttelte den Kopf. Dann drehte sie sich um und ging wieder hinein.
Gabriele blieb stehen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte den Fluch bewusst ausgelöst. Das würde es ihr erleichtern. Angrboda duldete keine Fehler. Nicht solche.
Marietta
„Sie haben ihr Ziel erreicht. Das Ziel befindet sich auf der rechten Seite“, sagte die blecherne Frauenstimme aus dem Navi und fragte nach einer Bewertung ihrer Dienstleistung anhand von Smileys. Ohne hinzusehen, bewertete Marietta diese mit einem traurigen Gesicht und beendete das Programm.
„Das kann unmöglich die richtige Adresse sein ...“
Im Schritttempo lenkte sie den röhrenden Ford auf die unscheinbare Einfahrt. Mit geöffnetem Mund starrte sie auf die prächtige Villa. Allmählich dämmerte ihr, warum ihr ihre Mutter bisher wenig von dem Haus erzählt hatte.
Sie hielt vor der ausladenden Treppe, die direkt zum Eingang führte. Weiße Säulen rahmten die Tür ein und stützten die darüber liegende Terrasse. Blaue Blumen in großen Vasen setzten farbige Akzente. Zögerlich stellte sie den Motor ab und musterte den Traum von einem Haus durch die Windschutzscheibe.Sie schüttelte den Kopf, schnallte sich ab und drehte sich zu Balou, der friedlich neben ihr auf dem Beifahrersitz geschlafen hatte.
„Los, Balou, steige zurück in den Katzenkorb, wir wollen doch einen ordentlichen Eindruck machen.“
Unter Protest sprang der Kater in den geöffneten Korb auf der Rückbank und drehte sich ein paar Mal, bis er die richtige Position gefunden hatte. Er musste dabei den Kopf einziehen und das buschige Fell seines Schwanzes schaute aus den Ritzen des Plastikkorbes hervor.
„Sorry“, entschuldigte sich Marietta und machte das Gitter zu. Dann stieg sie aus dem Wagen und hob den Katzenkorb heraus. Sie rieb sich über das müde Gesicht und kämmte sich mit den Fingern das zerzauste Haar. Ihre Mutter durfte ihr nicht direkt ansehen, dass etwas nicht stimmte.
Sie sah sich um und staunte über das Grundstück, das sich links und rechts vom Haus anschloss. Sattes grünes Gras und Rhododendren in allen Farben. Die Luft war mild und sommerlich warm. Kaum zu vergleichen mit der nasskalten Luft im Oberharz. In ihrem Garten blühten noch die Osterglocken, hier brachen die ersten Knospen der Rosen langsam auf.
„Gut, dann wollen wir mal klingeln“, sagte sie zu Balou, der seine Nase durch das Gitter steckte und schnüffelte. Sie stieg die Treppen hinauf und stellte den Katzenkorb neben sich. Sie drückte den Knopf der Klingel und ein melodisches Ding Dong drang aus dem Haus. Es dauerte einen Moment, bis sie Schritte hören konnte, die sich ihr von drinnen näherten. Hoffentlich nicht das Hausmädchen.
Ihre Mutter war wie immer perfekt gestylt. Sie trug ein weißes Poloshirt, eine dunkelblaue Jeans und weiße Sneakers. Ihre langen braunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein dezentes Make-up versteckte alle Fältchen und Augenringe. Dass sie zwanzig Jahre älter war als Marietta selbst, sah man ihr kaum an.
„Marietta! Was machst du denn hier, Kind?“, begrüßte sie sie und musterte sie von oben bis unten. „Ist das eins von Omas Kleidern? Und die dicken Lederstiefel? Gott, es ist fast Sommer. Oder habt ihr noch Schnee da oben?“
Marietta hasste diesen Blick und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich habe versucht, anzurufen und dir dann geschrieben, dass ich komme. Ich wollte dich ein paar Tage besuchen. Wir müssen reden.“
Ihre Mutter runzelte die Stirn und holte ihr Handy hervor. „Wirklich? Ich habe es nicht mitbekommen. Was willst du mit ihm hier?“ Sie zeigte auf den Katzenkorb.
„Ich kann doch Balou nicht alleine lassen.“
„Das ist ein Kater, der fängt sich ein paar Mäuse und kommt ohne dich zurecht.“
„Balou gehört an meine Seite und Großmutter wollte, dass ich mich um ihn kümmere.“
„Du übertreibst, Kindchen. Das Tier kann nicht hierbleiben, Konrad und Ludwig sind allergisch auf Katzenhaare. Außerdem sind wir nicht auf Besuch eingestellt.“ Sie warf einen Blick über ihre Schulter ins Hausinnere. Dann flüsterte sie: „Du kannst in unserer alten Wohnung übernachten. Da stört der Kater niemanden. Komm doch später zum Abendessen wieder.“
Marietta traute ihren Ohren nicht. Hatte ihre Mutter sie gerade ausquartiert? „Was? Du schickst mich weg? Wegen Balou? In unsere alte Wohnung? Aber du wohnst doch hier?“
„Guck bitte nicht so entsetzt. Du weißt, ich brauche einen Rückzugsort, wenn mir der Trubel mit den Jungs zu viel wird.“
„Die Jungs sind erwachsen und studieren.“
Ihre Mutter kaute auf der Unterlippe.
„Kannst du dir die Miete überhaupt leisten, ohne mein Einkommen?“ Marietta runzelte die Stirn.
„Ich...“
„Rieke? Wer ist denn da?“, rief eine männliche Stimme aus dem Hintergrund.
