Tod auf dem Aper Dorfplatz - Silke Lüttmann - E-Book

Tod auf dem Aper Dorfplatz E-Book

Silke Lüttmann

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Beschreibung

Als das Telefon klingelte, änderte sich Silkes Leben schlagartig. Die Nachricht von Rainers Tod war ein Schock. Siley gibt sein Bestes, um den Fall aufzuklären und gerät dabei selbst in große Gefahr. In diesem besonderen Fall ist Silke sehr hartnäckig und mit Sileys Hilfe decken sie haarsträubende Dinge auf.

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Seitenzahl: 167

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Für Siley Vertrauter, geliebter und unvergessener bester Freund.

Wir werden uns wiedersehen!

Die Autorin:

Geboren 1971, aufgewachsen in Bad Zwischenahn und nach dem Abitur lange Jahre als Fitnessfachwirt tätig gewesen.

Sie lebt mit einem Hund glücklich im schönen Ammerland und träumt von einem Resthof, auf dem sie Schafe und noch mehr Hunde halten kann.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

Prolog

Mein Name ist Siley, ich bin von blauem Blut. Ich lebe mit meinem Frauchen Silke und sieben Schafen auf einem kleinen Resthof im schönen Augustfehn. Ich genieße das Leben mit Silke, denn ich werde rundum verwöhnt. Inzwischen bin ich schon 13 Jahre alt und schlafe viel mehr als früher, doch, wenn ich wach bin, dann stecke ich meine Nase in alles hinein, was mich nichts angeht und stehe Silke auch gern vor den Füßen herum. Sie schimpft dann manchmal mit mir, lächelt mich aber dabei an, denn sie macht sich aufgrund meines Alters durchaus des Öfteren große Sorgen um mich. Meine Knochen und Muskeln wollen nicht mehr immer so, wie ich wohl möchte, doch Silke ist neben ihrer Schreiberei auch noch Hundephysiotherapeutin und ich komme regelmäßig in den Genuss von wohltuenden Behandlungen, die mich fit halten.

Am liebsten bin ich mit Silke allein zu Hause, doch manchmal bekommen wir auch Besuch von lieben Freunden. Andres Steiner ist einer von ihnen, er ist Tierarzt und auch er kümmert sich um mein Wohlergehen. Silke und Andreas sehen sich fast täglich, der Tierarzt hat sogar ein paar Sachen in unserem Gästezimmer. Ich beobachte die beiden stets genau und wundere mich oft über ihr albernes Verhalten. Menschen sind aber wohl so... Nun ja, wenn es sie glücklich macht, lasse ich sie gewähren.

Rainer, Christian und Andreas waren an diesem Wochenende bei uns zu Besuch gewesen, Silke hatte leckeres Essen gezaubert, von dem ich auch etwas abbekommen hatte, das hat mir gefallen und dann toleriere ich Besuch auch gern bei uns, zumal Silke ausgelassen gelacht hatte. Das Glück meines Frauchens ist mir genauso wichtig, wie mein Glück für Silke. Wie schnell das Gefühl von Glück in Traurigkeit umschlagen kann, erlebten wir an diesem Wochenende...

1

Das Telefon klingelte früh am Morgen, es war gerade mal kurz nach fünf Uhr. Silke war schon eine Weile wach und hatte den Ofen angeheizt, nachdem sie mich in den Hof gelassen hatte, senile Bettflucht, Ihr versteht. Es war Frühjahr, die Luft war schön, aber es war auch noch immer etwas frisch am Morgen und des Abends, sodass ich meine alten Knochen dann gern am Ofen wärmte. „Marc, so früh? Du hast Urlaub und solltest ausschlafen.“, lachte Silke und begrüßte den Kommissar fröhlich am Telefon. Ich schaute aus meinem kuscheligen Bett am Ofen zu Silke hinüber. Silke lauschte in den Hörer und ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Ihr Gesicht hatte plötzlichen einen ernsten Ausdruck angenommen und sie stand mit dem Hörer bewegungslos, fast schon erstarrt an der Küchenzeile. „Das kann nicht sein...“, Silke rang nach Worten und blickte zu mir herüber. Ich konnte Tränen in ihren Augen sehen und mühte mich aus meinem Bettchen, um zu ihr zu gehen. „Marc, Ihr müsst euch irren, das kann nicht sein...“, Tränen rollten Silke bei diesen Worten die Wangen herunter. „Nein, wir kommen!“, Silkes Tonfall war energisch geworden, „Warte dort auf mich und Siley, wir sind in zehn Minuten da.“

Mit schief geneigtem Kopf sah ich Silke an, etwas stimmte hier überhaupt nicht, ich hatte sie noch nie vorher so traurig gesehen. Silke weinte bitterlich, sie ballte die Fäuste und sackte dann zu Boden. Ich drückte mich eng an sie und Silke drückte ihr Gesicht in mein Fell. Wir hockten eine Weile so da, ich hatte keine Ahnung, was los war, aber Marc Rohloff, der Kommissar musste Silke etwas Furchtbares erzählt haben. Vorsichtig stupste ich Silke mit der Nase an, damit sie sich aus ihrer Position löste. „Siley... ich kann es nicht glauben...“, Silke sah mich mit großen Augen an, sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und blickte mir in die Augen. „Rainer...“, sie schluchzte, „Rainer ist tot.“ Ich riss meine Augen auf und sah Silke ungläubig an. Rainer war doch gestern Abend noch bei uns gewesen. Wie konnte er tot sein? Silke drückte mich fest an sich und küsste mir den Kopf. „Wir müssen nach Apen, deine Nase wird gebraucht.“ Sie holte tief Luft, straffte die Schulter und stand auf. Mit einem Küchentuch wischte Silke sich die Tränen aus dem Gesicht, „Wir wecken Andreas.“, sagte sie.

Der Tierarzt lag in dem Gästebett eingekuschelt in seine Decke und schlief noch tief und fest. Silke sah ihn von der Tür aus an und überlegte, wie sie ihn wecken sollte. Andreas Hand hing aus dem Bett und ich ging darauf zu und leckte sie ihm. Mein Plan ging auf und Andreas wurde wach. Er rieb sich die Augen und sah uns erstaunt an. „Guten Morgen, Ihr beiden. Habe ich verschlafen?“ Er reckte sich, um auf seine Uhr zu schauen. „Es ist erst halb sechs.“, stellte Andreas erstaunt fest und setzte sich im Bett auf und sah Silke an. „Was ist passiert?“, erschrak er, als er Silkes Gesichtsausdruck bemerkte, die bis dahin noch kein Wort gesagt hatte. „Rainer...“ „Ja?“ „Rainer ist tot.“ Andreas sah Silke mit offenem Mund an. „Rainer? Aber er war doch gestern noch...“ Der Tierarzt war ebenso geschockt wie Silke. Anfänglich hatten sich Rainer und Andreas nicht leiden können, da beide Gefühle für Silke hatten, doch im Laufe der Zeit wurden die beiden gute Freunde und wir alle haben viel Zeit gemeinsam verbracht.

Andreas schlug die Decke zur Seite und stieg mit bloßem Oberkörper aus dem Bett. Er war ein attraktiver Mann, der regelmäßig trainierte und ich bestaunte seine Muskeln. Mit geöffneten Armen ging er auf Silke zu und nahm Silke fest in seine Arme. „Es tut mir so leid. Woher weißt du es? Hatte Rainer einen Unfall?“ Silke lehnte ihren Kopf an seine Brust und kämpfte wieder mit den Tränen. „Marc hat angerufen. Rainer wurde auf dem Aper Dorfplatz gefunden. Wir sollen dort hin kommen.“ „Auf dem Aper Dorfplatz?“, wunderte sich Andreas, fragte jedoch nicht weiter nach. Er gab Silke einen Kuss auf die Stirn, „Ich ziehe mich an, wir können sofort los.“

„Soll ich lieber fahren?“, fragte Andreas und hielt Silke am Arm fest, als sie auf der Fahrerseite einsteigen wollte. „Nein, schon gut, ich fahre.“, lehnte Silke ab und sah den Tierarzt an. Wir fuhren schweigend die Hauptstraße entlang in Richtung Apen. Ich sah aus dem Fenster meinen Freund Barney mit Hanne laufen und bellte kurz. Silke sah in den Rückspiegel und folgte meinem Blick. Hanne winkte fröhlich und Silke grüßte sie zurück. „Hanne ist aber früh dran.“, meinte Andreas. „Sie muss sicher gleich arbeiten.“, antwortete Silke und blickte starr auf die Straße. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mit den Tränen kämpfte, doch sie riss sich zusammen und wir erreichten den Dorfplatz, der von Polizisten nur so wimmelte.

Helle Scheinwerfer erleuchteten den Platz und Silke parkte unseren Wagen vor dem Absperrband, das rund um den Platz von der Polizei gespannt worden war. Andreas öffnete seine Tür und stieg aus, er blickte sich um und suchte Marc Rohloff. Silke hielt das Lenkrad noch immer fest in den Händen und vermied es, auf den Dorfplatz zu schauen. Von meinem Platz im Kofferraum aus konnte ich nicht viel sehen und so winselte ich leise, damit Silke endlich auch ausstieg und mich rausließ. Sie straffte die Schultern, holte tief Luft, blies diese wieder laut aus und löste den Gurt. Andreas hatte inzwischen bereits den Kofferraum geöffnet und leinte mich an, damit ich nicht drauflos rannte und Spuren zerstörte. „Siley, bleib bei Fuß.“, wies er mich an, doch ich strebte zur Fahrertür, um bei Silke zu sein, sie brauchte mich jetzt an ihrer Seite, das spürte ich, als sie ausstieg. Andreas hob seinen Arm und wollte ihn um Silkes Schulter legen, doch er sah davon ab, da Silke ihm die Leine aus der Hand nahm und ihm dabei einen seltsamen Blick zuwarf. „Komm, lass uns Marc suchen.“, sagte sie und wir liefen los.

Der Kommissar sah uns und kam uns entgegen. „Silke...“, begann er, „Willst du wirklich...“, Marc brach seine Frage ab und wies mit dem Kopf leicht in Richtung Mitte des Dorfplatzes. „Ja, ich muss.“, meinte Silke und der Kommissar sah Andreas mit einem fragenden Blick an, der diesen mit einem Schulterzucken beantwortete. Ich blieb dicht an Silkes Bein, um ihr beizustehen, aber auch, da mir selbst etwas flau im Magen war. Rainer war ein langjähriger Freund gewesen und mir fielen auf dem Weg zur Mitte des Dorfplatzes viele schöne Erinnerungen mit ihm ein. Wir hatten ein paar Mordfälle mit ihm zusammen aufgeklärt und er hatte Silke immer ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, wenn wir gemeinsam Zeit verbracht hatten. Silke lief geradewegs ohne zu Zögern voran. Marc und Andreas folgten uns.

Ich sah zu Silke auf als wir bei Rainer ankamen. Sie bemerkte meine Unsicherheit und lächelte mich leise nickend an. „Mir geht es genauso.“, flüsterte sie und beugte sich zu mir hinunter, um mir den Kopf zu streicheln, „Aber wir schaffen das.“ Silkes Worte gaben mir wieder Mut und wir schauten auf den Mann am Boden. Rainer lag rücklings mit geschlossenen Augen am Boden. Die Arme lagen eng an seinem Körper und auch die Beine waren lang ausgestreckt. Silke hockte sich neben Rainers Kopf und sah ihn an. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Andreas hockte sich neben Silke und wusste nicht recht, was er tun sollte. Allen war der Schock anzusehen. Rainer lag tot vor uns und es schien wie ein böser Traum zu sein. „Was ist denn passiert? Wisst Ihr schon etwas?“, fragte Silke und wischte sich die Tränen ab. „Wir glauben, dass es ein Unfall war, da die Verletzungen ganz typisch danach aussehen.“, erklärte Marc ganz sachlich, wobei auch ihm anzusehen war, dass er sehr betroffen war, immerhin hatten sich Rainer und Marc ebenfalls gut gekannt.“ „Du hast Zweifel, das sehe ich dir doch an.“ Silke sah zu dem Kommissar auf. „Nun ja... bisher sind das nur Vermutungen, aber...“ „Aber was?“, fragte Silke ungeduldig. „Es ist die Art, wie Rainer hier liegt, das sieht eher so aus, als ob er hier abgelegt wurde.“ Silke sah mich an und überlegte kurz, „Du meinst diese gerade Haltung und dann noch mitten auf dem Dorfplatz, oder? Hier kommt gewöhnlich kein Auto mal zufällig mitten in der Nacht vorbei. Außerdem wäre Rainer hier auf seinem Nachhauseweg auch nicht vorbeigekommen.“ „Genau.“, stimmte Marc ihr zu und Andreas zupfte sich an seinem Bart.

Die unwirkliche Situation mit dem toten Rainer vor uns wurde von dem Gerichtsmediziner unterbrochen. „Moin Marc.“, nickte er, „Silke, Andreas.“, grüßte er uns. Der Mann legte eine Hand auf die Schulter, „Als Marc mich angerufen hat, war ich geschockt. Es tut mir leid, ich weiß, dass Ihr Euch sehr nahegestanden habt.“ Silke quälte sich ein Lächeln ab, „Ja, das haben wir. Ich kann das noch gar nicht fassen. Rainer war mein engster Vertrauter.“ „Ich werde Rainer genau untersuchen. Marc hat mich bereits am Telefon informiert, dass er nicht an einen einfachen Unfall glaubt.“ Der Pathologe winkte seinen Kollegen zu, dass sie den Leichnam holen sollten. „Darf ich noch kurz allein mit ihm sein?“, bat Silke. „Natürlich.“, sagten der Arzt und Marc gleichzeitig. Andreas stand ein wenig verloren da, er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, und wollte Marc und dem Gerichtsmediziner folgen, um Silke allein zu lassen, doch Silke streckte ihm die Hand entgegen. „Bleib bitte.“ Andreas nahm Silkes Hand und kniete sich neben Silke. Sie sah liebevoll, aber auch unendlich traurig auf Rainer. „Wie soll ich nur ohne dich zurecht kommen? Du hast mich immer besser gekannt, als ich mich selbst und warst mein bester Berater.“, flüsterte Silke und streichelte Rainer über die Wange. „Wir werden herausfinden, wer dich auf dem Gewissen hat.“, versprach sie dem Toten vor uns. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass du nicht mehr lebst. Du fehlst mir jetzt schon...“ Andreas umfasste Silke und zog sie an sich. Ich schmiegte mich von der anderen Seite an Silke und so hockten wir noch eine kurze Weile neben Rainer, bevor wir aufstanden und weggingen. Silke drehte sich noch ein paar Mal zu ihm um, es fiel ihr schwer, von Rainer wegzugehen. „Können wir?“, fragte der Gerichtsmediziner. „Ja. Bitte sei vorsichtig mit ihm.“ „Das bin ich.“ „Sobald Rainers Leichnam freigeben werden kann, gib mir sofort Bescheid, ich werde die Beisetzung regeln.“, wandte sich Silke an Marc, der nur nickte, „Und melde dich sofort, wenn sich neue Informationen auftun.“ Silke sprach langsamer als sonst, sie rang nach Worten und bemühte sich, gefasst zu bleiben. „Das mache ich. Ich komme nachher vorbei, wenn das in Ordnung für dich ist.“, sagt der Kommissar. „Gerne, Rainer war auch dein Freund. Wir werden bei der Suche nach dem Täter helfen.“ Wir gingen zu unserem Auto und fuhren wieder schweigend nach Hause.

2

Silke parkte den Wagen unter der Remise, half mir auf dem Kofferraum und ging mit starrem Gesichtsausdruck in Richtung Stall. Ich sah Andreas an, der ihr hinterher blickte und nicht wusste, ob er Silke folgen sollte oder nicht. Die Schafe blökten leise, sie wollten auf die Weide. Langsam trottete ich zum Stall, mir wurde in diesem Augenblick bewusst, dass ich alt war. Der Schreck über Rainers Tod hatte mich dermaßen erschüttert, dass ich jeden Knochen und Muskel spürte. Mit meinen fast 14 Jahren nagte der Zahn der Zeit an mir, obwohl mein Kopf völlig klar war.

Die große Stalltür öffnete sich und unsere sieben Schafe, allen voran mein Lieblingsschaf Lissy, rasten ungeduldig auf die Südkoppel. Silke lief mit herunterhängenden Schultern zum Zaun, schloss die Koppel und lehnte sich an den Pfosten. Ich setzte mich neben sie und leckte ihr die Hand. Es war ein Tag am Ende des Frühlings und die Sonne wärmte uns nun schon kräftig. Über uns flogen ein paar Schwalben und Meisen, ich hörte sie Zwitschern. Silke kniete sich neben mich und legte ihre Arme um mich. „Ach Siley... Wie gern würde ich nun aufwachen und alles wäre nur ein böser Traum gewesen, aber das wird nicht passieren. Rainer wird mir so fehlen...“ Sie schluchzte ein paar Mal, während sie leise mit mir sprach. Ich lehnte meinen Kopf an Silkes Brust und hörte ihr Herz schlagen. Der Frühling hatte neues Leben erwachen lassen, aber in diesem Moment war nur große Trauer um uns herum.

„Ich habe Tee gekocht.“ Andreas war leise zu uns herangetreten. „Wenn du möchtest, bringe ich dir eine Tasse heraus.“ Silke schüttelte den Kopf und erhob sich. „Danke dir.“, lächelte sie traurig, „Lass uns reingehen und gemeinsam Tee trinken.“ Sie hakte sich bei dem Tierarzt unter und winkte mir, zu folgen. Im Haus deckte Andreas den Tisch, er kramte ein paar Kekse aus der Kommode, während Silke mir mein Futter gab, das ich etwas weniger gierig als sonst verputzte. Am Tisch sahen sich Andreas und Silke an. „Ich kann auch zu mir nach Hause gehen...“, begann Andreas. „Möchtest du das?“, fragte Silke. „Naja, Rainer und du, das war doch eine besondere Freundschaft und ich kann verstehen, wenn du Zeit allein für dich brauchst.“ „Ich verstehe, was du meinst, aber möchtest du nach Hause fahren?“ Mit leicht schief geneigtem Kopf wartete Silke auf seine Antwort. „Nein. Ich würde gern bei dir bleiben.“ „Dann bleib bitte auch.“ Mir war es auch ganz recht, wenn Andreas jetzt bei uns bliebe, denn ich fühlte mich selbst matt und alt und war nicht sicher, ob ich Silke genug Trost spenden konnte. Obwohl Rainer und Silke nie ein richtiges Paar waren, hatte Silke dennoch große Gefühle für ihn gehabt. Natürlich nicht so große, wie sie sie zu mir hat, aber Rainer war Silkes halbes Leben ein wichtiger Mensch für sie gewesen. „Siley und ich wissen deine Anwesenheit sehr zu schätzen, wirklich.“, sprach Silke und zwinkerte mir zu, „Mein alter Junge braucht dich ebenso, wie ich.“ Dankbar wedelte ich mit der Rute über den Boden, Silke verstand mich einfach. „Leg dich in dein Kuschelbett, mein Engel, du brauchst Ruhe. Ich werde deine Hilfe brauchen, den Mörder von Rainer zu finden.“ Ich bellte zustimmend und krabbelte in mein Bettchen.

„Du bist sicher, dass es Mord war, oder?“, fragte Andreas. „Ja, dessen war ich mir bereits sicher, als ich Rainer dort liegen sah., „Silke schluckte schwer, „Marc vermutet es bisher nur, aber ich weiß, dass es kein Unfall war, frage mich nicht, warum, ich weiß es...“ Andreas nickte, „Ich stelle das nicht in Frage, wenn du das sagst und ich werde dich und Siley unterstützen, so gut ich kann.“ Silke nahm die Hand des Tierarztes und drückte sie sanft. „Ich bin froh, dass du in unser Leben gekommen bist.“ Ich legte eine Pfote auf meine Nase, denn Gefühlsduselei in dieser Form war nicht mein Ding, und schlief dann erschöpft ein.

Es klingelte an der Tür und Andreas ging los, um zu schauen, wer am Einfahrtstor stand. Ich blieb verschlafen in meinem Bettchen liegen. Silke hatte die Küche aufgeräumt, während ich geschlafen hatte und saß nun neben mir auf dem kleinen Sofa, sie blickte auf mich herunter. „Ach, mein Mäuschen, du rennst gar nicht los, um zu schauen, wer da ist?“ Ich wischte mit der Pfote über meine Nase und leckte sie mir dann. Rainers Tod hatte mir gezeigt, wie vergänglich wir doch waren und ich war unsäglich müde. „Wie geht es ihr?“, hörte ich Marc, den Kommissar vor der Tennentür fragen. „Sie ist sehr ruhig, aber sie scheint es mit Fassung zu nehmen.“ „Du weißt, wie nah sich Silke und Rainer gestanden haben? Ich hoffe wirklich, dass Silke, sollte sich das Ganze doch nur als Unfall herausstellen, sich nicht in etwas hineinsteigert und einen Fall daraus machen wird.“ „Nun ja... Silke ist der festen Überzeugung, dass Rainer ermordet wurde...“, Andreas flüsterte, doch ich hörte ihn deutlich. Silke war nun aufgestanden und ich sah ihr ihre Verärgerung an. Sie ging zur Tennentür, hinter der sich Andreas und Marc noch immer leise unterhielten. „Sie kann euch hören und es mag vielleicht gut von euch gemeint sein, aber behandelt mich nicht wie eine Idiotin.“ Silke sprach leise und ich wusste aus Erfahrung, dass es nicht gut war, wenn Silke still wurde, da dies bedeutete, dass sie extrem wütend war. „Rainer wurde ermordet, denn die Art, wie er dort gelegen hat, spricht ganz klar für eine Zurschaustellung. Es ist mir egal, ob Ihr meiner Meinung seid, ich weiß, dass ich Recht habe.“ Noch während Silke sprach, drehte sie sich um und kam wieder zu mir. „Du glaubst mir doch, oder?“, sprach Silke mich an und ich wedelte zustimmend mit der Rute. „Hilfst du mir, den Tod von Rainer aufzuklären?“ Ich bellte einmal leise, denn natürlich würde ich Silke helfen, Rainer war doch auch ein Freund von mir gewesen.

Marc stand verunsichert in der Küche. „Silke...“, begann er vorsichtig und suchte nach den richtigen Worten, „Es war nicht so gemeint. Nur, solange ich das Ergebnis der Obduktion und des Kriminallabors noch nicht vorliegen habe, muss ich Rainers Tod vorerst als Unfall einstufen und auch so behandeln.“ „Dir ist bewusst, dass du damit Zeit verlierst?“, fragte Silke und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe Anweisung gegeben, dass alle verfügbaren Beamten zur Befragung der umliegenden Nachbarn von Haus zu Haus gehen und nach Zeugen suchen, die den...“, er rang nach Worten, „...lass es mich bitte noch Unfall nennen, also die nach Zeugen und deren Beobachtungen in diesem Zusammenhang suchen.“ Silke nickte nur und schenkte Kaffee in drei Becher. „Setzt euch bitte.“, sie wies auf die Stühle am Esstisch. Ich hatte mich aus meinem Bettchen bemüht und hockte mich neben den Tisch. „Lass uns dennoch zusammentragen, was seit gestern Abend passiert ist.“ Andreas stimmte Silke zu, „Das halte ich auch für eine gute Idee.“ Der Kommissar sah sich überstimmt und fügte sich Silkes Enthusiasmus.