Tod im Regen - Tom Wittgen - E-Book

Tod im Regen E-Book

Tom Wittgen

4,8

Beschreibung

»Blue Dream« -so heißt eine Fernfahrerkneipe im Brandenburgischen. Auf den großen Aufschwung hoffend, hat Inhaberin Hanne Haller die Gaststätte nach derWende für teures Geld renovieren lassen. Dabei hat sie sich reichlich verschuldet. Das Geschäft läuft allerdings nicht so wie gedacht - in der Nähe hat sich die Konkurrenz breitgemacht. Doch die verschlafene Kleinstadt bewegt etwas ganz anderes: Man munkelt, dass irgendwo ein illegales Waffenlager versteckt sein soll. Als vor dem »Blue Dream« eine junge Frau erschossen wird, rätseln die Leute, ob es da eine Verbindung gibt oder ob Eifersucht im Spiel ist ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 211

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
15
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

eISBN 978-3-360-50110-3

© 2015 (1994) Das Neue Berlin, Berlin

Cover: Verlag

Die Bücher des Verlags Das Neue Berlin erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.

www.eulenspiegel-verlagsgruppe.de

Tom Wittgen

Tod im Regen

Das Neue Berlin

1

Das Haus am Ortsausgang von Ranau war dreimal vererbt und dreimal von den Erben auf unterschiedliche Weise zurechtgewohnt worden. Es war ein Einfamilienhaus, und es wurde zurzeit von Andreas Bellmann bewohnt. Die beiden hatten schon bessere Zeiten gesehen als den Herbst ’92.

Andreas Bellmann war Dachdecker von Beruf und seit Monaten arbeitslos. Gewiss würde er in Berlin oder einer anderen Großstadt Arbeit finden, doch dann müsste er für fünf Tage in der Woche Ranau verlassen. Er meinte, dass er dafür nicht geschaffen sei.

Von seinem Haus bröckelte der Putz, durch die Fenster drang Frischluft ins Zimmer, auch wenn sie geschlossen blieben, und das Dach des Dachdeckers verfiel. Zu DDR-Zeiten hatte es am Material gelegen, jetzt fehlte es an Geld.

Für Videokassetten und CDs musste immer Geld vorhanden sein. Andreas brauchte beides, um sich Leben vorzuspielen, in Musik und in Bildern. Früher war er gesellig gewesen, hatte Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen ins Haus geladen und Feten gefeiert. Jetzt lebte er zurückgezogen, war menschenscheu beinahe, als sei es ein Makel, die Arbeit zu verlieren.

Andreas Bellmann war ein einsamer Mensch geworden und viel allein – obwohl er verheiratet war. MitRita.

Zu seinem Geburtstag Anfang September schien er endlich die Kraft zu einem Neuanfang gefunden zu haben. Der Morgen war sonnig, Andreas Bellmann frühstückte bei offenem Fenster ohne Fernsehen, spülte das Geschirr von drei Tagen, räumte die Küche auf und wischte sie sauber. Dann ging er in den Vorgarten, schnitt Astern und Dahlien, bevor der Himmel sich bewölkte und ein milder Herbstregen fiel.

Seine Wandlung hatte sich nicht spontan vollzogen. Sie war das Ergebnis unruhiger, schlafgestörter Nächte voller Lebenszweifel und Selbstvorwürfe. Sein zweiunddreißigster Geburtstag war lediglich der äußere Anlass für den sichtbaren Beginn eines neuen Lebens.

Wie früher hatteAndreas Bellmann zum Nachmittag Gäste eingeladen. Nach dem Mittagessen, aufgewärmtem Eintopf, begann er, den Kaffeetisch zu decken. Das Geschirr war zusammengewürfelt, zwei Personen würden ohne Kuchengabeln zurechtkommen müssen. Andreas arrangierte auf der Tischmitte Astern, Dahlien und Herbstblätter in Blumenschalen, dazwischen Kerzen und gefüllte Kuchenteller. Bunte Eigenwilligkeit, gewollter Optimismus – ganz und gar Andreas Bellmanns Geburtstagstisch.

Im Haus knarrten die altersschwachen Stufen.

»Hoch soll er leben!«

Ja, er würde wieder hochkommen. Er schwor es sich, jetzt, in diesem Augenblick. Mit erhobenem Kopf und Siegerlächeln öffnete er die Tür.

Seine Gäste drängten ins Zimmer. Irgendwo hatten sie sich getroffen und überfielen ihn gemeinsam, so wie jedes Jahr. Wie jedes Jahr überreichten sie kleine Geschenke und hatten sich viel zu erzählen.

Nach einer Weile nahm Jörg Hanke ihn beiseite. Er war eine Zeitlang Bellmanns Arbeitskollege und Freund gewesen.

»Andreas, die Gelder für das Kirchendach sind durch. Ungekürzt bewilligt!«

»Schon wieder?«

»Wenn ich dir das sage, stimmt’s.«

»Sei nicht gleich beleidigt. Ist jetzt mein Prinzip: Ich verlasse mich auf das, was schwarz auf weiß vor mir auf dem Tisch liegt.«

»Ich garantiere dir, in Kürze liegt dein Arbeitsvertrag hier auf dem Tisch.«

»Ein zeitweiliger.«

»Verbeamtet wirst du nicht als Dachdecker. Aber du wirst für eine Weile deinen Arsch aufs Kirchendach schwingen müssen.«

Andreas grinste. »Menschenskind, Jörg …«

»Ich denke, jetzt wird alles ganz schnell gehen. Das Dach muss fertig sein, bevor der Herbst mit Regen, Sturm und Frosteinbrüchen kommt.«

»Wäre mein schönstes Geburtstagsgeschenk«, murmelte Andreas. »Leute, schnappt euch die Gläser von der Kommode«, rief er den anderen zu, »der Sekt rollt an!«

Er ging, von Jörg begleitet, in die Küche, sie holten Sektflaschen und schenkten ein. Wieder Hochrufe, Gläserklirren, dann nur noch leise, schlürfende Geräusche und plötzlich die Stimme von Jörgs Frau.

»Andreas, wo steckt denn Rita?«

Da schrillte die Türglocke. Es wurde still, drinnen und draußen vor der Tür. Wer da geläutet hatte, würde es wohl nicht noch einmal tun. Andreas ging wie mit Leim an den Sohlen durchs Zimmer und öffnete.

Draußen stand eine junge Frau, schlank, blond, gepflegt und sehr ernst. Sie trug einen weiß-blauen Regenmantel und hielt einen Blumenstrauß in der einen und eine dunkelblaue Sporttasche in der anderen Hand.

»Guten Tag, Andreas«, sagte sie, »ich gratuliere dir zum Geburtstag, und ich wünsche dir viel Glück.«

Obwohl sie lächelte, waren ihre Augen noch immer ernst.

Andreas fasste sie am Unterarm. »Danke, Rita. Komm rein.«

Sie machte sich steif und schüttelte den Kopf.

»Bitte«, flüsterte er, »komm.«

Er zog sie ins Zimmer und ließ hinter ihr die Tür ins Schloss fallen.

Einen Augenblick lang stand Rita Bellmann wie eine Fremde in ihrer Wohnung, angegafft von den Geburtstagsgästen. Wieder war es Rosi, Jörgs Frau, die die Stimmung umschwenken ließ. Sie sah von Andreas zu Rita und lachte.

»He, ihr beiden versteht’s aber, ’ne Show abzuziehen!«

Ihr Lachen steckte an. Rita wurde begrüßt, mit Sekt, Händeschütteln und Fragen.

Ihr Mann achtete besonders auf die Fragen.

»Bist du bloß raus, um uns zu überraschen, oder wohnst du wirklich nicht mehr hier?«

»Ich bin zu Natalie gezogen«, sagte Rita.

»Nur vorübergehend«, ergänzte Andreas, ehe Verwunderung und weitere Fragen aufkamen. »Vorläufige Abmachung unter uns, wenn Rita und Natalie ins Blue Dream zur Spätschicht müssen.«

Das fand Zustimmung. Zwei junge Frauen, im Dunkel auf getrennten Wegen zur abgelegenen Gaststätte Blue Dream und nachts allein nach Hause – wer weiß, wie lange das gutgehen würde in diesen unsicheren Zeiten.

Rita legte ihrem Mann eine CD auf den Geburtstagstisch.

»Pink Floyd, The Wall«, sagte er fast andächtig. Er küsste seine Frau auf die Wange. »Aber dein schönstes Geschenk«, flüsterte er, »ist das hier.« Er wies auf ihre blaue Reisetasche. »Willkommen daheim.«

Rita lächelte. Herablassend, abweisend, und der Ton, in dem sie Antwort gab, entsprach diesem Lächeln.

»Du siehst wie immer nur das, was du sehen willst. Die Tasche ist leer. Wenn ich die Wohnung verlasse, wird sie voll sein.« Sie ging mit der Tasche ins Schlafzimmer.

Ihr Mann zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Er ließ den Kopf so heftig sinken, dass sein aschblondes Haar tief in die Stirn fiel. Es bedeckte seine Augen, und er bemerkte nicht, dass Rosi auf ihn zu trat.

»Brütest du was aus?«, fragte sie.

Sofort riss er sich zusammen, strich das Haar aus der Stirn und lächelte. Er hatte einen breiten, sensiblen Mund, und sein Lächeln geriet immer etwas rätselhaft. In seinen Augen lag ein kleines, hinterhältiges Glitzern.

»Das Kaffeewasser kocht«, sagte er, »aber ich möchte ein paar Minuten mit Rita allein sein.«

»Wo finde ich den Kaffee?«

»In der Küche ist alles zurechtgestellt. Danke, Rosi. Wir lassen uns gleich wieder sehen.«

Unbemerkt von seinen Gästen folgte Andreas Rita ins Schlafzimmer.

Seine Frau stand am Fenster. Ihre Sporttasche hatte sie in der Ecke neben dem Schrank abgestellt.

Der Regenmantel hing auf einem Bügel an der äußeren Schranktür. Auf dem Ehebett lagen Pullover, Hosen, ein Abendkleid, Unterwäsche und Frotteehandtücher.

Andreas Bellmann nahm alles wahr, als sei es von besonderer Bedeutung für ihn.

»Geh nicht wieder weg, Rita«, bat er leise.

»Es ist aus«, sagte seine Frau, »und das weißt du.«

»Ich weiß nur, dass wir zusammengehören – und dass ich mich ändern werde.«

»Ach? Das ist ja was ganz Neues.«

»Es ist die Wahrheit. Ab heute, ab meinem Geburtstag, werde ich ein anderer Mensch sein.«

»Das sehe ich! Existenzsorgen, aber eine großkotzige Party geben.«

»Geburtstag ist nur einmal im Jahr, und heute ist meine Neu-Geburt. Außerdem – mit den Existenzsorgen ist es vorbei.« Er zog die Gardine zurück und wies zum Kirchturm hinüber. »Bald wirst du mich dort oben sehen.«

»Dich werde ich nie oben sehen.«

»Vertraue mir, Rita, das eine Mal noch, bitte.«

»Vielleicht«, erwiderte sie gereizt, »kriegst du den Auftrag wirklich, aber spätestens, wenn das Dach fertig ist, hockst du wieder da, wo du jetzt bist: zu Hause, vor dem Fernseher, bei deinen CDs, und ich kann sehen, wie ich uns durchbringe. Nein danke! Ich weiß mit meinem Leben was Besseres anzufangen.«

»So wird es nie mehr sein«, beteuerte Andreas heftig. »Ich fühle mich zuversichtlich, unternehmungslustig. Aber ich brauche dich, Rita.«

»High Noon«, sagte sie spöttisch. »Du guckst wirklich zu viel Fernsehen.«

Er zog die Gardine zur Seite.

»Sie steht unten, nicht wahr?«, rief er erregt. »Deine Freundin Natalie wartet vor unserem Haus auf dich, mit der Stoppuhr in der Hand, um zu sehen, wie lange du brauchst, um deinem Mann zu seinem Geburtstag denAbschied zu geben!«

»Mach dich nicht lächerlich, Andreas«, sagte Rita ruhig, »niemand wartet unten.«

Er riss trotzdem das Fenster auf und beugte sich hinaus. Auf der Straße schlenderte, eng umschlungen, ein Pärchen am Haus vorbei.

»Weshalb sollte sie auf mich warten«, fragte Rita »sie weiß doch, dass ich nicht hier bleibe.«

Andreas war mit einem Satz bei ihr, packte sie im Genick und schüttelte sie.

»Dann geh zu dieser Nutte«, rief er, »und sag ihr, dass sie sich nicht in unser Leben einzumischen hat!«

Rita ließ sich unter seinem Griff schlaff werden und sank zu Boden. Sofort kniete er neben ihr, erschrocken, hilflos.

»Was hast du denn? Rita, bitte! Ich wollte dir doch nicht weh tun.«

Er zog sie hoch, stützte sie, bis sie wieder auf den Füßen stand, ging zum Fenster und schlug es zu.

Rita hob ihre Reisetasche auf.

»Es tut mir leid«, sagte Andreas vom Fenster her »wirklich, ich liebe dich, Rita. Ich kann nicht leben ohne dich. «

»Was du bewiesen hast«, erwiderte sie bitter. »Wir haben beide die Arbeit verloren, und du hast dich auf die Couch gesetzt, gejammert und vom großen Geld geträumt. Ich habe nicht lockergelassen, bis ich den Job im Blue Dream hatte, und jetzt darf ich ackern, um für uns beide das Geld zum Überleben ranzuschaffen!«

Sie trat ans Bett und begann, die ausgebreitete Wäsche und die Kleidung in die Tasche zu packen.

»Das wird jetzt anders, Rita. Gib unserer Ehe eine Chance, bitte.«

»Ich kann nicht mehr«, sagte sie, »nicht mit dir.«

»Du willst nicht mehr«, erwiderte er bitter, »du willst nicht mehr mit mir.«

Einen Augenblick lang sahen sie sich an, hasserfüllt und traurig darüber, dass es so endete. Andreas wandte sich ab, setzte ein Lächeln auf und ging ins Wohnzimmer zurück.

2

Der Raum im Blue Dream war düster und durchpeitscht vom Diskosound. Wer tanzte, bewegte sich ohne körperliche und gefühlsmäßige Nähe zu seinem Partner. Die Armbewegungen, rhythmisch, locker oder verkrampft, zur Seite schwingend, oft himmelwärts greifend, waren wie Gesten von Hilfesuchenden.

Spotlights stachen in das Dunkel, zeigten willkürlich, wie bleiche Finger, auf die einsam Tanzenden und auf die, die an der Theke saßen und tranken und trotz der Animiermädchen neben sich auch einsam wirkten.

Natalie stand hinter dem Tresen, Rita bediente die Gäste an den Tischen. Eben balancierte sie ein Tablett mit leeren Gläsern zum Tresen zurück, traumwandlerisch sicher, mit abwesendem Gesichtsausdruck.

Natalie zog sie hinter den Tresen. Sie hatte zwei Gläser mit Sekt gefüllt, hastig, so dass er überschäumte, griff sich das eine und schob das andere Rita zu.

»Vergiss ihn, Schätzchen.«

Rita lächelte bemüht, stieß aber an mit ihr, und sie tranken.

»Vergessen ist keine Lösung«, sagte Rita. »Ich muss drüber wegkommen, muss es innerlich verkraften, verstehst du?«

Natalie legte den Arm um ihre Schultern und schüttelte sie leicht. »Vergiss ihn trotzdem«, sagte sie beschwörend, »wenigstens vorläufig, bis wir hier verschwunden sind. Dann wird es dir ohnehin bessergehen.«

»Ich fürchte, ich komme nie von hier weg.« Rita lehnte sich an Natalie, als suche sie Schutz bei ihr.

»Unsinn, wir schaffen es. Wir schaffen es bald, Rita. Hamburg, Köln, Berlin – du darfst es dir aussuchen.« Sie küsste Rita auf die Wange, flüchtig, aufmunternd.

»Für uns beginnt ein neues Leben …

»He, spielen wir hier auch noch ’ne Rolle?«, rief einer der Gäste und kam zum Tresen. Er war leicht angetrunken. »Oder seid ihr euch selbst die liebsten Gäste?«

Sofort ließ Natalie Rita los, verzog die Mundwinkel, lächelte herablassend und spöttisch.

»Sie sind der Gast, Sie sind der König«, sagte sie.

»Dann noch einmal dieses königliche Gesöff, Mädchen.«

Sie bediente ihn, danach ein Pärchen und trat dann wieder zu Rita.

»In einer anderen Stadt kommst du leichter über alles hinweg, glaube mir das«, sagte sie, als sei ihr Gespräch nie unterbrochen worden.

Rita trank ihr Glas leer und stellte es hart auf den Tresen zurück. »Ich mach nicht mit«, sagte sie leise.

»Was soll denn das nun wieder heißen?«

»Man soll nicht gegen sein besseres Wissen handeln. Ich habe Andreas zwar aus Liebe geheiratet, aber auch mit dem Wissen, dass wir nicht zusammenpassen, dass es nicht lange gutgehen kann mit diesem Traumtänzer.«

»Na also, dann nichts wie weg hier.«

Rita schüttelte den Kopf.

»Ich verstehe dich nicht«, sagte Natalie ungehalten.

»Es würde wieder nicht gutgehen. Ich weiß, dass ich nicht der Typ dafür bin.«

»Das hätte dir eher einfallen müssen.«

»Droh mir nicht, bitte.«

»Wir haben die Sache gemeinsam geplant und gutgeheißen. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dich abspringen lasse.«

»Ich tauge nicht dazu«, sagte Rita verzweifelt.

»Und was zum Teufel glaubst du, wozu du taugst? Willst du zu ihm zurückgehen, zu diesem Träumer, Gernegroß und Versager? Willst du ihn dir weiterhin als Klotz ans Bein hängen? Willst du das wirklich, Rita?«

»Nein«, sagte Rita matt, »das ist es nicht.«

»Dann bleibt dir nichts anderes, als mitzumachen. Sieh mich an!«

Rita hielt den Kopf zur Seite geneigt, als erlausche sie etwas, das nur für sie bestimmt war.

»Du sollst mich ansehen!« Natalie packte sie derb an den Schultern. »Wir bringen beide zu Ende, was wir beide angefangen haben. Erinnerst du dich an unsere Kindheit? Wie wir zusammen Ball gespielt haben? Wenn du keine Lust mehr hattest, hast du den Ball einfach nicht aufgefangen, hast ihn mich ins Leere werfen lassen.«

Rita hob den Kopf, sah ihre Freundin an.

»Wir sind keine dreizehn mehr. Du wirst den Ball fangen!«, sagte Natalie.

Rita zog ihr Taschentuch und drückte es gegen die Augen. Die Musikbox verstummte. Wer getanzt hatte, kehrte zum Tisch zurück. Jemand rief nach der Bedienung.

»Geh mal raus und mach dich frisch«, sagte Natalie, und nach den Tischen hin nickend, fügte sie hinzu, »das da erledige ich schon.«

Rita verschwand durch die Hintertür, während Natalie Bestellungen notierte. Als Natalie zum Tresen zurückging, trat die Wirtin durch die hintere Tür. Ihr Blick glitt suchend zum Tresen und durch den Schankraum.

»Wo ist Rita?«

»Sie müssten ihr begegnet sein. Sie wollte nur mal …«

Frau Haller ließ sie nicht aussprechen.

»Aha«, sagte sie herablassend und mit einem kleinen, gespielten Bedauern in der Stimme, »ihr seid also schon von selbst draufgekommen.«

»Worauf denn?«, fragte Natalie verwundert.

»Dass wir ab nächstem Monat nur noch eine Serviererin benötigen.«

»Das möchte ich von Ihrem Mann hören«, erwiderteNatalie.

Es war ihre Gelassenheit, die Frau Haller reizte. Sie warf den Kopf in den Nacken, wandte sich ab und verschwand wieder durch die Tür, durch die sie hereingekommen war.

Natalie hantierte am Tresen, setzte ein Lächeln auf, um ihre Unruhe zu verbergen, und fragte sich, wo Rita blieb. Plötzlich sah sie ihre Gestalt schemenhaft durch die Glastür. Sie stand im Vorraum am Telefon und zögerte, den Hörer abzunehmen.

Besser keine Liebe als diese Hassliebe zwischen ihr und Andreas, dachte Natalie. Sie grinste den Mann auf dem Barhocker an, der ihr mit schwerer Zunge eine Geschichte erzählte, die sie nichts anging und die sie nicht hören wollte. Rita muss sich entscheiden, dachte sie, bald und ohne den Versuch einer Rückversicherung. Ansonsten geht es nicht gut aus. Mit ihr und Andreas nicht und mit ihr und mir auch nicht.

Sie sah, wie Rita nach dem Hörer griff und wählte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!