Tokyo Fever - Sarah Schwartz - E-Book

Tokyo Fever E-Book

Sarah Schwartz

0,0

Beschreibung

Die in Tokio lebende deutsche Schauspielerin Kiara hat es geschafft! Endlich hat sie ein Engagement eines Tokioter Theaters in der Tasche. Auf einer Party trifft sie den J-Rock-Star Hayato, Sänger der Visual Kei-Band Tokyo Desire. Kiara verfällt Hayato, obwohl dieser eigentlich nicht ihr Typ ist: Hayato ist arrogant, sexbesessen, dominant. Kiara dagegen ist zurückhaltend und sexuelle Ausschweifungen sind ihr fremd. Während Kiara sich noch gegen ihre Gefühle wehrt, schließt Hayato heimlich eine Wette mit seinem Bandmitglied Shouta ab: Hayato soll die unnahbare Kiara nicht nur verführen, sondern sie in den "Palast der Wünsche", ein Etablissement, das die sexuellen Wünsche der Reichen und Schönen Tokios stillt, mitbringen. Dort soll Hayato – vor laufender Kamera - beweisen, wie viel sexuelle Macht er wirklich über die junge Frau hat. Doch als Hayato ebenfalls Gefühle für Kiara entwickelt, überstürzen sich die Ereignisse … J-Rockstar-Romance. Neuauflage.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 365

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sarah Schwartz

TOKYO FEVER

Erotischer Roman

© 2008/2018 Plaisir d’Amour Verlag, Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Covergestaltung: © Sabrina Dahlenburg (www.art-for-your-book.weebly.com)

Zitate: Ovid „Amores“, Liebesgedichte Lateinisch/Deutsch; © Reclam 1997; Universal-Bibliothek Nr. 1361, Stuttgart

Illustrationen: © Lena Ulrich

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-330-9

ISBN eBook: 978-3-86495-331-6

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden.

Inhalt

Feuerblumen nur für Dich

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Winternacht

Autorin

Weitere Romane von Sarah Schwartz

Feuerblumen nur für Dich

In einer Nacht aus Samt gemacht

hab ich das Feuer Dir gefangen

und hab es für Dich mitgebracht,

zu stillen Dein und mein Verlangen.

Tanzen sollen Flammenreigen

aus Stängeln, Blüten, scharfem Duft,

sollen die Häupter vor Dir neigen

schwebend in der lauen Luft.

Freude sollen sie Dir bringen,

Wärme, Lachen, Feuerschein,

Staunen auch und Glockenklingen,

Lichterglanz bei gutem Wein.

Feuerblumen schenk ich Dir,

heller noch als tausend Kerzen.

Ich pflanz sie in die Luft vor mir,

Rot und Gold aus meinem Herzen

Feuerblumen schenk ich Dir,

ich hab sie nur für Dich beschworen.

Schau sie Dir an und glaube mir:

Kapitel 1

Jeder, der liebt, ist Soldat, und Cupido hat sein Feldlager; glaub mir, mein Atticus, jeder, der liebt, ist Soldat. Die Jugend, die zum Krieg taugt, ist auch für Venus geschaffen.

Geschafft! Endlich geschafft! Kiara Evers hob stolz den Kopf und blickte dem wartenden Flugzeug entgegen. Die abflugbereite Maschine war im Inneren nicht größer als ein Kleinwagen.

Sie schob eine silberblonde Haarsträhne unter der Schutzbrille zurecht, die sie noch über der Stirn auf den zusammengebundenen Haaren trug. In ihrem Magen kribbelte es angenehm, und sie war sicher, bereits jetzt jenes glückselige Grinsen auf dem Gesicht zu haben, das einem Fallschirmsprung vorausging.

Während sie auf die laut brummende Propellermaschine zuging, betrachtete sie die Berge um sich herum. Deshalb war sie nach Japan gegangen, nach Tokio. Weil es hier alles gab: Die schönsten Landschaften neben dem größten Moloch der Welt. Hier, nur wenige Kilometer entfernt, war nichts mehr zu spüren von der Hektik des achtunddreißig Millionen Ballungszentrums. Grüne Hänge, silberne Bäche und ein tiefblauer Himmel feierten gemeinsam mit ihr ihren Triumph. Das helle Licht Japans, das sie oft genug zwang, eine Sonnenbrille zu tragen, machte die Farben intensiver, verlieh dem Leben einen Glanz, den Kiara in diesem Moment tief in sich spürte. Sie hatte ihre Schauspielausbildung mit Auszeichnung bestanden. Das Kami-Theater in Ginza hatte sie für drei Spielzeiten engagiert, um gemeinsam mit ihr Weltliteratur zu dramatisieren. Sie würde auf der Bühne stehen und dafür ordentlich bezahlt werden. Ein Traum, den sie bereits seit Jahren träumte, und der nun wahr wurde, schillernd und bunt.

Kiara schwang sich in den weißen Schulterdecker und rief dem Piloten fröhlich zu: „Abflug, Inagawa!“

Das Flugzeug rollte an. Noch einmal überprüfte Kiara, ob das Geschirr richtig saß. Ihre hellblauen Augen funkelten, als sie abhoben. Sie war allein in dem kleinen Innenraum der Cessna 182. Das war kostspielig, denn sie musste das gesamte Benzin zahlen, aber das war es ihr wert. Kiara sprang am liebsten allein. Sie genoss den Moment vor dem Sprung, den sie ganz für sich hatte.

Unter ihr wurde das Gebäude der Fallschirmschule immer kleiner. Die Schule lag auf einem sonnenüberfluteten Hügel. Sie war der einzige Gebäudekomplex weit und breit. In einem kleineren Haus waren die Schirme und die Ausrüstung untergebracht. Im großen Haupthaus befand sich ein Restaurant, von dem aus man durch eine breite Fensterfront den Landeplatz der Springer sehen konnte.

Ob Jessi schon da war? Sie hatte die Freundin fast ein Jahr lang nicht mehr gesehen; sich nur in ihre Ausbildung gestürzt und kaum Kontakt zur Außenwelt gehabt. Umso schöner war es, dass Jessica Parker sich heute für sie Zeit nahm und versprochen hatte, hierher zu kommen.

Kiara schloss die Augen. Jetzt habe ich alles, wirklich alles, außer einem Mann. Sie grinste. Die Liebe wurde überbewertet. Beziehungen machten nichts als Probleme, außerdem waren sie zeitfressende Monster. Und wer blieb heutzutage schon mit seinem Partner zusammen? Sie lebte im Zeitalter des Individualismus. Es gab nur wenige Menschen, die bereit waren, sich auf Dauer auf die negativen Seiten des anderen einzulassen. Der Kompromiss war zu einer unakzeptablen Forderung geworden.

„Wir sind auf dreitausend!“, rief Hachiro Inagawa vom Cockpit.

Kiara öffnete die Augen und erhob sich. Das Flugzeug hatte die Absprungstelle fast erreicht. Sorgfältig rückte sie die Brille zurecht. Sie trat an die Tür und öffnete sie. Das war der Moment, in dem ihr Magen einen freudigen, erregten Satz machte, als könnte er es nicht mehr erwarten. Kiara wusste, dass viele Anfänger an diesem Punkt scheiterten: Wenn die Tür sich öffnete, und man hinuntersah auf die winzige Spielzeuglandschaft, die unreal unter einem lag wie ein Fernsehbild. Das Brüllen des Motors und das kalte Fauchen des Windes zeigten aber, dass man sich sehr wohl in der Realität befand und einfach irre sein musste, da runterzuspringen.

Noch einmal schloss Kiara die Augen und konzentrierte sich. Hachiro musste ihr nichts mehr sagen. Es war der siebte Sprung, den sie alleine machte. Wann immer sie sich einen Sprung leisten konnte, nahm sie ihn wahr, weil sie damit ihr Leben zelebrierte.

Kiara atmete tief ein und blickte auf das winzige Land unter sich. In der Ferne lag Tokio, eine gigantische Staubglocke zwischen grünen Landflecken. Sie fühlte das Vibrieren der Maschine im Körper und ging leicht in die Knie. JETZT!

Sie sprang vorwärts ins Nichts, überschlug sich, spannte Arme und Beine an, um in eine stabile Position zu kommen. In Sekundenbruchteilen war sie ausgerichtet, stürzte der grünen Erde entgegen, und obwohl der harte Fallwind ihren Mund austrocknete, jauchzte sie. Ihr heller Schrei verklang über ihr, sie selbst hörte ihn kaum.

Leben, das ist Leben, dachte sie euphorisch, die Augen weit aufgerissen, um ja keine Sekunde des Falls zu verpassen.

***

Der süße Geruch von Rosen lag in der Luft. Das Anwesen Shanaya ruhte im Licht der Sommersonne. Das geräumige Haus mit den rotglitzernden Giebeldächern stand unschuldig zwischen Ahorn- und Kirschbäumen. Es war ruhig in dem großen japanischen Garten, selbst die Vögel flatterten nur träge hin und her oder saßen dösend im Schatten der Äste, die Köpfe unter die Flügel gesteckt. Die beiden Pfaue Rosenblüte und Buntauge lagen mit ausgebreiteten Fächern vor dem Teehaus.

Tagsüber war der Ort, den Jessica Parker mit ihren Freunden geschaffen hatte, beschaulich: Ein exklusiver Club – offiziell ein Boutique Hotel – in dem nach Absprache sexuelle Wünsche erfüllt wurden. Erst, wenn es dämmerte, erwachte das Haus zum Leben, und die hohen Mauern verbargen, was sich im Inneren des Anwesens abspielte.

Nur wenige hundert Meter vom Clubhaus entfernt stand ein zweites Gebäude, eine Spiegelung des ersten, ohne Swimmingpool und Balkone, dafür mit einem großen Parkplatz, auf dem auch die Gäste ihre Wagen abstellen konnten. Dort lebten Jessica, Takeo, Kazuya, Yukiko und Sakura. Sie alle waren Mitbegründer und Mitarbeiter des Clubs. Auch in dem Haus war es ungewöhnlich still, als ob die schwüle Sommerluft jedes Geräusch eindämmen würde.

Nur auf der Rückseite, auf der Terrasse vor dem großen Wohnzimmer, bewegte sich jemand. Ein gutaussehender junger Mann, Grund für zahlreiche Buchungen und Liebling vieler Kundinnen. Sein Name war Kazuya Sakaida. Sein weiches, feminines Gesicht mit der geraden Nase zeigte seine Sanftmut, die kleinen Fältchen an den Mundwinkeln die Lust am Lächeln. Sein dichtes schwarzes Haar war schulterlang, der Pony fransig geschnitten. Die Haare fielen ihm angeschrägt über die Stirn und das linke Auge, als wollte er einen Teil seines Gesichts verbergen. Um seinen Hals wand sich eine schwarze Lederkette mit einem edel gearbeiteten Drachenanhänger aus Silber. Zwei rote Granatsteinchen bildeten die Augen des Drachen.

Kazuya hatte etwas entdeckt, das seinen Jagdinstinkt weckte, und sein Herz klopfte, während er mit katzenhafter Anmut einen Fuß vor den anderen setzte.

Kazuya bewunderte Yukikos milchig-weiße Haut, auf die die Schatten der Blätter geheimnisvolle Muster warfen. Ihre schwarzen Haare trug sie offen, sie fielen hinab auf ihre Ellbogen und Unterarme.

Yukiko lag auf der Terrasse hinter dem Haupthaus auf einem gelb-weiß gestreiften Sonnenstuhl. Das Holz des Parkettbodens fühlte sich warm unter Kazuyas Füßen an, als er auf die hübsche Frau zuging. Sie hielt ein Buch in den Händen und war scheinbar ganz in die Lektüre vertieft, aber Kazuya ließ sich davon nicht täuschen: Yukiko hatte ihn längst bemerkt.

Wie schön ihr Körper in dem dunkelroten Bikini war. Ihre zarten Brüste wurden von unsichtbaren Bügeln verlockend nach oben gedrückt, und er konnte nicht anders, als seine Hand nach ihnen auszustrecken. Ehe seine Finger die helle Haut berühren konnten, traf ihn das Buch mit ungeminderter Wucht.

Fluchend zog Kazuya die Hand zurück.

Yukiko sah argwöhnisch zu ihm auf. „Du kannst dich wohl kaum über zu wenig Aufträge beschweren, oder? Allein letzte Nacht hattest du drei Frauen.“

„Aber keine wie dich“, erklärte Kazuya inbrünstig. „Du bist wie ein Strahl der Sonne; eine Abgesandte der Götter, die nur auf die Erde geschickt wurde.“

„Du kriegst keinen Sex.“

Kazuya kniete sich neben den Sonnenstuhl und umfasste ihre Knie mit den Händen. Der Blick seines sichtbaren Auges bannte den ihren.

„Willst du einen Liebhaber so schnöde abweisen? Wie lange ist es schon her, dass wir uns in wilder Lust durch den Garten rollten? Der Moment ist günstig: Jessi ist unterwegs, und Takeo telefoniert noch mindestens eine Stunde mit seiner Laura. Wir sind ganz allein.“

Yukiko legte das Buch zur Seite. „Und Sakura? Die müsste doch bald zurückkommen.“

„Beschwör keine bösen Geister, meine Angebetete.“ Kazuyas Hände wanderten langsam von Yukikos Knien zu den Innenseiten ihrer Oberschenkel. „Spürst du nicht auch das Feuer der Leidenschaft?“

Yukiko sah ihn skeptisch an. Ihre dunkelbraunen Augen verengten sich misstrauisch. „Was liest du in letzter Zeit für einen Schund, dass du so geschwollen sprichst? Hast du dich an Jessis Erotikromanen vergriffen?“

Kazuya drückte ihre Beine leicht auseinander und sah keck zu ihr auf. „Es funktioniert doch.“

Seine Finger wanderten höher, zupften erst zurückhaltend, dann fordernder an den dünnen Trägern von Yukikos Bikinihose. Yukiko gab kaum merklich nach, stellte die Füße auf und drückte das Becken hoch. Langsam zog Kazuya das Höschen über ihre Beine. Er konnte sein Glück kaum fassen. Würde Yukiko ihm endlich die Freuden gewähren, von denen er so oft geträumt hatte? Es war wirklich lange her, dass sie einander geliebt hatten. Behutsam, um mit keiner hastigen Bewegung den Zauber zu brechen, streifte er das überflüssig gewordene Kleidungsstück über Yukikos Füße und beugte sich tief über ihren Schoß.

Yukiko stellte einen Fuß neben ihm auf dem Boden ab und rekelte sich genüsslich, die Arme bequem hinter dem Kopf verschränkt.

Kazuyas Zunge fand zielsicher, was sie suchte, teilte die warmen Schamlippen und traf auf den Punkt, an dem jede Frau seiner Meinung nach am liebsten berührt wurde.

Kiko seufzte glücklich, ihre Beinmuskeln waren geschmeidig und entspannt, Kazuya fühlte sie unter seinen Händen. Er streichelte aufreizend langsam über ihre Haut, während seine Zunge schneller wurde. Den Schmerz in den Knien ignorierte er, wenn er dafür nur bekam, was er schon so lange wollte: Er würde Yukiko mit in den Garten nehmen. Noch war es heiß und das Gras weich genug, um sie dort zu verführen. Unter den verworrenen Ästen der Bäume wollte er sie lieben, seine Kiko, seine Zauberin, die so aufregend und geheimnisvoll sein konnte.

Yukiko stöhnte leise auf, als er fordernder wurde. Sie kam ihm mit ihrem Becken entgegen, Kazuya packte ihre Hüfte. Nur noch ein paar Sekunden, und er hatte sie so weit. Siegessicher hob er den Kopf. Ihre Schamlippen waren feucht, glitzerten begehrlich. Seine Finger fuhren über ihre rasierte Scham, ein letztes Versprechen, ehe er sie nach oben zog, auf seine Arme hob und hinunter auf die Wiese trug.

Yukiko ließ es geschehen, spielte dabei mit ihren Fingern unter den Haaren an seinem Hals. Sie wusste, wo er gerne berührt wurde.

Kazuya setzte sie neben den Wegsteinen unter einem Ahornbaum ab und half ihr, auch das Oberteil loszuwerden. Geübt entledigte er sich seiner weichen Hose und des eng anliegenden Shirts. Er ging auf die Knie, hob ihr Becken an und wollte eben in sie eindringen ... als er erstarrte. Seine Männlichkeit erlitt einen massiven Schock, der sich langsam bis zu seinem Gehirn vorarbeitete. Kazuya schnappte nach Luft.

„WAS, beim finsteren Reich Jigoku, ist das?!“

Direkt neben ihm, auf Augenhöhe, befand sich der dreieckige Kopf einer Anakonda! Das Tier hatte sich ein Stück aufgerichtet, Kazuya konnte die gelben Zentren der Augenflecken sehen. Die Schlange verharrte reglos und musterte ihn aus kalt glitzernden Augen.

„Beweg dich nicht!“, zischte Yukiko.

Kazuya sah mit schreckgeweiteten Augen zu dem olivgrünen Tier, das ihn unheilverkündend fixierte. Dann bewegte sich der schwere Schlangenkörper und glitt auf Kazuya zu, der einen kurzen Schrei ausstieß.

Eine ruhige Hand umfasste die Schlangenhaut und zog das Tier zurück. Sakura legte sich die mächtige Schlange um die Schultern. Das gut anderthalb Meter lange Tier hob sich ausdrucksstark von ihrem schwarzen Ledermieder ab. Es war ein Wunder, dass sie es tragen konnte, doch Kazuya wusste, wie durchtrainiert Sakura war. Wie immer trug sie aquamarinblaue Kontaktlinsen, ihre schwarzen Haare waren aufwendig zu kleinen Zöpfen geflochten, und sie grinste verächtlich auf Kazuya hinab. Ihre Stimme klang spöttisch. „Darf ich vorstellen? Narziss. Mein neues Haustier.“

Kazuya erhob sich bleich. Auch Yukiko stand langsam auf und fischte das Bikinioberteil aus dem Chinagras. Kazuya hob anklagend den Zeigefinger, denn Sakura hatte ihn um die Erfüllung eines Traums gebracht. „Das ist kein Haustier, das ist ein Monster!“

Sakura blieb unbeeindruckt. „Narziss ist eine Eunectes Murinus und ausgesprochen friedfertig. Meine Psychotherapeuten meinten beide, es sei gut, wenn ich mich mit Tieren auseinandersetze.“

„Aber doch nicht mit solchen!“ Kazuya raufte sich die Haare. „Warum müssen deine Schlangen immer größer werden?!“

Sakura drehte sich um, als hätte sie ihn nicht gehört und ging langsam in Richtung Haupthaus.

Kazuya warf seiner Männlichkeit einen bedauernden Blick zu. Dafür sollte Sakura in der Hölle schmoren.

Yukiko gab ihm einen aufmunternden Klaps auf das nackte Hinterteil.

„Sieh es doch so: Die Jagd geht weiter.“

Sie trällerte die Melodie eines Liebesliedes von Hayato Takado vor sich hin, während sie zurück in Richtung Terrasse ging, das rote Oberteil locker am Finger baumelnd.

Kapitel 2

Da ist keine bestimmte Gestalt, die mich zur Liebe einlädt, hunderterlei Gründe gibt es für mich, ständig verliebt zu sein.

„Jessi!“ Kiara schloss die Freundin in die Arme. Sie standen an einem rustikalen Tisch im Inneren des Restaurants. Kiara fühlte die Euphorie des Sprungs in sich – ein Zustand, der sich noch Stunden hinziehen würde, und den sie sehr genoss.

Jessi drückte sie herzlich an sich – vielleicht ein wenig zu herzlich. Vor etwa drei Jahren, als sie einander kennenlernten, hatte Jessi versucht, Kiara zu verführen, aber die hübsche Blondine hatte schnell klar gemacht, dass sie nicht auf Frauen stand.

Die beiden setzten sich an den dunklen Tisch mit dem roten Blumengesteck.

„Ich gratuliere dir zu deinem Job“, meinte Jessi fröhlich. „Ich habe immer gehofft, dass du es schaffst.“

Kiara lächelte. „Wie geht es dir und den anderen? Kommt deine Schwester nun auch nach Japan?“

Jessi nickte glücklich. „Laura ist gerade in Deutschland, um ihre Angelegenheiten zu klären. Du kannst dir sicher vorstellen, wie Takeo drauf ist. Er vermisst sie ganz furchtbar. In zwei Wochen will er zu ihr fliegen. Wir haben im Moment so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, wie ich ihn entbehren soll.“

„Der Laden läuft also?“

Wieder nickte Jessi. „Aber lass uns über dich reden.“ Sie hielt kurz inne und bestellte bei dem freundlich lächelnden Kellner eine Flasche Champagner. „Du warst in den letzten Monaten kaum ans Telefon zu bekommen. Wie lange ist es her, dass du dich richtig amüsiert hast?“

Kiara wurde rot. „Ich wollte meine Prüfungen gut bestehen. Aber jetzt habe ich noch zwei Monate bis zu meiner Arbeit beim Theater. Im Moment ist Sommerpause.“

Jessi fasste über den Tisch hinweg Kiaras Hand. „Großartig! Heute Abend ist eine exklusive Band-Feier in Yokohama auf einer Yacht von Shoutas Familie. Du kommst einfach mit.“

„Wer ist Shouta?“, fragte Kiara vorsichtig. Sie war ein bodenständiger Mensch, und Jessis Art zu leben war nicht unbedingt ihre.

„Shouta Osama, Leadgitarist von Tokyo Desire. Yori spielt seit einem Jahr in der Band und Kazuya seit ein paar Wochen. Yori hat ihn dazugeholt, als ein anderer Musiker ausfiel.“ Sie seufzte. „Gerade jetzt, wo so viel los ist. Aber ich kann es den Jungs schlecht verbieten. Immerhin gehen sie richtig in der Band auf, und die Proben sind wenigstens tagsüber.“

„Kazuya spielt in einer Band?“

„Am Klavier.“ Jessi grinste. „Er ist eben ein Romantiker. Sakuhachi spielt er auch bei zwei Liedern. Aber du musst doch Tokyo Desire kennen! Seit vier Wochen sind sie der regionale J-Rock Hit! Das Radio spielt besonders hier in Tokio ihr Lied ‚Fever’ rauf und runter. Der Sänger Hayato Takado ist immer wieder in der Presse.“

Kiara machte ein unglückliches Gesicht. „Wie bereits gesagt: Die letzten Wochen habe ich mich in meiner Wohnung mit vier Kilo Grüner-Tee-Schokolade eingeschlossen und gepaukt, tut mir leid.“

„Dann wird es Zeit, dass du dich ins Leben stürzt!“

Jessi nahm dankbar das Champagnerglas entgegen, das der Kellner ihr reichte. „Auf dich! Heute wollen wir feiern!“

Kiara lächelte und griff nach ihrem Glas. „Auf das Leben.“

***

Die Diamond war eine gut fünfundzwanzig Meter lange Motor-Yacht. Das weiße Schiff lag im Licht der Abendsonne. Lachen und Musik klangen über das Wasser, als Kiara und Jessi neben Kazuya, Yukiko und Sakura in das kleine Motorboot stiegen, in dem sie zu der Yacht hinausgefahren wurden.

Sakura und Kazuya stritten sich über eine Schlange. Kiara hörte nicht zu. Sie war ganz in den Anblick des Hafens von Yokohama vertieft. Die Diamond war eines der wenigen normalen Schiffe in diesem Hafenabschnitt. Kiara fragte sich immer wieder, warum bei den Japanern alles so übertrieben bunt sein musste. Einige der Touristenschiffe sahen aus, als wären sie frisch aus Disneyland eingeschifft worden. Schon öfter war es Kiara passiert, dass sie geglaubt hatte, ein kitschiges japanisches Kunstwerk sei eine Replik. Dabei handelte es sich um ein jahrhundertealtes Kulturgut.

Noch immer spürte Kiara die Endorphine, die der Fallschirmsprung freigesetzt hatte. Ohne sie hätte sie sich unwohl gefühlt, das wusste sie. Sie ging schließlich mit Jessica Parker auf eine Party, einer Frau, die aus Prinzip immer besser und teurer gekleidet war als sie selbst. Ihre Hand legte sich auf den winzigen Diamantanhänger der Weißgoldkette um ihren Hals. Ein Erbstück ihrer Großmutter und ihr teuerster Schmuck. Das lange hellblaue Kleid war ebenfalls das Beste, was ihr Kleiderschrank zu bieten hatte, und sie war froh, dass sie es vor einigen Wochen für das Vorsprechen am Theater gekauft hatte. In ihren normalen Klamotten wäre sie hier untergegangen. Sakura trug eine auffällige rote Lackhose und hohe Stiefel. Ihr dazugehöriges Oberteil war kaum erwähnenswert, so wenig bedeckte es. Man konnte ihre Bauchmuskeln arbeiten sehen. Jessi selbst trug ein schlichtes schwarzes Kleid, schulterfrei. In ihrem Ausschnitt hing an einem gewundenen schwarzen Kordelband ein teuer gefasster Aquamarin von der Größe einer Briefmarke. Yukiko war ganz in Weiß gekleidet, hochgeschlossen, aber hauteng.

Kiara hätte Kazuya fast nicht wiedererkannt. Es war gut ein Jahr her, dass sie ihn gesehen hatte, und nun war er stark geschminkt und trug die schwarzen Haare toupiert. Einzelne Strähnenspitzen standen in alle Richtungen ab. Wie es schien, war seine Band Tokyo Desire durchaus dem Visual-Kei zuzuordnen: Die Bandmitglieder stylten sich aufwendig und achteten besonders auf die Wahl ihrer Kleidung. Kazuyas schwarzer Toccami-Anzug saß perfekt und betonte seine schlanke Figur. Kiara ertappte sich dabei, wie sie mit der Zunge über ihre Lippen fuhr, während sie Kazuya betrachtete. Sie schüttelte den Kopf. Es musste daran liegen, dass sie Durst hatte. Kazuya und sie waren Kumpel, nicht mehr.

Sie betraten die Yacht und folgten einem weiß livrierten Bediensteten eine steile Treppe hinauf. Die Musik wurde lauter – irgendetwas Rockiges. Die Musik der Band selbst, und auch das Lachen und die Stimmen waren nun besser zu hören. Sie betraten ein großes Deck mit einem Swimmingpool, auf dem gut zwanzig Leute in kleinen Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Die meisten hatten Cocktailgläser mit bunten Schirmchen in den Händen. Einige von ihnen rauchten.

Nach rechts führte der Weg über das Deck zu einer großen geöffneten Flügeltür. Die Musik drang aus dem Inneren der Yacht, in dem sich auch ein Restaurant befinden sollte. Jessy hatte erzählt, die Yacht sei eine Restaurant-Yacht, die Shoutas Mutter für Feiern vermietete.

Kiara atmete tief ein. Erste Zweifel kamen in ihr auf. Wollte sie mit den Haien schwimmen? Die Menschen hier waren Neureiche, repräsentierten sich gekonnt und pflegten ganz andere Gewohnheiten und Verhaltensweisen als sie selbst. Sie schüttelte leicht den Kopf. Wofür war sie Schauspielerin? Diese Leute spielten doch nur ihre Rolle, und das konnte sie auch. Sie setzte ihr schönstes Bühnenlächeln auf und ging hinter Jessica in Richtung Restaurant, als ein plötzlicher Stoß ihr die Luft aus den Lungen presste. Sie versuchte verzweifelt auf dem Holzboden Halt zu finden. Vor ihr drehten sich Jessi und Kazuya erschrocken um.

„Shit!“, hörte sie den Mann fluchen, der in sie hineingerannt war. Er sah auf das Kristallglas in seinen Händen. Kiara fand endlich ihr Gleichgewicht wieder. Sie spürte eine unangenehme Feuchte über ihren Brüsten. Ihr Gesicht rötete sich: Wein! Ein gutes Glas Rotwein hatte dieser Idiot über ihrem teuersten Kleid ausgekippt!

„Was für eine Schande!“, meinte der Fremde empört und starrte auf ihre Brüste. „Das war das letzte Glas Chianti!“

Kiara erholte sich von ihrem Schrecken und ballte die Hände zu Fäusten.

„Hallo auch“, schnaubte sie wütend. „Könntest du so freundlich sein, mir zu zeigen, wo ich mich waschen kann? Und Salz wäre nicht schlecht.“

Inzwischen starrten fast alle Gäste zu ihnen herüber. Einige kicherten. Der junge Mann mit den langen schwarzroten Haaren wirkte absolut nicht schuldbewusst. Seine dunklen Augen musterten sie mit mildem Interesse, als hätte er eben erst registriert, dass sein Hindernis ein Mensch war. Auch er trug einen schwarzen Toccami-Anzug, ähnlich dem von Kazuya. Das weiße Hemd mit dem weiten Kragen war leicht geöffnet und zeigte die haarlose Brust, sowie einen Teil einer aufwendig verschlungenen Tätowierung. Es sollten wohl Dornenranken sein. Um den Hals trug er eine enge silberne Kette mit groben Gliedern. Er war geschminkt, die Augenlinien waren mit Kajal nachgezogen und die Haare kunstvoll frisiert. Ein einzelner geflochtener Zopf hing vor seinem linken Ohr hinunter und fiel auf seine Schulter. Das feminine Gesicht hatte genau den männlichen Zug von Überheblichkeit, der es unvergesslich machte. Schön. Einfach schön. Und sich dessen bewusst. Wie ein Model und dabei durch und durch Visual-Kei. Die Band The GazettE hätte sich nicht besser herrichten können. Der Fremde musterte sie von oben bis unten, das leere Weinglas anklagend erhoben.

„Ich bin aus Prinzip nicht freundlich. Wer freundlich ist, stirbt früher.“

Ehe Kiara wutentbrannt antworten konnte, drängte ein anderer Mann mit kurzen, blondgefärbten Haaren sich zwischen sie und den gutaussehenden Rüpel. Sein Gesicht war breiter und markanter als das des Rothaarigen, und er hatte ein einzelnes Piercing in der Augenbraue. Wie Sakura trug er dunkelblaue Kontaktlinsen. Sein Gesicht war eindeutig von japanischen Zügen geprägt, was seine Augen besonders zur Geltung brachte und einen irritierenden Effekt hatte.

„Hör dem Idioten am besten gar nicht zu. Ich zeige dir das Bad.“ Er bot Kiara galant den Arm, was ihr nun übertrieben vorkam, aber sie wollte fort von hier. Auf der Bühne wurde sie gerne von allen betrachtet. In der Freizeit, wenn man sich blamiert fühlte, machte das weit weniger Spaß.

Der breitschultrige Mann führte sie mit einem entschuldigenden Lächeln ins Innere des Schiffes.

„Mein Name ist Shouta Osama. Du musst Kiara Evers sein.“

Kiara nickte. Am liebsten wäre sie sofort nach Hause gefahren. Was sollte sie noch hier? Den Fleck bekam sie niemals aus dem hellen Stoff heraus. Blöder Idiot! Das Kleid konnte sie wegwerfen! Wenigstens hatte sie den Job am Theater bereits sicher und brauchte ihr Kleid nicht für ein weiteres Vorsprechen.

Shouta führte sie eine Treppe hinunter in ein luxuriös ausgestattetes Zimmer. Galant öffnete er ihr die Badezimmertür.

„Fühl dich wie zu Hause. Ich gehe mal nachsehen, ob in der Suite noch Kleider von meiner Mutter sind. Sie ist etwas kleiner als du, aber vielleicht ist ja was Passendes dabei.“

„Danke.“ Kiaras Blick traf seinen, und sie wurde rot. Er sah lange nicht so gut aus wie der Weinfetischist, aber sein Blick war eindringlich, und seine gesamte Körperhaltung drückte Präsenz aus. Er lächelte und ließ sie allein.

Seufzend trat Kiara vor den großen Spiegel neben der edlen Badewanne. „Schöner Mist.“

Das Kleid war wirklich hin. Ein bisschen enttäuschte es sie, dass Jessi nicht mitgekommen war. Aber was hatte sie erwartet? Jessica Parker musste sich auf diesem Schiff sehr wohl fühlen – mit und ohne Kiara Evers. Ob Jessi überhaupt noch daran dachte, dass sie, Kiara, auch hier war?

Vorsichtig zog Kiara das Kleid aus und beglückwünschte sich zu ihrer schwarzen Unterwäsche. Zumindest der BH ließ sich retten. Sie wusch das Kleid aus und hängte es an einen freien Handtuchhalter.

Das leichte Schwanken des Bodens verriet, dass sie auf einem Schiff war, aber man spürte es kaum. Ob sie bald ablegen würden? Vielleicht sollte sie wirklich zusehen, dass sie von hier wegkam.

Es klopfte leise. Kiara fand es nun auch albern, sich zu bedecken. Sie trug noch immer ihre Unterwäsche samt der hellen Strumpfhose und hatte kein Problem mit ihrem Körper. Sie öffnete die Tür einen Spalt.

„Ich habe ein Kleid gefunden.“ Shouta hielt es ihr hin, ohne sie anzusehen. Kiara musste grinsen. Das war nun wieder die typische japanische Erziehung. Wobei es ein durchschnittlicher Japaner wohl nicht geschafft hätte, mit einer halbentkleideten Fremden auch nur in einem Raum zu sein.

Sie nahm das dunkelrote Kleid und probierte es an. Der Stoff schmiegte sich kühl an die Haut. Sicher ein teures Designerstück. Das Kleid war etwas zu kurz, ihr Po wurde gerade bedeckt. Trotzdem fühlte Kiara sich in dem Kleid nicht billig. Es hatte einen schönen Schnitt, betonte ihre Figur vorteilhaft und war für japanische Verhältnisse schlicht gehalten.

„Kann ich das wirklich anziehen?“, fragte sie ihn zögernd, während sie in das Schlafzimmer trat.

Shoutas dunkelblaue Augen weiteten sich. „Sicher. Es ist mir eine Ehre, dich als Gast zu haben, Kiara.“ Einen Moment schien es, als wollte er sich ihr nähern, dann lächelte er unverbindlich. „Lass uns einen Cocktail trinken gehen.“

Kiara spürte, wie das Schiff ablegte. Der Motor erwachte zum Leben. Für eine Flucht war es zu spät. Sie nickte.

***

Shouta stellte ihr einige seiner Freunde vor. Es gab einen eigenen Medienraum auf der Yacht, in dem eine Präsentation der Band lief.

An Shoutas Seite gesellte sich schnell eine Frau namens Mia – eigentlich Michia, aber niemand nannte sie so. Mia war auch ein Bandmitglied, hatte violettweiße Haare, deren Spitzen ihre Schultern berührten, und trug ein verspieltes schwarzes Kleid, eine Mischung aus Gothic und Lolita. Ihre Haare standen noch wilder ab als die von Kazuya, und Shouta nannte sie mehrmals „Strubbelhaar“. Für Kiara hatte Mia nur einen abschätzenden Blick übrig. Sie fürchtete deutlich spürbar die Konkurrenz.

Kiara gönnte sich drei Cocktails und kam sich reichlich fehl am Platz vor. Auf einen zickigen Revierkampf hatte sie keine Lust. Shouta war ganz nett, und reich war er auch, aber er war nicht unbedingt ihr Typ.

Inzwischen ertönte auch draußen Musik aus Lautsprechern, und Jessi tanzte mit einigen anderen Leuten an Deck. Wie sie das trotz ihrer hohen Schuhe schaffte, war Kiara ein Rätsel.

Kiara hatte sich an die Reling zurückgezogen und starrte hinüber auf die Stadt, die im Dunkeln lag. Erste Sterne gingen auf, doch sie waren kaum auszumachen bei den hellen Lichtern der Hochhäuser, die alles überstrahlten. Ein Riesenrad tauchte zwischen den Hochhäusern am Ufer auf – ein Vergnügungsviertel. Kiara lächelte. Es war trotz allem ein netter Abend. Allein hier auf einem Schiff zu stehen und die Stadt bei Nacht betrachten zu können, war das Abenteuer wert. Sie hob das Cocktailglas in ihrer Hand leicht an, als wollte sie dem Riesenrad zuprosten.

Hinter sich hörte sie Schritte. Eine bekannte Stimme erklang. „Geht Mia dir auf die Nerven?“

Kiara drehte sich überrascht um. Es war der gutaussehende Fremde, der ihr Kleid ruiniert hatte.

„Ich wollte bloß ein wenig allein sein“, meinte sie brüsk. Er war ebenfalls ein Bandmitglied, so viel stand fest. Sie hatte auch sein Gesicht über den Bildschirm im Medienraum flimmern sehen, sich aber nicht darum gekümmert, welches Instrument er spielte.

Er machte nicht den Anschein, als hätte er sie überhaupt gehört. „Ja, Mia. Man braucht sich nur wenige Minuten mit ihr zu beschäftigen, um sich zu wünschen, sie nie getroffen zu haben.“

Kiara fand nun, der Satz passe besser auf ihn. Sie drehte sich ganz zu ihm um und stellte das Cocktailglas auf eine festgeschraubte Ablage neben sich. „Bist du nicht auch in dieser Band?“

Einen Augenblick war er irritiert. Kiara registrierte es erfreut.

„Natürlich bin ich in der Band.“ Er sah sie zum ersten Mal wirklich an. „Tu nicht so, als ob du das nicht wüsstest.“

„Du hast dich noch nicht vorgestellt“, meinte Kiara schulterzuckend.

Er sah sie misstrauisch an, überwand sich dann aber. „Hayato Takado“, meinte er knapp. „Mit wem bist du hier? Ich habe dich noch nie gesehen.“

„Jessica Parker“, erwiderte Kiara spitz. Hatte er den Vorfall mit dem Weinglas bereits vergessen? Wie viel Ego konnte ein Mann haben?

„Ah!“ Sein Blick leuchtete erkennend auf. „Das rote Kleid steht dir viel besser. Sehr sexy.“

Kiara war sprachlos. Ihr hellblaues Kleid war ihr ganzer Stolz gewesen. Wie konnte er das mit einem Satz wegwischen? Gut, er sah unwiderstehlich aus, aber er war unmöglich. Anscheinend legte er es darauf an, als Visual-Kei Sänger jedes Klischee zu leben, das er erwischen konnte. „Hast du nicht einen netten weiblichen Fan, um den du dich kümmern kannst?“

Wenn er keinen Wert auf Höflichkeit legte, musste sie es auch nicht.

Er sah sie erfreut an. „War das ein Angebot?“

Kiara schnappte nach Luft. „Ich habe sicherlich Besseres zu tun, als mich irgendeinem arroganten Kerl an den Hals zu werfen!“

„Du hast ein Problem mit deiner Sexualität.“

„Du bist mein Problem!“ Kiara war selbst überrascht, wie heftig sie reagierte, aber der Typ brachte eine Saite in ihr zum Klingen, die besser stumm geblieben wäre. Und er hatte mit seiner überheblichen Art auch noch recht: Sie fand ihn ausgesprochen attraktiv, und sie würde gerne mit ihm schlafen. Aber bei dem Charakter war das völlig ausgeschlossen.

Hayato grinste. „Das ist gut. Die meisten Japanerinnen würden schon weinend vor mir auf den Knien liegen. Ich mag Frauen mit Selbstbewusstsein. Wie heißt du?“

Spielte er nur mit ihr? Es sah ganz danach aus.

„Du würdest es ohnehin wieder vergessen.“

„Meinen Namen weißt du ja schon.“ Er sah sie auffordernd an. Allein dieser Blick. Wie viel Kraft darin lag, die Erwartung, das Eingeforderte zu erhalten. Sofort. Ihre Augen starrten ineinander, und Kiara wusste, sie würde verlieren und die Lider senken müssen. In seinen Pupillen lag eine unbezwingbare Härte, die Iris war dunkel wie eine Mauer aus schwarzem Marmor, die sich nicht überwinden ließ. Wie gerne würde sie ihr nachgeben. Ihr Körper sehnte sich nach seinem. Sehnte sich danach, genommen zu werden. Kiara hasste sich für das, was sie empfand. Wie konnte sie nur derart auf ihn stehen? Er war unmöglich! Das mussten irgendwelche Urinstinkte sein, die da in ihr wach wurden.

Sie senkte den Blick. „Kiara.“

„Freya“, sagte er im Näherkommen. Er stand nur noch eine Schrittlänge von ihr entfernt. Das Schlagen der Wellen war in der kurzen Stille zwischen seinen Worten zu hören. „Ich werde dich Freya nennen, wie eine Göttin der alten Germanen. Du bist doch Deutsche, oder?“

„Ich heiße Kiara.“ Ihre Stimme klang rau, es kostete sie Kraft zu sprechen.

„Würdest du nicht viel lieber Freya heißen? Wie die Liebesgöttin?“

„Ach, Liebe ist doch ein veraltetes Modell.“

Seine Augen glitzerten auf. Er sah sie belustigt an.

„Veraltet? Hört, hört. Habe ich hier etwa einen Fan von künstlicher Befruchtung vor mir?“

Kiara wurde rot. „Natürlich nicht, aber ich finde es albern, wie viel Wind um die Liebe zwischen Mann und Frau gemacht wird.“

„Du findest meine Lieder also albern?“ Er sagte es nicht, als sei er beleidigt, mehr so, als würde es ihm Spaß machen, sie in Verlegenheit zu bringen.

„Ich kenne keines deiner Lieder.“

„Du kämpfst mit Tiefschlägen. Was glaubst du, was hier den ganzen Abend läuft, Freya?“

„Kiara!“

Er war unbeeindruckt. „Vielleicht sollte ich dir ein Lied vorsingen. Eines über die Liebe.“

Sein Blick hielt ihren.

Verfluchte Idiotin, hör auf dahinzuschmelzen. Wütend wandte Kiara den Kopf ab. Sie hatten beide zu viel getrunken. Seine Hand berührte wie selbstverständlich ihr helles Haar, als hätte sie ihm längst die Einwilligung gegeben, sie zu besitzen. „Du bist wie ein Lichtstrahl, Freya, wie Mondlicht.“

Kiara stand ganz still und wagte nicht zu atmen. Sie fühlte sich, als wäre sie wieder sechzehn, und als wäre dies die erste Verführung eines erfahrenen Mannes, der sie ausgeliefert war.

Eigentlich war nichts Schlimmes dabei, ihn anziehend zu finden, aber Hayato hatte bereits gezeigt, was für ein Mensch er war: Er war J-Rock-Sänger. Mit Sicherheit lebte er seine Sexualität frei aus. Sie hatte keine Lust, eine Nummer auf seiner Liste zu werden.

„Ich freue mich, dass eure Band einen solchen Erfolg hat. Kazuya scheint es sehr gut zu bekommen.“

Er ließ ihre Haare los, als hätte die Erwähnung von Kazuyas Namen den Zauber gebrochen. Kiara war erleichtert und enttäuscht zugleich. Sie spürte die Hitze tief in sich.

„Es ist ziemlich verrückt“, ließ er sich endlich auf ein ernsthaftes Gespräch ein. „Ich habe selbst nicht geglaubt, dass ‚Fever’ so ein Hit wird. Es ist mir zu Kopf gestiegen.“

Eine Entschuldigung? Kiara betrachtete ihn misstrauisch. Warum fühlte sich ihr Magen plötzlich warm an? Wieso war da der Impuls, die Hand nach seinem Körper auszustrecken? Sich an ihn zu schmiegen? Als ob sein Rückzug nur eine weitere Taktik wäre, eine Verlockung, der sie zu folgen hatte.

Wieder sah sie auf das dunkle Meerwasser. Sie versuchte zur Vernunft zu kommen.

„Es kann auch schwierig sein, mit Erfolg umzugehen. Wenn man Jahre lang gekämpft hat, ist man plötzlich überrascht, am Ziel zu sein.“

Er starrte neben ihr in die Wellen. „Was machst du beruflich? Lehrerin?“

Sie wurde rot. „Ich bin Schauspielerin.“

Er stieß einen leisen Pfiff aus. „Das hätte ich nicht gedacht. Du wirkst so ... introvertiert. Film oder Theater?“

Kiara spürte Stolz und Sicherheit in sich aufsteigen. „Ich fange beim Kami-Theater an. Sie wollen in der nächsten Saison Ovid umsetzen. Die ‚Amores’.“

„Amore heißt doch Liebe, oder? Also doch Freya.“ Er sah sie wieder an. Dieses Mal musste sie lächeln.

Eine zierliche Gestalt mit tiefrot gefärbten Locken kam vom Deck her auf sie zu. „Hayato? Hier steckst du also.“ Die hübsche, europäisch aussehende Frau griff vertraulich nach Hayatos Hand. Kiara spürte einen unangenehmen Stich in der Brust. War sie neidisch? Sie kannte die Fremde flüchtig – Liz, ebenfalls eine Schauspielerin, aber eine, die Filme machte. Erotikfilme, soweit sie wusste. Kiara hatte sie auf einer Party bei Jessi getroffen.

Kapitel 3

Ich stehe in Flammen, und Amor herrscht über mein eben noch freies Herz.

Warum fühlte sie sich jetzt einsam? Idiotin. Kiara zog sich in den Schatten zurück, weit weg von den hell flimmernden Lämpchen, die in bunten Linien über dem Hauptdeck gespannt waren.

Hayato Takado. Das klang wie ein Künstlername. Wie konnte ein Mensch mit einem derart miesen Charakter so gut aussehen? Anscheinend ließen sich Aussehen und Charakter bei einem Mann nicht vereinen. Kiara setzte sich auf eine Holzbank und zog die Knie zur Brust. Von hier aus konnte sie einen Teil des Decks einsehen. Eben näherten sich zwei Menschen, und Kiara hoffte zuerst, Hayato würde zu ihr zurückkehren.

Es fehlt nicht viel, und ich werde wirklich zu einem sabbernden Fan.

Sie rutsche noch näher an die aufragende Wand, tiefer in den Schatten. Der salzige Geruch des Meeres umwehte sie, und ihr wurde allmählich kühl. Neben ihr auf der Bank lag eine graue Decke, die sie ergriff, um sie sich um die Schultern zu legen.

Shouta und Mia kamen engumschlungen auf sie zu. Sie schienen Kiara nicht zu bemerken, obwohl sie keine drei Meter von ihr entfernt waren. Shouta hatte sein Jackett ausgezogen. Sein weißes Hemd schimmerte in der Dunkelheit. Die hübsche Japanerin schlang ihre Arme um seinen Hals. Mit einer Hand hielt sie sich in seinem Nacken fest, mit der anderen wollte sie den obersten Knopf seines Hemdes lösen. Shouta drückte ihre Hände fort.

„Du stehst doch nicht etwa auf diese deutsche Bohnenstange, oder?“ Sie schmiegte sich eng an ihn, rieb ihre Hüfte an seinem Bein. Ihre Hand glitt tiefer, lag auf der schwarzen Hose in seinem Schritt. Kiara musste grinsen. In der Position sagte vermutlich kein Mann gerne die Wahrheit. Sie blieb neugierig sitzen und wollte wissen, was Shouta antworten würde. Er umfasste Mias Rücken, glitt mit den Händen über die gebräunte Haut in den tiefen Ausschnitt des schwarzen Spitzenkleides.

„Lass das, Mia.“ Er hob sie hoch, schob den langen Rock des Kleides zurück und drückte sie gegen die Wand, während ihre Beine ihn umklammerten. Kiara konnte Mias hohe schwarze Stiefel erkennen, die bis über die Knie reichten.

Wenn sie jetzt gehen würde, wäre das nur peinlich für alle. Kiara bemühte sich, kein Geräusch zu machen. Sie atmete langsam ein und aus, während Shouta und Mia leidenschaftliche Küsse tauschten.

Wie lange hatte sie ihre Lippen vernachlässigt? Da war dieser One-Night-Stand vor anderthalb Jahren mit einem Kollegen. Sie hatte an einem kleineren Theater gejobbt und auf der Bühne seine Geliebte gespielt. Seitdem hatte sie sich zurückgezogen und ihre ganze Konzentration in ihre Ausbildung gesteckt. Ihre kleine Schwester zog sie am Telefon immer auf: Kiara, die Nonne.

Vielleicht sollte sie sich wirklich wieder in eine Beziehung stürzen. Oder zumindest mal wieder Sex haben. Ihr wurde heiß, während sie Mia zusah, die sich von Shouta löste und sich wie selbstverständlich entkleidete. Sie zog an einem versteckten Reißverschluss, der unter dem Stoff an der Seite eingearbeitet war. Das schwarze Spitzenkleid fiel achtlos zu Boden. Unterwäsche trug sie nicht und stand nur in ihren Stiefeln vor Shouta, der sie verlangend musterte.

„Mit wie vielen Männern hast du diese Woche schon geschlafen?“

Mia kicherte. „Soll ich lügen?“

„Ja.“ Er zog sie an sich.

„Mit keinem.“

Wieder küssten sie einander. Kiara hoffte wirklich, die beiden würden sie nicht erwischen. Shouta war schließlich der Gastgeber der Party, und Mia neigte zur Eifersucht, obwohl sie es anscheinend nicht mit der Treue hielt.

Kiara spürte Erregung in sich aufsteigen, als Mia vor Shouta auf die Knie sank und seine Hose öffnete. Das war jetzt doch zu viel. Monatelange Abstinenz und dann das. Aber was hatte sie erwartet, wenn sie mit Jessica Parker loszog? Jessi versuchte seit Monaten Kiara zu einem Besuch ihres Clubs zu bewegen, aber dafür hatte sie sich nie die Zeit genommen. Kiaras Beine fühlten sich taub an, doch sie wagte es nicht, sich zu rühren. Jetzt bloß keinen Laut machen. Mia würde ihr die Augen auskratzen.

Die Musik mischte sich mit dem Schlagen der Wellen und dem leisen Geräusch ihres Atems. Shouta musste nur ein Mal lange genug in ihre Richtung sehen, um sie trotz der Dunkelheit auf der Holzbank auszumachen. Ihre hellen Haare waren gefährliche Verräter. Eine falsche Bewegung würde genügen.

Er hielt Mias Kopf locker in den Händen und verstrubbelte ihre ohnehin schon wirren Haare.

Fahles Licht fiel auf Mias nackten Körper. Ihr Rücken bog und streckte sich, während sie sich bewegte. Shouta lehnte den Kopf zurück. „Wo hast du das gelernt? Letztes Mal warst du lange nicht so gut.“

Mia hielt kichernd inne. „Willst du wirklich wissen, wer es war?“

„Nein“, Shouta flüsterte das Wort. Es klang belanglos. Er war nicht wirklich verletzt. Kiara hatte eher den Eindruck, dass die beiden miteinander spielten. „Bestell ihm Grüße von mir. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht.“

Mia machte sich wieder an die Arbeit. Kiara schluckte lautlos. Die Lust, die in ihr aufstieg, war schmerzhaft. Wie es wohl wäre, wenn sie auf diese Art vor Hayato kniete?

Idiotin, schalt sie sich. Aber sie musste an ihn denken. Sie träumte von seinen starken Händen, die sie hielten, die ihren Kopf packten. Von seiner Stimme, die ihren Namen flüsterte.

„Mia“, Shouta drängte sich noch dichter an sie. Eine Wolke schob sich vor den Mond, und die beiden verwuchsen in der Dunkelheit zu einem Gebilde. Mia begann leise zu stöhnen.

Ihre helle Stimme regte Kiara an, so, als würde durch ihr Stöhnen die Lust greifbar werden. Shouta zog Mia an den Haaren ein Stück nach oben. Er drängte sie von sich, dirigierte sie auf alle viere vor sich auf den Holzboden. Sie zog ihm Schuhe, Socken und Hosen aus, ehe sie sich umdrehte. Er öffnete die obersten Knöpfe und streifte das Hemd ab. Als er in sie eindrang, stöhnte Mia laut auf. Shouta presste ihr die Hand auf den Mund.

„Leiser, mein Pferdchen. Ich will dich heute Nacht nicht teilen müssen.“

Kiara sah die beiden von der Seite, sah, wie Shouta sein „Strubbelhaar“ lustvoll ritt. Seine Hand löste sich von Mias Mund. Er packte sie über der Hüfte. Kiaras Haut kribbelte, als würde er sie berühren und nicht Michia. Der Gedanke an Hayato wurde übermächtig. Wie er sich wohl in ihr anfühlte? Für einen Moment ertappte sie sich sogar dabei, sich an Mias Stelle zu wünschen, sich vorzustellen, wie sie sich Shouta auf allen vieren entgegenstreckte.

Hilfe, bin ich verzweifelt. Kiara verharrte reglos. Es war dringend angeraten, mal wieder einen One-Night-Stand zu haben. Sie spürte die Feuchte zwischen ihren Schenkeln. Mia ging tief ins Hohlkreuz, während Shouta sie nahm. Kiara konnte ihr Gesicht kaum erkennen, doch sie war sicher, dass es einen gelösten und seligen Ausdruck hatte.

Die beiden ließen sich Zeit, waren ganz versunken ineinander. Haut schlug auf Haut, ein leises Klatschen zwischen der Musik, die bis zu ihnen drang, vermischt mit dem Gesang von Wind und Wellen. Als Mia schließlich kam, musste Shouta ihr erneut den Mund zuhalten, damit sie nicht das ganze Schiff alarmierte. Sein eigenes Stöhnen war verhalten, kaum zu hören zwischen dem Schlagen der Wellen und einem Klaviersolo.

Mia streckte sich wohlig und stand auf. Sie griff so routiniert nach ihrem Kleid, als sei nichts weiter vorgefallen. „Ich werd’ dann mal ein Bad aufsuchen, du Lustmolch“, erklärte sie grinsend.

Shouta nickte und sah ihr zu, wie sie sich anzog. „Sei so gut und hol uns auf dem Rückweg etwas zu trinken.“ Auch er zog sich an, während sie ihr Kleid richtete und an ihren Haaren herumzupfte. Langsam holte er aus seiner Jackettasche ein Feuerzeug und ein silbernes Etui, nahm sich daraus eine Zigarette und zündete sie an. Kiara hörte Shoutas Atemzüge in der Dunkelheit. Kam es ihr nur so vor, oder paffte er den Rauch absichtlich in ihre Richtung?

Mia hatte sich angezogen und machte einen koketten Knicks. „Wie du willst.“ Sie stolzierte erhobenen Hauptes in Richtung Restaurant davon.

Shouta blickte zur Bank hinüber. „Muss ziemlich unbequem sein.“

Kiara erstarrte.

Er nahm einen weiteren Zug. „Ich meine dich, Kiara. Ich sehe recht gut im Dunkeln und deine Haarfarbe ist einzigartig auf dieser Yacht. Komm ruhig raus, solange Mia fort ist.“

Kiara spürte die Hitze in ihren Wangen. Sie war dankbar für den Schatten. Als sie langsam aufstand, fühlten sich ihre Beine steif an. Vorsichtig streifte sie die Decke ab.

„Ich wollte nicht ...“

„Schon gut.“ Er grinste. „Es hat mir gefallen. Und wer weiß, vielleicht revanchiere ich mich eines Tages. Geh jetzt lieber, bevor Mia zurückkommt.“

Kiara stolperte mit hochrotem Gesicht Richtung Deck. Warum hatte sie nicht bemerkt, dass er sie gesehen hatte? Er hatte sich mit keiner Geste anmerken lassen, dass er sie entdeckt hatte.

Sie nahm das erstbeste Cocktailglas, das sie bekommen konnte und sah über der Reling die Lichter von Yokohama näher kommen. Hoffentlich konnte sie bald nach Hause, denn sie sehnte sich nach einer Jogginghose und nach ihrem Zwergkaninchen Corinna. Ihr Ausflug in diese bizarre Welt hatte lange genug gedauert.

***