Tolkien in 60 Minuten - Michael Fuchs-Gamböck - E-Book

Tolkien in 60 Minuten E-Book

Michael Fuchs-Gamböck

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Beschreibung

Mit seiner Phantasiewelt »Mittelerde« hat der englische Autor J. R. R. Tolkien, Begründer der modernen Fantasy-Literatur, eine in sich stimmige, geschlossene Welt erschaffen, mit eigenen Sprachen, Stammbäumen und Biographien - einen Mikrokosmos, in dem man sich als Leser jeder Zeit verlieren kann. Längst sind die Bücher aus jener Sagenwelt zu modernen Klassikern avanciert. Die Autoren erweisen sich als sachkundige Führer in die Geschichte, den Kult, den gewaltigen Stoff, aus dem Tolkiens Träume sind - und die von unzähligen begeisterten Lesern und Cineasten.

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Inhaltsverzeichnis

J. R. R. Tolkien und sein Fantasy-Reich

Wie eine Saga entsteht

Eine Geschichte voller Drama und Action

Spätzünder: Der Weg zum Kultbuch

Der Herr der Ringe als Lebensratgeber

Die Verfilmung des Herrn der Ringe

Mehr über unsere Autoren und Bücher:www.piper.de

ISBN 978-3-492-96512-5

© für diese Ausgabe Piper Verlag GmbH, München 2013 © Thiele Verlag in der Thiele & Brandstätter Verlag GmbH, München und Wien 2013 Umschlaggestaltung: Christina Krutz, Biedesheim am Rhein Datenkonvertierung: Datagroup, Timisoara / Rumänien

J. R. R. Tolkien und sein Fantasy-Reich

In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.« Es war dieser Satz, der zum Auslöser für eine literarische Lawine wurde, für die Begründung des modernen Fantasy-Genres, für einen Kult ohnegleichen, der noch lange kein Ende gefunden hat. Aufgeschrieben hat diesen legendären Satz zu Beginn der 1930er Jahre der damals vierzigjährige Oxford-Professor John Ronald Reuel Tolkien. »Ich wusste nicht, warum ich das getan hatte, ich weiß es auch jetzt noch nicht«, bekannte der Engländer später. »Ich wusste nur, dass ich damit eine Saga begründet hatte, was ich lange Zeit nicht wahr haben wollte und was ich nie beabsichtigt hatte.«

Kind in einer »gefallenen Welt«

Doch von welcher Saga ist die Rede? Wer ist ihr Schöpfer? Und was, bitte schön, ist überhaupt ein Hobbit? J. R. R. (wie die Vornamen zumeist abgekürzt werden) Tolkien erblickte am 3. Januar 1892 im südafrikanischen Bloemfontein das Licht der Welt. Er war der Sohn der englischen Hausfrau Mabel Tolkien und von Arthur Tolkien, dem Direktor der »Bank of Africa«.

Mabel litt unter dem Klima und ging mit John und dessen zwei Jahre jüngerem Bruder Hilary Arthur Reuel 1895 nach Großbritannien zurück. Arthur wollte nachkommen, aber fing sich im November ein grässliches rheumatisches Fieber ein. Er starb schließlich am 15. Februar 1896 mit nicht mal vierzig Jahren an einem Blutsturz.

Arthur Tolkien vermachte seinen Hinterbliebenen kaum Besitz, so dass die Familie fortan am Existenzminimum lebte. Trotzdem war der innere Zusammenhalt sehr stark. Mabel gab ihre solide Bildung, so gut sie konnte, an ihre Söhne weiter. Zu Hause brachte sie ihnen etwa Botanik, Kalligraphie und Zeichnen bei. So lernte der vierjährige J. R. R. Lesen und Schreiben und kurz vor der Einschulung Französisch und Latein. Die Saat von J. R. R.s lebenslanger Leidenschaft für das Malen und vor allem für fremde Sprachen war gelegt.

Das Trio blieb über die Jahre hinweg finanziell mittellos. Doch die stark gläubige Mabel, die 1900 vom Anglizismus zum Katholizismus konvertiert war, fand mit Hilfe einer Priestergemeinschaft eine Wohnung in Birmingham, ganz in der Nähe des Hauptgebäudes der Gemeinschaft. Dort gab es eine angesehene Schule, der Mabel ihre Söhne anvertraute. Die Brüder waren fleißig, vor allem John, der 1903 ein Stipendium für eine weiterführende Schule erhielt. Ein kleiner Lichtblick, der allerdings ein Jahr später pechschwarz getrübt wurde: Bei Mabel wurde Diabetes diagnostiziert, damals eine nahezu unheilbare Krankheit. Im November 1904 starb die junge Frau mit gerade mal vierunddreißig Jahren.

Der frühe Tod seiner Mutter erschütterte J. R. R. bis zu seinem eigenen Ende mehr als alle anderen Ereignisse auf der Welt. Der Zeit seines Lebens tief gläubige Katholik wurde in seiner christlichen Vorstellung einer »gefallenen Welt« bestärkt. Er war überzeugt, dass der Mensch von Gott aus dem Paradies vertrieben worden ist, hineingeworfen in ein Dasein voller Unglück und Leid, das man nur mit festem Glauben, Tugendhaftigkeit und der vagen Hoffnung auf Erlösung überwinden konnte.

Diese Vorstellung, verbunden mit dem Tod der geliebten Mutter, bildete den Grundstein für J. R. R.s spätere erzählerische Werke. Heldenhafte mythologische Epen sind das häufig, die jedoch der permanente Hauch von Verlust und Vergänglichkeit durchzieht. Sie sind im Grunde erst zu verstehen, wenn man von diesem Schicksalsschlag und den daraus gezogenen philosophischen Schlussfolgerungen weiß.

Die Liebe des Lebens

Die Tolkien-Brüder kamen nun als Vollwaisen bei verschiedenen Verwandten unter, stets unter dem Vormund des herzlichen, wertkonservativen katholischen Paters Francis Morgan. 1908 wurden die Jungen von einer gewissen Mrs. Faulkner beherbergt. Dort lernte J. R. R. die drei Jahre ältere Edith Bratt kennen, eine Vollwaise wie die Tolkiens, die ebenfalls bei Mrs. Faulkner ihr Zuhause gefunden hatte. John verliebte sich heftig in die kreativ Hochbegabte, die einer berühmten Musikwissenschaftlerfamilie entstammte. Und Edith erwiderte diese Gefühle.

Tatsächlich blieb Edith Bratt die einzige Liebe in Tolkiens Leben. Er heiratete sie 1916, bevor er in den Ersten Weltkrieg ziehen musste und nach Frankreich abkommandiert wurde. Denn, so J. R. R. in einem seiner frühen Tagebucheinträge: »Romantisch, wie ich von meiner Erziehung her war, machte ich aus einer Jugendliebschaft eine ernsthafte Affäre.« Auch diese unabdingbare Romantik, gepaart mit einer gehörigen Portion Melancholie, sollten Inspiration für nahezu alle literarischen Arbeiten Tolkiens werden.

Tolkien leistete seinen Kriegsdienst zunächst als Meldeoffizier an der Somme im Norden Frankreichs ab – mit unvorstellbarem Schrecken und der erschütternden Folge, dass zwei seiner engsten Freunde im Kampfeinsatz starben. Tolkien selbst kam mehrfach ins Hospital, etwa weil er an »Grabenfieber« erkrankt war.

Geschichten eines Sprachgenies

Während eines mehrwöchigen Genesungsurlaubs im Jahr 1917 im englischen Great Haywood begann J. R. R. als Ablenkung vom eintönigen Klinik-Alltag mit dem Verfassen mythologischer Geschichten. Diese Sammlung nannte er das Book Of Lost Tales. Sie wurde später ein Teil des nach Tolkiens Tod veröffentlichtem Silmarillion. Er bearbeitete darin einen über Jahre hinweg angehäuften Wust an Notizen. Tolkien erweiterte begonnene Geschichten, die sämtlich in Fantasiewelten zu Hause sind, und er kreierte Sprachen, die in diesen frühen Arbeiten eine entscheidende Rolle spielten, wie er selbst sagte: »In meinem erfundenen Universum werden Völker für die Sprachen erfunden, nicht umgekehrt.«

Das war ihm wichtig, denn Tolkien war ein Sprachgenie. Er beherrschte Latein und Altgriechisch, ebenso Deutsch und andere germanische Sprachen. Er war leidlich mit Französisch, Spanisch und Italienisch vertraut und brachte sich selbst Altisländisch, Walisisch, Gotisch, die Grundzüge des Finnischen sowie alte Formen des Englischen bei. Dabei ging Tolkien an die Grammatik als Wissenschaftler heran – sie im Gespräch zu verwenden, fiel dem introvertierten Engländer schwer. Ähnlich wissenschaftlich erschuf er seine Fantasiesprachen: Für eine profane Unterhaltung waren diese kaum zu gebrauchen.

Beinahe das gesamte Jahr 1917 verbrachte Tolkien entweder im Krankenhaus oder zur Genesung bei seiner Frau, wurde aber trotz dieser Militärabwesenheit zum Leutnant befördert. In jenem Jahr wurde sein erster Sohn geboren, zwei weitere Jungen sowie eine Tochter folgten zwischen 1920 und 1929.

Nach dem Waffenstillstand Ende 1918 siedelte Tolkien mit seiner Familie in die Universitätsstadt Oxford über, wo er wissenschaftlich arbeitete. Später wurde er als Dozent an die Universität Leeds berufen. 1925 kehrte er als Philologie-Professor nach Oxford zurück, wo er seine akademische Karriere 1959 beendete.

Der gelehrte Dichter

Tolkien war außerordentlich anerkannt in seinen Fachgebieten. Er unterrichtete viel, schrieb und veröffentlichte bahnbrechende Arbeiten. Er war ein anerkannter Sprachwissenschaftler, was sich auch darin äußerte, dass er im Juni 1972 einen Ehrendoktor für Literatur durch die Universität Oxford verliehen bekam. Übrigens nicht, wie man hätte annehmen können, für seine belletristischen Werke, sondern ausschließlich für seine Beiträge zur Philologie, worauf Tolkien extrem stolz war.

Und doch: Das Schreiben von Literatur war die große Passion seines Lebens. Dabei war nach den ersten literarischen Versuchen, die bis in die 1930er Jahre hinein nur Fragmente hervorbrachten, längst nicht abzusehen, dass er diese Beschäftigung äußerst erfolgreich fortsetzen würde. Dennoch machte er weiter und schuf als schriftstellerisches Werk ein Kinderbuch, einen – sehr umfangreichen – Roman, einige Novellen, Kurzgeschichten und Gedichte. Das sieht nach einer schmalen Ausbeute aus – die hat es allerdings in sich, vor allem, was die Kindererzählung und seinen Mammutroman angeht.

Doch der Reihe nach: Was J. R. R. unter der Rubrik Book Of Lost Tales an Beiträgen zusammentrug, wurde Zeit seines Lebens nicht wirklich fertig gestellt. Lektoriert und als Silmarillion auf den Markt gebracht hat diese Fragmente-Sammlung nach Tolkiens Tod dessen jüngster 1924 geborener Sohn Christopher, der bis heute den literarischen Nachlass seines Vaters verwaltet.

Auch beim Hauptwerk sah es etliche Jahre nicht danach aus, dass der Perfektionist Tolkien je zu einem Ende kommen würde. Der pedantische Professor gab ungern Arbeiten aus der Hand, weil sie sich ab jenem Zeitpunkt verselbständigten und er keinerlei Kontrolle mehr über sie besaß.

DerHobbitund seine Folgen

Und doch vollendete er 1936 eine Kindergeschichte, die er einem renommierten britischen Verlag vorlegte, der das Buch ein Jahr später unter dem Titel The Hobbit in die Läden brachte – und das mit dermaßen beachtlichem Erfolg, dass der Verleger Stanley Unwin Tolkien bat, ihm möglichst rasch einen ähnlichen, für eine jugendliche Leserschaft geeigneten Nachfolger zu liefern, von etwa gleichem Umfang, also knapp dreihundert Seiten.

Ende der Leseprobe