Tokio Hotel - Michael Fuchs-Gamböck - E-Book

Tokio Hotel E-Book

Michael Fuchs-Gamböck

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Beschreibung

Tokio Hotel sind die angesagteste deutsche Band des neuen Jahrtausends! Mit ihrem energiegeladenen, authentischen Rocksound und ihrem einzigartigen Look reißen Tokio Hotel ihr riesiges Fanpublikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. »Tokio Hotel. So laut du kannst!« erzählt nun erstmals die sensationelle Erfolgsgeschichte der vier coolen Megastars aus Magdeburg.

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Inhaltsverzeichnis
 
Buch
Autoren
Widmung
 
Tokio Hotel: die neuen deutschen Superstars
 
Der Monsun bricht los: Eine Band rockt Deutschland
 
Es war einmal eine Schülerband: die Anfänge
 
Devilish: Eine Band will nach oben
 
Von Devilish zu Tokio Hotel: die ersten Erfolge
 
Die BRAVO entdeckt Tokio Hotel: Alex Gernandt im Gespräch
 
Von null auf eins: der Traumstart
 
Schrei: das Album
1. »Schrei«:
2. »Durch den Monsun«:
3. »Leb’ die Sekunde«:
4. »Rette mich«:
5. »Freunde bleiben«:
6. »Ich bin nicht ich«:
7. »Wenn nichts mehr geht«:
8. »Lass uns hier raus«:
9. »Gegen meinen Willen«:
10. »Jung und nicht mehr jugendfrei«:
11. »Der letzte Tag«:
12. »Unendlichkeit«:
 
Leb die Sekunde: Videoclips und die erste DVD
 
Wir sind Tokio Hotel: Bill, Tom, Gustav und Georg
Bill – der sanfte Rebell
Tom – der coole Rasta-Boy
Gustav – der nachdenkliche Clown
Georg – der sexy Boy am Bass
 
»Wenn du nicht bei mir bist«: Tokio Hotel und die Liebe
 
Wahr und unwahr: Gerüchte, Gerüchte
 
Livehaftig: Tokio Hotel auf der Bühne
 
»Wir wollen Tokio Hotel«: die Fans
 
So geht es weiter: neue Songs und das zweite Album
 
»Wir haben schon lange davon geträumt, berühmt zu werden«: Tokio Hotel im Fan-Interview
Star-Chat auf yam.de mit Tokio Hotel am 3.8. 2005
Star-Chat mit Bill bei kindercampus.de am 6.9.2005
E-Mail-Interview der beiden Autoren mit Tokio Hotel am 19.2. 2006
Bildnachweis: Bildteil
Bildnachweis: Innenteil
 
Copyright
Buch
Tokio Hotel sind die krasseste deutsche Newcomer-Band aller Zeiten: Die superheißen Songs der vier sexy Boys laufen bei VIVA, MTV und in allen Radios in der Dauerschleife. Von ihren Singles, Alben und DVDs sind bereits Hunderttausende über die Ladentische gegangen. Vor nicht allzu langer Zeit, als sie noch Devilish hießen, mussten Bill, Tom, Gustav und Georg manchmal vor zehn oder weniger Zuhörern auftreten… Heute spielen sie ausschließlich in den allergrößten Hallen vor zigtausend begeisterten Fans, deren legendäre Jubelschreie etwa doppelt so viel Lärm machen wie ein startender Jumbo-Jet! Und so ist es auch keine Überraschung, dass die vier megacoolen Magdeburger schon säckeweise die wichtigsten Musikpreise abgeräumt haben. Kaum zu glauben und beinahe ein Wunder ist allerdings, dass Tokio Hotel für all das nicht mal ein Jahr gebraucht haben!
In diesem Buch ist zum ersten Mal die ganze Geschichte ihres unglaublichen Erfolges zusammengefasst!
Autoren
Michael Fuchs-Gamböck, Jahrgang 1965, war einige Jahre Leiter der Musikredaktion beim Zeitgeistmagazin Wiener und arbeitet inzwischen als erfolgreicher freier Autor für zahlreiche Publikationen im In- und Ausland. Tokio Hotel. Schrei so laut du kannst ist sein zwölftes Buch.
 
Thorsten Schatz, Jahrgang 1968, ist freier Musikjournalist und arbeitet als Pop-Historiker. Er schreibt u. a. für das Jazzpodium und die Hannoversche Allgemeine Zeitung und ist für Magazine wie melodie & rhythmus und Access all Areas tätig.
Michael Fuchs-Gamböck widmet dieses Buch seiner wunderbaren Tochter Pauline, seinem Herzblatt Liliana und seiner allzeit geduldigen Frau Mama.
 
Thorsten Schatz widmet dieses Buch Tim, Philip und Monika und dankt ihnen für ihre Geduld und immer wieder ihre Liebe.
Tokio Hotel: die neuen deutschen Superstars
Wahnsinn – wann hat es das zum letzten Mal gegeben? Eine völlig unbekannte Newcomerband, bestehend aus beinahe ausschließlich minderjährigen Jungs, die wie verrückt Gitarre, Bass und Schlagzeug spielen, dazu in melancholischer Weltschmerzstimmung herzzerreißend über die Liebe singen und sich dadurch mit weitem Abstand direkt von null auf Platz 1 in den deutschen Charts katapultieren? Das Unglaubliche an dem Phänomen Tokio Hotel ist nicht nur, dass die Mädchen scharenweise und zuhauf ihre Eltern um den Verstand bringen, kreischend an den Flughäfen stehen und sich die Haare raufen, sondern dass die Musik der vier Jungs absolut hervorragend ist.
Dazu kommt: Ihr Style ist außergewöhnlich, ihr Sound authentisch, und mit ihrer geheimnisvollen und durchdringenden Ausstrahlung ziehen Tokio Hotel das Publikum sofort in ihren Bann. Ihre Songs rütteln auf, und alles bisher Gehörte scheint nur noch blasse Vergangenheit zu sein. Tokio Hotels Sound erzeugt ein wahrhaftes Beben, und es passiert einfach – man kann sich der Kraft dieser vier Jungs aus Magdeburg und ihrer Musik nicht mehr entziehen.
Wer ein aufgesetztes Image vermutet, wird eines Besseren belehrt: Tokio Hotel sind echt, leben ihren Sound und haben etwas zu sagen. Da sie selbst Teil der jungen Generation sind, sprechen sie ihren Altersgenossen aus der Seele und wagen es auch noch, tiefgründig zu sein. Tokio Hotel haben intelligente, bewegende Texte in ihrem Programm, frei von platten Anekdoten, die sie zu einem energiegeladenen, mystischen und modernen Rocksound präsentieren. Ihre Songs gehören zu den spannendsten deutschsprachigen Produktionen dieser Tage.
Die ganze unglaubliche Erfolgsgeschichte hinter den vier Tokio-Hotel-Boys Bill und Tom Kaulitz, Georg Listing und Gustav Schäfer klingt ein bisschen wie im Märchen: Es waren mal vier Jungs aus der Gegend von Magdeburg, die, seit sie kleine Kinder waren, fleißig übten. Singen, schreiben, Instrumente spielen, das war seit jeher ihre Berufung. Sie trafen aufeinander, gründeten eine Band, traten in Clubs ihrer Heimatstadt auf.
Dann kam die Plattenindustrie den Boys auf die Spur, eine professionelle Hamburger Crew aus Produzenten und Songwritern nahm sie unter ihre Fittiche, die erste Single kam auf den Markt, und siehe da: Neue Sterne funkelten am Starhimmel. Gleich das Debütlied »Durch den Monsun«, veröffentlicht am 15.8. 2005, stand wochenlang auf Platz 1 der Charts, die Mädels kippten bei Konzerten reihenweise um, was die vier Jungs der Gruppe dazu nutzten, zunächst mal ein Pausenjahr von der Schule zu nehmen und über den einen oder anderen Strang zu schlagen.
Am 19.9. 2005 kam das Debütalbum Schrei in den Handel, und seither gibt es für Tokio Hotel kein Halten mehr, das Quartett ist die erfolgreichste deutsche Newcomer-Rockband aller Zeiten! Belohnt wurden die 16- bis 18-jährigen Musiker bislang durch den Preis Comet als »Bester Newcomer des Jahres 2005« sowie den SUPER-COMET 2005, dazu den Echo Award, die 1Live Krone und den Bambi 2005 in der Kategorie »Pop National«. Und das alles passierte innerhalb eines halben Jahres!
»Jungs treten auf, Mädchen kreischen – das war schon bei den Beatles so. Dass eine dermaßen junge deutsche Band ein solches Kreischinferno auslöst, hat es allerdings seit den 80er Jahren und The Teens nicht mehr gegeben. Die Tokio-Hotel-Frontzwillinge Tom (Gitarre) und Bill (Gesang) Kaulitz sind am 1. September 2005 16 geworden, Gustav (Drums) ist 17, Georg (Bass) immerhin schon 18. Unglaublich«, schwärmte das in Millionenauflage erscheinende Wochenmagazin Stern über Tokio Hotel in seiner Ausgabe 4/06.
Und fügte hinzu: »Das Erfolgsrezept hinter Tokio Hotel ist einfach: Erstens singen die vier Burschen deutsch und schwimmen damit auf der perfekten Welle von Gruppen wie Juli oder Silbermond. Zweitens können Tokio Hotel im Gegensatz zu gecasteten Tanzformationen tatsächlich Musik machen und haben als Band so etwas wie eine ›Geschichte‹. Und weil Casting mit Tanzen langsam out ist und Authentizität mit Gitarren in, sorgt das Management dafür, dass die frühe Beschäftigung der Jungs mit Musik und coolem Auftreten regelmäßig Thema in der BRAVO ist.«
Der Spiegel applaudierte in seiner Ausgabe 8/06: »Die vier Magdeburger Teenager sind das große Los, das ein Produzent mit Glück vielleicht einmal im Leben zieht, die Nummer, die fast im Alleingang die Bilanz einer Plattenfirma retten und die Auflage von Teenie-Blättern in die Höhe treiben kann. Man kann Tokio Hotel hassen, ihre Musik dämlich finden, sie für eine Kinder-Combo halten – und all das tun offenbar viele, jedenfalls gibt es im Internet fast so viele Hasswie Fanseiten. Aber an den nackten Zahlen kommt niemand vorbei: Deutlich über 400 000 verkaufte Alben, mehr als 100 000 DVDs, rund 200 000 Konzerttickets – und das innerhalb eines halben Jahres, nachdem die erste Single erschienen ist. Außerdem gab es jede Menge Auszeichnungen für die Band. So gut wie noch nie war eine deutsche Newcomer-Band in den vergangenen Jahren so schnell so erfolgreich. Weder Wir Sind Helden noch Juli noch Silbermond. Das Ganze ist ein unglaubliches Phänomen.«
Auch unglaublich an der Sache ist, wie heiß begehrt Bill, Tom, Georg und Gustav vor allem bei den Mädchen sind: »Am Anfang war es nur eine Idee – es wurde Europas größte Fan-Aktion«, freute sich Chefredakteur Tom Junkersdorf in der BRAVO-Ausgabe 42/05 in seinem Vorwort auf Seite 3. Und schrieb weiter: »Als Tokio Hotel uns erzählten, dass zum Riesenerfolg die Liebe fehlt und sie sich so sehr Freundinnen wünschen, haben wir gesagt: Gut, wir helfen euch! Wir fragen die BRAVO-Leserinnen, ob sie Tokio-Girls werden wollen. Das Ergebnis: 56 000 (!) Liebesbriefe! Wahnsinn! Bill, Tom, Gustav und Georg waren überwältigt, als wir ihnen jetzt per Lkw den Postberg brachten! Sie haben JEDEN Brief geöffnet! Und sie haben JEDEN Brief gelesen! Ihr seid die besten Fans der Welt!«
Selbst einen radikalen Imagewandel ihres Sängers hat die Band nahezu schadlos überstanden. Am 25.1. 2006 erschien die Ausgabe 5/06 der BRAVO – und schon vom Cover grinste uns Bill entgegen, mit ganz neuem Look. Auf Seite 3 schrieb BRAVO-Chefredakteur Tom Junkersdorf über Bills Imagewandel ganz richtig: »Es sind die Fotos, über die jetzt ganz Deutschland spricht – und nur BRAVO hat sie! Der neue Style von Tokio Hotel. Megastar Bill ohne seine berühmte Manga-Frisur. Es ist die Sensation, die BRAVO hier exklusiv präsentiert.«
Nein, nichts scheint diese vier Helden auf ihrem Weg ganz nach oben aufhalten zu können. Sie selbst sagen nur ganz lässig: »Wir machen einfach weiter«, so Gitarrist Tom, »und sehen, was passiert.«
Der Monsun bricht los: Eine Band rockt Deutschland
Schrei 05 – so nannten Tokio Hotel ihre erste große Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Und die vier Jung-Rocker schafften es, bei allen Auftritten die Fans verrückt zu machen! Bill, Tom, Georg und Gustav lösten eine Massenhysterie aus, die es im deutschsprachigen Raum bei der ersten Konzertreihe von Rock-Newcomern kaum je gegeben hat – höchstens bei den beiden erfolgreichsten Bands überhaupt: den Beatles und den Rolling Stones.
In die elf ausverkauften Konzerte im Dezember 2005 strömten 50 000 Fans in die Hallen, um die vier Jungs live zu erleben. Ein Megaerfolg, der zeigte, dass es eine Anschlusstour geben musste. Also starteten die vier jungen Rockhelden Anfang Februar die Schrei-06-Tournee, durch welche die Jungs am Ende die Grenze von 200 000 Besuchern insgesamt überschritten.
Das ist absolut außergewöhnlich für Neulinge im Rockzirkus. Alex Richter, der Chef von »Four Artists«, der Veranstaltungsagentur der Konzertreihe, berichtete im Interview mit den Autoren dieses Buches erstaunt: »Wenn man das mal mit einer etablierten Band wie den Fantastischen Vier vergleicht, ist das absolut was Besonderes. Die Fantas hatten 2004 bei ungefähr genauso viel Gigs wie Tokio Hotel 175 000 Besucher. Doch diese Band ist seit rund 15 Jahren im Geschäft. Meines Wissens gab es in der deutschen Konzertgeschichte keine Band mit einer Debüttour, die mit solch einer Geschwindigkeit so viele Tickets verkauft hat. Wir haben innerhalb von vier Tagen München, Hamburg, Köln komplett ausverkauft.« Und Richter ergänzte beeindruckt: »Das habe ich bisher noch nicht erlebt – und ich mache diesen Job schon seit 13 Jahren.«
Aber nicht nur der Ticketabsatz schraubte sich in Schwindel erregende, rekordverdächtige Höhen. Auch die Welle der Begeisterung der Tokio-Hotel-Anhänger, die von Beginn an die Schrei-05-Konzerte erdbebengleich erschütterte, war zuvor bei einer deutschen Band noch nicht da gewesen. Die Autorin Andrea Ritter schilderte im Stern 4/2006 die Euphorie der Fans beim Auftritt der vier Boys in Magdeburg am 17.12. 2005: »Schrei-Tour – Noch nie hat ein Name besser gepasst: Sie haben in Köln geschrieen, in Wien, in München und in Leipzig. Tausende Mädchen am Rand der Besinnungslosigkeit in jeder Stadt.«
Hunderte der Girls zwischen 9 und 17 Jahren, die 90 Prozent der Fans ausmachen, brachen bei nahezu jedem Auftritt ohnmächtig zusammen. Das lag daran, dass sie beim Konzert immer wieder die Namen ihrer Lieblinge brüllten: Tom, Gustav, Georg, aber vor allem: Bill! Der Tokio-Hotel-Frontmann ist da gegenüber den anderen eindeutig im Vorteil, wie die Redakteurin Tanja Rest am 20.02. 2006 in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung feststellte: »Das ›i‹ in ›Biiiiill!!!‹ eignet sich unfassbar gut zum Kreischen.« Und wenn man die Luft nur zum Schreien und nicht zum Atmen nutzt, gehen irgendwann erst der Kreislauf und dann das dazugehörige Mädchen zu Boden.
Aber nicht nur das machte den Fans auf den Konzerten zu schaffen. Bill ließ auf der Tokio-Hotel-Homepage verlauten, dass jedes Mädchen in der ersten Reihe seine große Liebe sein könnte. Und natürlich wollten die Girls, die auf ihn stehen, genau dorthin: ganz nach vorn. Das Schwierige ist nur, dass die meisten der weiblichen Tokio-Hotel-Fans besonders Bill süß finden und in ihn verliebt sind. Entsprechend heftig ist der Andrang auf die erste Reihe. Und das kann ganz schön gefährlich werden, wenn von hinten hunderte wild gewordener weiblicher Tokio-Hotel-Fans drücken und drängeln und man vor einer Absperrung oder den Security-Muskelmännern steht und nicht wegkann. Die Folgen: unzählige blaue Flecken, sogar ein paar leichte Verletzungen und weitere Ohnmachtsanfälle.
Zu einer genauso wenig spaßigen Angelegenheit konnte sich das kollektive stundenlange Warten vor dem Konzert entwickeln. Auch hier ging es den beinharten Fans darum, möglichst vorn in der Schlange zu stehen, um nach deren Öffnung schnell in die Halle zu kommen und die vordersten Positionen vor der Bühne zu ergattern. Manche Mädels aßen und tranken so gut wie nichts, bevor sie sich zum Warten vor die Halle stellten. Sie wollten damit verhindern, dass sie aus der Reihe treten mussten, um auf die Toilette zu gehen – und sich dann wieder hinten anstellen zu dürfen. Das konnte wertvolle Meter auf dem Weg zu einem Platz direkt vor der Bühne kosten.
Also übten die Girls sich in Geduld und verkniffen sich dieses und jenes noch so dringende Bedürfnis. Manche erfolgreich, manche auch nicht. Immer wieder mussten sich Sanitäter und Ärzte um Fans kümmern, die wegen Entkräftung, Unterzuckerung und Austrocknung umgekippt waren.
Diejenigen, die durchhielten, konnten das manchmal unglaublich lang: In einem Bericht über die Senkrechtstarter in der SUPERillu vom 4. Januar 2006 verriet ein weiblicher Tokio-Hotel-Fan, der auf das Konzert am 5. Dezember 2005 in der Berliner Columbia-Halle ging: »Wir haben jetzt zehn Stunden gewartet. Wir können jedes Lied auswendig, finden die Texte super und singen jetzt schon.«
Beim Warten Tokio-Hotel-Songs anstimmen – das ist nicht nur dazu da, um sich auf das Konzert einzustimmen, sondern auch ein Mittel, um sich warm zu halten. Denn Schrei 05 war eine Wintertour. Dennoch stylten sich die weiblichen Fans natürlich für Bill, Tom, Gustav und Georg, und viele in den Warteschlangen waren trotz der Minustemperaturen oft nur mit T-Shirt, Pullover, Minirock und einer Jacke bekleidet. Ein Wintermantel wirkt nun mal nicht so wahnsinnig sexy. So ein Outfit allerdings brachte einigen der Girls eine kräftige Unterkühlung ein, was selbst die vorher von den Betreuern gereichten Decken und hunderte Liter heißer Tee nicht verhindern konnten.
Die Sanitäter, Notärzte, die Polizei und Hilfskräfte hatten bei dieser Tour bestens zu tun, draußen genauso wie in der Halle. Und natürlich wussten auch die besorgten Eltern, dass bei einem Konzert mit ausgeflippten Fans, zu denen ihre Kinder mutiert waren, mehr passieren kann als ein Hörsturz oder ein Weinkrampf, etwa weil die Jungs den mit viel Herzblut verfassten Liebesbrief nicht von der Bühne mitnahmen.
Also versuchten die Eltern, bei ihren Schützlingen zu bleiben und mit ins Konzert zu gehen, um auf sie aufzupassen. Und was passierte da? Die Altvorderen, die eines der Tokio-Hotel-Konzerte erleben durften, waren – fast – so begeistert wie ihre Sprösslinge. Eine Mutter schrieb auf der Homepage der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen per E-Mail ihre Meinung zu Tokio Hotel live: »Bin selbst nur eine Mutter eines dieser kreischenden Mädels – fand das Konzert aber spitze.«
Cool war es natürlich, wenn Papa mitkam und man auf seinen Schultern einen freien Blick auf die Bühne hatte – und wenn der dann auch noch am Schluss fröhlich mitwippte. Oder wenn man letztendlich doch einen dicken Wintermantel dabeihatte und den bei den Eltern abladen konnte, wie Journalist Klaus Fiehe in einem Bericht über das Konzert in Münster am 16. Dezember 2005 für Eins Live beobachtete: »Hier stehen mit Jacken und Mänteln beladene Väter und Mütter, bessere Kleiderständer eigentlich.«
Aber nicht immer waren die Fans über die Begleitung ihrer Eltern begeistert. Bei einem TV-Bericht von VIVA über das Konzert am 5. Dezember 2005 in der Berliner Columbia Halle wurde das deutlich: »Auf einmal tauchte die Mutter eines der Mädchen auf. Mama hatte eine Eintrittskarte für ihre Kleine ergattert: ›So, ich hab’ jetzt ein Ticket für dich‹, sagte sie. Und fügte mit einem besorgten Blick auf die Schlange hinzu: ›Und übrigens – ich hab mir auch eins gekauft!‹ Verständlicherweise hielt sich die Begeisterung der Mädchen in Grenzen. Die Freundin brachte ihren Frust klar rüber: ›Na, toll! Jetzt können wir mit deiner Mutter aufs Konzert!‹«
Die jedoch war bestimmt froh, dass sie ein Auge auf ihre Tochter und deren Freundin haben konnte, damit ihnen ja nichts geschehen konnte. Das war übrigens eine Sorge, die auch die Mütter und Väter derjenigen hatten, welche die Fans so dermaßen verrückt spielen ließen: Ganz am Anfang, als Tokio Hotel ihre ersten Konzerte gaben, noch vor der eigentlichen Schrei-05-Tour, waren die vier Jungstars und genauso ihre Eltern total überrascht, wie extrem die Anhänger der Band reagierten.
Die Eltern von Bill, Tom, Gustav und Georg hatten Bedenken wegen der Sicherheit aller Beteiligten und sagten Anfang September 2005 alle acht ursprünglich geplanten Auftritte von Eins Live. Zukunft! – Die Tour ab. Für die erste Konzertreihe waren nämlich keinerlei Absperrungen vorgesehen, die den Fanansturm hätte bremsen können. Natürlich waren die Tokio-Hotel-Anhänger enttäuscht über die Absage, aber bei dieser Entscheidung ging es auch um ihr eigenes Wohlbefinden, wie Georg später in der Popcorn 12/05 versicherte: »Diese Absage war nicht böswillig. Die Konzerte sollten im kleinen Rahmen über die Bühne gehen. Der Andrang war aber so groß, dass die Sicherheit der Fans nicht gewährleistet war.«
Den »kleinen Rahmen« gab es eh sehr schnell nicht mehr. Die Besucherzahlen wuchsen vom Beginn der Schrei-05-Tour im Dezember 2005 geradezu in unheimlicher Geschwindigkeit an. Im Oktober 2005 dachten die Jungs und ihr Management noch, dass Hallen für 2000 Leute ausreichen würden. Doch weit gefehlt: Die Besucherzahlen pendelten sich innerhalb weniger Tage bei 5000 bis 7000 ein. Mittlerweile füllen die Jungs Hallen mit Platz für 13 000 Fans vollständig.
Welch ein Erfolg für eine Newcomer-Band! Bill schwärmte rückblickend in der Süddeutschen Zeitung vom 20. Februar 2006: »Das war es doch, was wir immer wollten: in ausverkauften Hallen spielen!« Tom erzählte zu Beginn von Schrei 05 vor dem Auftritt am 5. Dezember in der Berliner Columbia-Halle dem Magazin Planet Interview: »Wir gehen jetzt auf eine Headliner-Tour und dürfen in riesigen Hallen spielen, wo tausende Fans auf uns warten. Das ist einfach nur krass!« Und Gustav schrieb in einem E-Mail-Interview vom 19.02. 2006 mit den Autoren dieses Buches dankbar: »Dadurch, dass wir früher schon auf ganz kleinen Bühnen gespielt haben, ist die Situation jetzt schon etwas ganz Besonderes und lässt sich schwer in Worte fassen. Aber es ist auf jeden Fall ein wunderbares Gefühl.«
Während ihrer Konzertreise spielte sich das Leben unserer »fantastischen vier« in ganz anderen als den normalen Bahnen ab. Sie waren schließlich nicht mehr »nur« die Schüler Bill, Tom, Gustav und Georg, die nebenbei Musik machten. Sie waren zu professionellen Jungrockern in einem eigenen Tokio-Hotel-Universum geworden. Und dort war kaum Platz für etwas anderes, außer im Tourbus, wo die Jungs unter sich sein konnten. Tom erklärte im Herbst 2005 im TV-Magazin Giga: »Das Privatleben findet bei uns im Bus statt.« Dort erledigten sie ihre Hausaufgaben, lernten Unterrichtsstoff, sie konnten sich austauschen und über ihre Sorgen, Nöte und Probleme mit den anderen sprechen. Und sie alberten herum, waren ausgelassen und ließen Tokio Hotel mal für ein paar Stunden draußen.
Oft sprachen und sprechen die vier im Tourbus oder bei anderen Gelegenheiten, z. B. im Proberaum oder im Hotel, auf eine Art miteinander, dass andere, die zufällig zuhören, sie gar nicht verstehen können. Denn die Boys kennen sich so lange, dass sie eine Art Geheimsprache entwickelt haben. Der BRAVO verrieten sie für deren Special über die Band, wie man die Ausdrücke dieses »Tokio-Japanisch«, das die Jungs gebrauchen, entschlüsselt:
Tokio-JapanischDeutschauf links ziehenetwas zerstören, jemand verprügelnbeigehenvögelnberstigabartigderbstkrassDraußijemand, der gern an der frischen Luft istDrinniStubenhockereinkratzeneinschleimenErpelpelleGänsehautHummeltittenGänsehautmuckelnsich ins Bett legen, bis zu den Augen zudecken und dann quicken wie ein MeerschweinchenPaulaner-SpoilerBierbauchPorstijemand, der eklig, anwidernd, abstoßend istporstigekligrumpressenrumprollen, angebenSo sieht die Sache nackig aus!!!Ganz genau!!!urstend-, super, tollverräumenvögeln
 
Nach der Fahrt im gemütlichen Bandbus zum jeweils nächsten Auftrittsort hieß es für die vier Senkrechtstarter wieder, sich auf das nächste Konzert vorzubereiten. Damit alles reibungslos funktionierte, entstand ein Touralltag mit regelmäßigen Abläufen. Wie der für die vier hauptberuflichen Tokio-Hotel-Rocker damals aussah, beschrieb Tom dem Internet-Magazin Planet Interview im Dezember 2005: »Wir haben meistens zwei Shows hintereinander und dazwischen einen freien Tag zum Entspannen und Relaxen, danach wieder zwei Tage mit Konzerten. An Konzerttagen stehen wir morgens auf, machen den Soundcheck, geben zwischen Soundcheck und Gig ein paar Interviews, spielen das Konzert, schlafen im Hotel und fahren in die nächste Stadt. So ein Leben ist oft stressig, aber wenn man abends auf der Bühne steht und den Applaus hört, sind alle Strapazen vergessen!«
Zur Vorbereitung auf ein Konzert gehört für viele Bands ein spezielles Styling, das kann bei einigen Musikern mehrere Stunden dauern. Für Tokio Hotel gilt das ganz und gar nicht, denn die vier gehen in dem Look auf die Bühne, den sie auch privat bevorzugen.
Die Autorin Andrea Ritter beschrieb ihn im Magazin Stern 4/2006 kurz vor einem Gig in Magdeburg am 17.12. 2005: »Sechs Stunden vor Auftrittsbeginn sieht Bill schon genauso aus wie auf der Bühne. Motorrad-Lederjacke, hängende Jeans, schwarzer Nagellack, schwarz umrandete Augen, getuschte Wimpern, gepudertes Näschen. Eine märchenhafte Gothic-Elfe. Großartig.«
Und wie sieht es mit der Aufregung vor einem Konzert aus? Tom schilderte zwei Stunden vor einem Auftritt in Berlin am 5. Dezember 2005 Planet Interview, wann für ihn diese Situation einsetzt: »Ich bin jetzt grad noch nicht sehr nervös, aber das kommt dann immer kurz vorher. Dann werden wir alle total zappelig, laufen kreuz und quer durch die Gegend, trinken was und rennen ständig aufs Klo. Wir pushen uns immer gegenseitig ziemlich hoch! Ich bin vor jedem Auftritt gleich nervös. Es ist auch egal, ob wir im Fernsehen auftreten oder ein Konzert geben. Das Lampenfieber gehört immer dazu. Ich glaube, das wird nie anders werden!«
Und auf einmal geht es los: Tokio Hotel live! Die Halle wird zum brodelnden Rocktempel, die Fans toben, sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf, wenn die Jungs performen. Aber wie ist es da vorn im Scheinwerferlicht für die vier Jungstars selbst? Sie erzählten in einem Interview für ihre DVD Leb die Sekunde, was sie auf der Bühne empfinden. Georg meinte darin, vor Publikum aufzutreten, seine Lieder dem begeisterten Publikum zu präsentieren, sei für ihn das Größte. Und auch Tom bestätigt, dass Live-Auftritte noch aufregender seien als die Songs im Studio einzuspielen.
Bill beschrieb in einem VIVA-Special über die Comet-Verleihung 2005 an Tokio Hotel seine Live-Gefühle sehr eindringlich: »Wenn man rausgeht, kriegt man einen Kick, weil die Fans so schreien. Und wenn ich von der Bühne gehe, weiß ich gar nicht mehr, was ich gemacht, wie ich mich bewegt oder was ich gesagt habe.« Tom ergänzte: »Das ist so, als würde man träumen. Ich genieße es total.«
Besonders beeindruckende Konzertmomente hingen für die vier erfahrenen Live-Rocker, die zum Zeitpunkt der Schrei-05-Tour schon vier Jahre zusammen Gigs spielten, immer mit der Größe des Publikums zusammen. Dem Magazin Events und Trends verriet Tom: »Das Beste war, als wir vor 75 000 Menschen in Magdeburg gespielt haben. Das war ein Open-Air, und das war das geilste Gefühl, weil dahin so viele Leute gekommen waren.«
Keine Frage: Tokio Hotel sind live unschlagbar. Sie leben auf der Bühne ihre Musik und wollen, dass die Fans das spüren. Das haben sie auf der Schrei-05-Tour und auf allen anderen Konzerten bis heute immer wieder bewiesen. Und sie werden das auch weiterhin beweisen.
Es war einmal eine Schülerband: die Anfänge
Bill und Tom waren geschockt! Sie lebten in Magdeburg, als sie mit dem Musikmachen anfingen. Bill begann Songtexte zu schreiben, und Tom klampfte die ersten Töne auf seiner Gitarre. Und die beiden Nachwuchstalente freuten sich darauf, das, was sie bereits erarbeitet hatten, vor einem Publikum zu performen, auch wenn sie erst acht Jahre alt waren.
Aber dann kam dieser Umzug: Die Kaulitz-Brüder zogen mit Mutter Simone und ihrem Stiefvater Gordon Trümper von der Großstadt Magdeburg mit seinen 230 000 Einwohnern in das kleine Dorf Loitsche, in dem nur 850 Menschen lebten – und in dem für die Twins absolut nichts los war. Erschwerend kam hinzu, dass sie auch noch weitab vom Dorfzentrum wohnten, wo es wenigstens ein wenig lebendig gewesen wäre. In einem Interview für die erste Tokio-Hotel-DVD Leb die Sekunde erzählte Bill, dass sie in einem von drei Häusern außerhalb Loitsches lebten, wo es ansonsten nichts weiter als einen Berg und ein Feld gebe. Und Tom ergänzte, sie seien ja keine Menschen, die die Natur hassen, aber sie verbrächten einfach nicht gerne so viel Zeit in ihr.
Anders ausgedrückt: Für Kids wie die Kaulitz-Zwillinge, die auf den Trubel in der Stadt und auf Action stehen, ist so ein Ort grässlich langweilig – vor allem auch deshalb, weil die beiden Jungs keine Chance sahen, ihre Songs nicht nur für sich selbst in den eigenen vier Wänden zu spielen, sondern draußen auf Konzerten, wie sie es längst vorhatten. So etwas ging in Loitsche natürlich überhaupt nicht, sondern höchstens in der Stadt, aus der sie gerade weggezogen waren: im 15 Kilometer entfernt liegenden Magdeburg.
Magdeburg hat deutlich mehr zu bieten als Loitsche, so richtig cool finden die meisten Jugendlichen diese Großstadt allerdings auch nicht. Von der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts sind es zwar lediglich 150 Kilometer bis zur brodelnden Metropole Berlin. Von deren fiebriger Ausstrahlung ist in Magdeburg jedoch nichts zu spüren. Die Freizeitangebote für erlebnishungrige Jugendliche sind in Magdeburg ziemlich dürftig. In einem Interview für das BRAVO-Special über Tokio Hotel beklagte sich Tom schon mal: »Hier ist einfach nix los.«
Dieses Motto gilt auch für junge Bands, die in Magdeburg und Umgebung auf der Bühne losrocken wollen. Es gibt einen Auftrittsort – die beste Möglichkeit für Gigs besteht in der Discothek Factory, denn dorthin strömen die Tanzwütigen und Musikbegeisterten aus Magdeburg und Umgebung. Man muss dort aber einen ziemlich hohen Eintrittspreis zahlen und bekommt deswegen auch nie Newcomer-Bands zu sehen. Die Betreiber lassen einfach keine Neulinge auftreten, weil sich so ein Gig für sie finanziell einfach nicht lohnt. Neuen Gruppen, die aus dem Übungskeller raus und vor einem Publikum spielen wollen, bietet sich lediglich die Chance, in Jugendzentren oder auf einem der seltenen Schülerband-Wettbewerbe in und um Magdeburg aufzutreten.
Doch genau diese Chance nutzten die Kaulitz-Zwillinge! Sie wollten unbedingt Musik in der Öffentlichkeit machen und ließen sich auch von der schlechten Live-Lage in ihrer Heimatstadt nicht davon abhalten. Sie probten fleißig: Tom übte auf der E-Gitarre, und Bill sang seine Texte und versuchte sich auch mal am Keyboard, was er aber nie richtig lernte und später wieder aufgab.
Die Minirocker studierten ein paar Songs ein und legten los. Für das Magazin Der Spiegel