Tom Prox 116 - Frank Lee - E-Book

Tom Prox 116 E-Book

Frank Lee

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Beschreibung

William Dabbs ist Glückspilz und Unglücksvogel zugleich. Zwar hat der Großstädter aus New Orleans ein kleines Imperium im Westen geerbt. Aber nicht nur der Erblasser und der in der Erbfolge vor William bedachte wurden ermordet, auch er selbst wird mit dem Tod bedroht. Als sich William nun in seiner Not an Tom Prox wendet, schmiedet der einen ausgeklügelten Plan. Ben Closter soll sich als Dabbs ausgeben, erste Ermittlungen anstellen und seinen Captain stets auf dem Laufendem halten. Dass es dabei für den Sergeanten gefährlich werden könnte, das nehmen Prox und auch Closter selbst in Kauf. Wie gefährlich allerdings, das können die Ghosts nicht ahnen. Die Klapperschlange, die Ben eines Nachts in seinem Bett vorfindet, wird da noch seine kleinste Sorge sein ...


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Inhalt

Cover

Salut für den Erben

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Salut für den Erben

Von Frank Lee

William Dabbs ist Glückspilz und Unglücksvogel zugleich. Zwar hat der Großstädter aus New Orleans ein kleines Imperium im Westen geerbt. Aber nicht nur der Erblasser und der in der Erbfolge vor William bedachte wurden ermordet, auch er selbst wird mit dem Tod bedroht. Als sich William nun in seiner Not an Tom Prox wendet, schmiedet der einen ausgeklügelten Plan. Ben Closter soll sich als Dabbs ausgeben, erste Ermittlungen anstellen und seinen Captain stets auf dem Laufendem halten. Dass es dabei für den Sergeanten gefährlich werden könnte, das nehmen Prox und auch Closter selbst in Kauf. Wie gefährlich allerdings, das können die Ghosts in diesem Moment nicht ahnen. Die Klapperschlange, die Ben eines Nachts in seinem Bett vorfindet, wird da noch seine kleinste Sorge sein ...

Zunächst sagte sich Cliff Rodman, dass ihn die Sache nichts mehr anginge. Schließlich war er seit drei Tagen nicht mehr Sheriff von Isabel, da man es vorgezogen hatte, den unfähigen Charles Peacock in das Amt zu wählen. Mochte doch der nun hinter dem lichtscheuen Gesindel herschnüffeln. Was kümmerte es ihn, was dort unten an dem verlassenen Camp der Black-Eagle-Ranch getrieben wurde!

Cliff Rodman klopfte dem prächtigen, hochgewachsenen Schimmel auf den Hals und drückte ihn mit den Schenkeln um neunzig Grad nach links. Ohne Hast ritt er eine kurze Strecke der untergehenden Sonne entgegen. Nein, und wenn man ganze Rinderherden vor seinen Augen wegstahl, ihn würde das kaltlassen. Er hatte nichts gesehen, wenn man ihn fragte!

Doch schon innerhalb weniger Sekunden handelte Cliff Rodman ganz anders. Nach knapp hundert Schritten hielt der Ex-Sheriff an und machte diesmal eine Wendung um neunzig Grad nach rechts, sodass er das Camp wieder genau vor sich im Blickfeld hatte.

Es bestand nur aus wenigen, aber solide gebauten Blockhütten. Die am nächsten gelegene Hütte war kaum dreihundert Schritt entfernt. Sie stand unmittelbar am Fuße der sanft abfallenden, steinigen Bodenwelle, von deren Kamm aus Rodman das seltsame Treiben des einzelnen Mannes schon eine Weile beobachtet hatte. Unschwer war zu erraten, was der Bursche im Schilde führte. Er legte Feuer, um die Hütten niederzubrennen, und was er an den Türschwellen aus dem mittelgroßen Sack rieseln ließ, war nichts anderes als Pulver.

Der ehemalige Polizeigewaltige von Isabel kämpfte einen kurzen, erbitterten Kampf mit sich selbst. Dann siegte der ihm angeborene Sinn für Recht und Ordnung.

Nur ganz sanft kitzelte er den Schimmel mit den Sporen. Das brave Tier verstand sofort. Tornado, so hatte er seinerzeit den kostbaren Araberhengst, der sein ganzer Stolz und sozusagen auch sein ganzes Vermögen war, getauft. Und wie ein Tornado brauste jetzt der Schimmel den steinigen Hang hinab, dass die Funken sprühten.

Der Mann bei den Blockhütten fuhr herum. Das Klappern der Hufe auf dem felsigen Boden hätte auch einem Schwerhörigen nicht entgehen können. Doch das passte durchaus zu Cliff Rodmans Taktik. Nur selten hatte er sich an einen Gegner auf leisen Sohlen herangepirscht. Überraschen und überrennen war seine Parole!

Zwei derbe Fäuste, die soeben noch den Pulversack gehalten hatten, griffen ans Leder. Sie kamen jedoch nicht mehr dazu, die Colts aus den Holstern zu reißen. Denn schneller als die Finger sich um die Kolben legen konnten, hatte Cliff Rodman die letzten zehn Pferdelängen geschafft und war, noch während er das Tier scharf abbremste, aus dem Sattel geflogen.

Der Schwung des halsbrecherischen Galopps steckte noch in seinem Körper und riss den anderen wie ein Blitzschlag von den Beinen. Das unmittelbar darauf folgende Handgemenge dauerte höchstens fünf Sekunden, dann kniete Cliff Rodman dem Desperado auf der Brust und ließ die Handschellen einschnappen, die er eigentlich mehr zum Andenken als zur praktischen Verwendung mitgenommen hatte.

Der Ex-Sheriff setzte seinen Stetson wieder auf, der sich bei dem kühnen Sprung selbstständig gemacht hatte, und blickte auf den Mann am Boden.

»Fünf Jahre lang habe ich auf den Augenblick gewartet, den gerissenen Wolf Perrini, dem man nie etwas nachweisen konnte, einmal auf frischer Tat zu erwischen«, knirschte Rodman grimmig. »Und jetzt endlich ist der Augenblick gekommen – drei Tage, nachdem ich nicht mehr Sheriff bin! Aber das soll dir nicht zugutekommen, du Halunke. Mag auch Sheriff Peacock statt meiner die Lorbeeren ernten – deshalb liefere ich dich doch ab.«

Der andere hatte sich ebenfalls erhoben und musterte Rodman aus hasserfüllten Augen. Er hatte fast die gleiche Größe und Statur wie dieser und hätte wenigstens der Gestalt nach leicht mit ihm verwechselt werden können. Doch Perrini war ein dunkler Typ; seine Haare waren schwarz und seine Gesichtszüge finster, verschlossen, ja brutal, während der sympathisch wirkende, dunkelblonde Rodman mit seinen gutmütigen, graublauen Augen selbst seinen Gegnern noch mit einer gewissen Freundlichkeit entgegenblickte.

»Es ist noch nicht raus, wer von uns beiden den Kürzeren zieht«, fauchte Wolf Perrini, »das hier ist erst einmal glatte Freiheitsberaubung. Hast wohl vergessen, dass sie dich als Sheriff von Isabel zum Teufel gejagt haben, wie? Jetzt bist du genau so Privatmann wie ich und hast nicht das geringste Recht, einen freien Bürger so mir nichts dir nichts zu überfallen und zu fesseln. Und nun mach schnell die Dinger wieder ab, wenn du dir keine Ungelegenheiten bereiten willst!«

Rodman antwortete nur mit einem Achselzucken und sah nachdenklich über die Prärie, über die sich langsam die Schatten der Dämmerung senkten. Er hatte als Sheriff über hundert der schwersten Jungs zur Strecke gebracht, nur dieser Wolf Perrini, der gefährlicher war als ein ausgehungerter Tiger, war ihm immer wieder durch die Lappen gegangen.

Der mit allen Wassern gewaschene Bursche war einfach nie zu fassen gewesen. Diesmal aber war er dran! Was er sich hier geleistet hatte, war vorsätzliche Brandstiftung. Und wenn man ihn erst einmal hinter Schloss und Riegel hatte und unter Druck setzte, würde es nicht schwerfallen, noch andere seiner ungezählten Schandtaten aufzudecken. Für den Galgen würde es reichen, selbst wenn man ihm nur einen Bruchteil seiner Verbrechen nachweisen konnte.

Der Ex-Sheriff sah sich nach einer Hütte um, wo er mit dem Gefangenen die Nacht verbringen konnte. Er gedachte erst beim Morgengrauen den Weg zurück nach Isabel, dem er eigentlich für immer den Rücken hatte kehren wollen, anzutreten. Als er sich in Bewegung setzen und den Gefangenen vor sich her zu der am weitesten westlich gelegenen Hütte treiben wollte, krachte ein Schuss. Cliff Rodman fühlte einen stechenden Schmerz in der Brust, dann sackte er zusammen.

Das Echo des Schusses verhallte in der Weite der Prärie wie ein vereinzelter Peitschenschlag. Der Bandit sah sich ungeduldig nach dem Schützen um. Endlich löste sich ein Schatten von einer der Hütten und kam vorsichtig näher.

»Nun mach schon!«, schnauzte Perrini den älteren, schnauzbärtigen Mann an, der einen Kopf kleiner war als er. »Den hat's erwischt, da kannst du ganz unbesorgt sein.«

»Bei Leuten wie Cliff Rodman kann man nie wissen«, gab der andere mit brüchiger Stimme zurück und ging langsam, das Gewehr noch immer im Anschlag, auf den am Boden liegenden Ex-Sheriff zu.

»Der Schlüssel zu diesen Schmuckstücken ist in der rechten Hosentasche«, meckerte Perrini. »Hoffentlich nimmst du mir bald diese Verzierung ab. Ich kann die Dinger nicht leiden.«

»Er atmet noch. Soll ich ihm nicht lieber erst den ...«

»Idiot! Komm her mit den Schlüsseln!«

Der ältere Mann kramte in Rodmans Hosentasche, fand den Schlüssel und nahm Perrini die Handschellen ab. Der Bandit rieb sich die Handgelenke und blickte auf den Schwerverwundeten, dessen Gesicht bleich und eingefallen war und in der heraufziehenden Dämmerung wie eine weiße Totenmaske leuchtete.

»Er ist so gut wie tot«, meinte Perrini. »Isabel ist mehr als zehn Meilen entfernt, und das Gehöft der Black-Eagle-Ranch liegt auch nicht viel näher. Seine Chance durchzukommen ist geringer als die eines Schneeballes im Fegefeuer. Und wenn man ihn findet, ist es besser, er hat nur einen Schuss in der Brust als noch einen zweiten. Spar deine Kugeln lieber für Frank Wilcox auf!«

Wenige Minuten später ging das Camp der Black-Eagle-Ranch in Flammen auf. Der lodernde Schein erleuchtete weithin die einsame Prärie und zauberte gespenstige Lichtreflexe in die Nacht.

Zwei Reiter, von denen einer ein unbemanntes Pferd mitführte, ritten nun in scharfem Galopp auf dem südwestlich verlaufenden Trail, der direkt zu den Hauptgebäuden der Ranch führte.

Snuffy Patterson und Ben Closter arbeiteten an der Abfassung eines Berichtes über eine Ermittlung, die sie gemeinsam durchgeführt und kürzlich beendet hatten. Es war eine unbedeutende Sache. Trotzdem schwitzte der Lange Blut und Wasser und war übelster Laune. Denn Schreibereien jeglicher Art waren seine schwache Seite und verursachten ihm stets gewaltige Magenkrämpfe.

»Goddam«, fluchte er, »der Betrieb hier wird immer bürokratischer! Die Menschheit produziert zu viel Papier – und wir können uns die Finger wund schreiben, damit der Umsatz nicht stockt!«

»Sei froh, dass wir nicht mehr in der Steinzeit leben«, erwiderte der Kleine. »Dann müssten wir den ganzen Schmus in Granit hauen – da hätten wir eine halbes Menschenleben mit einem einzigen Bericht zu tun. Muss das damals langweilig gewesen sein bei der Police!«

Eine Weile mühten sich die beiden Sergeanten verbissen weiter mit ihrem Rapport ab. Sie überlegten jeden Satz drei-‍, viermal, drehten ihn um und verschachtelten und verschraubten ihn so lange, bis sie selbst nicht mehr wussten, was sie eigentlich hatten ausdrücken wollen. Der Telefonanruf aus dem Dienstzimmer des Chefs kam wie eine Erlösung. Sergeant Patterson nahm den Hörer ab.

»Okay, Chef, wir sind sofort drüben«, sagte er nur und legte den Hörer auf die Gabel zurück. »Drück uns die Daumen, Ben! Wenn mich nicht alles täuscht, können wir diesen verdammten Bericht erst mal in die Schublade legen. Komm!«

Der Besucher im Zimmer des Ghostchefs erhob sich zuvorkommend, als die Sergeanten eintraten.

»Mr. Dabbs, William Dabbs aus New Orleans«, stellte Tom Prox ihn vor.

Der Name passte zu dem Mann. Er hatte etwa die Größe von Ben Closter, war allerdings nicht so stämmig und machte einen etwas täppischen Eindruck. Sein Gesicht war blass und verstört, seine lebhaften graugrünen Kulleraugen blickten scheu und furchtsam umher.

»Mr. Dabbs hat uns einiges Interessante zu erzählen, am besten hört ihr gleich zu«, fuhr der Ghostchef fort, nachdem sich seine Gehilfen zwei Stühle mit der Lehne nach vorne zwischen die Beine geschoben und wie auf einem Sattel darauf Platz genommen hatten.

Dabbs hatte in der Tat eine recht interessante Geschichte zu berichten. Er brachte sie sehr aufgeregt und manchmal etwas zusammenhanglos hervor, sodass es für die Ghosts nicht immer leicht war, ihm zu folgen.

William Dabbs, seines Zeichens Besitzer eines Friseurladens in New Orleans, verheiratet, zwei Kinder, hatte geerbt. Diese normalerweise durchaus erfreuliche Angelegenheit war ihm aber etwas in die Knochen gefahren und drohte sein bisher überaus geruhsames und ungefährliches bürgerliches Leben völlig auf den Kopf zu stellen. Denn die Erbschaft – ein recht ansehnlicher Besitz in South Dakota –, war mit einigen Unannehmlichkeiten belastet.

»Wissen Sie den Namen der Ranch?«, warf Snuffy Patterson an dieser Stelle ein.

»Ja. Man nennt sie die ,Black-Eagle-Ranch'. Sie liegt südlich von Isabel.«

Der brave Friseurladenbesitzer wischte sich die Schweißperlen von der Stirn, bevor er weitersprach. Er hatte noch nie in seinem Leben etwas mit der Polizei oder mit Gerichten zu tun gehabt und konnte seine Befangenheit nur schlecht verbergen.

Die Black-Eagle-Ranch hatte seinem Onkel John Wilcox, einem Bruder seiner Mutter, gehört. John Wilcox, der Junggeselle war und selbst keine direkten Nachkommen besaß, hatte ein Testament hinterlassen, wonach sein ganzer Besitz zunächst an seinen Neffen Frank und nach dessen Tod an William Dabbs fallen sollte.

Außer den üblichen Auflagen erhielt das Testament jedoch einige seltsame Klauseln, die Dabbs, vor allem im Hinblick auf die besonderen Umstände, höchst unsympathisch waren. Der Onkel hatte nämlich bestimmt, dass der jeweilige Erbe selbst auf der Ranch wohnen müsste.

Das alles aber wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn nicht John Wilcox vor einem halben Jahr, ohne ans Sterben zu denken, plötzlich ermordet worden wäre, und wenn nicht Frank Wilcox vor wenigen Tagen dasselbe Schicksal ereilt hätte. Er war, während er im Haupthaus der Ranch noch spät abends bei offenem Fenster über den Büchern gesessen und einige Abrechnungen nachgeprüft hatte, mit einem gut gezielten, aus mindestens zweihundert Schritt Entfernung abgegeben Gewehrschuss ins Jenseits befördert worden.

Irgendjemand schien also mit dem jeweiligen Besitzer der Black-Eagle-Ranch nicht zufrieden zu sein, und William Dabbs glaubte allen Grund zu der Befürchtung zu haben, dass es ihm nicht anders als seinen Vorgängern ergehen würde.

Während er dies erzählte, kramte er umständlich einen Brief aus seiner Tasche hervor.

»Und nun noch das hier!«, stöhnte er. »Vor zwei Tagen habe ich das Schreiben bekommen. Bitte, lesen Sie selbst, Captain!«