Tom Prox 147 - Frank Lee - E-Book

Tom Prox 147 E-Book

Frank Lee

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In Oklahoma ist der Teufel los! Der geheimnisvolle "Master" und seine gut organisierte Bande rauben und morden, ohne dass die State Police ihrer bisher hätte habhaft werden können. Als dann auch noch eine Patrouille State Trooper spurlos verschwindet, ergeht ein
Geheimauftrag an die Ghost Squad.
Captain Tom Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson, zunächst als heruntergekommene Tramps verkleidet, hoffen, so schneller an Informationen zu gelangen. Das aber, was die beiden dann erfahren, ist für die eigentlich doch mit allen Wassern gewaschenen Ghosts wie ein Schlag in die Magengrube. Denn wie ein Lauffeuer geht jetzt die Kunde davon um, dass man andernorts die beiden bekannten Polizisten der Ghost Squad, den Captain Tom Prox und den Sergeanten Snuffy Patterson, erkannt habe.
Ein Debakel für Prox und Patterson! Wie konnte ihre streng geheime Mission, von der nicht einmal die State Police von Oklahoma etwas wusste, auffliegen? Und vor allem: Wer gibt sich für die beiden Freunde aus ...?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 160

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Kesseltreiben im Sattel

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Kesseltreibenim Sattel

Von Frank Lee

In Oklahoma ist der Teufel los! Der geheimnisvolle »Master« und seine gut organisierte Bande rauben und morden, ohne dass die State Police ihrer bisher hätte habhaft werden können. Als dann auch noch eine Patrouille State Trooper spurlos verschwindet, ergeht ein Geheimauftrag an die Ghost Squad.

Captain Tom Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson, zunächst als heruntergekommene Tramps verkleidet, hoffen, so schneller an Informationen zu gelangen. Das aber, was die beiden dann erfahren, ist für die eigentlich doch mit allen Wassern gewaschenen Ghosts wie ein Schlag in die Magengrube. Denn wie ein Lauffeuer geht jetzt die Kunde davon um, dass man andernorts die beiden bekannten Polizisten der Ghost Squad, den Captain Tom Prox und den Sergeanten Snuffy Patterson, erkannt habe.

Ein Debakel für Prox und Patterson! Wie konnte ihre streng geheime Mission, von der nicht einmal die State Police von Oklahoma etwas wusste, auffliegen? Und vor allem: Wer gibt sich für die beiden Freunde aus ...?

1. Kapitel

»Scher dich zum Teufel, du Tagedieb! Hier ist kein Geschäft zu machen mit deinem Hokuspokus. Los, fort – aber etwas plötzlich!«

Das kleine, bucklige Männchen stand da wie ein begossener Pudel und zitterte vor Aufregung am ganzen Körper. Eine solche Abfuhr hatte ihm noch keiner erteilt.

»Sie ... Sie werden es ... noch bereuen, Mr. Fleming«, brachte er mühsam hervor und stülpte seinen alten, speckigen Hut auf seinen Zwiebelkopf.

Farmer Walter Fleming, ein weit und breit gefürchteter Hitzkopf und Grobian, zog die breiten Hosenträger mit den Daumen weit nach vorn und ließ sie klatschend zurückschnellen. Sein feistes Knollennasengesicht wurde dunkelrot vor Wut. Er holte tief Luft.

»Waaas? Soll das eine Drohung sein, du Halunke? Mike! Mike!«, schrie er über seine Schulter in den Hof hinein. »Bring die Peitsche mit, du faules Luder!«

»Ich schon kommen, Massa.« Von dem Gehöft her kam mit Riesenschritten ein hünenhafter Schwarzer angelaufen, der eine schwere Bullenpeitsche drohend in der Luft schwang.

Der Bucklige schien es vorzuziehen, das Feld zu räumen, und wollte auf seinen Gaul klettern.

»Halt – stehen geblieben!«, donnerte der Farmer ihn an. »Für diese Frechheit beziehst du jetzt erst mal eine Tracht Prügel, du lausiger Stromer!«

Der Schwarze war bereits heran. In diesem Augenblick tauchten hinter einer etwa fünfzig Schritte entfernten Buschgruppe zwei Reiter auf, die offenbar durch das Gebrüll des Farmers angelockt worden waren. In wenigen Sekunden standen sie vor ihm.

»Holla – was geht denn hier vor?«

Der Schwarze, der sich inzwischen vor dem kleinen Tramp aufgebaut hatte, sah fragend seinen Herrn an. Dieser musterte mit weit aufgerissenen Augen die beiden Reiter. Die Zornesröte in seinem Gesicht wurde noch eine Schattierung dunkler. Solches Gesindel hatte ihm gerade noch in dieser Gegend gefehlt.

Tom Prox und Snuffy Patterson machten alles andere als einen vertrauenswürdigen Eindruck. Sie waren vor drei Tagen in Pauls Valley mit sämtlichem Zubehör aus dem Zug gestiegen und hatten sich sogleich äußerlich ihrer neuen Umgebung angepasst.

Ohne große Eile waren sie dann ostwärts geritten und kamen nun zufällig an diesem Gehöft zehn Meilen östlich von Atoka vorbei. Ihre Bartstoppeln waren vier Tage alt und machten aus ihnen in Verbindung mit den schäbigen Lederwesten und den zerbeulten, speckigen Stetsons waschechte Tramps, hinter denen so leicht niemand gewichtige Persönlichkeiten der Special Police vermutet hätte.

»Wo kommt denn dieses verfluchte Gaunerpack bloß her?«, schrie der Farmer, und seine Stimme überschlug sich.

Mit einem Satz war der Lange aus dem Sattel. »Momentchen mal, Gent! Steckt erst mal Eure Kanone da weg, wir haben nämlich auch welche! Und dann atmet dreimal tief durch, das beruhigt. Danach können wir uns weiter unterhalten.«

Fleming, vor dessen Brutalität bisher wohl jeder kapituliert hatte, verschlug es vor solcher Frechheit die Sprache. Er wechselte augenblicklich die Farbe und wurde jetzt kalkweiß.

»Mike – los, gib ihm die Peitsche. Und wehe, wenn einer von euch Halunken zum Schießprügel greift! Mit den Fäusten dürfen die Gents sich natürlich wehren«, fügte er ironisch hinzu.

Der Farmer sprach jetzt ganz ruhig und beinahe normal, doch das Zittern seiner Lippen und die bebenden Nasenflügel verrieten den gefährlichen Vulkan, der in seinem Inneren brodelte.

Der riesige Schwarze warf seine Jacke ab. Er hatte nur ein ärmelloses, dünnes Trikothemd darunter. Als Snuffy die wulstigen Muskelpakete an dessen Armen und Schultern sah, wusste er, was die Uhr geschlagen hatte.

Der Schwarze knallte zweimal, dreimal mit der dicken Peitsche in die Luft und ging langsam auf den Langen zu. Er grinste etwas verlegen und zeigte dabei sein prachtvolles, weißes Gebiss.

»Du mir tun leid, Stranger, aber Massa befohlen, ich dir schmecken lassen Peitsche – volles Portion – das sein fünfundzwanzig Hiebe«, sagte er beinahe bedauernd und holte zum Schlag aus.

Doch bei Snuffy Patterson war er genau an die falsche Adresse gekommen. Der Ghostsergeant, Sekunden vorher noch gut gelaunt und zu jeder Flachserei bereit, sah jetzt nicht mehr die furchterregenden Muskelpakete; er sah auch nicht die Peitsche, nicht das zitternde, mit offenem Mund in der Nähe stehende buckelige Männchen und den hämisch grinsenden Farmer. Snuffy Patterson sah nur noch rot!

Blitzschnell war sein Oberkörper nach unten gegangen, mit einem mächtigen Satz nach vorn tauchte er unter dem Hieb durch. Die Peitsche traf nur seinen Hut. Und das war schlecht für den Schwarzen; denn nun rammte der massive Schädel des Sergeanten direkt in die Magengrube seines Gegners.

Der Schwarze taumelte einen Schritt zurück und japste nach Luft. Doch da kam Snuffy schon aus der Versenkung hoch und brachte einen Uppercut mit, den er vom Boden aufgelesen zu haben schien. Hinter dem Schlag saß die ganze Muskelkraft der aus der Kniebeuge ruckartig durchgedrückten langen Beine, der blitzartig nach oben geschwungenen Schultergelenke und der vorschnellenden, eisenharten Faust.

Und die traf genau auf den Punkt! Es wurde ein schulmäßiger K.o.-Sieg. Dem Farmer fielen die Augen fast aus dem Kopf, als er zusehen musste, wie sein Handlanger plötzlich eine horizontale Körperlage einnahm.

»Denke, ihr seid für dieses Mal bedient«, wandte sich Snuffy seelenruhig an ihn und grinste breit. Seine gute Laune war zurückgekehrt, wenn ihn auch die Knöchel ein wenig schmerzten.

»Kommt, Old Man«, meinte der Lange, dem Buckligen zuwinkend, »scheint hier keine sehr gastfreundliche Gegend zu sein. Machen wir, dass wir weiterkommen.«

»Bin euch zu großem Dank verpflichtet, Gents!«, krächzte dieser, der bei näherem Hinsehen noch gar nicht so alt war. »Werde euch das nie vergessen. Der Kerl hätte mich totgeschlagen. War eine ziemliche Wucht, wie ihr den erledigt habt.«

Das Männlein sah voll ehrlicher Bewunderung zu dem Langen hoch. Der Bucklige schwatzte nun unaufhörlich, und Snuffy gab seinen Senf dazu, während Tom Prox schweigsam zuhörte.

So erfuhren die Ghosts, dass der Tramp, der sich Jonny Babb nannte, die ganze Gegend südlich des Canadian and Arkansas River wie seine Westentasche kannte und sich teils durch Betteln, teils durch allerlei schwarze Künste mehr schlecht als recht durchs Leben schlug.

Seine Spezialität war, wie er behauptete, das Auffinden von Goldadern, Ölquellen und anderen begehrten Bodenschätzen mittels einer Wünschelrute. Angeblich hatte er auf diesem Gebiet schon große Erfolge zu verzeichnen, und manch einen wollte er buchstäblich über Nacht zum reichen Mann gemacht haben. Wie er selbst sagte, kannte ihn in diesem Teil Oklahomas jedes kleine Kind unter dem Namen »Jonny mit der Wünschelrute«.

Jonny hielt die beiden Ghosts genau für das, was sie darstellen wollten: für arbeitsscheue Tramps, die sich durch mehr oder weniger ehrliche Art über Wasser hielten und nur darauf warteten, dass ihnen ein Krösus ein paar hunderttausend Dollar für ein sorgenfreies Leben versprach.

»Schon ein bestimmtes Ziel für heute Nacht?«, fragte er beiläufig.

Snuffy verneinte.

»Okay. Schlage vor, ihr kommt dann mit mir nach Farris, haben dort einen sehr gemütlichen Saloon. Alles feine Kerle, die dort verkehren. Seid natürlich heute Abend meine Gäste. Wenn ich auch selbst nicht viel habe, dafür reicht es noch. Habe außerdem bei dem Wirt Kredit.«

Die beiden Ghosts hatten gegen den Vorschlag nichts einzuwenden. Im Gegenteil, er kam ihnen sehr gelegen. Denn eins ihrer ersten Ziele war, zunächst einmal möglichst weit herumzukommen und mit vielen Leuten von »ihrem Schlage« bekannt zu werden.

Farris war einer jener Orte, in denen sich Wölfe und Füchse gute Nacht sagten. Das Kaff lag fernab von jeder Zivilisation, mitten in einem wildromantischen Waldgebiet. Ebenso wildromantisch waren auch seine Bewohner. Rasieren schien dort nur an Sonn- und Feiertagen Mode zu sein. Tom Prox und Snuffy Patterson wirkten also zünftig und fielen nicht weiter auf.

Der enge, dunstige Gastraum war so überfüllt, dass man sich kaum darin bewegen konnte, ohne seinem Nachbarn den Ellenbogen in die Rippen zu stoßen. Das wurde aber nicht weiter übel genommen, denn die Gäste waren allesamt trinkfeste, raubeinige Hinterwäldler, Trapper und finster blickende Männer, die noch von keiner gekünstelten Höflichkeit verdorben waren.

Jonny Babb schien bei allen bekannt und beliebt zu sein. Er wurde mit lauten Zurufen begrüßt, während die beiden Neulinge zunächst mit misstrauischen, teils sogar feindseligen Blicken gemustert wurden.

Erst als der Bucklige ein gutes Wort für seine neuen Freunde einlegte und gar noch sehr wortreich schilderte, wie »Old Jimmy« – diesen Namen hatte sich Snuffy Patterson selbst gegeben –, mit einem einzigen Schlag den Schwarzen umgehauen hatte, wurden die Ghost in Gnaden in den Kreis der »feinen Kerle« aufgenommen.

An einem großen, runden Tisch in der Ecke rückten erstaunlicherweise die Gents freiwillig zusammen, und Jonny bestellte Whisky und Bier und etwas Kräftiges zu futtern.

Die beiden Policemen griffen tüchtig zu und versuchten sich auf ihre Umgebung einzustellen, so gut es ging. Snuffy machte das überhaupt keine Schwierigkeiten; ja, er war, was unflätiges Benehmen anging, in diesem erlauchten Kreis nahezu konkurrenzlos.

Während des Essens wurden die Ghosts wiederholt von einem vierschrötigen, ungemein kräftig gebauten Gent scharf fixiert. Er hatte ein breites, brutal wirkendes Gesicht mit stark vorspringenden Backenknochen und stechende, dunkle Augen, die von unten herauf unter buschigen Brauen ständig argwöhnisch die Umgebung abzutasten schienen und immer wieder wie zufällig an Tom Prox und Snuffy Patterson hängenblieben.

Der Lange gab ungeniert die dreisten Blicke zurück, und bald lag zwischen den beiden Männern eine gewisse Spannung, die sich unsichtbar wie ein dünner Draht mitten durch das bunte, lärmende Gewühl des Saloons spannte. Dem Buckligen war das unheimliche Augengefecht nicht entgangen, und er glaubte offenbar, eine Erklärung abgeben zu müssen.

»Das ist Mark Oakley«, flüsterte er dem Langen ins Ohr. »Ein Kerl wie Samt und Seide, wenn man ihn richtig zu nehmen versteht. Nur darf man ihm nicht dumm kommen. Dann kann er unberechenbar werden. Alle hier haben einen großen Respekt vor ihm. Mark sucht manchmal Arbeitskräfte für ... hm .... so kleine Gelegenheitsarbeiten. Mache euch gern mit ihm bekannt, wenn ihr wollt. Meistens ist ganz anständig dabei zu verdienen.«

Patterson tauschte einen raschen Blick mit dem Chef aus. Der war einverstanden.

Jonny Babb erhob sich und zwängte sich zu Mark Oakley durch. Eine Weile sah man ihn mit dem Vierschrötigen tuscheln. Der andere schien nur mit halbem Ohr zuzuhören, bequemte sich aber schließlich doch, Jonny an den runden Tisch in der Ecke zu folgen.

Oakley tippte dem neben Tom Prox Sitzenden leicht auf die Schulter. Dieser fuhr ärgerlich herum. Mark machte aber nur eine leichte Bewegung mit dem Kopf, und schon sprang der andere, den Mann hinter sich erkennend, auf und schob dem Vierschrötigen bereitwilligst seinen Stuhl hin. Wortlos nahm der Hüne Platz, griff sich Snuffy Pattersons frisch gefülltes Whiskyglas und trank es leer.

»Prost«, sagte der Lange und winkte dem Barkeeper. »Dieser ungehobelte Gent da möchte gern eine neue Runde bestellen.«

Oakley wollte gerade dem Ghost das Glas an den Kopf werfen, aber Jonny hängte sich sofort an seinen Arm und redete beschwichtigend auf ihn ein.

»Seid doch vernünftig, Leute; die beiden sind in Ordnung, Mark! Brauchen nur mal einen kleinen Job. Sind genau die Männer, die du suchst.«

Tom Prox warf dem Langen einen bösen Blick zu.

»Nichts für ungut«, sagte er dann entschuldigend. »Mein Kumpan hat nun mal ein freches Mundwerk, ist aber sonst ein ganz brauchbarer Kerl. Wenigstens für bestimmte Arbeiten.« Der Ghostchef begleitete seine letzten Worte mit einem listigen Augenzwinkern, und die Situation schien vorerst gerettet.

Mark sagte etwas zu Tom Prox, was jedoch durch den plötzlich anschwellenden Lärm verschluckt wurde. In der Nähe des Eingangs wurden zwei abgehetzt aussehende Männer von einer Gruppe Zecher umringt und mit Fragen bestürmt. Die beiden mussten einen anstrengenden Ritt hinter sich haben. Oakley drehte sich um und winkte die beiden zu sich heran. Diese bahnten sich mühsam einen Weg zu dem Tisch. Zwei andere machten sofort Platz, und die Neuen ließen sich erschöpft nieder.

»Scheint ja einen ganz schönen Zahn draufgehabt zu haben – müssen die Gäule in Zukunft ein bisschen schonen«, knurrte Mark.

»Hoffentlich stehen bald ein paar Helle auf dem Tisch für Ken und Billy«, rief einer dem Wirt zu. »Haben eine ziemlich trockene Kehle, die Boys, und einen ganzen Sack voll Neuigkeiten!«

Die Biere wurden gebracht, und die beiden Männer stürzten sie in einem Zug hinunter.

»Na los, was gibt es?«, drängte der Hüne ungeduldig.

»Nicht viel – aber es reicht«, begann der eine, ein langer, spindeldürrer Trapper mit lederartiger Gesichtshaut und einer auffallenden Hasenscharte. »Den Sheriff von Rattan haben sie heute früh gefunden, nur ein paar Meilen weg in einem Kiefernwäldchen, ganz in der Nähe einer alten Blockhütte.«

»Weiter! Oder ist das alles?«, fragte jemand.

»Warte es doch ab! Das Beste kommt noch. Einer von den Wachmännern bei Dunbart & Son – ich glaube, Ed Kruger heißt er –, soll einen von uns an der Figur erkannt haben.«

»Und weiß er auch, wie der Mann heißt?«, fragte Oakley lauernd.

»Er weiß nur, dass er ... Mark heißt. Hätte vor vielen Jahren mal zusammen mit ihm in einer Goldmine gearbeitet.« Billy, der Trapper, sah argwöhnisch auf die beiden Ghosts, die ihm noch unbekannt waren.

Mark Oakley grinste breit. »Hm ... gibt viele, die Mark heißen.«

»Alles uninteressant bis jetzt«, krähte plötzlich Jonny Babb dazwischen. »Mach schon, lass das Feuerwerk los!«

»Haha! Fürchte, das wird euch wenig Spaß machen«, meinte Billy grimmig. »Wird wohl in nächster Zeit recht ungemütlich werden in dieser Gegend. Wir sind zwar alle ehrliche Bürger und haben nichts auf dem Kerbholz, trotzdem lassen wir uns nicht gerne auf die Finger sehen. Und das werden uns die beiden Oberschnüffler bestimmt ganz gehörig!«

»Welche?«, kam es gleichzeitig aus mehreren Kehlen.

»Na, wer schon? Der Gouverneur hat sich an Washington gewandt, und jetzt haben wir die Special Police auf dem Hals, ausgerechnet die berüchtigte Ghost Squad! Tom Prox und einer seiner Handlanger machen seit einigen Tagen die Gegend unsicher.«

Diese Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Am meisten erstaunt waren die beiden Ghosts selbst. Es war ihnen völlig unverständlich, wie sich ihre so streng geheim gehaltene Reise, von der nicht einmal die State Police von Oklahoma etwas wusste, schon bis nach Rattan herumgesprochen haben konnte.

Die Situation war brenzlig. Sie saßen mittendrin im Wespennest. Bei keinem dieser fünfundzwanzig verwegenen Gesellen schien sich die Ghost Squad besonderer Beliebtheit zu erfreuen.

Doch es sollte noch schlimmer kommen!

»Weiß man, wo die beiden Cops sich zurzeit aufhalten?«, fragte Oakley.

»Augenblicklich in Rattan. Natürlich interessieren sie sich besonders für den Tod des Sheriffs.«

»Hat sie schon jemand gesehen?«

»Zinn Garwood hat sie aus sicherer Entfernung beobachtet, kurz bevor wir wegritten. Hat die Burschen von einer früheren Begegnung noch in unliebsamer Erinnerung. Soll sich um Captain Prox und den Sergeanten Patterson handeln. Der Sergeant sei ja ein Trottel, aber wenn sich der Captain einem auf die Fersen hefte, dann werde es gefährlich, meinte Zinn!«

Tom und Snuffy warfen sich heimliche Blicke zu. In den Augen des Ghostchefs blitzte es schadenfroh. Da konnte Patterson nicht mehr länger an sich halten.

»Mir hat mal einer das Gegenteil erzählt«, mischte er sich in die Unterhaltung ein. »Der behauptete damals, mit dem Captain wäre überhaupt nichts los, und die eigentliche Arbeit müsste immer der Sergeant machen. Da sieht man wieder mal, was man auf das Gerede der Leute geben kann. Na, ist auch egal!«

Die Ghosts saßen noch lange mit Mark Oakley und Jonny Babb zusammen und schimpften kräftig mit auf die Police. Bei solchen Gesprächen kam man sich immer näher, und Oakley, der sich zum Schluss ganz schön einen gezwitschert hatte, ließ sich sogar dazu herab, dem Langen freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen. Mit vielsagendem Augenzwinkern ließ er durchblicken, dass er vielleicht schon sehr bald eine lohnende Beschäftigung für die beiden hätte.

Der Bucklige hielt tüchtig mit, blieb jedoch auffallend nüchtern. Gelegentlich stand er auf und unterhielt sich mit Männer aus einer der anderen Gruppen. Einmal entfernte er sich aus dem Saloon und kam erst nach einer guten halben Stunde wieder zurück.

Gegen Mitternacht hatten die meisten die nötige Bettschwere und torkelten in den verschiedensten Richtungen davon.

Tom Prox und Snuffy Patterson zogen sich in die kleine Bodenkammer zurück, die ihnen der Wirt für einen halben Dollar als Übernachtungsquartier angeboten hatte. Jonny entfernte sich mit Mark.

»Jetzt schlägt es dreizehn!«, sagte Snuffy, als sie allein waren. »Verstehst du das? Wer mag unsere Rolle in Rattan als Ghost spielen?«

Tom Prox sah angespannt durch die kleine Bodenluke nach unten.

»Hm ... werde der Sache mal auf den Grund gehen. Vor allem: wir dürfen uns jetzt nicht mehr zusammen sehen lassen. Müssen getrennt arbeiten. Ich reite in ein paar Stunden nach Rattan. Du behältst inzwischen mal den Buckligen und den Hünen im Auge.«

Er wartete noch einige Minuten, dann erhob er sich. Lautlos gelangte er auf den Hof. Dort drüben waren die Ställe, in denen sie die Pferde abgestellt hatten.

Im Saloon war es still geworden. Der Ghostchef verhielt sich einige Zeit regungslos und lauschte in die Nacht.

Dann löste sich von der gegenüberliegenden Hausecke plötzlich ein Schatten und huschte über den Hof. Die Gestalt bewegte sich auf die Ställe zu. An der Stalltür machte sie halt und sah sich nach allen Seiten um. Die Tür knarrte ein wenig, als sie aufgezogen wurde.

Auf Zehenspitzen schlich Prox jetzt ebenfalls zu der Tür, die nur angelehnt war. Der Mann, der hineingehuscht war, hatte eine Taschenlampe angeknipst und bewegte sich ziemlich sorglos. Es war Jonny Babb, der bucklige Wünschelrutengänger.

Er stand da, über das Sattelzeug der beiden Ghosts gebeugt, und leuchtete es ab. Tom Prox beobachtete ihn nicht länger als ein paar Sekunden, dann schlich er wieder davon.

Um dieselbe Zeit ritt ein älterer Mann auf einer klapprigen Stute von dem kleinen Holzfällerdorf Nashoba in nördlicher Richtung auf die Kiamichi-Berge zu. Er kam nur langsam vorwärts, denn der Pfad führte streckenweise durch dichte Kiefernwälder steil bergauf. Häufig musste er sich tief über den Hals des Pferdes beugen, damit ihm die Zweige nicht ins Gesicht schlugen.

Der Mann fluchte unaufhörlich vor sich hin. Es waren immer dieselben Dinge, die er dabei verwünschte: die Erfindung des Telefons und die Stunde, als er sich mit dem »Master« eingelassen hatte.

Etwa fünfzehn Meilen nördlich von Nashoba führte der Pfad aus dem Wald hinaus in eine weite, mit Gras bewachsene Senke. Als er dann wieder allmählich anstieg, folgte der Reiter einem breiten, schäumenden Gebirgsbach und näherte sich einem im Westen gelegenen Waldrand. Wenige Schritte, nachdem Pfad und Bach diesen erreicht hatten, lenkte der Mann seinen Gaul über eine primitive Holzbrücke und befand sich kurz darauf in einem alten, versteckt liegenden Sägewerk.

»Ich bin's – Jack Lawrence«, rief er leise und kletterte vom Pferd.