Toni der Hüttenwirt 103 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 103 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

0,0

Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Toni kam in die Küche der Berghütte. Er lächelte Anna an. "Es ist Zeit für unsere kleine Pause!", sagte er. Anna warf einen Blick auf die Küchenuhr. "Die Zeit vergeht so schnell! Lass mich dies hier noch fertig machen!" Toni lächelte seine Frau an. "Nix da, des kann warten!" Toni trat hinter sie und zog die Schleife der Schürzenbänder ihrer Küchenschürze auf, die Anna über ihrer Dirndlschürze trug. "Toni!", rief Anna. "Kannst du nicht warten?"

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 140

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Toni der Hüttenwirt –103–

Saskias wichtigster Auftrag

Roman von Friederike von Buchner

Toni kam in die Küche der Berghütte. Er lächelte Anna an.

»Es ist Zeit für unsere kleine Pause!«, sagte er.

Anna warf einen Blick auf die Küchenuhr.

»Die Zeit vergeht so schnell! Lass mich dies hier noch fertig machen!«

Toni lächelte seine Frau an.

»Nix da, des kann warten!«

Toni trat hinter sie und zog die Schleife der Schürzenbänder ihrer Küchenschürze auf, die Anna über ihrer Dirndlschürze trug.

»Toni!«, rief Anna. »Kannst du nicht warten?«

»Naa, des kann ich net! Und ich will des auch net, besonders heute net.«

Er zog seiner Frau die Arbeitsschürze aus und reichte ihr einen Becher mit Kaffee. Liebevoll legte er den Arm um ihre Schultern und ging mit ihr hinaus auf die Terrasse der Berghütte. Wenn es möglich war, machten Toni und Anna jeden Morgen eine kleine Pause, nämlich dann, wenn die Hüttengäste nach dem Frühstück zu ihren Bergtouren und Wanderungen aufgebrochen oder abgereist waren. Erst zum Mittagessen füllte sich die Berghütte wieder.

»Des wird eine ruhige Woche geben, mei, des gefällt mir!«

Toni schaute Anna an.

»Oder hat meine Finanzchefin Bedenken?«

Mit der Frage spielte Toni auf Annas Beruf an. Anna, die mit vollen Namen Dorothea Annabelle hieß, war Bankerin gewesen, bevor sie Tonis Frau wurde. So war es nicht verwunderlich, dass sich Anna um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Hüttenbetriebes kümmerte.

»Nein, ich bin auch ganz froh, dass es einmal einige Tage ruhiger ist.«

»Es sind net nur einige Tage, Anna, es ist eine ganze Woche. Diese Betriebsgruppe hatte den ganzen Hüttenboden reserviert und einige Kammern.«

»Sie mussten die Betriebsferien verschieben, weil die Firma einen größeren Auftrag bekommen hat. Das ist doch schön, dass es bei ihnen so gut läuft, in der heutigen Zeit. Sie haben gesagt, sie kommen in einigen Wochen. Ich freue mich auf die ruhigeren Tage.«

Anna sah Toni an und lächelte.

»Wir haben auch viel mehr Zeit für uns und für die Kinder. Wenn es nicht so voll ist, dann kann Alois die Berghütte einen Tag übernehmen und wir machen mit den Kindern einen Ausflug oder eine schöne Wanderung. Was hältst du davon?«

»Des ist eine prächtige Idee, Anna. Wie wäre es, wenn wir mit den beiden eine Nacht oben im ›Paradiesgarten‹ biwakieren?«

»Ich habe eher daran gedacht, mit den beiden einen längeren Tagesausflug zu machen, vielleicht auch zu übernachten. Ich dachte daran, meine Freundin Sue in Frankfurt zu besuchen. Ich könnte dann mit Sue mal so wieder richtig tratschen. Derweil könntest du mit Franziska in den Zoo gehen. Sebastian könnte das Architekturmuseum besuchen.«

»Das ist eine gute Idee! Es muss ja nicht gleich morgen sein oder?«

Anna warf Toni einen Blick zu.

»Du hast noch etwas anderes auf deiner Liste?«

»Ja! Ich will den Hüttenboden renovieren. Wir räumen alles aus und streichen neu. Das können wir sonst nur im Winter machen. Aber jetzt bei dem schönen Wetter trocknet die Farbe viel schneller und die Matratzen können gut in der Sonne lüften.«

»Gute Idee, Toni! Dann lass uns damit anfangen.«

Toni gab Anna einen Kuss aufs Haar.

»Langsam, langsam, Anna! Jetzt trinken wir in Ruhe unseren Kaffee und genießen die Aussicht. Was ist das heute wieder für ein schöner Tag!«

»Ja, das ist er!«

Anna lächelte Toni an und legte den Kopf auf seine Schulter.

»Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir keinen Hüttengast hatten, dass nur du und ich und der alte Alois allein hier waren.«

»Des ist schon eine ganze Weile her«, rief Alois.

Er saß nebenan am Tisch und las die Zeitung. Er faltete sie und legte sie neben sich auf den Stuhl.

»Des kam schon früher bei mir mal vor, dass eine große Reisegruppe abgesagt hat oder erst später gekommen ist. Des ist net so tragisch, ganz im Gegenteil, dann wird eben Großputz gemacht«, sagte der alte Alois. »So hab’ ich des früher auch immer gemacht.«

Er bot an, die Aufgaben in Küche und Wirtsstube zu übernehmen, so könnten Toni und Anna die Arbeit auf dem Hüttenboden erledigen.

»Dann seid ihr spätestens übermorgen damit fertig. Ich halte des für eine gute Idee, mit den Kindern nach Frankfurt zu fahren. Des macht den beiden bestimmt Freude. Euch tut so ein Kurzurlaub auch gut. Um die Berghütte müsst ihr euch net sorgen. Ich koche meine beliebten Eintöpfe. Die schmecken gut und alle werden satt.«

Der alte Alois grinste.

»Trinkt schön euren Kaffee aus, dann geht es an die Arbeit! Ich freue mich darauf, mal wieder so ganz und gar Hüttenwirt zu sein. Des ist wie ein Jungbrunnen für mich.«

»Ja, Alois, wenn die viele Arbeit, die du ganz alleine machen willst, ein Jungbrunnen für dich ist, dann wollen wir des net verhindern. Des wäre ja direkt eine Sünd’, meinst net auch, Anna?«, lachte Toni.

Sie tranken ihren Kaffee aus und gingen hinauf auf den Hüttenboden, um mit dem Großputz und der Renovierung zu beginnen.

Aus der Küche der Berghütte schallte Alois brummige Stimme herauf, und die Volkslieder aus den Bergen, die er vor sich hin trällerte.

*

Nieselregen hüllte die Stadt ein. Saskia Pirner trat aus der Hintertür und lief über den Hof. Sie holte ein trockenes Handtuch aus den großen Taschen ihrer Regenjacke und wischte den Sattel ihres Fahrrades ab. Sie schwang sich auf das Rad und fuhr zum Hof hinaus. Der Regen legte sich wie eine feine Feuchtmaske auf ihr Gesicht. Die Kapuze rutschte ihr immer wieder vom Kopf. Ihre Hände wurden klamm. Nach fast einer halben Stunde Strampelei kam sie endlich bei der Zeitung an. Sie stellte ihr Fahrrad an die Wand neben dem Druckereigebäude, aus dem der Lärm der Druckmaschinen heraus hallte. Saskia liebte dieses Geräusch. Ihr Vater und ihr Großvater waren Drucker gewesen. Sie hatten ihr die Liebe zu allem vermittelt, was lesbar war und gedruckt wurde. Für Saskia wäre es denkbar gewesen, das Handwerk des Druckers zu erlernen. Aber ihr Vater hatte ihr davon abgeraten, nicht weil sie ein Mädchen war, sondern weil die Elektronik und die Computer die Arbeit in der Druckerei verändert hatten.

»Kind, gehe weiter zur Schule«, hatte ihr Vater gesagt. »Es werden Leute gebraucht, die dafür sorgen, dass etwas Gutes in einer Zeitung steht, gleich wie sie auch hergestellt wird.«

So hatte Saskia ihr Abitur gemacht und die Journalistenlaufbahn eingeschlagen. In einem halben Jahre würde sie ihr Examen in Publizistik machen. Jetzt waren Sommersemesterferien. Saskia absolvierte ein Praktikum bei der Zeitung. Es war ein Traum von ihr, dort eines Tages eine Stelle zu bekommen. Dass es ein Traum war, dessen war sich Saskia bewusst, aber sie hatte schon immer an Träume geglaubt und daran festgehalten. Als zukünftige Reporterin brachte sie die Jugendlichkeit und Sorglosigkeit mit, die alle Berufsanfänger auszeichnete. Kurz, Saskia ging auf ihr Ziel los.

Den Klang der ratternden Druckmaschinen in den Ohren, eilte sie über den Hof, der zwischen der Druckerei und dem alten zweistöckigen Redaktionsgebäude lag. Hinter der Hintertür saß ein alter Pförtner, ein Drucker, der schon lange in Rente war und sich auf diese Weise etwas dazu verdiente.

»Guten Morgen, Onkel Fritz!«, grüßte sie ihn.

Als kleines Kind hatte er sie auf seinen Knien geschaukelt und ihr Bleibuchstaben geschenkt. Saskia mochte den alten Mann, der für sie ein Nennonkel war.

»Guten Morgen, Saskia! Warte, ich muss dir etwas sagen!«

Bis der alte Mann am Stock aus seiner Pförtnerloge kam, hatte sich Saskia aus der Regenjacke geschält.

»Hänge das Ding bei mir neben die Heizung! Die nasse Jacke kannst net mit raufnehmen. Heute Morgen musst du adrett aussehen, Kind! Besonders gut musst aussehen!«

»Wieso?«

Der alte Mann musterte sie von oben bis unten. Saskia trug eine Jeans und eine bunte Bluse. Ihre Füße steckten in weißen Joggingschuhen.

Der alte Mann blinzelt ihr zu.

»Du sollst zum Chef, zum Seniorchef!«

»Oh!« Saskia errötete.

»Hast etwas angestellt? Der Alte hatte mich gleich heute früh auf dich angesprochen.«

»Angestellt …, Onkel Fritz, ich weiß nicht, ob ich das so nennen kann?«

»Rede nicht so lange drum herum. Was hast du gemacht? Du musst etwas ausgeheckt haben, sonst würde der Alte net mit dir reden wollen. Sollst net in die Redaktion gehen, sondern sofort zu ihm kommen. Womit hast du seine Aufmerksamkeit erregt?«

»Ich habe ihm vor zwei Tagen meine Bewerbung auf den Schreibtisch gelegt, als er nicht in seinem Büro war. Ich habe die Putzfrau abgepasst. Sie lässt die Tür offen. Als sie abends spät die Büros säuberte, bin ich einfach hineinmarschiert und habe ihm meine Bewerbungsunterlagen hingelegt.«

»So? Warum hast du die nicht im Personalbüro abgegeben?«

»Weil er sie dann wahrscheinlich nie gesehen hätte! Ich bewerbe mich um eine Stelle, für die es genügend Kollegen gibt, die älter sind und mehr Erfahrung haben. Das Personalbüro hätte meine Bewerbung nie in die engere Wahl genommen. Aber wie heißt es? ›Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!‹ Es war nur so eine Idee. Ich denke nicht, dass ich wirklich eine bessere Chance habe. Aber ich wollte dem Alten beweisen, dass ich kreativ und ehrgeizig bin.«

»Auf welchen Posten hast du dich beworben?«

Saskia errötete tief. Selbst vor Onkel Fritz war es ihr jetzt peinlich, sich dazu zu bekennen.

Er sah ihr tief in die Augen.

»Es gibt nicht viele offenen Stellen in der Redaktion! Eigentlich gibt es überhaupt keine. Es ist nur bekannt, dass der Redakteur für Politik bald in Rente geht, und sein Kollege für die Wochenendbeilage auch. Du hast doch nicht nach den Sternen gegriffen, oder?«

Saskia Pirner errötete.

»Also doch! Kind, Kind! Auf der einen Seite verstehe ich deine jugendliche Begeisterung. Auf der anderen Seite solltest du dir überlegen, ob du dir nicht besser Schritt für Schritt eine Position erarbeitest.«

»Onkel Fritz! Wir reden heute Mittag darüber. Ich muss gehen!«

»Egal wie, Saskia! Viel Glück!«

»Danke, Onkel Fritz! Halte mir die Daumen!«

»Das werde ich«, rief er ihr nach, als sie die Treppe hinaufrannte.

»Das Mädchen wird seinen Weg gehen«, sagte er vor sich hin. »Sie hat vor nichts und niemandem Angst und packt alles an, was sich ihr in den Weg stellt. Das können nicht viele von sich behaupten«, sagte er leise vor sich hin.

Er setzte sich wieder in seine Pförtnerloge und dachte noch eine Weile an Saskia.

Diese stand jetzt doch mit klopfendem Herzen vor der schweren Holztür in der oberen Etage des Redaktionsgebäudes. Hier hatte der alte Verleger sein Büro, seit er seinem Sohn den Chefsessel überlassen hatte. So ganz schaffte es der alte Zeitungsverleger doch nicht, sich völlig von der Arbeit zurückzuziehen, die ihm im Leben so viel bedeutete hatte. Als seine Aufgabe hatte er sich die Betreuung und Förderung des journalistischen Nachwuchses ausgesucht.

Saskia atmete tief durch und klopfte an.

»Komm rein!«

Die dunkle Stimme des alten Verlegers war gut zu hören.

Saskia trat ein.

»Guten Morgen, Chef! Sie wollen mich sprechen!«

Sie blieb in der Nähe der Tür stehen.

»Komm her, und setze dich!«

Er musterte sie.

»Mit deinen nassen Haaren schaust aus wie ein begossener Pudel.«

»Die trocknen wieder. Ich bin in den Regen gekommen.«

»Du bist wieder mit dem Fahrrad gekommen. Ich habe dich gesehen.«

Er ging in den Nebenraum seines großen Büros und holte ein Handtuch. Saskia frottierte sich das kurze Haar. Sie hängte sich das Handtuch um den Hals.

Der Seniorchef saß hinter dem Schreibtisch und lächelte.

»Ja, Saskia, ich dachte mir, wir unterhalten uns mal! Ich habe hier etwas von dir gefunden.«

Er duzte alle Praktikanten und Praktikantinnen. Außerdem kannte er Saskia seit ihrer Kindheit.

»Bist ein cleveres Mädchen und hast Mut. Nicht viele wären auf die Idee gekommen, mir ihre Bewerbungsunterlagen auf den Schreibtisch zu legen. Ich habe mir alles genau angeschaut. Dein Brief gefällt mir besonders gut. Er ist wie ein guter Artikel aufgebaut und beantwortet die W-Fragen, die ein guter Reporter immer im Kopf haben soll: Wer? Was? Wann? Wo? Warum?«

Saskia strahlte. Ihr alter Chef rieb sich das Kinn.

»Dir ist schon klar, dass du nach den Sternen greifst?«

Sie nickte und räusperte sich.

»›Wer nicht wagt, der nicht gewinnt‹. Mehr als schiefgehen kann es nicht.‹ Entweder ich schaffe die Aufgabe oder ich scheitere. Das Risiko gehe ich ein«, sagt sie und blickte ihm dabei in die Augen.

»Dass du das vom Wissen her schaffst, das bezweifele ich nicht. Du wirst bei Kollegen einen sehr schweren Stand haben. Sie werden es dir nicht leicht machen. Sie werden sagen, die Saskia ist noch feucht hinter den Ohren und sollte sich erst einmal ihre Sporen verdienen.«

Er schmunzelte.

»Auf der Jagd nach einer guten Geschichte ist man nie alleine. Da muss man sich durchsetzen können. Will man Erfolg haben, dann muss man den anderen Reportern immer einen Schritt voraus sein. Wie du weißt, sind wir ein Familienbetrieb. Mein Vater, der die Zeitung und das Druckhaus gegründet hatte, warf mich damals nach der Schule ins kalte Wasser. ›Du lernst alles, wenn du es machst‹, sagte er zu mir. Damals konnte man Journalismus nicht studieren. Geschadet hat es mir nicht!«

Er blätterte in Saskias Unterlagen. Saskia hatte ihm einige Arbeitsproben beigelegt. Sie hatte sie in ihrem Urlaub in Waldkogel geschrieben.

»Deine Texte gefallen mir. Sie sind lebendig und packend. Aus jedem Satz spricht Freude und Begeisterung für diese Gegend in den Bergen. Da bekommt man richtig Lust, einmal dorthin zu verreisen. Das scheint ja sehr idyllisch zu sein, dieses Waldkogel! Wie?«

»Oh ja, das ist es! Wir fahren seit vielen Jahren dorthin in Urlaub.«

»Ein wenig kommt es mir vor, als sei die Zeit dort stehengeblieben.«

»Oh nein, das ist sie nicht. Modern sind sie auch. Vielleicht hätte ich das in meinen Texten mehr betonen müssen.«

»Warum hast du das nicht getan?«

»Weil es in Waldkogel keine Seilbahnen gibt, keine Sessellifte und keine Schlepplifte für die Skifahrer im Winter. Die Waldkogeler machen mehr in sanften Tourismus, was nicht heißt, dass sie altmodisch sind. Sie achten nur die Natur in einem sehr hohen Maße. Vor Jahren wurden sie von den umliegenden Ortschaften in den Bergen belächelt. Diese bauten ihre Lifte, legten Skipisten für den Winter an, die im Sommer von den Bikern für Abfahrten benutzt werden. Dort verschandeln große Hotels die Hänge. Die Schönheit der Berge wurde zerstört. Anfangs hatten diese Gemeinden mehr Zulauf. Doch jetzt zieht es immer mehr Touristen nach Waldkogel. Der Plan der Waldkogeler geht auf. Immer mehr Touristen suchen nach der unverfälschten Natur.«

Er nickte ihr zu.

»Also, liebe Saskia! Ich mache dir einen Vorschlag. Du machst in einem halben Jahr dein Examen. Ich gebe dir eine Chance, wenn ...«

Sie strahlte ihn an. Er sprach weiter.

»Bis dorthin legst du mir zwei vollständig ausgearbeitete Ausgaben für die Wochenendbeilagen vor. Du kannst hier von deinem Material ausgehen. Aber da muss noch mehr hinein. Führe Interviews! Hinterfrage alles, was dir die Leute erzählen! Blicke dahinter, schaue um die Ecke, hinter die Fassade. Es sind die ganz persönlichen Lebenserinnerungen, die unsere Leser interessieren.«

Er schenkte ihr eine Tasse Kaffee ein.

»Dabei darfst du aber nicht die Vorbereitungen für dein Examen vernachlässigen! Hörst du?«, ermahnte er sie.

Saskia nickte.

»Ich habe mir das so gedacht! Im Augenblick machst du ein Praktikum bei uns. Ich werde dich versetzen. Du fährst nach Waldkogel. Hast du einen Führerschein?«

»Ich habe einen Motorradführerschein!«

»Hast du ein Motorrad?«

»Nein, ein Motorrad steht auf meiner Wunschliste, sobald ich richtig Geld verdiene. Ich träume von einer alten Maschine mit Beiwagen.«

»Das verstehe ich! Ich bin selbst so ein Motorradfreund.«

»Ich weiß! Ich habe Sie aber schon lange nicht mehr auf einem Motorrad gesehen.«

»Ich fahre sehr selten. Man wird eben älter. Da macht der Rücken nicht mehr so mit.«

Er lächelte sie an.

»Aber mein Motorrad habe ich noch. Wenn du mir versprichst, vorsichtig zu fahren, dann leihe ich es dir!«

Saskia stieg die Röte ins Gesicht.

»Wirklich? Ich werde es hüten wie meinen Augapfel!«

»Das glaube ich dir! Also, dann machen wir es so. Du fährst jetzt heim und packst.«

Er warf einen Blick aus dem Fenster.

»Es hat aufgehört zu regnen und die Sonne kommt heraus. Das Wetter bessert sich. Du wirst eine schöne Fahrt haben. Also, noch einmal. Du packst! Wie lange brauchst du dafür?

»Ich bin schnell! In meinem, in unserem Beruf muss man schnell sein!«

»Gute Antwort! Ich hole dich in einer Stunde ab. Ich komme mit meinem Motorrad bei dir vorbei. Es hat einen Beiwagen. Da kannst du dein Gepäck hineintun, deinen Computer und was du sonst noch so brauchst. Meine Sekretärin wird sich um eine Unterkunft kümmern.«

»Es gibt in Waldkogel ein Wirtshaus mit Pension. ›Beim Baumberger‹ heißt es. Dort bin ich bekannt. Dort quartieren wir uns immer ein, schon seit Jahren.«

Der alte Verleger machte sich Notizen.

Saskia stand auf. Sie reichte ihm die Hand.

»Danke für die Chance! Ich werde Sie nicht enttäuschen und mein Bestes geben.«