Toni der Hüttenwirt 109 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 109 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Toni fuhr in seinem Geländewagen die Hauptstraße von Waldkogel entlang. Schon von weitem sah er Bürgermeister Fellbacher vor der Kirche stehen. Fritz Fellbacher hatte die Hände in den Hosentaschen seines dunkelgrünen Trachtenanzuges und schaute hinauf zur Kirchturmspitze. Toni hupte kurz. Er hatte erwartet, dass der Bürgermeister ihm wenigstens einen Blick zuwerfen würde, aber der Bürgermeister von Waldkogel war ganz in Gedanken versunken. Toni fuhr weiter, bis zum Ende der Straße und hielt vor seinem Elternhaus. Sein Vater kam mit einem Korb voll Holz aus dem Schuppen. "Grüß Gott!", rief Toni ihm zu. "Gib her! Ich trag's dir hinein."

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Toni der Hüttenwirt –109–

Das Date auf der Berghütte

Roman von Friederike von Buchner

Toni fuhr in seinem Geländewagen die Hauptstraße von Waldkogel entlang. Schon von weitem sah er Bürgermeister Fellbacher vor der Kirche stehen. Fritz Fellbacher hatte die Hände in den Hosentaschen seines dunkelgrünen Trachtenanzuges und schaute hinauf zur Kirchturmspitze.

Toni hupte kurz.

Er hatte erwartet, dass der Bürgermeister ihm wenigstens einen Blick zuwerfen würde, aber der Bürgermeister von Waldkogel war ganz in Gedanken versunken. Toni fuhr weiter, bis zum Ende der Straße und hielt vor seinem Elternhaus. Sein Vater kam mit einem Korb voll Holz aus dem Schuppen.

»Grüß Gott!«, rief Toni ihm zu. »Gib her! Ich trag’s dir hinein.«

»Grüß Gott, Toni! Bist ein braver Bub. Aber den Korb mit Holz, den trage ich fein selbst. Ich bin doch noch kein alter Tattergreis!«

»Mei, Vater, so hab’ ich des doch net gemeint. Und des weißt auch.«

Xaver Baumberger schmunzelte.

»Schon gut, Bub! Wie war dein Einkauf in Kirchwalden? Hast alles bekommen?«

»Ja, des hab’ ich. Ich soll dich schön vom Leo grüßen. Ich war mit ihm einen Kaffee trinken. Zu mehr hat es nicht gereicht. Sein Piepser hat Alarm geschlagen. Er musste zum Einsatz. Des Wetter scheint den Leuten auf den Kreislauf zu schlagen, dann machen sie in den Bergen schlapp.

Der Leo sagte, so viele Rettungseinsätze wie in den letzten Tagen, hätte die Bergwacht schon lange nimmer gehabt. Du, Vater, die sind seit Tagen fast ständig mit mehreren Hubschraubern unterwegs.«

Xaver Baumberger nickte.

»Ja, ständig hört man die Helikopter der Bergwacht.«

Toni deutete auf den Korb mit Holz.

»Wozu brauchst des Holz?«

Xaver Baumberger schmunzelte.

»Des ist für deine Mutter. Die will den alten Holzofen in der Küche anheizen. Sie behauptet einfach, dass die Kuchen in dem alten Herd besser gelingen als im modernen Backofen. Also, ich schmecke da keinen Unterschied, Toni.«

Toni schmunzelte.

»Des ist wahrscheinlich eine reine Weibersach’, Vater. Da haben wir Mannsbilder net des richtige Feingefühl und keinen so ausgeprägten Geschmackssinn.«

Die beiden Baumberger schmunzelten. Sie gingen ums Haus herum und betraten die hinter dem Wirtsraum gelegene Küche durch die Hintertür.

»Grüß Gott, Mutter!«

Meta Baumberger wischte sich die Hände ab.

»Grüß Gott, Toni! Bist aber schon früh wieder zurück.«

»Ja, ich hab’ für die Einkäufe net lang gebraucht. Bin auch froh, dass sich wieder hier bin und will schnell wieder rauf auf die Berghütte. Mei, heute habe ich wieder geglaubt, die Leut’ in Kirchwalden sind alle irgendwie deppert. Des war ein Verkehr und jeder war so ungeduldig.«

»Des liegt am Wetter. Des ist eine seltsame Schwüle, die wir derzeit haben. Ich hoffe, es gibt bald Regen, Toni.«

Meta Baumberger schenkte Toni einen Kaffee ein. Sie gab gleich Milch und Zucker dazu und rührte um. Sie kannte ihren Buben und wusste, wie sehr ihm ein Milchkaffee schmeckte.

»Ja, ja! Ich hoffe auch, dass es bald regnet. Aber es schaut bisher net so aus. Der Himmel ist blau, wenn es auch ein bisserl dunstig in der Höhe ist. Aber es wird Zeit, dass etwas geschieht.«

»Des stimmt. Die Leut’ sind alle so müd’. Toni, du hättest mal gestern Abend den Stammtisch erleben sollen. Die saßen rum und stierten nur in ihr Bier. Sie redeten net und spielten auch keine Karten. Man hätte denken können, dass die auf einem Leichenschmaus sind und net beim Stammtisch. Aber selbst dort geht es lauter und lustiger zu. Alle sind’s dage­wesen. Alle haben nur ein Bier getrunken. Der Fellbacher hat sein Bier noch net mal ausgetrunken, die Hälfte hat er stehen lassen. Dann hat er gezahlt und ist gegangen. Des war schon seltsam«, berichtete Tonis Vater.

Toni trank einen Schluck Kaffee.

»Vielleicht liegt es wirklich am Wetter. Ich hab’ den Fellbacher eben vor der Kirche stehen sehen. Ich habe im Vorbeifahren gehupt, aber er scheint ganz in Gedanken gewesen zu sein. Er hat sich die Kirchturmspitze angesehen.

Wisst ihr etwas? Gibt es einen Schaden oder sonst einen Grund, warum unser guter Bürgermeister da so ernst hinaufgeschaut hat? Irgendwie ist mir des merkwürdig vorgekommen. Mei, wenn ich es mir genau überlege, kann ich mir keinen Reim darauf machen. Es ist noch nie vorgekommen, dass er mich net gegrüßt hat.«

Xaver und Meta Baumberger warfen sich Blicke zu.

»Was ist? Wisst ihr etwas?«, fragte Toni.

»Mei, wir wissen auch nix Bestimmtes, Toni. Nur, dass der Fellbacher gestern so merkwürdig schweigsam war. Vielleicht hängt des gar net mit dem Wetter zusammen. Vielleicht drückt ihn etwas anderes?«

»Du meinst, er hat Sorgen, Mutter?«

»Mei, ich weiß nicht. Der Fritz ist mir gestern nur ein bisserl sehr merkwürdig vorgekommen.«

Xaver Baumberger nickte eifrig.

»Toni, nun sag mal selbst. Was soll man davon halten, wenn ein Mann sein Bier net austrinkt?«

»Des stimmt, des kann einen schon ein bisserl beunruhigen. Und wenn er dazu noch so ein gestandenes Mannsbild wie unser Fellbacher ist, dann ist des schon überraschend. Also, am Bier kann es net liegen. Des hat ihm doch immer geschmeckt oder?«

»Sicher, Toni! Meistens hat er am Stammtisch drei Bier getrunken. Vorher ist er net gegangen. Er war meistens der Letzte und net der Erste, der aufgebrochen ist«, sagte Xaver Baumberger.

»Toni, je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir: mit dem Fellbacher stimmt etwas net. Also, des spüre ich genau!«

Toni schmunzelte.

»Ja, Mutter, du mit deinen Ahnungen!«

»Toni, brauchst net so spöttisch zu grinsen. Des sind keine Ahnungen. Des kommt von der Summe der Erfahrungen, die ich im Leben gemacht habe und von der Lebenserfahrung, die sich einfach daraus ergibt, verstehst? Mei, Toni, du weißt doch, wie ich des meine. Dir geht es droben auf der Berghütte doch ähnlich. Du schaust dir deine Hüttengäste auch genau an. Du merkst auch, wenn die mit ihren Gedanken ganz woanders sind. Dann machst du dir auch Sorgen, besonders, wenn die dann noch eine Bergtour planen. Wie schnell ist da etwas passiert, wenn sie net alle Gedanken beisammen haben!«

»Ja, des stimmt schon. Aber was sollen wir mit dem Fellbacher machen? Sollen wir uns da einmischen?«

»Schmarrn, Toni! Des ist kein Einmischen! Des ist Anteilnahme, des ist was ganz anderes. Wir sind doch hier net in der Großstadt, wo sich keiner um seinen Nachbarn kümmert. Naa, naa, zum Glück sind wir des net. Wir sind hier in Waldkogel und da haben wir immer zusammengehalten und Freud und Leid geteilt. ›Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid, ist halbes Leid‹, so heißt es. Also tun wir was, genauer gesagt, du tust etwas, Toni.«

Toni zog die Stirn in Falten und schaute seine Mutter an.

»Mei, Toni, jetzt tu net so. Du verstehst dich doch gut mit ihm«, bemerkte Tonis Mutter. »Immerhin ist er ein Patenonkel von euren Kindern. Er hat euch beigestanden, als ihr die Kinder als Pflegekinder aufnehmen wolltet und später hat er auch eure Adoption begleitet. Er holt sie jede dritte Woche auf der Oberländer Alm ab und fährt sie in die Schule. Nächste Woche ist er wieder an der Reihe. Da siehst du ihn morgens auf der Oberländer Alm. Da dürfte es doch net so schwer sein, ihn mal kurz zur Seite zu nehmen und mit ihm einige Takte zu reden, Toni oder?«

»Ja, des stimmt schon, Mutter. Aber derjenige, mit dem sich der Fellbacher am besten verstehen tut, des ist der Zandler. Die beiden sind Freunde seit der Kindheit. Noch dazu ist der Zandler unser Pfarrer. Der Fellbacher kann sich ihm also bedenkenlos anvertrauen.«

Meta Baumberger schüttelte den Kopf.

»Des ist zwar anzunehmen, aber warum hat der Fellbacher dann den Kirchturm angestarrt? Warum war er so vertieft, dass er dich net gehört hat, wie du gehupt hast?«

Meta Baumberger machte mit Händen und Armen eine hilflose Bewegung.

»Und außerdem ist da noch etwas. Gestern Abend hat der Fritz auch net viel mit unserm guten Herrn Pfarrer geredet. Die beiden haben auch net nebeneinander gesessen, wie des sonst der Fall ist.«

»Mei, Mutter! Was tust da jetzt hineininterpretieren? Des kann doch Zufall gewesen sein, dass die net nebeneinander gesessen sind.«

Meta Baumberger schüttelte den Kopf.

»Naa, so ist des net! Jeder der Stammtischbrüder hat seinen festen angestammten Sitzplatz. Des weißt du genauso gut wie ich. Naa, naa, des kannst mir net einreden. Des kann kein Zufall gewesen sein.«

Toni trank seinen Kaffee aus.

»Gleich, wie des alles ist! Auf der Berghütte wartet meine liebe Anna! Des ist wichtig! Ich muss gehen! Die Sache mit dem Fellbacher, die wird sich aufklären, denke ich!«

Toni verabschiedete sich von seinen Eltern und ging zum Auto. Meta und Xaver standen vor dem Haus und winkten ihm nach, bis sie ihn nicht mehr sahen.

*

Meta Baumberger ließ es aber keine Ruhe. Sie knetete weiter ihren Hefeteig und heizte den Ofen an. Während sie die Kuchenbleche fettete, den Teig ausrollte und aufbrachte, während sie die Beeren und Aprikosen aus dem Garten aufschichtete, dachte sie über das seltsame Verhalten des Fritz Fellbachers nach. Je mehr sie darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie, dass es im Hintergrund mächtig gärte. Da musste eine Sache den Bürgermeister so beanspruchen, dass er nicht mehr er selbst war. Meta wusste, wie schwierig das mit den Männern manchmal war. Die Mannsbilder haben ihren ganz eigenen Stolz, der ihnen oft im Weg steht, dachte sie. Wir Frauen sind da anders. Wir tragen das Herz mehr auf der Zunge und wenn uns etwas drückt, dann reden wir drüber und schlecht ist das net. Irgendjemand hat auch schon einmal solchen Kummer gehabt und kann einen Rat geben. Wir Frauen sind da viel offener als die Männer und das ist gut so, dachte Tonis Mutter.

»Denkst noch immer an den Fellbacher, Meta?«, fragte Xaver.

»Wie kommst drauf?«

»Mei, Meta! Ich kenn’ dich! Du heckst doch etwas aus oder?«

»So, meinst, Xaver?«

»Ja, das meine ich net nur, das weiß ich sogar!«

»Soso! Dann weißt mehr als ich! Aber jetzt störe mich net weiter. Die Kuchen müssen fertig werden. Stehe mir net im Weg herum, Xaver!«

Xaver grinste und ging hinaus. Er schaute nach, ob im Wirtsraum alles in Ordnung war. Es war schon Nachmittag und sie würden bald öffnen. Xaver schaute die Gläser und Bierseidel nach. Er legte frische blauweißkarierte Tischdecken auf, tauschte die besudelten und bekritzelten Stapel Bierdeckel auf den Tischen aus und machte noch manchen anderen Handgriff.

Drinnen in der Küche hörte er Meta hantieren. Der Duft von frischem Obstkuchen mit Streuseln drang durch die offene Tür in den Wirtsraum.

Xaver setzte sich an den Stammtisch und blätterte die Zeitung durch.

»Xaver! Ich laufe mal schnell ins Pfarrhaus. Es dauert aber net lang. Ich bin bald zurück«, rief ihm seine Frau zu.

»Was willst im Pfarrhaus?«

»Ich bringe der Helene einen Kuchen!«, sagte Meta knapp.

Ihre Stimme hatte einen Unterton, der Xaver erkennen ließ, dass es besser war, keine weiteren Fragen zu stellen.

So sagte er nur:

»Ja, gehe ruhig! Sag der Träutlein und dem Herrn Pfarrer schöne Grüße von mir.«

»Des mache ich, Xaver!«

Meta Baumberger schlüpfte aus der geschlossenen Kleiderschürze, die sie zum Backen über ihr Dirndl gezogen hatte. Sie strich sich das Haar glatt. Dann nahm sie das Kuchenblech, dass sie in dicke Handtücher gewickelte hatte und ging schleunigst davon.

Xaver sah ihr vom Fenster aus nach und schmunzelte. Ihm war klar, dass der Kuchen für die Haushälterin des Pfarrers von Waldkogel, Helene Träutlein, nur ein Vorwand war. Meta wollte Helene ausfragen, ob sie etwas wusste oder ob der Bürgermeister vielleicht sogar einen Streit mit seinem besten Kumpel hatte, obwohl sich Xaver das nicht vorstellen konnte.

Na, warten wir’s ab, dachte er und zapfte sich ein Bier.

Meta Baumberger klingelte am Pfarrhaus. Helene Träutlein, die Haushälterin des Pfarrers, kam nicht zur Tür. Sie war im Garten. Sie winkte Meta zu sich, als sie sie über den Gartenzaun sah.

»Grüß dich, Meta!«

»Grüß Gott, Helene! Du, ich hab’ da ein neues Rezept ausprobiert … Net so ganz neu, aber ein bisserl anders. Ich dachte, du willst vielleicht mal probieren?«

»Mei, des ist schön! Da danke ich dir! Was für ein Zufall? Eigentlich wollte ich heute backen, aber dann dachte ich, es ist besser, wenn ich im Garten werkele. Den armen Pflanzen setzt des Wetter genauso zu wie uns Menschen!«

»Des stimmt! Und man wird richtig duselig im Kopf. Findest net auch?«

»Ja, des stimmt, Meta. Alten und Kranken geht es richtig schlecht. Der gute Zandler ist schon den ganzen Nachmittag unterwegs und macht Hausbesuche.«

Die beiden Frauen gingen zur Gartenlaube und setzten sich. Helene Träutlein packte den Kuchen aus.

»Mei, der ist noch schön warm. Da schmeckt er am besten. Ich wollte ohnehin eine Pause machen. Du trinkst doch eine Tasse Kaffee mit mir?«

»Nur, wenn es dir net so viel Arbeit macht, Helene!«

»Schmarrn! Der Kaffee ist schon fertig! Ich habe immer frischen Kaffee in einer Thermoskanne. Man weiß ja nie, wann jemand am Pfarrhaus anklopft. Eine Tasse Kaffee tut jeder armen Seele gut.«

Helene eilte ins Haus. Bald darauf kam sie mit einem großen Tablett zurück, auf dem alles war, was zu einem schönen Kaffeeklatsch gehörte, einschließlich einer Schüssel mit Sahne.

Bald saßen die beiden Frauen bei Obstkuchen mit Schlagsahne und ließen es sich gut gehen.

»Helene, ich muss dir etwas gestehen, ich bin net nur wegen dem Kuchen hergekommen.«

»Des habe ich mir fast gedacht, Meta. Was gibt es?«

»Ich mache mir Gedanken. Mei, vielleicht sind es ganz unnötige Gedanken. Aber ich bin innerlich so unruhig. Der Xaver und auch Toni, die lachen schon über mich.«

»Mannsbilder! Da darfst dir nix dabei denken, Meta! Die Herren der Schöpfung, des sogenannte starke Geschlecht, die sind in vielen Dingen ein bisserl langsamer, des weißt doch. Sogar unser guter Herr Pfarrer macht da keine Ausnahme, aber des behältst du für dich, Meta!«

Die beiden Frauen sahen sich an und schmunzelten.

»Helene, ich hab’ da gestern schon etwas beobachtet, was mir keine Ruhe lässt und jetzt hat mein Toni mir auch noch etwas erzählt. Des hat meine Bedenken nur noch mehr angeschürt.«

»Mei, Meta, jetzt schleiche net wie die Katz’ um den heißen Brei. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Um was oder wen geht es?«

Meta Baumberger schaute Helene Träutlein in die Augen und beugte sich leicht zu ihr. Sie flüsterte, obwohl die beiden Frauen alleine im Garten hinter dem Pfarrhaus waren.

»Es betrifft den Fritz Fellbacher! Ich finde, der benimmt sich ein bisserl sonderbar!«

»Mei, Meta, da musst net flüstern, des kannst laut sagen! Da rennst bei mir offene Türen ein.«

»Was du net sagst?«, staunte Meta Baumberger. »Dir ist des also auch schon aufgefallen?«

»Sicher, und wie!«

Meta Baumberger schob sich genüsslich eine Gabel mit Kuchen und Sahne in den Mund. Sie kaute und schluckte.

»Siehst, Helene, des beruhigt mich jetzt doch, dass es dir auch aufgefallen ist.«

»Freilich! Ich sage dir, du hast dich net getäuscht. Mit dem Fellbacher ist eine Veränderung vor sich gegangen. Des muss doch jedem auffallen.«

»Dir ist des sicherlich noch mehr aufgefallen, Helene. Schließlich liegt das Pfarrhaus genau gegenüber vom Rathaus. Da siehst du unseren guten Bürgermeister sicherlich öfter als ich.«

»Deswegen net, Meta! Aber der Fellbacher war in den letzten Tagen öfter hier im Pfarrhaus. Und es war ganz anders als sonst, wenn er den Zandler besucht. Anschließend hat der Zandler auch ganz ernst geschaut. Mei, ich konnte natürlich nicht fragen, aber gewundert habe ich mich doch. Die beiden haben stundenlang im Studierzimmer des Pfarrers gesessen – ohne Kaffee. Sie sind verschwunden und wollten nix trinken.«

»Mei, was du net sagst! Des ist ja fast wie bei …, wie heißen diese Sitzungen?«

»Konspirative Treffen, sagt man wohl dazu!«

»Richtig! Des Wort habe ich gesucht!«

Sie nippten beide am Kaffee. Dann erzählte Meta Helene von ihren Beobachtungen, die sie in Bezug auf den Stammtisch gemacht hatte.

»Was denkst, Helene? Meinst, der Fellbacher und der Zandler haben Streit?«

»Naa, des denke ich net!«

»So, wenn du meinst, Helene. Aber was kann es dann sein, was unseren guten Fellbacher so verändert hat?«

Die Haushälterin des Pfarrers zuckte mit den Schultern.