Toni der Hüttenwirt 110 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 110 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

0,0

Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt.Toni, der Hüttenwirt liebt es ursprünglich. In Anna hat er seine große Liebe gefunden. Für ihn verzichtete Anna auf eine Karriere als Bänkerin im weit entfernten Hamburg. Jetzt managt sie an seiner Seite die Berghütte. Anna stand auf der Terrasse in der Nähe eines sehr schön gedeckten Tisches. Sie schaute auf die Uhr. Toni trat neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. "Wartest schon ungeduldig, wie?" "Ja, ich bekomme selten Besuch aus meiner alten Heimat." Anna lehnte den Kopf an Tonis Schultern. "Höre ich da ein bissel Heimweh heraus?", flüsterte er leise. Toni drückte Anna einen Kuss auf das blonde Haar. Anna hob den Kopf und lächelte ihn an.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 126

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Toni der Hüttenwirt –110–

Fabian und Alexandra

Roman von Friederike von Buchner

Anna stand auf der Terrasse in der Nähe eines sehr schön gedeckten Tisches. Sie schaute auf die Uhr. Toni trat neben sie und legte den Arm um ihre Schultern.

»Wartest schon ungeduldig, wie?«

»Ja, ich bekomme selten Besuch aus meiner alten Heimat.«

Anna lehnte den Kopf an Tonis Schultern.

»Höre ich da ein bissel Heimweh heraus?«, flüsterte er leise.

Toni drückte Anna einen Kuss auf das blonde Haar. Anna hob den Kopf und lächelte ihn an.

»›Heimweh‹, das ist ein starkes Wort, Toni. Nein, Heimweh habe ich nicht. Waldkogel und die Berghütte ist mir zur Heimat geworden. Das weißt du doch. Wenn ich einmal von hier fortmüsste, dann hätte ich Heimweh.«

Toni sah, wie Annas Augen strahlten.

»Weißt du, Toni, irgendwie ist es mir immer noch unbegreiflich, wie es geschehen ist. Es ist einfach ein Wunder. Sue hatte mich damals nach Waldkogel gebracht – praktisch gegen meinen Willen. Und mit mir ist etwas geschehen. Mein Herz schlug ruhiger. In mir war ein Gefühl, als hätte ich etwas gefunden, wonach ich schon immer gesucht hatte. Dabei war mir vorher nicht bewusst, dass ich es suchte. Dann hast du mir die Berghütte gezeigt und von deinen Plänen erzählt. Da wusste ich plötzlich, ich gehöre hierher. Das ist der Platz auf der großen weiten Welt, der meine Heimat ist.«

Sie küssten sich.

»Toni, trotzdem freue ich mich, wenn ich Besuch bekomme. Du bist hier in Waldkogel aufgewachsen. Wenn du Burschen aus deinem Jahrgang triffst, dann redet ihr über die Kindheit und Jugendzeit in den Bergen. Das vermisse ich gelegentlich. Einfach so ein wenig zu tratschen. So, weißt du noch damals? Erinnerst du dich? Es ist einfach schön, die alten, lustigen Geschichten aufzuwärmen. Das gibt ein warmes Gefühl im Herzen. Jedenfalls freue ich mich auf Alexandra.«

»Das weiß ich, du bist ja ganz aus dem Häuschen gewesen, als ihr Brief ankam.«

»Mit Alex, wie sie damals gerufen wurde, verband mich viel und verbindet mich immer noch sehr viel. Ihre Mutter und meine Mutter waren Freundinnen. Ihre Großeltern mütterlicherseits und meine sind Nachbarn. Immer wenn ich bei den Bremer Großeltern in den Ferien war, dann waren Alexandra und ich unzertrennlich. Eine Nacht schlief sie bei uns und die nächste Nacht schlief ich bei ihr. Sie liebte die Neufundländer meiner Großeltern genauso wie ich. Wir spannten meistens zwei der Hunde vor einen kleinen Wagen und fuhren damit spazieren, manchmal waren es auch vier Hunde.«

Toni lächelte Anna an.

»Ich weiß, du hast mir Fotos gezeigt.«

»Es war eine sehr glückliche Zeit, damals in der Kindheit. Alex und ich waren uns sehr nah. Ich war ein Einzelkind, und Alex ersetzte mir weitgehend die Zweisamkeit, die es zwischen Schwestern geben kann. Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass Alexandra den Sommer über in Waldkogel bleiben will. Sie wird sicherlich oft zu uns heraufkommen. Es ist wunderbar, dass sie die leerstehende Almhütte mieten konnte.«

»Ja, das ist schön! Die Hütte liegt auch gut. Sie hat es nicht weit bis zur Oberländer Alm, wenn sie Butter, Käse und Milch braucht. Außerdem hat die Hilda versprochen, ein Auge auf Alexandra zu werfen.«

Anna lachte.

»Die Oberländer Hilda wird sie bemuttern«, lachte Anna. »Da bin ich mir ganz sicher!«

»Und der alte Wenzel wird sie verwöhnen. Du weißt doch, dass es ihm immer noch die schönen, feschen Madln antun. Es ist ja auch nix dabei. Soll er in seinem Alter ruhig die Freude an einem schönen Anblick haben.«

»Ich bin gespannt, wie das wird. Alex wird arbeiten und ihre Ruhe haben wollen. Deshalb kommt sie in die Berge.«

»Aber man kann doch nicht ständig arbeiten!«

Anna lächelte.

»Weißt du, die Alex wollte schon immer Malerin werden. Jetzt hat sie es geschafft. Sie ist eine anerkannte Künstlerin, deren Bilder sehr gute Preise erzielen und um die sich Galerien und Sammler reißen. Himmel, ich gönne es ihr!«

»Anna, du nimmst dir viel Zeit für deine Jugendfreundin, solange sie hier ist. Besuche sie drunten, so oft du willst.«

Anna wollte etwas einwenden. Toni legte ihr liebevoll seinen Finger auf die Lippen.

»Pst! Keine Widerrede, Anna! Ich bestehe darauf! Sicher haben wir Hochsaison und die Berghütte ist voll. Aber du sollst dir Zeit nehmen. Du darfst dabei kein schlechtes Gewissen haben. Versprichst mir des?«

Anna schmunzelte.

»Ich werde schon einen Mittelweg finden, Toni. Erst muss Alex mal ankommen, und dann muss ich sehen, wie viel Zeit sie hat. Ich will sie auch nicht von ihrer Arbeit abhalten.«

»Des wirst schon net!«

In diesem Augenblick kam eine junge Frau den Pfad herauf und stapfte über das Geröllfeld auf die Berghütte zu.

»Alexandra! Alex!«, schrie Anna und winkte.

Die junge Frau in den engen Jeans, die sie bis unter die Knie aufgerollt hatte, winkte zurück.

»Doro!«, schrie sie.

Alexandra blieb stehen und streckte die Arme aus. Anna lief los mit ausgebreiteten Armen. Toni blieb auf der Terrasse stehen und freute sich an dem herzlichen Bild. Die beiden Freundinnen sanken sich in die Arme. Sie drückten sich. Toni sah, wie beide sich die Freudentränen aus den Augen wischten. Dann kamen sie Arm in Arm auf die Berghütte zu.

»Alex, das ist mein Mann, Antonius Baumberger, gerufen wird er Toni!«

Toni streckte ihr die Hand entgegen:

»Grüß Gott, Alex! Willkommen auf der Berghütte! Schön, dass du da bist! Mei, die Anna konnt’s kaum abwarten.«

»Guten Tag, Toni!« Alexandra lachte. »An das ›Grüß Gott‹ und dass Doro Anna gerufen wird, daran muss ich mich erst gewöhnen. Ja, ja, meine gute und beste Freundin Dorothea Annabelle wurde hier zu Anna!«

Alex warf Anna einen Blick zu und schaute sie von oben bis unten an.

»Aber ›Anna‹, das passt zu dir! Siehst gut aus in dem Dirndl!«

»Ja, meine Anna ist ein richtig fesches Madl!«, strahlte Toni. »Und nun setzt euch! Die Anna hat schon den Tisch gedeckt, extra schön für dich, Alex!«

»Sieht wunderbar aus! Das ist ja richtig festlich mit einem weißen Tischtuch! Das wäre doch nicht nötig gewesen!«

»Doch, doch, das war es!«, verteidigte sich Anna. »Es hat mir Freude gemacht!«

»Sonst ist es etwas rustikaler auf der Berghütte. Aber berühmte Persönlichkeiten verirren sich selten hierher, außerdem bist du noch Annas beste Freundin«, sagte Toni. »Ihr beiden setzt euch jetzt hin und ich hole den Kaffee. Dann lass ich euch allein!«

Die beiden Freundinnen setzten sich.

»Du hast eine traumhafte Aussicht hier, Doro, pardon, Anna!«

»Ist schon gut, ist doch gleich, ob du Doro oder Anna sagst!« Anna lachte fröhlich. »Obgleich es die Doro nur noch in der Erinnerung gibt, das war die elegante Bankerin in Hamburg.«

»Nicht nur, es war auch die gute Freundin! Aber das bist du immer noch. Vermisst du dein elegantes Leben in Hamburg nicht? Es war doch dein Traum. Du wolltest es als Frau bis in die Vorstandsetage schaffen.«

»Ja, das wollte ich einmal, Alex! Ich wollte immer hoch hinauf.«

Anna lachte fröhlich.

»Aber die Berghütte liegt so hoch wie kein Büro einer Vorstands­etage auf der ganzen weiten Welt. Und ich wusste gleich beim ersten Anblick der Berghütte, das ist es!«

»Das Glück leuchtet dir richtig aus den Augen! Dein Toni scheint ein wunderbarer Mann zu sein«, und leise fügte Alex hinzu, indem sie sich etwas über den Tisch neigte, »und gut sieht er auch aus.«

»Ja, Toni ist ein wirklich fesches Mannsbild, wie man hier sagt.«

»Übrigens, es tut mir leid, dass ich damals nicht zu deiner Hochzeit kommen konnte. Aber ich war in Amerika und studierte an dieser Kunstschule. Das Stipendium, das ich gewonnen hatte, ließ mir zeitlich und finanziell keinen Spielraum. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen?«

»Aber sicher, Alex! Du hast es damals in deinem lieben Brief geschrieben. Toni und ich konnten das verstehen. Was eine richtige Freundschaft ist, muss das auch aushalten. Es hat dir doch etwas gebracht! Du hast es geschafft. Du bist eine weltweit gefeierte Malerin. Eine Senkrechtstarterin! Davon hast du immer geträumt.«

Alexandra seufzte.

»Was ist? Dein Seufzer kam aus tiefstem Herzen. Hast du Kummer?«

Toni brachte frischen Bohnenkaffee. Anna schenkte der Freundin ein. Sie begannen zu essen. Anna sah, dass Alexandra nachdachte. Sie ließ ihr Zeit. Endlich sagte Alex:

»Weißt du«, Anna, alles im Leben hat zwei Seiten. Beruflich bin ich anerkannt. Ich bin durch die ganze Welt gereist, hatte Ausstellungen auf allen Kontinenten und ich habe ein Studio in New York. Meine Bilder erzielen Höchstpreise. Aber manchmal würde ich tauschen. Ich würde zum Beispiel auf der Stelle mit dir tauschen. Du wirst geliebt. Du hast Toni, lebst hier ruhig und wunderbar auf der Berghütte, hast die Kinder. Wo sind sie?«

»Sie sind bei Freunden im Forsthaus. Aber sie kommen heute Abend wieder.« Anna blinzelte Alexandra zu. »Ich habe sie einige Stunden ausgelagert, damit ich mehr Zeit für dich habe.«

Anna lachte laut.

»Nein, so schlimm sind sie nicht! Es war Zufall, dass sie heute bei ihren Freunden sein wollten. Aber es traf sich gut. Doch ich würde nie mit dir tauschen. Mein Toni, die Kinder, die Berghütte und auch den alten Alois – niemals! Doch was ist mit dir? Jetzt rede, Alex!«

Alexandra seufzte erneut.

»Mein Leben ist trotz aller Erfolge leer. Und dieser Trubel, die Ausstellungen, Kunstagenten, Inter­views! Du kannst es dir nicht vorstellen. Das ist eine einzige oberflächliche Show. Küsschen hier und Küsschen da! Dabei denke ich an die Männer. Es war noch keiner dabei, für den sich mein Herz wirklich begeistern konnte. Sicher hatte ich Beziehungen, mal kürzere, mal längere. Aber irgendwie ging immer alles schief. Entweder waren es auch Maler, die mich nur ausnutzen wollten, um über mich bekannt zu werden, einfach Trittbrettfahrer. Oder es waren Kunstagenten, die mich noch mehr ausnutzten. Irgendwann kam ich immer dahinter, dass sie Liebe nur heuchelten. Jedes Mal hoffte ich und wurde wieder enttäuscht.«

»Das ist bitter! Das muss dir sehr weh getan haben, Alex!«

»Danke, Anna, für dein Mitgefühl! Es ist schön, mit dir darüber zu reden. Das tut mir richtig gut. Ich weiß, dass du mich verstehst und ich mich bei dir nicht verstellen muss.«

Alexandra seufzte tief.

»Vielleicht finde ich nie jemanden? Vielleicht ist das der Preis, den ich dafür bezahlen muss, dass sich mein Kindheitstraum erfüllt hat, was meinst du?«

»So ein Unsinn!« Anna schüttelte den Kopf. »Alex, das ist doch verrückt. So etwas darfst du nicht denken. Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun.«

Alexandra zuckte mit den Schultern.

»Anna, ich weiß nicht recht. Ich habe mit Männern einfach kein Glück! Immer geht es schief. Ich kann machen, was ich will, ich gerate immer an den falschen Mann. Es ist fast schon wie ein Fluch!«

»Alexandra Herzig, hör auf, solchen Unsinn zu reden! Sofort! Es war einfach nicht der Richtige dabei! So einfach ist es!«

Anna trank einen Schluck Kaffee.

»Sieh mal! Ich war in Hamburg auch fest mit einem Mann zusammen. Wir dachten daran, irgendwann zu heiraten. Das Thema Männersuche hielt ich für abgeschlossen. Dann begegnete ich Toni, und es machte einfach Peng! Da habe ich Gefühle in meinem Herzen gespürt, von denen ich nicht einmal wusste, dass es solche Gefühle gibt. Meine Welt geriet aus den Fugen. Ich sage dir, ich habe mich zuerst gewehrt. Aber die Liebe, die uns zusammengeführt hat, die war eben stärker. Es stimmte einfach.«

Anna griff über den Tisch und streichelte Alexandras Hand.

»Wenn es soweit ist, dann wirst du es wissen! Du wirst vor Glück schweben wie ein glückliches Vöglein im Sonnenschein. Alles, was du vorher für einen Mann empfunden hast, wird dagegen verblassen. Es wird zur völligen Unbedeutsamkeit zusammenschrumpfen. Also noch einmal, wenn es soweit ist, wirst du es wissen. Das ist so ein tiefes neues Gefühl, wie du es noch niemals zuvor empfunden hast.«

»Klingt schön, so wie du es beschreibst, Anna!«

»Ich habe es erlebt! Ich habe die Liebe nicht gesucht. Ich dachte ja, ich hätte sie schon gefunden. Aber es war nicht der Mann, der für mich vorgesehen war. Der Mann für mich war Antonius Baumberger, mein Toni, mit seinem Traum von der Berghütte und Bello, seinem jungen Neufundländerrüden.«

»O ja, stimmt! Wo ist Bello? Ich habe ihn noch nicht gesehen.«

»Die Kinder haben ihn mit ins Forsthaus genommen!«

Alexandra trank einen Schluck Kaffee.

»Jedenfalls habe ich aufgehört zu suchen, und ich habe die Hoffnung aufgegeben. Auch deshalb wollte ich den Sommer hier in den Bergen verbringen, fernab dieser aufgedrehten Kulturszene. Das ist ein richtiger Zirkus. Und ständig macht sich jemand an mich heran, sobald bekannt wird, dass ich wieder Single bin. Oder man versucht mich zu verkuppeln. Ich bin im Winter kaum zum Malen gekommen.«

»Die Entscheidung, hier in die Berge zu kommen, war genau richtig. Hier findest du Ruhe. Hier weiß niemand, dass du die berühmte Malerin Sandy Blue bist. Wie bist du übrigens zu diesem Namen gekommen?«

»Das war eine Idee meines Kunstagenten in New York und Teil seines Marketingkonzeptes. Nun ja, seine Rechnung ging auf. Als Alexandra Herzig hätten sich meine Bilder nicht so gut verkauft, sagte er. Anfangs war ich damit sehr unglücklich, doch jetzt weiß ich, dass es gut so war. Jetzt kann ich als Alexandra Herzig hier sein, als die, die ich wirklich bin.« Sie lächelte.

»Ich freue mich jedenfalls auf diesen Sommer hier! Und ich will mich auch noch mal herzlich bei dir und Toni bedanken, dass ihr mir geholfen habt, die Almhütte zu bekommen.«

»Gern geschehen! Wir haben doch nicht viel getan, dir nur die Adresse gegeben! Bist du mit dem Besitzer klargekommen?«

»Ja, ich glaube, er war sehr froh, dass ich die Almhütte gemietet habe. Er würde sie sogar verkaufen. Es ist ja keine Almhütte, zu der viel Land gehört. Es gehört nur ein kleines Grundstück dazu. Vielleicht erwerbe ich sie, dann sind wir fast Nachbarn.«

»Das wäre großartig, Alex! Dann könnte ich hoffen, dass du öfter kommst.«

»Ja, die Aussichten stehen gut dafür, sehr gut! Die Hütte ist einfach ein Traum. Sie ist noch ganz im alten Zustand. Kennst du sie?«

»Nein, das heißt, nur von außen. Aber ich werde dich besuchen, wenn ich dich nicht von der Arbeit abhalte?«

»Schmarrn, so heißt das doch in den Bergen oder?«

»Ja, es heißt so!«

»›Schmarrn‹ ist ein wunderbares Wort! Ich liebe es! Ihr habt hier in den Bergen so eine erfrischend direkte, tief ehrliche Sprache. Das gefällt mir sehr! Komme ruhig, so oft du willst, Anna! Ich freue mich auf jede Minute mit dir. Erinnerst du dich, wie du mir Modell gesessen hast?«

Sie lachten beide laut.

»O ja! Ich durfte mich nicht bewegen!« lachte Anna.

»Ich werde dich auf jeden Fall besuchen, Alex!«

»Es wird schön werden. Ich bin gespannt, wie dir meine Bilder gefallen. Du warst damals eine schonungslose und absolut ehrliche Kritikerin, Anna. Ich habe in den letzten Jahren, wenn ich unsicher war, oft an dich gedacht. Oh, wenn Doro jetzt hier wäre, dachte ich, sie könnte ich fragen und bekäme eine ehrliche Antwort.«

Sie lächelten sich an. Alex erzählte, sie habe viele Bilder mitgebracht, denen sie noch den letzten Schliff geben wollte. Es waren mehr oder weniger Pflichtarbeiten, die ihr Kunstagent in New York ihr aufgetragen hatte, weil solche Motive sich gut verkaufen ließen.