Toni der Hüttenwirt 229 – Heimatroman - Friederike von Buchner - E-Book

Toni der Hüttenwirt 229 – Heimatroman E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Erfolgreiche Romantitel wie "Wenn das Herz befiehlt", "Tausche Brautkleid gegen Liebe" oder besonders auch "Irrgarten der Gefühle" sprechen für sich – denn sie sprechen eine ganz eigene, eine unverwechselbare Sprache. Die Tür zwischen Bürgermeister Fellbachers Amtszimmer und dem Vorzimmer stand offen. Fritz Fellbacher trank Kaffee und las die Zeitung. Gina, die Gemeindesekretärin, klopfte kurz an den Türrahmen und trat ein. "Herr Bürgermeister, die Post! Den wichtigsten Brief habe ich oben draufgelegt", sagte sie, als sie ihm die Postmappe gab. Ihr Blick war ungewohnt ernst. Sie ging zum Schrank und holte den Obstler. Sie schenkte ein und stellte das Glas auf Fellbachers Schreibtisch. Auf der Stirn des Bürgermeisters von Waldkogel stand eine steile Falte wie immer, wenn er sich aufregte. "Gina, das ist doch wohl eine Unverschämtheit! Was denken die sich? Ja, sind die jetzt völlig deppert? So ein bodenloser Schwachsinn", brüllte Bürgermeister Fellbacher. "Nicht aufregen!", sagte Gina sanft und lächelte. "Nicht aufregen? Ich bin auf hundertachtzig und mehr!" Fellbacher kippte den Obstler hinunter.

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Toni der Hüttenwirt – 229–

So nicht, mein Lieber

Jochen lernt fürs Leben

Friederike von Buchner

Die Tür zwischen Bürgermeister Fellbachers Amtszimmer und dem Vorzimmer stand offen. Fritz Fellbacher trank Kaffee und las die Zeitung.

Gina, die Gemeindesekretärin, klopfte kurz an den Türrahmen und trat ein. »Herr Bürgermeister, die Post! Den wichtigsten Brief habe ich oben draufgelegt«, sagte sie, als sie ihm die Postmappe gab. Ihr Blick war ungewohnt ernst.

Sie ging zum Schrank und holte den Obstler. Sie schenkte ein und stellte das Glas auf Fellbachers Schreibtisch.

Auf der Stirn des Bürgermeisters von Waldkogel stand eine steile Falte wie immer, wenn er sich aufregte. »Gina, das ist doch wohl eine Unverschämtheit! Was denken die sich? Ja, sind die jetzt völlig deppert? So ein bodenloser Schwachsinn«, brüllte Bürgermeister Fellbacher.

»Nicht aufregen!«, sagte Gina sanft und lächelte.

»Nicht aufregen? Ich bin auf hundertachtzig und mehr!«

Fellbacher kippte den Obstler hinunter.

»Und wie sich das liest: ›Wegen mangelndem Interesse und drastischem Rückgang der Nutzerzahlen wird das Angebot des Kreises, den Bibliotheksbus betreffend, eingestellt. Nach reichlicher Prüfung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses wird dieses Angebot mit sofortiger Wirkung eingestellt.‹ Des muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.«

Fellbacher sprang auf und lief wütend herumfuchtelnd auf und ab.

»Da schreien alle, dass die Leut zu wenig lesen. Dass sie zu viel vor der Glotze hängen. Da werden teure Untersuchungen gemacht, um herauszufinden, dass unsere Kinder kaum Ahnung von unserer schönen Literatur haben. Und jetzt legen diese Deppen, diese Hornochsen, mir nichts, dir nichts den Bücherbus still!«

Gina blieb ruhig und nickte nur. Sie wusste, dass es am besten war, Fellbacher erst einmal auspoltern zu lassen.

»So nicht, mit mir nicht, Gina! Denen werde ich etwas erzählen. Hier nimm, Gina! Da oben steht die Telefonnummer der Fachabteilung im Kreisamt. Hol mir sofort den Fachabteilungsleiter ans Telefon!«

»Gern, Herr Bürgermeister!«

Gina ging zu ihrem Schreibtisch. Durch die offene Tür hörte Fellbacher, wie sie versuchte, den zuständigen Abteilungsleiter zu erreichen.

»Und wann kommt er wieder?«, fragte Gina. Sie verabschiedete sich und legte auf. »Herr Bürgermeister, der Fachbereichsleiter ist seit heute in Urlaub.«

»Des ist mal wieder typisch! Erst verschicken sie explosive Verfügungen und dann gehen sie in Deckung. Urlaub, dass ich nicht lache! Der Kerl drückt sich! Ich bin sicher, er denkt, dass sich der Sturm gelegt hat, bis er aus dem Urlaub zurückkommt. Da irrt er sich, da irrt er sich gewaltig. Wir lassen uns das nicht gefallen. Da wird immer von Bildung und Leseförderung geredet und dann legen sie den Bücherbus still. Mei, bin ich sauer!«

Bürgermeister Fellbacher blieb stehen und rieb sich das Kinn.

»Das wirksamste Mittel ist immer noch der Druck der Bürger«, sagte er. »Gina, wir sammeln Unterschriften. Das heißt, jemand übernimmt das, offiziell halte mich heraus. Aber zuerst müssen alle Waldkogeler informiert werden.«

Gina schlug vor, dass das mit einem Rundschreiben an alle Haushalte in Waldkogel geschehen könnte. Fellbacher stimmte zu. Sie setz­en sich sofort hin und formulierten das Schreiben an alle Bürger in Waldkogel.

Während der Brief kopiert wurde, überlegte Gina, wie die Schreiben schnellstmöglich verteilt werden könnten. Sie schlug vor, dass die Kinder von Bürgermeister Fellbacher und deren Freunde das übernehmen könnten.

»Das ist eine gute Idee, Gina. Die können den Brief überall verteilen. Dann wissen bis heute Abend alle in Waldkogel Bescheid.«

Fellbacher rief daheim an und sprach mit seiner Frau. Irene Fellbacher sagte zu, die Kinder sofort zu ihm zu schicken.

»So, die Sache kommt ins Rollen«, sagte Fellbacher und rieb sich die Hände. »Den Heinis werden wir einheizen, Gina.«

Fellbacher telefonierte mit den Kollegen in den Nachbargemeinden. Die meisten waren auch empört. Vor allem ärgerten sich alle, dass die Einstellung des Bücherbusses klammheimlich über die Bühne gehen sollte.

Nachdem er mit den Telefonaten fertig war, nahm er seinen Hut und stürmte aus dem Rathaus.

Gina sah aus dem Fenster, sie lächelte. Es wunderte sie nicht, dass Fellbacher hinüber ins Pfarrhaus lief. Pfarrer Zandler war sein Jugendfreund. Fellbacher vertraute ihm. Gina wusste, dass Fellbacher so manches mit dem Geistlichen beredete, bevor er das Thema zum Tagesordnungspunkt der nächsten Gemeinderatssitzung machte.

Fritz Fellbacher begrüßte Helene Träutlein, die Haushälterin des Geistlichen, nur kurz.

»Wo ist er?«, fragte Fellbacher.

»In seiner Studierstube«, rief Träutlein ihm nach. Ein Blick genügte ihr. Es war nicht zu übersehen, dass der Bürgermeister wütend war. Sie ging in die Küche und machte Kaffee.

»Heiner, des musst du lesen! Des ist die Höhe! Du wirst deinen Augen nicht trauen«, sagte Fellbacher beim Eintreten.

Pfarrer Heiner Zandler, der das Temperament seines Freundes gut kannte, lächelte ihn ruhig an. »Also erst mal ein herzliches ›Grüß Gott‹, Fritz!«

»Ja, ja ›Grüß Gott‹, hier lies!« Fellbacher setzte sich und wartete gespannt, bis der Pfarrer das Schreiben gelesen hatte. »Und was sagst dazu?« Fellbacher sprang auf. »Wieso kannst du so ruhig bleiben?« schrie Fellbacher.

»Fritz, ich bin genauso empört wie du. Das ist schon schlimm.«

»Schlimm, das ist eine Untertreibung, Heiner. Da wird immer geschrien, dass die Leut, besonders die Kinder, zu wenig lesen. Und jetzt das. Wie passt das zusammen? Was bilden die sich ein?«

Pfarrer Zandler schmunzelte. Er wusste, dass es besser war, wenn er Fellbacher Zeit gab, seinem Ärger und seiner Empörung Luft zu machen. Zandler bat Helene Träutlein, ihnen Kaffee und Kuchen zu bringen.

»Mei, Heiner, sag endlich was!«

»Gut, aber geh nicht gleich an die Decke.«

»Bist du vielleicht auf deren Seite?«, zischte Fellbacher.

»Schmarrn, Fritz! Was reimst du dir da zusammen?«

Pfarrer Zandler legte Fellbacher ein Stück Apfelkuchen auf den Teller.

»Fritz, ich will ehrlich sein. Wundern tut mich des net. Leider ist es so, dass es im Augenblick modern ist, an der Kultur zu sparen. Das passiert doch überall. Da wird eben gerechnet. Ein Bücherbus kostet Geld: Anschaffung, Unterhalt, Benzin, zwei Fahrer und zwei ausgebildete Bibliothekarinnen. Da kommt eine schöne Summe zusammen. Der Nutzen eines Bücherbusses lässt sich nicht so leicht nachweisen, geschweige denn, gegenrechnen.«

»Heiner, das weiß ich, das musst du mir nicht sagen. Der Bücherbus hält auf dem Marktplatz, vor dem Rathaus. Ich kann genau sehen, wie gut er genutzt wird. Und ich sage dir, da kommen nicht wenige.«

»Das weiß ich, Fritz. Ich kann es von meinem Fenster aus ebenfalls beobachten, wie die Waldkogeler auf den Bücherbus warten, von den Kindern, bis zu alten Leuten.«

»Ich habe einen Rundbrief an alle Haushalte geschrieben. Meine liebe Irene und unsere Kinder tragen ihn heute noch aus.«

»Was hast du geschrieben?«

Fritz Fellbacher gab Pfarrer Zandler einen Brief.

Er las. »Des hast du gut geschrieben. Der Aufruf, für die Kultur zu kämpfen, fällt sicher bei einigen Waldkogelern auf fruchtbaren Boden.«

»Nur bei einigen, denkst du? Nicht bei allen?«, brach es aus Fellbacher hervor. Er starrte den Geistlichen entsetzt an.

Pfarrer Zandler schmunzelte.

»Lege nicht jedes Wort auf die Goldwaage, Fritz. Wer selbst gern liest, der wird sich sicher empören. Aber es wird auch Stimmen geben, die sagen, Bücher sind altmodisch und überholt. Heute liest man auf dem Computer.«

»Ja, des dumme Gerede kenne ich, Heiner. Und dagegen kämpfe ich. Ein Buch ist ein Buch! Die Buchstaben darin sind gedruckt und unveränderlich. Ein Buch kann man seinen Kindern und Kindeskindern vererben. Meine Kinder zum Beispiel, die haben in den Regalen auch die Bücher, die ich und meine liebe Irene als Kinder gelesen haben. In Büchern kann man etwas anstreichen. Man legt Lesezeichen rein, an den Stellen, die einem besonders gefallen. Irene und ich haben bunte Herbstblätter und Blütenblätter in den Büchern gepresst. Mir wir es warm ums Herz, wenn ich die Widmung meiner Patentante lese. Sie hatte mir zu jedem Geburtstag und Namenstag Bücher geschenkt. Des kannst du mit diesem neumodischen Kram nicht machen. Komm mir nicht mit elektronischen Lesezeichen! Dann fange ich an zu schreien.«

Pfarrer Zandler lachte.

»Fritz, du rennst bei mir offene Türen ein. Ich habe nur aufgezählt, was in den Gehirnen dieser Ignoranten vor sich geht. Gebe der Herrgott den Menschen Einsicht«, seufzte Zandler.

»Genau, Heiner. Nix gegen die moderne Technik. Wer sie haben und nutzen will, der soll es tun. Aber es muss weiterhin das Buch geben. Und deshalb lasse ich mir den Bücherbus nicht streitig machen. Ich werde dafür kämpfen und hoffentlich viele Mitstreiter finden.«

»Meine Unterstützung hast du, Fritz.«

»Danke, Heiner!«, sagte Fellbacher. Er trank einen Schluck Kaffee. »Heiner, ich gestehe dir und nur dir, dass ich wenig Hoffnung habe, dass dieser hirnrissige Beschluss rückgängig gemacht wird. Geld regiert die Welt. Des ist eine alte Weisheit. Leider bestimmt die Wirtschaftlichkeit heute mehr denn je das Leben. Wo bleiben dabei Kultur und Tradition?«

Pfarrer Zandler nickte.

»Ja, ja, so ist es, Fritz. Aber jetzt hörst du auf zu jammern. Das bringt nichts. Ich werde dir helfen.«

»Wie?«

»Ich werde ebenfalls Unterschriften sammeln für den Weiterbestand des Bücherbusses. Die Frauen aus Helene Träutleins Kaffeekränzchen werden gewiss mitmachen. Auf jeden Fall werden wir uns gegen den Beschluss wehren.«

»Des ist gut.«

»Des hattest dir doch erhofft.«

»Ja, aber mehr unterbewusst. Ich war so voller Empörung und Wut, dass ich irgendwie blockiert war.«

»Des ist oft so. Außerdem bist du sehr temperamentvoll.«

Fellbacher grinste. »Ja, das bin ich. Meine Irene sagt oft, ich sei wie ein Glas Bier. Wenn man zu schnell einschenkt, läuft es über.«

»Damit hat Irene recht. Aber du hast das Herz auf dem rechten Fleck, Fritz. Und nur das ist wichtig.«

Sie tranken ihren Kaffee aus und aßen den Kuchen. Dann verabschiedete sich Fellbacher. Pfarrer Zandler sprach sofort mit seiner Haushälterin.

Im Rathaus erfuhr Fellbacher von Gina, dass seine Frau mit den Kindern schon dagewesen sei. Sie seien bereits in Waldkogel unterwegs, um die Rundschreiben zu verteilen.

*

Sandra Dauber saß im Personalraum des Lokals und machte eine Pause. Rita kam herein, beide jungen Frauen jobbten hier neben ihrem Studium.

»Du, Sandra, der Typ ist wieder da. Er verlangt ausdrücklich nach dir – er will nur von dir bedient werden.«

»Mein Gott, nicht schon wieder!«, stöhnte Sandra.

»Sandra, du muss rausgehen. Der Chef war schon bei ihm am Tisch. Von ihm wollte er auch nicht bedient werden. Komm schon!«

»Nein, ich habe Pause. Sage ihm, ich sei nicht da.«

Rita grinste. »Das habe ich als Erstes versucht. Es war vergeblich. Er hat dich gesehen, als du draußen bedient hast.«

»Rita, bitte, lass dir etwas einfallen. Der Typ nervt.«

Bernd Moser, der Chef, stand im Türrahmen. »Sandra, komm! Der Typ ist ein Gast wie jeder andere. Außerdem kann man ihn als Stammgast bezeichnen. Seit Wochen kommt er mittags und abends zum Essen her.«

»Nur wenn Sandra im Dienst ist«, sagte Rita spitz.

Sandra holte tief Luft. »Bernd, ich sage dir jetzt mal etwas. Ich jobbe hier, weil ich das Geld für mein Studium brauche. Ich bin Bedienung und keine Sklavin und schon gar nicht die dieses Herrn. Er nervt. Er lässt jedes Mal einen sehr großen Schein auf dem Tisch liegen. Das Trinkgeld ist höher als die Rechnung. Der Typ hat doch eine Schraube locker. Er will sich mit mir verabreden. Das ist Stalking, sage ich. Ich habe ihm deutlich gesagt, dass er das lassen soll. Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Interesse habe. Und ihm gesagt, dass es uns untersagt ist, uns mit Gästen zu verabreden. Er nimmt es einfach nicht zur Kenntnis. Ich fühle mich belästigt. Erheblich belästigt, verstehst du?«

Bernd Moser schmunzelte. »Du wirst ihm gefallen, Sandra.«

»Er gefällt mir aber nicht. Entweder, du findest eine Möglichkeit, dass ich ihn nie mehr bedienen muss, oder … oder ich kündige«, drohte Sandra.

»Bist du wahnsinnig, Sandra?«, rief Rita.

»Nein, ich fühle mich in die Enge getrieben.«

»Kündigung abgelehnt, Sandra!«, lachte Bernd. Dann sah er Sandra an und seufzte tief. Er schaute auf die Uhr. »Eure Ablösung kommt zwar erst in einer Stunde. Aber ihr macht jetzt beide Schluss und verschwindet durch die Hintertür.«

»Nein«, sagte Sandra. »Du glaubst doch nicht, dass ich auf eine Stunde verzichte? Und Rita hat damit nichts zu tun.«

»Madln, nun macht es mir doch net so schwer«, stöhnte Bernd. Er rieb sich das Kinn. »Ich hab’s«, sagte er. »Ihr geht beide an den Tisch. Du, Rita, übernimmst die Essensbestellung und Sandra die Getränke.«

»Nein«, brummte Sandra. »Wenn er mich wieder anmacht, dann kann es durchaus passieren, dass ich ihm die Getränke überschütte, die er immer bestellt. Vielleicht sollte ich das überhaupt mal machen, dann wird er bestimmt nicht wieder kommen.«

Bernd grinste. Er dachte sich seinen Teil. Es sah so aus, als wäre dieser Gast in Sandra verliebt. Aus eigener Erfahrung wusste Bernd, dass Liebe nicht immer auf Gegenliebe stößt.

»Okay«, sagte Bernd, »dann bedienen wir zusammen. Los, komm!«

Der Gast saß am gleichen Tisch, wie jeden Tag. Er hatte ihn telefonisch reservieren lassen.

Bernd reichte ihm die Speisekarte. Sandra stand daneben. Sie vermied es, den Gast anzusehen.

Nach einem kurzen Blick in die Speisekarte, bestellte er.

Bernd empfahl ihm einen Wein.

Etwas später servierten die beiden Essen und Getränke. Sandras Ablehnung entging dem Gast nicht. Während er aß, verfolgte er sie mit Blicken, wie sie an anderen Tischen bediente.

Zum Kassieren ging Bernd allein zu dem Gast. Dieser zahlte und reichte Bernd einen großen Geldschein.

»Können Sie den der jungen Frau geben?«, fragte er leise. »Sie scheint heute einen schlechten Tag zu haben. Sonst ist sie immer viel freundlicher.«

»Jeder hat mal einen schlechten Tag«, bemerkte Bernd.

»Das stimmt. Sagen Sie ihr bitte Grüße – und was ihr auch immer den Tag verdorben hat, sie soll es sich nicht so zu Herzen nehmen. Gibt es etwas, mit dem man sie aufmuntern könnte?«

»Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass wir hier Abstand zu den Gästen wahren, Herr …«

»Fischer«, sagte der Gast, »Jochen Fischer!«

Bernd fiel ein, woher er diesen Gast kannte und warum er ihm so bekannt vorgekommen war. Das ließ er sich aber nicht anmerken.

»Aber den Namen der jungen Frau können Sie einem so guten Stammgast wie mir verraten, oder?«

»Eigentlich nicht, aber ich will eine Ausnahme machen, Herr Fischer. Sie heißt Sandra Dauber«, sagte Bernd leise. »Aber Sie wissen das nicht von mir.«

»Natürlich nicht!«, lächelte Jochen Fischer.

Er blieb noch ein wenig am Tisch sitzen und trank den Wein aus. Dann verließ er das Lokal.

»Endlich«, seufzte Sandra erleichtert, als sie sah, dass er ging.

Es dauerte keine zehn Minuten, dann brachte ein Bote einen Rosenstrauß mit mehreren dutzend Rosen für Sandra. Auf der beiliegenden Karte stand: Ich hoffe, dass die Blumen Freude machen und ein Lächeln herbeizaubern, J. F., las Sandra laut vor. Sie schüttelte den Kopf. »Wer ist denn bitte ›J. F.‹?«

»Sandra, das ist der Gast, der dich gern sieht.«

»Ich bin nicht beeindruckt, weder von seinen Trinkgeldern, noch den Rosen. Der hat echt eine Meise. Bei dem ist eine Schraube locker.«

Sandra sah Bernd an. Sie zuckte mit den Schultern. »Bernd, mich nervt die Sache. Ich will meine Arbeit tun und sonst nichts. Woher weiß der Typ meinen Namen? ›Für Sandra‹ steht auf dem Umschlag.«

»Er wird ihn aufgeschnappt haben«, flunkerte Bernd. »Außerdem weiß ich, wer ›J. F.‹ ist, Sandra.«

»Wer?«

»Nicht hier und jetzt. Wir könnten uns heute Abend treffen, wenn du willst.«

»Sandra und ich sind ohnehin verabredet«, sagte Rita.